Papierverzaubert
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Bewertung zu "Auf Erden sind wir kurz grandios" von Ocean Vuong
Ocean Vuong beschreibt in seinem Roman "Auf Erden sind wir kurz grandios" einige dunkle bzw. schwierige Kapitel seines bisherigen Lebens.
Er richtet sich an seine Mutter und schreibt ihr einen endlos langen Brief, obwohl sie nicht lesen kann. Er erinnert sich an seine Jahre als Kind, als er ihrer Gewalt ausgesetzt war, weil sie schwer traumatisiert durch den Krieg, offensichtlich nicht anders konnte als ihn zu schlagen.
"Du bist eine Mutter, Ma. Und du bist ein Monster. Aber das bin ich auch - weshalb ich mich nicht von dir abwenden kann. Weshalb ich Gottes einsamste Schöpfung genommen und dich hineingesetzt habe."
Später wandern sie in die USA aus, wo er es als Sohn eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens, auch nicht leicht hat. Er erinnert sich an sein Leben dort und wie er im Nagelstudio seiner Mutter aufwuchs, als Mensch niederer Herkunft. An harte Arbeit und Ausgrenzung.
Außerdem erinnert er sich an seine erste Liebe zu einem anderen Jungen, die ihn ebenfalls einschneidend geprägt hat.
Ocean Vuong schreibt in einer unglaublich schönen poetischen Sprache. Ich habe bereits beim Lesen gedacht, dass ich dieses Buch noch einmal lesen muss, wenn ich damit fertig bin. Er schreibt zart und weich und deshalb wirkt die Beschreibung um so brutaler, wenn er in einem einzigen Satz beschreibt, wie ihn seine Mutter verprügelt hat. Es halt nach.
Mir hat es sehr gut gefallen dieses Buch zu lesen. Man muss sich die Zeit nehmen und auf bildhafte lyrische Sprache stehen. Dann ist es ein Genuss.
Schon Im Mai las ich dieses Buch.
Anfangs störte es mich ein wenig, dass die wörtliche Rede fehlt, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Das Buch hat mich gefesselt und schockiert! Ich habe mich immer wieder gefragt, ob jeder Mensch sein Gewissen verliert, wenn sein Leben in Gefahr ist.
Was spielt noch eine Rolle, wenn es ums nackte Überleben geht? Schaltet man seine Gefühle aus und handelt dann nur instinktiv?
Ich glaube, dass man es nicht wissen kann , bevor man in eine vergleichbare Situation gerät.
Zitat: `Die Angst hat das Allerwichtigste zerstört: ihre Gefühle, ihre Menschlichkeit. Völlig bloß steht sie da, besessen einzig von dem Drang zu überleben, nicht anders als irgendeins der Tiere, die sie täglich sieht.`
Es scheint, dass sich das Gewissen nur dann meldet, wenn unser Leben nicht in Gefahr ist, also nur in der Zivilisation?
Aber auch in der sogenannten Zivilisation, hat man nicht unbedingt ein Gewissen, wenn man sensationslüsternder Journalist ist. Das wird im zweiten Teil des Buches deutlich.
Erschreckend wozu Menschen fähig sind.
Man denkt noch lange darüber nach.
In diesem gesellschaftskritischen Buch erzählt Dimitri Verhulst von seiner Zeit in einem Kinderheim. Es ist wahnsinnig traurig und berührend, wie die Seele kleiner Kinder zerstört wird, weil sie unerwünscht sind und genau das zu spüren bekommen. Oft sind sie dann als Erwachsene unfähig zu lieben bzw. Liebe zu geben, weil sie selbst keine erfahren haben.
Zwei ehemalige Heimkinder töten ihre eigenen Kinder, so gefühllos und kalt, dass mir der Atem stockte:
Zitat: `Ich wusste nicht viel, aber eins wusste ich: Meine Kinder würden sie nicht in ein Heim stecken. Nur über meine Leiche. Also was sollten wir tun? Wir haben unsere Kinder kaputt gemacht. Zu ihrem eigenen Besten.`
Bewertung zu "Die Geschichte der Bienen" von Maja Lunde
Das Buch hat mir gut gefallen. Man erfährt etwas über Bienen, aber es geht auch um Mütter und Väter und darum was sie sich für ihren Nachwuchs wünschen bzw. was sie von ihm erwarten. Außerdem muss uns klar werden, dass wir die Natur nicht unentwegt ausbeuten können. Irgendwann müssen wir mit den Konsequenzen unserer Handlungen leben.
Zitat: `Es ging um Wissen. Darum wider den eigenen Instinkt zu handeln, wenn man es besser wusste, dann um in der Natur und mit der Natur zu leben, müssen wir uns von der eigenen Natur entfernen. Und es ging um den Wert der Bildung: der eigenen Natur zu trotzen.`
Hierzu empfehle ich auch die Dokumentation `More than Honey` denn das was im Buch erst im Jahr 2098 passiert (Handbestäubung der Obstbäume), ist eigentlich heute schon Realität.