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Mimi19

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Und doch so fern (ISBN: 9783947767083)

Bewertung zu "Und doch so fern" von Paolo Di Paolo

Und doch so fern
Mimi19vor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein ungewöhliches Buch
Und doch so fern

‚Und doch so fern‘ spielt im Rom der 80er Jahre. Das Buch umfasst die Geschichten dreier Frauen, die ungewollt schwanger wurden. Das Ganze wird aus der Perspektive einer außenstehenden Person erzählt, die sich von Zeit zu Zeit immer wieder selbst zum Geschehen äußert. Das hat mich besonders am Anfang sehr irritiert, gegen Ende des Buches klärt sich das 'Warum' allerdings auf.

Die Geschichten der jeweiligen Frauen werden sehr ehrlich und schonungslos erzählt. Die Art, in der der Autor Handlungen, Stimmungen und Beziehungsgeflechte beschreibt, ist teilweise abstoßend. Immer wieder verwendet er sogar eine sehr vulgäre Sprache. Sprachlich fand ich das Buch schwierig, jedoch wurden die Charaktere dadurch sehr authentisch.

Die Geschichten der Frauen haben ein offenes Ende. Als Leser stellt man sich immer wieder die Frage, welchen Bezug diese zueinander haben. Der letzte Abschnitt bringt allerdings Licht ins Dunkle und hat mich persönlich sehr überrascht.

Fazit: Mit ‚Und doch so fern‘ hat Paolo di Paolo ein ungewöhnliches Buch geschrieben, das bis zuletzt spannend bleibt und sich kritisch mit dem Thema Elternschaft auseinandersetzt. Trotz des etwas schwierigen Sprachstils hat mich das Buch überzeugt und ich würde es weiterempfehlen.

Cover des Buches Waldinneres (ISBN: 9783103970838)

Bewertung zu "Waldinneres" von Mónica Subietas

Waldinneres
Mimi19vor 2 Jahren
Kurzmeinung: Spannender und informativer Roman über das Thema 'Kunstraub'
Waldinneres

‚Waldinneres‘ – von Mónica Subietas geschrieben und Lisa Grüneisen übersetzt, hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman beginnt mit einem Blick in die Zukunft, einem schlimmen Ereignis, dessen Auflösung jedoch nicht der Kern der Erzählung ist. Vielmehr geht es um zwei Familiengeschichten, die eng mit einem Raubkunstgemälde verstrickt sind.

Aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt, erfährt der Leser nach und nach, was es mit dem Gemälde auf sich hat. Mónica Subietas hat ihren Roman hierfür in sehr kurze Kapitel eingeteilt, die meist dem Protagonisten ‚Gottfried‘ gewidmet sind. Durch den Perspektivwechsel gibt sie aber auch jedem anderen Charakter eine Stimme. Allgemein finde ich die Personen sehr lebendig beschrieben.

Die verwendeten Sätze sind, ebenso wie die Kapitel, recht kurz und schlicht gehalten. Der Roman liest sich sehr flüssig, ich bin geradezu ‚durchgerauscht‘.

FAZIT: Ein spannender Roman, der sowohl fesselt als auch über das Thema Kunstraub aufklärt. Ich mag Geschichten, die am Anfang aus vielen losen Enden bestehen und schlussendlich zu einem zentralen Punkt zusammenlaufen. Dies ist Mónica Subietas gelungen und ich würde ihr Buch auf jeden Fall weiterempfehlen!

Cover des Buches Achtsam und stark. Zehn Wochen Yoga für mehr Kraft, Ruhe und Zufriedenheit. (ISBN: 9783767912878)

Bewertung zu "Achtsam und stark. Zehn Wochen Yoga für mehr Kraft, Ruhe und Zufriedenheit." von Nicola Jane Hobbs

Achtsam und stark. Zehn Wochen Yoga für mehr Kraft, Ruhe und Zufriedenheit.
Mimi19vor 2 Jahren
Informatives Werk

'achtsam und stark' – Zehn Wochen Yoga für mehr Kraft, Ruhe und Zufriedenheit

Das Buch startet mit einer persönlichen Einleitung der Autorin, in der sie ihren Weg zum 'Yoga als Geschenk' beschreibt. Die folgenden Seiten beantworten alle Fragen rund ums Yoga und gehen auf dessen verschiedene Aspekte ein. So schreibt sie beispielsweise über die zehn Pfeiler des achtsamen Lebens, die sieben Pfade des Yogas, die fünf Zweige der Gesundheit, das Universum des Körpers und den Atem als wichtige Brücke. 

Dieser Teil des Buches hat mich sehr beeindruckt, denn wie viele andere Praktizierende habe ich Yoga zuvor hauptsächlich als körperliches Training verschiedener Haltungen ausgeübt. Wie ich im Buch gelernt habe, praktizierte ich überwiegend Hatha-Yoga, das Yoga der körperlichen Anstrengung. Interessant fand ich, dass es noch „viele Möglichkeiten gibt, Yoga jenseits der Matte zu praktizieren und die Weisheit und das Mitgefühl (…) in unser tägliches Leben zu integrieren.“ (S. 20). Dazu gehören Karma-Yoga, das Yoga der Handlung (z.B. soziales Engagement) und Jnana-Yoga, der Pfad der Weisheit (Selbstreflexion). 

Sehr gut gefiel mir auch das Kapitel über die Yogasprache, in dem die am häufigsten gebrauchten Begriffe leicht verständlich erklärt wurden. 

Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit den körperlichen Übungen. Dazu hat die Autorin ein zehn Wochen Programm erstellt, welches sie sehr übersichtlich und strukturiert in Sequenzen unterteilt hat, die aufeinander aufbauen. So praktiziert man in Woche eins zehn Minuten pro Tag, in Woche zehn jedoch schon ca. eine Stunde. Das Wochenprogramm beginnt jeweils mit einem Thema , zu dem Achtsamkeitsübungen, eine Atemübung und eine passende Meditation vorgeschlagen werden. Danach folgen auf einer Seite die Asanas (Haltungen) der Woche. Jeder Haltung ist nachfolgend eine Seite des Buches gewidmet, mit Zeichnung und überaus detaillierter Beschreibung. Somit ist es fast unmöglich, die Haltungen „falsch“ zu praktizieren. 

Der dritte Teil des Buches nennt sich 'Erkunden'. Darin sind verschiedene Yogasequenzen zu bestimmten Themen wie 'Erdung', 'Energie tanken' und 'Loslassen' abgebildet. 

Auch der praktische Teil des Buches hat mich überzeugt. Einziger Kritikpunkt ist die Bindung des Buches. Optisch sehr schön, jedoch klappte es mir beim Yoga machen meist von allein zu, weshalb ich die Seiten beschweren musste.

Fazit: 

Die Autorin hat mit 'achtsam und stark' ein unglaublich tolles Werk geschaffen, das mit seiner liebevollen Gestaltung und seinem fachlichen Inhalt punktet. Ich habe jede Menge dazugelernt und werde auch in Zukunft immer wieder bestimmte Themen oder Asanas nachschlagen. 


Cover des Buches Die Molche (ISBN: 9783832181727)

Bewertung zu "Die Molche" von Volker Widmann

Die Molche
Mimi19vor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein schöner Roman über das Leben im Dorf, die Freundschaft, und das 'Großwerden'.
Kraftvoller Debütroman

Der Debütroman von Volker Widmann spielt in einem bayrischen Dorf im Nachkriegsdeutschland. Der Protagonist Max und sein verträumter Bruder haben es als Zugezogene schwer, im Dorf Freunde zu finden. Für eine Gruppe älterer Jungs aus dem Dorf sind sie so ein gefundenes Fressen und müssen sich immer wieder den Quälereien der Bande stellen. Dies geht so weit, dass Max kleiner Bruder stirbt. Sein Tod wird schnell als Unfall abgetan und die Kinder bewahren Stillschweigen. Max trägt fortan die Last des Schmerzes und seiner Schuld, nicht geholfen zu haben, mit sich herum. Auch zu Hause kann er sich niemandem anvertrauen. Immer öfter streift er nun allein durch Wälder und Wiesen und sucht Trost in der Natur. Als er schließlich doch zwei Freunde findet, gehen sie gemeinsam gegen die Drangsalierer vor und entdecken die Kraft der Freundschaft.


Der Einstieg ins Buch fiel mir sehr leicht, da mich die Geschichte im Nu gepackt hat. Bereits auf den ersten Seiten des Buches ereignen sich viele Dinge, unter anderem der Tod des kleinen Jungen, und als Leser ist man sofort mitten im Geschehen. Anschließend zog sich der Mittelteil etwas hin. Darüber konnte ich jedoch hinwegsehen, da diese Seiten die Gefühlswelt von Max sehr gut widerspiegeln. Seine Einsamkeit, seinen Schmerz, die allgegenwärtige Schuld, seinem Bruder nicht geholfen zu haben. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse wieder und ich konnte das Buch nicht mehr beiseite legen, bis die letzte Seite gelesen war.


Der Schreibstil Widmanns gefiel mir an sich sehr gut. Durch die vielen beschreibenden Passagen hatte ich ein klares Bild des Dorfes und der dort lebenden Personen vor mir, hatte teilweise das Gefühl, die Düfte der Pflanzen selbst zu riechen und die Kraft der Natur in mir aufzusaugen. 

Jedoch bereiteten mir die verschachtelten Sätze mit den vielen eingeschobenen Nebensätzen Mühe. Einige Abschnitte musste ich zweimal lesen, da meiner Meinung nach der 'Kern' des Satzes verloren ging und ich ihn erst suchen musste, was den Lesefluss immer wieder unterbrach.

Ein Beispiel hierfür: „Sie fuhr unter einem blauen Himmel mit großen weißen Wolken, und ihr Schatten, ein Mädchen, das sehr aufrecht und anmutig im Sattel sitzt und kräftig in die Pedale tritt, jagte fröhlich hinter ihr her, für Augenblicke über Blütenweiß, sich auflösend im grünlichen Geflimmer unter den Bäumen, im Sonnenlicht aufs Neue unter die Reifen springend.“ S.66 


Trotz kleiner Schwierigkeiten mit dem Schreibstil und teilweise nicht ganz so aufregenden Seiten las ich das Buch in wenigen Tagen durch und empfehle es gerne weiter. Ein schöner Roman über das Leben im Dorf, die Freundschaft, und das 'Großwerden'. 

Cover des Buches Liebe Steine Scherben (ISBN: 9783351050061)

Bewertung zu "Liebe Steine Scherben" von Jelle Behnert

Liebe Steine Scherben
Mimi19vor 10 Jahren
Abschreckung pur

Tilda und Johann. Johann und Tilda. Ein Gesetz, dass für immer bestehen sollte. Doch es bricht, als Sebastian die Zweisamkeit stört. So wird der heiße Sommer 1977 einer der komplexesten Sommer für drei von der Pubertät verwirrte Jugendliche.

Kraftvoll berichtet Jelle Behnert von der aufwühlenden Zeit des Jahres 1977, von der RAF und vom komplizierten Erwachsenwerden. Sprachlich ein großes, wuchtiges Werk, Verständlich teilweise gleich null. Die Charaktere wirken mit ihren maximal 14-15 Jahren derart übertrieben und keineswegs altersgerecht. Zudem werden die Jugendlichen oft unauthentisch und künstlich gezeichnet. Alle 3 haben einen sehr seltsamen Charakter, auch ihr handeln selbst ist nicht nachvollziehbar.

Die Geschichte an sich war für mich durchgängig verstörend und schockierend. Selbst die Gedanken der Heranwachsenden sind abstoßend und von Hass und Gewalt gezeichnet. Wahnvorstellungen, Hirngespinster und fast schon „Teufelsbesetzungen“ sind nicht selten im Buch zu finden.

Mein Fazit:

Abstoßend, eklig, komplex – nicht zu empfehlen!

Cover des Buches Ein Tag im März (ISBN: 9783404169252)

Bewertung zu "Ein Tag im März" von Jessica Thompson

Ein Tag im März
Mimi19vor 10 Jahren
Vergebung in ihrer wundervollsten Art und Weise

Verzeihen – Verb Feindseligkeit/ Verbitterung/ Missgunst/ Ärger aufgeben, erlittenes Unrecht vergeben

Ein einziger Tag im März, der das Leben vieler grundlegend verändert. Ein Schuss, und schon hat Bryony ihren Mann für immer verloren. Keon, der schoss, wird den Rest seines Lebens unter der Last dieser Schuld leiden. Sara, die an diesem verhängnisvollen Abend eine schreckliche Entdeckung machte. Und Rachel, deren Leben an einem Stück Papier hängt.

All diesen ausdrucksstarken Charaktere hauchte Jessica Thompson mit ihrer einfühlsamen Art ein Leben ein. Das Buch dreht sich nicht um Fakten. Es geht besonders um Gefühle und Gedanken, Freundschaft und Hass, ja, selbst kleinste Gesten erzielen große Wirkung. Vor allem jedoch zielte die Autorin auf eine Geste: Die Vergebung.

Irren ist menschlich – verzeihen ist göttlich

Alexander Pope

Die Erzählstränge ihrer einzelnen Protagonisten flicht Jessica Thompson geschickt mit  viel Herz und Fantasie zusammen. Und nein, sie beschönigt weder die grausame Realität, noch hinterließ sie mich mit einem faden Beigeschmack. Alle Charaktere haben am Ende der 432 aus ihrem Verhalten dem Leben gegenüber gelernt. Auch ich nahm einzelne Lebensweisheiten mit auf den Weg. Solche, die ich mir beim Lesen selbst gebildet hatte. Manche Fehler muss man nicht schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Man kann sie durch gute Bücher vermeiden.

Mein Fazit:

Ein ausdrucksstarker, einfühlsamer, nachdenklicher Roman, der durch ein wundervoll gewähltes Thema die Herzen öffnet.

 

 

 

Cover des Buches 12 things to do before you crash and burn (ISBN: 9783836957564)

Bewertung zu "12 things to do before you crash and burn" von James Proimos

12 things to do before you crash and burn
Mimi19vor 10 Jahren
Lieber nicht!

Nach dem Begräbnis seines Vaters verbringt Hercules den Rest der Ferien bei seinem Onkel Anthony. Auf ihn wartet eine Liste mit 12 Aufgaben und jede Menge Liebeschaos. Vergeblich sucht er die unbekannte Schöne aus dem Zug und muss dabei einiges Hürden nehmen...

 

Der Titel des Buch schließt meiner Meinung nach eher auf ein trauriges, von einer Krankheit gezeichnetes Buch, mit 12 Dingen, die vor dem Tod getan werden wollen. Doch nicht so hier: Die angebliche „Liste“ stellt sich als Schmierzettel mit 12 einfallslosen Alltäglichkeiten heraus und spielt im ganzen Buch nur eine winzige Nebenrolle.

 

Dafür dominieren auf 118 Seiten die kürzesten und ausdruckslosesten Sätze, die der Autor nur gefunden hat. Emotionen? – Fehlanzeige! In knappen 45 Minuten hatte ich das Buch durchgelesen und wurde ehrlich gesagt nicht einmal nur ansatzweise begeistert, im Gegenzug zumindest ordentlich gelangweilt.

 

Auch der Preis ist für dieses dünne Büchlein mehr wie überzogen und absolut nicht gerechtfertigt.

 

Mein Fazit:

Ein platter, emotionsloser Roman über einen ständig fluchenden Jugendlichen und dessen absurden Sommer.

Cover des Buches Die Liebe zu Rosen mit Dornen (ISBN: 9783442479023)

Bewertung zu "Die Liebe zu Rosen mit Dornen" von Margaret Dilloway

Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Mimi19vor 10 Jahren
Grenzenlose Liebe

Manche Leute klagen immerfort, dass Rosen Dornen haben. Ich dagegen freue mich, dass Dornen Rosen haben.

Alphonse Karr

Zurückgezogen lebt die Lehrerin Gal in einem kleinen Häuschen. Ihre Liebe zu Rosen ist grenzenlos und scheinbar das einzige, das sie besitzt. Als plötzlich ihre 15-jährige Nichte Riley und der Lehrer Morton in ihr Leben treten, gerät ihr streng organisiertes Leben komplett aus den Fugen und nichts ist mehr so, wie es war...

Rückblickend löste das Buch die unterschiedlichsten Gefühle in mir aus. Ich fühlte mich einsam, ungeliebt und von einer Krankheit gestraft, aber auch geschätzt und besonders. All die Emotionen, die Margaret Dilloway ihrer Protagonistin Galilee gab, übertrugen sich eins zu eins auf mich. Bei „Die Liebe zu Rosen mit Dornen“ handelt es sich um ein sehr gefühlbeladenes, ausdruckvolles Werk, welches vielleicht auf nicht immer leicht verdaubare Kost darstellt. Man merkt, wie sehr der Autorin bestimmte Themen am Herzen liegen, denn diese füllt sie mit der unfassbaren Kraft der Worte direkt dem Leser in die Seele.

Doch nicht nur emotional bewegt sich das Buch auf hohem Niveau, auch die von Gal geliebte Flora bildet einen zentralen Bildungspunkt der Geschichte. Wer nicht nach der 448. Seite das Gefühl hat, nun selbst erfolgreicher Rosenzüchter zu werden zu können, hat das Buch vermutlich nur überflogen. 

Ein einziger Kritikpunkt:  „Die Liebe zu Rosen mit Dornen“ zog sich an manchen Stellen leider recht eintönig in die Länge.

Mein Fazit:

Ein unglaublich facettenreicher, emotionsgeladener und informativer Roman!

Cover des Buches Fünf Kopeken (ISBN: 9783847905356)

Bewertung zu "Fünf Kopeken" von Sarah Stricker

Fünf Kopeken
Mimi19vor 10 Jahren
Pure Faszination

"Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt. 'Doofsein kannst du dir mit dem Gesicht wenigstens nicht erlauben', sagte er, und wie mit Allem im Leben hatte er natürlich auch damit recht. Also machte meine Mutter das, was sie am besten konnte: alle stolz. Mein armer Großvater konnte sich kaum entscheiden, welche ihrer tollen Begabungen das gesamte Gewicht seiner übersteigerten Erwartungen am meisten verdiente. Das Einzige, wozu meiner Mutter leider völlig das Talent fehlte, war die Liebe." Als diese mit einem Mal doch zuschlägt, mit einer solchen Wucht, dass die Mutter ein halbes Leben braucht, um sich davon zu erholen.

Ich schäme mich fast, dass ich den Klappentext des Buches kopiert habe. Doch nie zuvor haben diese wenigen Wörter und Sätze ein Buch so hervorragend beschrieben, wie man es selbst als Rezensent hätte tun können.

Schönheit ist relativ. Oder nicht? Seit „5 Kopeken“ bin ich mir sicher: Sie ist es! Die erste Seite des Buches handelt ausschließlich von Hässlichkeit, doch die Sätze enthalten so viel unglaubliche Schönheit und beeindruckende Intensivität, wie es nur wenige in der deutschen Sprache beherrschen. Nie bin ich dermaßen verschachtelten Sätzen mit so viel bedeutendem Inhalt mit jeder Menge Verständnis begegnet.

Die Liebe kämpft nicht mit fairen Mitteln. Sie berauscht den Gegner. Sie täuscht ihm vor, auf seiner Seite zu sein. Sie wiegt ihn im Glauben des Triumphs. Aber die hinterhältigste Waffe von allen ist die Hoffnung. Die Hoffnung ist es, die einen davon abhält, sich zur Wehr zu setzen. Die einen dazu bringt, der eigenen Vernunft zu misstrauen. Die einen immer weiter kämpfen lässt, so aussichtslos die Lage auch ist.

Zitat S. 478

Doch nicht immer ist es leicht, den Inhalt zu verarbeiten. Selbstverachtung, Demütigung und Hass prägen im Wesentlichen die Geschichte. Die namenlose Protagonistin verliert sich immer mehr, verliert den Boden unter den Füßen, kann ohne diesen Menschen nicht mehr Leben. Es ist erschreckend nah und ausführlich beschrieben, welche hohen Wellen unerwiderte Liebe schlagen kann.

In der Liebe ist Stolz das erste Opfer. Man kann sich mit Verachtung rüsten. Man kann die beiden Späher Hohn und Spott vorrausschicken, um das Lager des Feindes auszukundschaften. Aber je stolzer der Mensch, desto weniger wird er ihren Warnungen Beachtung schenken. Und umso verheerender sind am Ende die Verluste.

Zitat S. 453

Mein Fazit:

512 Seiten pure Faszination. Noch nie war Hässlichkeit schöner wie in diesem Buch. Es ist eines der größten, die ich je gelesen habe.

Cover des Buches Zwischen uns das Meer (ISBN: 9783548284781)

Bewertung zu "Zwischen uns das Meer" von Kristin Hannah

Zwischen uns das Meer
Mimi19vor 10 Jahren
Soldatenherz

"Weisheit bekommen wir nicht geschenkt;
wir müssen sie entdecken, nach einer Reise,
die niemand uns abnehmen oder
ersparen kann.
Marcel Proust"
(Zitat S. 319)

 

Ich liebe dich nicht mehr. Jolene, Mutter zweier Kinder, zieht nach einem schrecklichen Streit mit ihrem Mann in den Krieg. Michael ist von der ersten Minute an überfordert, doch die Zeit zollt diesen Tribut. Nicht wieder gutmachen kann er allerdings diesen Satz, den er ihr ins Gesicht geschleudert hatte. Als Jolene im Irak schwer verwundet wird, „kommt Michael endlich zur Besinnung: Ihm wird bewusst, dass er kurz davor ist, die Liebe seines Lebens zu verlieren, und er will ihr beistehen. Doch Jolene will ihn nie mehr sehen – zu tief sitzt der Schmerz. Aber Michael kämpft – wird es ihm gelingen, ihr Herz zurückzugewinnen?“

Zwischen uns das Meer. Eine unfassbare Entfernung. Krieg, Tod, Angst, Leiden. Die unfassbaren, grausamen und schmerzlichen Anblicke, verdrängt von uns, von denen, die Zusehen wie tapfere Mütter, Väter, Freundinnen, Freunde, Bekannte, Geliebte, Söhne und Töchter für ein Land kämpfen. Unser Land. Doch wie geht es IHNEN dabei? Wenn sie zurückkommen. Oder auch, wenn nicht. Kristin Hannah verschließt nicht die Augen. Sie öffnet sie. Und zwar auf diesen bewegenden 512 Seiten.

Ich habe dicke Tränen geweint. Ich habe süße Tränen gelacht. Und ich hatte Angst. Es ist wahrlich ein kleines Kunstwerk, dieses Buch. Kristin Hannah vereinigt so viele wichtige und bedeutsame Themen auf höchst emotionaler Basis. Sie macht auf vergessenes Schicksal aufmerksam und  scheut sich nicht davor, Tabuthemen anzuschneiden. Es ist einfach unbeschreiblich mitreißend.

Ich empfinde den allergrößten Respekt gegenüber diesen tapferen Frauen und Männern.

... und vor der Frau, die dieses schwere Schicksal nicht vergessen lässt.

Über mich

  • weiblich
  • 19.07.1998

Lieblingsgenres

Biografien, Historische Romane, Sachbücher, Liebesromane, Literatur, Unterhaltung

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