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Niccitrallafitti

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Cover des Buches Mortal Engines - Krieg der Städte (ISBN: 9783596702121)

Bewertung zu "Mortal Engines - Krieg der Städte" von Philip Reeve

Mortal Engines - Krieg der Städte
Niccitrallafittivor 5 Jahren
Kurzmeinung: Ein spannendes Sci-Fi Abenteuer mit Luftpiraten und Kopfgeldjägern
Ein spannendes Sci-Fi Abenteuer

Die ersten Sätze zogen mich automatisch in den Bann – ausgetrocknete Nordsee? Jagd auf eine Stadt? Ich musste unbedingt erfahren, was es damit auf sich hat. Und ich kann euch sagen, dass ich die Idee unfassbar gelungen finde. Die Städte in der postapokalyptischen Zukunft müssen durch das Ödland, hier Außenlande genannt, fahren, um Nahrung zu suchen – Nahrung bedeutet in diesem Fall Teile anderer Städte. Das Setting ist zu Beginn London, eine der größeren Städte die in verschiedene Schichten geteilt ist, oben an der Spitze die wohlhabenden, danach die Mittelschicht, unten die Unterschicht, die Kriminellen im Gefängnis und die Arbeiter für die eher minderen Aufgaben. Die Idee der räumlichen Klasseneinteilung fand ich gut umgesetzt, so wurde der Unterschied erst recht deutlich und sorgte für ein beklemmendes, unangenehmes Gefühl. Neben fahrenden Städten gibt es auch Luftschiffe, inklusive Luftpiraten, und einzelne Städte, die sich im Außenland eingerichtet haben und hoffen, dass sie dort überleben können, ohne weiter zu ziehen. Besonders cool fand ich die Antitraktionsfront, eine Rebellengruppe, die gegen die Traktion, also gegen das Umherfahren und Bekämpfen der Städte ist.

Die Charaktere waren vielseitig und sehr unterschiedlich, alleine bezüglich ihres gesellschaftlichen Standes. Sie hatten alle ihr Päckchen zu tragen und waren alles andere als heldenhaft. Sie trafen falsche Entscheidungen, wurden von Emotionen geleitet und scheiterten. Zu viel möchte ich nicht verraten, schließlich ist es am interessantesten, die einzelnen Figuren und ihre Eigenschaften selbst kennenzulernen. Der Protagonist Tom besaß seiner Stadt London gegenüber ein großes Maß an Loyalität, welches er nur schwer ablegen konnte, selbst als er erfahren musste, dass der Schein trügt. Katharine, als Mitglied der oberen Schicht, besaß eine wichtige Rolle in dem ganzen Geschehen, vor allem aber war sie ein wichtiges Bindeglied zwischen reich und arm. Sie war unglaublich mutig, neugierig und selbstlos, sie hinterfragte, reflektiere und traf Entscheidungen, I love her. Mein Liebling war Hester, die aufgrund eines dramatischen Ereignisses in der Vergangenheit auf Rache aus war und eigentlich eine Gegenspielerin von Tom war. Wieso eigentlich? Das müsst ihr natürlich selbst herausfinden – es lohnt sich. Auch die böswilligen Charaktere waren meiner Meinung nach toll dargestellt, da sie in mir viele negative Emotionen auslösten. Interessant war, dass nich jeder davon ausschließlich böse war, manch einer machte eine wichtige Entwicklung durch. Charaktere, die mir zu Beginn suspekt waren, konnten mich wiederum zum Schluss positiv überraschen.

Die Integration gesellschaftlicher Themen und Probleme fand ich gelungen, ebenso die Darstellung von angepasster Gesellschaft gegen die Rebellion und die Entwicklung davon, die Einfluss auf einzelne Charaktere und Handlungen hatte. Es war spannend zu erfahren, was bestimmte Entscheidungen des (oberen) Systems für Auswirkungen auf die Einstellung einzelner Bewohner hatten sowie zu sehen, welche Konsequenzen dies für alle hatte – obere wie untere Schicht, niemand blieb davon verschont, niemand konnte sich zurück nehmen, jeder musste irgendwie handeln, Entscheidungen treffen, Gewohntes aufgehoben, Neues dazu gewinnen. Zentrale Aspekte davon waren demnach natürlich Zusammenhalt, Freundschaft und Selbstlosigkeit.

Der Verlauf der Geschichte war durchgehend spannend, aber nicht zu aufdringlich, zwischendurch gab es Momente, in denen man als Leser verschnaufen und das erlebte verarbeiten kann. Zwischendurch gab es ein paar sehr dramatische, schockierende Situationen, meiner Meinung nach wurden die meisten davon jedoch recht knapp und distanziert dargestellt, wenig emotional. Zwar sorgten sie dafür, dass ich mitfühlen konnte, aber manches wirkte dadurch ein wenig unauthentisch. Dies ist aufgrund der Tatsache, dass ich ansonsten total begeistert bin, aber nur ein kleiner Mini-Kritikpunkt.

Ich freue mich unendlich doll auf die Fortsetzung, die bereits Ende des Monats in der neuen Aufmachung im Fischer Verlag erscheint. Der Abschluss des ersten Bandes stimmte mich zufrieden, auch wenn einige Fragen offen geblieben sind. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es mit den Charakteren weiter geht, was die Städte erwarten wird und was in den Außenlanden passieren wird, denn die Reihe besteht aus vier Bänden. Auch auf den Film freue ich mich sehr, ich kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte ein großartiges Kinoerlebnis ist.

Fazit:
Mortal Engines konnte mich vor allem mit dem interessanten Setting in einer postapokalyptischen Zukunft begeistern. Auch die vielseitigen, authentischen Charaktere gefielen mir gut, vor allem aber die Entwicklung einzelner, welche primär durch Entscheidungen des Systems und entstehende moralische Fragen angeregt wurde.

Cover des Buches Slow Horses (ISBN: 9783257070187)

Bewertung zu "Slow Horses" von Mick Herron

Slow Horses
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Großartiger Humor, Sarkasmus und scharfzüngige Dialoge
Großartiger Humor, Sarkasmus und scharfzüngige Dialoge

Als das Buch auf der Leipziger Buchmesse vom Verlag angekündigt wurde, war ich neugierig. Alleine die Tatsache, dass ausgemusterte Agenten als Slow Horses bezeichnet werden und sie unbedeutende Aufgaben erledigen müssen, fand ich spannend, sodass ich mehr über sie erfahren wollte.

Sie sind schlau.
Sie sind ehrgeizig.
Und sie haben versagt.
(Buchrückseite)

Das beschreibt den Inhalt der Geschichte gut, denn bei den Protagonisten handelt es sich größtenteils um Agenten, die einen Fehler begangen haben, der dazu geführt hat, dass sie aussortiert und ins so genannte Slough House versetzt werden, damit man sie nicht kündigen muss. Manch einer hat ein wichtiges Dokument in der Bahn liegen lassen, ein anderer hat eine Zielperson verwechselt. Alle haben eine Gemeinsamkeit: sie durften nicht bleiben, wo sie waren. So sammelt sich also eine Gruppe verschiedenster Charaktere, teils skurril, teils unsicher, teils überzeugt, teils zweifelnd.

Die zahlreichen Charaktere werden zunächst nach und nach ins Geschehen eingebracht, sodass man sie kennenlernen kann. Für mich war es im Mittelteil dann aber punktuell schwer, sie auseinander zu halten. Interessant war aber, wie die einzelnen Stränge später alle zusammenliefen. Zu erfahren, was die einzelnen Personen ausmacht, was sie miteinander zu tun haben bzw. hatten und eventuell haben werden. Die Handlung verläuft zunächst relativ ruhig, gespickt mit witzigen Dialogen. Es gibt zahlreiche Krimi-Elemente, sodass nicht immer klar ist, was genau geschehen ist, wer böse, wer gute Absichten hat. Der zentrale Dreh- und Angelpunkt ist eine Entführung, die die Grundlage für alle Charaktere und deren Handlungen bildet. Anhand dessen stellen sich einzelne Rollen und Aufgaben heraus. Es gibt Charaktere, die mir suspekt waren, aber auch welche, die mich überraschen konnten, allen voran Catherine. Aber auch Protagonist River konnte mich für sich gewinnen. Am interessantesten und coolsten fand ich persönlich jedoch Jackson Lamb als Chef der Slow Horses. Mit seiner direkten, unangepassten, sarkastischen Art konnte er mich begeistern, denn er zog sein Ding durch und es war ihm egal, was andere davon hielten. Auch Sid Baker gefiel mir richtig gut, vor allem ihre scharfzüngigen Reaktionen.

Ein Highlight waren für mich die Anspielungen auf die Harry Potter Romane. Generell bin ich immer Feuer & Flamme, wenn einzelne Aspekte aus bekannten Büchern, Filmen etc. in anderen Medien genannt werden. Gelungen fand ich, dass in diesem Buch deutlich wird, dass es in solchen Fällen nicht ohne Zusammenarbeit geht. Alles steht und fällt mit dem Team – denn einer alleine kann nicht viel erwirken, aber zusammen ist man fast unschlagbar. So verschieden man auch ist, jeder besitzt seine Stärken – die sich bei einigen erst später herausstellen – auch wenn man ein lahmer Gaul ist. Von der Gesellschaft und den Vorgesetzten ausgemustert, vom neuen Team geschätzt.

Im Mittelteil der Geschichte gab es für mich ein paar Längen, in denen nicht viel passiert ist. Dort wurden die korrupten Systeme in der Stadt geschildert, was dennoch recht interessant zu erfahren und sicherlich wichtig für die Handlung war. Zum Ende hin nahm das Ganze nochmal ordentlich an Fahrt auf und ich war wieder so richtig drin – und kam auch nicht mehr weg. Die letzten Kapitel rasten nur an mir vorbei, es machte unfassbar viel Spaß, mit zu rätseln und die Charaktere auf ihrer Mission zu begleiten. Das Ende stimmte mich mehr als zufrieden und es fiel mir fast ein bisschen schwer, diese faszinierenden Personen gehen zu lassen.

Fazit
Slow Horses ist ein gelungener Auftakt und überzeugt mit großartigem Humor, Sarkasmus und scharfzüngigen Dialogen. Trotz mancher Längen konnte mich der spannende Handlungsverlauf mitreißen, was vor allem an den faszinierenden Charakteren lag.

Cover des Buches Die Wahrheit über das Lügen (ISBN: 9783257070309)

Bewertung zu "Die Wahrheit über das Lügen" von Benedict Wells

Die Wahrheit über das Lügen
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen und durch einzelne Aspekte im Gedächtnis bleiben
Zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen

Auf der Leipziger Buchmesse wurde verkündet, dass im Herbst ein neues Buch von Benedict Wells auf den Markt kommen wird – und alle flippten aus. Ok, nicht alle, aber fast alle. Allen voran meine Buchgang und ich. Schon mit Spinner konnte mich Wells überzeugen, ein ruhiger Roman über eine Interessante Identitätsfindung (meine Rezension). Vor kurzem las ich dann Vom Ende der Einsamkeit, gemeinsam mit meiner Buchnachbarin Sarah, die dazu bereits eine Rezension verfasst hat, denn wir wollten gut für sein neues Werk gerüstet sein, das auch eine Kurzgeschichte zum eben genannten Roman enthalten sollte.

Die Wahrheit über das Lügen beinhaltet zehn total verschiedene Kurzgeschichten – manche empfand ich als sehr ergreifend, manche als skurril, manche sogar als recht humorvoll. Und alle hatten einen zentralen Aspekt: die Zeit. Sei es die Zeit, die man sich nicht für wichtige Dinge nimmt, oder nehmen möchte, weil man die Prioritäten anders setzt, als man vielleicht sollte. Sei es die Zeit, die man mit Menschen verbringt, was einen immensen Einfluss auf den Verlauf des Lebens hat, selbst wenn die Menschen irgendwann kein Teil mehr davon sind. Oder die Zeit, die man in ein Lebensprojekt steckt, obwohl man sich auf etwas anderes konzentrieren wollte. Die Zeit, die man aufbringt, um jemandem zuzuhören. Oder eben gar nicht zuhören zu wollen. Die Zeit, die plötzlich auf mysteriöse Art und Weise zurück gedreht wird, sodass man das Wissen aus der Zukunft besitzt und einen Teil davon verändern kann. Die Zeit, die man mit einem Menschen verbringt, obwohl man sich dabei selbst verliert. Die Zeit, in der man schweigt, obwohl man etwas sagen hätte müssen. Und die Zeit, die man braucht, um genau das zu tun. Die Zeit, um sich auszusprechen oder das Fehlen dessen. Die Zeit für Vergebung, obwohl sie längst abgelaufen ist.

Erst heute wurde ich gefragt, welche Kurzgeschichte mein Favorit sei. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Aspekte der einzelnen Geschichten kommen mir in den Sinn und desto weniger kann ich mich festlegen. Aber ich denke, das muss ich auch gar nicht. Jede einzelne besitzt ihre Faszination. Benedict Wells ist wahnsinnig talentiert darin, Geschichten aus dem Leben zu erzählen, eine Ruhe zu erzeugen und trotzdem nicht an Spannung einzubüßen. Die Geschichten regen zum Nachdenken an, egal ob sie humorvolle Passagen beinhalten, traurig, düster, skurril oder schockierend sind. Jede von ihnen umfasst eine wichtige Botschaft, wodurch sie im Gedächtnis bleiben. Jede noch so verrückte Erzählung besitzt ihre Faszination. Jeder geschilderte noch so abwegige Aspekt sorgt dafür, dass ich lange darüber nachgedacht habe.

Interessant fand ich, dass Wells ein paar Anmerkungen zu einer bestimmten Kurzgeschichte verfasst hat, was das Leseerlebnis noch authentischer gestaltete. Dort weist er zum einen darauf hin, wieso es das Kapitel überhaupt in das Kurzgeschichtenwerk geschafft hat, da es eigentlich zu Vom Ende der Einsamkeit gehörte. Zum anderen macht er darauf aufmerksam, dass das (folgende) Kapitel vieles aufklärt und man als Leser*n selber entscheiden solle, ob man überhaupt näheres über diesen Charakter erfahren möchte.

Ich ziehe meinen Hut vor Benedict Wells und bin mir nun mehr als sicher, dass ich 1. jedes Buch von ihm und 2. zur Not auch seinen Einkaufszettel lesen möchte. Zum Zeitpunkt der vorletzten Leipziger Buchmesse konnte ich eine Lesung von ihm besuchen – alleine seine freundliche, offene, interessierte Art sorgte dafür, dass er zu einem Lieblingsautor für mich wurde. Er hat sich für jeden einzelnen Leser Zeit genommen, von seinen Werken geplaudert, Fotos machen lassen und fleißig signiert. Dabei ist anzumerken, dass er fragte, ob ich die zu signierenden Bücher bereits gelesen habe und wie sie mir gefallen haben. Daraufhin füllte er in beiden eine ganze Seite mit freundlichen, humorvollen Worten.

Fazit
Die Wahrheit über das Lügen enthält zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen und durch einzelne Aspekte im Gedächtnis bleiben. Eine wahrlich gelungene Mischung aus realen Themen, fantasievollen, teils skurrilen Aspekten und humorvollen Abschnitten.

Danke an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Der Welten-Express 1 (ISBN: 9783551654113)

Bewertung zu "Der Welten-Express 1" von Anca Sturm

Der Welten-Express 1
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine magische Geschichte, die den Leser mit auf eine atmosphärische Reise voller spannender Abenteuer und Geheimnisse nimmt.
Eine magische Geschichte, die den Leser mit auf eine atmosphärische Reise nimmt.

Schon auf der Leipziger Buchmesse wurde uns dieser Titel vorgestellt, es sollte ein Buch für Potterheads sein, denn auch hier geht es um ein paar Jugendliche, die Abenteuer voller Magie und Geheimnisse bestreiten würden. Ein fahrendes magisches Internat – wie cool ist das denn? Im Rahmen einer Blogtour trudelte das wunderschöne, bedruckte Hardcoverbuch auch schon vor ein paar Monaten bei mir ein und ich freue mich unendlich doll auf die Geschichte.

Während mich der Prolog sofort in den Bann ziehen konnte, fiel mir der Einstieg in die Geschichte nicht leicht. Die Protagonistin Flinn war mir nicht wirklich sympathisch, ich wurde nicht mit ihr warm. Auch ploppte in meinem Kopf immer ein Bild eines Jungen auf, was vielleicht an dem neutralen Namen von ihr liegen könnte, was mich zwischendurch ins Stocken brachte. Was mich allerdings am meisten gestört hat, war die Tatsache, dass immer wieder betont wurde, wie außergewöhnlich und besonders Flinn doch sei – da wäre weniger wirklich mehr gewesen. Die Nebencharaktere blieben mir da schon eher im Gedächtnis, allen voran Fedor. Die Lehrer*nnen empfand ich als wenig erwachsen, ich konnte sie leider nicht wirklich ernst nehmen, besonders nicht Madame Florett, die zwar autoritär wirken wollte, aber für mich eher wie eine trotzige, beeinflussbare Jugendliche rüberkam. Auch Daniel konnte ich kaum von den Kids unterscheiden.

Die Idee des magischen, fahrenden Internats gefiel mir super gut. Ich fand besonders schön, dass man dadurch einen kleinen Einblick in verschiedene Länder erhielt – denn die Besuche hatten Einfluss auf die täglichen Menüs. Generell war Essen ein großes Thema in der Geschichte, was ich toll fand. Über die Fächer in den Waggons hätte ich gerne noch viel mehr erfahren. Die Atmosphäre fand ich sehr angenehm und magisch. Die geheimnisvollen Umstände der ehemaligen Schüler und das Herausfinden dessen, was vor allem Flinns Motivation war, da ihr Bruder Jonte auf mysteriöse Art und Weise verschwunden war, war ein Hauptaspekt des ersten Bands. Ich habe sie gerne auf dem Abenteuer begleitet, auch wenn viele Fragen offen geblieben sind. Mit am besten haben mir übrigens die Weltenstromer gefallen, dessen Funktion & Identität am Ende aufgeklärt wurden, somit werde ich natürlich nicht näher darauf eingehen. Aber das war wahrlich ein kleines Highlight für mich. Der Verzehr der besonderen, magischen Süßigkeiten war ein kleiner „Harry Potter Moment“ für mich, ebenso der Besuch im Bahnhofsbedarf für Magietechnologie. Den Aspekt der Magietechnologie fand ich generell ziemlich cool, auch darüber möchte ich unbedingt noch mehr erfahren.

Gefehlt haben mir ein paar Hintergründe über Flinns Familie, auch wenn bereits ein pikantes Detail ans Tageslicht kam, ebenso wurden ein paar Themen angerissen, die die Vergangenheit des Zuges betrafen, aber nicht ganz zu Ende erzählt. Vielleicht bringen die Folgebände ja Licht ins Dunkel – worauf ich schon sehr gespannt bin, da ich die Reihe sicherlich weiter verfolgen werde.

Fazit
Der Welten-Express ist eine magische Geschichte, die den Leser mit auf eine atmosphärische Reise voller spannender Abenteuer und Geheimnisse nimmt. Viele Fragen blieben offen, auch haben mich ein paar Dinge gestört – dennoch konnte mich das Buch gut unterhalten.

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Der Tätowierer von Auschwitz (ISBN: 9783492061377)

Bewertung zu "Der Tätowierer von Auschwitz" von Heather Morris

Der Tätowierer von Auschwitz
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Berührend, schockierend, wichtig.
Berührend, schockierend, wichtig.

Kürzlich habe ich an einem Abend Der Tätowierer von Auschwitz gelesen. Jeden Tag denke ich an diese berührende Geschichte zurück. Und heute möchte ich euch gerne Gründe nennen, wieso auch ihr dieses Buch lesen müsst.

Gegen das Vergessen

Bücher wie dieses bieten einen authentischen Einblick in eine schreckliche Zeit der Deutschen Geschichte. Ich finde es wichtig, sich mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen und sie niemals zu vergessen, denn auch heutzutage gibt es immer wieder gesellschaftliche Aspekte, menschliche Taten, Äußerungen und Bewegungen, die punktuell an die Grausamkeiten der Nazizeit erinnern. Auch Heute werden einzelne Gruppierungen, Menschen anderer Herkunft, Sexualität, Religion ausgegrenzt, verfolgt, sogar getötet. Beim Lesen von Der Tätowierer von Auschwitz kam mir immer wieder ein bitterer Beigeschmack, denn ich erwischte mich selber dabei wie ich dachte: Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Und genau das sollte nicht so sein. Es soll nie wieder passieren. Somit finde ich es umso wichtiger, derartige Geschichten zu lesen, sich damit zu beschäftigen, eigene Äußerungen und Werte zu hinterfragen. Sich zu fragen, ob man Freunde verlieren möchte, nur weil sie „anders“ sind? Nur weil sie nicht „weiß sind“? Nur weil sie eine andere Religion leben? Möchte man selber in Angst leben? Angst davor, irgendwann abgeholt zu werden, weil man „anders“ ist und nicht in die gesellschaftliche Norm passt? Angst davor, verfolgt zu werden? Aus seiner Wohnung, seiner Stadt vertrieben zu werden? Geschichten gegen das Vergessen sind wertvoll & wichtig.

Geschichtliche Hintergründe

Ich persönlich muss zugeben, dass ich gar nicht genau weiß, wie es damals genau abgelaufen ist, was unter anderem daran liegt, dass dieses Thema nie im Unterricht behandelt wurde – die Französische Revolution hingegen sehr ausführlich, was ich bis heute absolut nicht nachvollziehen kann. Also, Bildungssystem, Schulen und Lehrer, bitte ändert etwas daran! Auch habe ich bisher nie eine KZ-Gedenkstätte besucht, was ich aber unbedingt nachholen will. Ich kann das, was geschehen ist, weder begreifen, noch fassen. Wie wurden Juden, Roma und andere Menschen, die von der damaligen Gesellschaft willkürlich unterdrückt wurden, deportiert und zur Arbeit unter menschenunwürdigen Umständen gezwungen? Wie lief es in den Lagern ab? Was mussten sie durchmachen, um irgendwie zu überleben? Nicht mal ansatzweise kann ich nachempfinden, was diese Menschen für Schmerzen, für ein Leid durchleben mussten. Und so auch Lale Sokolov, der Gefangene 32407, der Tätowierer von Auschwitz. Durch einen Zufall erhielt er den Job und hatte dadurch Privilegien, von denen andere Gefangene nur träumen konnten, und dabei geht es um Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen – ein bequemes Bett, regelmäßige Mahlzeiten. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hatte Glück im Unglück. Diese Erzählung zu lesen war für mich nicht leicht, sie ist mir sehr nahe gegangen, hat mich berührt, schockiert, sprachlos zurück gelassen. Tagelang habe ich mir Gedanken gemacht, mich gefragt, wie es so weit kommen konnte, und keine Antwort erhalten. Der Einblick, den Heather Morris als Autorin in diese Zeit anhand von Lales Erzählungen bietet, ist heftig, aber wichtig. Auch bietet das Buch einen Zugang zu geschichtlichen Hintergründen und fördert dadurch die Auseinandersetzung damit.

Rücksichtsloser Eigennutz?

Lale hat den Job als Tätowierer angenommen. Hätte ich genauso gehandelt? Ja. Hätte ich mich dafür geschämt? Sicherlich. Möchte ich darüber urteilen? Auf gar keinen Fall. Lale hatte die Aufgabe, den Häftlingen ihre Nummern auf die Unterarme zu tätowieren. Menschenunwürdig, unterdrückend, lebensrettend. Dadurch, dass der Tätowierer eine wichtige Aufgabe hatte, konnte er überleben. Darüberhinaus erhielt er Privilegien, die kein anderer Häftling bekam, es sei denn, er hatte ebenfalls eine wichtige Aufgabe für die Nazis. Aber Lale nutzte seine Position nicht nur für sich aus, sondern rettete auch andere Gefangene. Er brachte sich nicht nur einmal in Gefahr, wurde fast getötet, überlebte dann doch. Seine Geschichte ist schockierend wie faszinierend, mehrfach dachte ich: Jetzt ist es vorbei. Jetzt hat er seinen stillen Kampf verloren. Lale Sokolov schwieg über 50 Jahre lang, erst nach dem Tod seiner Frau Gita begann er, seine Lebensgeschichte zu erzählen, denn er hatte Angst, als Nazi-Kollaborateur bezeichnet zu werden.

Glaube an die Liebe

Lale Sokolov verlor nie den Mut. Aus jeder Situation schien er das Beste machen zu wollen. Und nachdem er seine Gita kennenlernte war für ihn klar: sie würden überleben. Sie würden heiraten und glücklich miteinander werden. Nichts konnte seinen Glauben daran erschüttern, keine noch so grausame Tat der Nazis entmutigte ihn. Und am Ende siegten Mut, Liebe und Menschlichkeit. Die Beziehung von Lale und Gita schien allen Häftlingen Hoffnung zu geben. Interessant fand ich, wie selbstlos viele von ihnen handelten, damit die beiden Kontakt halten konnten. Es gab sogar ein paar Momente, die humorvoll waren, gar hoffnungsvoll. Und dafür sorgte vor allem Lale und sein unermüdlicher Widerstand. Besonders berührend war das Nachwort von Gary Sokolov, dem Sohn der beiden, in dem er seinen eigenen Eindruck schilderte und einen Blick auf das „Danach“ bot. Auf die gemeinsame Zeit mit seinen Eltern, die für ihn stets voller Wärme, Liebe und Zuneigung gewesen sei.

Fazit

Der Tätowierer von Auschwitz berührt, schockiert, fasziniert, tut weh und gibt Hoffnung. Meiner Meinung nach sollte wirklich jeder dieses Buch lesen und sich mit der Thematik auseinandersetzen. Niemals darf diese schreckliche Zeit vergessen werden und niemals darf sie wiederkehren. Ich bin sehr dankbar für dieses Buch.

Vielen Dank an den Piper Verlag für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Clean (ISBN: 9783551583826)

Bewertung zu "Clean" von Juno Dawson

Clean
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Schonungslos ehrlich, authentisch, spannend.
Schonungslos ehrlich, authentisch, spannend.

Dieses Mal gibt es die Rezension in Interviewform:

Welche (spoilerfreie) Szene ist dir am meisten im Kopf geblieben?

Ich werde vermutlich nicht vergessen, wie Lexi in die Klinik gekommen ist. Ihre Aufnahme dort erinnerte mich an die Aufnahmen der Kids, die notfallmäßig zu uns kommen, nur dass sie (in der Regel, aber mich schockt mittlerweile nichts mehr) nicht unter Drogen stehen und einen Entzug durchmachen müssen. Viel mehr geht es bei uns darum, Eigen- oder Fremdgefährdung zu reduzieren und die Krisensituationen gemeinsam zu bewältigen. Lexi wehrte sich total gegen die Aufnahme, wollte nicht bleiben, beleidigte und bedrohte die Mitarbeiter dort. Sie zeigte sich weder einsichtig, noch kooperativ, und genau das kommt mir sehr bekannt vor. Nach einiger Zeit konnte sie sich dann doch auf die Therapie einlassen und stellte fest, dass es gar nicht so schlimm ist, wie gedacht – was mich ebenfalls an meine Arbeit erinnert.

Was waren deine ersten Gedanken, als du das Buch beendet hast?

Ich war auf jeden Fall total beeindruckt aufgrund der unerwarteten Tiefgründigkeit, des metaphorischen, schonungslosen Schreibstiles und der Authentizität, die jeder einzelne Charakter und seine Geschichte mit sich gebracht hat. Die Sprache ist auf jeden Fall sehr derb – wie die Protagonistin Lexi selber zu Beginn. Das Buch ist keinesfalls eine locker leichte Jugendliteratur, denn es behandelt schwierige Themen wie Drogenmissbrauch, Essstörungen und selbstschädigenden Verhaltensweisen.

Hattest du das Gefühl, dass die Thematik entsprechend ernstzunehmend angegangen wurde?

Auf jeden Fall! Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die geschilderten Aspekte oder Situationen verharmlost oder zu humorvoll dargestellt wurden, ganz im Gegenteil. Durch die schonungslos ehrliche Sprache kamen die Themen wahnsinnig authentisch, ernst, eindrucksvoll, teilweise dramatisch und vor allem glaubhaft rüber. Ich konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen, allen voran Lexi, und fühlte mit ihnen mit – ob ich wollte, oder nicht.

Stimmt die Geschichte mit deinen Erwartungen überein?

Glücklicherweise habe ich so gut wie nie Erwartungen an Filme, Bücher und Serien, somit werde ich auch nur selten davon enttäuscht. Erhofft hatte ich mir jedoch eine jugendliche, berührende Geschichte, die mich thematisch mitreißt. Und genau so war es auch. Clean konnte mich sogar positiv überraschen, da ich nicht mit einer derartigen Wortkunst gerechnet hätte, es gab so viele ausgefallene, großartige Metaphern, dass mir die Post Its beim Lesen ausgegangen sind.

Wenn du Juno Dawson als Antwort auf dieses Buch einen Brief mit 5 Sätzen schreiben könntest, wie würde er aussehen? (FAZIT)

Liebe Frau Dawson,
ich danke Ihnen vielmals für diese eindrucksvolle Geschichte, die mich begeistern konnte. Ich schätze Ihre Recherchearbeit sowie Ihren Einsatz für die LGBTQ-Community. Jetzt bin ich auf jeden Fall sehr gespannt auf Ihre anderen Werke und werde sie sicherlich bald kaufen & lesen. Ich würde mir wirklich wünschen, dass es noch viel mehr solcher Bücher gibt, die den Menschen ein Stück weit die Augen öffnen, die Auseinandersetzung fördern und ihnen derartige Themen näher bringen. Gerade die Authentizität, die Schonungslosigkeit und die bildhaften Vergleiche haben mich beeindruckt.

Danke an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Am Seil (ISBN: 9783257070323)

Bewertung zu "Am Seil" von Erich Hackl

Am Seil
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine Heldengeschichte über Menschlichkeit und Nächstenliebe.
Eine Heldengeschichte über Menschlichkeit und Nächstenliebe.

Auf der Leipziger Buchmesse wurde uns dieser Titel vorgestellt. Alleine die kurze Beschreibung des Inhalts sorgte dafür, dass ich neugierig wurde. Dieser Teil der (deutschen) Geschichte besitzt für mich immer seinen Reiz, denn ich finde es sehr wichtig, sich damit auseinander zu setzen und nicht zu vergessen, was während des zweiten Weltkrieges passiert ist.

Auf 128 Seiten wird die ergreifende Geschichte des Kunsthandwerkers Reinhold Duschka erzählt, der in der Zeit des Naziterrors in Wien zwei Menschen rettete, indem er sie in seiner Werkstatt versteckt hielt. Er hat sich somit in große Gefahr gebracht, wirkte unglaublich mutig und selbstlos. Regina, deren Vater mit Duschka befreundet war, und ihre zu Beginn zehnjährige Tochter Lucia hielten sich vier Jahre lang in seiner Werkstatt in der Mollardgasse 85 a in Wien auf, arbeiteten für und mit ihm und bestritten einen Alltag, der stets von Emotionen wie Angst, kleinen Hoffnungsschimmern und Verzweiflung geplagt wurde, in einer beengten, eintönigen Atmosphäre. Reinhold Duschka versteckte die beiden nicht nur, er sorgte darüberhinaus dafür, dass Lucia Schulmaterialien erhielt, damit sie von ihrer Mutter, Doktor der Chemie, unterrichtet werden konnte. Mit den Produkten, die die beiden Frauen in der Werkstatt herstellten, verdiente Duschka ein wenig Geld, welches er wiederum in Nahrung für Regina und Lucia investierte.

Erzählt wird diese Geschichte auf der Grundlage Lucias Erinnerungen, und ruft eine dramatische, schwierige Zeit ins Gedächtnis. Gleichzeitig wird dadurch wieder deutlich, dass Intoleranz und Ausgrenzung auch heutzutage ein präsentes Thema in unserer Gesellschaft ist. Das Buch besitzt keine Kapitel, trotzdem gestaltete dies das Lesen nicht ermüdend oder anstrengend, im Gegenteil. Ich habe die Geschichte in einem Rutsch gelesen, konnte mich ihr nicht entziehen. Zwar wiegt die Thematik schwer, die Erzählung besaß jedoch aufgrund des angenehmen Schreibstils eine gewisse Leichtigkeit.

Im Untertitel auf dem Buch steht Eine Heldengeschichte – und genau das ist sie. Eine dramatische, emotionale, ergreifende Geschichte über einen Helden, der sich für zwei Menschen in Todesgefahr begeben hat, um ihnen letztendlich das Leben zu retten. An der Wand seiner Werkstatt wurde im April 2013 eine Gedenktafel für ihn angebracht, die hier gezeigt wird. Im März 1990 erhielt er eine Auszeichnung.

Fazit
Am Seil ist eine ergreifende Geschichte über einen stillen Helden, der in der Naziterror-Zeit zwei Menschen in seiner Werkstatt versteckt hielt und dadurch rettete. Die Erzählung gewährt einen authentischen Einblick in eine Zeit, die nicht vergessen werden darf.

Danke an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.

Cover des Buches Children of Blood and Bone – Goldener Zorn (ISBN: 9783841440297)

Bewertung zu "Children of Blood and Bone – Goldener Zorn" von Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone – Goldener Zorn
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein einmaliges Leseerlebnis, das mich völlig mitgerissen hat und wohl erstmal nicht mehr loslassen wird
Ein einmaliges Leseerlebnis, das mich völlig mitgerissen hat

Dieses Buch war schon weit vor dem deutschen Release in aller Munde, eine Verfilmung ist geplant, der englischsprachige Raum flippt total aus. Und auch Deutschland zieht langsam mit, denn viele Leser sind mehr als begeistert von dem Buch. Und auch mich konnte es beeindrucken, auch wenn ich ein paar kleine Kritikpunkte habe.

Zunächst möchte ich die optische Gestaltung des Buches loben. Neben einer hilfreichen Karte im Innenteil des Hardcovereinbands verbirgt sich unter dem Buchumschlag, der ebenfalls sehr ansprechend gestaltet wurde, ein wunderschöner schwarzer Einband mit goldenen Elementen, was insgesamt sehr edel wirkt.

Es gab selten ein Buch, das mich so sehr gefesselt hat, wie dieses. Die Spannung war von der ersten Seite an da. Innerhalb von zwei Abenden habe ich die 624 Seiten verschlungen und mich beim Lesen mit Jill und Sarah ausgetauscht, was ich sehr bereichernd fand. Und dennoch fehlen mir weiterhin ein wenig die Worte aufgrund dieser Vielfalt, die das Buch bietet. Das Setting war mir neu, denn die Handlung spielt in Afrika. Tomi Adeyemi schreibt wahrlich malerisch schön, sodass ich komplett eingenommen und in die Welt gezogen wurde. Ich bin wirklich sehr froh, dass das Buch verfilmt wird – schon jetzt freue ich mich auf die Umsetzung, die mein Kopfkino sicherlich noch sprengen wird. Ich würde mir wirklich wünschen, dass es noch viel mehr Bücher in diesem Bereich geben wird – mit diesem besonderen Setting, mit dieser vielseitigen Kultur. Das Worldbuilding fand ich großartig, die Orte magisch und bunt, die Charaktere facettenreich. Richtig cool fand ich die besonderen Tiere, die es dort gab, die tolle Kleidung, aber auch die optischen Details, die die Divine ausmachten. Die Integration von Magie und Fantasyelementen machte das Ganze rund und besaß eine ganz besondere Atmosphäre, eine immense Sogwirkung.

Ich lehre euch, Kriegerinnen im Garten zu sein, damit ihr nie Gärtnerinnen im Krieg werden müsst.
(S. 27, Children of Blood and Bone, Tomi Adeyemi)

Die Protagonisten bildeten Zélie, eine Divine, die Magie in sich trug als Tochter einer Seelenfängerin, Inan, dem Kronprinzen, dessen Familie die Magie erfolgreich bekämpft hat, Amari, seiner Schwester und Tzain, Zélies Bruder. Alle besaßen interessante Charakterzüge, die einen großen Wiedererkennungswert hatten, sodass ich in den meisten Fällen wusste, um wen es in einem Abschnitt geht, ohne den Namen in der Kapitelüberschrift zu lesen. Die Geschichte wurde aus drei verschiedenen Sichten erzählt, allen voran Zélie. Ich mochte sie sehr, besonders weil sie für ihr Volk kämpfte und eine Willenskraft und einen Mut besaß, was mich total beeindruckt hat. Doch meine persönliche Heldin der Geschichte ist Amari. Während sie zunächst wirkte, wie eine naive, unsichere Prinzessin, die sich nicht schmutzig machen will, konnte sie mich im Verlauf total überraschen. Auch, wenn sie gewisse Charakterzüge bereits in sich trug, durchlebte sie meiner Meinung nach eine immense Entwicklung, weil sie sich endlich Dinge zugetraut hat, die sie vorher verunsichert haben. Ich empfand sie als unfassbar tough, mutig und selbstlos. Sie ist die afrikanische Rebellenprinzessin. Auch Tzain mochte ich, auch wenn er für mich zwischendurch wenig Toleranz an den Tag legte, was ich erst anders eingeschätzt hatte. Inan hingegen nervte mich zeitweise. Auf mich wirkte er wie ein schwacher, trotziger Junge, der sich bezogen auf eine bestimmte Person an jeden Strohhalm klammerte und gleichzeitig wenig loyal gesinnt war. Sicherlich trug diese Person zu der Darstellung seines inneren Zwiespalts bei, dennoch war mir das ein wenig too much. Grundsätzlich fand ich die Frauen in der Geschichte viel stärker, mutiger und selbstsicherer, was ich gleichzeitig als richtig gelungen empfand.

Zu viel möchte ich natürlich nicht verraten, aber: in der Geschichte gibt es Lovestorys, auf die ich gut hätte verzichten können. Eine davon wirkte auf mich ziemlich unauthentisch und punktuell wenig angenehm. Eine weitere hingegen fand ich süß, weil sie sehr ruhig und vorsichtig verlief. Meiner Meinung nach hätte es auch nur eine davon im ersten Band getan, dadurch, dass es eine Reihe ist, wäre es sinnvoll gewesen, sich manches „aufzusparen“.

Was mir besonders gut gefallen hat, war die Integration von Rassismus, Andersartigkeit und Intoleranz. Anhand von zwei verschiedenen Völkern, Menschen und Divine, wurde gelungen dargestellt, wie ungerechtfertigt und grausam machthabende Personen handeln, und das unter dem Deckmantel vermeintlicher Gefahren, die von dem anderen Volk ausgehen – und das seit Generationen. Aufgebaut auf der Verunsicherung des eigenen Volkes, aufrecht erhalten durch fragwürdige, beängstigende Handlungen und Aussagen, um eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Und an der Spitze ein König, der seine Position dafür ausnutzt.

Es gab mehrere Situationen, die mir den Atem geraubt haben. Zwischendurch war ich aufgrund der Dramatik und völlig unvorhersehbarer Wendungen selber so angespannt, dass ich am Tag, nachdem ich das Buch beendet hatte, Muskelkater vom Lesen hatte. Die Geschichte beinhaltet einige Gewaltszenen, die sicherlich nichts für Zartbesaitete sind. Der Schmerz, den manch einer spüren, das Leid und das Grauen, das manch einer erleben musste, hat mich emotional total mitgerissen. Ich kämpfte an der Seite der Protagonisten – und so fühlte ich mich nach dem Lesen auch. Der Austausch mit meinen Mitleserinnen intensivierte das Leseerlebnis und ich brauchte danach erstmal 1-2 Tage Abstand von literarischen Welten, weil ich in dieser einen noch so gefangen war. Weil ich sie gar nicht verlassen wollte. Vor allem nicht nach diesem offenen Ende, das alles heißen kann und die Spannung auf die Fortsetzung ins Unermessliche steigert. Diese Geschichte hat mich in ihren Klauen. Aber solange es die Klauen einer Löwenesse sind, ist alles gut.

Fazit

Children of Blood and Bone war ein einmaliges Leseerlebnis, das mich völlig mitgerissen hat und wohl erstmal nicht mehr loslassen wird. Ein absolutes Highlight, dass mich durch ein besonderes Setting, die Integration magischer Elemente und Aspekte wie Rassismus und Intoleranz begeistert hat.

Cover des Buches Vertrauen und Verrat (ISBN: 9783551583833)

Bewertung zu "Vertrauen und Verrat" von Erin Beaty

Vertrauen und Verrat
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein gekonnt integriertes Versteckspiel, eine authentische, mutige Protagonistin mit Ecken & Kanten und schockierende Wendungen.
Ein gekonnt integriertes Versteckspiel undeine authentische, mutige Protagonistin mit Ecken & Kanten

Ich durfte diesen Titel testlesen, was wahrlich eine sehr große Ehre für mich war. Meinen Austausch mit Tina haben einige von euch damals mitbekommen, ebenso unsere Begeisterung von Beginn an für diesen Titel. Lange habe ich gebraucht, die Rezension zu liefern, aber oft habe ich bereits über diese Geschichte gesprochen. Und ich bin weiterhin beeindruckt.

So eben habe ich mir meine Notizen zum Buch sowie den Chat zwischen Tina und mir nochmal durchgelesen und Leute, ich hätte wirklich Lust, das Buch nochmal zu lesen. Besonders begeistern konnte mich die Protagonistin Sage. Sie habe ich als unfassbar mutig, cool und authentisch empfunden. Sie traute sich einiges zu und ist definitiv keine Ja-Sagerin. Sie war super klug und starrköpfig, sie war badass, aber eher auf der kognitiven Ebene. Sie hatte mit Abstand die allerbesten Ideen und konnte zu ihren Schwächen stehen, beispielsweise dass sie einfach keine gute Kämpferin ist und nicht mit Waffen umgehen kann. Musste sie aber auch nicht, denn trotzdem fundierte sie als Geheimwaffe. Was das bedeutet müsst ihr natürlich selbst herausfinden.

Sehr gelungen integriert wurde ein Versteckspiel, was die männlichen Charaktere betroffen hat. Ich wurde völlig hinters Licht geführt und war total baff, als sich alle Fäden zusammen fügten. Etwas störend empfand ich dabei die vielen ähnlichen Namen, die mich zweitweise verwirrt haben (Cassek, Carter, Clare, Charlie …) sowie die kuriosen Spitznamen.

Den Schreibstil fand ich total angenehm. Ich wurde völlig in die Geschichte katapultiert. Gekonnt beschriebene Situationen führten dazu, dass ich immer mal wieder Herzrasen bekam und ständig angenommen hatte, dass sich etwas schlimmes anbahnen würde. Und manches Mal hat sich meine Sorge bestätigt – es gab ein paar ziemlich dramatische und gefährliche Situationen, nach denen ich mich erstmal selber wieder erden musste. Heftige Wendungen bezüglich der Charakterentwicklung inklusive gelungen integrierter Schockmomente raubten mir den Atem.

Die Thematik des Berufes der Kupplerin hat mir wahnsinnig gut gefallen, denn so etwas kannte ich aus bisherigen Büchern nicht. Auch das Setting mochte ich sehr gerne, besonders das fiktive Königreich Demora. Die Handlung war insgesamt ziemlich rasant, was durch das Versteckspiel gefördert wurde. Darüber hinaus gab es politische Konflikte, die die Spannung zusätzlich anhoben – Emotionen wie Angst, Trauer und Hoffnung wechselten sich ab. Auch für Fans von Liebesgeschichten ist natürlich etwas dabei, auch dahingehend empfand ich die Geschichte als authentisch und passend. Die Autorin schreibt sehr detailreich und schaffte es, nicht nur die  Hauptpersonen lebendig zu gestalten. Ich kann mir gut vorstellen, dass mir beim zweiten Lesen noch viel mehr auffallen wird, was beim ersten Lesen durch das Tempo und die situative Dramatik verborgen geblieben ist. Auch die Optik möchte ich lobend erwähnen. Zwar hat mich das Cover nicht auf den ersten Blick angesprochen, aber dann fand ich es wirklich sehr passend und vor allem edel. Eine Karte gestaltet das Lesen noch authentischer – ich bin generell ein großer Fan von solchen Details.

Fazit:
Vertrauen und Verrat war für mich ein gelungenes Leseerlebnis, das mich besonders durch ein gekonnt integriertes Versteckspiel, eine authentische, mutige Protagonistin mit Ecken & Kanten und schockierende Wendungen nachhaltig beeindruckt hat.

Cover des Buches Der einsamste Wal der Welt (ISBN: 9783551510648)

Bewertung zu "Der einsamste Wal der Welt" von Martin Baltscheit

Der einsamste Wal der Welt
Niccitrallafittivor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein schönes Leseerlebnis für Zwischendurch, welches sicherlich besonders jüngere Leser thematisch wie visuell anspricht..
Ein schönes Leseerlebnis für Zwischendurch, welches sicherlich besonders jüngere Leser anspricht

Man kennt den Wal unter 52-Hertz-Wal, der einsam und allein im Pazifik lebt und seit Jahren wissenschaftlich begleitet wird. In diesem Bilderbuch berichtet Martin Baltscheit seine ergreifende Geschichte auf eine angenehme, kindliche Art und Weise. Das große Format des Hardcoverbuches und die dicken Seiten laden auch jüngere Leser zum Stöbern ein. Den Start bildet ein wundervolles, wahres Vorwort.

Und darum ist jede Geschichte, die wir über andere Tiere erzählen, immer auch nur eine Geschichte von uns selbst.
(Vorwort, Der einsamste Wal der Welt)

Auf 48 Seiten befinden sich wunderschöne Bilder, die das Leben im Meer darstellen und den Verlauf der Geschichte des einsamsten Wales abbilden. Manche Bilder wurden auf ganzen Doppelseiten dargestellt und beinhalten meist wenig Text, was der Geschichte jedoch keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Es lässt dem Leser viel Interpretationsspielraum. Ich lernte den Wal kennen, seine Familie und andere Bewohner des Pazifik. Ebenfalls wurde erläutert, wie der Forscher auf den Wal getroffen ist und was der Wal dann eventuell darüber gedacht haben könnte.

Leider endet die Geschichte relativ offen, was ich mir anders gewünscht hätte. Ich hatte angenommen, dass in diesem Bilderbuch die einzigartige und recht zufällige Freundschaft zwischen Wal und Forscher dargestellt wird und dadurch aufzeigt, dass auch für einsame Lebewesen Hoffnung besteht. Aus kindlicher Sicht tut das Bilderbuch dennoch seinen „Job“, denn am Ende gibt es eine wertvolle Botschaft: Jeder findet jemanden, der zu einem passt, egal wie anders man doch ist. Und genau das fand ich wirklich gelungen an dem Buch. Zuletzt entdeckte ich noch das wunderschöne Unterwasser-Panorama zum Ausklappen auf 100cm, was durch die schönen, bunten Farben zum Staunen und Entdecken einlädt.

Fazit
Insgesamt stellt dieses Bilderbuch über einen einsamen Wal ein schönes Leseerlebnis für Zwischendurch dar, welches sicherlich besonders jüngere Leser thematisch wie visuell anspricht, aber auch Erwachsene mit den wundervollen Illustrationen verzaubern kann.

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