Iris Grädler schenkt uns nach ihrem verheißungsvollen Debütroman "Meer des Schweigens" den zweiten Fall von DI Collin Brown. Vor der Kulisse Cornwalls entwickelt sich eine spannende Kriminalgeschichte aus einem zunächst harmlos erscheinenden LKW-Unfall. Nach und nach deckt der sympathische Detective das düstere Geheimnis der Familie Hattonfield auf und die parallelen Handlungsträge werden dabei sprachlich geschickt miteinander verpflochten. Im Vordergrund der Geschichte steht nicht unbedigt die besonders ausgefeilte Aufklärung der Morde, sondern die menschlichen Tragödien um Macht und ihrem Missbrauch. Der Roman bleibt bis zum Schluß spannend und nach 400 kurzweiligen Seiten möchte man sofort mit dem nächsten Fall von DI Brown anfangen. Bitte mehr davon!
Mister-Ramses
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Rezensionen und Bewertungen
Wer bei Cornwall an Rosamunde Pilcherhaften Kitsch denkt und glaubt, nur Elizabeth George könne psychologisch ausgefeilte Krimis schreiben, wird von Iris Grädler eines Besseren belehrt. In ihrem Debütroman "Meer des Schweigens" betritt mit Collin Brown ein sympathischer Detective Inspector jenseits einschlägiger Klischees die Bühne. Ein Polizist wider Willen, der nicht nur ein Privatleben mit intakter Familie, sondern mit der Bildhauerei auch ein nicht alltägliches Hobby hat. Und auch die Charaktere der Protagonisten im vorliegenden Kriminalfall werden sprachlich anspruchsvoll ausgeleuchtet. Die Geschichte besteht aus unterschiedlichen Handlungssträngen, die zunächst wenig zusammenhängend erscheinen und mit jedem Kapitel tiefer in die Familiengeschichte der Polodnys führen. Damit ist bis zum Schluss eine spannende Unterhaltung garantiert und der lebhafte und komplexe Schreibstil von Iris Grädler sorgt für angenehmes Kopfkino. Würde ein Programmdirektor die Filmversion dieses Krimis plazieren müssen, so würde sich sicherlich der Mittwochabend auf ARD anbieten. Und nicht der Sonntagabend im Zweiten.
DI Collin Brown hat es in seinem dritten Fall nicht gerade leicht, denn es gibt zunächst keine Leiche oder handfeste Indizien. Ein 16-jähriges Mädchen wird vermisst und niemand in ihrem Freundeskreis oder der Familie scheint es richtig mitbekommen zu haben. Nach und nach dringt der Leser zusammen mit DI Brown immer tiefer in die komplexen Geheimnisse und Beziehungsgeflechte der einzelnen Charaktere ein. Dieser Krimi bleibt bis zum Schluß spannend und verzichtet dabei auf blutrünstige und klischeehafte Überzeichnungen. Das sprachliche Niveau hebt sich angenehm von vergleichbaren Lokalkrimis ab.