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Mueli77

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Cover des Buches Asterix 40 (ISBN: 9783770424405)

Bewertung zu "Asterix 40" von Fabcaro

Asterix 40
Mueli77vor 4 Monaten
Zeitgenössisch und dennoch zeitlos

Den Legionären Cäsars fehlt es nach all den Jahren vergeblicher Eroberungsversuche, stagnierenden Fortschrittes und dem Widerstand dieses kleinen gallischen Dorfes nicht nur an Motivation, sondern auch an jeglichem verlorenen Lebensmut. Also beschließt Cäsar mithilfe seines obersten Medicus Visusversus neue Wege zu gehen. Positive Bestärkung! Und so lässt sich Visusversus nach Babaorum versetzen, um die dortigen Truppen neu zu motivieren, während er gleichzeitig versucht, als unschuldiger Besucher das Dorf der Gallier zu unterwandern und deren Zusammenhalt zu zerbrechen. Was sich recht einfach anhört, und zu Beginn auch bei einigen der Dorfbewohner durchaus gut funktioniert, führt jedoch schnell zu Misstrauen, vor allem bei Asterix und Miraculix, sowie Majestix, dessen Frau eines der ersten Opfer von Visusvesus ist. Nachdem diese nun mit Gutemine auf dem Weg nach Lutetia ist, um die Galliern als Beweis für seine Technik Cäsars auszuhändigen, müssen Asterix und seine Freunde nicht nur Gutemine finden und wieder zurück ins Dorf bringen, sondern auch gleichzeitig den zutiefst niedergeschlagenen Majestix, der nahe an einer Depression ist, aufmuntern …

Was an diesem neuen Abenteuer sofort auffällt ist, dass es deutlich mehr Text enthält, als die letzten Abenteuer. Ob dies jedoch dem Umstand geschuldet ist, dass Visusversus mit seiner Methode vor allem verbal agiert, oder dies vielleicht FabCaros Art des Erzählens ist, wird sich vermutlich erst beim nächsten Abenteuer zeigen, an dem FabCaro als Autor fungiert. Ich persönlich zum Beispiel habe große Probleme mit Menschen, die vor allem mit Zitaten und Phrasen um sich werfen, weshalb mir Visusversus sofort unsympathisch ist. Auch seine Phrasendrescherei geht mir bereits nach wenigen Seiten auf die Nerven, andererseits finde ich es auch sehr faszinierend zu sehen, wie die Menschen auf seine Art der Manipulation reagieren. Insgesamt finden sich allerlei psychologische Spielereien und Anspielungen in diesem Band wieder. Neben Visusversus und seiner „Manipulationsmethode“, als auch der Depression von Majestix, die Reaktionen der Dorfbewohner und Legionäre zeigen, dass sich Fabcaro mit der Psyche von Menschen offenbar sehr gut auskennt und dies hier auf sehr spannende Weise einbindet. Gerade Änderungen, wenn auch nur kurzzeitig, wie zum Beispiel der lange währende Disput zwischen Automatix und Verleihnix wegen der Frische der angebotenen Meerestiere ist sehr humorvoll, weil dieser einen anderen Lösungsansatz bietet, als es bisher der Fall war. Solche Kleinigkeiten finden sich überall im Band und laden zum mehrmaligen Lesen ein, da nicht immer alles sofort ersichtlich oder verständlich ist.

Auch zeichnerisch gibt es viel Neues und Anderes. So muss Conrad dem mehr an Text oft Tribu zollen, sodass in vielen Panels nur wenige bis gar keine Hintergründe zu entdecken sind. Zwar kam dies in den letzten Ausgaben Uderzos auch immer wieder zum Einsatz, hier vermutlich eher wegen des Arbeitsaufwandes, aber dennoch ist es deutlich sichtbar. Dafür sind in den anderen Panels die Hintergründe umso aufsehen erregender und laden dazu ein, sich auf die Suche nach weiteren Details zu machen. Hinzu kommt, dass sich Conrad inzwischen offenbar relativ sicher fühlt. Dies sieht man daran, dass er sichtlich experimentierfreudiger wird, was die Posen und Blickwinkel angeht, sowie die Art und Weise, wie Conrad mit der Panelgestaltung umgeht, gerade dann, wenn es um die Verteilung verschiedener Größen von Panels geht, ohne dabei die grundsätzliche Struktur des 4 Zeilen-Layouts zu umgehen.

Zu Beginn des Albums dachte ich noch, dass meine Bedenken durchaus gerechtfertigt gewesen sind, aber je weiter das Abenteuer voranschritt, um so mehr wurde mir klar, dass es genau die Art von Frische war, die Asterix jetzt brauchte. Die Einflüsse FabCaros sind minimalistisch, aber deutlich genug, um sie wahrzunehmen und seine Art der Erzählung, die Art und Weise seiner Charakterisierung, rufen bei mir ein gewisses Wohlgefühl hervor. Allerdings schwebt über dem gesamten Band auch eine gewisse „Hommage“ an frühere Abenteuer wie „Der Seher“, „Kampf der Häuptlinge“ oder auch „Streit um Asterix“, was eventuell daran liegt, dass dies eben jene Abenteuer sind, welche FabCaro besonders am Herzen liegen.
Zudem gibt es noch einiges, was sicher nur in der deutschen Fassung so enthalten ist. Denn für Übersetzer Klaus Jöken war es keine gewohnte Arbeit, was nicht nur an dem mehr an Text liegt, im Übrigen wird von bis zu 25 % mehr Text als ein Durchschnittsabenteuer gemunkelt, sondern auch erzählerischen Eigenheiten FabCaros. Daher finde ich es schon sehr amüsant, wenn Troubadix auf der Dorfbühne abgewandelte Klassiker von De Höhner, Herbert Grönemeyer oder Nana Mouskouri singt. So richtig besonders wird es, bei dem lange indizierten Hit der Ärzte, welcher dann wohl auch der Grund ist, weshalb Troubadix von der Bühne „zitiert“ wird.
Insgesamt überrascht mich „Der neue Asterix“ durchaus positiv. Das „Positive Denken“, welches den Band durchzieht und hier eher als „Waffe/Taktik“ dient, zeigt, dass man mit fast allem Menschen in irgendeiner Form lenken und manipulieren kann.
Was mir persönlich jedoch nach wie vor fehlt, ist der Einsatz von popkulturellen Persönlichkeiten, wie es in fast jedem Goscinny-Abum gang und gäbe war. Ein Politiker hier, ein Schauspieler da, ein Autor, ein Musiker, wie auch immer. Es gab immer jemanden zu entdecken und dieses kleine Rätselraten vermisse ich schon sehr.
Dennoch bleibt unterm Strich ein sehr unterhaltsames, kurzweilig vergnügsames und in vielen Punkten leicht verbessertes Abenteuer übrig, welches ich nicht nur Asterix-Fans empfehlen kann.

Cover des Buches Fabulöse Fakten (ISBN: 9783741624377)

Bewertung zu "Fabulöse Fakten" von Daniela Schreiter

Fabulöse Fakten
Mueli77vor einem Jahr
Liebevoll gestalteter und sehr informativer Band

Egal ob nun das faszinierende Leben der Nachtfalter, oder die optisch durchaus verstörenden Nacktmulle. Seien es die mysteriösen Kometen oder der geheimnisvolle Nachbar der Erde, der Mond. Auch wie ein mRNA-Imfpstoff funktioniert oder das Leben im Meer samt Haien und Walen in Einklang zu bringen ist, Daniela Schreiter hat die Antworten und das auf ihre ganz persönliche, charmante und humorvolle Art und Weise.

Wer bereits Werke wie „Lisa und Lio“ oder die „Schattenspringer“-Bände von Daniela Schreiter kennt, der weiß, worauf er sich bei „Fabulöse Fakten“ einlässt. Alle anderen werden überrascht sein, mit wie viel Liebe und Informationsgehalt man ein solches Buch gestalten kann, ohne dabei Oberlehrerhaft daherzukommen. Sämtliche „Fakten“, die Daniela gemeinsam mit Lars Fischer in diesem Band ausgesucht und gesammelt haben, werden nicht nur liebevoll aufbereitet, sondern auch allgemeinverständlich erklärt. Manchmal mit einem kleinen Augenzwinkern, aber niemals so, dass das Thema ins Lächerliche gezogen wird.

Dieser Stil wird auch beim Artwork beibehalten. Danielas unvergleichlicher Zeichenstil, ihre einfach wirkenden, aber dennoch unheimlich liebevollen Zeichnungen fallen nicht nur ins Auge, sondern berühren auch gleich jedermans Herz. Egal um was es sich handelt, Lebewesen, Gegenstand oder was auch immer, alles sieht irgendwie knuddelig aus. Selbst ich als gestandener Mann kann mir bei einem verschmitzt dreinschauenden Asteroiden, einem vor Ekel würgenden Hai oder einem als Super Mario verkleideten Fuchs ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

Ehrlich gesagt, finde ich es schade, dass der Band „nur“ 96 Seiten hat. Es gibt so viele Dinge, die Daniela gemeinsam mit ihrem Fuchs erklären könnte. Aber vielleicht erbarmt sich Panini und macht eine durchaus respektable Reihe daraus? Eventuell mit einem Band jährlich? So könnte man nicht nur Kinder an viele spannende Themen heranführen, sondern Menschen jeden Alters mit leicht verständlichen Infos und wunderschönen Zeichnungen das Allgemeinwissen bereichern. Ich persönlich würde weitere Bände auf jeden Fall begrüßen.

Cover des Buches Das Phantom der Oper (ISBN: 9783741620003)

Bewertung zu "Das Phantom der Oper" von Cavan Scott

Das Phantom der Oper
Mueli77vor einem Jahr
Ein Musical als Comic? Geht das? Ja, es kann funktionieren ...

Eigentlich ist die Geschichte des Phantoms der Oper allgemein hin bekannt, aber ich werde sie dennoch kurz zusammenfassen, für den Fall, dass jemand diese doch noch nicht kennen sollte.
Die Pariser Oper hütet ein unheimliches Geheimnis. In den Katakomben des altehrwürdigen Gebäudes treibt etwas Unheimliches und Mysteriöses sein Unwesen und verbreitet Angst und Schrecken. Nur die junge Sängerin Christine Daaé scheint bei diesem Wesen etwas anders zu bewirken, sodass es ihm offenbar wohlwollend gesinnt ist …

Wer hat nicht bereits von dem Musical „Das Phantom der Oper“ gehört? Es gehört zu den bekanntesten Musicals unserer Zeit und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis es diverse Umsetzungen des altbekannten Stoffes auf Basis des Romans von Gaston Leroux geben würde. Aber ein Comic? Ein Medium, welches ohne real hörbare Geräusche/Musik auskommt? Ein Medium, welches dem Leser einiges an Fantasie abverlangt, um gewisse Dinge zu transportieren oder auch erlebbar zu machen!
Diese Adaption basiert aber nicht nur auf dem Musical von Andrew Lloyd Webber, sondern nutzt sogar die Worte des Originallibrettos in der deutschen Übersetzung von Michael Kunze, und stellt somit die bekannteste Version zur Verfügung. Jeder der also schon einmal die deutsche Fassung in irgendeiner Form, privat, Schule, oder sonst wo, gehört hat, wird diese sofort wiedererkennen.
Dies stellt auch einen der größten Pluspunkte dieser Veröffentlichung dar, wenngleich es in meinen Augen noch besser wird, wenn man das Musical während des Lesens nebenbei hört, weil die Musik sehr viel von der Stimmung transportiert, was dem Comic alleine nicht möglich ist, bzw. in meinem Fall leider nicht so gut funktioniert hat, wie mit der Musik.

Dies liegt aber nicht etwa an den grandiosen Zeichnungen von José María Beroy, der schon seit den 80er Jahren im Comicbereich tätig ist und Klassiker wie Dr. Mabuse bebilderte, sowie seine Arbeiten an „Die Flüsse von London“ oder am 10. Doctor von Doctor Who. Aber auch seine Werke wie „Versus“ oder „999“ sind nicht zu verachten. Wie also passt Beroy zum Phantom der Oper? Die Antwort ist einfach: PERFEKT!
Sein Stil fängt die Stimmung des Musicals wunderbar ein, was durch die jeweils gewählten Blickwinkel sogar einen Vorteil gegenüber der Theaterinszenierung darstellt, da man hier immer nur einen Blickwinkel auf das Geschehen hat. Doch dank Beroys Zeichnungen ist man mal näher dran am Geschehen, kann sich den Details widmen, oder ist weiter weg und hat einen umfassenderen Blick auf das gesamte Szenario.
Das Beroy hierbei auch gleich die Kolorierung übernommen hat, ist ein weiterer Pluspunkt und kommt der gesamten Stimmung und Aufmachung zugute. Sowohl die fröhlich freundlichen Passagen, die vorrangig und lebensbejahenden Farben dargestellt werden, als auch die angsteinflößenden und beklemmenden Szenen, vorrangig in dunklen Erdfarben oder kühlen, melancholisch wirkenden Farbtönen, übertragen viel von der Stimmung auf den Leser.

Wie aber bereits erwähnt fehlt es in meinen Augen letztendlich am letzten Quäntchen, um den Funken überspringen zu lassen, wenn man sich dazu entschließt den Band, ohne die musikalische Untermalung des Musicals zu lesen. Es ist und bleibt leider ein „tonloser“ Comic und wenn man wie ich das Werk zwar kennt, aber nicht auswendig, ist es nur ein halbes Vergnügen. Vielleicht funktioniert es bei jenen, die das „Phantom“ in- und auswendig kenne ja besser.
Ein weitere positiv anzumerkender Punkt ist die Veröffentlichung seitens Panini in einem etwas größeren Buchformat als Hardcover. Dadurch kommen nicht nur die Zeichnungen besser zur Geltung, auch wirkt der Band dadurch weitaus wertiger. Zudem geizt Panini erneut nicht mit spannenden und wissensreichen Hintergrundinfos zum „Phantom der Oper“. SO gibt es neben diversen Figurenentwürfen, Zeichnungen und Skizzen auch Schritt für Schritt-Ansichten vom Libretto bis zur fertigen Comicseite und einen sehr guten Artikel über die Geschichte und den Werdegang des „Phantom der Oper“.

Cover des Buches Teen Titans von George Perez (ISBN: 9783741624605)

Bewertung zu "Teen Titans von George Perez" von Marv Wolfman

Teen Titans von George Perez
Mueli77vor einem Jahr
Wunderbarer Band, der die Titans weiter definiert

Francis Kane, eine alte Freundin von Wally West kehrt nach längerer Zeit wieder an die Uni zurück und trägt ein schwerwiegendes Geheimnis in sich, dem sich schon bald die Titans widmen müssen. Aber sie ist nicht die einzige Bekannte aus der Vergangenheit, die wieder auftaucht und den Titans Probleme bereitet. Mit dem russischen Superhelden Starfire gibt es nicht nur wegen der neuen Titan Starfire, alias Koriand`r Schwierigkeiten.
Aber es gibt auch gute Erlebnisse, wie der entspannende Kurzurlaub der Titans, bei dem sich gerade die vier neuen Mitglieder dem Rest des Teams ausführlicher „vorstellen“ und so einiges aus ihrer Vergangenheit preisgeben, was das Team sicher nicht erwartet hat …

Wie auch schon in den ersten beiden Bänden überzeugt dieser Band mit genialen Geschichten und eindrucksvollen Figuren, die dennoch glaubhaft wirken. Der Zusammenhalt der Gruppe wird durch die vierteilige Miniserie, die von Juni bis September 1982 parallel zur Hauptserie lief, weiterhin vertieft und sogar einige Geheimnisse gelüftet. Mit insgesamt 8 US-Ausgaben, je vier von der Hauptserie, plus die Miniserie, gibt es diesmal dennoch weitaus weniger Action, als bisher, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil, es ist eher so, dass gerade durch die vorwiegend zwischenmenschlichen Aktionen genug Spannung aufkommt, um den Leser bei der Stange zu halten, wobei der eigentlich recht kurze Actionmoment dafür umso heftiger daherkommt.

Zu den Zeichnungen gibt es kaum etwas zu sagen, was ich nicht bereits in den letzten Reviews bereits geäußert habe. Die einzige Neuerung ist leider eine traurige, und zwar die, dass George Perez inzwischen nicht mehr unter uns weilt. Nachdem Perez‘ bereits im Dezember ’21 über seinen Twitter-Account bekannt gegeben hat, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium leidet und es bedauerlicherweise keine Möglichkeiten einer Heilung gibt, ist er am 6. Mai dieses Jahres im Alter von nur 67 Jahren verstorben. Seine größten Erfolge sind die Arbeiten an den Avengers, den X-Men und hier an den Teen Titans. Sein Stil, seine Art, vor allem mehrere Akteure gleichzeitig und dennoch extrem detailliert darzustellen, werden unvergessen bleiben.

Und so schließe ich dieses Review mit einem traurigen und einem lächelnden Auge, mit dem Wissen, dass George Perez‘ Kunst auf ewig weiterleben und er somit niemals vergessen wird. Inzwischen, während ich dieses Review verfasse, sind bei Panini bereits die Folgebände 4 bis 5 erschienen. Im Original liegt die Serie bereits bis einschließlich Band 14 vor, wobei Perez nur bis Band 9 beteiligt war. Dennoch gehören die Teen Titans meiner Auffassung nach in jede gut sortierte Comicsammlung, genauso wie Perez‘ andere Arbeiten. Denn eines muss ich mit aller Offenheit und Ehrlichkeit sagen. Selbst wenn Perez einen schlechten Tag hatte und mal etwas weniger gute Arbeit abgeliefert hat, waren seine Zeichnungen immer noch besser, als das meiste, was bei beiden großen Verlagen in Hochzeiten erschienen ist. Aber das ist auch ein gutes Stück persönliche Meinung.

Cover des Buches Batman: Krieg dem Verbrechen (ISBN: 9783741623394)

Bewertung zu "Batman: Krieg dem Verbrechen" von Paul Dini

Batman: Krieg dem Verbrechen
Mueli77vor einem Jahr
Ein genialer, wie auch visueller Meilenstein

Einerseits ist Bruce Wayne der Millionär, Teil der High Society Gothams und ein Geschäftsmann, der unter seinesgleichen viel Beachtung genießt. Er ist aber auch Batman, der einen gnadenlosen Kampf gegen das Verbrechen führt, seitdem seine Eltern vor seinen Augen ermordet wurden, als er selbst noch ein Kind war. Nun durchlebt Bruce Wayne diese Tragödie erneut, als ein kleiner Junge Zeuge des Mordes an seinen Eltern wird. Doch was Bruce nicht erwartet ist, dass dieser Weg nicht der gleiche ist, wie seiner, und er erkennt, dass auch aus Opfern später sehr schnell Täter werden können, wenn ihnen niemand im richtigen Moment beisteht …

Immer wieder wird versucht, Batman, bzw. Bruce Wayne neu zu definieren, oder ihm neue Facetten zu verleihen. Nicht immer funktioniert dies, aber in diesem Fall ist es einfach anders. Nicht nur wegen der Geschichte an sich, die wie so oft Bezug auf Batmans Entstehung an sich nimmt, sondern es ist vielmehr die Art, wie Autor Paul Dini Bruce mit dieser Erfahrung erneut konfrontiert. Teilweise wird Bruce hier mit seinem alten Ich konfrontiert und dann wieder ist es eindeutig, dass es sich um jemand anderen handelt, der aber ähnliche Voraussetzungen hat, nur andere Entscheidungen trifft und Wege geht. Diese Gegensätze sind es aber, die diese Story so genial macht. Auch wenn es kaum typische Superheldenaction gibt und nur wenige Kampfszenen ist die Spannung dennoch spürbar, weil Dini hier sehr viel mit der Psyche spielt und das teilweise auch auf den Leser überträgt, sodass dieser sich selbst die Frage stellt, wie er, oder auch sie, in diesem Moment reagiert hätte. Beschränkt man sich jedoch nur auf den reinen Inhalt der Story, so fällt auf, dass diese doch recht oberflächlich und mit vielen Klischees gespickt daherkommt. Aber zum Glück gibt es ja noch die psychische Ebene, mit der Paul Dini gekonnt spielt.

Hinzu kommen die außergewöhnlichen Zeichnungen von Alex Ross, dem Meister der atmosphärischen Covermotive. Zu Beginn seiner Karriere war es vor allem die Statischen in seinen Bildern, die ich oft kritisiert habe. Alles sah richtig gut und genial aus, aber es fehlte das Leben und die Dynamik. Inzwischen hat sich da aber einiges getan und Ross‘ Bilder sprühen von Dynamik und Action. Stellenweise ist sein Stil derart realistisch, dass man glaubt ein Foto vor sich zu haben. Dies ist vor allem seiner ungeheuren Anforderung an sich selbst geschuldet, wie man auch in den Anhängen zu diesem Band sehen kann. Ross‘ Detailverliebtheit geht so weit, dass er eine eigene Batmanmaske angefertigt hat, nur um zu sehen, wie sich Licht und Schatten auf ihr verhalten, um diese Erfahrungen wiederum in die Zeichnungen einfließen lassen zu können.

Ist „Batman – Krieg dem Verbrechen“ das Meisterwerk, als das es überall gehandelt wird? Definitiv Ja. Braucht man diese Edition, wenn man bereits ein vorher erschienene Ausgabe hat. In meinen Augen, ja, weil alleine schon das überformatige Hardcover mit 26 x 36 cm die Zeichnungen besonders gut zur Geltung bringen. Zudem gibt es noch Bonusmaterial, welches in der 2001 beim Carlsen Verlag erschienenen Ausgabe nicht enthalten war.

Cover des Buches Marlene Dietrich (ISBN: 9783741624384)

Bewertung zu "Marlene Dietrich" von Flavia Scuderi

Marlene Dietrich
Mueli77vor einem Jahr
Eine grafische Biografie über "die Dietrich"

Sommer 1921. Marie Magdalene Dietrich sitzt mit ihrer Mutter im Zug von Weimar nach Berlin, nachdem sie an der Franz List-Schule in Weimar eine Affäre mit Professor Robert Reitz gehabt haben soll. Ihre Mutter beschließt daher, die weitere Ausbildung ihrer Tochter in Berlin fortzusetzen. Doch Marlene, wie sich die junge Dietrich selbst nennt, hat bereits andere Pläne. Sie bewirbt sich als erste Geige, um die Stummfilme von Henny Porten mit Orchester zu begleiten, doch insgeheim will sie selber auf die große Leinwand. Nach ein paar schwierigeren Jahren, in denen sie diverse Jobs, unter anderem als Varieté-Tänzerin, Theater- und Filmschauspielerin ausübte und sich nicht nur mit Männern vergnügte, sondern auch mit Frauen ihre Sexualität auslebte, heiratete sie dann Rudolph Sieber, mit dem sie auch eine gemeinsame Tochter hatte. Ende der „goldenen“ 20er Jahre war Marlene Dietrich eine einfache Hausfrau, die zu Hause ihr berühmtes Spiel auf der „singenden“ Säge, welches sie in Weimar erlernte, vorführte. Aber so richtig glücklich war sie nie. Dann bekam sie von Josef von Sternberg die Rolle der Lola in „Der blaue Engel“ angeboten und ihre weltweite Karriere begann …

Sie war wohl die erste große Diva der deutschen Filmgeschichte. Marlene Dietrich gehört zu jenen Frauen, die nicht nur eine Generation geprägt und beeinflusst hat. Und das nicht nur durch ihr Schauspiel, sondern auch ihr Verhalten und ihren Lebensstil.
Autor Alessandro Ferrari widmet sich in diesem Band den frühen Jahren, den bekannten „Goldenen Zwanzigern“ und dem beginnenden Star „Marlene Dietrich“. Allerdings vermeidet Ferrari hier Details, die zwar bekannt, aber auch teilweise umstritten sind. Stattdessen skizziert er das Bild einer „Ikone“ mit einem sehr großen Selbstbewusstsein, die auch vor unangenehmen Entscheidungen nicht zurückschreckt. Schon recht früh zeigt Ferrari hier das divenhafte Verhalten „der Dietrich“ und dass es sicher nicht immer einfach war, mit ihr auszukommen. Dennoch bleibt er dabei immer respektvoll und zeigt ebenso eine liebevolle und fürsorgliche Mutter.

Das in meinen Augen eigentliche Highlight sind jedoch die Zeichnungen der 1974 in Rom (Italien) geborenen Zeichnerin Flavia Scuderi, die seit 2008 in Berlin lebt und arbeitet. Scuderi hat nicht nur bereits für Disney an diversen Animationsserien gearbeitet, sondern hat ein umfangreiches und sehr abwechslungsreiches Portfolio an Arbeiten vorzuweisen.
Mit ihrem Stil schafft sie es, nicht nur das mädchenhafte, was Marlene Dietrich immer irgendwie umgab, sondern auch ihre kühle Erotik darzustellen, ohne dass dies im Konflikt stehen könnte. Das vorwiegend in Rot und Brauntönen gehaltene Artwork wirkt manchmal etwas karikativ, ohne die dargestellten Personen dabei ihrer Glaubwürdigkeit zu berauben. Scuderi geizt auch nicht mit mangelnder Freizügigkeit, um die sexuellen Fantasien Dietrichs darzustellen. Seien es die Liebesakte mit Männern oder Frauen, als auch die Erotik, welche Marlene Dietrich gerne auf der Bühne inszenierte. Trotz aller Erotik und Nacktheit schafft es Flavia Scuderi, „die Dietrich“ nicht zu einer „billigen Nutte“ zu degradieren. Scuderis „Marlene Dietrich“ ist eine Frau von Ehre, die aber genau weiß, was sie will.

Diesen Band zu bewerten fällt mir sehr schwer, da ich sowohl die Arbeit von Autor Alessandro Ferrari, als auch die von Flavia Scuderi als Zeichnerin sehr schätze und auch die Aufmachung in Form eines Hardcoveralbums mit mattem Druck sehr edel wirkt. Dennoch ist es vor allem der Preis von 17 Euro bei einem Umfang von 64 Seiten, der es Käufern schwer machen wird, sich für ihn zu entscheiden. Mir ist bewusst, dass die Zielgruppe hier die ältere Leserschaft ab 40 aufwärts ist, die meist über ein besser ausgestattetes Portemonnaie verfügt, aber dies gilt leider nicht für alle. Zudem ist Marlene Dietrich zwar durchaus bekannt, aber nicht mehr in den Interessengebieten vieler noch lebender Menschen verankert. Aus meiner persönlichen Erfahrung denke ich, dass es der Band trotz seiner unbestreitbaren Qualität sehr schwer haben wird. Das ändert bedauerlicherweise auch das angehängte Interview mit Flavia Scuderi nicht, auch wenn die sympathische Zeichnerin viele Einblicke in ihre Arbeit an diesem Band gewährt.
Mit dem Wunsch, dass dieser Band dennoch seine Aufmerksamkeit erhält, die er verdient, empfehle ich ihn besonders an jene, die mit dem Werk von Marlene Dietrich vertraut sind, und all jene, die gerne mehr über „die Dietrich“ erfahren möchten.

Cover des Buches Hawkeye: Kate Bishop (ISBN: 9783741623486)

Bewertung zu "Hawkeye: Kate Bishop" von Kelly Thompson

Hawkeye: Kate Bishop
Mueli77vor 2 Jahren
Kate lernt auf die harte Tour auf eigenen Beinen zu stehen

Nachdem Kate eine Weile mit Clint und danach mit Lucky, Clints Hund, durch Los Angeles zog hat es sie nun nach Kalifornien verschlagen, wo sie sich, ähnlich wie Jessica Jones, als Privatdetektivin durch das Leben zu schlagen versucht. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut, wie bereits der erste Auftrag beweist, in dem Kate eine Studentin aus einer gefährlichen Sekte befreien soll. Dabei ist sie eigentlich auch auf der Suche nach ihrem Vater hierhergekommen, aber das muss wohl jetzt erst einmal hinten anstehen. Schnell findet Kate Freunde und Verbündete, und die Jagd auf die Verbrecher Kaliforniens kann, sehr zum Leidwesen der örtlichen Polizei, insbesondere von Detective Rivera, beginnen …

Kelly Thompson gehört wohl zu den besten Autorinnen, gerade wenn es um Soloserien von weiblichen Superhelden geht. Kaum eine andere Autorin versteht es so grandios, die Kleinigkeiten des weiblichen Superheldenalltags besser zu erzählen. Auch hier bei Kate Bishop zeigt sie wieder einmal, was sie bereits bei Captain Marvel oder Jessica Jones zu einer der Top-Autorinnen gemacht hat. Einfühlsame Geschichten, mit einem Hauch Superhelden, den alltäglichen Problemen, die seit den 60ern und Stan Lees Superheldenneustart, das essenzielle Salz in der Suppe der Superheldencomics sind.
So wirft Thompson Kate nicht nur einfach in ein chaotisches Setup von neuen Schurken und alten Feinden, sondern verpasst ihr noch Probleme wie das Fehlen einer Lizenz als Privatdetektivin, chronische Geldknappheit und vieles mehr, sodass es eigentlich nicht nur nicht leicht für Kate wird, sondern teilweise fast schon unmöglich zu überleben.

Optisch knüpft die Serie an das Design von Hawkeye von Fraction und Aja an, bringt aber auch eigene Stilelemente mit, die das Gesamtbild deutlich auffrischen. Dennoch bleibt die vorherrschende Farbe auch hier wieder einmal das Violett der Hawkeye-Kostüme in den verschiedensten Nuancen.
Selbst beim Storytelling findet man immer wieder Anlehnungen an die vorangegangene Hawkeye-Serie, oder Genregrößen wie „Watchmen“, „Daredevil“ oder „Jessica Jones“. Leonardo Romero und Michael Walsh überzeugen zwar jeweils mit ihren ganz eigenen Stilen, was im direkten Vergleich durchaus deutlich auffällt, aber durch die vielen Stilmixe und Anlehnungen fällt dies nicht wirklich unangenehm auf, wodurch beim Lesen der zweimalige Wechsel zwischen den Zeichnern eher informativ auf dem Papier stattfindet, als in der optischen Präsentation.

Als großer Fan der Fraction/Aja-Hawkeye-Serie fühlt man sich hier sofort zu Hause und gerade in Ergänzung zur aktuellen Disney +-Serie ist dieser Band eine uneingeschränkte Leseempfehlung von meiner Seite aus. Das kompakte Format der Panini INK-Bände ist ebenfalls ein Plus, genauso wie der Preis für die durchaus gelungen Aufmachung. Einzig das „Bonus“-Material, welches genaugenommen nur aus den Covern, sowie einigen Variants besteht, fällt ein wenig dürftig aus. Bleibt nur noch die Frage nach den letzten vier Ausgaben der Serie und ob sie bereits in Deutschland erschienen oder wenigstens in irgendeiner Form geplant sind. Aber das kann uns wohl nur Panini beantworten.

Cover des Buches Swamp Thing: Geschichten aus dem Sumpf (ISBN: 9783741624971)

Bewertung zu "Swamp Thing: Geschichten aus dem Sumpf" von Tim Seeley

Swamp Thing: Geschichten aus dem Sumpf
Mueli77vor 2 Jahren
Eine wundervolle Sammmlung und Len Weins Abschied

Was macht ein Wesen, welches direkt mit der Natur, dem großen Grün, dem Leben der Pflanzen verbunden ist, wenn es mit ansehen muss, was die Menschen mit diesem Leben anstellen? Wie reagiert dieses „Überwesen“ auf den Eindringling „Mensch“? Und wie reagiert der Mensch, wenn er von solch einem „Beschützer“ erfährt? Was ist die Aufgabe eines solchen Wesens und wie „lebt“ es? Hat es Freunde oder gar Familie? Sind dies dann Menschen oder Pflanzen und gibt es eventuell sogar mehr von diesen „Beschützern“?
Dieser Band wird wohl kaum alle diese Fragen beantworten, aber einige von ihnen sicher. Allerdings wird er auch neue Fragen aufwerfen und vor allem ist es nur immer ein Augenblick. Jede Geschichte offenbart nur einen Moment aus diesem tragischen „Leben“ …

Swamp Thing hat bei Carlsen Comics und Panini bereits einige deutschsprachige Veröffentlichung erfahren. Sei es die erste „klassische“ Serie, ursprünglich von Bernie Wrightson und Len Wein verfasst, die zweite „Saga of the Swamp Thing“-Reihe, an der sich Comicmeister Alan Moore ausgetobt hat, der 52-Neustart unter der Federführung von Scott Snyder, welche dann von Charles Soule grandios weitergeführt wurde, oder die ersten 6 Ausgaben des 2016er Neustarts, an dem Len Wein gemeinsam mit Batman-Ikone Kelley Jones arbeitete. Leider fand diese Serie ein ebenso tragisches Ende, wie die Entstehung Swamp Things. Len Wein starb während der Arbeiten an Ausgabe 7 und so wurde diese bisher nirgends veröffentlicht.
Neben der unfertigen 7. Ausgabe, welche hier in ihrer kompletten Pracht und ohne Text gezeigt wird, nur mit dem ursprünglichen Skript von Wein an Jones ergänzt, gibt es eine ganze Reihe, teils überdurchschnittlich grandioser Geschichten von Künstlern wie Tim Seeley, Tom King, Brian Azzarello, Jason Fabok, Mike Perkins, Greg Capullo, Steve Pugh, Kyle Hotz und vielen mehr.

Diese Storys sind so unterschiedlich, wie die Schreib- und Zeichenstile der beteiligten Künstler. Dabei geht es mal um physische Monster, mal um psychische, neue Freunde und alte Feinde, oder auch umgekehrt. Es geht um Vertrauen, Liebe, Verzweiflung, Mord, Rache, Verrat und vieles mehr. Es geht um die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle und wie stark der Mensch, emotional oder auch rein rational, auf seine Umwelt einwirkt, bewusst, als auch unbewusst. Einfache, linear aufgebaute Geschichten sind dabei ebenso vertreten, wie vielschichtige, auf mehreren Metaebenen angesiedelte Handlungen. Egal aus welchem Grund man zu diesem Band greift, er ist mehr als eine Anthologie, oder Würdigung dessen, was Wein und Wrightson im Jahr 1972 schufen.

Was am Ende übrig bleibt ist ein immerhin über 200 Seiten starker Band, der sowohl berührt, als auch zum Nachdenken anregt. Dabei ist es egal, ob man bereits vorher etwas mit Alec Hollands Alter Ego Swamp Thing zu tun hatte, oder erst durch die Amazon Prime-Serie auf ihn aufmerksam wurde. Sicher, die Zeichenstile werden nicht jeden und immer ansprechen und so manch einer wird eventuell Schwierigkeiten mit einigen Handlungselementen haben, weil diese teilweise oder gar komplett mit früheren Ereignissen verwoben sind, aber dies sind eher Ausnahmen und ein Großteil der Geschichten funktionieren auch ohne Vorwissen sehr gut.
Egal zu welcher Kategorie ihr nun gehört, dieser Band ist in jedem Fall als eine Bereicherung zu verstehen. Und wenn euch gefallen hat, was ihr hier gelesen habt, dann könnt ihr auch gleich mit der Deluxe Ausgabe von „Alan Moores Swamp Thing“ weitermachen, die derzeit ebenfalls bei Panini in Form von drei edel aufgemachten Hardcoverbänden erscheint.

Cover des Buches Carnage: Schwarz, Weiss & Blut (ISBN: 9783741625466)

Bewertung zu "Carnage: Schwarz, Weiss & Blut" von Al Ewing

Carnage: Schwarz, Weiss & Blut
Mueli77vor 2 Jahren
Carnage-Horror in Schwarz/Weiss mit ganz viel Blut!

Carnage ist seit jeher der Inbegriff des Bösen und er zeigt in mehreren Kurzgeschichten, dass der rote Symbiont, Teil des außerirdischen Volkes der Klyntar, ein Meister des blutigen Gemetzels ist. Egal ob im Wilden Westen, als gigantischer Hai, in eisiger Wildnis, auf den tosenden Wellen der Weltmeere an Bord eines Piratenschiffes, oder aber, wie wir ihn am besten kennen, als durchgeknallter Serienmörder in der Gegenwart, Carnage zieht eine blutrote Spur der Verwüstung hinter sich her. Dabei trifft er auch auf alte Bekannte, Freunde, wie auch Feinde …

In diesem großformatigen 24 cm breiten und 33,5 cm hohen Band versammeln sich zwölf überaus interessante Kurzgeschichten, die im Original in einer vierteiligen Miniserie erschienen sind. Namhafte Autoren wie Dan Slott, Donny Cates, Chip Zdarsky, Ryan Stegman, Declan Shalvey oder Al Ewing, um nur einige zu nennen, haben Storys verfasst, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, auch wenn immer Carnage und die Gewalt in dessen Mittelpunkt steht. Letztendlich ist es aber das, wie die Geschichte erzählt wird, was den merklichen Unterschied ausmacht. So kommt der rote Horror manchmal ruhig und schleichend daher, und dann wiederum mit brachialer Action.

Was neben der Auswahl der Künstler aber ein ebenso wichtiges, wie auffallenden Kriterium ist, ist die Farbgebung der Geschichten, die lediglich aus dem klassischen Weiß des Papiers, dem dunklen Schwarz der Tusche und dem blutigen Rot von Carnages Symbionten besteht. Diese Kombination, oder auch Einschränkung, bedeutet für die Zeichner und Koloristen ein Höchstmaß an Können, Konzentration und Experimentiertfreude, damit das Ergebnis kein zum Matsch verkommener Farbbrei wird. Das ist auch fast durchweg gelungen, vor allem weil viele Künstler alternative Methoden zur kontrastreichen Darstellung gefunden haben, wie beispielsweise die in Manga sehr weit verbreiteten Rasterfolien und ähnliches. Das visuelle Erlebnis steigert sich dadurch in meinen Augen immens, weil einige Stile so deutlich von den üblichen US-Superheldenzeichnungen abweichen.

Als alter Carnage-Fan, sein erstes Auftreten in Deutschland in Condors „Die Spinne“ Nr. 213-215 waren auch mein Einstieg bei Spider-Man, weshalb ich mit Venom und Carnage schon immer eine enge Verbindung spüre. So ist auch dieser Band, vor allem durch die Aufmachung als großformatiges Hardcoveralbum einfach nur genial. Die Zeichnungen profitieren massiv von der Größe, wodurch Details noch deutlicher wirken. Somit geht auch der Preis von 26 Euro für diese Veröffentlichung mit teilspotlackiertem Cover in Ordnung.

Cover des Buches Asterix 39 (ISBN: 9783770424399)

Bewertung zu "Asterix 39" von Jean-Yves Ferri

Asterix 39
Mueli77vor 2 Jahren
Mit jedem Abenteuer werden Ferri und Conrad besser

Die Chimäre, die Harpyie, die Sphinx, die Hydra … alles bekannte Wesen, die jene Welt des römischen Reiches um 50 v. Chr. bevölkern sollen. Doch keines sticht dabei so heraus, wie der Greif. Wie wäre es also mit eben diesem bekannten Fabelwesen, um den „Pöbel“, wie Cäsar seine Untertanen nennt, zu erfreuen und seine Beliebtheit somit noch weiter zu steigern? Angefeuert werden Cäsars Gedanken durch seinen Geograf Globulus, der angeblich sogar den Aufenthaltsort jenes geheimnisvollen Wesens zu kennen glaubt. Und so machen sich der Geograf und einige römische Legionäre auf den Weg, den Greif zu fangen und nach Rom zu bringen.
Was jedoch zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß ist, dass in eben jener Gegend, der Heimat des Greifs, der alte Stamm der Sarmaten beheimatet ist und dessen Schamane ein guter Freund des gallischen Druiden Miraculix ist. Nach kurzer „Traumkorrespondenz“ machen sich also Asterix, Obelix und Miraculix, Idefix darf natürlich auch nicht vergessen werden, auf den Weg in das kalte und ungemütliche Gebiet der Sarmaten, wo sie erfahren müssen, dass bereits eine tapfere Kriegerin des Stammes, die junge und hübsche Kalaschnikowa als Geisel der Römer herhalten muss, bevor auch der Schamane Terrine in dessen Fänge gerät …

Dass es die gallischen Helden diesmal ausgerechnet in das große und ungemütliche Gebiet der Russen zieht, kommt nicht von ungefähr. So richtig unterwegs waren die Gallier hier nämlich noch nicht. Und so lässt es sich Ferri nicht nehmen und verpasst den Einwohnern ihre ganz eigene „Sprache“ und Namensgebung. Im ersten Moment liest sich die „Sarmatische“ Sprache durch sein gespiegeltes „E“ richtig ungewohnt. Stɘllt ɘuch doch ɘinmal vor, ich würdɘ diɘs in diɘsɘm Rɘviɘw ɘbɘnso anwɘndɘn?! Komischerweise gewöhnt man sich recht schnell daran und nach kurzer Eingewöhnungszeit gehen auch diese Texte flüssig von „den Lippen“. Aber das ist bei weitem nicht das Einzige, was Ferri und Conrad hier umgedreht haben. Auch die Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen, ist ähnlich denen der Amazonen, komplett anders. Während die Frauen jagen und Kriege führen, bleiben die Männer bei den Kindern, führen den Haushalt, oder gehen ihren Handwerken nach. So lautet der Name des Dorfältesten Gasturbinɘ, der Zimmermann heißt Dachlawinɘ, frisch gebrauter Met kommt von Honigbinɘ und der Käst wird von Margarinɘ hergestellt. Es gibt sogar einen Holzlieferanten, der erstaunliche Ähnlichkeit mit einem gallischen Hinkelsteinlieferanten hat und auf den Namen Indiɘsɘmsinɘ hört. Man merkt also sichtlich, dass Ferri einen Riɘsɘnspaß an der Erschaffung dieses Abenteuer gehabt haben muss. Hier kommt für mich zumindest, der Punkt, an dem ich gewisse Parallelen zur Arbeit von René Goscinny erkenne, was mich einerseits sehr freut, andererseits auch in Ehrfurcht erstarren lässt.

Ähnlich verhält es sich mit den Zeichnungen von Didier Conrad. Auch er verwendet Stile und Stilmittel, wie es Albert Uderzo tat, um gewisse Emotionen zu vermitteln. Wie anders lässt sich die klirrende Kälte der sarmatischen Eiswüste besser in einem Bild einfangen, als dies komplett weiß zu gestalten. Erst im dritten Panel, nach einer zweiseitigen Einleitung die im römischen Herrschaftssitz Cäsars spielt, tauchen die gallischen Helden auf, denen eisiger Wind um die Ohren pfeift, in einer sonst fast komplett weiß gehaltenen Umgebung, in der man nur die Spuren im Schnee noch sehen kann. Und so lässt es sich Didier Conrad auch nicht nehmen, die Weite dieser Umgebung durch den massiven Einsatz von Pferden als Transportmittel darzustellen. Er wechselt somit fast schon in das Genre des Eastern, jedoch mit dem gewohnten Augenzwinkern, wie es bereits Goscinny und Uderzo taten. Wer jetzt aber befürchtet, dass Conrad in ein altes Muster verfällt und wie in einem früheren Abenteuer auf die Hintergrunddetails verzichtet, den kann ich beruhigen. Genau das Gegenteil ist der Fall. So detailreich waren die Hintergründe, möchte ich meinen, seit den guten alten Zeiten unter Uderzo nicht mehr. Große und kleine Flora, sowie reichlich Fauna bevölkern diese unwirklichen Landschaften und erwecken sie hierdurch zum Leben.

Außerdem gibt es in diesem Band etwas, dass es schon lange nicht mehr in diesem Umfang gab. Gastauftritte und Parodien bekannter und teils verstorbener Künstler, die ich hier jedoch nur kurz anreißen möchte. So ist Cäsars Geograf optisch an den französischen Schriftsteller Michel Houellebecq angelehnt und auch die Gesichtszüge des verliebten Wachsoldaten für die Sarmatin Kalaschnikowa sind dem französischen Asterix-Verleger Céleste Surugue nachempfunden, der dies wiederum nur mit einem trockenen „Ich fühle mich so geehrt!“ kommentierte. Auch der US-Schauspieler Brian Dennehy wird in diesem Band verewigt. Er findet sich in der Figur des Zenturios Brudercus wieder und musikalisch wird es kurz vor Schluss, als sich einer der Piraten als der französische Chansonsänger Charles Aznavour zu erkennen gibt, auch wenn dieser mit „Es fährt ein Schiff nach Nirgendwo“ eher Christian Anders rezitiert.
Absolut keine reale Person liegen dagegen der Figur „Fakenius“ zugrunde, die stattdessen als Sinnbild für die Verbreitung von Unwahrheiten, auch „Fake News“ geschaffen wurde.

Ist also dieser Band der erhoffte frische Wind oder eher der Sargnagel zum Asterix-Franchise? Meine persönliche Meinung ist, dass „Asterix und der Greif“ der bisher beste Band aus der Zusammenarbeit von Ferri und Conrad ist. Mit viel Feingefühl und Ehrfurcht haben sich beide Künstler an ein Erbe gewagt und ihm neues Leben eingehaucht. Es gibt viele Momente, in denen der Humor Goscinnys durchblitzt und Uderzos Strich wie eine „grobe Skizze“ den Weg zu führen scheint. Dabei ist dies der letzte Band, dessen Rohentwürfe noch Albert Uderzo vorgelegt wurden, bevor Ferri und Conrad fast komplett auf sich alleine gestellt waren. Als Reminiszenz daran, verewigte Conrad Uderzo in Form seines Lieblingstieres, einer weinenden Eule, auf der letzten Seite im letzten Panel dieses Abenteuers, wie es zuvor bereits Uderzo nach dem Tod Goscinnys bei „Asterix und den Belgiern“ mit einem weinenden Hasen tat.

Über mich

  • 11.06.1977

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