Klappentext
"Julius hat grad geschrieben, ja. Heut Abend Party Grenzallee. Könnten auch bei ihm vorsaufen", sagt Gino.
"Hört sich doch jut an, oder? Lass da auf jeden Fall hingehen. Trinken, paar Bitches umschießen. Is doch geil." Sanchez grinst.
Ich zucke mit den Schultern. "Die Partys da sind 'ne Katastrophe. Ich kann dir jetz schon sagen, wie das wird: Wir kommen um zehn, es läuft scheiß Radiomusik, alle saufen, haben gute Laune für ein, zwei Stunden. Spätestens halb eins wird Aggro angemacht, alle Jungs rasten aus, die Mädels gehen, und dann reiten irgendwelche Kanaken ein, schlagen alle, klauen den Suff und verpissen sich wieder." "Locooo, was'n dit für 'ne Erklärung? Dann bleiben wa halt bis halb eins, schnappen uns paar Putas und machen woanders weiter!" Sanchez rudert mit den Armen.
"Asere, heut is Freitag. Wir gehen auf jeden Fall da hin!"
Meine Meinung..
Vorab muss ich sagen, dass ich mir das Buch gekauft habe, weil ich Felix Lobrecht super lustig finde und das Buch zufällig in Berlin beim Durchstöbern eines Buchladens gefunden habe.
Erwartet habe ich nicht sonderlich viel, nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen habe.
Es dreht sich alles um den Jungen Lukas und seine Freunde. Der Schauplatz befindet sich in der Gropiusstadt in Berlin Neukölln. Plattenbau Deluxe. Schön ist es da nicht, aber leben kann man dort wohl.
Man kann sich also ungefähr vorstellen worum es geht, sobald man weiß, wo die Jungs leben und sich herumtreiben. Es geht um Jugendliche die nicht wirklich etwas vernünftiges mit ihrem Leben anzufangen wissen, in nicht unbedingt guten Familienverhältnissen leben und somit relativ viel Scheiße bauen. Wenn man es mal auf gut Deutsch ausdrückt.
Das Buch an sich fand ich nicht schlecht, der Schreibstil war angenehm, teilweise lustig und ironisch aber auch dramatisch und hat zum Denken angeregt, wenn man weiß, dass sich einige Dinge im Leben wirklich so abspielen. Gewalt und Rassismus waren ganz vorne mit dabei. Der Rassismus richtet sich in dem Fall aber auch gegen Deutsche.
Man kann das Buch schnell weg lesen und ist grundsätzlich auch nicht unbedingt gelangweilt, auch wenn man anhand der relativ einfachen Geschichte zunächst davon ausgehen könnte.
Ich für meinen Teil hab mir zumindest nicht einmal gewünscht, dass das Buch endlich spannender werden sollte oder endlich vorbei ist.
Wenn man sich auf die Figuren und den sehr schrägen Jugend-Sprachstil einlässt, ist das Buch eigentlich nach ein paar mühsamen Seiten so aufgebaut und geschrieben, dass man wirklich wissen möchte wie es weitergeht und was noch aus den Jungs wird. Man ist sauer, wenn sie sauer sind und man denkt über die dummen Ideen nach und hat teilweise gleichzeitig mit den Protagonisten das Gefühl, dass die dummen Ideen irgendwie gar nicht so dämlich sind.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich ein weniger gut geschriebenes Buch erwartet habe. Die Geschichte fand ich rundum gut, das einzige was mich wirklich genervt hat war die wie oben bereits erwähnte Sprache der Jungs. Da hab ich mich manchmal gefragt, ob es tatsächlich Kinder/Jugendliche gibt die so reden, oder ob man die Jugendsprache nur dramatisiert und ausgeschmückt hat. Aber irgendwie passt der Sprachstil auch zum Rest.
Wenn man Berlin und vor allem die Gegend um Gropiusstadt kennt, denkt man sich nicht viel dabei und die Dinge, die in dem Buch passieren kommen einem recht "normal" und besonders sehr realitätsnah vor. Der Schockmoment, wenn dieser denn in irgendeiner Weise geplant war, bleibt aus. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass ich mich besser in die Welt einfinden konnte, dadurch dass mir das nicht ganz fremd war.
Sollte man vom Dorf kommen, niemals in Berlin gewesen sein und schon gar nicht in Neukölln bzw. Gropiusstadt, könnte man evtl. denken, dass das alles nur erfunden ist. Na ja, und wenn man keinen Fernseher oder Internet hat. Ich kann nicht darüber urteilen, wie Menschen darüber denken, die dem körperlich so fern sind. Aber ungefähr so stelle ich mir das vor.
Meiner Meinung nach ist das Buch somit für jeden geeignet, der Bücher nicht schnell aufgibt und vor allem sprachlich eine höhere Toleranzgrenze hat.
Man sollte, nur weil Felix Lobrecht hauptsächlich Comedian ist, nicht mit einem super lustigen Buch rechnen. Denn das ist es nicht, zumindest nicht hauptsächlich.