Bitte die Content Notes ernst nehmen! <spoiler> Hier geht es nicht um eine lustige Achterbahnfahrt, sondern um Kindstod, Selbstverletzung und Selbstmord und schwere psychische Störungen..</spoiler>
Für mich ein frisches Genre, den Katastrophenfilme sind nicht meins, so das ich auf die Idee eines Katastrophenromans schon mal gar nicht gekommen wäre. Noch interessanter ist das Setting - ein Disney-World-artiger Vergnügungspark in einer nicht näher verorteten USA (denke ich, wirklich), basierend auf einer fiktiven Märchenbuchreihe.
So fiktiv der Hintergrund, so nahe der Realität ist der Rest. Hier merkt man, dass der Autor sich mit der Funktionsweise von Vergnügungsparks und vor allem ihren Gefahren beschäftigt hat. Außerdem wird der Roman durchgehend mit geschichtlichen Fakten über Unfälle in echten Parks unterfüttert, von einem leider recht nervigen Charakter, dessen Hobby das auswendige runterbeten eben dieser Fakten ist. Auch wenn ich solche Menschen kenne, ist er mir hier doch zeitweise etwas auf den Keks gegangen.
Die ganze Katastrophe (Kein Spoiler, wir fangen in der Katastrophe an und blicken dann zurück, um den Weg hierhin zu erleben) ist aber eigentlich nur Rahmenhandlung für die sehr persönliche Leidensgeschichte der Protagonistin, aus deren Perspektive erzählt wird.
Der Autor spannt hier ein tragisches Netz von Ereignissen, die an der Persönlichkeit der Protagonistin nagen und sie an den Rand der Verzweiflung treiben.
Leider führt das dazu, dass sie für große Teile der Handlung extrem passiv ist, ergo es passieren ihr lauter schlimme Dinge, ohne das sie groß etwas dagegen tut. Hinzu kommt der gewählte Erzählstil, der ihr sogar in Dialogen oft keine direkte Sprache gibt, so dass ich persönlich Probleme hatte, Sympathie oder nähe für sie aufzubauen.
Außerdem muss man am Anfang die Prämisse akzeptieren, dass der Parkbesitzer Knebelverträge für seine Mitarbeiter hat, die es ihnen unmöglich machen, zu kündigen. Möglicherweise gibt es so etwas, aber trotzdem habe ich mich recht oft gefragt, warum diese Mühe für komplett ersetzbare Mindestlohnarbeiter in den USA? Wenn man aber damit an Bord ist, ist der Rest der eskalierenden Ereignisse zwar erschreckend, aber leider oft glaubwürdig. Gruppenzwang, Ausweglosigkeit und Radikalisierung lassen sich schön beobachten und schaffen unangenehme Parallelen in die Realität.
Fazit - wie am Anfang angedeutet, kein leichter Tobak, aber ein interessanter Abstieg in die Abgründe, zu denen einen persönliche Traumata führen können.