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Rafael

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Der Glückscode (ISBN: 9783453701977)

Bewertung zu "Der Glückscode" von Dieter Broers

Der Glückscode
Rafaelvor 10 Jahren
Am Grat zur Esoterik

Nee, wat is dat schön. Und weil ich darf und kann poltere ich gleich mit einer ganz anderen Sicht auf das Buch heraus, welche sich tatsächlich erst auf den letzten Seiten gebildet hat.
Knapp 250 Seiten esoterisches Geplänkel, und am Ende geht es dann doch um Sex. Nee, wat banal ...
Gut, das karikiert und ist nicht ganz fair - ändert jedoch nichts daran, was ich auf den letzten Seiten des Buchs tatsächlich gedacht habe. Während des Lesens hat mich die meiste Zeit der einschmeichelnde Überzeugungston gestört. Formulierungen wie «Bei xyz haben wir gesehen» oder «Mehr als einmal werden Sie sich gefragt haben:» sind mir entschieden zu suggestiv wenn schlecht recherchiertes Halbwissen präsentiert wird. Die suggestiven Formulierungen haben mich streckenweise an Carnegies Art zu schreiben erinnert.
Dieter Broers zeigt in seinem Buch «Der Glückscode» in sieben Kapiteln für den Leser auf, wie dieser die kosmischen Quellen für Selbsterkenntnis, Liebe und Partnerschaft erschließen kann. Sagt zumindest der Autor. Ich persönlich bin nicht ganz überzeugt. Das ganze Buch balanciert aus meiner Sicht kontinuierlich am Rande des esoterischen Abgrunds. Ich glaube zwar, das Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, welche sich schwer bis gar nicht erklären lassen. An eine Verbindung mit einer allgegenwärtigen Urseele jedoch weniger. Was irgendwie schade ist, denn was Broers mit diesem Buch verkaufen will ist nichts Schlechtes. Sollte ich das Buch in zwei bodenständigen Sätzen zusammenfassen, würde ich folgende wählen: «Seit lieb zueinander. Und bedenkt, das es so aus dem Wald heraus schallt, wie man vorher hineingerufen hat.»
Zumindest ich brauche dazu jedoch keine fadenscheinigen und pseudowissenschaftlichen Erklärungen über energetische Schwingungen meiner Organe.
An den Stellen, welche mir besonders spanisch vorkamen habe ich mal exemplarisch nachgehakt. Das Ermittelte festigte leider nicht wirklich mein Vertrauen.
Broers behauptet auf Seite 244 das man in der Mechanik das «Einschwingphänomen» kenne. Danach würden sich die Pendel zweier Uhren an einer Wand miteinander synchronisieren.
Das passiert tatsächlich, jedoch nur bei einer ganz bestimmten Uhr. Der von dem niederländischen Astronomen Christiaan Huygens sechzehnhundertirgendwas erfundenen Doppelpendeluhr. Die Physiker Matthew Bennett, Michael F. Schatz, Heidi Rockwood und Kurt Wiesenfeld haben vor ein paar Jahren eine ausführliche Arbeit mit dem Titel «Huygens’s clocks» darüber verfasst, wieso das bei genau dieser Uhr passiert. Sie ist schlicht und ergreifend ein Sonderfall der Zufällig erschaffen wurde. «Bild der Wissenschaft» vermeldete dieses 2002 mit der Nachricht «Rätsel um Huygens' Doppel-Pendeluhr gelöst».
Mit einer Mischung aus Schadenfreude und Unverständnis stolpere ich dann auf Seite 253 über einen zwar nur kleinen, aber auffälligen Satzfehler. Eine unnötige Worttrennung mitten in der Zeile. Ja, eine Kleinigkeit, allerdings unmittelbar nach der Schilderung des wichtigsten Erlebnis im Leben des Autors - «… in dem ich so glücklich war wie nie davor und nie nachher». Zum Korrekturlesen war er dann wohl doch nicht wichtig genug. Zudem bin ich nicht ganz sicher, ob es nicht gepflegter Narzissmus ist, die Zeugung eines Kindes als größeren Glücksmoment zu beschreiben als dessen Geburt.
Lange Rede, kurzer Sinn. Wer mit esoterischen Ansichten und Erklärungen auf Kriegsfuss steht, für den ist «Der Glückscode» nicht wirklich eine Offenbarung.
Trotzdem bleibt das Thema des Buches kein Schlechtes und den Tenor des Buches kann ich prinzipiell von ganzem Herzen unterstützen. Möglicherweise gibt es auch einfach unterschiedliche Wege zum Glück. Der von Dieter Broers beschriebene ist jedenfalls nicht der meine.

Cover des Buches Pfui Spinne, Watte, Knopf! (ISBN: 9783896029935)

Bewertung zu "Pfui Spinne, Watte, Knopf!" von Mareile Kurtz

Pfui Spinne, Watte, Knopf!
Rafaelvor 10 Jahren
Leidensgenossin

In diesem Buch finden sich 33 Geschichten über Phobien, Abneigungen und Ängste. Dem Verlag nach sind es 33 verrückte Geschichten über schräge Ängste, absurde Abneigungen und lustige Phobien. Die Attribute schräg und absurd lasse ich hier durchaus gelten, lustig hingegen ist eine Phobie sicherlich nicht, auch diese noch so schräg und absurd ist. Aber es hat ja niemand je behauptet das Marketing fair und nett ist.
Die Angst vor Höhe oder engen Räumen dürfte geläufig sein. Das Geräusch von quietschendem Styropor sorgt wahrscheinlich auch nicht nur bei Einzelnen für Abneigung. Auch die berüchtigte Maus, vor der man sich auf Tische und Stühle rettet bringt den ein oder anderen zum schmunzeln, verwundert jedoch Niemanden wirklich. Doch es geht auch skurriler. Mareile Kurtz hat für ihr Buch Interviews mit Menschen geführt, die vor Dingen Reißaus nehmen, welche die meisten gar nicht bewusst registrieren. Vor welche Probleme das die Betroffenen stellen kann, darauf kommt man beim besten Willen nicht. Wer hat je darüber nachgedacht wie es sich als Mann lebt, wenn man eine ernsthafte Aversion gegen Ohrringe bei Frauen hat. Meine persönliche Motivation dafür dieses Buch zu lesen liegt in einer Abneigung welche ich mit der Autorin teile. Durch Zufall sah ich vor einiger Zeit eine Talkshow im Fernsehen, in der Sie zu Gast war und davon berichtete. Für mich war dies ein sehr spezieller Moment in meinem Leben. Dachte ich doch bislang weit über 30 Jahre, das ich der einzige mit dieser Abneigung sei. Für eine richtige Phobie reicht es nicht, dafür fehlen noch ein paar körperliche Reaktionen. Aber es ist ein ausgewachsener Ekel vor etwas, das für alle anderen ein völlig alltäglicher Gegenstand ist. Und das besonders faszinierende ist, das dieser Ekel sich bei der Autorin im Detail exakt genau so abbildet wie für mich selber.

Cover des Buches Liebe (ISBN: 9783442311842)

Bewertung zu "Liebe" von Richard David Precht

Liebe
Rafaelvor 10 Jahren
Liebe ist kompliziert

Richard David Precht habe ich als Gast der Sendung „Planet Wissen“ kennengelernt. Dort ging es um eben jenes Thema, zu dem er in diesem Buch seine weitläufigen Recherchen und Gedanken zusammengetragen hat. Im unterschied zu eigentlich allen anderen Büchern welche ich in letzter Zeit gelesen habe geht Precht als aktueller Bestsellerautor durch. Und mit diesem Buch hat er sich nun das größte aller Themen vorgeknöpft. Dabei formuliert er ganz deutlich das sein Buch keinen Ratgeber darstellt. Und genau das spürt man bei jeder Zeile, und es ist eine Art die mir sehr gefällt. Precht tut nicht so als ob er alles wüsste und will dem Leser auch nicht im Stile eines Fernsehpredigers bekehren. Er schildert einfach nur seine Gedanken und Meinungen zu dem Thema. Um das zu tun hat er sich sehr ordentlich vorbereitet und gründlichst recherchiert. Er schlägt einen weiten Bogen von der Biologie über die Evolution zur Philosophie um dieser Liebe auf die Schliche zu kommen. Das Ergebnis lautet, so wie ich es verstanden habe, ungefähr so: Liebe ist kompliziert: Was unter anderem daran liegt, das wir mit ihr versuchen zwei eigentlich verschiedene Dinge unter einen Hut zu bekommen. Das Bedürfnis nach Geborgenheit und die sexuelle Gier.
Das ist in der Essenz jetzt nicht unbedingt neu, aber wie sollte man über ein so altes Thema noch wirklich revolutionäre Erkenntnisse bringen? Mir persönlich hat es dabei geholfen, meine ganz persönliche Position im geschlechtlichen Miteinander zu definieren.

Cover des Buches Treffen sich zwei (ISBN: 9783442742820)

Bewertung zu "Treffen sich zwei" von Iris Hanika

Treffen sich zwei
Rafaelvor 10 Jahren
Ein Leseerlebnis wie eine Achterbahnfahrt

Ein erstaunliches Buch. Mehr als einmal wollte ich es einfach nur an die Wand werfen.
Was mich daran gehindert hat?
Die Tatsache, das es nicht daran lag, das an dem Buch oder an der Schreibe von Iris Hanika irgendetwas schlechtes wäre. Es lag vielmehr daran, das die Autorin dem Leser schonungslos ihre Geschichte entgegenschreibt, wie sie tatsächlich passiert sein könnte. Zum schreien, zum trommeln, und auf jede Fälle besser wissen und machen.
Ich jedenfalls war alles, begeistert und wütend, hab gelacht aber auch geflucht. In meinen Augen tatsächlich mehr als einfach nur ein Lesevergnügen.
Es bleibt nur eine Frage. Wieso schreibt die Autorin ihrer weiblichen Hauptperson ein derart irrationales neurotisches Verhalten auf den Leib, das man(n) beim lesen doch sehr in eventuell existierenden Vorurteilen bestätigt wird?

Cover des Buches Doppelpack (ISBN: 9783935937191)

Bewertung zu "Doppelpack" von Nina Claudy

Doppelpack
Rafaelvor 10 Jahren
Zwischen "Traumschiff" und "Verklag mich doch"

Wie kommt man überhaupt dazu ein bestimmtes Buch zu lesen?

Weil es einem empfohlen wird?
Weil einem der Titel oder das Cover gefällt?
Weil es in der Spiegel Bestsellerliste steht?

Oder einfach durch Zufall. So wie hier. Denn ohne etwas über das Buch zu wissen, bin ich in eine Lesung der Autorin Nina Claudy geraten und habe zugehört ohne zu wissen was mich erwartet. Es geht um eine Frau und ihren Traum, um das Treiben in Werbeagenturen und der Ort der Handlung ist Köln. Was ich hörte gefiel mir, so das ich ein Exemplar von "Doppelpack" kaufte und mit nach Hause nahm. Was dann passierte, überraschte mich selbst. Denn, einmal angefangen, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Fast wie vor vielen Jahren mit dem grandiosen "Zum Teufel mit den Männern" von Vigdis Hjorth. So schnell habe ich sehr wenige Bücher gelesen, und das, wo es mit 240 Seiten nicht so ganz dünn ist.

Ich habe schon länger keinen Roman mehr gelesen und nach einigen eher sperrigen Sachbüchern war dieser wirklich eine Wohltat.
Locker und flüssig geschrieben surft man durch die Abenteuer der einzelnen Charaktere. Es gibt heile Welt, wie auf dem Traumschiff. Aber auch Kotzbrocken wie bei "Verklag mich doch". Das Lesen ist wie ein Slalom aus schwelgen und anfeuern auf der einen Seite und zum Teufel wünschen auf der anderen. Der Autorin gelingt es die Charactere so deutlich zu zeichnen, das man ihnen schon mal gegen das Schienbein treten will, oder gar Mitleid mit ihnen bekommt. Eine Geschichte darüber wie schön das Leben sein kann, und wie schwer wir es uns manchmal machen.

Für mich hat der Roman einen deutlichen Subtext, der sagt, das sich nur der Traum nicht erfüllen kann, an dem man nicht arbeitet.
Eine schöne, wahre und wichtige Aussage.

Auch wenn "Doppelpack" tatsächlich der Debütroman von Nina Claudy ist, steht er für mich in jeder Beziehung ganz erwachsen neben ähnlichen Büchern wie "Treffen sich zwei" von Iris Hanika oder sogar dem "Mondscheintarif" von Ildikó von Kürthy.

Abschließend möchte ich für die Autorin anmerken, das Größe 40 bei einer Körpergröße von 1.75 m ganz bestimmt völlig in Ordnung ist.
Was gegen pinkfarbenes Linoleum einzuwenden ist, verstehe ich jedoch nicht. :-)

Falls das Buch mal verfilmt wird: Katrin Bauerfeind wäre eine wunderbare Lana.

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