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Montagsnacht

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Cover des Buches Platte 317 (ISBN: 9783946046257)

Bewertung zu "Platte 317" von Rayna Breuer

Platte 317
Montagsnachtvor einem Jahr
Kurzmeinung: Über den Eigensinn der Bulgaren und ihren unerschütterlichen Humor in den Umbruchzeiten 1989/1990.
Revolution und Rakija

Herbst 1989. Die Bewohner von Platte 317, einem Wohnblock am Stadtrand der bulgarischen Hauptstadt Sofia, werden mit erdrutschartigen Veränderungen konfrontiert, die weit über die täglichen Herausforderungen durch Stromausfälle, Wassermangel und leere Regale im Supermarkt hinausreichen. 

„Man sah sich auf einmal im Schnellzug gen Westen düsen, ohne sich sicher zu sein, das richtige Ticket gelöst zu haben.“ S.16

Dimitar, Maschinist bei der bulgarischen Eisenbahn liebt den Kommunismus. Er verweigert sich dem Umbruch und verkriecht sich aus Protest im Keller, während seine Frau Stanka gewitzt die Zeichen der Zeit erkennt und in der Innenstadt von Sofia selbstgemachte Pommes frites verkauft. 

Vjara, die noch zur Schule geht, ignoriert das für die Bulgaren typische Schweigen und stellt unbequeme Fragen. Ihre Mutter verfolgt im Fernsehen voller Hoffnung den Strafprozess gegen den ehemaligen bulgarischen Staatschef Todor Schiwkow. Doch schnell gerät sie ins Zweifeln darüber, wie in einem Land, das seit Jahrzehnten im Sozialismus erstarrt ist, über Nacht der frische Wind der Demokratie wehen soll.

Währenddessen versucht Vjaras Lehrerin Mira die alljährliche Wahl des Schuldirektors frei und geheim zu gestalten und beginnt, die Geschichtsbücher für ihre Klasse neu zu schreiben. 

„Ob eine schnelle Genesung möglich ist? Kann der Mensch von heute auf morgen die Freiheit leben, oder muss er sie erst erlernen-und wenn ja, wer bringt es ihm bei? Was machen wir mit dieser Freiheit nun? Gibt es Grenzen – und wenn ja, wer setzt sie? S.61

Trotz aller Skurrilität scheint in diesem vielschichtigen Roman immer wieder die bedrückende Realität der vergangenen Diktatur durch. Vjara wagt es, den schweigsamen Nachbarn Stefan anzusprechen, um den sich im Haus vielfältigste Gerüchte ranken und der ihr schließlich seine von Verfolgung, Folter und Entbehrung geprägte Lebensgeschichte erzählt. 

Die in Burgas geborene und seit langem in Deutschland lebende Autorin Rayna Breuer fängt in ihrem ersten Roman mit viel Sprachwitz, Sarkasmus und Empathie die Stimmung in Bulgarien 1989/1990 ein und verwebt die Geschichten verschiedenster Menschen zu einer episodisch erzählten, humorvollen und spannenden Romanhandlung. 

Eine Geschichte über die plötzliche Chance auf ein freieres, anderes Leben und die Angst davor, das Ausharren im Alten und die Lust auf das Neue und die Verwirrung, mit der all das verbunden ist. 

Ein besonderes Buch und sehr lesenswert. 


Cover des Buches Weltsalon (ISBN: 9783990600764)

Bewertung zu "Weltsalon" von Christina E. Zech

Weltsalon
Montagsnachtvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine inspirierende und Welten verbindende Reise in Visionen und Gedanken!
Weltsalon oder die Freude an der Erkenntnis

Warum ist unsere Welt so, wie sie ist? Und was können wir tun, dass sie uns erhalten und weiterhin lebenswert bleibt?
Viele von uns fragen sich das, während sie tagtäglich die Herausforderungen des Alltags bewältigen und die Nachrichten aus aller Welt verfolgen, die im Spektrum von Klimawandel, Naturkatastrophen, Flüchtlingswellen, Terrorgefahr,  Kriegen und der Zunahme sozialer Ungleichheit immer komplexer und dramatischer erscheinen. 

In diesem Buch hat Christina Zech ihre Gedanken zu den wichtigsten und drängendsten Fragen der Menschheit in Gegenwart und Zukunft dargelegt. Dabei sieht sie von Schuldzuweisungen jeglicher Art ab und spricht sich in ihrem Weltsalon-Projekt dafür aus, gemeinsam Probleme anzusprechen und über Lösungen nachzudenken. 

 Die Idee des Weltsalons geht zurück auf die Salonkultur in der Aufklärungszeit, wo, oft von intellektuellen Frauen initiiert, gebildete Bürger über wichtige Themen, neue Ansichten und Herausforderungen des Geisteslebens ihrer Zeit diskutiert haben. 
Sie steht dabei für die Zusammenkunft engagierter Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Lebenswelten, für Verbundenheit statt Abgrenzung und für das Zusammentragen vielfältiger Meinungen und Ansichten, um gemeinsam möglichen Lösungen näher zu kommen.
 Christina Zech plädiert dabei für Dankbarkeit und Wertschätzung, denn "Nur wenn wir annehmen, was ist, können wir uns verändern." (S.77)
Ebenso wichtig sind aber auch Emphatie und die Fähigkeit, im Denken verschiedene Perspektiven einzunehmen. Die Autorin spricht sich für systemisches und ganzheitliches Denken in größeren Zusammenhängen aus und für die Überwindung von gewohnten aber nicht mehr zeitgemäßen Denkstrukturen.
„Wir haben es uns leider angewöhnt, im überschaubaren Maßstab zu denken.“ (S.61)
Ihre Vorstellungen einer Weltregierung, von Weltbürger-Rechten und weltweit einheitlichen Sozialstandards mag aus heutiger Sicht kühn klingen, doch genau hier setzt dieses Buch an, denn ohne Visionen kann es keine tiefgreifenden Veränderungen geben. Vor allem aber plädiert Christina Zech 
 an die Verantwortung eines jeden von uns, aktiv in seiner Lebenswelt an der Verbesserung der Lebensbedingungen mitzuwirken.  Sie macht sich für eine engagierte und unabhängige Lokalpolitik stark und schreibt darüber, wie wichtig aber auch wie beeinflussbar unsere innere Einstellung ist, welche Freude Erkenntnis bedeuten kann und dass Veränderungen mit kleinen Schritten und eben bei jedem selbst beginnen. 

Man kann von „Weltsalon“ keine weitreichenden Lösungen erwarten. Vielmehr ist das Buch als Anregung, Inspiration und Ermutigung zu verstehen, sich unter dem Motto „Welten verbinden“ vorbehaltlos für Visionen zu öffnen, Themen in größeren Zusammenhängen zu betrachten, an seiner inneren Haltung zu arbeiten und eventuell, angelehnt an die Weltsalon-Methode,  einen offenen Gedanken-Austausch mit interessierten und engagierten Mitmenschen zu suchen, denn 
„Der Weltsalon ermöglicht es, in einem geschützten Rahmen groß zu denken, ohne größenwahnsinnig zu sein.“ (S.84)

Die Autorin stellt viele Fragen. Sie spricht ihre Leser im Text direkt an und nimmt sie so mit auf ihre gedankliche Reise. Dass die wichtigsten Thesen und Gedanken immer wieder im Text auftauchen, könnte man als redundant empfinden. Für mich ist es der Eindringlichkeit des Anliegens geschuldet. 

Dieses übersichtlich gegliederte, flüssig lesbare und trotz der gewichtigen Themen oft unterhaltsame Buch hat mich inspiriert und angeregt und ich empfehle es sehr gern. 

Über mich

Montagsnacht ist ein Mysterium. 🕵️‍♂️

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