Nemora

Egal ob Fantasy, Krimi oder Roman. Es gibt so viele Bücher mit ebenso vielen Themen, da ist es wirklich schwierig, etwas Neues, Originelles zu schaffen. Das hat Nicole mit ihrem Werk aber definitiv geschafft. Die Idee, über Sprichwörter zu schreiben, die lebendig geworden sind, hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Nach ein/ zwei Kapiteln hab ich mich allerdings zunächst echt schwergetan, es nicht wieder wegzulegen. Ich konnte mich schlecht in Murphy hineinfühlen, fand ihn äußerst unsympathisch, aufgesetzt und übertrieben. Für mich war er wirklich ein Charakter zum Hassen. Dass sich dies im Laufe des Buches um beinah 180 Grad wendet, hätte ich nicht erwartet. 
Denn ich musste das Buch dann doch fertig lesen, da ich die Idee so cool fand und unbedingt wissen musste, wie es ausgeht. Und das Ende hat mich nicht enttäuscht. 
Neben Murphy gibt es natürlich auch noch eine Menge anderer Charaktere wie Archie und Friedrich, um mal nur zwei zu nennen. Die beiden waren mir von Beginn ab sympathischer als Murphy, aber irgendwie fand ich es genau gut so. Die Mischung aus Charakteren, die ich mochte, und solchen, die ich nicht mochte, war die ganze Zeit ausgeglichen und so liest sich das Buch recht gut und flüssig. An manchen Stellen fand ich es zwar etwas zu dick aufgetragen, etwas zu kitschig, zu schnulzig, zu fies oder zu kindisch. Aber im Endeffekt hat das ganze Buch einen sehr runden, schlüssigen Abschluss, der all das wieder wett macht. 
Und allein die Idee und die vielseitigen Charaktere machen es so spannend, dass man es bis zum Ende lesen muss. 
Diese komplett neue Welt und Lebensweise macht es etwas kompliziert, sich wirklich einzufühlen, aber kurze Exkursionen, Erklärungen und Flashbacks (um nicht zu viel zu verraten), das Sprichwort-Verzeichnis am Ende des Buches (das war wirklich äußerst praktisch und hilfreich bei so vielen Namen und Magien) und natürlich der äußerst Leser-ansprechende 'Sprachstil' Murphys bringen den Leser wirklich zum mitfiebern, mitlachen und mitweinen.
Wirklich ein lesenswertes Buch, für alle, die gerne eine ganz neue Welt betreten möchten und Sprichwörter lieben.

Das Mädchen mit der silbernen Geige - zunächst hat mich der Titel sehr begeistert, irgendwie hat mir das Bild dazu gefallen, das im Kopf entsteht. Den Einstieg fand ich Neugierde erweckend, ich hab das Buch wirklich in einem Rutsch durchgelesen, weil ich immer weiter wollte. Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und haben richtig viel Farbe und Tiefe. Auch finde ich die Idee der Verbindung zwischen Mensch, Tier, Natur und Magie sehr gelungen und schön. Es macht richtig Spaß, mitzufiebern und sich bildlich vorzustellen, was die Figuren gerade durchleben.


Ich hätte mir evtl für eine coole, unerwartete Wendung noch einen Verräter aus den eigenen Reihen gewünscht, aber das liegt einfach daran, dass ich kein großer Happy End Fan bin. In Anbetracht der Tatsache, dass das Buch natürlich eher für jüngere Leser geschrieben wurde, ist das auch absolut nachvollziehbar, dass die Geschichte nicht böse enden darf :)
Das Ende ist natürlich dennoch sehr schön geschrieben und man malt sich im Kopf schon aus, wie es wohl weitergehen mag. Alles in allem ein sehr schön geschriebenes Buch, das sich flüssig liest und das definitiv lesenswert ist. 

'Die Magie der Lüge' ist eine wirklich gelungene, abwechslungsreiche, turbulente Fortsetzung des ersten Bandes 'Die Magie der Namen' und definitiv lesenswert. 
Zunächst muss ich zugeben, dass ich anfangs Probleme hatte, mit Anderta warm zu werden und ihre Gefühle und Handlungsweisen nachzuvollziehen. Sie wirkte sehr auf sich selbst und ihr eigenes Wohl fokussiert, was sie mir recht unsympathisch gemacht hat. Dennoch hat sie sich im Laufe des Buches in mein Herz geschlichen, und mir mit all den anderen Charakteren gemeinsam ihre Geschichte erzählt. Ich habe mit gelacht, mitgefiebert und mit geweint, während Anderta und ihre Freunde von unerwarteten Wendungen im Buch heimgesucht waren und so, trotz der vielen Charaktere, ihren ganz persönlichen Vergangenheiten und Geschichten, ein gemeinsamer Spannungsbogen entstand, der sich bis zum bitteren Ende durchgezogen hat. Im Laufe des Buches werfen sich jede Menge Fragen auf, was die neue Wirklichkeit angeht, vor allem, da meiner Meinung nach sämtliche meiner Vorstellungen der 'alten' Wirklichkeit aus 'Die Magie der Namen', was Gut und Böse betrifft, erfolgreich mit der neuen Wirklichkeit widerrufen und zerstört werden, allerdings werden diese bis zum Ende des Buches gut aufgelöst. Das Namens- und auch das Dynastienverzeichnis habe ich in diesem Band häufig genutzt, da durch die vielen Personen einfach eine Menge unbekannter Begriffe immer wieder auftauchen, bei denen es sehr angenehm und hilfreich ist, sie kurz hinten nachschlagen zu können. 
Etwas schade fand ich, dass unter all den neuen Charakteren nur Rustan und Tirasan aus Band 1 einen Platz gefunden haben. Es hätte mich sehr interessiert, was Allira, Baro, Nelia und Tirasans und Rustans Familien, die ja in Band 2 nur namentlich erwähnt werden, über die neue Wirklichkeit denken und in wie weit sie sich vom ersten auf den zweiten Band verändert haben. 
Sehr schön wiederum finde ich, dass der zweite Band wesentlich erwachsenere Themen wie Intrigen, Hass, Liebesprobleme und Lügen behandelt, und man die Entwicklung von Rus und Tir von Band 1 zu Band 2 deutlich miterleben kann. Aber auch Anderta, Londurs, Frislan, Sanjan und Illiero nehmen den Leser gut mit auf die Reise durch ihre Leben, ihre Geschichten und ihre Vergangenheiten, in denen bis zum Schluss kein eindeutiges Gut und Böse existiert. 
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, dass sich trotz abgeschlossener Handlung die Möglichkeiten auf eine weitere Fortsetzung offenhält, es aber auch erfolgreich schafft, den Bogen zum ersten Band zu ziehen.
Auf jeden Fall lesenswert, wenn man von den Charakteren des ersten Bandes begeistert war und sich einem weiteren Buch im fantastischen Schreibstil von Nicole Gozdek und mit vielen neuen, großartigen Gesichtern hingeben und entführen lassen möchte.