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Raeubertocht3r

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Cover des Buches Kontur eines Lebens (ISBN: 9783832168186)

Bewertung zu "Kontur eines Lebens" von Jaap Robben

Kontur eines Lebens
Raeubertocht3rvor 9 Monaten
Kurzmeinung: Für alle mit Faible für realistische, lebensnahe Geschichten ohne Kitsch und Verklärung und die Zeit der 50er/60er Jahre.
Schon lange wurde ich nicht mehr so berührt ...

... wie von Frieda, der Protagonistin des Buches.
Mit ihren 81 Jahren ist Frieda nicht mehr ganz fit und wurde von ihrem wesentlich rüstigeren Mann Louis umsorgt, umso unerwarteter kam sein plötzlicher Tod. Weil sie nicht mehr alleine in der Wohnung bleiben kann, zieht sie in ein Heim um, während ihr Sohn Tobias beginnt, die Wohnung, die seine Eltern 50 Jahre lang bewohnt haben, auszuräumen.
Körperlich mag Frieda nicht mehr auf der Höhe sein, dafür geistig umso mehr – und ihre Sturheit ist äußerst lebendig. Während sie sich schwer tut mit dem neuen Lebensabschnitt im Heim, beginnt sie, sich an früher zu erinnern, die Zeit, bevor sie ihren Mann kennen lernte – und denkt an den verheirateten Otto, mit dem sie eine Affäre hatte und von dem sie Anfang der 60er schwanger wurde.

Jaap Robben schafft es, sich so sehr in seine Protagonistin hinein zu versetzen, dass es mir schwer fiel zu glauben, dass ein Mann diesen Charakter geschrieben hat. Vor allem die Passagen, die von der Geburt und der Zeit danach handeln, sind so aufwühlend, so schmerzhaft realistisch beschrieben, dass ich mit Frieda mitgelitten habe.
Doch auch die anderen Charaktere zeichnet der Autor feinfühlig und detailliert (bis hin zu den "Tattoo-Ärmeln" von Friedas Pfleger), hier gibt es keine Allgemeinplätze oder platten Beschreibungen.

Ja, schon lange hat mich keine Protagonistin – noch dazu eine, deren Lebensrealität ich so gar nicht teile – so sehr berührt wie Frieda. Sie ist in jungen Jahren ungestüm, stur, manchmal egoistisch, lebensfroh und eingesperrt in den Grenzen und im Korsett der Gesellschaft, die ihr als junger Frau eine bestimmte Rolle zugesteht, die Frieda aber nicht so recht passen mag, weil sie so viel mehr ist.
Besonders berührt hat mich ihre Geschichte vielleicht auch, weil ich die Parallelen zu meiner eigenen Großmutter sah, die immer wieder davon erzählte, wie es damals war, als alleinerziehende Mutter, als unehelich schwanger gewordene Frau, die in eine Ehe gedrängt wurde. Frieda ist also nicht nur eine Romanfigur, sondern steht stellvertretend für so viele andere Frauen, die genau das in den 50er und 60er Jahren erlebt haben (was der Autor dann auch noch in einem beigelegten Brief an die Leser:innen schildert).


Wer also ein Faible für realistische, lebensnahe Geschichten ohne Kitsch und Verklärung und die Zeit der 50er/60er Jahre hat, dem sei das Buch dringend ans Herz gelegt.
Ich jedenfalls flog nur so über die Seiten und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen – und hoffe, dass noch weitere Bücher des Autors ins Deutsche übersetzt werden.

Cover des Buches Über Leben in der Klimakrise (ISBN: 9783548068053)

Bewertung zu "Über Leben in der Klimakrise" von Milena Glimbovski

Über Leben in der Klimakrise
Raeubertocht3rvor 9 Monaten
Kurzmeinung: Die Klimakrise – persönlich und fundiert
Die Klimakrise – persönlich und fundiert

Milena Glimbovskis Wirken verfolge ich nun schon seit Jahren, habe auch ihr Buch "Ohne Wenn und Abfall" verschlungen, und mich sehr gefreut, dass sie ein Buch zur Klimakrise veröffentlicht. Ich beschäftige mich auch intensiver mit diesem Thema – was wir alle eigentlich sollten, weil es uns ja alle betrifft! – und habe schon einiges dazu gelesen. Dennoch habe ich durch "Über Leben in der Klimakrise" noch so einiges dazulernen können und das ist für mich die größte Bereicherung, wenn ich solche Bücher lese.

In einem breit aufgestellten Rundum-Schlag behandelt Milena Glimbovski alle wichtigen Themen, die ihren Anteil an der Klimakrise haben (allein das Thema Verkehr kam mir – aus persönlichem Interesse – etwas zu kurz dabei weg). Ihr gelingt es, persönliche Erfahrungen, Ängste, Erlebnisse mit Fakten zu vermischen, sodass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, entweder einen vollkommen unfundierten Erlebnisbericht oder eine staubtrockene Abhandlung vor mir zu haben.

Beim Lesen habe ich gespürt, wie sehr die Autorin das Thema selbst umtreibt, so sehr, dass sie sich an Orte begibt, wo sie Menschen trifft, von denen sie selbst dazulernen kann. Sie befragt, erfährt, packt an, nimmt teil. Sie gibt Anpassungsimpulse mit auf den Weg, entlässt die Politik und die Wirtschaft dabei aber nicht aus der Pflicht. Denn, wie sie am Anfang des Buches schreibt, Tipps, wie man Plastik sparen kann, hat sie inzwischen zur Genüge gegeben.

Das bringt mich auch schon zu meinem einzigen Kritikpunkt: Durch die persönlichen Erfahrungen, die Milena Glimbovski einfließen lässt, ist das Buch natürlich auch von einer westlich-besser-situierten Großstädterinnen-Sicht geprägt. Diese ist meine eigene, sodass ich mich mit der Lektüre kein Stück aus meiner Bubble bewegt habe. Das ist bequem, keine Frage, aber ich hätte mir gewünscht, dass auch mal ein Blick aus dieser Bubble heraus geworfen wird. Was macht die Klimakrise mit armutsbetroffenen Menschen, die nicht im Unverpacktladen einkaufen können? Die kein Haus in Schweden mit Garten haben? Was passiert in ärmeren Ländern als Deutschland, die auch jetzt schon stark von der Klimakrise betroffen sind? Natürlich hätte das vielleicht ein wenig den Umfang gesprengt, aber so fürchte ich, wird das Buch auch nur diese Bubble erreichen, die sich ohnehin schon seit längerem mit dem Thema beschäftigt.

Besonders imponiert hat mir hingegen ihr Bericht aus Lützerath, vielleicht auch, weil er sich zu großen Teilen mit den Erfahrungen einer guten Freundin deckt und sich somit ein kleiner Ausschnitt zu einem größeren Bild zusammensetzte.

"Über Leben in der Klimakrise" bedrückt und hinterlässt Wut im Bauch, macht aber auch Hoffnung. Wer sich noch nicht mit dem Thema Klimakrise auseinandergesetzt hat, wird hier einen leicht zugänglichen Einstieg finden. "Alte Hasen" lernen sogar noch etwas Neues.
Und: Wenn noch mehr Menschen diese Wut im Bauch spüren, kann vielleicht mehr Druck auf die großen Schalthebel Politik und Wirtschaft ausgeübt werden und es bewegt sich etwas. Das Buch hat – das wird sich zeigen – eventuell seinen Teil dazu beigetragen.

Cover des Buches Einsamkeit und Sex und Mitleid (ISBN: 9783832161439)

Bewertung zu "Einsamkeit und Sex und Mitleid" von Helmut Krausser

Einsamkeit und Sex und Mitleid
Raeubertocht3rvor 6 Jahren
Cover des Buches Unorthodox (ISBN: 9783442715343)

Bewertung zu "Unorthodox" von Deborah Feldman

Unorthodox
Raeubertocht3rvor 6 Jahren

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