Was hat mir an dem Buch gefallen?
Das Buch enthält eine grandiose Beschreibung einer Panikattacke. Dafür einen Punkt mehr.
Und was hat mir nicht gefallen?
Der ganze Rest.
Angefangen mit den ungezählten Wiederholungen. Irgendwann hat auch der dümmste Leser begriffen, dass Ben verschwunden ist und unter welchen Umständen das passiert ist. Trotzdem wird es immer wiederholt und wiedergekäut. Das hat für mich das Lesen der ersten hundert Seiten sehr mühsam gemacht. Auch andere Gedankengänge und Erlebnisse der Protagonistin werden erst erzählt, dann als Erinnerung oder als erneuter Denkprozess wiederholt. Als Leser hat mich das Gefühl genervt, dass ich das doch schon gelesen habe.
************ Spoileralarm *************
Das Buch ist in der ersten Person verfasst. Die Autorin hat sich also in eine Person mit massiven psychischen Problemen versetzt und aus deren Sicht die Ereignisse geschildert. Und bedient damit alle Klischees, die einem dabei so über den Weg laufen können.
- Die Sätze sind kurz und einfach gehalten, psychisch krank = einfach/einfältig(?).
- Es fehlt die Vergewaltigung nicht, aber eine psychisch kranke Person erfindet sowas ja vermutlich.
- Die Monster unter dem Bett bleiben Monster unter dem Bett, ohne dass der Leser den Hauch einer Erklärung dafür erhält, woher sie kommen; allerdings spielen sie am Ende der Geschichte eine Rolle.
- Die Wahrnehmungsstörungen der Protagonistin und die daraus resultierenden widersprüchlichen Beziehungen zu anderen Personen halten die Geschichte am Laufen, erzeugen Spannung.
Am Ende verpufft alles, weil die Auflösung keinen wahren Bezug zum Rest der Handlung hat, sondern einfach bloß erklärt, was wirklich passiert ist.
Wie die Protagonistin ihren Hausschlüssel zurückbekam, habe ich immer noch nicht verstanden.
Ich fand das alles ziemlich unbefriedigend. Schade für alle Menschen mit psychischen Behinderungen, dass sie einmal mehr als Sündenbock hinhalten mussten.