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MoMe

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Cover des Buches Das Böse vor deiner Tür (ISBN: 9783423220729)

Bewertung zu "Das Böse vor deiner Tür" von Wulf Dorn

MoMevor 2 Tagen
Kurzmeinung: Ein fesselndes und schauerndes Leseerlebnis, welches für jeden, der das Horrorgenre liebt, etwas bereithält.
Bietet für jeden Liebhaber des Genres etwas besonders

Das Böse vor deiner Tür ist eine Horror-Anthologie, die mich in die unterschiedlichsten Ecken von Deutschland mitnimmt und mir ein breites Portfolio an verschiedensten Schauplätzen bietet. So spielen manche Geschichten in Städten, andere Erzählungen werden in malerische Landschaften eingebettet, die mich auf den ersten Blick nicht an kommende Horrorerlebnisse denken lassen.

Das Böse vor deiner Tür bietet mit seinen sechzehn Horrorkurzgeschichten für jeden Liebhaber des Genres etwas besonders. Die Vielfältigkeit der Abstufungen der Gruselgeschichten reichen von psychologisch perfide bis hin zu mysteriösen Momenten. Dabei kann es schon vorkommen, dass es spukt, mir grausige Monster begegnen oder eisige Schauer über meinen Rücken rieseln.
Interessant finde ich oft auch jene Storys, die auf lokalen Sagen basieren und damit das unheimliche Treiben noch verstärkt wird. Immerhin kenne ich so manchen beschriebenen Ort und da geht so eine furchteinflößende Erzählung gleich viel intensiver unter die Haut.
Der Zeitraum der Geschichten ist weit gesteckt. So entführt mich zum Beispiel Andreas Gruber ins Jahr 1834, während Ivar Niklas Schwarz mich in die Gegenwart mitnimmt.

Der Aufbau von Das Böse vor deiner Tür ist geschickt angelegt. Die Erzählungen sind in Themenfelder untergliedert, sodass ich selbst entscheiden kann, ob mir gerade der Sinn nach einer ländlichen Idylle oder nach einem Städtetrip steht.
Besonders gelungen finde ich zudem, dass bevor die jeweilige Geschichte erzählt wird, der entsprechende Schreibende kurz mit dessen Porträtbild vorgestellt wird und ein paar Sätze zur Person geschrieben sind. Das macht die Schreibenden doch gleich noch ein bisschen nahbarer und weckt die Lust auf ihre so unterschiedlichen Geschichten.

Nicht alle Kurzgeschichten konnten mich gleichermaßen begeistern. Besonders beim übernatürlichen Horror verliere ich schnell die Lust am Lesen, dafür konnten mich besonders die Folk-, Gothic- und psychologischen Horrorgeschichten abholen. Auch sind manche Erzählungen nicht leicht zu lesen, sodass Das Böse vor deine Tür keine einfache Literaturkost für zwischendurch ist.

Fazit:
Das Böse vor deiner Tür sorgt für ein fesselndes und schauerndes Leseerlebnis, welches für jeden, der das Horrorgenre liebt, etwas bereithält.

Cover des Buches Lass uns töten (ISBN: 9783865528438)

Bewertung zu "Lass uns töten" von Jeff Strand

MoMevor 2 Tagen
Kurzmeinung: Eine psychologisch tiefgründige Erzählungen, die euch einen Schauer über den Rücken jagt und mit komplexen Charakterstudien überzeugt.
Ein Psychothriller, der seinesgleichen sucht

Lass uns töten beginnt mit seinem Prolog direkt mit einer Rückblende. Ich lerne den noch unbekannten Ich-Erzähler kennen, der mich in ein Ereignis in der Gegenwart einführt, um mir danach durch die Rückkehr in die Vergangenheit die Möglichkeit zu bieten, die Hintergründe zu beleuchten, die zu diesem Augenblick geführt haben. Das weckt meine Neugierde und ich freue mich direkt aufs Weiterlesen.

Lass uns töten ist in vier Teile und einen Epilog unterteilt. Jeder Zeitraum steht für einen Lebensabschnitt von Alex Fletcher, dem unzuverlässigen Ich-Erzähler, der mir auf Anhieb sympathisch ist. Dadurch, dass ich nur Alex und seinen derzeitigen Gefühlen und Handlungen folgen sowie mich auf seine Berichte der Ereignisse verlassen kann, erschafft Jeff Strand eine fesselnde Ungewissheit für mich. Immer wieder steuert die Erzählung auf unvorhergesehene Wendungen zu, die stets in einem Höhepunkt der Spannung gipfeln.

In Lass uns töten darf auch ein Antagonist nicht fehlen. Beide Charaktere sind grundverschieden. Alex ist schüchtern, beinah ängstlich und eher der Mitläufertyp. Seine Einstellung zum Leben ist nachvollziehbar und ich habe großes Mitleid mit ihm, da er in einer äußerst lieblosen Umgebung aufwachsen muss. Trotzdem versucht Alex ein lieber Kerl zu bleiben und moralisch korrekt zu handeln.
Dem gegenüber steht Darren ein beunruhigender Charakter, dessen manipulative Fähigkeiten und chaotische Natur die Handlung vorantreiben und das Leben von Alex ordentlich durcheinanderwirbelt.
Alex versucht sich oft von Darren zu distanzieren, wird jedoch immer wieder in dessen grausame Spiele verwickelt. Von der Kindheit bis ins Erwachsenenleben kreuzen sich immer wieder ihre Wege und dabei entfaltet sich eine düstere sowie verstörende Bindung zwischen den beiden, die mich in ihren Bann zieht und mich einfach nicht mehr loslässt.
Die Charakterstudie ist meisterhaft von Jeff Strand umgesetzt. In einer unglaublich lockeren und doch sehr eindrucksvollen Art und Weise stellt er die innere Zerrissenheit und den Druck, dem Alex ausgesetzt ist, dar.

Jeff Strands Schreibstil ist prägnant und fesselnd. Durch kurze und ausdrucksstark geprägte Absätze wird das Lesen zu einem schnellen und intensiven Erlebnis. Die Dialoge sind flüssig und zugänglich, was die Charaktere noch lebendiger erscheinen lässt. Hinzu kommt Alex sein pointierter Humor, der mir oft eine Atempause von den erlebten Schrecken gönnt.
Es ist wie bei einem aufziehenden Unwetter. Noch ist alles friedlich, doch es ist spürbar, wie die Spannung sukzessiv ansteigt, indem düstere Thematiken behandelt werden. So sorgen unter anderem Kindesverletzung, Selbstmordgedanken und Folter für eine beklemmende Atmosphäre, die mich bis zur letzten Seite in Atem hält.

Lass uns töten schafft es durch seine Leichtigkeit das Grauen zu potenzieren. Dabei ist das Handlungsgerüst erschreckend realistisch ausgestaltet und spielt mit Alex seinen Wahrnehmungen, der zu entdecken versucht, was Wahrheit und was Täuschung ist. Der immer versucht, den moralischen Kompass korrekt ausgerichtet zu haben und dem es unglaublich nahegeht, wenn er vom Weg abweichen muss.
Das Finale reißt mich mit und offenbart schonungslos, dass der Mensch immer eine Wahl hat, auch wenn alles ausweglos erscheint.

Fazit:
Lass uns töten ist ein fesselnder Psychothriller, der mir unter die Haut geht. Die moralischen Grenzen werden auf interessante Weise ausgelotet und zeichnet sich durch die starke Charakterisierung sowie packende Handlungsbögen aus.

Cover des Buches Die blaue Stunde (ISBN: 9783423284547)

Bewertung zu "Die blaue Stunde" von Paula Hawkins

MoMevor 2 Tagen
Kurzmeinung: Wer ruhige und verworrene Romane mit einem starken Hang zur Kunst mag, wird hier mit Sicherheit eine tolle Lesezeit haben. Mir lag es nicht.
Sehr ruhig mit einem Füllhorn an unterschiedlichen Erzählperspektiven

Gleich auf den ersten Seiten breitet Paula Hawkins eine unglaubliche Fülle an verschiedenen Erzählformen aus.
Es beginnt mit einer kursiv geschriebenen Ich-Perspektive, welche gleich eine ungute und angstdurchzogene Atmosphäre erzeugt. Dann folgt eine sachliche Beschreibung einer Skulptur auf dem Niveau einer Kunstausstellung. Gleich darauf bekomme ich den Auszug einer E-Mail präsentiert, welche die Hauptgeschichte und die Kernfrage einleiten, nur um dann in die Sicht des personalen Erzählers zu wechseln.
Den Einstieg finde ich interessant angelegt und er weckt meine Neugierde zum Weiterlesen.
Später werden die Perspektiven noch um Zeitungsausschnitte und Tagebucheinträge von Vanessa Chapman erweitert.

Kunst ist der Aufhänger in diesem Roman und eine gewisse Affinität dazu sollte der Lesende schon haben. Ich kann mit Kunst in Form von Malerei, Töpferei und Skulpturen nicht besonders viel anfangen und so finde ich besonders jene Abschnitte, die sich mit den Werken von der inzwischen verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman befassen, relativ langweilig.
Vanessa selbst ist ein interessanter Charakter, der mal einsiedlerisch, exzentrisch und schwierig dargestellt wird und mal lebensfroh und voller Begeisterung für die Kunst. Alles in allem also ein sehr geheimnisvoller Mensch.
Viel an ihrer Seite und wie ein Schatten ist Grace. Ein undurchschaubarer Charakter, bei dem ich zwischen Mitleid, Sympathie und Argwohn schwanke. Sie lebt seit dem Tod von Vanessa Chapman auf deren Insel Eris.
Dort besucht sie der Kurator der Fairburn-Stiftung James Becker. Er selbst ist glühender Fan von Vanessas Kunstwerken und möchte der Künstlerin mental unbedingt näherkommen. Becker möchte alles über sie wissen und hat gleichzeitig den Auftrag vom Erben der Stiftung, Sebastian Lennox, die noch fehlenden Gegenstände und alles andere, was mit Vanessas Kunst in Zusammenhang steht, endlich der Fairburn-Stiftung zuzuführen. Denn sie ist offizieller Erbe des künstlerischen Vermächtnisses von Vanessa.
Nur Grace scheint aus irgendwelchen Gründen diese Güter nicht aushändigen zu wollen.

Die blaue Stunde macht es mir nicht leicht. Durch die vielen unterschiedlichen Perspektiven und Erzählebenen frage ich mich oft, was eigentlich im Vordergrund dieser Geschichte steht. Wohin soll mich das Ganze führen, wenn ich den roten Faden vor lauter verschiedener Nebenschauplätze nicht sehen kann? Auffällig ist, dass offenbar mehrere Wochen vergehen, von dem Moment an, an dem ein renommierter forensischer Anthropologe beim Besuch einer Ausstellung einen menschlichen Knochen in einem von Vanessas Kunstwerken identifiziert. In Kombination mit den Rückblicken in vergangene Geschehnisse, deren korrekte Reihenfolge ebenfalls ungewiss ist, hänge ich immer irgendwie in der Schwebe. Alles wirkt so nebulös, hat wenig Kontur und macht es mir schwer, die Spannung zu fühlen.
Die blaue Stunde ist nicht uninteressant. Im Gegenteil, ich finde die unterschiedlich ausgelegten Handlungsstränge durchaus gut. Mir gefällt nur leider gar nicht die Umsetzung.
Mir bleiben die Figuren insgesamt einfach zu farblos, es findet kaum Charakterentwicklung statt.

Becker ist ein zentraler Bestandteil von Die blaue Stunde und obwohl er mich am meisten durch seinen inneren Zwiespalt abholen kann, bleibt seine Interaktion mit den anderen Charakteren fast ein wenig eindimensional und wenig mitreißend.
Die blaue Stunde ist unglaublich ruhig erzählt, hier hätte ich mir einfach mehr Atmosphäre gewünscht und kleine kalte Schauer, die mir über den Rücken rieseln.

Gegen Ende des Buches wird mir die Marschrichtung klar und so kommt die Auflösung nicht so überraschend. Zwar zieht im letzten Fünftel die Spannung mal kurz an und auch der große Teil der Handlungsfäden wird zu einem schlüssigen Gesamteindruck zusammengeführt.
Allerdings lässt Paula Hawkins weiterhin Raum für Spekulationen, als ich das Buch endgültig schließe.

Fazit:
Die blaue Stunde hat einen interessanten Plot, der mich aber in der Umsetzung nicht überzeugen kann. Wer ruhige und verworrene Romane mit einem starken Hang zur Kunst mag, wird hier mit Sicherheit eine tolle Lesezeit haben. Für mich ist Die blaue Stunde eine solide Geschichte.

Cover des Buches Frevel (ISBN: 9783423263993)

Bewertung zu "Frevel" von Nora Kain

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Ein sehr bildlicher und detailgetreuer historischer Thriller, der durch seinen packenden Fall und seine Figuren zu überzeugen weiß.
Frevel bietet alles, was es für einen packenden Thriller braucht

Frevel startet mit einem Auszug aus der Medicina forensis von Physicus und Chirurgicus Theophil Pontus, einer Figur aus diesem Buch, und verdeutlicht gleich, hier wird es detailliert um die Anfänge der Gerichtsmedizin gehen. Gleichzeitig läutet dieser Auszug das kommende Geschehen ein, denn als nächstes wohne ich einer Hinrichtung bei. Sie wird unglaublich detailliert beschrieben und spätestens jetzt ist klar: Für dieses Buch benötige ich einen starken Magen. Und den hat der junge Zeitungsredakteur Johann nicht. Er wird von seinem Chef dazu genötigt, direkt am Ort des grausigen Geschehens zu sein, damit am Ende die furchtbaren Details in aller Abscheulichkeit im „Frankfurter Korrespondenten“ abgedruckt werden können. Doch Johann ist nicht Journalist geworden, um Skandale und Sensationen auszuschlachten, sondern weil er der Wahrheit dienen möchte.
Sehr für die Wahrheit interessiert sich auch Manon, aber aus anderen Gründen. Im Gegensatz zu Johann und seiner offenen und Menschen zugewandten Art ist Manon mit einem analytischen Verstand gesegnet, der jedoch für eine scharfe Zunge sorgt. Dies ist in der Gesellschaft nicht gern gesehen, denn junge Damen wie Manon haben sich mit anderen Dingen zu beschäftigen als bei Obduktionen zu helfen.
Als Manon und Johann aufeinandertreffen wird schnell klar, dass sie ein gemeinsames Ziel haben. Das ungleiche Duo stellt sich mit ihren Fähigkeiten den entstehenden Herausforderungen so interessant, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen möchte.

Das Handlungsgerüst von Frevel ist komplex und verfügt über mehrere Perspektiven. Zum einen begleite ich mithilfe des personalen Erzählers sowohl Manon als auch Johann. Ihre Erlebnisse werden chronologisch erzählt. Hierbei hilft an den Kapitelanfängen die Angabe des Datums, des Wochentages und der Uhrzeit den zeitlichen Überblick zu behalten.
In regelmäßigen Abständen finden sich kursiv gedruckte Auszüge aus „Medicina forensis“ von Theophil Pontus, Manons Vater. Diese kurzen Einblicke sind gleichzeitig ein Fenster in den damaligen Wissensstand.
Besonders packend ist die dritte Perspektive, die mit der Überschrift „Irgendwann“ gekennzeichnet ist und wo mir eine Frau selbst von ihrem zu erduldendes Martyrium erzählt. Diese Szenen sind geschickt platziert und tragen erheblich zur Spannung bei, da ich viel spekuliere, wer die Namenlose sein könnte.

Nora Kain fängt den damaligen Zeitgeist intensiv ein. Es ist spürbar, wie ein neues Menschen- und Weltbild entsteht, aber auch, wie sehr es den Menschen schwerfällt, alte Denkmuster zu durchbrechen. Manon, ihr Vater und Johann stehen für den Fortschritt. Doch andere Charaktere sind der Kontrast zu ihnen, wie beispielsweise der sensationslüsterne Chef von Johann, der alles druckt, was irgendwie eine starke Auflage garantiert. Ohne Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt. Alle Charaktere sind sehr gut und facettenreich ausgearbeitet.

Der Schreibstil ist flüssig und an den richtigen Stellen mit einem feinen Humor gespickt. Zudem ist er sehr bildgewaltig. Das raue Leben der damaligen Zeit wird ungeschönt dargestellt, ebenso die Morde, welche nicht nur dazu dienen, die Anfänge der Gerichtsmedizin zu beleuchten. Nora Kain blendet keine Details aus und so braucht es an so mancher Stelle im Buch einen starken Magen.
Auch emotional ist Frevel manchmal kaum auszuhalten. Die Darstellung der Leben der Juden und der Umgang mit ihnen in dieser Zeit schnürt mir öfter mal die Kehle zu. Dabei findet Nora Kain aber immer einen guten Ausgleich, in dem sie zwar die damaligen Denkmuster darlegt, gleichzeitig aber auch die Widersinnigkeit aufdeckt.

Frevel ist ein unglaublich rasanter historischer Thriller, der mit immer neuen Spannungskurven und überraschenden Wendungen zu fesseln weiß. Als sich Stück für Stück die Puzzleteile zusammenfügen, bin ich sprachlos und völlig gebannt von den Enthüllungen. Fast alles wird aufgeklärt und ganz besonders das Ende verblüfft mich. Hier beweist Nora Kain, wie hervorragend sie die historischen Hintergründe recherchiert hat und lässt sich nicht zu einem Schluss verleiteten, der für die damaligen Verhältnisse unrealistisch gewesen wäre. Auch wenn ich es mir gewünscht hätte. So aber hege ich die Hoffnung, dass es irgendwann mal eine Fortsetzung mit diesen tollen Charakteren gibt.

Fazit:
Frevel bietet alles, was es für einen packenden Thriller braucht. Etliche Spannungskurven, historische Tiefe und ein ungleiches, aber durchweg sympathisches Ermittlerduo.

Cover des Buches Das Kalendermädchen (ISBN: 9783426281741)

Bewertung zu "Das Kalendermädchen" von Sebastian Fitzek

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Ein Thriller, der eher das Kleid des Dramas trägt. Es hat eine faszinierende Grundidee, die jedoch in der Umsetzung schwächelt.
Ein solider Thriller mit einer faszinierenden Grundidee

Die Limited Edition mit dem Spezialeffekt im Cover ist ein absoluter Hingucker und wirklich originell. Zudem mag ich das Cover von Das Kalendermädchen total und es passt gut zum Inhalt des Buches. Das erste Kapitel bietet direkt einen packenden Einstieg. Ich bekomme ein Notrufprotokoll zu lesen und dies steigert meine Neugierde auf das Kommende. Die kurzen Kapitel und der fesselnde Schreibstil sorgen dafür, dass ich mich leicht in die Geschichte hineinziehen lassen kann. Dabei ist es auch kein Problem für mich, dass mit mehreren Perspektivwechseln und drei Zeitebenen gearbeitet wird. Nach jeder Kapitelzahl wird deutlich gemacht, wen ich begleiten werde und wo ich mich vom Schauplatz her befinde. Das macht den Aufbau übersichtlich.

Sebastian Fitzek führt mehrere Charaktere ein, wobei nicht alle eine große Relevanz haben und andere immer mal wieder kurz auftauchen. Der hauptsächliche Fokus liegt jedoch auf Valentina und Olivia. Diese Erzählstränge bieten die interessantesten Ansätze, wobei ich Valentinas Vergangenheit am spannendsten und emotionalsten empfinde.
Auch die Ausarbeitung der Schauplätze sorgt für eine unheimliche und düstere Atmosphäre. Besonders Schloss Lobbeshorn jagt mir Schauer über den Rücken.

Die Idee des lebendigen Adventskalenders, der die Unglücklichen in ein Spiel voller Schrecken und Geheimnisse verwickelt, fasziniert mich. Mir ist jedoch die Umsetzung davon zu wenig ausgearbeitet. Die wenigen grauenerregenden Szenen verlieren sich in der Überzahl an effektheischenden Wendungen. Ständig wird der für mich am interessantesten angelegte Handlungsstrang mit den anderen Zeitebenen unterbrochen und dies lässt die Spannung für mich rapide abflachen. Hinzu kommt, dass die Charaktere blass bleiben und ich keine große Entwicklung an ihnen feststellen kann.
Zudem erscheinen mir einige Szenen unlogisch und werfen mehr Fragen auf, als das sie beantwortet werden. Die Handlung bleibt oft an der Oberfläche und so sind für meinen Geschmack einige Erzählfäden unvollendet.

Das Finale scheint noch einmal an Spannung zu gewinnen, doch gleitet mir die Erzählung zu oft ins Unglaubwürdige ab. Nicht etwa, weil es zu abstrus klingt, um wahr sein zu können, dies ist schließlich das gewählte Rezept von Herrn Fitzek, sondern weil es einfach physisch so nicht realistisch ist. Das finde ich schade, denn so wirkt die Auflösung für mich mehr gewollt als gekonnt.
Enttäuschend ist für mich auch leider das Ende. Es ist mir zu rosarot, trotz des Wissens, dass ich hier nur an einer kleinen Momentaufnahme teilhabe.

Fazit:
Das Kalendermädchen ist ein solider Thriller mit einer faszinierenden Grundidee, der jedoch in der Umsetzung schwächelt. Kurzweilige Lesestunden sind garantiert und wer viel Verwirrung und undurchsichtige Charaktere mag, wird hier gut unterhalten.

Cover des Buches Lupus (ISBN: 9783426284018)

Bewertung zu "Lupus" von Tibor Rode

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Ein komplexer Thriller, welcher fiktive Elemente mit realen historischen Begebenheiten verbindet.
Thriller mit ernstem Themenhintergrund

Der Einstieg in Lupus: Alles Böse kehrt zurück ist intensiv und äußerst fesselnd. Tibor Rode gelingt es sofort eine mitreißende Atmosphäre und verschiedenste Handlungsstränge aufzubauen, sodass mich die Einführung verschiedenster Charaktere nicht überfordert.
Das Thema Wolf ist direkt präsent und wird immer wieder aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. So kommen Jäger, Tierschützer und Weidetierbesitzer zu Wort. Dabei mag ich, dass Tibor Rode sensible Themen sachlich aufgreift. So werden zum Beispiel die Themen Jagd und die Ernährungsformen im Allgemeinen betrachtet. Dies geschieht aber so charmant im Kontext eingebettet, dass ich diese Informationen und Sichtweisen völlig natürlich aufnehme. Zugleich regt es zum Denken an.

Die Handlung in Lupus: Alles Böse kehrt zurück schreitet rasch voran und immer wieder wird zwischen den einzelnen Strängen gewechselt. In den Verlauf der aktuellen Geschehnisse werden gelegentlich geschickt Rückblenden eingebaut. Dadurch entsteht eine unglaublich fesselnde Dynamik und diese lässt mich neugierig am Geschehen bleiben.
Der personale Erzähler geleitet mich durch die Ereignisse und dank der Perspektivwechsel ergibt sich ein interessantes dreidimensionales Bild.
Tibor Rode versteht es gekonnt Stilmitteln so anzuwenden, dass die Beschreibungen und Dialoge lebendig an mich transportiert werden. Die Erzählungen werden rasch vorangetrieben und sind so formuliert, dass ich ihnen leicht folgen kann.

Lupus: Alles Böse kehrt zurück ist ein sehr vielschichtiger Thriller, der besonders von seinen Charakteren und der Thematik lebt. Tibor Rode verbindet hier nicht nur die Urangst der Menschen Wölfen gegenüber mit dem Wahnsinn aus einem Wolf eine tödliche Biowaffe zu machen, sondern auch das Bestreben der Menschen seine Umwelt mit allerlei Hilfsmitteln zu dominieren. Und sei es mit einem Zaun und Experimenten an Viren. Wie alles miteinander zusammenhängt, wird erst ganz am Ende deutlich. Das hält den Spannungsbogen konsequent hoch, da die beiden Hauptcharaktere Jenny Rausch und Frederik Bach immer neuen Geheimnissen sowie Rätseln auf die Spur kommen, welche schlussendlich gelöst werden wollen.

Jenny Rausch ist Tierärztin und Wolfsbeauftragte. Sie ist ein faszinierender Charakter. Jenny bewegt viel und so entsteht eine ganz besondere Mischung in diesem Buch. So wechseln sich persönliche Befindlichkeiten mit teilweise erschreckenden Entwicklungen ab.
Der Staatsanwalt Frederik Back wird unerwartet Jennys Sidekick und mir macht es Freude die beiden bei der Suche nach der Wahrheitsfindung zu begleiten. Ich mag sehr, wie ihre zwischenmenschliche Beziehung ausgestaltet wird und wie sich beide innerhalb der Geschichte weiterentwickeln.
Manches davon ist keine Überraschung, was mich jedoch nicht stört.

Die vielen kleineren und größeren Rätsel und Geheimnisse in Lupus: Alles Böse kehrt zurück sorgen bei mir für spannungsvolle Lesestunden. Es regt mich zum Spekulieren an und so manches Mal liege ich mit meinen Überlegungen am Ende auch richtig. Anderes wiederum überrascht mich. So entsteht eine packende Mixtur.
Tibor Rode hat intensiv zu den komplexen Themen, welche er hier verarbeitet hat, recherchiert. Dies ist deutlich spürbar. Obwohl es sich hierbei um einen Roman und um fiktive Handlungen geht, so basieren etliche der Elemente auf wahren Begebenheiten. Und so verknüpft Tibor Nazi-Ideologien mit DDR-Komponenten und transferiert dies in eine Gegenwart, die mit Hilfe von KI ein neues Zeitalter einläutet. Über allem steht der Mensch mit seinem Streben nach Macht, in dessen Kielwasser noch Korruption und Geldgier schwimmen.
Bis zur finalen Auflösung bleibt vieles für mich unvorhersehbar und besonders beim Ende wird es noch einmal so dramatisch, dass ich ein wenig Angst vorm Schluss habe. Alle Fäden werden schlüssig beendet.

Fazit:
Lupus: Alles Böse kehrt zurück ist ein vielschichtiger und spannender Thriller, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Tibor Rode gelingt es, komplexe Themen und menschliche Emotionen miteinander zu verweben, was das Buch zu einem beeindruckenden Leseerlebnis macht.

Cover des Buches Alsensund (ISBN: 9783740820336)

Bewertung zu "Alsensund" von Per Sjørndahl

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Alsensund ist kein sommerleichter Urlaubsschmöker. Hier muss viel mitgedacht werden. Leider ist nicht alles sauber abgeschlossen.
Vielschichtiger Kriminalroman

Der Einstieg in Alsensund macht mich neugierig. Es wird sofort deutlich, dass unterschiedliche Erzählebenen zum Einsatz kommen werden.
Recht schnell begegne ich Kommissar Sånbergen, einem gradlinigen und manchmal verschlossenen Charakter, dessen geheimnisvolle Vergangenheit ihn zu einem faszinierenden Protagonisten macht. Ich möchte mehr über Sånbergen erfahren, nicht nur, was ihn zu einem guten Ermittler macht, sondern auch privat auszeichnet und bewegt.
Die Handlungen selbst spielen an der dänisch-deutschen Grenze, einem Setting, das nicht nur die kulturellen Unterschiede, sondern auch die überraschenden Ähnlichkeiten der Bewohner beider Länder beleuchtet. Besonders die Ermittlungsarbeit über die Ländergrenzen hinaus finde ich dabei sehr faszinierend, da sie von unterschiedlichen Erfordernissen und Eigenheiten geprägt sind.

Alsensund ist als Krimi anspruchsvoll und reich an Details. Dies ist sowohl seine Stärke als auch seine Schwäche. Während die Vielzahl an Informationen und Erzählsträngen die Geschichte vielschichtig machen, führen sie auch zu losen Fäden, die nicht wieder aufgegriffen werden. Dies trübt leider mein Lesevergnügen und sorgt für einige Längen im Storytelling.
Sjørndahl nimmt sich hingegen viel Zeit für den Aufbau von Alsensund. Dies gibt mir wiederum die Möglichkeit, Verbindungen zwischen verschiedenen Ereignissen zu erraten.
Die Charaktere sind insgesamt gut ausgearbeitet und besitzen Persönlichkeit, jedoch geraten einige Randfiguren schnell in Vergessenheit, was die Komplexität der Handlung zusätzlich verstärkt.
Die Erzählungen erfolgen in zwei Zeitebenen: Die Vergangenheit wird durch Tagebucheinträge vermittelt. Interessant finde ich hier die optische Abgrenzung zur Gegenwart. Diese wird aus der Perspektive eines personalen Erzählers geschildert, dessen Fokus auf Kommissar Sånbergen liegt. Wie von mir erhofft, erfahre ich sowohl einiges aus Sånbergens beruflichem als auch aus dessen privatem Leben. So erhalte ich eine tiefere Verbindung zu dem Protagonisten.

Das Ende von Alsensund ist so angelegt, dass der Fall in sich abgeschlossen wird. Jedoch wird eine Komponente hinzugefügt, die hoffen lässt, dass es weitere interessante Fälle rund um Kommissar Sånbergen geben wird und ihn möglicherweise einige Erlebnisse aus diesem Band noch einmal einholen.
Mich konnte das Finale nicht komplett überzeugen, was besonders an den Kleinigkeiten liegt, die einfach nicht zu Ende erzählt werden. Auch sind manche Sequenzen schon sehr actionlastig, was mir im Zusammenspiel mit dem ansonsten sehr ernsthaft geschriebenen Ereignischarakter nicht so gefallen hat. Dies ist aber Geschmackssache. Für mich hat Alsensund noch Luft nach oben, aber es ist durchaus lesenswert.

Fazit:
Insgesamt gefallen mir die Grundidee des Krimis und die komplexen Zusammenhänge zwischen den Zeitebenen. Die Umsetzung hat mich jedoch aufgrund der vielen losen Enden und der damit verbundenen Längen nicht ganz überzeugt. Ich empfehle das Buch für Lesende, die gern vielschichtige Krimis lesen und wo nicht alles schlüssig ineinanderfließen muss.

Cover des Buches Myrrhe, Mord und Marzipan (ISBN: 9783426449943)

Bewertung zu "Myrrhe, Mord und Marzipan" von Miriam Gramoschke

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Perfekt geeignet, um sich während der stressigen Weihnachtszeit kurzzeitig in die vielfältige Welt des Krimi Genres entführen zu lassen.
Von cosy crime bis hin zu blutigeren Verbrechen

Das schlichte Cover gefällt mir und das Totenkopf-Lebkuchenmännchen findet sich auch im Innenlayout wieder. Es dient als Nummernboy für die einzelnen Krimis. Die Idee finde ich originell sowie das Inhaltsverzeichnis mit der anschließenden Kartenübersicht über die Tatorte. Diese befinden sich überall in Deutschland und einige sogar in der Schweiz und Österreich.
Zu jedem der vierundzwanzig Autoren gibt es zudem noch kleine Informationen, meist zu dessen Werdegang.

Die vierundzwanzig weihnachtlich angehauchten Krimis haben einen regionalen Bezug und spielen konsequent im Dezember. Die geografische Vielfalt trägt deutlich zur Diversität der einzelnen Krimis bei.
Das Krimigenre bietet für jeden Geschmack etwas und so finden sich in Myrrhe, Mord und Marzipan: 24 Weihnachtskrimis von Hohwacht bis St. Moritz ebenso unterschiedliche Geschichten.
Dabei reicht die Mischung von cosy crime bis hin zu blutigeren Verbrechen. Manche Geschichten haben Spuren dunklen Humors dabei, andere sind spannungsgeladen oder düster. Gelegentlich schleicht sich auch eine Prise Romantik rein und auch die weihnachtliche Besinnlichkeit wird gern mal aufgegriffen.
Die Arten wie hier gemordet wird sind so unterschiedlich wie der Schreibstil der Schreibenden und der Ton der verschiedenen Geschichten. Dabei trifft nicht immer jeder Krimi meinen Geschmack, aber das habe ich auch nicht erwartet.
Der Vorteil bei Myrrhe, Mord und Marzipan: 24 Weihnachtskrimis von Hohwacht bis St. Moritz ist definitiv, dass die einzelnen Geschichten kurz und knackig sind. Durch die bunte Mixtur ist auch für jeden Lesegeschmack etwas dabei.
Zudem bietet Myrrhe, Mord und Marzipan: 24 Weihnachtskrimis von Hohwacht bis St. Moritz auch die perfekte Gelegenheit mal Autoren und Autorinnen kennenzulernen, von denen ich bis lang noch nichts gelesen habe.

Am meisten habe ich mich auf den Krimi von Sonja Rüther gefreut und bin wie gewohnt nicht von der Autorin enttäuscht worden. Eine schöne Überraschung ist für mich die Geschichte von Eleanor Bardilac und bei der Story von Eva Völler muss ich schmunzeln, weil ich erst neulich einen ähnlichen Plot Aufbau gelesen habe.

Fazit:
Myrrhe, Mord und Marzipan: 24 Weihnachtskrimis von Hohwacht bis St. Moritz ist perfekt geeignet, um während der stressigen Weihnachtszeit sich kurzzeitig in die vielfältige Welt des Krimi Genres entführen zu lassen. Und so vergeht die Vorweihnachtszeit wie im Flug.

Kurzmeinung: Spicy wie ein Hochsommer und bietet perfekte Kurzunterhaltung
Spicy wie ein Hochsommer

Mit vierzig Kapiteln und knapp zweihundert Seiten bietet American Mafia – Summer Heat ein lockerleichtes Lesevergnügen, das mich sofort in seinen Bann zieht. Grace C. Stone stellt mir Aidan vor, den Protagonisten dieser Geschichte, der zu einer Hochzeit eingeladen ist. Diese Handlung knüpft an den Vorgängerband American Mafia – Spring Break an. Obwohl es nicht zwingend notwendig ist, das vorherige Buch zu lesen, erleichtert es das Verständnis der Charaktere und ihrer Beziehungen, da Grace C. Stone in American Mafia – Summer Heat eine Vielzahl von Figuren mitwirken lässt.
Die meisten Charaktere sind mir bereits aus den Reihen „American Mafia“ und „Mafia Seasons“ bekannt, was das Wiedersehen besonders angenehm macht. Im Kontext zur Hochzeit ist es nachvollziehbar, dass so viele Figuren anwesend sind, und es ist von Vorteil, die Hauptcharaktere Elijah und Aubrey aus dem vorherigen Band zu kennen, da sie hier interessante Nebenrollen einnehmen.

Im Rahmen der Hochzeit lerne ich auch Cassy, die Freundin von Aubrey kennen. Sie ist frech, schlagfertig und scheut sich nicht, mit den imposanten Männern der Party zu interagieren. Besonders ihre Wortgefechte mit Aidan sind unterhaltsam und zeigen, wie sich zwischen den beiden eine spannende Lovestory entwickelt, die Aidan vor einige Herausforderungen stellt.

Die sinnlich erotischen Szenen in American Mafia – Summer Heat sprengen sicherlich den ein oder anderen moralischen Wert. Obwohl alles einvernehmlich geschieht, sind einige Aspekte Geschmackssache und könnten nicht jedem Leser zusagen. Dennoch finde ich die Konstellationen interessant, da Grace C. Stone ihren Charakteren die Möglichkeit gibt, diese Zusammenstellungen emotional und moralisch zu hinterfragen. Auch wenn es nicht mein persönliches Lebensmodell ist, verurteile ich die Geschehnisse nicht.

Der Schreibstil von Stone ist locker und flüssig, was das Lesen zu einem Vergnügen macht. Die Handlung schreitet zügig voran, und die romantischen Gefühle entwickeln sich schnell. So fliegen nicht nur die Fetzen, sondern auch die verliebten Herzen. Ich genieße solche Geschichten zwischendurch sehr und hoffe, dass im nächsten Band endlich der heiß ersehnte Nebencharakter Jaxon seine Hauptrolle bekommt.

Fazit:
American Mafia – Summer Heat ist spicy wie ein Hochsommer und bietet perfekte Kurzunterhaltung.

Cover des Buches Season Sisters – Sommerstürme (ISBN: 9783423220590)

Bewertung zu "Season Sisters – Sommerstürme" von Anna Helford

MoMevor einem Monat
Kurzmeinung: Eine leichten sowie unterhaltsame Sommerlektüre, erzählt auf zwei Handlungsebenen.
Ein solider Liebesroman für laue Sommernächte

Season Sisters – Sommerstürme beginnt sofort spannend und entführt mich ins England des Jahres 1901, wo ich direkt mit einem Kriminalfall konfrontiert werde. Diese Eröffnung weckt meine Neugier auf den Vergangenheitsstrang.
Im ersten Kapitel erfolgt ein Bruch: Es geht in die Gegenwart nach Bangor, Nordwales, wo ich die Hauptfigur dieses Bandes, Summer Season, treffe. Summer ist eine verantwortungsbewusste Person, die sich in ihrem Leben viele ihrer wichtigsten Träume erfüllt hat. Doch alles steht auf wackeligen Beinen, da sie ihre Lebensweise durch Kredite finanziert. Zudem sind ihre Eltern nicht in der Lage, für sich und ihre Tochter Autumn zu sorgen, was Summer oft dazu zwingt, deren Rechnungen zu begleichen. Diese Situation bringt die Grundschullehrerin in große Bedrängnis. Die schwierige Lage wird zusätzlich durch Summers neue Schülerin Phoebe verkompliziert, die offenbar ein ebenso unstetes Leben führt wie Summer einst als Kind. Dies möchte Summer um jeden Preis ändern.

Der Einstieg in den Gegenwartsstrang überrascht mich, da ich angenommen hatte, Season Sisters – Sommerstürme würde zeitlich dort anknüpfen, wo der erste Band endete. Stattdessen präsentiert sich mir eine Ausgangssituation, die mir teilweise aus Springs Geschichte bekannt vorkommt. Das finde ich persönlich schade, jedoch ermöglicht es Lesenden, die Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse nicht kennen, Season Sisters – Sommerstürme ohne Vorkenntnisse zu lesen. Relevante Informationen über die familiären Verhältnisse der Seasons sind geschickt in die Handlung eingebettet, sodass keine Wissenslücken entstehen.

Summer ist mir von Anfang an sympathisch. Ihre warmherzige Art spricht mich an und ich kann sie mir sehr gut als Grundschullehrerin vorstellen. Anna Helford arbeitet auch Summers inneren Zwiespalt in Bezug auf ihre Eltern und Bryan sehr gut aus. Summers Emotionen, Handlungen und Gedanken sind dadurch nachvollziehbar und logisch. Allerdings hätte ich mir weniger Wiederholungen ihrer Gedankengänge gewünscht.
Die Begegnung mit Phoebes Vater Bryan wirbelt Summers Gefühlswelt ordentlich durcheinander. Ich mag es, dass der personale Erzähler mich an beiden Perspektiven teilhaben lässt.
Im Gegenwartsstrang liegt der Fokus vermehrt auf den Themen Vernachlässigung von Kindern, aufkeimenden Liebesgefühlen und dem Geheimnis von Mysterious House. Tatsächlich gefällt mir der Handlungsfaden um Mysterious House am besten, obwohl mir die Hintergründe durch den Vergangenheitsstrang und die Zusammenhänge schnell klar sind. Aber es gibt ein Geheimnis, welches sich erst am Ende von Season Sisters – Sommerstürme lüftet.

Der Vergangenheitsstrang hätte das Potenzial gehabt, mich am meisten zu fesseln. Leider wird recht schnell deutlich, in welche Richtung sich diese Geschichte entwickelt. Die Kernthemen dieser Handlungsebene sind Gewalt gegen Frauen im 19. Jahrhundert und eine nicht standesgemäße Liebesgeschichte. Anna Helford geht hier sehr feinfühlig vor und arbeitet die Auswirkungen physischer und psychischer Gewalt besonders gut heraus, sorgt jedoch trotz des ernsten Themas für viele Lichtblicke. Einzig bei der aufkeimenden Liebesgeschichte bin ich irgendwann genervt, da Frau Helfords Lieblingswörter „zärtlich“ und „liebevoll“ ständig wiederholt werden. Diese Wortwiederholungen trüben für mich die Vergangenheitsebene, die durch die Liebesgeschichte eigentlich glänzen sollte. Da die Hintergründe des anfänglichen Kriminalfalls schnell zu durchschauen sind, plätschert dieser Handlungsfaden für mich eher dahin.

Insgesamt wird Season Sisters – Sommerstürme flüssig erzählt und ist eine leichte Sommerlektüre. Ich kann mich einfach treiben lassen, da die beiden Handlungsebenen recht einfach gestrickt sind und ich das Buch entspannt lesen kann. Ein wenig wehmütig macht mich, dass die Geschichte viel mehr Potenzial für spannungsvolle Augenblicke und rätselhafte Momente gehabt hätte. Doch alles ist so offen angelegt, dass kaum Überraschungen auf mich warten.
Das Ende verrät, dass die kommenden zwei Bände ähnlich aufgebaut sein werden, wie dieser. So sind alle Teile der Reihe unabhängig voneinander lesbar.
Obwohl für mich Season Sisters – Sommerstürme weit hinter meiner Erwartung geblieben ist, bin ich dennoch neugierig auf die verbliebenen zwei Schwester Autumn und Winter.

Fazit:
Season Sisters – Sommerstürme ist ein solider Liebesroman, welcher in zwei Zeitebenen spielt. Wer eine ganz leichte Sommerlektüre sucht, wird hier fündig.


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