Oliver Uschmann

Ich habe dieses Buch zwei Jahre lang als Privatlektor begleitet und für den Autor den Verlag in Österreich aufgetan, der noch von einem Verleger mit Herz und Passion betrieben wird. "Medizin ohne Moral" kann dazu beitragen, die Risse zu heilen, die generell und in der Corona-Krise umso mehr durch das Land und sogar durch Familien und Freunschaften gehen. Es zeigt, dass man die Entwicklung des Gesundheitssystems hart kritisieren kann, ohne deswegen gleich numinose Verschwörungsnarrative zu eröffnen. Es zeigt, dass man Schulmedizin und Alternativmedizin vereinen kann, ohne entweder ein reiner Materialist oder ein reiner Spiritueller zu sein.

Mit einem Füllhorn an Details, aber zugleich mit klarer Argumentation und einem spannenden erzählerischen Bogen, kritisiert Erich Freisleben, wie die Medizin, getrieben von Lobbyismus, Ökonomie und einer einseitig "eiskalten" Auslegung von "Wissenschaft", heute immer weniger den Bedürfnissen der Patienten und immer mehr dem unersättlichen Hunger von Big Pharma, Big Data und Big Business dient. Aber Freisleben belässt es nicht beim Kritisieren. Er gibt konkrete Hinweise auf den seelischen Grund vieler Krankheiten, die man auf sich selbst anwenden kann. Spitze, im Grunde amüsante Anekdoten über die Bigotterie der Pharma-Lobbyisten, die privat Naturheilkunde in Anspruch nehmen. Herzenswarme Beispielgeschichten. Aber auch dann wieder eine messerscharfe Kulturkritik, die auf eine hammerharte Pointe hinausläuft und die das Buch sogar lesbar für jene macht, die heutige Philosophen wie Hartmut Rosa oder damalige wie Günther Anders lesen.

Das Buch fordert und inspiriert, kann immer wieder aus verschiedenen Gründen zur Hand genommen werden und nimmt das Publikum ernst. 

Nostalgie ist etwas Tolles, denn in ihr liegt echte Wertschätzung verborgen. Und das gleich im doppelten Sinne. Wer sich liebevoll und mit hoher Fachkenntnis einem Thema widmet, vermittelt zum einen die von Herzen kommende Wertschätzung für die besprochenen Objekte und hilft zum anderen bei der rationalen Wertschätzung ihres aktuellen Sammlerpreises. Oldtimer und Youngtimer, die beide in diesem sehr schön gestalteten Band vorkommen, sind daher immer beides: Die pure Freude an traditioneller Ingenieurskunst und charismatischem Design und, mehr denn je, eine ernstzunehmende Wertanlage. Auf beiden Ebenen ist das Buch des passionierten Motor-Journalisten Haiko Prengel ein absoluter Genuss. Jede neue Seite schlägt man mit Vorfreude auf und mit dem enthusiastischen Gefühl eines kleinen Jungen, der ein fantastisches Auto-Quartett auspackt, nur eben mit 99 Karten. Man versinkt in alten Zeiten, die man teils miterlebt hat und teils nur imaginiert. Man ist fasziniert von der Würde und mutigen Kantigkeit, die Autos früher hatten und die sich heute nur noch selten ein Unternehmen traut. Und man wünscht sich, exakt diese Form von Buch würde es ebenfalls für alte Videospiele, altes Vinyl oder alte Vintage-Möbel geben. Großartig!

In seiner Vita schreibt Morno Oim, er sei hauptberuflich für den Film tätig und würde daher seine ausschließlich als eBook erscheinende Fantasy ganz bewusst wie Filme verfassen. Das stimmt. Taucht man mit dem Kindle in der Hand in die Welt von Nefret ab, ist es völlig egal, wo man dabei sitzt. Ob in einem lauten Rasthof, in einem tristen Wartezimmer oder auf dem Fußboden eines vollkommen überfüllten ICEs... der Untergrund verwandelt sich jedes Mal nach wenigen Seiten in einen weichen, gut gepolsterten Kinosessel. Es riecht nach Popcorn, wenn man der dynamischen Schreibe von Oim folgt und den Sog zulässt, den sie entfaltet. Es klingt wie Dolby Surround samt bestem Subwoofer, dröhnende Schläge von unten, knisternde Details von hinten, der Sturm aus den Frontboxen. Die Sprache ist knapper und effizienter als bei vielen Autoren des Genres, die eben nicht aus dem Film kommen und lieber wie wild fabulieren und ausschmücken. Sie hätten diesen Roman auf 550 statt "nur" 321 Seiten erzählt... doch es braucht sie nicht. Da Morno Oim schnell erzählt und die literarische Entsprechung zum actionreichen Blockbuster-Fantasy-Kino bietet, passt im Grunde auch das eBook-Format gut. Dennoch bin ich mir nach der Lektüre sicher - diese Reihe hätte spätestens nach Vollendung der Triologie auch eine Adelung als Buchkassette im Schuber verdient.