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PearlQ19

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Cover des Buches Pendo (ISBN: 9783981367287)

Bewertung zu "Pendo" von Irena Berger

Pendo
PearlQ19vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ansprechend beschriebene Heldenreise eines sympathischen Protagonisten durch eine fremde und manchmal gar nicht so fremde Welt.
Ruhige Genremix-Fantasy mit philosophischen Untertönen

"Pendo" von Irena Berger erschien 2015 im Eagle Books Verlag in der Edition Heldenreise. Bei der "Heldenreise" handelt es sich um ein mehrtägiges Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung, entworfen von dem Gestalttherapeuten Paul Rebillot. Die Bücher der Edition Heldenreise greifen im Sinne dieses Seminars die persönliche Entwicklung des Helden auf, der durch eben eine solche Heldenreise nach klassischen Mustern heranreift und sich Gefahren von außen sowie den eigenen Dämonen stellt.

Der 759 Seiten starke Roman "Pendo" spielt auf dem kleinen Planeten Murta. Pendo lautet der Name der Hauptfigur, ein neunzehnjähriger Junge vom Volk der Dyami, der zu Anfang des Romans eine Art Inititiationsritual durchlaufen soll: einen wilden Yagura, eine Raubkatze, zähmen und reiten und somit zu einem vollwertigen Mitglied seines Volkes werden. Doch Pendo weigert sich im letzten Moment und sichert sich durch dieses vermeintliche Versagen den Spott seiner Altersgenossen. Nur sein bester Freund Nikan hält zu ihm und auch mit Nayeli, die er schon lange heimlich liebt, entspinnt sich eine Freundschaft.
Dann jedoch geschehen seltsame Dinge in dem Dorf der Dyami, und Pendo erfährt von dem Dorfältesten, was vor vielen Jahren geschah und weshalb die Dyami seitdem in Angst vor der Dunkelheit leben. Seltsame Vorzeichen erscheinen, ein unheimliches Unwetter zerstört das Dorf, und nur Pendo und Nikan verstehen die Zusammenhänge. Dann wird Nayeli als Verräterin beschuldigt, und Pendo nimmt indirekt die Schuld auf sich, indem er mit Nikan zusammen das Dorf verlässt und sich auf eine gefahrvolle (Helden-)Reise begibt, um die dunkle Bedrohung aus der Vergangenheit ausfindig zu machen und zu besiegen.

Die gute Nachricht zuerst: "Pendo" ist ansprechend und flott geschrieben. Die Geschichte und die Welt, in der sie spielt, sind mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet und unter dem Ganzen liegt ein nachdenklicher, fast philosophischer Unterton. Die Handlung schreitet im genau richtigen Tempo voran, die Charaktere sind sehr lebendig und liebevoll gezeichnet, und es sind durchaus originelle Ansätze vorhanden, die das eine oder andere gängige Klischee erfolgreich vermeiden. Auch das Ende ist rundum zufriedenstellend. Das eine oder andere Logikloch ist zwar vorhanden, hat mich aber nicht über Gebühr gestört.

Kritikpunkte gibt es eher auf der "technischen" Seite: Sicher handelt es sich hier nicht um ein großes Verlagshaus, aber dennoch sollte man meinen, dass sich auch ein kleiner Verlag einen guten Lektor leisten kann. Hier wimmelt es aber noch vor Tippfehlern (bezeichnenderweise größtenteils solche, die eine automatische Rechtschreibprüfung nicht erfasst) und vor allem Interpunktionsfehlern: Kommas sind falsch oder gar nicht und Bindestriche sehr irreführend und inkonsistent gesetzt. Da der Schreibstil und der Umgang mit der Sprache durchaus vermuten lassen, dass die Autorin sprachlich fit ist (z. B. die richtige Verwendung von "scheinbar" und "anscheinend", was heute leider nicht mehr selbstverständlich ist), drängt sich mir hier der Verdacht auf, dass beim Lektorat verschlimmbessert wurde, und zwar so häufig, dass es wirklich unangenehm auffällt (niemand stört sich an ein, zwei Tippfehlern und drei falschen Kommas alle 30 Seiten). Das ist schade, da es eigentlich vermeidbar gewesen wäre, ist aber andererseits auch ein Manko, das sicher nicht jeden Leser in dem gleichen Maße stört wie mich (Berufskrankheit).
Das andere "Problem", das ich mit dem Roman habe (und da jammere ich schon auf recht hohem Niveau) ist die teilweise schwer einzuordnende Genrezugehörigkeit. Dem Ton und der ganzen Thematik nach ist es ein Fantasyroman. Jedoch bringt die Tatsache, dass die Geschichte auf einem fernen Planeten spielt (und die Charaktere sich dessen auch bewusst sind) einen Hauch von Science Fiction hinein, der aber nie so wirklich ausgebaut wird. Für Fantasy ist es dann wiederum teilweise sehr bodenständig und modern, mit Tageszeitung, Polizei und politischen Parteien. Auf der anderen Seite gibt es verschiedenartige Völker, exotische Reittiere, übernatürliche Fähigkeiten, Jäger und Sammler, Postvögel und dämonenartige Wesen sowie fantasievolle Namen, die manchmal fernöstlich, manchmal afrikanisch, manchmal auch ganz anders anmuten.

Dieser Genremix ist aber gleichzeitig auch ein Pluspunkt, denn so hebt sich "Pendo" durchaus vom Einheitsbrei ab. Es ist ohnehin auch ein Punkt, der sicher nicht jeden Leser stören wird – Genrepuristen aber sicher schon.

Empfehlen kann ich "Pendo" dennoch bedenkenlos. Es ist eine schöne, runde Sache und eine Art Roman, die man heute nicht mehr allzu oft antrifft: er ist weder episch noch reißerisch, keine Trilogie und kein 1500-Seiten-Monstrum, sondern einfach eine Geschichte, die sich auf das Wesentliche konzentriert: die Reise ihres Helden.

Diese Rezension ist auch auf Goodreads und auf Amazon zu finden.

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