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Nivija

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Cover des Buches Mein Leben im Kreise der Kiwis (ISBN: 9783866836648)

Bewertung zu "Mein Leben im Kreise der Kiwis" von Kora Kutschbach

Mein Leben im Kreise der Kiwis
Nivijavor 11 Jahren
Kurzmeinung: Das Buch beschreibt kleine & authentische Augenblicke im Leben von Kora. Lustige und unverblümte Anekdoten während ihres Seins als Au-Pair.
Cover des Buches Feuer (ISBN: 9783791528557)

Bewertung zu "Feuer" von Mats Strandberg

Feuer
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Feuer" von Sara B. Elfgren

Sara B. Elfgren/ Mats Elfgren »Feuer»


 Rezension:
 

Alles und jeder in Engelsfors stöhnt und jammert über diese unbeschreibliche und unnatürliche Rekordhitze! Geografisch gesehen, liegt der kleine Ort viel zu weit nördlich, um solch einen Feuer-Sommer zu bekommen. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung war es hier noch nie so staubtrocken und brutal heiß. Niemand kann die Augen länger vor den schlimmen Auswirkungen verschließen! Die Erde ist verbrannt, die Tiere sind ausgezehrt, der gesamte Wald ist förmlich erstarrt und entseelt, die Menschen ächzen unter der drückenden Glut des Himmelsplaneten. Es wirkt alles so unwirklich, entstellt, man könnte glatt denken, hier beginnt das Vortor zur Hölle.


Auch Ende August, jetzt wo die Schule wieder beginnt, fühlt es sich nicht so an, als wäre der Herbst nahe und könnte dem Landstrich mit seinen kühlen und nebligen Ausläufern baldige Linderung verschaffen. Aber nicht nur für die Natur und Tiere ist genau das bitter notwendig, sondern auch für die fünf verängstigten jungen Hexen, denen vor ein paar Monaten ihre zentrale Bestimmung in einer uralten Prophezeiung zur Rettung der Welt offenbart wurde. Allerdings bedarf es für -Die Auserwählten- weit mehr als eine kühlende Auradusche oder einen starken Heiltrunk, um ihr Selbstvertrauen in ihre starken magischen Kräfte und den Umgang miteinander wieder in‘s Lot zu bringen.



Immer noch bohrt die Konfrontation mit dem Bösen und das geheime Wissen um die wahren Hintergründe der zwei brutalen und hinterhältigen Morde ihrer Mitschüler Elias und Rebekka in ihnen und schwächt sie. Beim Gedanken zurück, wirkt es wie eine flüchtige Berührung mit einer anderen Dimension, jedoch sind diese Ritualmorde ein unwiderruflicher Teil ihrer eigenen Geschichte und Aufgabe geworden. Elias und Rebekka hinterlassen eine klaffende Lücke, nicht nur als Freunde, sondern vor allem als Verbündete und wichtige Elemente im Kampf gegen eine starke dämonische Macht, die in Engelsfors ein Schlupfloch gefunden hat, um die Apokalypse einzuläuten. Schwarze, undurchdringliche Schatten scheinen die fünf stetig aufzulauern und zu beeinflussen, verbotene Gedanken streifen durch ihre Köpfe und Angst vor Übergriffen der Dämonenschar und der drohenden Weltzerstörung sind allgegenwärtige Begleiter.

Nach aussen scheint das Leben in Engelsfors endlich in seinen provinziellen Trott zurück gefunden zu haben, gerade und vor allem, jetzt am Ende des Sommers. Aber Vorsicht! Die unsichtbaren Zeichen stehen längst auf Sturm! Unerwartet und zielgerichtet, keimt und gedeiht rasend schnell eine neue Gefahr auf dem verdorrten Boden der Gemeinde. Eine Initiative, die unbeschreiblich kraftvoll und energiegeladen agiert, die die Menschen zu hypnotisieren scheint, sodass ganz Engelsfors plötzlich in einer positiven Wolke der Abhängigkeit festhängt!



Auf dem alten Friedhof kommt es zwischen Linnéa und Nicolaus‘ Familaris zu einer scheinbar zufälligen und unheimlichen Begegnung. Der angeschlagene Kater lockt sie zielgerichtet zu einem Grabstein, dessen Inschrift fast unleserlich ist. Mit Unbehagen säubert Linnéa ihn, um dann auf einen Namen zu blicken, den sie unmöglich hier zu finden vermutete! Ihr Herz verkrampft sich und der Schreck fährt ihr durch alle Glieder! Niemand kann wissen, dass es mit dieser Entdeckung und dem damit gelüfteten Geheimnis jetzt erst richtig heiß wird, dass aus der Glut ein neues loderndes Feuer entsteht! Endlich wird es für alle fünf Zeit den Platz im Zirkel anzunehmen, denn nur zusammen können sie diesen Kampf gewinnen.



Aber seid auf der Hut, die Dämonen lauern schon! 



Mein Fazit:

Die Urban/Dark Fantasy Trilogie geht in die zweite Runde! 
Mit großer Spannung und Vorfreude habe ich auf den erneuten Abstecher in‘s düstere und vor Magie strotzende schwedische Örtchen im Nirgendwo gewartet. 
Das Coverdesign ist dem des Vorgängerbands gravierend ähnlich und bildet zusammen mit dem Titel ein harmonisches Ensemble. Es schmiegt sich optisch, tadellos in die gesamte Gestaltung der Reihe ein. Doch mit wachsamen Blick findet man hier schon einen dezenten Hinweis, mit Brisanz zum Verlauf, den ich selber aber auch erst nach Beenden wahrgenommen habe.

Wie bei allen mehrteiligen Buchreihen ist es absolut ratsam, den Vorgänger noch mal aufzufrischen, sollte man die Reihe mit zeitlicher Unterbrechung lesen.
Gerade bei der Engelsfors Trilogie liegt eine nicht zu unterschätzende Gewichtung, bei der Vielschichtigkeit und Präsenz der einzelnen Charaktere und deren familiären, teilweise verflochtenen, Lebensumstände und Beziehungen zueinander. Daher ist es wichtig sich noch mal mit all diesen, scheinbar auf den ersten Blick, recht belanglosen Nebensächlichkeiten vertraut zu machen. Das Anknüpfen und Weiterführen der Handlung, direkt am Ende von „Zirkel“, ist dem Autorenduo ideal gelungen.
Man wirft mit den ersten Kapiteln einen kurzen Blick zurück, betrachtet die vergangenen Vorkommnisse und zeitgleich wird die Geschichte in der Gegenwart vorangetrieben.

Obwohl es sich beim Setting um ein fiktives Fleckchen Erde handelt, ist es der großartigen Atmosphäre und dem charismatischem Schreibstil zu verdanken, dass man sich im Glauben wiegt, dass es auch gut und gerne real existieren könnte. Schon zu Beginn entsteht eine ausgeprägte melancholische und aufgeheizte Stimmung, die den Leser in ein düsteres, geheimnisumwittertes Engelsfors zu entführen vermag. Ein ganz eigenes Gefühl und Bild wallte schnell auf, das den intensiven Beschreibungen von Flora und Fauna, sowie der Stadt und ihren skurrilen Einwohnern geschuldet ist, was es erneut schaffte mich mit sich fortzuziehen und zu begeistern.

Das Buch ist in insgesamt 4 Teile aufgegliedert und innerhalb der beiden ersten, haben die Autoren ihrem gutem Dutzend jugendlicher Hauptfiguren nochmals viel Raum gegeben, um in aller Ausführlichkeit deren Lebensumstände und täglichen Probleme zu schildern. Ich empfand das stellenweise etwas zu langatmig oder auch nervig, denn für „Feuer“ war meine Erwartung, dass es schnell tiefer geht, in die mystische Handlung mit all den aufgeworfenen Geheimnissen und Fragen um die magischen Elemente und Prophezeiung des ersten Teils. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte irgendwie Startprobleme hat, um ihren Rhythmus zu finden und hoffte inständig, dass die Spannung zurückkehrt!

Typische und altersgerechte Themen, wie Probleme im Elternhaus, der Schule, mit Beziehungen, Sex und Selbstbestimmung sind in einem Jugendbuch definitiv wünschenswert und wichtig. Leider fand ich diese Themen in der ersten Hälfte etwas überstrapaziert und zu fokussiert. Dennoch bin ich sicher, dass sich besonders die Zielgruppe des Genre viel intensiver mit den Problemen der Protagonisten identifizieren kann, als es mir gelang. Was ich in diesem Kontext nicht unerwähnt lassen möchte, weil es mir ausserordentlich gut gefiel, war die Korrespondenz der Protagonisten mit sich selbst. Durch eine unglaubliche und extravagante Idee, die hier genial und absolut passend zur Entwicklung der Handlung umgesetzt wurde, entsteht eine Situation, die alle fünf Mädchen in eine besondere Lage bringt! Sie geraten in ein emotionsgeladenes Spiel mit Identitäten, werden konfrontiert mit der eigenen Wahrnehmung ihres Seins, sowie der konzentrierten und stetigen Reflexion des Wirkens auf andere. Bisher ist mir solch eine tiefgründige Spiegelung von Charakteren noch nicht begegnet. Das fand ich wirklich bemerkenswert umgesetzt und es hat mich nachhaltig beeindruckt!

Doch wie so oft, kommt das Beste zum Schluss!
Wenn man die Hälfte des Buches erreicht hat, fühlt es sich urplötzlich an wie ein Kickstart! Die manchmal langweiligen und fragwürdigen Passagen der ersten Hälfte gehören definitiv der Vergangenheit an, und man wird vom rasanten Umbruch quasi überrumpelt, obwohl man die ganze Zeit nur darauf gelauert hat! Mit voller Wucht bricht der lang ersehnte Thrill, die magischen Momente, aber auch das blanke Grauen und die Angst, über den Leser herein. Auf einmal machen so viele Dinge Sinn und fügen sich wie von selbst zusammen. Hier steigt die Spannung stetig bis zum Ende des Buches an. Immer wieder sieht man sich getäuscht und in Schreckzustände versetzt, ohne jedoch die Hoffnung auf die Auflösung und ein gutes Ende zu verlieren. Einer Aufholjagd gleich, können die letzten 50 Prozent richtig begeistern und den erhofften Nervenkitzel bieten. Aber eine Warnung für zartbesaitete Leser: Man sollte nicht allzu zimperlich sein, denn die eine oder andere blutige und grausame Szene bleibt in einem Thriller wie diesem nicht aus.
Ach ja, und Gevatter Tod ist ein guter, alter Bekannter in Engelsfors, der regelmäßig vorbeischaut und seinen Tribut einfordert...

Kurz gesagt:

Den zweiten Band der Engelsfors-Trilogie „Feuer“ sollte man unbedingt lesen, wenn man den Auftakt schon begeistert zugeklappt hat oder auf der Suche nach einer ganz besonderen Art von Jugendbuchreihe mit schaurigen und magischen Elementen ist.
Brillant geschrieben und mit sehr eigenem, nordischem Charme!

Die Fortsetzung hat zwar leichte Startschwierigkeiten und einige Längen, aber für Jugendliche, die Lesestoff mit Dämonen, Hexen, Magie und Nervenkitzel suchen, goldrichtig. Besonders das Ende hat mich neugierig und in Anspannung zurück gelassen! Nun heißt es wieder ein Jahr lang geduldig sein und auf den Abschluss der Serie warten. Ob meine Erwartungen an das Ende erfüllt werden können?!

Ich vergebe das Prädikat: -atmosphärisches und charismatisches Leseerlebnis-.


Cover des Buches Das Schmetterlingsmädchen (ISBN: 9783404167814)

Bewertung zu "Das Schmetterlingsmädchen" von Laura Moriarty

Das Schmetterlingsmädchen
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Das Schmetterlingsmädchen" von Laura Moriarty

Laura Moriarty »Das Schmetterlingsmädchen»

Rezension:


Die drückende Schwüle im Sommer 1922 hält das ländliche Kansas seit Wochen unerbittlich in seinen Klauen. Auch Cora Carlisle leidet darunter. Was würde sie für eine erquickende Aufgabe geben, jetzt wo ihre Jungs die Ferien weit entfernt auf einer Farm verbringen und sie ihrer täglichen Routine im Haus beraubt ist?
Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, dass ihr Wunsch bald Gestalt annimmt, denn ein unglaubliches Angebot an die Adresse eines jungen Mädchen ihrer Nachbarschaft, wird umgehend auch einschneidende Veränderungen in ihrer eigenen Lebensgeschichte mit sich bringen. 

Die Einladung die Louise Brooks aus New York erreicht, offeriert ihr die Chance des Lebens und die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches! Endlich raus aus dem primitiven und staubigen Kansas und rauf auf die glitzernden und lauten Bühnen der Weltmetropole New York. Sie darf einen Monat lang an der berühmten Denishawn Dance Academy trainieren und ihre Talente zur Schau stellen. Louise ist sich sicher, das ist ihre goldene Eintrittskarte in das Leben, vom dem sie schon immer träumt und für das sie täglich hart arbeitet.

Doch so einfach wie es den Anschein hat, ist es keineswegs. Nicht allein ihre Minderjährigkeit verlangt selbstredend nach einer Aufsichtsperson, sondern auch ihre exzentrische, freizügige und unschickliche Art, lässt die 15 Jährige überall anecken und gibt den Menschen in ihrem Umfeld genug Zündstoff, um sich den Mund zu zerreißen. Von ihr geht ein unerklärlicher Reiz aus und durch ihre orientalisch anmutende Schönheit kann sie dem Gegenüber mit nur einem einzigen Augenaufschlag schon mal alle Sinne vernebeln. Doch hat man dann auch noch das Privileg mit ihr einen Wortwechsel zu führen, ist man sich nicht mehr sicher, dass die oftmals so scharfen und gezielten Provokationen wahrhaftig dem Mund eines derart grazilen Mädchens entspringen können. Was keiner weiß: Louise Brooks ist Meisterin im Manipulieren, Verwirren, Herzenbrechen!


Hier kommt Cora Carlisle in‘s Spiel, die als verheiratete und geehrte Frau eine perfekte Anstandsdame abgibt und in diesem Sommer nichts zu tun hat. Auf Ersuchen von Louises Vater wird Cora als Begleitung für ganze vier Wochen mit Louise nach New York City reisen und sie an der kurzen Leine halten. Immer im Hinterkopf, dass es sich bei Louise um einen extrem talentierten, aber ebenso allürenbehafteten Paradiesvogel handelt, dem es gilt, die Großstadt mit all seinen Gefahren und Verlockungen in nur kleinen Dosen zugänglich zu machen.


Allerdings entschließt sich Cora nicht allein aus diesem zeitlich passendem Angebot für einen Tapetenwechsel und die beschwerliche Reise an die Ostküste. Es eröffnet ihr insgeheim auch die Chance, etwas über ein dunkles und viel zu lange totgeschwiegenes Kapitel ihrer eigenen Kindheit zu erfahren. Nur sie weiß, dass sie eine Fassade wahrt, die ein Geheimnis der ersten Lebensjahre kaschiert. Nach viel zu vielen Jahren des Schweigens bietet sich plötzlich die Möglichkeit, einer blassen Erinnerung unbehelligt im Schutz der anonymen Großstadt nachzugehen.

Als das ungleiche Duo den Zug in Wichita besteigt, wissen beide nicht, dass genau in diesem Moment die Gleise ihrer Lebenswege neu verlegt werden. Sie bleiben auf eine schmerzliche Weise miteinander verbunden, lange über den Tod hinaus...


Mein Fazit:

Mit dem ersten Blick auf „Das Schmetterlingsmädchen“ erhascht man eine Vorahnung der geheimnisvollen, wie auch tragenden Atmosphäre der Geschichte. Dezentes Farbenspiel und ein markantes, fast unnahbares Gesicht, mehr brauchte es nicht, um mich zu verzaubern und zu wissen, dass ich mich auf dieses Buch einlassen möchte. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst, welches Erstaunen der wiederholte (spätere) Blick auf das schöne Gesicht hervorrufen würde, ich hätte es wahrscheinlich nicht geglaubt. Denn hier handelt es sich nicht um ein im Grafikprogramm entworfenes Cover, sondern um die aufpolierte Reproduktion eines originalen Fotos von Louise Brooks selbst.

Womit wir auch gleich beim Inhalt wären, von dem ich annahm, dass dieser historische Roman eine gänzlich frei erfundene Handlung hat. Dem Klappentext war nicht zu entnehmen, dass es eine biografische Anlehnung gibt. Da ich mit den Persönlichkeiten dieser Zeit nur wenig vertraut bin, war mir die Grande Dame des Stummfilms, Louise Brooks -besser bekannt als Lulu-, leider kein Begriff. Aber ich habe sie durch das Buch kennengelernt und diese Bildungslücke geschlossen.

Meine Erwartungen an nostalgische Atmosphäre, Lebensart und Konventionen der Goldenen Zwanziger, konnte Laura Moriarty zum größten Teil erfüllen. Man kann im Anhang nachlesen (und merkt es auch während des Lesens), dass die Autorin eine intensive und langwierige Auseinandersetzung mit der Recherche zur Person Louise Brooks und der damaligen Zeit hatte. Im Ergebnis des Romans zahlt sich diese Mühe wirklich aus. Es war eine gelungene Zeitreise mit detaillierten Beschreibungen von Moral, Konventionen, Alltagsdingen und Sprache, die wunderbar authentisch aufzeigt, wie es vor knapp 100 Jahren gewesen sein muss, zu leben und zu lieben. Wie viel im literarischen Lebenslauf von Lulu allerdings der Wahrheit entspricht oder der schriftstellerischen Freiheit geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen.

Ich war überrascht, dass die Handlung nicht sofort in der schillernden Metropole NYC startet, sondern weit entfernt im ländlichen Teil der USA. Hatte ich mich doch in Vorfreude auf rauschende Partynächte mit Jazzmusik in glorreichen Etablissements eingestimmt. Diese Erwartung wurde jedoch nicht erfüllt.

Also begab ich mich auf die Suche nach der Geschichte des Schmetterlingsmädchens. Was genau war der gemeinsame Nenner dieser zwei kontrastreichen und authentischen Frauen. Ich war gespannt und traf sie in einer bürgerlich konservativen Umgebung an, fernab der modernen Großstadt, jede mit Wunden einer traumatischen Vergangenheit gebrandmarkt. Zum einen ist da die biedere und farblose Mittdreißigerin Cora, Ehefrau und Mutter aus gut situierten Verhältnissen und andererseits der absolut egoistische und auf das  Showbuisness fixierte Teenager Louise aus schwierigen Familienverhältnissen.

Die Figur Cora, obwohl sie die eigentliche Hauptfigur in diesem Roman ist, blieb mir leider in der Gesamtheit zu unscheinbar und glanzlos und konnte niemals mit der Brillanz und der Energie von Louise mithalten. Ihr haftet eine Sensibilität und morbide Zerbrechlichkeit an, die auch durch ihre exponentielle Entwicklung und Sprengung der sich einstmals selbst angelegten Ketten, niemals ganz abgeschüttelt wird. Cora entspricht nach aussen dem typischen Frauenbild der Zeit, lebt jedoch ein fingiertes Leben.

Louise dagegen erscheint auf der Bildfläche, und von ihr geht sofort eine Anziehung und Dominanz aus, die sich noch zusätzlich verstärkt, als sie sich ganz offenherzig als Konventionsbrecher outet und damit stetig Konfrontationen herauf beschwört. Sie ist ein Wirbelwind, der viel Potenzial und Charisma für den weiteren Verlauf erahnen lässt. Ich konnte bis zur letzten Seite nicht genug von Louise bekommen und sie ist mir ganz arg an's Herz gewachsen. Sicher lag das auch in ihrer koketten Art begründet, der vielsagenden Mimik, die die Autorin sehr bildlich beschreibt und den gewagten bis vorwitzigen Dialogen inklusive verbaler Provokationen, mit der sie ganz klar polarisiert.

Beide Charaktere stehen sich zu Beginn sprachlos und regelrecht hilflos gegenüber, finden dann aber ein Arrangement dem jeweils eigenen großen Lebenstraum eine Bühne zu geben. Auch wenn das bedeutet, stetig zähneknirschend Kompromisse eingehen zu müssen. Immer wieder kommt die Diskrepanz zwischen den beiden Frauen und deren verschiedenen Wertvorstellungen, wie auch Moralbewusstsein zum Vorschein und es wird ein wunder Punkt in der Handlung bleiben. Und genau hier liegt die Essenz und die Kraft des Romans. Dem Leser wird nicht nur eine großartige, mitreissende und bewegende Lebensgeschichte angeboten, sondern gleich zwei, die sich noch dazu völlig verschieden entwickeln. Die beiden ungleichen Lebenswege verweben sich zu einer unausgesprochenen Abhängigkeit, ein Geheimnis verbindet ihre Herzen, dass auch lange nach der gemeinsamen Zeit in NYC noch immer der Schlüssel zur verletzten Seele der anderen bleiben wird. Im letzten Teil des Buches verliert sich die gewohnte Engmaschigkeit der Erzählweise und man begleitet beide Frauen nur noch sporadisch weiter. Leider ist mir hier die Sicht auf Louises Leben eindeutig zu kurz gekommen, denn zu viele Fragen zu ihrer Karriere blieben für mich offen.

Das Schmetterlingsmädchen“ hat es geschafft, dass ich der Geschichte, den großen Gefühlen und ihrer Tragik verfallen bin, denn innerhalb weniger Stunden hatte ich es ausgelesen. Ein Roman, der geschickt mit den Gefühlen der Leser zu spielen weiss und der einen so tief berührt, dass sich Tränen unaufhaltsam ihren Weg bahnen. Ich liebe dieses Buch und möchte gern mehr!

Kurz gesagt:

Das Schmetterlingsmädchen“ ist ein ergreifender und tief emotionaler Roman, der zwei Frauenschicksale bebildert. Zum Teil werden dabei biografische Lebensstationen einer großen Schauspielerin der Stummfilmzeit nachgezeichnet. Nach drei Büchern der Gegenwartsliteratur wagt sich Laura Moriarty mit diesem Roman erstmals an einen historischen Hintergrund. Ich finde das ist ihr absolut perfekt gelungen. Mich konnte dieses Buch mit Tränen, Gänsehaut, aber auch jeder Menge Momente des Erstaunens und subtil feinherbem Witz restlos für sich gewinnen.

Daher meine absolute Weiterempfehlung, wer Bücher mit Tiefgang, großer Bühne und Einblicken in tragische Schicksale sucht, oder der auf den Spuren der berühmten Schauspielerin Louise Brooks wandeln möchte. Dieses Buch sollte man unbedingt gelesen haben, denn es garantiert großes Kino mit tollen Bildern und bewegenden, nostalgischen Momenten!

Cover des Buches Für immer die Seele (ISBN: 9783791515052)

Bewertung zu "Für immer die Seele" von Cynthia J. Omololu

Für immer die Seele
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Für immer die Seele" von Cynthia J. Omololu

Cynthia J. Omololu »Für immer die Seele»

Rezension:

London ist eine der coolsten und aufregendsten Metropolen in Europa!
So steht es zumindest in den Reiseführern geschrieben. Ein Magnet für Shopping Queens und Kultur Interessierte. Tolle Malls, aufregendes Nachtleben, aber auch geschichtsträchtige Bauwerke, Zeugen längst vergangener Jahrhunderte, warten auf Besucher.
So vielfältig und verlockend die touristischen Ausflugstipps auch sind, es könnte für die beiden amerikanischen Schwestern Cole und Kat eher weniger spassig werden.
Ferien in London? Genial! Aber zusammen mit der eigenen Schwester? Unzumutbar!



Die Herausforderung liegt darin, ein Freizeitprogramm zu gestalten das beiden gefällt. Das kommt einer fast unlösbaren Aufgabe gleich, denn Cole und Kat, wie auch ihre Pläne, könnten kaum gegensätzlicher sein. Nachdem Cole eine unerklärliche Sehnsucht und Faszination für historische Gebäude und Sehenswürdigkeiten verspürt, und diese unbedingt besichtigen möchte, macht Kat keinen Hehl daraus, dass sie eigentlich nur an Relikten wie den Kronjuwelen interessiert ist. Sie kann nicht verstehen, warum man in verstaubten Kerkern und zugigen Kammern herumkrabbeln will. Eine ausgiebige Shoppingtour durch die glamourösen Malls im Herzen der Stadt wäre doch viel cooler.


In einem Kompromiss entscheiden sie sich für eine geführte Besichtigung durch den Tower of London und die umliegenden Gebäude. Während sie mit dem Guide auf dem Zeitstrahl durch London‘s Geschichte reisen, ergreift ein unerklärliches Phänomen von Cole Besitz. Die Gruppe macht an einem Platz Halt, an dem im 16. Jahrhundert Hinrichtungen stattfanden und Cole bemerkt eine energetische Schwingung, die sie zuerst nur zu streifen scheint, aber dann ruckartig mit sich zieht. Noch während sich der Reiseführer in ausführlichen Erklärungen verliert, nimmt Cole rasante Veränderungen in ihrer Wahrnehmung und im Körpergefühl wahr. In Sekundenschnelle erwächst um sie herum ein Pulk aus Stimmen, Menschen bedrängen sie von allen Seiten und sie findet sich in einer völlig veränderten Realität des Ortes wieder, an dem sie bis eben friedfertig neben Kat gestanden hat.


Cole fühlt sich wie in Trance, spürt die harten Griffe von Männern an ihren Armen, die sie vorwärts schieben. Sie trägt Kleidung, die unbequem ist und die sie noch nie im Leben getragen hat und spürt bei jedem Schritt ein schweres metallenes Amulett gegen ihr Brustbein schlagen. Nur wenige Meter entfernt, in der Mitte des aufgebrachten Pöbels, erblickt sie voller Schauder eine Bühne. Auf ihr steht ein maskierter Mann mit einem Beil in der Hand. Ihr stockt der Atem, Angst jagt durch ihren Körper! Ein Henker?!


Ohne zu wissen warum, erscheint ihr plötzlich das Gesicht eines völlig fremden Mannes vor ihrem inneren Auge. Connor... dieser Name schiesst ihr durch den Kopf, obwohl sie ihn nicht zuordnen kann. Sofort bricht in ihr ein Gefühlschaos aus, unendlich viel Liebe und Trauer macht sich in ihr breit. Sie weiß nicht was hier geschieht, kennt diesen Mann nicht, und ist erfüllt von Angst und Pein. Hastig umfasst sie ihr Amulett und schließt einen Pakt mit diesem Connor, der ihr so innig vertraut und doch so unendlich fremd scheint. Mit den gemurmelten Worten „Ad vitam aeternam - bis in alle Ewigkeit“ erklimmt sie die hölzernen Stufen zum Schafott... 




Mein Fazit:



Ich könnte ausnahmsweise mal ein ganz kurzes und signifikantes Fazit schreiben, etwa wie: Ein für mich perfektes Buch! Aber das lässt soviel Wichtiges ungesagt, was ich unbedingt anbringen möchte, um es anderen Leseinteressenten aufzuzeigen.

Auf der zufälligen Suche nach neuer Lektüre, entscheidet man sich üblicherweise eher intuitiv und aufgrund von Thematik/Gestaltung, innerhalb von wenigen Sekunden, dafür oder dagegen. Daher ist die Aufmachung eines Buches enorm wichtig geworden.
Bei „Für immer die Seele“ sind Titel und Covergestaltung typisch „Jugendbuch“.

Nachdem ich jetzt aber die Handlung kenne, finde ich den Titel nicht aussagekräftig genug und das Cover zu unscheinbar, denn beides hat nicht die Ansprache, diese bedingungslos grandiose und berührende Geschichte zu transportieren. Hier hätte etwas mehr Kreativität gut getan, um dieses ansprechende Buch bei der riesigen Konkurrenz des Genre besser abzuheben. Interessant ist es auch deshalb, weil die Grundidee der Trilogie ein Thema behandelt, das recht selten bzw. neu ist und sich daher nicht vergleichend messen muss und sich abgenutzt oder kopiert anfühlt.

Für immer die Seele“ war für mich eine absolut neuartige Leseerfahrung zur Aufbereitung der Thematik „Seelenwanderung“ (Reinkarnation, Karma, der Fluss von Energien ohne Raum und Zeit über alle Religionen und Lebensformen hinweg) und liess mich jede Seite begeistert verschlingen Aber nicht nur die Idee hatte es mir angetan, sondern auch der Plot und die Protagonisten waren einfach großartig! Von Anfang an hatte ich starkes Verlangen mich auf diese romantische, spannende und natürlich auch unheimlich mystische(Seelen)-Reise mitnehmen zu lassen und der Lesespass liess keine Sekunde auf sich warten.

Das kalifornische Geschwisterpaar Cole und Kat Ryan, das gerade Kurzurlaub in London macht, ist das Empfangskomitee für den Leser. Man konzentriert sich auf ihr zickiges Duell und wird währenddessen ganz unvermittelt zum Zeugen einer unglaublichen Vision, die Cole fortan fast wahnsinnig macht. Sozusagen ein prickelnder Start! Kurz darauf geht es weiter mit einer turbulenten und vielversprechenden Begegnung, mit nachhaltiger Konsequenz, zwischen Cole und Griffon. Beide verbindet eine intensive Vergangenheit, ohne das Cole davon auch nur den Hauch einer Ahnung hat. Selbst für Griffon ist der Moment des Zusammentreffen unerwartet und das lange erwartete Ende einer schicksalhaften Suche.

In den ersten Kapiteln lernt man die sozialen und familiären Strukturen der Hauptfiguren kennen. So hat man genug Zeit sich mit den wenigen Figuren auf dem Schachbrett eingehend zu beschäftigen und einen Eindruck ihrer Lebens- und Glaubenseinstellungen zu bekommen. Sofort bemerkt man viel Gegensätzliches, nicht nur innerhalb der Familie.
Cole ist das schüchterne und super talentierte Musikgenie, Kat die stylische Fashionqueen mit beruflichen Ambitionen in der Modebranche. Die Eltern sind geschieden, spielen aber der Kinder wegen in der gleichen Liga.

Auch das männliche Aushängeschild der Geschichte, der galante Charmeur Griffon, beglückt uns schon auf den ersten Seiten mit einem kurzen Intermezzo, um dann noch mal in‘s geheimnisvolle Off abzutauchen. Peu a peu tauchen weitere Figuren und Anhaltspunkte, oder besser gesagt, deren Inkarnationen aus längst vergangenen Leben und Zeiten auf, die Cole uns im Zuge ihrer stetig und unerwarteten Visionen aus verschiedenen Epochen aufzeigt. Da man sich die Handlung ausschließlich aus der
ICH-Perspektive von Cole erliest, ist auch immer nur ihr gegenwärtiger Wissens- und Erfahrungsstand dem des Lesers gleichzusetzen. Jedoch entgeht einem beim aufmerksamen Lesen der eine oder andere Wink mit dem Zaunpfahl nicht, der durch andere Protagonisten und visionäre Sequenzen in das zeitlose Durcheinander der verbundenen Existenzen und Reinkarnationen eingebracht wird. Es wirkt dadurch vielschichtiger und interessanter, da ohne diese zusätzlichen Einschübe ein großer Reibungspunkt und Mysteryfaktor in der Geschichte fehlen würde.

Das Zueinanderfinden von Cole und Griffon ist keine platte oder gar zuckersüße Romanze, wie man es vielleicht vermuten möchte, denn Wiedergeburt bedeutet immer auch sich neuen Identitäten und dem eigenen Karma zu stellen. Daher muss man hart kämpfen und Opfer bringen, um an alte Erfolge heranzukommen oder gar neue Ziele zu erreichen. Beide haben einen langen Weg durch viele Jahrhunderte hinter sich gebracht, um sich jetzt und hier wieder zu treffen und ihre Bestimmung zu finden. Ohne zuviel verraten zu wollen, aber es wird zum Ende hin unglaublich dramatisch. In der Interaktion des großen Seelenbündels wird es eine brachiale und kaum vorhersehbare Wendung geben, die mich total überrascht und emotional sehr berührt hat.

Der Schreibstil von C. Omololu ist geschmeidig, packend, treffsicher und ohne kitschige Wortspiele. Emotional ganz unterschiedlichen Situationen verleiht sie durch eine passende Stimmung eine wunderbare Schwere, Sensibilität oder Dominanz. Auch beim Schriftsatz gibt es eine Besonderheit: Die Abschnitte der Visionen sind mit kursiver und deutlich blasserer Schrift gedruckt und setzen sich dadurch augenblicklich ab.

Die unterhaltsame und einfühlsame Botschaft der Geschichte ist klar zu erkennen und regt an, seinen eigenen spirituellen Faden im Leben neu aufzunehmen, zu entknoten oder sich erstmalig mit dem Thema zu beschäftigen. Gerade für Jugendliche erachte ich diesen Punkt wichtig für den eigenen Entwicklungsprozess. Trotzdem bleibt aber immer genug Raum für eigene Ideen und Spekulationen, was ein gutes Buch natürlich anbieten sollte.
Wichtig ist bei einem Auftakt zu einer Buchreihe, dass die Elemente und seine Figuren interessant und prägnant sind, dass man nicht schon alles Pulver im ersten Buch verschießt und genug Entwicklungspotenzial übrig lässt. All das trifft auf „Für immer die Seele“ zu. Daher brenne ich darauf zu wissen wie es weiter geht und sehe ungeduldig dem zweiten Teil entgegen!

Kurz gesagt:

Schon vor dem Lesen hat das Buch aufgrund seines Themas und London als Schauplatz einen unglaublichen Reiz, ja regelrecht Sog auf mich ausgeübt. Dieses Gefühl bestätigte sich dann umgehend als richtig, denn die intensive und sehr emotionale Handlung wurde durch die interessanten und vielschichtigen Charaktere und das Aufgreifen einer neuen Idee für eine Buchreihe zu einem perfekten spirituell-romantischen Leseerlebnis. Ich weiß, dass es auf Ewig eines meiner Lieblingsbücher sein wird!

Wenn man sich also für die Themen wie die UNsterblichkeit der Seele, Wiedergeburt, Karma und Religionen im Allgemeinen interessiert und zudem noch offen ist, für eine wunderbare kraftvolle Liebesgeschichte, die unglaublich tief berührt und beseelt, dann solltet man sich schleunigst dieses Buch zulegen! Es ist der Auftakt der -Für immer Trilogie-.

Meine absolute Kaufempfehlung für Jung und Alt!



Cover des Buches Sternenfeuer: Vertraue Niemandem (ISBN: 9783426653272)

Bewertung zu "Sternenfeuer: Vertraue Niemandem" von Amy Kathleen Ryan

Sternenfeuer: Vertraue Niemandem
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Sternenfeuer: Vertraue Niemanden" von Amy Kathleen Ryan

Amy Kathleen Ryan »Sternenfeuer-Vertraue Niemandem»

Rezension:

„Wie fühlt es sich an, wenn die Seele in Millionen von Teilchen zerspringt und diese winzigen Überbleibsel nur noch von der geschundenen Hülle eines ehemals perfekten Körpers zusammengehalten werden? Was soll das für ein Leben sein, wenn man sich selbst nur noch als Abziehbild einer einst so schönen, starken und gesunden jungen Frau wahrnimmt? Was tun, wenn man kein Recht mehr auf eigene Entscheidungen hat und wenn sich Ekel, Hass und Misstrauen jede Minute tiefer in dich hinein fressen?!“

Gebrochen, körperlich stark gezeichnet und desillusioniert kehrt Waverly zusammen mit der Gruppe der entführten Mädchen, nach einer spektakulären Flucht, auf ihr Mutterschiff -die Empyrean- zurück. Nur die Hoffnung und der Gedanke an die baldige Befreiung ihrer Eltern, die als Geiseln zurückbleiben mussten, haben sie bis heute am Leben und bei Verstand gehalten. Unterstützung für dieses Vorhaben erhofft sie bei ihrer Jugendliebe Kieran zu finden, der während ihrer Abwesenheit, innerhalb weniger Monate zur Galionsfigur für die zurückgebliebenen Jungs wurde.

Doch was passiert, wenn man an einen Ort zurückkehrt, der total verändert ist und an dem man sich keinesfalls mehr sicher und geborgen fühlen kann? Wie ist es, jemanden in die Augen zu blicken, den man aus tiefstem Herzen geliebt und vertraut hat, und der diese Gefühle nicht länger erwidert?! Sie sind gefangen in einem Ausnahmezustand, wenngleich nicht ganz unverschuldet.

Nach dem brutalen Überfall und der Verschleppung der Mädchen, hat Kieran seinen gefährlichsten Konkurrenten verbannt und sich dann selber zum ungekrönten Anführer erkoren. Mit diesem Aufstieg und der Verantwortung für ein lädiertes Schiff voller verstörter und verwaister Kinder, ohne Erfahrung was in solch einer Situation zu tun ist, und unter der enormen Belastung, hat seine Persönlichkeit diktatorische Züge angenommen. Er führt ein strenges, fast dogmatisches Regiment und verlangt von jedem Einzelnen an täglichen Gottesdiensten teilzunehmen. Er geht sogar soweit Widersprüche und Verweigerung mit Arrest in der Brig zu bestrafen.

Nach der Rückkehr gerät Waverly immer mehr in einen Strudel aus Depressionen und Angstzuständen wegen albtraumartiger Erinnerungen an die religiöse Gefangenschaft auf der New Horizon. Dazu kommen die Anfeindungen einiger Mädchen, die ihr Verrat und Verlust der eigenen Eltern vorwerfen, gegen die sie sich kaum erwehren kann.

Sie muss endlich wieder einen klaren Kopf bekommen und in Erfahrung bringen, was hier während ihrer Abwesenheit passiert ist. Ihr fällt nur einer ein, der ihre Fragen ehrlich beantworten kann, weil er verschont blieb vor Kieran‘s Gehirnwäsche, weggesperrt tief unten im Schiffsbauch. 

Unter einem Vorwand stiehlt sie sich an Kieran‘s loyalen Wachen vorbei und findet einen gedemütigten und ausgehungerten Seth in Einzelhaft vor. 
Nach dem kurzen Gespräch ist schnell klar, Kieran leidet am Gott-Komplex und führt die ganze Besatzung in‘s Verderben. Jetzt heißt es unverzüglich handeln und die Besatzung wieder auf Kurs bringen.

 Noch während Waverly über einem Plan grübelt, geschehen unheimliche Dinge an Bord, die nichts Gutes erahnen lassen.
 Kurz darauf verschwindet Seth spurlos aus seiner verschlossenen Zelle und ein triviales Katz-und-Maus Spiel beginnt…

Mein Fazit:

„Willkommen an Bord der Empyrean, schnallen Sie sich an und halten Sie ihre Waffen bereit, es könnte eine turbulente und gefährliche Reise durch die Unendlichkeit der Galaxie werden. Nur das Ziel ist Bestimmung, alles andere ist Schicksal!“

Mit einer hohen Erwartung habe ich den lange erwarteten zweiten Teil „Vertraue Niemandem“ der Trilogie „Sternenfeuer“ aufgeschlagen und mein Wunsch wieder solch gigantisches Lese-Feuerwerk, wie im letzten Jahr, zu erleben war wirklich groß!

Wie schon beim Auftakt, ist es dem Verlag erneut gelungen, die inhaltliche Thematik in einer absolut ansprechenden visuellen Art, beginnend mit dem Schutzumschlag, darzubieten. Die galaktische Welt, und im Besonderen -die endlich aufblinkenden Sterne-sind das glanzvolle Highlight im Cover Design. Für mich ist es eine perfekte Gestaltungssymbiose aus Wollen und Können!

Der Titelzusatz „Vertraue Niemandem“ trägt gleich unverblümt seine indirekte Warnung hinaus! Daher ist auch wenig verwunderlich, dass man sich bereits zu Beginn mit einem aufgeladenen Klima konfrontiert wird. Amy K. Ryan gelingt es wunderbar eine komplexe und in sich stabile Angstatmosphäre aufzubauen und dem Leser anzubieten.

Die ersten Kapitel setzen unmittelbar dort an, wo das erste Buch endete, integriert wurden jedoch zum besseren Verständnis kurze Rückblenden zu wichtigen Ereignissen aus dem Vorgängerband. Wie bei fast allen Buchreihen ist daher anzuraten, diesen zuerst zu lesen, um dem Geschehen Folge leisten zu können. 

Im flotten Wechsel zwischen den Perspektiven der drei Hauptcharaktere Waverly und Kieran, sowie Seth lernt man die neuen Strukturen und Regeln auf der Empyrean kennen und eine nervöse Unruhe breitet sich recht bald (auch beim Leser) aus, denn es ist offensichtlich, dass hier etwas oder jemand Böses im Schilde führt. Leider hatte ich gerade bei den unterschwelligen Andeutungen der Gefahren und Verdachtsmomenten nie den gewünschten Überraschungseffekt, denn irgendwie beschlich mich schnell eine Ahnung, oder auch Ideen, was hier im Argen liegt, bzw. wie es mit der Handlung weitergehen könnte. Das fand ich recht oberflächlich skizziert und es hat mir leider den Spannungsbogen deutlich verkürzt. 
Dennoch schafft es die Autorin mit der gewohnt flüssigen und treffenden Schreibweise einen Sog zu erzeugen, dem man sich schwerlich entziehen kann, und der auch über einige merkwürdige Begriffe/Wendungen der Übersetzung hinweg sehen lässt.

Die Dynamik der Geschichte ist verändert, hat eine andere Kraft und Substanz als die des ersten Teils. Geht es dort noch rasant und kampflastig, teilweise recht brutal und zielgerichtet zur Sache, überwiegt in diesem Band eher der Kampf mit tief vergrabenen Geheimnissen, erschütterten Emotionen und dem moralischen Kodex, wie das Definieren von Recht und Unrecht, Feind und Freund. Nur weil jemand fest daran glaubt etwas Gutes zu tun, bedeutet es nicht automatisch: Gutes zu tun!

Mit in den Vordergrund rückt jetzt auch die Gruppe der Antagonisten, die in diesem Teil deutlich mehr Raum für ihre Sicht der Probleme und Taten bekommen und eine fortwährende Interaktion zwischen den beiden Schiffen aufrecht halten. Eine weitere Differenz ergab sich für mich bei den bereits vorhandenen Sympathien/Antipathien, die sich durch eine gravierende Entwicklung der Charaktere, unter erschwerten Bedingungen, bisweilen in‘s Gegenteilige kehrten. Hier mutierten positiv belegte Figuren (die vormals einfühlsam, verantwortungsbewusst, kollektiv dachten) unerwartet in‘s andere Extrem, sodass es mich regelrecht schockierte, wie sie sich gebärdeten und wie nieder ihre Beweggründe und Ziele waren. Wo ist der Zusammenhalt, die Voraussicht und der respektvolle Umgang miteinander geblieben?

Dass sich unter der selbsternannten Führung des rhetorisch gewandten und dogmatischen Anführers Kieran unerwartet schnell ein verkrustetes System auf dem Schiff ausbilden konnte, ist eine recht realistisch gespiegelte Situation unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Es zeigt einmal mehr und mit ungetrübten Blick auf, wie schnell es geschehen kann, dass es z.B. aus politischen Gründen und durch Moralverfall zu einem Machtvakuum kommt.

Auch die Geisselung der liberalen Lebensweise zu Gunsten einer theologischen Diktatur war ein schmerzlicher Einschnitt und hinterliess ein bedrückendes Gefühl. Doch dieses selbst geschaffene Übel kann man nur beseitigen, indem man sich dem Kampf stellt. Daher liegt die Hoffnung auf Erlösung und Befreiung bei den wenigen, die sich mutig, stark und zornig genug fühlen, um sich der ambivalenten Machtsituation zu stellen. 



Schnellstmöglich muss eine Entscheidung fallen und für Waverly bedeutet das zusätzlich einen weiteren Zweifrontenkampf in kurzer Zeit! Noch immer ist sie im Konflikt mit den veränderten Verhältnissen um ihre Liebesbeziehung zu Kieran, und auch den neuen Hierarchien und Maximen an Bord.
 Es obliegt ihr, und das ist besonders prekär, auch stellvertretend für die Gruppe der traumatisierten jüngeren Mädchen, diese schwere Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen: Soll sie STÜTZEN oder STÜRZEN!?
Ein Moment der alles verändern und der Opfer fordern wird, egal wofür sie sich letztendlich auch entscheiden wird. Ich war froh, nicht vor der Wahl zu stehen und finde, sie ist ein wahrlich heller Stern in dieser düsteren Stunde auf dem Weg in die neue Welt.

Kurz gesagt:
Es ist schwerlich zu leugnen, dass Amy K. Ryan auch mit ihrem zweiten Band und dem Leben in dieser aussergewöhnlichen dystopischen Welt und den damit verbundenen Problemen wieder ein emotionsgeladener und packender Roman gelungen ist.

Auch wenn dieser von der Spannungskurve und der Kraft nicht ganz mit dem Auftakt mithalten kann, so konnte er mich doch erneut entführen und begeistern. 

Die Handlung nimmt in diesem Band eine subtilere Ebene an. Teilweise hat man das Gefühl nicht voran zukommen, da man die gleiche Situationen aus mehreren Blickwinkeln erlebt, was den Schwung etwas herausnimmt. Nichtsdestotrotz ist es aber auch ein wichtiger Aspekt, um einige Handlungen zu verstehen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die (Weiter)-Entwicklung ihrer Protagonisten gigantisch war und die Beschäftigung mit moralischen und ethnischen Grundsätzen auch in diesem Buch wieder der rote Faden ist. 

Nun bin ich gespannt wie es mit Besatzung der beiden Schiffe und dem Erreichen der neuen Welt „New Earth“ im finalen Teil endet.
Ich bin auf jeden Fall wieder mit an Bord!

Cover des Buches Winterkind (ISBN: 9783940855367)

Bewertung zu "Winterkind" von Lilach Mer

Winterkind
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Winterkind" von Lilach Mer

Lilach Mer »Winterkind»

Rezension:



Das alte und ruinöse Schloss, Symbol für den Anfang einer Liebe und gleichfalls das Ende einer Abhängigkeit, schrumpft immer mehr in der Ferne zusammen, um so weiter sich die Kutsche in seinem Schatten entfernt. Nichts ist Johann von Rapp lieber, als unverzüglich zu seiner geliebten Frau Blanka und seinen Geschäften in der Glasfabrik zurückzukehren. Mit den Gedanken ist er ganz bei ihnen und dem trauten Heim.


Seit er die Kiste mit dem großen Glasspiegel, das einzige Erbstück aus dem Nachlass seiner Schwiegermutter, auf der Kutsche festgezurrt hat, fühlt er eine unerklärliche Unruhe in seinem Inneren. Unwissentlich, still und heimlich hat sich auf diesem Weg ein letzter, giftiger Gruß der Toten seine Mitfahrgelegenheit ergaunert. Doch er hat es Blanka fest zugesagt, das Erbstück um jeden Preis mitzubringen und er wird sein Versprechen halten, auch wenn es ihm auf‘s Ärgste missfällt. Das sind eben Tribute, die man für die Liebe seines Lebens erbringt.



Unterdes streift Blanka von Rapp, von Unruhe zerfressen, durch die Zimmer und Flure im großen und düsteren Herrenhaus. Ein Blick nach draussen verrät ihr, dass die Schneeflocken dichter und schneller fallen, als noch am Morgen. Der Hauch ihres Atems scheint ganz dicht am Fenster vermehrt zu kondensieren, denn die Temperaturen sind stark gefallen. Es fröstelt sie bei dem Gedanken an diese eisige Unwirklichkeit auf die sie da hinunter blickt und mit einem unbewussten Griff zieht sie die Stola ein wenig enger um ihre Schultern.



Die unzähligen Minuten der Sorge um ihren Mann Johann und ihre zerbrechliche, kleine Tochter Johanna, sowie deren Gouvernante Frl. Sophie und Diener Anton dehnen sich zu Stunden der quälenden Warterei aus. Die Reisegesellschaft sollte schon längst wieder zurück sein von der Beerdigung ihrer Frau Mutter und das Haus endlich mit Wärme, Stimmen und Lebendigkeit erfüllen. Momentan wirkt es wie ausgestorben, nur der Wind heult hier und da laut auf und drängt sich ihr unangenehm in‘s Bewusstsein.
Immer wieder fragt sie sich, ob es richtig war, sie nicht zu begleiten, doch im nächsten Moment gesteht sie sich ein, dass sie es nicht tun konnte! Niemals hätte sie diesen einen wichtigen und schon so lange notwendigen Schritt vor die Haustür, in den kristallklaren und unberührten Schnee zu ihren Füßen, tun können. Seit Jahren hat Blanka das Haus nicht verlassen, die gemauerte Festung ist gleichzeitig zu ihrem steinernen Gefängnis geworden.

Stunden später als sich Licht herabsenkt, und die ersten Sterne sich am Horizont zu einem Tanz einfinden, kann Blanka schemenhaft einen kleinen Punkt am Ende der Straße ausmachen. Ihr Herz hüpft vor Freude, ihre Liebsten bald wieder in ihren Armen zu wissen und gleichzeitig pulsiert eine kühle Anspannung durch ihre Adern, wenn sie an den großen Spiegel mit den lichtbrechenden Schmucksteinen der Rahmung denkt. Einen Moment lang fühlt sie sich ihrer Mutter so nahe, dass sie sie flüstern hören kann:

*„Blanka, wo ist deine Haltung? Anmut, Schönheit und Ausdruck, das sind die wichtigen Dinge die Du als Dame von Stand jederzeit und überall aufbieten musst.
Blanka?, Blanka! ...Kind...hörst Du mir auch zu?!“*

Mein Fazit:

Winterkind“ ist ein märchenhafter und historischer Roman mit besonderer Vorlage.
Woran denkt man ganz automatisch, wenn man von einer wunderschönen Frau mit schneeweißer Haut und Haaren so schwarz wie Ebenholz liest, die ein gespaltenes Verhältnis zu ihrer Mutter und deren Spiegel hat? Genau! Das Märchen Schneewittchen.
Die düstere und melancholische Stimmung, die genau wie der Spiegel, zentraler Bestandteil des Buches ist, wurde bereits auf dem eleganten Cover sehr gut in Szene gesetzt.


Das Buch lädt zu einer literarischen Reise ein, die uns entführt in die Zeit der anbrechenden Moderne im ausgehenden 19. Jahrhundert im Norden von Deutschland. Diese Epoche ist in den Geschichtsbücher als industrielle Revolution in Europa festgehalten und somit eine Ära, in der Ansätze des Umbruchs im proletarischen System zu finden sind, sowie die Umgestaltung der überholten Konventionen sich ihren Lauf bahnen.


Es war deutlich heraus zu lesen, dass sich Lilach Mer ausgiebig mit Literatur und Recherche zu dieser Zeit beschäftigt hat. Sie hat ein umfassendes Bild der Menschen, ihrer Kleidung und Sprachgepflogenheiten (inkl. plattdeutscher Ausdrücke), der Anstandsregeln und des Wohn -und Arbeitsumfelds herausgearbeitet und mir bildlich vor Augen geführt. Mir war es mit der ersten Seite möglich in ein atmosphärisch sehr dichtes und vereinnahmendes Buch ein- und abzutauchen. Es war ein absolut authentisches Leseerlebnis, dass mich gekonnt in die vergangene Zeit entführt hat und mir auch die Schattenseiten und erschwerten Lebensbedingungen bewußt vermitteln konnte.

In diesem Roman, ist das Aufeinanderprallen neuer Impulse und Muster zu erkennen, und bereits das Aufbrechen von verbrieften und strengen Vorschriften für Adel und Arbeiterklasse zu erahnen. Ein Land in Aufbruchstimmung, bruchstückhaft abgebildet im kleinen Rahmen auf dem Herrengut und in der Glasmanufaktur von Rapp. 


Starke und individuelle Protagonisten, die sich alle deutlich im Gedächtnis des Leser festsetzen und mit dominanten Charaktermerkmalen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ist zu Beginn die Zerbrechlichkeit der devoten weiblichen Charaktere sehr prägend, so erfahren sie im Verlauf gehöriges Entwicklungspotenzial und es entstehen drei sehr unterschiedliche und facettenreiche Frauenbilder. Das machte die Geschichte nur mehr glaubhaft und mitfühlend für mich als Leser. Aber auch die männlichen Protagonisten können einiges zur Handlung beisteuern und machen in ihrer Rolle eine gute Figur.



Mit zarter aber ausdrucksvoller und unverkennbar lyrisch-poetischer Weise lässt die Autorin uns auf knapp 300 Seiten wissen, welches Schicksal Blanka von Rapp ereilt hat. Diese weist nebenbei bemerkt eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Märchenfigur Schneewittchen auf, nachdem sie den erdrückenden und bösartigen Fängen ihrer Mutter mit Hilfe ihres Traumprinzen entfliehen konnte. Die Idee ein allgemein bekanntes und verinnerlichtes Märchen aus Kindertagen, nun auch für Erwachsene in einer Weiterentwicklung zu entspinnen und dennoch nicht den Kern der Geschichte zu verfälschen, gefiel mir ausgesprochen gut. 



Hauptprotagonistin Blanka gewährt Einlass in ihr Leben als gnädige Frau und Gattin eines Industriellen mit all ihren Pflichten, Rechten und Vorzügen. Mittlerweile selber Mutter einer Tochter, und durch den aktuellen Todesfall ihrer Frau Mutter an die eigene Kindheit zurück erinnert, nimmt die Geschichte einen unerwarteten Verlauf, denn der Giftpfeil sich als Kind in ihre Seele und ihr Fleisch gegraben hat, setzt ihr auch dieser Tage stetig zu. Doch leider ist sie nicht stark genug sich seiner zu entledigen!
Im Gegenteil, denn sie setzt an, die Angst als infektiöses Leiden unter dem Deckmantel einer Medizin auf die nächste Generation zu übertragen.



Doch nicht allein die Gegenwart wird beleuchtet, sondern auf einer parallelen Erzählebene, jeweils am Ende eines Kapitels zu finden, bekommt man zusätzlich Einblicke in die Kindheit von Blanka. Im Gesamtbild ergibt sich dadurch ein kompaktes Abbild ihres gesamten Lebenswegs bis jetzt. Dabei schließen die Kapitelteile jeweils nahtlos und zeitlich passend aneinander an, was für die Entwicklung und das Verständnis der parallelen Erzählung sehr angenehm und gut lesbar war.



Die Schreibweise von Lilach Mer hat genau meinen Nerv getroffen, denn ich liebe lebendige, detailverliebte und schnörkelige Beschreibungen, die den Moment so wiedergeben können, als würde er mich plötzlich umfangen und mit sich ziehen. Ich hatte öfters Passagen, in denen ich erstaunt war, wie mühelos und wortgewandt es ihr gelang, tote Materie zum Leben erwecken.

Trotz seiner melancholischen und trauergeschwängerten Stimmung, den zerrütteten und bedrohlichen Umständen im Leben der Protagonisten und wenigen Momenten der Glückseligkeit, war es ein kraftvolles und wunderschönes Leseerlebnis, dass stimmungsmäßig wunderbar in die nass-kalte Winterzeit passt. Ich würde gern mehr davon lesen!

Kurz gesagt:



Ein gefühlvoller Roman, der Elemente eines alten Märchens, aufgemischt mit neuen und weiterführenden Ideen vereint.

„Winterkind“ ist ein atmosphärisches Buch, das ganz sicher keine 0815-Protagonisten zu Tage fördert oder Mainstream Leseglück beschert. Mit der Zeitreise über 200 Jahre zurück, gekleidet im historischen Gewand, hatte ich tolle Lesestunden.

Ein Kind, eine Mutter und deren düsteres Geheimnis, geboren in längst vergangenen Tagen und gefangen in einem alten Spiegel, wollen in diesem Roman entdeckt werden. 



An‘s Herz legen möchte ich das Buch den Lesern, die sowohl Märchen, wie auch Romane mit bitter-süßem Beigeschmack, angereichert mit strengen Konventionen und Einblicke in eine längst vergangene Zeit, mögen. Es erwartet Euch ein ganz eigenes, historisches Leseerlebnis.





Cover des Buches Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit (ISBN: 9783570161562)

Bewertung zu "Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit" von Veronica Roth

Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Tödliche Wahrheit" von Veronica Roth

Veronica Roth »Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit»

Rezension:



Der nächtliche Fahrtwind streift sanft durch Tris Haare und die Schatten ihrer Begleiter huschen über die Innenwände des offenen Zugwaggons. Noch in der Dämmerung hat die kleine Gruppe das Lager der Ferox verlassen müssen, nachdem klar wurde, dass der raffiniert ausgeklügelte Simulationsangriff der Ken, mit tödlichen Folgen für viele Altruan, auch sie hätte töten sollen. Durch ihre Unbestimmtheit sind sie in‘s Visier der Angreifer geraten...

Ihr momentaner Plan ist es, bei der friedfertigen und homogenen Fraktion der Amite erstmal unterzutauchen, um sich neu aufzustellen und die wirklichen Hintergründe der Tat in Erfahrung zu bringen.

Die Amite sind für ihre unabhängige und rigoros gewaltablehnende Lebensweise bekannt und deshalb geraten sie selten in Konfliktsituationen. Ein perfekter Zufluchtsort für viele zu Tode verängstigte Menschen der fünf Fraktionen, die nach dem Attentat dort Schutz suchen und hoffen dem Kreuzfeuer, das auf den Straßen tobt, somit entfliehen zu können. Doch damit sind viele Amite nicht einverstanden und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Pulverfass explodiert, denn es herrschen Angst, Vorurteile und Misstrauen in den einzelnen Grüppchen, die sich bereits gebildet haben.
Was hier schwelt ist ganz offensichtlich ein Interessenkonflikt!

Tris ist sehr froh, Four an ihrer Seite zu wissen, denn mit ihm fühlt sie sich bei der Umsetzung ihres waghalsigen Plans sicher. Kurz vor der Flucht hat sie die Festplatte mit Aufzeichnungen der gesteuerten Simulation, durch die die Anführerin der Ken, Jeanine Matthews, überführt werden soll, entwendet und mitgenommen. Das bedeutet aber auch, viel Verantwortung für ihre Welt und deren Zukunft zu tragen, und an einer Lösung wie es weiter geht mitzuwirken. Ziemlich harter Tobak für eine 16-jährige und ihre nur wenig älteren Freunde.

Auch Four‘s Vater Marcus, der einzige noch lebende Anführer der Altruan, ist mit von der Partie und das behagt weder Tris noch Four. Eine immense Spannung schwingt zwischen und nur der momentane kriegsähnliche Ausnahmezustand in der Stadt lässt sie diese räumliche und emotionale Nähe ertragen.

Nach der Ankunft bei den Amite ist nicht klar, ob sie bleiben dürfen. Es wird darüber in den nächsten Tagen eine ganzheitliche Abstimmung geben, und nur wenn sie zudem die Regeln und Verbote achten, haben sie eine Chance auf diesen Unterschlupf auf Zeit. Am nächsten Tag treffen sie in den Gemeinschaftsräumen auf unzählige Fraktionsmitglieder und -wechsler. Viele von ihnen haben sie seit ihrer Initiation nicht mehr gesehen. Früher waren sie Freunde oder Familie, wie auch Caleb, der Bruder von Tris, der vor Monaten zu den Ken wechselte.
Deutlich merkt man auch hier wie sich die elektrisierende Anspannung beim Aufeinandertreffen entlädt, und Johanna Reyes das Sprachrohr der Amite macht kein Geheimnis daraus, dass sie Unruhen oder Übergriffe in ihren Reihen niemals dulden wird.

Kurze Zeit später belauscht Tris eine Unterhaltung die ihr ein Gerücht zuträgt. War sie doch bisher davon ausgegangen, dass dieser Angriff der Ken allein den Zweck verfolgte die Macht über alle Fraktionen zu erlangen. Jetzt aber erahnt sie einen viel schlimmeren Aspekt. Mit dieser bösen Vorahnung im Gepäck setzt sie ihr eigenes junges Leben erneut auf‘s Spiel, weil sie diesem Hinweis auf den Grund gehen will...

Mein Fazit:

Der zweite Band steht ganz im Zeichen der Amite, der friedfertigen Fraktion. Zumindest was das Cover angeht, das dieses Mal mit deren Baumsymbol und Farbmix gestaltet ist. Auch inhaltlich werden die Hintergründe und das Leben der Fraktion ausführlich geschildert.

Nach den ersten turbulenten Seiten von „Tödliche Wahrheit“ merkte ich schnell, dass es auf jeden Fall besser gewesen wäre, in den ersten Teil und vor allem dessen Ende noch mal reinzulesen, denn dieses Buch knüpft übergangslos an den vorherigen Band an. Somit bin ich erst ein wenig gestrauchelt um wieder Anschluss zu finden. Aber die Autorin war ganz indirekt behilflich, da sie auf mehreren Ebenen Erinnerungsfetzen und Zusammenhänge eingeflochten und wiederholt hat. Dadurch kamen dann auch sofort wichtige Sachen zurück in‘s Gedächtnis und ich fand mich allmählich wieder in der Welt der Fraktionen zurecht.

Damit komme ich auch schon zum nächsten Punkt: Man sollte unbedingt den ersten Teil dieser Reihe gelesen haben, um überhaupt mit diesem Band anzufangen. Sonst versteht man vieles nicht, und wird weniger Spass am Buch haben, da die Welt und ihre Figuren ziemlich kompakt ausgearbeitet sind und es sich daher meines Erachtens nicht für Quereinsteiger eignet.

Roth gelingt es mit der Fortsetzung eine mitreissende, wenn auch nicht ganz so geradlinige Geschichte um die Hauptfiguren des Auftakts weiter zu erzählen. Was mir im ersten Teil zu kurz kam, nämlich die Beschreibung des Systems, als auch die drei Fraktionen (Amite, Candor, Ken) und der Fraktionslosen, wird in diesem Buch ausreichend erläutert. Es gibt Einblicke, Rückblenden und mitunter detaillierte Aufklärung, was es bedeutet dieser oder jener Fraktion anzugehören oder sich neu auszurichten mit einem Fraktionswechsel. Somit konnte ich mir endlich ein komplettes Bild aller sechs möglichen Lebensräume erlesen.

War es im ersten Band noch recht einfach, ein Muster, Ziele und Absichten der Hauptfiguren zu erkennen, verschwimmt diese Einfachheit in „Tödliche Wahrheit“ öfters zu einem komplexen Durcheinander mit viel zu schneller Abfolge von Veränderungen und Kollaborationen bei starken Charakteren. Das wirkte auf mich ein bisschen verwirrend, teils störend, den abrupten Wechseln Folge zu leisten. Dadurch hat sich der Lesefluß gerade im ersten Drittel oftmals abgeschwächt und ich habe einige Passagen erneut lesen müssen.

Mit diesem Teil bildet die Autorin in filigraner Kompaktheit ein Zerrbild der fraktalen Überbleibsel ab, das im Kontrast zu den ehemals so klar strukturierten und logischen Abgrenzung steht. Wie bereits gewohnt und erwartet gelingt es ihr auch in diesem Buch, teilweise minutiös, Wandlungen, Gefühle und Ereignisse punktgenau und mit wenigen Worten, aber großer Wirkung, dem Leser anzutragen. Transformationen und Wendungen benötigen manchmal nur wenige Seiten und lassen den Leser erstaunt zurück. Veronica Roth hat eine ganz besondere Weise mit Worten zu balancieren und sich treffsicher mitten in‘s Herz des Lesers zu schreiben.

Die Wahl ihrer Protagonisten nicht mit den üblichen Heldensynomymen zu schmücken macht es angenehm zu lesen und einfach zu sympathisieren, allerdings konnte ich wenig Entwicklungspotenzial im Vergleich mit Teil eins ausmachen. Nur die fortgeführte und ausgebaute Liebesgeschichte zwischen Tris und Four, die hier eine harte Bewährungsprobe erdulden muss, erfährt eine neue Ebene. Daher ist sie ein sekundärer und wichtiger Baustein der Handlung und man kann sich ihrer schlecht entziehen. Ein großer emotionaler Faktor ist zudem die aufgeheizte und gespaltene Atmosphäre zwischen ehemaligen Freunden, Fraktionsmitgliedern und Familienangehörigen, die an mehreren Fronten nun ein unumstößlicher Pfeiler der Geschichte geworden ist.
Dramaturgisch wirkt dieser Teil um einiges opulenter als der Auftakt, wobei es hier weniger blutige und gewalttätige (Kampf)Sequenzen gab. Der psychologische Faktor der Kriegsführung ist hier aber um einiges höher und es gab mehrere Situationen die den Herzschlag deutlich beschleunigten.

Alles in allem eine würdige und spannende Fortsetzung, mit kleinen Schwächen und  ich freue mich auf den Abschluss im nächsten Jahr.

Kurz gesagt:

Auch der zweite Teil der Trilogie konnte mich begeistern, wenn auch nicht so bedingungslos wie der Auftakt, da er in der Gesamtheit schwächer ist. Man sollte unbedingt den ersten Teil gelesen haben, um mit diesem Buch anzuknüpfen und um die Komplexität der Geschichte zu verstehen.

Mit „Tödliche Wahrheit“ kommt mehr Licht in‘s Dunkel um die Hintergründe und Lebensformen, die essentiell sind, und um zu verstehen um was es in „Die Bestimmung“ eigentlich geht. Zeitgleich nimmt die Handlung einige rasante Veränderungen und Wendungen und kann den Anspruch an simulierte Endzeitatmosphäre und nervenaufreibende Unterhaltung gut bedienen.

Ein glaubhafter und spannender, manchmal jedoch ein wenig chaotischer Folgeband, der auch für die Gefühlsebene einige Überraschungen und große Momente bereit hält.
Ich kann dieses dystopische Jugendbuch jenen empfehlen, die den ersten Teil schon geliebt haben, und denen, die eine fraktionierte Welt im zukünftigen Chicago neu entdecken möchten. Ich freue mich auf den Abschluss in 2013.

Cover des Buches Mondberge (ISBN: 9783981294477)

Bewertung zu "Mondberge" von Andreas Klotz

Mondberge
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Mondberge" von Stephan Martin Meyer

Andreas Klotz & Stephan M. Meyer »Mondberge»

Rezension:


In der Stadt Entebbe, gelegen am Victoriasee im Osten Ruandas, formiert sich Anfang Juni eine Gruppe deutscher Touristen, die weder auf Safari gehen, noch einem entspannten Badeurlaub entgegen fiebern. Sie alle haben die etwas andere Art von Urlaubserlebnis gebucht, denn sie planen in den kommenden Tagen das kolossale Bergmassiv des Ruwenzori im Grenzgebiet zwischen Ruanda und DR Kongo zu besteigen. Begleitet werden sie von Peter, einem einheimischen Guide, der sich sowohl mit den Menschen, als auch den Gefahren und Schönheiten seiner Heimat bestens auskennt. Komplettiert wird das Team durch unzählige Träger, deren Aufgabe darin besteht den Proviant und die Habseligkeiten der Gruppe bergauf und bergab zu schultern.

Jeder der Teilnehmer hat einen ganz besonderen Grund diese 14-tägige Reise anzutreten, aber nicht alle gehen damit so offenkundig um, wie der Fotograf Tom. Er ist zurück gekommen nach Ruanda, weil er sich bei seinem ersten Besuch in das Land und die Natur verliebt hat. Deshalb plant er seinem großen Traum hier ein Gesicht zu geben. Er will mit einer Fotostrecke über ein verstecktes und landschaftlich unberührtes Tal, sozusagen ein rurales Kleinod, die berufliche Anerkennung erlangen, die ihm bisher nicht zuteil wurde.
Einzigartige Fotos sollen ihm den angestrebten Sieg beim World Press Photo Award einbringen. Ganz nebenbei hofft er bei dieser Tour auch einige der scheuen und selten Berggorillas vor die Linse zu bekommen. Ein Wunsch der ihm noch ganz anders als erwartet erfüllt wird.


Auch Andrea, die mit ihrer Freundin Birgit angereist ist, gehört der überschaubaren Gruppe an. Beide gönnen sich diesen gemeinsamen Urlaub um ihrer angeknacksten Freundschaft eine neue Chance zu geben.
Doch was niemand wissen kann, ist, dass beide Frauen nicht nur deswegen hier sind, sondern auch unabhängig voneinander familiäre und unlautere Ziele auf diesem Ausflug verfolgen. Das wird die beiden bald in große Gefahr bringen, wovon auch die restlichen Teilnehmer der Gruppe nicht verschont bleiben.

Kurz bevor die Reise losgeht, ereignen sich in der Lodge merkwürdige Dinge und die Gruppe fühlt sich stetig beobachtet. Bewaffnete Männer in Militäruniform halten sich auffällig oft in der Umgebung der Lodge auf und machen den Touristen Angst. Sollten sie die Trekkingtour nicht lieber verschieben, denn irgendwas scheint hier im Busch zu sein?! Doch im krisengeschüttelten und armen Ruanda lassen sich Guide und Träger ungern einen fetten Verdienst durch die Lappen gehen und sie versichern, dass keine Gefahr im Verzug ist, solange man sich an die markierten Trails und Vorgaben hält.

Also brechen sie auf, um das vielversprechende Abenteuer „Mondberge“ zu erleben. Zu diesem Zeitpunkt haben sie allerdings keinerlei Vorstellung, was sie dort oben erwarten wird, und welche Geister ihnen begegnen und nicht mehr von der Seite weichen werden.

Der Ruwenzori.... majestätisch, geheimnisvoll, eiskalt, bewohnt von sagenumwobenen Lebewesen und geprägt durch jahrtausendealte Mythen wird zur tödlichen Falle, genauso wie er auch für einige Neuanfang sein wird.
Bist du mental und körperlich fit und ausdauernd genug, diese Reise anzutreten? Denn wer das Reich der Götter zu Unrecht betritt und entweiht, der wird ihren Zorn zu spüren bekommen. Sei wachsam zu jeder Zeit!

Mein Fazit:

Der Thriller „Mondberge“ setzt sich thematisch definitiv von der Menge ab.
Ihm liegt eine ganz eigene Idee und Problematik zugrunde, die mich wirklich lockte das Buch zu lesen.
Bereits die Covergestaltung, und die Ausgestaltung der Innenseite mit einer nützlichen Landkarte des Trekkinggebiets, eröffnet dem Leser einen ersten Eindruck auf die ungezähmte Natur Afrikas. Der Schriftzug mit der unübersehbaren Blutspur im Kontrast zum weißen, aufrichtig-unschuldigen Untergrund wirkt um so anziehender. Auf jeden Fall ein Hingucker, dem sicher auch der Schriftzug „Afrika-Thriller“ noch mal Nachdruck verleiht.



Aber ...und jetzt kommt ein vehementes ABER, wenn es um den Roman selber geht, kann dieser erste ansprechende Eindruck leider nicht aufrecht erhalten werden.

Die Betitelung Thriller ist aus meiner Sicht für dieses Buch absolut nicht gerechtfertigt und kann dieses Genre auf keiner der über 500 Seiten bedienen. Während der ganzen Zeit des Lesens wartete ich auf die Lunte die anfängt zu brennen um die Explosion auszulösen. Aber weit gefehlt, ich hatte nicht einen Moment, in dem ich einen kurzen Schauer verspürte, geschweige denn Nervenkitzel oder Anspannung aufkam. Das Gegenteil war der Fall, es langweilte mich, weil es bei mir recht bald ein Gefühl des Auf-der-Stelle-Tretens hervorrief und weiterhin mit dem Konzept des Buchaufbaus keineswegs überzeugen konnte.

In der Trägheit und der Katatonie einzelner Stellen verlor sich die Schönheit und Wichtigkeit des Themas zum Großteil.

 Schon gleich mit den ersten Kapiteln hatte ich immense Probleme, denn mit unverkennbarer Sprunghaftigkeit wurden diverse Szenarien an vier unterschiedlichen Orten und mit mehr als 15 Personen wild durcheinander eingeführt. Das dauernde Hin-und Herspringen, in wirklich kurzen Abständen von höchstens 8-12 Seiten, war keineswegs zuträglich den Weg in die Geschichte zu finden! Auch konnte ich kein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen einigen Teilen ausfindig machen, sodass sich für mich lange nicht abzeichnete, wie sie auf einen bestimmten (finalen)Punkt zulaufen könnten.

Aus den erwähnten Gründen fiel es mir arg schwer eine Beziehung zum Buch und auch zu den vielen, meist statisch-phlegmatisch und irgendwie gespenstisch durchsichtigen Protagonisten aufzubauen, denn die Häufigkeit der Prespektivwechsel, sowie fade Dialoge mit vielen Plattitüden, machten mich schnell mürbe, genervt und ich distanzierte mich gedanklich immer mehr vom Buch und der Geschichte.

Im ersten Drittel des Buches sind die Autoren bemüht dem Leser die atemberaubende Landschaft, die Traditionen und Mythologie des Gebiets um den Ruwenzori und das Land Ruanda bzw. den stetig schwelenden Grenzkonflikt nahe zubringen. Dies gelingt auch recht gut und die Passagen waren für mich lange Zeit der einzige Lichtblick während des zähen Kampfs bergauf und bergab über die verwucherten und matschigen Pfade im Herzen des Regenwalds. Man konnte hier die tiefe Verbundenheit des Autors zu diesem Teil der Erde und der Flora/Fauna gut erkennen. Allerdings wurden gerade in diesem Abschnitt einige Beschreibungen und Begriffe arg überstrapaziert und ich fühlte mich von der Penetranz der Wiederholungen malträtiert. 



Aber auch die furchtbaren Kriegsgräuel im Kampf um Vorherrschaft und Rechte verschiedener Volksgruppen, inklusive blutigster Szenen der Folter und Ermordung haben hier, sehr authentisch und ungeschönt, ihren Platz im Buch gefunden. Das Leben und Leiden der zwangsversklavten Kindersoldaten und missbrauchten Mädchen ist ebenfalls grausam bildhaft und ohne Zensur geschildert und berührte mich als Reisender in diesem Roman zutiefst. Was für die Menschen dort täglich zermürbender und gefährlicher Alltag ist, das wird einem mit diesem Buch ganz bewußt aufgezeigt und regt verstärkt zum Auseinandersetzen mit den Zuständen an.


Was das Thema Schreibstil angeht, kann ich mich leider auch nicht positiv äussern, denn es las sich furchtbar. Der Schriftsatz war viel zu gedrunden und die Ausdrucksweise wirkte oftmals ungelenk, emotionslos und glich eher dem Stil für eine Reise Dokumentation. Im National Geographic Magazin würden sich viele Passagen aus diesem Buch hervorragend machen. Ebenfalls deutlich heraus zu lesen war, dass hier zwei Personen am Buch gearbeitet und geschrieben haben, deren Schwerpunkte und Sichtweisen auf bestimmte Aspekte unterschiedlich gewichtet sind.



Eigentlich wollte ich das Buch recht bald abbrechen, da es mich absolut nicht zu fesseln und noch weniger zu unterhalten verstand. Ich habe mich dann aber unter großer Anstrengung (Quälerei) durchgerungen, es auszulesen. Die Geschichte wurde im letzten Abschnitt ein wenig angenehmer, weil sich die Erzählstränge langsam zusammen fanden und dadurch einiges Unklare letztendlich Sinn ergab. Einen Showdown gab es, (wie schon geahnt) nicht, es dümpelte dem recht vorhersehbaren Ausgang entgegen und das Buch endete genau wie es begann: fad und langatmig.


Bis auf die Botschaft sich auch weiterhin für Menschenrechte stark zu einzusetzen, und die Natur und Tierwelt zu schützen und zu respektieren, konnte ich leider keine positive Bilanz für „Mondberge“ ziehen.

Kurz gesagt: In welches Genre dieses Buch gehört kann ich nicht genau sagen, aber es ist definitiv KEIN THRILLER, wenn auch teilweise extrem blutig und grausam geschildert.

Vom Schriftzug und dem Cover sollte man sich hier auf der Suche nach gutem Lesestoff auf keinen Fall blenden lassen. 

Dieses Buch birgt grundsätzlich ein interessantes, politisch hoch brisantes und reales Thema, ist aber auf gar keinen Fall leichte Kost oder für den gemütlichen Tagesausklang geeignet.


Die Story und Schreibweise wirkte ungelenk, konstruiert und teilweise ebenso zerstückelt wie einige ihrer katatonen Protagonisten. Grausige Szenen, die das alltägliche (Über)Leben in einem afrikanischen Land mit Krisenherd aufzeigen, neben intensiven Beschreibungen der Landschaft und ein bisschen geheimnisvoller Nebel machen eben nicht zwingend ein gutes Buch aus. Es waren viel zu viele Seiten mit viel zu wenig Handlung!

Ich kann somit keine Empfehlung aussprechen, denn mich hat diese Lektüre tief enttäuscht und mit seiner Langatmigkeit und den vielen Wiederholungen oftmals extrem genervt. Einen dünnen Stern gibt‘s für die Idee und aufrüttelnde Thematik.

Cover des Buches Die Wunschmaschine (ISBN: 9783833901539)

Bewertung zu "Die Wunschmaschine" von Alexander Rothe

Die Wunschmaschine
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Die Wunschmaschine" von Alexander Rothe

Alexander Rothe »Die Wunschmaschine»

Rezension:


Die Sonne knallt gnadenlos in den Hinterhof, in dem es sich Tom mehr oder weniger gemütlich gemacht hat. Er sitzt hier im Schatten einer großen Mülltonne in der Ecke und versucht die langweiligen Ferien einfach nur zu ertragen. Zum Glück hat er kurz vor der Abreise, zu seiner strengen Großmutter, noch ein super mega tolles neues Notebook von seinen Eltern bekommen und kann nun wenigstens ungestört zocken. Aber trotzdem wäre er eigentlich viel lieber zusammen mit ihnen in den Urlaub gefahren, in ein fernes Land oder auf eine Abenteuerreise gegangen. Doch auch dieses Jahr mussten sie Tom wiederholt vertrösten, weil ihre wichtige Arbeit vorgeht.

Gerade ist er in seinem PC-Spiel bei einer sehr heiklen Stelle angelangt, als er ärgerlicherweise aus der Konzentration gerissen wird. Die Geschwister Alex und Möhre und ein weiteres Mädchen tauchen lautstark diskutierend im Hof auf. Auch bei ihnen geht es um den Sommerurlaub, der ausfallen muss! Wie es aussieht scheint er nicht der einzige Unglücksrabe auf diesem heißen Planeten zu sein, dem es dieses Jahr so ergeht. Auch die anderen drei haben für den Sommer kein Abenteuer in Sicht und finden das wirklich mordsmässig öde.

Ohne dass er den Anlass wirklich mitbekommen hat, bricht plötzlich ein Streit zwischen Alex und Pit, diesem anderen Mädchen, aus. Beide werfen sich giftige Blicke zu, wobei Pit etwas blind drein schaut. Jetzt sieht er auch warum! Alex hat sich ihre dicke Brille geborgt, um damit Feuer zu machen. Pit findet das megaätzend und schnappt sich ihre Brille einfach wieder, worauf Alex jetzt richtig stinkig reagiert. Du kleine miese Spielverderberin, dir werd ich‘s zeigen, blafft er. Und zack jagen die beiden mit Höchstgeschwindigkeit durch den Innenhof. Erst als Pit in der letzten Ecke nicht mehr weiter flüchten kann, hangelt sie sich ungeschickt an der efeubewachsenen Wand empor. Doch weit kommt sie nicht, denn sie verliert den Halt und landet mit einem Plumps auf dem verdatterten Alex.

Als sie sich beide zähneknirschend hochgerappelt haben, blickt die ganze Gruppe mit großen Augen auf eine verrottete Tür in der Wand, die da eben noch nicht war. Unter dem schattigen Wandbewuchs scheint sie Ewigkeiten verborgen geschlummert zu haben. Ratlos schauen sie sich an und kurzum beschließen sie, dem Tag doch noch etwas positives abzugewinnen.

Vorsichtig öffnen sie die morsche Tür, um sich einem gähnenden schwarzen Abgrund gegenüber zu sehen. Unerwartet erschreckt sie ein emporsteigender kalter Windhauch und sie ahnen, dass sie dort unten etwas finden, dass ihre Ferien vielleicht aufwerten kann. Also, nehmen sie allen Mut zusammen und steigen Stufe um Stufe immer tiefer in die Dunkelheit, die sie bald darauf verschluckt hat.

Dann... taucht wie aus dem Nichts vor ihnen etwas auf! Es ist eine robuste Tür, die von einem Lichtkranz gesäumt wird und allen wird ruckartig bewußt, hier gilt es sich jetzt zu entscheiden: Sollen sie die Tür öffnen oder lieber schnell wieder umkehren?! Sind sie alle vier mutig genug und werden sich auf dieses Abenteuer einlassen?

Mein Fazit:

Die Wunschmaschine“ ist ein zauberhafter, ideenreicher, altersgerechter und gleichfalls pädagogisch sinnvoller Lesestoff für Kinder und Jugendliche.

Der erste Band -Im Zeichen der grünen Sonne- ist der Auftakt zu einer mehrteiligen Abenteuerserie. Schon auf den ersten Eindruck, durch und mit Blick auf das Bullauge des Covers, kommt prompt Reiselust und Sehnsucht nach exotischen Plätzen auf. Der fühlbar abgesetzte Rahmen ist ein weiteres Indiz, dass hier viel Liebe in‘s Detail gesteckt wurde, um dem Leser ein besonderes Buch anzubieten.

Mit diesem Teil entführt Autor Alexander Rothe seine jungen (und auch erwachsenen) Leser in die alte Welt, genauer gesagt in‘s Land der Pharaonen und Pyramiden, nach Ägypten. Die eher zufällig zusammen gewürfelte Truppe der 10 bis 14-jährigen, Alex, Tom, Möhre und Pit betreten aus Abenteuerlust und Langeweile eine unterirdische Welt, die sie sofort staunen und ihre Ängste und Sorgen vergessen lässt.

Hier treffen sie auf eine weitere witzige, und zudem listige Figur, nämlich Prof. Aurelius Grünspan. Er ist der Spinner aus dem Keller, ein kauziger Eigenbrötler, dem die Kinder erstmal mit Ehrfurcht und Respekt begegnen. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass der Charakter des Professors so verrückt und verspielt ist, dass selbst die Kinder neben ihm ziemlich erwachsen wirken.

Alsbald begeben sie sich auf eine Mission, denn wie sollte es in einem Abenteuerbuch auch anders sein, gibt es genug zu entdecken und Aufgaben zu bewältigen. Die vier Kinder stechen mit einem sprechenden Schiff namens Kah in See und steuern auf Ägypten zu. Hier haben sie alle Hände voll damit zu tun, erstmal zu lernen wie es im einem Land zugeht, das durch ein anderes Klima, andere Kultur und der fremden Religion des Islam anderen Regeln unterliegt, als sie es aus Deutschland gewohnt sind.

Immer wieder treffen sie auf Personen, Situationen und Gefahren, die nicht unterschätzt werden sollten. Doch trotz aller Rückschläge und ungeplanten Wendungen, die für den Leser genauso spannend sind, wie für die vier Protagonisten, verlieren sie ihr wichtiges Ziel der Mission, das ihnen aufgetragen wurde, nicht aus den Augen!

Alexander Rothe ist es gelungen, in seinem Roman alle für mich notwendigen Zutaten eines tollen und unterhaltsamen Kinderbuchs, im richtigen Verhältnis zu mischen.

In einer absolut markigen und kindgerechten Ausdrucksweise, formuliert er über den Bauch und das Herz, was seinen Figuren gerade auf der Leber liegt oder was sie zum juchzen bringt. Alle vier Charaktere könnten theoretisch in der Nachbarschaft nebenan wohnen, denn sie wirken sehr lebensnah und spiegeln unsere heutige Generation in dieser Altersklasse perfekt wieder. Ebenso deren Sprach-, Entscheidungs-, und Denkgewohnheiten.

Mit eigenen Illustrationen wertet er nicht nur das ganze Buch, sondern im Speziellen bestimmte Passagen und Abschnitte der Kapitel auf. Obwohl sehr bildhaft und farbenfroh beschrieben, geben die Comiczeichnungen dem Ganzen noch eine individuellere Note und dürften bei jungen Lesern extrem gut ankommen. Mir haben sie auch als Erwachsene geholfen, den Bildern im Kopf Nachdruck zu verleihen.

Die Schreibweise ist für mich kurz und schnell umschrieben:
Hier schreibt das Kind im Manne!

Er versteht es absolut humorvoll, aber keineswegs gekünstelt, und immer mit einem Augenzwinkern durch‘s Buch zu führen. Mir persönlich gefiel das sehr gut, denn der Spagat zwischen dem Erwachsensein und angemessenem Raum für das Nachfühlen kindlicher Träume und Illusionen, konnte ich hier auf allen Seiten finden. Jede Menge verbaler Schlagabtausch machte es rund.

Was dieses Buch jedoch zusätzlich neben dem kurzweiligen Lesespass empfehlenswert macht, ist, dass hier auch pädagogische Ansätze zu finden sind, ohne jedoch mit dem erhobenen Zeigefinger zu agieren.

Es wird unter anderem viel geschichtliches Wissen zum Land, der (Ess)Kultur, den Sitten und der Religion vermittelt. All das geschieht immer sehr farbenprächtig und lebendig und ich hatte oftmals den Eindruck, selbst im Gewusel zu stecken und das bunte Treiben und exotische Gerüche wahrzunehmen. So kann man ganz beiläufig noch neues lernen oder auffrischen (je nach dem in welchem Stadium des Wissens man sich befindet) oder die Neugierde bei Kindern erwecken. Aber auch die Wertevermittlung (Verantwortung, Solidarität, Zielstrebigkeit) kamen nicht zu kurz und wurden tragend, aber dennoch unterschwellig eingebettet. Trotz seines Fantasy Themas verliert es niemals den Bezug zur realen Welt und den Regeln darin, was ich gerade für jüngere Kinder wichtig finde.

Zum Ende wartet noch eine ganz ungewöhnliche Überraschung, die Eltern und Kinder gleichermassen gefallen sollte. Ein kulinarischer Abstecher mit einem Rezept für ein 3 Komponenten Menü zum selber kochen. Mit einem leckeren Essen kann man das Buch dann gemütlich "nach besprechen".

Kurz gesagt
Wer möchte nicht gern „Die Wunschmaschine“ anwerfen und ein tolles Lese-Abenteuer erleben?

Das Buch bietet spannende Unterhaltung, interessante Information zu Ägypten und ist eine lustige, aber ebenso lehrreiche Lektüre, die altersgerecht geschrieben und ansprechend illustriert wurde.

Nicht allein für Kinder und Jugendliche empfehlenswert, denn auch Erwachsene die mit kindlicher Mundart kein Problem haben, kommen hier voll auf ihre Kosten. Das Buch ist der erste Teil einer Buchreihe eines atemberaubenden, fantasievollen Ausflugs mit tollen Charakteren. Mich hat es auf eine turbulente Reise mitgenommen und ich freue mich auf das Anlegen im nächsten Hafen, der in Portugal zu finden sein wird.


Cover des Buches Die Verratenen (Eleria-Trilogie - Band 1) (ISBN: 9783785575468)

Bewertung zu "Die Verratenen (Eleria-Trilogie - Band 1)" von Ursula Poznanski

Die Verratenen (Eleria-Trilogie - Band 1)
Nivijavor 11 Jahren
Rezension zu "Die Verratenen" von Ursula Poznanski

Ursula Poznanski »Die Verratenen»

Rezension:


Die unwiderrufliche Nachricht vom Tod dreier Absolventen der Borwin Akademie ist erst wenige Minuten alt, und kaum ist sie in den letzten Winkel von Rias Verstand gekrochen, fühlt es sich an, wie ein scharfer Schrei von dem nur noch das Echo in ihr nachhallt.
Alles scheint sich gegen sie zu verschwören, am meisten jedoch ihre Gedanken und Sehnsucht, denn auch Lu ist eine der Toten. Deren Silhouette scheint jetzt direkt vor Ria aufzutauchen und sie möchte danach greifen, um sie zurück zu holen und für immer festzuhalten.

Ein Blick in die Augen von Mentor Grauko und Ria weiß sofort, dass sie ihn nicht überzeugen konnte, nicht energisch genug Rhetorik und Körpersprache eingesetzt hat, um mit ihrer Ansprache das Gegenüber zu erreichen. Aber nach ihrer Meinung, und unter den aktuellen Umständen, ist es ihr sehr wohl gelungen Haltung zu wahren, und die Aufgabe erfolgreich zu meistern.

Schlagartig wird ihr erneut bewusst, wie gefährlich es ist für Exkursionen die sicheren und zivilisierten Sphären zu verlassen. Es wäre gewiss sehr leicht, aber ebenso feige, das ganze Leben lang keinen Fuß in die grausame Eiswüste, das Zuhause der zahlreichen Prim-Clans zu setzen. Warum denn nicht die wenigen spärlichen Sonnenstrahlen lieber mit sicherem Abstand durch die Kuppeln brechen zu sehen?! Beinahe findet Ria Trost und Halt in dieser Illusion, da wird ihre Aufmerksamkeit durch das ungeplante Auftauchen eines fremden und mysteriösen Sentinels in ihrer Sphäre gefangen genommen. Verunsicherung und Spekulationen versetzen die Gemüter der Absolventen in Unruhe und in den Reihen der Besten wird schnell ein Gerücht seine Runde machen.

Nichtsdestotrotz versucht Ria mit der Unterstützung und Zuwendung von Aureljo, der Nummer 1 der Rangliste und ein potentieller Anwärter der Regierung von morgen, dem Alltag schnellstmöglich die Maske der Normalität überzustülpen. Immer wieder fordert sie sich selbst auf: Konzentriere dich auf die Prüfungen, sei ganz im Zentrum deiner Selbst und achte auf deine Ernährung und Vitalzeichen. Trainiere hart, ernähre dich ausgewogen und schlafe ausreichend. Aller guten Vorsätze zu wider, bekommt Ria ihre Trauer wegen Lu‘s Verlust aber einfach nicht unter Kontrolle. Sie isst viel zu wenig, schläft schlecht und wird in Folge in‘s Medcenter geordert. Nach einigen Untersuchungen und einer Moralpredigt fühlt sie sich um so miserabler, als sie deprimiert zum Quartier zurückkehrt. Jetzt hilft nur noch Ablenkung! Aber mit was? Einem guten Buch, ganz sicher...

Bei der Gelegenheit kann sie gleich noch die antiquarischen Buchschätze einer längst versunkenen Welt, in der ein Buch noch aus Papier und Druckerschwärze bestand, in der Bibliothek zurück geben. Auf dem Rückweg nimmt sie eine Abkürzung durch einen Teil des Gebäudes, das für Bauarbeiten gesperrt ist. Überraschend bemerkt sie fremde Stimmen und wird Zeuge eines konspirativen Gesprächs, dass sie in eine Schockstarre versetzt aus der sie sich kaum zu lösen vermag. Was sie dort beiläufig hört, ist unmöglich wahr und kommt einer Verleumdung gleich, die ihr den Magen verknotet. Völlig benommen und verängstigt flieht sie Hals über Kopf und weiß noch nicht, dass ab diesem Moment nur noch zwei Worte ihr Leben definieren werden: FLUCHT UND ÜBERLEBEN!

Mein Fazit:

Wo man die letzten Wochen auch hinsah und hinhörte, dieser Auftakt einer dystopischen Trilogie aus der Wiener Schreibstube Poznanski war in aller Munde! Aber nicht allein das schraubte meine Erwartungen in die Höhe, sondern auch, weil es vorab unzählige begeisterte Rezensionen hagelte. Also habe ich mir meinen ersten persönlichen Eindruck der Schreibkunst von Ursula Poznanski gegönnt. Auf den Punkt gebracht:
Die Verratenen“ konnte jeden meiner Lesernerven kitzeln und es ist ein Pageturner schlechthin! Definitiv ein Kandidat für meine Liste der Top Ten Bücher 2012!

Das Cover in seiner monochromen und schlichten Gestaltung gefällt mir allerdings gar nicht, denn es wirkt für mich viel zu unscheinbar und steht nicht im Verhältnis zum eloquenten Inhalt. Ein Buch, an dem ich deshalb im Laden definitiv vorbei gelaufen wäre...

Dafür konnte mich aber die Geschichte sofort für sich vereinnahmen, denn die Eröffnung kam einem Paukenschlag gleich. Nach nur gut einem Dutzend gelesener Seiten war ich bereits so abgetaucht und stand unter Strom, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen. Daher darf ich mit Sicherheit behaupten, es bereitete mir keine Probleme zu visualisieren, in welch frostiges Endzeit-Szenario des 23. Jahrhunderts wir entführt werden.

Dass dieses Buch ausnahmsweise mal nicht, wie so oft in letzter Zeit, auf dem Fundament einer verdunkelten, verseuchten Atmosphäre inklusive rückwärtig entwickelter Gesellschaft mit groß ausstaffierter Romanze seine Bühne findet, sondern dass es hier auf einen psychologisch-taktierenden Thriller mit Hightechnologie in einer kommenden Eiszeit hinausläuft, ist eine gelungene Abwechslung der sonst üblichen Strickmuster anderer Endzeitkonkurrenten. Besonders gut gefallen hat mir der "spacige" und ein wenig steril wirkende Touch, mit Elementen wie Kuppeln/Sphären und Monitoring der Menschen und passt hervorragend in meine Vision einer zukünftigen Zivilisation.

Durch ein Ereignis mit enormer Tragweite gleich zu Beginn, werden jede Menge Fragen und Tendenzen in‘s Spiel gebracht. Ich hatte sofort Theorien im Kopf was passiert sein könnte, und welche Figuren eine übergeordnete Rollen in der sich abzeichnenden Gruppe haben könnten. Raffiniert und bisher einmalig für mich zu lesen (und ebenso großartig), ist die Idee, den Protagonisten Namen zu geben die ihre Vorlieben/Themengebiete der Ausbildung/Talente widerspiegeln. Das verleiht den Charakteren nicht nur individuelle Größe und Charisma, sondern wirkte auch noch überaus intellektuell. Sie alle sind das künstliche Produkt von injiziertem Verhalten in abgegrenzten Verhältnissen und somit Spiegel ihrer manipulierten Gesellschaft.

Der Fokus der Handlung liegt zunächst bei der Gruppe der sechs elitären Protagonisten, die höchst unterschiedlich und profilstark ausgearbeitet wurden. Bald finden sie sich auf der archaischen Seite der Sphäre wieder, umzingelt und erniedrigt von primitiven Ego-Taktikern, deren Ideale, Lebensraum und Entwicklung grundverschieden und erbärmlich scheinen. Doch nach und nach fördert der beengte Wohnraum das Auseinandersetzen mit dem fremden Feindbild. Es kommt zu einer Entwicklung in beiden Lagern, und erst durch lebensbedrohliche Veränderungen erwächst ein Umdenken, dass zur Reflexion der sozialen Aspekte und Lebensziele jedes Einzelnen anhält. Daraus resultiert:
Die Veränderung ist der Weg und der Weg ist die Veränderung.

Vorsichtig und gut dosiert lässt die Autorin Informationen und Verdachtsmomente einfließen, lockt gezielt auf Fährten, schickt geheimnisvolle und diffus wirkende Botschaften aus und lässt den Leser stetig wanken und in Anspannung verbleiben.
Meine eigenen Gedanken arbeiteten permanent im Hintergrund, um die „was wäre wenn“-Möglichkeiten zu modellieren. Mit jedem weiteren Kapitel kommt die subtile und markante Buchseele zum Vorschein, die den Leser umfängt und sich still und leise wie eine zähe Flüssigkeit ausbreitet, in jede Ecke des eigenen Verstands eindringt, um sich dort festzukrallen und untergründig weiter zu arbeiten und den Leser gefangen zu halten.

Die Erzählweise ist mitreissend, glaubhaft, gefühlsstark und aus der Sicht von Ria in der Gegenwart gewählt. Ein weiterer Pluspunkt, denn so fiel es mir leicht die Umgebung, wie auch die Figuren der Gruppe um Ria und Aurelijo in meinem Kopfkino entstehen zu lassen. Das hat mir beizeiten einen Platz als Beobachter in der Mitte der kontroversen Gruppe ermöglicht. Auf der anderen Seite werden die Zwischenräume mit vagen Andeutungen gespickt und dadurch hatte ich die Chance den Abstand zu wahren und kritisch zu hinterfragen.

Der erste Teil endet nicht wie erwartet in einem brutalen Cliffhanger, sondern zeigt eher die Richtung für die Fortsetzung auf.

Kurz gesagt: Mal wieder ist eine neue Dystopie am Buchhimmel aufgetaucht, doch diese leuchtet heller und strahlender als viele andere des Jahres 2012.

Der Auftakt zur Trilogie „Die Verratenen“ hat mir mehr als gut gefallen und ich verspürte ständig ein Kribbeln in Nacken und war gefangen in einem Netz aus unvorhersehbaren Intrigen, Korruption und nackter Überlebensangst. Das Spannungsbarometer kam oftmals mit den Ausschlägen nicht hinterher und ich war Teil einer vereisten Landschaft, die sowohl frostig-spröde, als auch charakterstarke Protagonisten beherbergt. Ein perfider Plan konstruiert in einer Welt, die keineswegs zu fiktionär scheint, wurde hier entsponnen und ohne jeden Anflug von Textkitsch geschrieben! Seit langer Zeit ein Buch, an dem es für mich nur eine Sache zu bemängeln gibt: Ein Jahr abwarten bis uns die Fortsetzung im Herbst 2013 erneut entführen kann!

Meine uneingeschränkte Leseempfehlung für Fans von Dystopien und Thriller,  dieses Buch sollte bei Euch einziehen!

Über mich

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Fantasy, Kinderbücher, Jugendbücher, Krimis und Thriller, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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