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Olimo

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Und dann im Traum / Und dann im Traum … die Liebe (ISBN: 9783748545880)

Bewertung zu "Und dann im Traum / Und dann im Traum … die Liebe" von Frederike Hieronymi

Und dann im Traum / Und dann im Traum … die Liebe
Olimovor einem Jahr
Kurzmeinung: Die Liebe ist ein seltsames Spiel (Connie Francis)
Nur wer die Sehnsucht kennt

Die Bücher der Autorin haben mich schon immer begeistert. „Chicas, das Böse und das Meer“, „Ein Vogel mein Herz“ und „Dunkle Seele, Liebe.“

Im vorliegenden Band „Und dann im Traum, die Liebe“ spürt man förmlich, wie die Protagonistin zerrissen wird von nicht beherrschbaren Liebeswellen. 

Andere trifft es auf dem Campus, im Waschsalon oder in der Straßenbahn. Da schaut man plötzlich in das Gesicht und wird es nicht mehr los. Zelie, der Protagonistin, ist der „Einzig Wahre“ im Traum erschienen, nicht greifbar und doch so realistisch. Wunderbar erzählt auf den beiden Zeitebenen.

Was man als Leser wissen will und was die Spannung in diesem Roman aufbaut? Wird das einmal zu einem guten Ende führen. Kann Zelie den sprichwörtlichen Traummann greifen und für sich gewinnen? Natürlich wird das nicht verraten. Überraschungen bleiben jedem Leser vorbehalten.

Cover des Buches Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar (ISBN: 9783462001983)

Bewertung zu "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
Olimovor einem Jahr
Kurzmeinung: Judith löst den Fall
Wer ist denn nun der Mörder?

Von englischen Krimis kann man gar nicht genug bekommen. So gesehen ist dieses Buch ein Lichtblick, dass wir nicht immer nur die Wiederholungen der alten Meister*innen konsumieren, sondern auch zu neuen Ufern aufbrechen.

Die Figur der alten Dame, die auf eigene Faust ermittelt und das Polizei-Establishment nervt, wird wohl ewig mit Jane Marple und der Schauspielerin Margaret Rutherford in der Erinnerung bleiben. Da haben es alle Nachfolgerinnen schwer. Nun also versucht sich, in diesen Fußstapfen, Judith aus Marlow an der Themse. Sie ist 77 Jahre alt, trinkt gerne Whiskey und ist eingefleischter Single. Das lässt schon mal auf eine gewisse Skurrilität schließen. Dass sie zu nachtschlafender Zeit überdies gerne nackt im angrenzenden Gewässer badet, wird bereits auf den ersten Seiten des Buches genüsslich und mehrfach beschrieben. Im Kopfkino des Lesers bewirkt es jedes Mal ein diskretes Beiseiteschauen, wenn sich Judith aus der Wolle windet. Sehr schnell lernt man das Städtchen Marlow kennen und lieben, man möchte sofort eine der nächsten Urlaubsreisen dorthin buchen. Bei Judith dauert die Identifikation etwas länger. Kein Wunder, wer will schon jetzt textilfrei mit ihr durch die Themse schwimmen? Vielleicht sollte man das Buch besser im Hochsommer lesen. Fortan gesellen sich zwei weitere Damen dem detektivischen Geschehen dazu. Für Judith, die ein Faible dafür hat, komplizierte Kreuzworträtsel zu kreieren, diese Produkte ihrer verschlungenen Gehirnwindungen gar gegen Entgelt an diverse Magazine verkauft, kommen die beiden als Stichwortgeberinnen gerade recht. Auch die Polizeichefin, die zunächst skeptisch diesem Laientrio gegenübersteht, arrangiert sich mit ihnen zu einem Quartett des Brainstormings. Da haben es die Mord-Verdächtigen nicht leicht. Und die gibt es zuhauf. Der Krimi hat nur wenige Momente, wo dem Leser ernsthaft vor knisternder Spannung die Luft wegbleibt. Dafür ist das muntere Rätselraten der Drei, mitunter kommt die Kommissarin dazu, ein schmunzelreiches Mitratevergnügen.

So sehr Judith Rätsel erfindet, so sehr hat sie offenbar auch selbst ein Geheimnis. Ob das schon enträtselt wird? Gerade am Schluss sollte auch der Leser immer griffbereit einen guten Scotch bereithalten. Ich gebe 5 Sterne, 1,5 davon alleine für das Cover, das meine Aufmerksamkeit für das Buch geweckt hat.

Cover des Buches Der perfekte Kreis (ISBN: 9783832181581)

Bewertung zu "Der perfekte Kreis" von Benjamin Myers

Der perfekte Kreis
Olimovor 2 Jahren
Kurzmeinung: Die Walzer im Roggen
Kritische Fragen

Zwei Männer, Freunde, nicht mehr ganz frisch, schon etwas ausgefranst, wollen den Weizen walzen, nicht ihren eigenen, nein, es sind Getreidehalme, die Aufrechten, die irgendwelchen Farmern gehören. Also Selbstverwirklichung durch das Plattmachen von fremdem Eigentum. Keineswegs ein dummer Jungenstreich, dafür sind die beiden zu alt. Das sei Kunst und wer das nicht cool findet, kann nur ein elender Spießer sein. Das Schwadronieren über Pestizide, Wasser und Landverbrauch passt in den heutigen Mainstream. 1989 angesiedelt wirkt es etwas bemüht. Das nächtliche Produzieren von Kornkreisen ist eine Sachbeschädigung. Die Landwirte stehen vor Lagergetreide, was am Boden, verdreckt, Feuchtigkeit aufnimmt. Die Körner keimen, sind nicht mehr brauchbar und fehlen beim „Brot für die Welt.“ Aber wir ham’s ja. Die beiden Nichtsnutze, der eine nimmt Drogen und haust in einem Kleinbus, der andere sinniert über seinen Einsatz im Falklandkrieg, schildert wie er einem jungen Argentinier mit dem Gewehrkolben das Gesicht zertrümmert, so recht nach Kolonialherrenart, können bei mir kein Stück Sympathie gewinnen. Die Erzählweise mag poetisch sein. Wenn die Sterne wie silberglänzende Heringe glitzern und andere weithergeholte Metapher bemüht werden, klingt es teilweise holprig. Getreide wird seit Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr geschnitten und gebündelt. Auch die englische Farmlandschaft, unterbrochen mit ihren Wallhecken und aufgeschichteten Feldsteinen, kommt mir etwas zu pauschal daher.  Dennoch bietet die Geschichte genügend Gelegenheit, kritische Fragen anzumerken und sich damit auseinanderzusetzen.

 

Cover des Buches Wenn wir heimkehren (ISBN: 9783832198114)

Bewertung zu "Wenn wir heimkehren" von Andrea Heuser

Wenn wir heimkehren
Olimovor 3 Jahren
Kurzmeinung: Der Krieg entlässt die Überlebenden
Lebenskampf im Krieg und danach

Margot, die Luxemburgerin mit ihrem Sohn, sie treffen nach dem Krieg auf Willi, den kölsche Jong und Handwerker. Der Zufall führt die Drei zusammen und nun beginnt das Puzzle der Handlung, die vom Leser selbst rekonstruiert werden muss. Eine Anknüpfung an postmodernes Schreiben? Mit Zeit- und Gedankensprüngen, Rückblenden und Fragmenten. Gespickt mit unzähligen fremden Zitaten, Einsprengseln in neun verschiedenen Sprachen, wenn man das Letzeburgische dazu nimmt und Kölsch weglässt. Ein Füllhorn voller Intertextualität. Da liest man von Willis Elternhaus am Eigelstein.

 „... am Eigelstein iss Mussik, am Eigelstein iss Danz ...“ 

Einem Techtelmechtel im tschechischen Lazarett. Die lange Rückblende führt uns in Margots gutbürgerliches Elternhaus mit unendlichen Detailbeschreibungen, den deutschen Besatzern und das, was nicht ausbleibt. Schwanger. Der Soldat war schon verheiratet. Es wird arrangiert. Geächtet, abgestoßen. Häusliche Gewalt. Ausbrechen, auf eigenen Beinen stehen, Kind weggeben! Keine Geschenkpackung, dieses Dasein.

Wir blättern in der Geschichte einer Frau, die ihr Leben und Glück selbst bestimmen will, dabei schmerzliche Wunden hinterlässt. Vom Licht ist viel die Rede, in allen Variationen. Eine Metapher? Nach dem Lichte streben wie der Nachtschmetterling.
 „... und sie verbrennen sich daran ...“

Alois, Hermann, Johann und Willi. Sind es die Lichtgestalten oder doch die Vorboten der Dämmerung?

Margot hört auf ihr Herz. Beiderseits wirbeln die Schmetterlinge und lebenslang können sie festhalten an dem, was sie haben. An ihrem Glück.

Ein Werk mit fast 600 Seiten, eine Fleißarbeit gewiss und eine spannende Familiensage über Generationen hinweg.

„Wenn wir heimkehren“ von Andrea Heuser – DUMONT Köln



Cover des Buches Herren der Lage (ISBN: 9783446270756)

Bewertung zu "Herren der Lage" von Castle Freeman

Herren der Lage
Olimovor 3 Jahren
Kurzmeinung: Turbulenzen in Vermont
Wie ein Sommer in Vermont. Schön und kurz.

„Herren der Lage“ oder im Original „Children oft the Valley“ von Castle Freeman macht das Lesen zum Vergnügen. Ich war durch Ankündigungen und Lobpreisungen in heller Erwartung, um endlich ins Buch schauen zu können. Wo Stadt- und Landluft aufeinanderprallt, die unausweichlichen Konflikte toben, lösbar oder auch nicht. Das Buch, oder soll man sagen Büchlein, beginnt mit einem Feuerwerk voller Sprachkunst. Dialoge vom Feinsten. Der Sheriff fungiert als County-Psychologe, verhandelt mit einem Geiselnehmer. Da wird die heiße Kartoffel zur kalten Ente und den Rest räumen die andern weg. Sauber, alles ohne Gewalt. So lernt der Leser ihn kennen, den Protagonisten. Keine Schießeisen, kein Krawumm, lieber erst mal einen Kaffee. Ist das wirklich Amerika, wo nicht die Knarre das Problem löst, sondern die Frage, ob genug Milch im Kaffee ist? Wir werden umdenken müssen! Die exzellenten Dialoge setzen sich fort und sind es, was die Geschichte lesenswert macht und dazu beiträgt, dass man nicht aufhören will, auch wenn man schon am Ende angelangt ist. Nur? Stehen hier wirkliche klassische Konflikte zwischen Städtern und Dorfis gegeneinander? Nein, hier sind einfach nur Stadtmafiosi aufs flache Land geraten, wo sie auf die Guten treffen. Solche rechtschaffenen Cops finden sie auch in der Stadt. Ein Spiel Räuber und Gendarm, wie überall. Einen Stadt-Landkonflikt stelle ich mir vor, wie dereinst Zuckmayer nach Vermont kam und sich mit den Nachbarn arrangieren musste.

Bleibt der kriminologische Teil der Story. Die gutmütigen, unbewaffneten, ländlich braven Ordnungshüter werden brutal gefesselt und gedemütigt. Und wer wird sie wohl befreien? Die Indianer? Nein. Keine Kavallerie oder ein Käffchen mit Zucker und Milch. Lesen Sie selbst, aber lassen Sie sich kitzeln, wenn Sie lachen wollen! Und der eigentliche Knackpunkt der Geschichte, die entlaufene Tochter des Moguls, die mit dem Dorfbub zusammen im selben Schlafsack nächtigt, soll nun wirklich mit dem feminin wirkenden Jung-Deputy verlobt sein? Da hätte man noch mehr draus machen können. Auch die Nebengeschichte mit der Kollegin am Draht. Das unbefleckte Landei habe für ein paar lumpige Dollar den Braten verraten. Wer glaubt denn sowas? Schwamm drüber. Die Geschichte ist brillant, wenn auch kurz. Vielleicht sind die Leerstellen im Text für eigene Notizen vorgesehen?

Cover des Buches Das große Kneipp-Buch (ISBN: 9783710402760)

Bewertung zu "Das große Kneipp-Buch" von Hans Gasperl

Das große Kneipp-Buch
Olimovor 3 Jahren
Kurzmeinung: Anregungen für ein gesundes und ausgeglichenes Leben.
Zum 200. Geburtstag von Sebastian Kneipp

Zum 200. Geburtstag Sebastian Kneipps gedenkt der Servusverlag dem Naturheilpastor mit einem ausgezeichneten Buch im Großformat und Hardcover. Reichbebildert und gut recherchiert wird an das Werk von Sebastian Kneipp erinnert, von den Ursprüngen seiner Gesundheitslehre über die Verbreitung in der ganzen Welt bis zu der aktuellen Bedeutung in unsere Tage. Bereits im Vorwort verweist der Autor Dr. Hans Gasperl, ganz im Sinne Kneipps, an den Stellenwert der eigenen Lebensführung, Gesundheit als „Wertanlage“ anzusehen, die aber nicht käuflich sei, sondern durch eigenes Zutun aufblühen kann.

In der folgenden Biografie des heilkundigen Pfarrers wird ein aufregendes Leben geschildert. Nur über die Kirche konnten begabte Kinder aus ärmlichen Verhältnissen damals akademische Bildung erreichen. Dafür mussten sie ihrem Gönner fortan dienen. Selbst kränklich als Kind und Jugendlicher findet er einen eigenen Weg zur Gesundung und legt damit den Grundstein seiner Gesundheitslehre.

Die Erfolge seiner Medizin werden beneidet und angefeindet von vielen aber auch dankend angenommen. Aus den Worten Kneipps spricht der gottergebe Glaube an die gesegnete Natur und ihre heilenden Kräfte. Dass diese Natur auch böse zuschlagen kann, erfährt der Pfarrer an seinem Lebensende. Eine chirurgische Behandlung seines medizinischen Problems lehnt er entschieden ab, verleugnet geradezu seine Lage und will sich stattdessen nach seinen Ideen kurieren, die nun aber nicht mehr helfen.

Aus dieser Lebensbeschreibung mag sich der heutige Leser seinen eigenen Reim machen. Die natürlichen Gaben dankbar anwenden, die gesunde Lebensweise als Grundlage ansehen, aber im Falle einer bedrohlichen Krankheit auf die Wissenschaft, die fortgeschrittene Medizin und die Forschungen der Pharmazie vertrauen.

Anregungen für ein gesundes und ausgeglichenes Leben, gibt uns dieses Buch reichlich. Nicht nur das Wasser als Heilmittel, die gesunde Ernährung, Bewegung gegen Trägheit und die Wirksamkeit von Heilpflanzen werden herausgestellt. Fühlt man sich in der heutigen Welt nicht manchmal wie in einem Hamsterrad? Ausweglos die Tage abzustrampeln. Von den fünf Säulen der Lehre Kneipps scheint mir diese von der Rückkehr zur Balance, zu einer inneren Ordnung und Ausgeglichenheit von erheblicher Bedeutung.

Zum Nachschlagen sind viele Anreize, Übungen, Tabellen, Rezepte, Auflistungen von Heilkräutern und vieles mehr vorhanden. Dazu eine reichhaltige farbige Bildgestaltung. Man kann dieses Buch immer wieder zur Hand nehmen. Ich würde es auch als Geschenk auf einem guten Weg sehen. Für Freunde der Naturheilkunde und solche, die vielleicht einmal daran schnuppern sollten.

Cover des Buches Harte Jahre (ISBN: 9783518471340)

Bewertung zu "Harte Jahre" von Mario Vargas Llosa

Harte Jahre
Olimovor 3 Jahren
Kurzmeinung: Atemberaubend
Die Geschichte Mittelamerikas lehrt uns, genauer hinzuschauen!

Selbst wenn man sich schon immer für Lateinamerika interessierte, war der Einstieg in dieses Buch für mich heftig. Ohne parallel die geöffnete Suchmaschine mit immer neuen und auch bekannten Namen zu füttern, dabei stundenlang in diesen Lebensläufen zu verweilen, kam man keine Seite voran, um zu verstehen, wer von diesen historischen Figuren es mit wem zu tun hatte. Freunde, Feinde oder Verräter, raffinierte Erfinder und Verbreiter von Lügen, ein ständiges Wechsel- und Ratespiel. Das Schauerliche daran ist, dass es sich so zugetragen hat, dass es zwar Vergangenheit ist und sich in ferner Weltgegend ereignete, aber es schwant einem, dass die Tentakel dieser Kraken bis in unsere Tage reichen.

Mario Vargas Llosa beschreibt die Personen der Zeitgeschichte so literarisch einfühlsam, hautnah und messerscharf bis in intime Details hinein in ihrem ständig so fragilen Alltag, lässt uns an Stimmungen, Gedanken, geheimen Gesprächen und Intrigen teilhaben. Man schlägt sich unweigerlich als Leser auf die Seite der Braven, fiebert mit, wenn es an deren Tür pocht, fragt sich einige Kapitel weiter, ob sie überhaupt noch leben, oder schon gemeuchelt wurden. Schüttelt den Kopf über das Gebaren der großen Weltmacht und gerät in gelinde Zweifel, ob dieses verkorkste Strickmuster der Außenpolitik nicht auch hier und heute noch Anwendung findet. Dazu ein Lehrstück, wie Tatsachen verdreht werden, um es anschließend den Massen als Wahrheit einzuimpfen. Das macht uns mit dem Erfinder von „Public Relations“ bekannt. Dazu geht der Aufstieg des Bananenkonzerns einher, mit rigoroser Ausbeutung der Schwächeren, Steuerfreiheit im Land der Ausgebeuteten und militärische Gewalt, wenn dieser Komfort bedroht sein sollte.

Hinter diesem Buch muss eine gewaltige Recherche-Arbeit stecken, alle Achtung. Der Roman verlangt aber auch vom Leser, sich mit den Verhältnissen dieser Zeit und ihren Protagonisten vertraut zu machen. Umso mehr Verständnis und Erkenntnis, aber auch Spaß am Lesen stellt sich dabei ein.

 

Cover des Buches Die zerrissene Zeit: Geschichten von der Spaltung der Gesellschaft (ISBN: B08CZSDBPS)

Bewertung zu "Die zerrissene Zeit: Geschichten von der Spaltung der Gesellschaft" von Matthias Rieger

Die zerrissene Zeit: Geschichten von der Spaltung der Gesellschaft
Olimovor 3 Jahren
Kurzmeinung: Kurzgeschichten, meist mit sichtlich versteckt erhobenem Zeigefinger.
Zerrissenen Zeit, gestern und heute!

Das Buch „Die zerrissene Zeit“ von Mathias Rieger als Autor und Herausgeber bietet auf 144 Seiten weiteren 29 Autor*innen Gelegenheit ihre Geschichte zu veröffentlichen.

Der Leser findet eine Bearbeitung unterschiedlicher Themen, wie sie uns täglich im Mainstream begegnen. Armut, Hass, Krieg, Flucht, Andersartigkeit, Ökologie vs. Ökonomie, Generationenkonflikt, u.a.
 Es sind unterschiedliche Texte, teils in Form des Icherzählers, teils als Beobachter in der 3. Person. Es reihen sich Alltagsabläufe oder fiktive Schilderungen aneinander. Es wird viel geklagt, mitunter jammervoll. Der Zustand der Welt scheint nicht viel Gutes erhoffen zu lassen, so der Tenor in vielen Beiträgen.

Fazit:

Zerrissene Zeiten gab es schon immer. „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ sang F.J. Degenhardt. Krieg, Vertreibung, Völkermord, auch unser Volk wurde schuldig. Hat man daraus etwas gelernt? Gibt es Hoffnung, dass der Mensch überhaupt etwas lernt. Die einzelnen Texte geben Denkanstöße. Ich mag Kurzgeschichten mit Episoden und überraschenden Wendungen. Eine Figur, die in einen Konflikt gerät, kämpfen muss, unterliegt oder siegt oder die Handlung bleibt offen. Davon findet man wenig. Meist sind es Aneinanderreihungen von mehr oder minder anklagenden Ereignissen. Einige Geschichten bedienen gängige Klischees oder ergehen sich in Plattitüden. Ich vergebe 3 Sterne in der Bewertung für einige passable Beiträge und für den guten Willen, der hinter dem Engagement steckt. Bleibt die Frage, was heutzutage neu ist an Zerrissenheit? Die Handhabung des Internets vielleicht? Eine schnelle Verbreitung von Hass, dem Grundübel, dem alles andere danach folgt. Die Streuung von gezieltem Schwachsinn, weil das Studium der Fakten oder wissenschaftlicher Studien so mühsam ist? Bildung wo bleibt sie? War von alledem im Buch die Rede, vielleicht habe ich es überlesen?

Cover des Buches Das verborgene Zimmer (ISBN: 9783832165406)

Bewertung zu "Das verborgene Zimmer" von Kate Riordan

Das verborgene Zimmer
Olimovor 4 Jahren
Kurzmeinung: Schweißtreibende Spannung.
Ein rundum gelungenes Werk.

Klappentext und Leseprobe lassen bereits auf mysteriöse Verwicklungen schließen. Das Cover, in mildem Licht, zeigt menschenleer ein Anwesen in der Provence mit dem Maison de Maitré im Mittelpunkt. Die Blüten des Oleanders über allem lassen zwar ein Stück Unbeschwertheit vermuten, aber Vorsicht, das weiß der Hobbygärtner, die Pflanze ist giftig!

Vergiftet scheint auch die Vergangenheit zu sein, je mehr man umblättert und sich in den Bann der Erzählkunst ziehen lässt. Es muss schon heftig sein, wenn man den Ort der Kindheit und Jugend verlässt und mehr als ein Jahrzehnt nicht mehr aufsucht, ja ängstlich, eine Decke des Schweigens und Grübelns über das damalige Geschehen ausbreitet. Der Leser kann nicht anders, als das Buch zu verschlingen um endlich hinter die Geheimnisse zu gelangen.

Meisterlich beherrscht die Autorin eine bildreiche Sprache. Man hört förmlich die Käfer krabbeln, riecht den Duft des Oleanders oder spürt die salzige Luft auf den Lippen, während die letzten Strahlen der untergehenden Sonne die aufgewühlte Welt versöhnen. Die Ich-Erzählerin benutzt hier einen Kunstgriff, der nicht nur ihre Lesegemeinde direkt anspricht. Sie führt dazwischen, in weiten Teilen, ein Gespräch an die Adresse von Emma gerichtet.

Bewundernswert auch die Übertragung des Originaltextes durch die beiden Übersetzerinnen.

Ein rundum gelungenes Werk. Da macht das Lesen einen Heidenspaß.

Cover des Buches ROMY (ISBN: 9783752972627)

Bewertung zu "ROMY" von Isabella Maria Kern

ROMY
Olimovor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein permanentes Wechselbad der Gefühlswelt.
Ein Schicksal, man sucht es sich nicht aus!

Da kommt Anfang der Achtziger des letzten Jahrhunderts ein Kind in einem Dorf zur Welt und es dauert nicht lange bis die ersten Schwatztanten mit ihren Kommentaren zur Stelle sind.
Sie ham ja noch ma en Bub gekriegt, der ist aber nicht so ganz richtig.
So kann man es als Leser zwischen den Zeilen erahnen. Dabei sind bereits kleinste Abweichungen vom Mehrheitsgeschmack, Grund genug für allerlei üble Nachrede. Wenn nun die Stadtmenschen meinen, von oben herab auf die Dörfler blicken zu müssen, so sei daran erinnert, dass es in der Stadt meist überhaupt kein Mitgefühl oder Interesse, für das, was man Nachbarn nennt, gibt.
Die Hänseleien in der Schule, beim Sport, im Alltag setzen sich fort, je älter der Junge wird. Die Aufklärung ist, nicht wie heute, schon so weit gediehen, dass mühsam Wissen und Vernunft, wenngleich in bescheidenem Maße, Einklang in die öffentliche Diskussion finden. Auch die Kinderärzte und alle medizinischen Fakultäten, die es angeht, scheinen heutzutage sensibler zu agieren.
So aber sind wir im Jahre 1982 und der Arzt legt fest, es möge ein Junge sein und man möge ihm reichlich Hormone verabreichen. Ein Junge, hart wie Kruppstahl, jawoll, das möge er werden. Aber das Kind will das nicht, es will viel lieber ein Mädchen sein. Dass dieser Junge weibliche Organe im Körper trägt, wird erst viel später ärztlich erkannt. So lange wird der kleine Mensch verkorkst und bleibt es, muss alleine damit fertig werden.
Die Autorin Isabella Maria Kern hat mit bewundernswertem Mut und Hartnäckigkeit in langen Gesprächen und Dialogen das Schicksal dieser Romy, die einmal Richard sein sollte, aufopfernd begleitet und aufgezeichnet. Allen Respekt dafür. Unwillkürlich leidet man mit der Protagonistin, man möchte helfend einspringen und bleibt doch ohnmächtig. Es ist ein erschütterndes Zeitdokument.
Ein Schreibstil, der nicht nur erzählt, chronologisch berichtet, sondern mit zahlreichen Dialogen anschaulich Bilder und Lebendigkeit entwirft.
Schriftsatz und Layout kommt dem Leser entgegen, Gliederung in Absätze, Blocksatz mit Silbentrennung, so ist ein Text locker und leicht zu lesen. Man ist mittendrin. Ein Lob auch für epubli, die das Buch drucken und vertreiben, ein stabiler Einband, sauber gedruckte 347 Seiten.

Über mich

  • männlich
  • 10.08.1942

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Biografien, Literatur, Unterhaltung

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