Kurzmeinung: Diese wichtige Lektüre macht nicht Lebensweise, kann aber hilfreiche und tröstliche Denkanstöße geben.
Hilfreiche und tröstliche Denkanstöße
Als frühere Spitalsärztin mit schockierenden Grenzerfahrungen stellt Bernadette die brennende Frage: Wie nützt du deine kurze Lebenszeit in Todesnähe? Mit eindringlichem Röntgenblick und empathischem Feingefühl werden Lebensabschnitte dreier Geschwister erzählt und reflektiert. Gefangen in den Zwängen ihres Familiensystems suchen diese nach der Sinnhaftigkeit ihrer ungelösten Probleme angesichts ständiger Lebensbedrohungen. Mühsam finden sie zu Entscheidungsfreude und stimmigen Einsichten.
Mit meisterlicher Ausdruckskraft und urweiblicher Vernetzungskunst entwirft die Autorin sehr lebensechte Psychogramme, sodass der Leser darin sein ähnliches Schicksal erkennen kann. Die permanente Lust an Psychodramen und bisweilen arge Schocktherapie durch das brutal offene Benennen intimer Erotik und medizinischen Ekels mag kranke oder sehr sensible Leserinnen verstören, aber mehr Humor würde wohl nicht zur sehr ersthaften Todesthematik passen. Diese wichtige Lektüre macht nicht Lebensweise, kann aber hilfreiche und tröstliche Denkanstöße geben.