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Orakel

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Cover des Buches Arcadia (ISBN: 9783939212850)

Bewertung zu "Arcadia" von Felix A. Münter

Arcadia
Orakelvor 9 Jahren
Rezension: Felix A. Münter: Arcadia

Es ist jetzt nicht mal ein halbes Jahr her, dass der erste Band von „The Rising“ und damit das Romandebüt von Felix A. Münter erschienen ist. Normalerweise ging ich zumindest bis jetzt immer davon aus, dass „der Jungautor von Welt“ danach erst einmal eine depressive Sinnkrise kriegt und anschließend zwei Jahre mit Recherche verbraucht, ehe er den nächsten Versuch startet. (Just kidding.)

Im Fall von Arcadia hat sich dieses vermeintliche Klischee dann wohl nicht bewahrheitet. (Zumal wir hier nach The Rising auf gleich einen Wechsel des Genres zu verzeichnen haben. Anstelle der Postapocalypse ist diese Geschichte hier ein Mix aus Horror mit SciFi-Elementen.)
Doch worum geht es jetzt?

„Protagonist“ der Handlung ist Neil White, freiberuflicher Journalist (oder etwas, dass sich noch so gerade als Journalist schimpfen kann), der von einem Milliardär mit fragwürdigem Leumund auf eine Expedition in die Antarktis als Chronist angestellt wurde. Ziel ist ein Meteorit, der im ewigen Eis gefunden wurde, der größte, der jemals auf der Erde entdeckt worden ist. Man muss hierbei hinzufügen, dass die Titelgebende „Arcadia“ ein Eisbrecher ist, der eine erste Expedition darstellte, welche bereits dem Schwesternschiff „Nimrod“ vorrausgeeilt war. Sobald man dieses Muttern-Schwester-entfernte-Verwandte Schiff erreich hat, beginnt der Ärger, welcher die erste Expedion erreicht hatte, erst so richtig zu beginnen.

Ein kurzer Einwurf zum Cover: Abgebildet ist eine Person in Artis-Montur, welche bei eindeutig nächtlichen Lichtverhältnissen so gerade eben als Mensch von den Konturen her wahrzunehmen ist. Zentrales Mano dabei: Ihre Augen glühen und geben der genazen Szene einen leicht gruseligen Touch.

Wie baut sich der Roman auf: Technisch betrachtet ist der Ich-Erzähler Neil White mit seiner Innenwelt der zentrale Dreh und Angelpunkt. Angefangen auf der Nimrod schließt er so gut wie keine Kontakte zum Rest seiner Reisegruppe, sondern beginnt eher zynisch über das ganze Geschehen zu reflektieren und sich dabei die meiste Zeit dem Leser mehr und mehr als reiner Garant für Unsympathie darzustellen. (Es gibt ein spezifisches Schimpfwort, dass den Mann hervorragend Charakterisiert. Ich werde dieses aber in dieser Rezension nicht verwenden.) Aufgebrochen wird dies in dem Augenblick, wo Neil sich mit einer Mitarbeiterin des wissenschaftlichen Teils der Expedition (Maria) zu amüsieren beginnt. Noch später (sobald sie auf dem Kontinent das Basislager erreichen) wird noch das Handlungstrio noch um den Russen Jyrki ergänzt. Dieses Trio erforscht dann an Land das Schicksal der Arcadia-Expedition, wobei bestimmte Rollen sich sehr schnell verteilen. (Ob diese jetzt positiv oder negativ zu bewehrten sind, sei jedem selbst überlassen.) Wobei man sagen muss: Getragen wird einiges durch die Bodenständigkeit, welche der Russe Jyrki die meiste Zeit mit sich bringt. Er ist als Mann fürs Grobe zuweilen im Verlauf der Geschichte eine Art Deus ex Machina, der durch Körperkraft Dinge ausgleichen kann (oder auch Dinge überhaupt erst in seinem Besitz mit sich führt), die für den entsprechenden Verlauf des Überlebens von Nöten sind.
Überleben ist dabei der zentrale Punkt bei der Sache: Plotmäßig nutzt Arcadia nämlich eine spezielle Variante des „feindliche Außeridische“-Trope, das über die Jahrzente durchaus auf verschiedene Weisen Interpretiert wurde. (Ich selbst denke dabei jetzt gerade an eingie sehr spezifische X-Files-Folgen aus den 90ern, aber ich glaube, dass ein solche Trope durchaus schon früher und noch älter sein dürfte.) Ich will bei so etwas nicht zu sehr ins Detail gehen, denn ich denke, dass entsprechende Leserschaft sich die genaue Überraschung des Aliens aufheben wollen.
Von daher ist hierbei natürlich nicht der Alien-Aspekt der interessante Teil der Geschichte. (Zumal das Spiel mit Aspekten des Horror-Genres einen ganz anderen Fokus setzt: Interessant ist nicht die Frage, was verursacht den Schrecken der Todesangst, welcher ja immer das tragende Element des Horrors als Genre ist. Vielmehr ist die Frage: Wie reagieren die Protagonisten der Geschichte darauf und was Qualifiziert sie am Ende zum „Final Girl“, um jetzt einen Begriff des Slasher-Subgenre zu mißbrauchen.) Und das ist am Ende gerade in dem Zusammenspiel der Dreien zu beobachten. White bringt den notwendigen Zynismus mit sich, Maria spielt als weiblicher Teil den Panik-Modus und Jyrki ist der Mann fürs Grobe. Insgesamt wird eine Menge spekuliert und es kommt immer wiede zu neuen Szenen mit dem entsprechenden Alien-Organismus, die immer mehr und mehr die totale Überforderung der Drei unterstreichen, weil scheinbar jedes reguläre Mittel versagt. (Und die wenigen Möglichkeiten, die wirken, sind äußerst begrenzt vorhanden.)
Insofern baut sich langsam eine gewisse Spirale aus milder Paranoia und steigender Gewalltbereitschaft auf, in der immer wieder die direkte Gefahr im Nacken beschrieben wird, der aber gewisse, neue Aspekte folgen, da dem „Haupttrio“ immer wieder vor Augen geführt wird, wie knapp sie letzten Endes der Gefahr nur ausgewichen sind.
Wenn wir das hier bemühte Schema weiterhin mit dem Film vergleichen wollen, ist der hier genutzte Effekt mit dem Stilmittel des so genannten „Jump-Scares“. Es wird mehr mit dem schrecken der plötzlichen Überraschung gespielt, als das ein permantes, ansteigendes Gefühl des langsam erwachsenden Unwohlseins aufgebaut wird. Das ist dabei nicht unbedingt schlecht: Vielmehr passt es in der hier bemühten Thematik und den hier aufgebauten Tropes durchaus.
Hinzu kommt noch der sehr gut lesbare, flüssige Schreibstil des Autors, der die Geschichte abrundet.

Fazit

Wer eine Neuerfindung des Rades erwartet, wird hier natürlich nicht fündig werden. Die zentralere Frage bei solchen Geschichten ist eher, ob sie in dem Bereich, in dem sie stattfindet zum einen Unterhalten kann, zum anderen eventuell sogar etwas neues hinzufügt. Die zweite Frage müssen andere beantworten, die sich mit dem entsprechenden Trope der hiesigen Geschichte (ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich meine, mal den Begriff „Bodysnatcher“ in diesem Zusammenhang gehört zu haben) besser auskennen. Grundsätzlich aber schafft die Geschichte das Unterhaltungskriterium auf jeden Fall. Auch wenn man sich dabei der Tatsache stellen muss, dass der Protagonist eher einer von der Sorte ist, die man aufgrund seiner inneren Einstellung nur all zu gerne leiden sieht. (Respektive in diesem Fall: Leiden liest.)

Cover des Buches The Rising 2 - Das Gefecht (ISBN: 9783939212836)

Bewertung zu "The Rising 2 - Das Gefecht" von Felix A. Münter

The Rising 2 - Das Gefecht
Orakelvor 9 Jahren
Rezension: Felix A. Münter: The Rising 02. Das Gefecht

So. Da hätten wir also den zweiten Band. Bevor ich da ins Detail gehe noch ein paar Erwähnungen zuerst: Das Buch ist nicht ein zweiter Teil einer Reihe von in sich abgeschlossenen Geschichten (auch wenn das natürlicht bei Band 1 und 2 jeweils durchaus zutreffen würde), sondern ein in zwei Teile aufgespaltener Gesamtroman. Dementsprechend stolpert man hier auf eine Art und Weise in die Handlung, die in dieser Hinsicht auch schon eine direkte Verknüpfung zum ersten Band hat. (Zeitgleich bedeutet das in diesem Fall aber auch, dass der erste Teil zwar durchaus ohne den Zweiten alleine funktioniert, die Geschichte des zweiten Teils aber nicht ohne die ganzen Details, die im ersten Teil eingeführt werden.)

 Handlungsmäßig ist die Reise zum Windpark, mit Der der erste Teil aufhört letzten Endes nur ein Zwischenstop zum eigentlichen, großen Finale. Das Titelgebende Gefecht stellt nämlich nicht einen Kampf um den Windpark dar. Vielmehr ist der Windpark nur der Nebenschauplatz, der aus verschiedenen Gründen den Interessenskonflikt aller Beteiligten zum Hauptgeschehen dann aufbricht. Dafür muss man aber ein wenig die jeweiligen Handlungsmotive jetzt jeweils kennen:
 1.) Das Militär wie das Institut wollen den Strom des Windparks nutzen, um damit die Welt zu verändern. (Sprich: Hierbei geht es um die Geburtsstädte von so etwas, dass sich „moderne“ Zivilisation nennen kann. Allerdings sind die jeweiligen Zielsetzungen dabei auch sehr unterschiedlich am Ende für das Endergebnis.)
 2.) Die „Eingeborenen“ fangen an Hoffnung zu schöpfen und müssen sich mit der Tatsache abfinden, dass der Wind der Veränderung sich schlagartig von einem lauen Lüftchen der Hoffnung in einen Orkan des Krieges umgewandelt hat.

 Also, worum geht die Schlacht? Ausgerechnet die Stadt Yard. Yard ist nämlich in mehrfacher Hinsicht ein direkter Knotenpunkt: zum einen gibt es hier einen Verteilerknotenpunkt, der das Stromnetz in andere Bahnen leiten kann, zum anderen handelt es sich bei Yard um einen alten Bahnhof. Sprich: Sollte die Armee Yard unter ihre Kontrolle bekommen, kann sie a.) Ihren Stützpunkt unter Befehl des kolerischen General Banner mit Strom versorgen (was deswegen interessant ist, weil hier mehr Geheimnisse existieren, außer einem in Vergessenheit geratenem Regiment unter der Fuchtel eines Wahnsinnigen) und b.) weil ein Bahnhof unter Strom bedeutet, dass mit den erneut fahrenden Zügen auch wieder Informationen deutlich schneller über Land transportiert werden. (Wenn man unter dieser Bedingung militärische Einheiten als Informationen begreift kann man sich dabei also sehr gut vorstellen, dass entweder Daten für ein friedliches Zusammensein dabei herauskommen, oder ein Virus das Ergebnis ist, dass das Land mit Gewallt überziehen dürfte.)

 Genug der Analogien, insoweit. Natürlich spielen Eris, Sal, Tyler und Perry wieder eine besondere Rolle in dem ganzen Geschehen, da sie ja auch schon so etwas wie die stillen Helden des ersten Teiles waren. Mein Dramaverdacht hat sich hierbei übrigens insoweit bestätigt, dass Sal jetzt mit einem mal sich der tatsache stellen muss schwanger zu sein und der Ganze Yard-Konflikt also für Eris eine besondere „Zerreisprobe“ darstellt. Zusätzlich dazu bekommt Alexander, der Soldat der bereits im ersten Band den Angriff auf Station angeführt hatte (und damit einen besonderen Hass auf Eris hat) eine plötzliche Gemütswandlung vom Saulus zum Paulus. Und in all das bringt das Institut sich natürlich als das große Geheimnis mit seinem Wissen aus der Zeit DAVOR mit ein.

 Der Band ist also im großen Teil am ehesten mit einer Art kurzem Heldenepos über ein verhältnismäßig kurzes Scharmützel zu vergleichen, welches aber vom entsprechendem, der Geschichte inneränten Ausgang alles Bedeuten kann. Und dementsprechend fiebert man beim lesen ein wenig mit, wenn die Bewohner von Yard sich zu ersten Mal in ihrer gesammten Geschichte zu einer Einheit zusammenfügen müssen, die ihre Heimat zu verteidigen hat.

 Grundsätzlich werden dabei natürlich wie so oft in solchen Szenarios die namenlosen Nebenfiguren zu unmengen verheitzt und die Hauptfiguren „nur“ schwerstens verletzt. (Oder wie auch immer man das jetzt betrachten mag.)

 Also, ist die Welt im großen und ganzen wunderbar Abgewrackt und das Überleben in der fernen Zukunft DANACH ohne weitere Kommentare weitergehenswert zum nächsten Roman auf dem SUB des Orakels? Ganz so einfach möchte ich es dann doch nicht machen: Prinzipiell ist der handwerkliche Gesichtspunkt von Felix A. Münter definitiv nicht zu verachten. Wer allerdings ein wenig kritischer an die ganze Sache geht wird hier und da entweder stilistische oder im hier und jetzt verwurzelte Probleme finden: Zum einen ist da die Frage nach der genauen Natur des Anlassers eines Notstromgenerators, der ohne weitere Probleme anzuspringen scheint. (Nach 40 Jahrne ohne Wartung, wohlgemerkt.) Zum anderen sind da Brennstoffe aus dem Benzinbereich, die im hier und jetzt schon, dank gewisser Aditiva Probleme in der Langzeitfrage mit sich liefern. (Wir versuchen das Benzin im vebrauch nach aktuellen Gesichtpunkten ökonomischer zu gestallten, verlieren dabei aber die brennkraft in der Lagerwirkung auf lange sich.) Das sind aber Kleinigkeiten.

 Viel bedenklicher hIngegen ist das Klischee des Oberschurken in diesem Szenario: Machen wir uns nichts vor: Militärs sind immer der letzte Dreck und daher schon von sich aus verachtenswert. Dementsprechend sind gerade hier die besten Aufhänger zu finden, wenn man nach Kleingeistern mit Allmachtsfantasien sucht. Das schlimme bei der Sache ist allerdings, dass mir beim besten Wille gerade keine Alternative einfällt, wie man anderweitig einen Kontrahenten für die Protagonisten in ein solches Szenario eingebaut bekäme, der über genügend Gewallt verfügt (was Banner an sich hier besitzt ist jedenfalls nicht Macht) um zu einem ersthaftem und überzeugendem Problem zu werden.

 Als Fazit kann ich jedenfall hier nur sagen: Ein wirklich gelungener Abschluss für einen Roman, der interessant angefangen hat. Die aufteilung in zwei Bücher ist bei diesem Teil extremst fragwürdig – aus dem bereits erwähnten Grund, dass der zweite Teil einfach nicht wirklich für sich allein betrachtet vernünftig stehen kann. Jedoch sind das für den Augenblick dann doch eher so diese kleinen abstrusen Fragwürdigkeiten der Verlagspolitik, die schon häufiger zu hochgezogenen Augenbrauen geführt haben dürften. Die Geschichte als ganzes hat Spaß gemacht zu lesen und ich würde mich wirklich freuen, wenn die durch das Ende angedeuteten (und bereits angekündigten) Fortsetzungen mit dem Fortlauf der jetzt Neugegründeten Union (ups, Spoilers!) tatsächlich herauskommen werden.

Cover des Buches Die Geister des Landes I (ISBN: 9783981228540)

Bewertung zu "Die Geister des Landes I" von Judith Vogt

Die Geister des Landes I
Orakelvor 10 Jahren
Rezension: Judith C. Vogt: Die Geister des Landes 01: Das Erwachen

Ich habe mal wieder etwas, das im weitesten Sinne in die Kathegorie des Jugendbuchs gehört in die Finger bekommen und durchlesen können. Diesmal handelt es sich dabei um den ersten Band der Trilogie „Die Geister des Landes“ von Judith C. Vogt (sonst eher als DSA-Autorin bekannt). Zeitgleich handelt es sich hierbei um das Erstlingswerk der entsprechenden Dame.
 Handlungsort ist der Raum, der weitestgehend mit dem Begriff „die Eifel“ versehen wird. Protagonisten sind die vier Jugendlichen Dora, Edi, Fiona und Gregor.
 Aufhang des Ganzen ist, dass Fiona seid einger Zeit seltsame Träume bekommt, die sich im Anschluss darauf als Wahr herausstellen. Und in ihrer Verzweiflung hatte sie sich anschließend an die Truppe aus den übrigen Dreien gewendet, welche in ihrer Funktion als „Nerds“ verschriehen genug waren, um sich auch mit fantastischeren Erscheinungen zu beschäftigen. Das Endergebnis aus ihren Unternehmungen ist, dass sie sich in einen Sog um eine Rätselhafte Geheimorganisation bewegen, welche mitten am Arsch der Welt mystische Sagengestallten ins hier und jetzt holt und diese amoklaufen lässt.
 Was wir dabei haben ist eine Geschichte moderner Jugendlicher, die in einem Landstrich groß werden, der zwar reich an Sagen und Legenden ( bis zu einem gewissen Grad ist) aber auch als „Arsch der Welt“ verschriehen ist. Das erwähne ich deswegen, weil man hier vergleiche zu einigen anderen Autoren Teilweise ziehen kann. Anders als Beispielsweise die Eifelkrimis eines Jaques Berndorfs, der sich ja wirklich mit seinen Landschaftsbeschreibungen wirklich jedes Mal erneut in der Farbenvielfalt verliert, erhält hier die Landschaft an sich mit einem mal einen leicht tristen Eindruck, welcher dem Alter der Protagonisten und deren Wahrnehmung ihrer Umgebung geschuldet ist. Zusätzlich in dem Bereich kommt es dann natürlich irgendwo zu dem, was man allgemein als „Teendrama“ bezeichnen kann. (Sprich: Die „Herzdame“ der Konstellation angelt sich einen der Jungs und es wird dabei Unverständnis geerntet.) Vor allen Dingen, wenn erst nach dem Zusammenkommen die Interessen des neuen Partners mehr oder weniger durch zufall erkannt werden. Diese Interessen sind dabei natürlich der „Nerdkulture“ geschuldet und damit ist das in Deutschland sehr Populäre Rollenspiel DSA als Freizeitbeschäftigung tatsächlich namentlich erwähnt. Und auf diese Weise kommt langsam eine Art Spiel zustande, in dem es zum einen um popkulturelle eingefärbte Themen geht, die sich aus älteren Konzepten Aufbauen (Wikka-Rituale, die aus irgendeinem Grund dann tatsächlich magisch wirken), aber auch zu ungewöhnlichen Gegenspielern führen. (Hierbei ist das Spiel irgendwo zwischen verschiedenen Ideen irgendwo angesiedelt zu betrachten. Die Gegenspieler sind Massenmenschen, die sich der aufmerksamen Wahrnehmung entziehen. Auf ihre Weise magisch dadurch, aber teilweise von den Zielen her genau auf das Gegenteil jeglicher Magie aufgerichtet.)
 Kritisch muss man dabei allerdings noch einen Punkt mit einfügen: Da die Protagonisten Jugendliche sind, muss hier irgendwo dem Problem der eingeschränkten Mobilität rechnung getragen werden. Insofern wird auf diesem Weg eine Art Deus-Ex-Machina-Lösung ins Spiel gebracht, die aber für den weiteren Verlauf der Geschichte in Andeutungen einen wichtigen Part darüber hinaus bekommt.

 Fazit

 Zuerst einmal muss man sich darüber im Klaren sein, das der Begriff „Jugendbuch“ hier eine Abenteuergeschichte mit einem sehr klaren Fokus auf ein Zielpublikum irgendwo in dem Bereich 12 bis 18 nahe legt. (Das ist für eine weitere Bewertung der Geschichte zwar nicht unbedingt Notwendig zu wissen, sollte aber im Hinterkopf behalten werden, was die eigene Erwartungshaltung anbelangt.) Die Geschichte befindet sich in dieser Hinsicht natürlich auf einem Level, der Themen anders angeht, als es bei einer rein erwachsenen Zielgruppe der Fall wäre. Gelungen ist gerade eben deswegen der Umgang mit den entsprechenden Themen, die gerade auf die Lebenswelt entsprechender Jugendlicher abzielen. (Und wer erwachsen gehaltene Themen mag muss sich da eher an die Dresden Files-Reihe von Jim Butcher halten.)
 Womit wir eigentlich auch schon bei dem großen Clou der Geschichte wären: Wir bewegen uns hier im weitesten Sinne nämlich in einem Ausläufer der Urban Fantasy, solange man diesen Begriff der Urbanität mit der städtischen Prägung der Gegenwart gleichsetzt. Das heißt zwar nicht, dass diese spezielle Geschichte in einem urbanem Setting spielt, aber hier ein gewisser Zeitgeist mitschwingt, in dem es gerade um das Problem auch geht, dass wir eben bewusst von Mythenwesen umgeben sind. Die Lösung dabei ist ein Überlappen von Welten, die ansonsten strickt getrennt waren, aber jetzt und in dieser Gegend mit einem mal eine Einheit aufgezwungen bekommen. Wie das funktioniren soll, muss dieses Buch nicht streng Wissenschaftlich erklären, es bedient sich einer Art von magischem Wunder. Und dieser Aspekt des Wunderns ist es gerade, der die Gruppe jugendlicher Nerds als Protagonisten der Geschichte überzeugen lässt: Als Gruppe sind sie in dieser Konstellation und aufgrund ihres Hintergrundes bereit sich auf diese Wunder einzulassen. (Es gibt sogar im Buch immer wieder kleinere, versteckte Hinweise, welche Gründe für diese ansonsten eher kindliche Begeisterung für eine solche phantastische Welt aufzeigen.) Auf diese Weise ist ein solcher Ausbruch aus der Rationalität der Welt möglich und schafft dadurch nicht die ansonsten üblichen Probleme bei Geschichten dieser Art, wo häufig gerade bei einem urplötzlichen „Glauben“ der handelnden Figuren der s.g. „Sense of Wonder“ zeitweise überstrapaziert wird.
 Alles in Allem also eine sehr gut gemachter Auftakt für eine Trilogie, die zwar bei ein paar Stellen eventuell knarzt (Fionas Beweggründe sich ausgerechnet an dieses Außenseiter-Trio zu wenden, sind für mich so z.B. nicht vollkommen einleuchtend) allerdings kann man solche Sachen dann bis zu einem gewissen Grad doch noch akzeptieren.
 Übrigens muss ich noch hinzufügen, dass der „Sagenhafte Anhang“ am Ende noch ein zusätzliche sehr schöne Idee für jemanden ist, der weder mit der Eifel noch mit der dortigen Mythenwelt wirklich verbunden ist. Hier werden auf ein paar Seiten die einzelnen im Buch auftauchenden Mythenwesen und deren Hintergrund erklärt, genauso wie ein paar Hinweise gegeben werden, wo aus kreativen Gründen Umdeutungen Seitens der Autorin gemacht wurden.
 Insgesamt handelt es sich also um einen wirklich schönen Ansatz im Gesamtpaket, der, solange man sich a.) auf das Genre und b.) auf das Thema einlassen kann ein paar schöne Stunden Lesevergnügen bereiten kann.

Cover des Buches The Rising - Neue Hoffnung (ISBN: 9783939212911)

Bewertung zu "The Rising - Neue Hoffnung" von Felix A. Münter

The Rising - Neue Hoffnung
Orakelvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Wunderschöne Abenteuergeschichte in einer Welt, die gerade mal lange genug vor die Hunde gegangen ist, das man sich noch erinnert.
Auftaktroman in einer Welt, die sich noch nicht wieder auf die Beine stellen konnte.

Zugegeben: Mit dem Genre der Postapokalypse bewege ich mich gerade auf literarischem relativem Neuland. (In subjektiver Hinsicht, was meine persönliche, bisherige Leseerfahrungen anbelangt.) Halten wir also insofern einfach mal ein paar kurze Überlegungen fest: Postapocalypse beschreibt als Genre eine Welt die bereits in ihrer Vergangenheit eine Katastrophe erlebt hatte und dadurch einen fundamentalen Wandel erleiden musste, der die Gesellschaft in sich zusammenbrechen ließ. Die Menschheit existiert zwar weiterhin in dieser aus diesem Ereignis entstandenen Welt, kämpft aber mit dem nackten Überleben innerhalb der Trümmer der ehemaligen Zivilisation. (Innerhalb solcher Geschichten sind duchaus Themen wie Wiederaufbau oder aber aus der durch das Ereignis entstandenen Punkt X erwachsenen barbarischen Gesellschaften, die von z.B. von Warlords dominiert werden. Aber: Wir haben es bei solchen Geschichten weder mit dem Begriff der „Endzeit“ (der ohnehin ein sehr schwammiges Konstrukt ist, dass kaum mit Inhalt zu füllen ist) noch mit irgendetwas zu tun, dass auch nur am Rande mit dem Begriff „Dystopie“ zu tun hätte. (Dieser Begriff setzt zwar eine in der Zukunft gelegene, negative Gesellschaft ins zentrum der Erzählung, aber: Der Fokus einer solchen Narration liegt eindeutig in der Frage, wie es dazu kommt, dass eine solche Gesellschaft von allen Mitgliedern als positives Ergebnis getragen und Unterstützt wird.)

Der Roman „Neue Hoffnung“ von Felix A. Münter, der den Autakt für eine Reihe mit dem Namen „The Rising“ darstellt, ist eindeutig dem Genre der Postapokalypse zuzuordnen. Die Hintergrundwelt hat innerhalb ihrer Vergangenheit einen Moment erlebt, in dem der gesellschaftliche Zustand, der nur noch als „DAVOR“ bekannt ist, in den jetzigen Zustand, der als „DANACH“ bezeichnet wird sich gewandelt hat. Was genau passiert ist, kann mitlerweile niemand mehr genau erklären, fest steht aber, dass dieses Ereignis nicht länger als etwa 40-50 Jahre in der Vergangenheit liegen kann. Die Natur ist zu diesem Zeitpunkt dabei, die von der Menschheit in Anspruch genommene, domestizierte Fläche wieder für sich in Anspruch zu nehmen. Die Überlebende Menschheit lebt innerhalb der Ruinen der ehemaligen Zivilisation in kleinen Siedlungen oder schlägt sich anderweitig durch die Landschaft. (Wobei man eher von der Hand in den Mund lebt, als wirklich leben kann.) Folus der erzählung liegt in diesem Band auf den Erlebnissen von Eris, dem Anführer einer kleinen, vierköpfigen Söldnergruppe, die Außerdem aus der Scharfschützin Sal, dem Arzt Perry und dessem noch jungen Enkel Tyler besteht, welche davon lebt entweder durch die Lande zu ziehen und Handelskaravanen zu beschützen, oder wenn es harte Zeiten sind, selbige zu überfallen. Bei einem dieser Überfälle fällt ihnen ein Fragment aus der Zeit „DAVOR“ in die Hand in Form einiger mobiler Datenspeicher. Das seltsame dabei ist, dass diese Datenspeicher einen ungeheuren Wert zu besitzen scheinen, weil mehrere Interessengruppen an eben diesen rätselhafter Weise ein großer Interesse von der Art zeigen, für die man tötet, obwohl kein lebender Mensch mehr einen funktionierenden Computer seid Jahrzehnten in seinem Besitz mehr gesehen hat.

Prinzipiell ist diese Geschichte erst Einmal den modernen Abenteuerromanen zuzuordnen. D.H., dass hier eine spannende Geschichte erzählt wird, welche vereinzelte Macken haben kann, aber in ihren Grundzügen immer der Unterhaltung dient. Punktuell kommt dabei aber immer wieder die Frage auf, mit der sich gerade das Genre der Postapokalypse immer auseinandersetzen muss: Warum ist diese Welt vor die Hunde gegangen? Wieso sind die Menschen nicht mit Wiederaufbau beschäftigt? Und genau in diesem Punkt springt dann innerhalb der Geschichte ein immer wieder aufkommender, andeutungsweise sehr schöner, aber nicht ganz unstrittiger, kritischer Blick auf die globalisierte Welt des „DAVORS“. (Also unsere Gesellschaft.) Ich will aufgrund der Natur dieser Rezension als Rezension nicht zu viel verraten, aber: Wie uns die immer noch nagende Weltwirtschaftskrise angezeigt hat, handelt es sich um einen Dominoeffekt aus sehr komplizierten Monokulturen. Insgesamt aber rangt sich die Geschichte um die Jagdt nach einem McGuffin, der hier als „Datenträger“ bezeichnet wird und von einem Punkt a nach Punkt b transportiert werden soll. Dabei sind die Protagonisten, welche bestimmte Fuktionen innerhalb ihrer Gruppe erfüllen, noch nicht so sehr ausgearbeitet, wie sie es sein könnten, sondern wirken für den Augenblick noch innerhalb der Konstellation an Ereignissen als reagierende Masse, anstelle von aktiv handelnden Personen gefangen. (Da „Neue Hoffnung“ aber die erste Hälfte eines Zweiteilers darstellt, will ich in dem Bereich noch nicht so viel in diesen Umstand hinein deuten. Es kann noch einiges passieren.) Für den Augenblick wird innerhalb der Gruppe erst einmal eine Art „Status Quo“ erschaffen, in dem die Welt in ihrem Ist-Zustand aufgebaut wird, und die derzeitigen Beziehungen der einzelnen Gruppenmitglieder zueinander, sowie ihrer jeweiligen Vergangenheit miteinander und innerhalb dieser Welt in teilweise nur groben Strichen angedeutet wird. (Ein paar Fragen bleiben dabei offen, da sie aufgrund der Begrenzug von 338 Seiten noch nicht bis zum letzten Ausgeführt werden können. Und ein paar Rätsel müssen ja auch offen bleiben, da die Geschichte nicht mit den beiden bereits erschienenen Büchern zu Ende erzählt wurde.) Das eine Liebesbeziehung in dem Ganzen mit drinsteckt ist wohl irgendwo dem Klischee verschuldet. Es macht Sinn, solange es für das fortlaufende Drama von Bedeutung werden kann. Genauso wie aus dem Schüler-Mentoren-Verhältnis, dass zwischen Tyler und Perry bis jetzt angedeutet wird, noch eine stärkere Beziehung erwachsen kann. Unter diesen Umständen betrachtet überzeugt „Neue Hoffnung“ allein noch nicht, aber: Sollten die hier aufgebauten Andeutungen zufriedenstellend aufgelöst werden, kann aus der Geschichte als Ganzes noch eine sehr gute, Geschichte erwachsen, zumal der Schreibstil des Autors sehr flüssig zu lesen ist.

Fazit

Da es sich hierbei um die erste Hälfte eines Auftakts einer Geschichte handelt, die sich weiter aufbauen will, kann ich für den Augenblick noch keine Grundsätzliche Basiskritik bis ins letzte Detail verfassen. In sofern betrachten wir hier erst einmal ein paar Grundsätzliche Fragestellungen für den Anfang. Die da wären: Funktioniert die Geschichte? Baut sie die für den Anfang gesetzten Zielmerkmale halbwegs überzeugend auf? Wie überzeugend ist der „Settingrahmen“?
Unter diesen Grundlagen kann man sich nämlich durchaus eine Meinungsbildung fürs erste aufbauen. Wie ich schon festgestellt habe, bleibt die Geschichte erst einmal in der Tradition klassischer Abenteuerromane enthalten. Das heißt die Geschichte baut ein paar mutige Helden auf und erschafft ein paar miese, niederträchtige Bösewichte, welche als amoralische Übermacht dargestellt werden. In dieser Hinsicht ist sehr schnell klar, wer die Sympathieträger sind und wer die „Bösen“. (Passend ist dazu, dass die Geschichte in Amerika spielt, es fehlen insofern fast nur noch weiße und schwarze Hüte, um diesen optischen Hinweis noch zu vervollständigen.) Das ist der Punkt, warum die Charakterentwicklung noch ein wenig zu wünschen übrig lässt. Eigentlich sind wir innerhalb der phantastischen Literatur auch schon deutlich stärkere Grauzonen gewöhnt. Der Punkt dabei ist aber, dass für den Augenblick aber erst einmal wie gesagt ein gänzlich neues Setting in seinem Status Quo vorgestellt wird und daher mehr Wert auf die Ereignisse innerhalb dieser Welt, die das Geschehen selbst für den Augenblick bereiten, an dem die eigentliche Zielsetzung dieser Geschichte entsteht, aufbereitet werden. Insofern funktioniert „Neue Hoffnung“ für den Augenblick erst einmal, da man bereits erahnen kann, dass hier einiges Mehr noch passieren könnte, solange der zweite Band wirklich halten kann, was der erste verspricht. Schön ist dabei auch, dass mit einiger Mühe zumindest eine Erklärung geliefert wird, wie die Postapokalypse zu einem solchen Verfall führen konnte. (Wie gesagt: Das Genre selbst hat einen ganzen Haufen Skeptiker mittlerweile an den Start gebracht, die immer wieder darauf hinweisen, dass ein „Aufbaubemühen“, um alten Luxus wieder neu zu erschaffen, doch deutlich überzeugender sei.) Das unsere vom Blendwerk des Luxus geprägte Gesellschaft aber selbst das Problem ist, dass einen Wiederaufbau nicht ermöglicht, ist dabei meistens nicht im Gespräch. Insofern überzeugt dieses Setting erst einmal.
Ob das gesetzte Ziel der Geschichte selbst aber wirklich überzeugt kann ich für den Augenblick noch nicht sagen. Ich warte da wirklich lieber den zweiten Band ab, um ein endgültiges Urteil zu treffen.
Für den Augenblick bleibt aber festzuhalten: Sehr schöne, schnörkellose Abenteuergeschichte in einer verrottenden Welt, in der überleben das wichtigste Gut zu sein scheint. Das Setting hat genügend Farbe, um lebendig zu wirken, auch wenn die Protagonisten erst einmal noch zu sehr in ihrer Rolle feststecken. Dazu kommt noch ein angenehmer Schreibstil, der das lesen zu einer Freude macht. Insofern: Guter auftakt, aber mit einem noch zu fiesem Cliffhanger, um ein sinnvolles, endgültiges Urteil zu treffen.

Cover des Buches Drei Mal Leben (ISBN: 9783909081875)

Bewertung zu "Drei Mal Leben" von Yasmina Reza

Drei Mal Leben
Orakelvor 10 Jahren
Cover des Buches Tage des Schmerzes (ISBN: 9783939212478)

Bewertung zu "Tage des Schmerzes" von Andreas Schnell

Tage des Schmerzes
Orakelvor 10 Jahren
Cover des Buches Doctor Who - Rad aus Eis (ISBN: 9783864251955)

Bewertung zu "Doctor Who - Rad aus Eis" von Stephen Baxter

Doctor Who - Rad aus Eis
Orakelvor 10 Jahren
Cover des Buches Lang lebe die Nacht (ISBN: 9783867621908)

Bewertung zu "Lang lebe die Nacht" von Thilo Corzilius

Lang lebe die Nacht
Orakelvor 10 Jahren
Kurzmeinung: durchaus lohnenswerte, alternativhistorie, die mal nicht in den üblichen, ausgetretenen Pfaden der sonstigen Fantasy-Literatur wandelt.
Der 30 Jährige krieg wird von Magiern unterwandert.

"Fantasy geht immer." heißt es ja gerade was die phantastische Literatur in Deutschland anbelangt. Was dabei allerdings ein wenig untergeht, ist der Umstand, dass dieser Satz ein wenig relativiert werden muss. (Zumindest solange wir uns an den örtlichen Buchladen halten: Entweder handelt es sich um die zigte Abhandlung von EDO-Fantasy im Mittelaltergewand - wobei Elf, Dwarfs and Orks hier auch ausgeklammert werden können und stattdessen das Mittelalter regiert) oder aber es handelt sich im weitesten Sinne um Urban Fantasy mit Werwölfen, Vampire, Engeln, Meerjungfrauen und sonstigem, übernatürlichem Viehzeug... das dafür dann mit einer übernatürlich ausgeprägten Libido ausgeprägt ist und mit übernatürlich großen, primären Geschlechtsorganen männlicher Natur im dauererigierten Zustand nur darauf wartet über die nächste frigide Jungfrau in Nöten herzufallen und sie von den primären Nöten - dem Flachgelegt werden müssen - zu befreien.)

 Die Frage, die sich jetzt stellt ist also: Würde phantastische Literatur jenseits dieser beiden großen Margen überhaupt funktionieren? Zumindest scheint sich diese Frage Thilo Corzilius gestellt zu haben und hat eine Geschichte geschrieben, die jenseits dieser beiden genannten Extremen stattfindet: Im Deutschland des Jahres 1818.

 Ausganslage der ganze Erzählung, die 254 Seiten umfasst, ist ein Moment, wo sich ein geistig scheinbar zermürbter, alter Mann an einem Teich hockend mit einem Schwan unterhält.
 Und im Anschluss springt die gesamte Erzählung auf die drei Protagonisten Lucien, Hagen und Salander. Diese drei haben, jeder für sich betrachtet, spezielle Gründe, um sich in diesem chaotischen Preußen, das in der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen wieder zur Ordnung zurückzufinden versucht, gegen das Übernatǘrliche zu kämpfen.

 Zu dem Zeitpunkt der Handlung ruft sie ein Hilferuf des örtlichen Grafens von Eulenbach nach Leyen, wo seltsame Todesfälle sich in der letzten Zeit häuften, ohne das eine natürliche Erklärung dafür gefunden werden konnte.

 Was die drei Vorfinden, sind aber nicht nur Tote, sondern vielmehr ist die Ortschaft Leyen das Zentrum einer Menge seltsamer Ereignisse, die dazu führen, dass sich hier sprechende Tiere, Gestaltwandler und die Echos nur allzu menschlicher, finsterer Regungen zu einem Sturm zusammenbrauen, welcher nichts als Chaos und Vernichtung zu hinterlassen droht.

 Was also bietet diese Geschichte. Zuerst einmal, das sollte offensichtich sein, ein etwas anderes Setting, als das gewohnte. Prinzipiell geht dabei natürlich der Umstand, dass das unerwartete einen verstörenden Faktor für sich bietet, bei dem der Leser zumeist deutlich kritischer nach nicht überzeugenden Faktoren sucht... hier aber natürlich  nicht finden kann. Corzilius als Autor hat insofern zumidnest seine Hausaufgaben gemacht, dass er kein übermäßiges Auftreten von übernatürlichen Ereignissen schafft. Magie wird zwar als funktional vorhanden aufgestellt, aber: Ihr auftreten, das noch durch einen, wenn auch schon lange nicht mehr so stark vorhandenen, Aberglauben geprägt ist, wird als ungewöhnliches Ereigniss, denn als alltäglich auftretendes Moment beschrieben. Insofern ist der Schock und Terror, der sich hinter einem Todesgeiger verbergen kann, zumindest erklärbar. Und das Ungewöhnliche hinter einem derartigen Autreten bleibt erhalten. Und in diesem Sinne sind auch die jeweiligen Figuren zu deuten, solange man ihre jeweiligen Berührpunkte mit dem Übernatürlichen deutet. Jeder hat eine einmalige Geschichte zu erzählen, welche ihn mit entsprechenden Ereignisse in Kontakt gebracht hatte, die dafür sorgten, dass die drei in der erzählten Gegenwart ihrem Tätigkeitsfeld nachgehen. Gerade weil keiner von ihnen im Bereich der übernatürlichen Kontakte eine gewaltarme Erfahrung gemacht hatte.

 Würde man die Geschichte allerdings unter den stilistischen Mitteln bewerten wollen, so muss man hier von einem übernatürlichem Abenteuerroman reden. Die Figuren erinnern flüchtig in ihren Antriebsmotiven und Handlungsmethoden den einschlägigen Vorbildern, welche in diesem Genre anzutreffen waren. Ich meine damit nicht das in alten Abenteuerromanen all zu viel übernatürliches anzutreffen war. Viel mehr geht es mir hierbei darum, dass hier drei Eingeweihte mit speziellen Fähigkeiten und den dazugehörigem Hintergrundwissen in Ereignisse hineingeraten und Ziele verfolgen, die in ein jeweils positives Ende für alle beteiligten hinauslaufen wird. (Inklusive finsterer Geheimnisse, die aus einer dunklen Vergangenheit zu stammen scheinen.) In diesem Sinne fühlt man sich entfernt an die Erzählungen eines Alexander Dumas erinnert. (Nicht vollständig, aber die Anspekte sind da.)

 Fazit

 Funktioniert die Geschichte? Das ist ja gerade bei einem derartigen "alternate History with Goo"-Experiment immer sehr zentral zu betrachten.
 Das Problem bleibt auf jeden Fall bestehen: Wir haben hier mit einer, für den konventionellen Leser unvertraute Hintergrundwelt. Die klassische Leserschaft von mittelalterfantasy wir hier mit einem gewissen Maß an bürgerlichkeit Konfrontiert, das nicht zuletzt auch von dem bereits Verbreiteten Schießpulver geprägt ist. Insofern fehlt eine gewisse, romantisierte Betrachtung an Hygienemangel und Hungersnöten. (Ach ja: Und der Mangel an Pestausbrüchen darf natürlich auch nicht vergessen werden.) Insofern fehlt innerhalb dieses Szenarios natürlich der Ansatz zu den üblichen, gewohnten Klischees, welche fast schon so lieb gewonne zu sein scheinen. Diesen Tatsachen muss man sich als Leser bewusst sein, ehe man auf ein solche Buch zurückgreift.

 Wenn man aber mit klassischen Abenteuergeschichten etwas anfangen kann und sich eventuell für diese historische Phase interessiert, so bekommt man auf dem Weg die Möglichkeit, sich mit ein paar phantastischen Ansätzen einer anderen Art von Phatasie anzunähern, die eher in Richtung der urban Phantasie geht, aber nicht gleich auf Detektivstorys aufbaut. (Ich sage, dass es in die Richtung der urban Phantasie geht, weil hier deutlich mit dem zivilisatorischen Ansatz experimentiert wird, den die nicht pornografischen Geschichten dieses kontemporären Genres auszuloten versuchen, ohne direkt in der Gegenwart verwurzelt zu sein.)
 Dieser Punkt macht meiner Ansicht nach den Reiz der Geschichte aus. Der Versuch, die bereits bekannten Motive der phantastischen Subgenres in einem bisher nicht direkt damit verbundenen Zeitrahmen zu setzen, sorgt natürlich in seinem ungewohnten Ramen dafür, verschiedene Details neu und eventuell anders zu betrachten. Das Problem dabei ist aber auch, dass die entsprechenden Elemente zum Teil eben dermaßen vertraut sind, das man sie in dem neuen Ramen gerade weil er anders ist, als störend erachtet. (Und bekanntlich ist Geschmack das, was auf ewig zum Streit führen wird.)

 In diesem Sinne ist diese Geschichte einen Blick wert, jedoch müssen sich betroffene Leser der Tatsache stellen, dass sie eben nicht in ihrer Zeitsetting sich aufhalten.

Cover des Buches Vorübergehend tot (ISBN: 9783867620550)

Bewertung zu "Vorübergehend tot" von Charlaine Harris

Vorübergehend tot
Orakelvor 10 Jahren
Cover des Buches Fieberglasträume (ISBN: 9783943795400)

Bewertung zu "Fieberglasträume" von Matthias Falke

Fieberglasträume
Orakelvor 11 Jahren
Fieberglasträume. Kybernetische Kurzgeschichten

Cyberpunk. Abgesehen von einem Album von Billy Idol handelt es sich hierbei ja um ein Sub-Genre der Science Fiction, welche in den frühen 1980er Jahren mit der Neuromancertrilogie von William Gibson begründet und weitestgehend hinsichtlich seiner Tropes formuliert worden ist.

Grundlage dieses speziellen Genres ist dabei eine nahe gelegene Zukunft, in der sich zumeist wenige Konzerne in einer liberalen Marktwirtschaft in Reinkultur die Welt untereinander aufgeteilt haben. Das in dieser Welt das Individuum von gesellschaftlicher Seite keine Rolle spielt, sollte jedem bewusst sein. Das besondere des Cyberpunk-Genres ist dabei dann allerdings, dass es gerade seinen Blick auf das Individuum in einer solchen distopischen Zukunft wirft und dabei eine entsprechende Spekulation über das gelingen oder auch Misslingen des entsprechenden Einzellebens unter solchen Bedingungen aufgreift.

Wichtig dabei sind, dass die tragenden Elemente für eine solche Beachtung (auch wenn sie sich seid den 80ern zum Teil sehr verändert haben) eine überhöhte Selbstdarstellung der Modifikation und Perfektion des eigenen Körpers auf Chrombasis mit beinhält. Zusätzlich gehört auch noch die zweite Realität des Cyberspace ebenfalls von Anfang an dazu, welche von den damaligen Vorstellungen tatsächlich nicht nur die Idee einer Subkultur, sondern vielmehr einer zweiten, wahrnehmbaren Realität, die parallel zur wirklichen Welt existiert, darstellt.

Das alles wird dabei von dem Konzept des Anti-Helden getragen, der innerhalb einer graustufigen Welt die Wahl zwischen Pest und Cholera hat, um sein überleben zu sichern. Spätestens seit Mitte der 90er gilt gerade deswegen das komplette Konzept des Cyberpunks als Tod, da die während der 80er noch unvorstellbare Grausamkeit aus Ängsten und Chancenlosigkeit längst zur alltäglichen Realität geworden ist. Der Cyberspace ist das Internet eines SecondLives geworden. Und die Cyberdecks rauben in Armbanduhrenform zu tausenden im Bus einem den letzten Nerv, während sie Beethovens 9te Spielen, um Aufmerksamkeit ihres jeweiligen Controllers zu erlangen.


Fieberglasträume ist eine Kurzgeschichtensammlung von 2013, die Frank Hebben und Adre Skora herausgebracht haben, welche trotz dieser ganzen Bedingungen genau dieses Genre aufgreift und insgesamt fünfzehn Autoren versammelt, die ihre jeweilige Version dazu beitragen.


Gehen wir erstmal den optischen Aspekt an: Das Cover von Cristoph Jaszczuk zeigt eine Nackte vercyberte Frau, deren obere Kopfhälfte scheinbar gegen einen Cyberhelm ausgetauscht wurde, welche sich in kniender Haltung holographische Bildschirme überwacht. Unterhaltsam ist dabei der Rücken der Frau, da hier scheinbar die Informationen, die sonst durch die Rückenwirbel laufen, hier via Funkenschlag über einzelne Dioden wie bei einem Tessler-Generator übertragen werden. Das alles befindet sich auf einem Hintergrund mit verschiedenen, orangefarbenen Schattierungen. Die Nacktheit dieser Figur dürfte zwar – dank optischer HBO-Verseuchung – nur noch wenige Leute wirklich verstören, ist aber durchaus für das Genre des Cyberpunks immer noch auf gesonderte Weise ziemlich wichtig. (Hieran erkennt man wieder einmal die Instrumentalität, die letzten Endes alles innerhalb des Cyberpunk-Genres haben kann.)

Zusätzlich dazu sind nochmal weitere fünfzehn Illustrationen im Buch enthalten, welche stilistisch zwischen Graffiti-Comic und modernem Comicstil sich bewegen. Geschmacklich dürfte sich also um diese jeweiligen Farbtafeln am meisten gestritten werden.


Gehen wir jetzt also weg von den optischen Spielereien und wenden uns dem eigentlichen Inhalt zu, den einzelnen Geschichten.


Peter Hohmanns „Back to Basics“ ist das, was der Titel verspricht: Eine klassische Geschichte, welche um einen Konzernagenten dreht, der kurz vor Neujahr im Auftrag seines Chefs zum Babysitten abkommandiert wird. Kernthema dabei ist die übliche soziale Vereinsamung und der Widerspruch zwischen Onlinern und Offlinern.


Sven Köpplings „Kabelgott“ hat dabei als Thema die Welten der Onliner. Wobei hierbei weniger das offensichtliche Thema des Lebens in einem „Second Live“ das tragende Element ist, sondern mehr der Umgang mit den AGBs, die mittlerweile mit jedem Service im Internet verbunden sind. Die prägende Idee, die hierbei den Plot ausmacht ist dabei ein äußerst interessantes Spiel mit der Moral, die entspringt, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes seine Seele ohne mit der Wimper zu zucken verkauft. Allerdings liegt innerhalb des Plots gerade dabei aber auch das Problem mit dieser Geschichte verbunden: Der Sense of Wonder wird arg überstrapaziert, wenn die virtuelle Handlung aus der Interaktion mit den AGBs zu realen Folgen in der (fiktiven) tatsächlichen Welt führt.


Jens Ulrichs „Das Netzwerk“ greift die Idee der sozialen Vereinsamung innerhalb des Cyberpunkgenres auf und spielt damit, wenn es doch zur unberechenbaren Komponente der zwischenmenschlichen Beziehung kommen sollte.


Niklas Peineckes „Animatoo“ ist ein Spiel mit der Idee der beweglichen Bilder auf menschlicher Haut. In gewisser Weise wird hierbei eher sarkastisch mit der Idee gespielt, dass bewegte Bilder den Verstand umnebeln. Aber auch die alte, konservative Weisheit „Was nichts kostet, taugt auch nichts“ anders wiederbelebt. Ähnlich wie bei Kabelgott werden hier noch einmal die Alpträume neuer Technologien dargestellt, welche auch neue Gefahren offenbaren.


Andre Wieslers „Shogun und Sparkle-Schoko“ ist nocheinmal eine Reminiszenz an die Willkür mit der sich Teams innerhalb des Genres Cyberpunk bilden können. Jeder Grund ist meistens genausogut wie der Andere, aber meistens sind die Motive auf einige, wenige Grundsätze zu reduzieren: Geld, Überleben oder Rache.


Thorsten Küper greift in „Dementers Garden“ das vermutlich erfrischenste Konzept auf, um eine ziemlich coole Geschichte zu eröffnen: Man nehme die schlimmsten, morallosesten Wissenschaftler, sperre sie in ein einziges Laboratorium ein, aus dem sie niemals entkommen können und schaue was sie dabei anstellen. Das hierbei gerade Waffen entstehen, die am Ende dazu neigen sich zu verselbstständigen, sollte jedem bewusst sein. Genauso wie jedem bewusst sein sollte, was passiert, wenn solche Waffen in den bewussten Umlauf gebracht werden. Alles der Quote wegen.


In das „Gesetz der Zone“ beschreibt Michael Rösner einen kurzen Augenblick, in dem jemand von ganz Unten die Chance hat Rache nehmen zu können, an jemandem, der ganz Oben auf der Spitze der Konzernleitung hockt. Und wie dann trotzdem, Genre-Typisch, alles in die Binsen geht.


Frank Hebben und Christian Günther haben sich mit den beiden „Zeit der Asche“ Geschichten zusammengetan und beschreiben mit #Rheingold und #Hanse einen künstlich von einer Zitadelle heraufbeschworenen Konflikt zwischen zwei unterschiedlichen Parteien aus genetisch degenerierten Wesen in einer postapokalyptischen Zukunft. Diese beiden Geschichten sind vermutlich die Highlights dieses Bandes, weil sie einen sehr eigensinnigen Weg gehen. Das ganze wird durch eine abgehackte Erzählweise unterstrichen, in der jeder einzelne Satz für sich selbst betrachtet eine Art kurze Momentaufnahme ist. Als wäre die Aufmerksamkeit der jeweiligen „Protagonisten“ nur für Sekundenbruchteile jeweils vorhanden und würde daher nur die jeweilige Impression des Momentes wiedergeben.


„Mindswitch“ von Frank Werschke würde ich am ehesten als technologiebasierte Zombiecalypse-Geschichte umschreiben. Hierbei wird wieder einmal der kleine Hacker zum Opfer der Großen, weil er sich aufgrund seiner eigenen Arbeit als zu gefährlich für die Großen erwiesen hat, um am Leben zu bleiben, aber sein Verstand insgesamt zu ersetzbar ist, um ihn gerade eben nicht umzubringen. (Wie gesagt: Das Individuum in einer Cyberpunk-Gesellschaft spielt keine Rolle.)


Jan-Tobias Kitzel umschreibt in "Saints Glory die Notwendigkeiten von Brot und Spielen, welche seit den Römern bekannt sind. Das Cyberpunk-Genre lebt davon, dass gerade in seinen Welten die Stars der jeweiligen Zeit in absolut blutigen, illegalen Kämpfen geboren werden um Medienwirksam genutzt zu werden.


Peer Bieber bricht mit allen Traditionen in „Die drei Tage des Hiob“. Hier geht es eher um die Apokalypse der Gesellschaft, die sich auf bestimmten Fundamenten gebildet hat, indem mit nur einem einzigen, kleinem Detail wie einem Code alles umgestürzt wird. Und zeitgleich nutzt Bieber dabei verschiedene Ideen, die man eher der transhumanistischen Literatur zuordnen würden, wenn auch nur mit angedeuteten Versatzstücken.


Ingo Schulze feiert mit „Grenzkinder“ sein Debüt in diesem Buch. (Zumindest soweit man den Autorenbeschreibungen trauen darf.) Sein Plot ist der eines einsamen Schützen, der sich nach Jahre langer Vorbereitung schließlich auf den einsamen Fahrt der Rache begibt um eine alte Schuld zu sühnen. Das alles zwischen Rockerkriegen und dem Traum des ewigen Heavymetal-Festivals.


Bei David Grashoffs KALI fragt man sich beim Lesen hingegen, ob der Autor – so sehr ich seine Art Geschichten zu erzählen mag – wirklich in diesem Band gut aufgehoben ist. Grashoff verzichtet weitestgehend auf eine überproportionierte Darstellung von Technik, bis diese, subjektiv betrachtet, vollständig in den thematischen Hintergrund tritt und beschreibt eher eine einzelne Szene, die den direkten Augenblick der Rache eines Individuums darstellt, das gegen eine obskure Sekte vorgeht. Man bemerkt hierbei durchaus stark, dass es sich um die Geschichte eines Autoren handelt, der – zumindest mir – bislang eher im „Grusel und Horror“-Genre mit ernsteren Texten bekannt war. Das er darüber hinaus auch lustig kann spielt hierbei ja keine Rolle.


Michael K. Iwoleit beschäftigt sich in „Der Sturz“ schließlich mit den anderen Persönlichkeiten des Cyberpunk-Genres, wenn auch wieder eher im tranhumanistischem Sinne, möchte man meinen: Es geht um die KIs. Transhumanistisch möchte ich die Geschichte insoweit bezeichnen, weil die künstlichen Intelligenzen innerhalb dieser Geschichte als eigene Kultur beschrieben werden, welche erstmals mit den Menschen als ihren ursprünglichen Schöpfern in Kontakt tritt um ein Beisammenleben zu verhandeln. Die Geschichte beschreibt den mühsamen Weg des Botschafters dieser KI-Kultur, wie er nach einem Treppensturz eben diese wieder hinaufkrabbelt und die einzelnen Erinnerungen, welche über seine Gliedmaßen fragmentarisch verteilt sind, wieder zusammenklaubt, während er seinen eigenen Avatarkörper Stück für Stück Symbolhaft wieder zusammensetzt. Durchaus eine sehr schöne Geschichte mit einem fiesen Plott der Marke „Ich-weiß-das-du-weißt-das-ich-weiß“.


Fazit


Grundsätzlich muss man wohl die Problematik des Cyberpunk-Genres weiterhin offen halten: Wir erleben des Cyberpunk in seiner schlimmsten Variante mit all seinen Tropes gerade selber. Uns fehlt zwar der blitzende Chrom, aber dafür hantieren wir mit anderen Dingen herum, die diesen nicht minder ersetzen. Macht es also Sinn Geschichten in diesem Genre zu verfassen? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten.

Fieberglasträume erfindet in diesem Bereich sicherlich nicht das Rad neu und hier werden in den einzelnen Positionen nur bedingt gewisse Spekulationen zu unserem Leben in der technologisierten Welt beschrieben. Unterhalten kann der Band mit seinem Spiel der bereits bekannten Tropes natürlich trotzdem.

Womit wir dann natürlich beim zentralsten Problem eines solchen Bandes angekommen sind: Eine Kurzgeschichtensammlung wie diese, welche verschiedene Autoren unter einem Banner vereint ist immer von durchwachsener Qualität verbunden. Das stellt man natürlich auch bei Fieberglasträume erneut fest. Die einen Autoren schreiben direkt nur zur reinen Unterhaltung. Andere experimentieren mit Sprache herum und versuchen auf diese Weise für den Leser eine besondere Erfahrung zu verschaffen. Und wiederum andere machen sich wirklich Gedanken, wie man eventuell doch noch dem ganzen etwas neues abgewinnen kann. Das macht den Band nicht schlecht, sorgt aber natürlich dafür, dass niemand vollständig zufrieden mit dem Gesamtwerk sein wird. (Und ich weiß, dass gerade ich im Science Fiction-Bereich mittlerweile ein ziemlich mäkeliger Leser geworden bin.) Man muss diesen Band also solche Sammelbände immer als Einladung begreifen: Lerne verschiedene Autoren kennen und halte nach denen, die dir besonders gefallen haben, anschließend die Augen offen.

Unter diesem Blickwinkel betrachtet lohnt sich gerade Fieberglasträume besonders, weil man hier einige sehr interessante, nicht aus einem Guss wirkende Positionen vorfindet, die sich jeweils sehr stark unterscheiden und voneinander abheben. Daher kann ich zumindest für meinen Teil nicht sagen: Das ist absolut gut oder absolut schlecht. Es entspricht den Erwartungen und bietet auf jeden Fall einige gute Anregungen für die weitere Lektüresuche. (So die entsprechenden Autoren denn anderweitig auch noch veröffentlicht haben, was ja gerade bei Ingo Schulze eher schwierig ist, der sich ansonsten ja nur im Rollenspielsektor bislang herumgetummelt hat.)

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