Großartiges Buch! Ich habs in einem Zug gelesen, es entwickelt einen unglaublichen Sog. Dabei ist es komisch, pervers, ironisch und tragisch - alles in einem. Der Plott ist so abgefahren, dass man früher oder später auf den Trichter kommt: Hier geht es nicht darum, immer weiter den dargebotenen Bildern zu folgen, sondern der Autor will, dass man hinter die Kulissen schaut. Und dahinter lauern unangenehme Fragen: Welche geheime Verbindung gibt es zwischen der Gewalt der Nazis und der sexuellen Revolution der 68er? Warum dringt die Pornographie immer weiter in die Mitte der Gesellschaft vor? Kann es sein, dass sie eine Art und Weise ist, wie wir jene Gewalt verarbeiten, die im 3. Reich alltäglich war? Und wie hängen die Lebenslügen unserer Großeltern mit unserer Lebensuntüchtigkeit zusammen? Kann es sein, dass die Leichen im Keller von Generation zu Generation weitergereicht werden, ohne dass wir uns dessen bewusst sind? Dabei muss dem Roman hoch angerechnet werden, dass er nicht so bierernst daherkommt, wie das normalerweise bei einer so deutschen Thematik der Fall ist. Im Gegenteil: Gerade die Beiläufigkeit, gerade die allgegenwärtige Ironie macht es möglich, dass Lesevergnügen und Nachdenken einander nicht ausschließen, sondern sich gegenseitig ermöglichen. Sehr empfehlenswert!
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Quilates
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Rezension zu "Mein Leben in Aspik" von Steven Uhly
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