Ich war extrem auf Redrics und Lynx’ Geschichte gespannt, weil ich gerne Bücher lese, die mich aus meiner Komfortzone reißen und an meinen Grenzen des Aushaltbaren kratzen. Genau so ein Buch war “Redric”. Stellenweise war es sogar deutlich brutaler und unverblümter, als ich erwartet hatte. Vor allem s*x*elle G*walt wird explizit dargestellt und immer, wenn ich glaubte, dass es schlimmer nicht mehr geht, belehrte mich die Autorin eines Besseren.
Der Fokus des Buches liegt auf Redrics Lebens- und Leidensgeschichte, die von der Protagonistin Lynx Stück für Stück aufgedröselt wird und die mich tief berührt und mitgenommen hat. Alle Haupt-und Nebenfiguren kommen mit ihren Ecken und Kanten daher und vor allem Redric selbst fühlte sich für mich sehr “echt” an. Lynx handelte an der ein oder anderen Stelle nicht ganz nachvollziehbar, vor allem ihr Beweggrund dafür, Redric zu helfen, hat sich mir nicht ganz erschlossen.
Auch Lynx’ multiple Angststörungen stellten letztendlich kein wirkliches Hindernis dar, was ich mir an der ein oder anderen Stelle gewünscht hätte. Der Schrecken, der hier beschrieben wird, wird durch Lynx’ selbstironische Art relativiert, was der Geschichte einen Hauch Leichtigkeit zurückgibt und das Lesen der teils heftigen Szenen erleichtert. Die Romanze ist schön beschrieben und der Situation, in der die beiden sich befinden, absolut angemessen.
Dass Redric absolut nicht dem klassisch männlichen Schönheitsideal entspricht, hat mir auch sehr gut gefallen. Da Redric neben Lynx auch eine starke Charakterentwicklung hinlegt, hätte ich mir allerdings noch das ein oder andere Kapitel aus seiner Sicht gewünscht. Die Geschichte lässt einen mit einem beklemmenden Gefühl zurück. Ich kann nicht sagen, dass ich mit dem Ende nicht zufrieden bin. Es ist einfach...dass dieses Buch durch und durch unbequem ist. Und daher um so wichtiger!
(Hinweis: Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten)