Um eines gleich klar zu machen, Ausgebrannt ist weder Krimi noch Thriller. An anderer Stelle wurde es mit American Psycho verglichen und das passt perfekt. Wer mit dem Buch nichts anfangen konnte, der wird auch hier nicht glücklich. Man könnte auch sagen, wen Autoren wie Niven und Welsh eher langweilen, der brauch hier nicht reingucken. Hier wird darauf verzichtet mit typischen Stilmitteln Spannung aufzubauen und damit vom Kern abzulenken. Es geht hier (wie bei American Psycho eben) eher darum das Charakterprofil eines Psychopathen zu erstellen und den Leser die Welt durch seine Augen erleben zu lassen. Dass es dabei brutal und obszön zugeht versteht sich von selbst, ist ja Satire auf die moderne Welt.
Den namenlosen Hauptdarsteller kann man als eine Mischung aus Patrick Bateman und Tyler Durden bezeichnen, allerdings gestaltet Nowak seine Figur und ihre Welt alltäglicher und realistischer.
Was Ausgebrannt anders macht als sein großes Vorbild American Psycho, ist die wesentlich schnellere Story, viele Stilmittel sind zwar ähnlich, aber es driftet nie ins langatmige ab.
Sex und Gewalt dürften einigen zu viel sein, aber der Einsatz ist hier ganz interessant. Beides steigert sich mit der Entschlossenheit des Hauptdarstellers und dient damit irgendwie richtig der Geschichte. Außerdem benutzt der Autor beides auch auf eine Art romantische Weise um die alternative Liebesgeschichte zwischen den persönlichkeitsgestörten Figuren zu entwickeln. Sie handeln und fühlen nicht wie normale Menschen und gestalten ihre Freizeit so, dass es für sie Sinn macht.
Wirklich interessant aber definitiv keine leichte Kost oder schnelle, einfache Unterhaltung.
PalahniukFan
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Rezensionen und Bewertungen
Welsh bringt uns einen seiner besten Charaktere "Juice Terry" zurück und schickt ihn auf einen irrwitzigen, aber durchaus plausiblen, Rodeoritt. Bis zum Ende gibt es Storywendungen, die man nie erwartet hätte, man muss lachen, man ist sprachlos oder einfach erschrocken.
Der Beste Welsh seit langem!
Das hier ist eine verrückte Wundertüte, ein kleiner Genrebastard, der sich schwer kategorisieren lässt. Satire ist es immer, dann aber schlagen die Geschichten unterschiedliche Richtungen ein, mal schwarze Komödie, dann ein wenig Thriller, Horror, Erotik und Bizarro. Das Nachwort empfiehlt sich besonders zu lesen, da jede Story noch einmal erläutert wird und dadurch in einem anderen Licht erscheint.
ABER ACHTUNG!!! Hier gibt es eine gehörige Dosis an Gewalt und Sex, wer das nicht lesen will, der macht lieber einen großen Bogen um Jingle Bowels (und überschlägt besonders Furries). Wobei, wenn ich ehrlich bin, gibt es nur wenige wirklich extrem brutale Szenen, es ist eher die Art wie der Autor seine Figuren aufbaut, einem sympatisch macht und sie dann ein grausames Schicksal erleiden lässt, das einem als Leser richtig weh tut. Das ist glaube ich die Stärke dieser Anthologie, diese Mischung aus Lachen und Schock, wie eine Gefühlsachterbahn. Verrückt!
Mir gefallen eigentlich alle von Chucks Arbeiten, diese Anthologie bildet da keine Ausnahme, sie ist ein weiteres tolles Beispiel für seinen verdrehten, pechschwarzen Humor. Wie immer sollten zartbesaitete Leser und die, die nach üblicher Thriller und Krimiunterhaltung suchen, einen Bogen um das Buch machen. Mord, sodomie, alles ist dabei. Vergessen darf man aber nie, dass es sich immer um Satire und Sozialkritik handelt und unter diesem Gesichtspunkt muss man die Geschichten auch bewerten, hier wird nichts verherrlicht.
Alle Fight Club und Tyler Durden Fans werden sich freuen, hier eine Art Prequel zu bekommen, das sogar in Deutschland (Hamburg/Herbertstraße) spielt. Nebenbei gibt es eine Fabel (Ja, mit Tierchen) die sich in kleinen Stories durch das Buch zieht.
Warum also keine 5 Sterne?
Nun, im Vergleich zu Chucks erster Anthologie "Die Kolonie", ist diese hier einfach ein wenig schwächer. Bei den Geschichten gibt es doch ein paar Ausfälle, keine ist wirklich schlecht, aber nicht jede schlägt voll ein. Außerdem habe ich nebenbei Jingle Bowels gelesen und da sind die Stories irgendwie frischer, schärfer und provokanter.