Die drei Erzählungen stellen Liebesbeziehungen in den Mittelpunkt, die gesellschaftlich nur wenig akzeptiert sind: eine psychisch kranke Frau und ihr Arzt, eine Studentin und ein älterer Obdachloser und schließlich eine Betreuerin und ihr geistig behinderter Schützling. Die Autorin stellt die positiven, gelingenden Faktoren der Beziehungen in den Vordergrund, was Betroffenen sicher Mut macht, dass es auch gegen starke Widerstände möglich ist, selbstbestimmte Liebesbeziehungen zu führen. Leider scheitern aber solche Beziehungen in der Realität oft deshalb, weil sie einem der Partner auf Dauer immer mehr abverlangen als dem anderen. Während meiner langjährigen Arbeit als Krankenpfleger in der Psychiatrie habe ich u.a. auch Angehörigengruppen betreut und selbst erlebt, wie das Leben mit einem psychisch kranken Menschen die Ehepartner belasten kann. Interssant und gut beobachtet ist, dass der Arzt in Susanne Konrads Erzählung sobald er sich verliebt hat, seine professionelle Distanz aufgeben muss und damit genauso schutzlos wird wie ein "normaler" Angehöriger. Wer liebt, muss sich auf Augenhöhe begegnen können, und das wagen die Menschen in diesen 3 Erzählungen mit vollem Risiko.
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Ralf-Schwob
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Rezensionen und Bewertungen
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Kurzmeinung: Liebe ohne gesellschaftliche Akzeptanz
Auf Augenhöhe
Kurzmeinung: Ein Horror-Thriller mit literarischem Anspruch, der mit den Genre-Erwartungen der Leser spielt.
Näher an Franz Kafka als an Stephen King
Ein Horror-Thriller mit literarischem Anspruch, das scheint, wenn ich mir die meisten Rezensionen hier so ansehe, viele Leser eher zu verwirren. Tatsächlich setzt dieses Buch voraus, dass man über die gängigen Plotmuster und Klischees hinausgeht und hinausdenkt. Der Autor verrästselt das Geschehen bis ins surreal Traumhafte, und weil er eine genretypische Auflösung verweigert, ist er im Grunde genommen näher an Franz Kafka als an Strephen King.