Eden Culture - ein Buch, worauf ich sehr gespannt war. Hartl bietet einen Ansatz, wie wir aus einem ungesunden Heute in ein gesundes Morgen kommen können: Durch Verbundenheit, Sinnerfüllung und Schönheit. Ich finde diese drei Antworten total spannend und kann dem sehr viel abgewinnen.
Ich teile seinen Blick auf den Zeitgeist. Es muss alles schnell gehen, dadurch nimmt die Schönheit im Detail ab oder wird rein funktional verwendet, um ein Ziel zu erreichen: beispielsweise um Produkte zu vermarkten oder einen genussvollen Konsum zu ermöglichen. Dass das Erkennen von Schönheit aber eine tiefe Sehnsucht der Seele ist, die im Grunde für die Seele überlebenswichtig ist, das wird in einer schnelllebigen Gesellschaft vergessen. Aber Schönheit braucht Raum zur Entfaltung: in Beziehungen, in Orten, in Kunst. Schönheit geht nicht "mal eben" und "schnell schnell" - sondern braucht Zeit und Raum. Die Erinnerung fand ich sehr wertvoll.
Genauso kann ich auch dem Thema Verbundenheit sehr viel abgewinnen. Vielleicht war mir das gar nicht so klar, wie stark im Menschsein die Sehnsucht nach Verbundenheit angelegt ist. Durch Verbundenheit wird das Leben kraftvoll und gestärkt. Dabei geht es um die Verbundenheit zu sich selbst. Dass Herz und Kopf im Einklang sind. Die Verbundenheit zu Menschen in Freundschaften, Beziehungen - aber auch darüber hinaus, z. B. in kurzen Begegnungen und ehrlichen Gesprächen. Und auch die Verbundenheit zu Gott und damit das Wissen, dass man nicht einsam für sich das Spiel des Lebens erlebt. Vielmehr dass da eine Verbundenheit zu jemanden herrscht, der über das materielle Leben steht.
Auch das Kapitel zum Thema Sinn hat mich berührt. Wie stark, wenn das Leben sehr viel mehr Bedeutung und Sinn bekommt, als täglich die Alltagsroutine abzuspulen. Gerade das Beispiel von Viktor Frankl hat mich sehr bewegt, der auch mitten im Leid einen Sinn im Leben gespürt und für sich entdeckt hat. Großartig, wenn diese tiefe Lebensbejahung stattfindet.
Johannes Hartl schrieb das Buch nicht in erster Linie für Christen - sondern vielmehr für Menschen, die sich philosophisch mit dem Zeitgeist und dem Leben auseinandersetzen. Seine Antworten sind also komplexer und vielschichtiger, da sie eher eine säkulare Zielgruppe in Auge fasst und die Menschen eben über philosophische Gedanken abholt. Hätte er das Buch für Christen geschrieben, wäre es vermutlich ein etwas anderes Buch geworden. Ich persönlich finde, dass er mit diesem Buch eine geniale Brücke zur säkularen Gesellschaft schlägt. Er begegnen ihnen da, wo sie sind. Bietet starke Gedanken, die auf den Glauben an Gott fußen und zeigt hier und da immer wieder auf den Einen. Also mein Eindruck ist, dass er das richtig gut hinbekommen hat. Es braucht genau diesen Weg, um Menschen, die sich viele Gedanken um das Leben machen, aber selbst sich nicht als gläubig bezeichnen würden, abzuholen. Für mich steckt in diesem Buch sehr viel Evangelium und das Buch hat sehr viel Potenzial, dass Menschen neugierig werden und sich für Gott öffnen, aber eben auf eine Weise, die den "Umweg" über die Philosophie macht. Es braucht diesen Umweg, um Menschen eben auch dort abzuholen.
Einen Punkt ziehe ich dennoch ab, weil mir das Buch streckenweise doch zu langatmig war. Ich denke, eine stärkere Zuspitzung würde hier und da sehr helfen. Statt so vielen Details und Geschichten und Menschen - lieber den Fokus auf wenige, um den Inhalt klarer zu fassen. Das wäre mir lieber gewesen. Ich glaube auch, dass eine kürzere Version helfen würde, um noch besser in Gespräch zu kommen. Durch die Länge verliert einiges seine Kraft. So mein Eindruck.
Dennoch: insgesamt eine sehr reife Leistung von Johannes Hartl, die ich sehr schätze. Möge das Buch viele Menschen außerhalb von Kirchen und Gemeinden erreichen. Ich wünsche ihm viel Segen mit diesem Buch!