Elli, Margot und Käthe genießen einen herrlichen Frühsommertag am Wasser. Plötzlich taucht eine Gruppe junger Männer auf und belästigt die drei. Doch sie haben Glück, und die Männer ziehen nach ein paar verbalen Äußerungen davon. Wir schreiben das Jahr 1933, Margot ist Jüdin. Wenige Jahre später ist Käthe von der neuen Ideologie begeistert, doch Elli weiß nicht, was diese Zukunft bringen soll. Das Schicksal von Margot scheint besiegelt.
Innerhalb der ersten Seiten fühlte ich während des Lesens eine intensive Bindung zu Elli. Als wäre sie eine gute Freundin, begleitete ich sie auf ihrem Weg. Elli ist im Dorf das „Hinkemädchen“, da sie ein verkürztes Bein hat. Gemeinsam mit ihrer Mutter wohnt sie in einem Backes auf einem großen Bauernhof.
Mit Entsetzen verfolgte ich auch die Entwicklung von Käthe und einigen weiteren Nebenfiguren. Wie viele dieser Menschen mag es wohl gegeben haben? Wie konnte eine solche Ideologie es schaffen, selbst in einem kleinen Eifeldorf die Seelen der Menschen zu vergiften, wo sich doch alle untereinander kennen? Neben einer spannenden Geschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren lässt das Buch den Leser mit Fragen und Selbstreflexion zurück.
Autorin Lilly Bernstein ist ein gefühlvoller Roman um drei Freundinnen gelungen, welcher mich emotional mitgenommen hat. Mir war während des Lesens, als würde ein Film in meinem Kopf ablaufen. Bücher, welches ein solch intensives Kopfkino auslösen, liebe ich.
Ich danke Literaturtest für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.
NicoleP
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NicolePs Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Johanna wächst in der Nachkriegszeit in Thüringen in einem christlich geprägten Elternhaus auf. Schon bald wird der Bauernhof ihrer Eltern zwangskollektiviert. Johanna zieht es später nach Berlin, und das Schicksal stellt sie mehr als einmal auf die Probe.
Als Leser begleitet man Johanna durch ihr Leben. Dies geschieht in einer rasanten Geschwindigkeit, denn Jahrzehnte eines Lebens müssen auf wenigen Buchseiten ihren Platz finden. Die Geschichte wandert immer wieder etwas ab und erweckt eher den Eindruck eines Sachbuches, wenn geschichtliche Hintergründe in die Geschehnisse eingeflochten werden. Aber so entsteht auch ein guter Einblick über das Leben in der damaligen Zeit.
Mit der Hauptfigur Johanna bin ich nicht warm geworden. Eventuell kam dies durch die eben erwähnten Abwanderungen. „Johannas Welt“ zeigt auch auf, wie vielfältig ein Lebensweg mit all seinen Höhen und Tiefen sein kann, und wie man diese übersteht. Johannas Erlebnisse sind auch eine kleine Zeitreise in die deutsche Vergangenheit. Insgesamt ist „Johannas Welt“ für mich ein gutes Buch.
Ich danke der mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.
Geschwister sind fast immer Konkurrenten, mal bewusst, mal unbewusst. Durch ihre zeitlichen Abstände voneinander werden gleiche Situationen unterschiedlich wahr genommen und beurteilt. In diesem halb autobiographischen, halb fiktiven Roman treffen sechs Geschwister Mitte der 1990er Jahre anlässlich des Verkaufs ihres Elternhauses aufeinander. Es beginnt ein Gefühlskarussell, welches alte Konflikte und deren Rückblicke mit dem Wissen von heute verständlich werden lassen.
Geschwisterbeziehungen sind etwas Besonderes. Im Roman gehen die Kindheitserinnerungen der Figuren zurück in die 1950er bis 70er Jahre, welche sie in einem kleinen Dorf verbracht haben. Während des Lesens durchlebt man gemeinsam mit allen Charakteren die Ereignisse, und oft kommen dabei eigene Erinnerungen zurück. Jedem, der Geschwister hat und/oder auf dem Dorf aufgewachsen ist, dürfte die eine oder andere Situation und manches Geschehnis bekannt vorkommen.
Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass sie fast nur in Dialogform und Gedanken verfasst ist. So ergibt sich das Gefühl, selbst Teil dieser Gruppe zu sein und jederzeit mit in die Diskussion einsteigen zu können.
Ich danke dem VERRAI Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.
Die Tochter von Martin Ultor wird ermordet aufgefunden. Er zerbricht daran und will nur noch eines: sich am Mörder rächen. Dieser soll sterben, grausam und sehr lange soll sich sein Todeskampf hinziehen.
„Der Schlitten“ nimmt den Leser mit in die Gedanken und Ansichten von Martin Ultor. Der Roman ist aus seiner „Ich-Perspektive“ erzählt und gibt so das Gefühl wieder, direkt mit Martin zu sprechen, so als sitze man ihm gegenüber. Auf diese Weise wurde ich förmlich in die Geschichte hineingezogen. Zusammen mit Martin erlebte ich sein Gefühlschaos und seine Gedanken, welche sich gut nachempfinden lassen.
Als dann auch der Mörder seiner Tochter mit Martin zusammentrifft, muss nicht nur Martin, sondern auch der Leser feststellen, dass dieser ein Mensch und kein grausames, gesichtsloses und kaltes Monster ist. Die Gespräche zwischen beiden Figuren sowie Martins Gedanken und Gefühlswelt geben dem Buch auch eine philosophische Note.
Am besten hat mir gefallen, welchen psychologischen Weg Martin gegangen ist. Was Trauer, Verzweiflung und Wut mit einem Menschen machen können, zeigt diese Geschichte. Der Roman regt zum Nachdenken an und hat mich emotional mit auf eine Achterbahnfahrt genommen.
Ich danke Literaturtest.de für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars.
Bewertung zu "Die Herzensbrecherin" von Susan Elizabeth Phillips
Die wohlerzogene, sanfte und gehorsame Susannah wird, zur Freude ihres Vaters, dessen Mitarbeiter Cal heiraten. Susannahs gesamtes Leben ist als brave Ehefrau und Mutter vorbestimmt, Cal möchte am liebsten schon direkt den großen Konzern ihres Vaters übernehmen. Am Tag der Hochzeit ist alles perfekt. Doch dann taucht Sam auf seiner Harley auf, und Susannah flieht mit ihm vor dem Ja-Wort in ein anderes Leben.
Mit Sam und weiteren Mitstreitern baut Susannah einen Konzern auf, der schon bald zu einem Konkurrenten der Firma ihres Vaters wird. Dieser Teil der Geschichte ist mit Abstand der spannendste. Die persönliche Entwicklung von Susannah war anfangs interessant, später ist sie mir nur noch auf die Nerven gegangen.
Große Spannungen oder Wendungen hat die Geschichte nicht zu bieten. Insgesamt ist „Die Herzensbrecherin“ ein gutes Buch, auch wenn ich den deutschen Titel nicht sehr passend zum Inhalt finde.
Bewertung zu "Und wenn sie tanzt" von Susan Elizabeth Phillips
Tess hat einen schlimmen Schicksalsschlag hinter sich und versucht in einer abgelegenen Gegend von Tennessee, ihr Leben in einer kleinen Hütte wieder auf die Reihe zu bekommen. Doch ihre Art der Trauerbewältigung bringt ihren Nachbarn in Rage. Denn während Tess zu lauter Musik tanzt, sucht dieser die Ruhe der Berge, um sich selbst zu finden.
So traurig die Hintergründe auch sind, die Tess und Ian zusammenführen, so ist es doch eine sehr schöne Geschichte. Zwei Menschen sind auf der Suche nach sich selbst und treffen dabei aufeinander.
Dieser gefühlvolle Roman zeigt, was Liebe in all ihren Facetten zu tun vermag. Sympathische Charaktere runden dieses Lesevergnügen ab. Autorin Susan Elizabeth Phillips bietet eine wunderbare Lesezeit, welche den Leser für Stunden den Alltag vergessen lässt.
Bewertung zu "Zeiten des Sturms (Sheridan-Grant-Serie 3)" von Nele Neuhaus
Nach all ihren schrecklichen Erlebnissen will Sheridan Grant in ein neues Leben starten. Doch schon bald spürt sie, dass sie sich in dem selbst gewählten Leben nicht wohlfühlen wird, und kehrt zur Willow Creek Farm zurück. Durch Zufall bekommt sie die Möglichkeit, sich ihren größten Traum zu erfüllen. Doch Sheridan hat ein dunkles Geheimnis, welches ihren möglichen Erfolg zerstören würde.
Auch in „Zeiten des Sturms“ muss Sheridan durch viele Höhen und Tiefen hindurch. Aber sie zerbricht nicht daran, sondern hat die Kraft und den Mut, sich allen Ereignissen zu stellen. Leider sind dies auch in diesem Teil so viele, dass die meisten nur angeschnitten werden können und eine richtige Auflösung fehlt.
Die Geschichte ist so rasant wie Sheridans Leben, und es ist interessant, ihre weitere Entwicklung zu verfolgen. Aus dem Teenager, der im ersten Teil früh lernt, Männer zu verführen und dabei immer wieder an den falschen gerät, ist eine Frau geworden, die weiß, was sie will. Dies tut sie aber nie auf Kosten anderer. Die Trilogie um Sheridan hat ein gelungenes Ende gefunden.
Anke Cantoli-Heinzgen ist gemeinsam mit ihrem Mann auf Wanderungen entlang des Rotweinwanderweges. Was die Journalistin nicht ahnen kann, ist, dass sie bald in eine Mord-Geschichte verwickelt wird. Ein Winzer wird ermordet, und Anke hat kurz zuvor einen Streit zwischen ihm und einer anderen Person beobachtet.
Mit viel Gefühl nimmt Autorin Mona Misko den Leser mit in eine wunderschöne Landschaft. Während des Lesens hat man das Gefühl, selbst mit einem guten Glas Wein die Gegend zu genießen. Interessant ist auch, dass jemand mit sogenannten psychokinetisches Fähigkeiten die Hauptfigur darstellt.
Leider fehlt es der Geschichte selbst etwas an Pep. Es ist daher mehr eine Landschafts- und Urlaubslektüre als ein Kriminalroman. Wenn man sich bewusst darauf einlässt, erwartet den Leser ein gutes Buch. Viele überraschende Wendungen gibt es allerdings nicht.
Wie ich nach Ende des Buches festgestellt habe, ist es nicht das erste Buch mit Anke Cantoli-Heinzgen. Vielleicht lag dies daran, dass ich keine richtige Bindung zu ihr aufbauen konnte. Mir fehlt eventuell wichtiges Hintergrundwissen zu ihrem Charakter.
Egidius Arimond lebt 1944 in ständiger Gefahr. Wehruntauglichkeit wegen Epilepsie und diverse Frauengeschichten sind noch harmlos. Er versucht, Juden in speziellen Bienenstöcken nach Belgien zu schmuggeln.
Die Geschichte besteht in erster Linie aus Tagebuchnotizen von Egidius. Dort ist in erster Linie über seine Arbeit und Tätigkeit als Imker zu lesen. Doch in leisen Zwischentönen erfährt der Leser viel über die damalige Zeit und wie die Menschen versucht haben, irgendwie hindurch zu kommen.
Dieser ruhig erzählte Roman regt auch zum Nachdenken an. Man sollte beim Lesen bedenken, dass Tagebucheinträge in erster Linie für einen Schreiber selbst als Erinnerung gedacht sind und daher ausführliche Beschreibungen zu Orten, Personen und Begebenheiten selten sind. Dafür bringen sie einem den Verfasser emotional sehr nahe. Mir hat das Buch sehr gefallen, und ich empfehle es gerne weiter.
Jo kommt nach ihrer Scheidung in der Wohnung einer Freundin unter. Dort sorgt „Electra“, ein Home-Assistant“, für alle Bedürfnisse der Bewohner. Eines Tages jedoch spricht „Electra“ von alleine mit Jo: „Ich weiß, was du getan hast“. Niemand glaubt Jo dieses Erlebnis, und das Verhalten von „Electra“ wird immer unheimlicher. Irgendwann beginnt Jo an ihrem Verstand zu zweifeln.
Die Geschichte fängt harmlos an, und es scheint schon bald klar zu sein, was hinter „Electras“ Verhalten steckt. Doch ganz so einfach scheint es dann doch nicht zu sein. Genau wie Jo überlegte ich, was wahr ist und was sich nur in Jos Kopf abspielen könnte.
Geschickt platzierte Wendungen lassen die Geschehnisse immer wieder in neuem Licht erscheinen. Der Spannungsbogen entwickelt sich gut bis zum Finale hin. Nach Ende des Buches kommen automatisch Gedanken zu dem Thema „Home-Assistent“ auf.
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