Diese und andere Vorurteile gibt es reichlich. Wollt ihre wirklich Einblick in ein autistisches Leben haben? Wollt ihr versuchen zu verstehen? Ein Buch lesen, das nicht über Autisten und Symptome ist (da könnt ihr ja Wikipedia fragen)? Sondern ein Buch von einer Autistin, die Euch hautnah beschreiben kann, wie es ist? Eine Autistin, die die Stimme erhebt und sich weigert unsichtbar zu bleiben?
Traut ihr Euch, sich dem zu stellen? Seid aber gewarnt, ihr könntet Dingen begegnen die Euch nicht gefallen werden. Dinge erfahren, wo Du Deinen eigenen Vorurteilen begegnetest, Deinem eigenem Autismus oder ungeschönten Wahrheiten. Seid ihr dazu bereit, dann kann ich Euch dieses großartige Buch nur empfehlen. Ein großartiges Buch, von einer großartigen Autorin und Frau. Ein Buch das wertvoll für alle Autisten, Angehörigen, Ärzten, Betreuern, Psychologen und Interessierten ist. Informativ, intim, fachlich und mit allen Emotionen versehen, zu denen Du fähig bist. Ein Pageturner.
Elisabeth ist 17 Jahre alt, eine junge Frau, mit ihrer Ausbildung zur Krankenschwester beginnt und von einer Falle in die nächste läuft und selbst gar nicht weiß, warum das so ist. Elisabeth ist Autistin und für sie funktioniert die soziale Welt anders. Und das führt immer wieder zu Missverständnissen und zu Verletzungen. Und Verletzungen muss Elisabeth viele ertragen...
Wir erhalten Rückblenden aus Elisabeth`s Kinder-und Jugendzeit und aus der Zeit als Erwachsene.
Ich tue mich sehr schwer mit einer Rezension. Im Falle von Marlies Hübner kann ich nur versagen, bzw. ihr und ihrem Buch nicht mal annähernd gerecht werden. Und wie kann ich es wagen, etwas zu bewerten oder Kritik zu üben, von etwas, das persönlich ist udn auf Erfahrung beruht? Ich versuche es trotzdem.
Zuerst einmal hat Marlies Hübner meinen vollen Respekt und meine Hochachtung. Sie schreibt wortgewaltig und bildgewaltig, wie ein kleiner Orkan, der sehr zielstrebig mitzureissen weiß. Sie schreibt so eindringlich, so hautnah und nachvollziehbar , das der Leser mitfühlen und verstehen lernen kann. Ich konnte mit Elisabeth weinen und lachen. Ja genau lachen, den Marlies Hübner hat jede Menge Humor, ich gebe zu, recht sarkastischen, aber das liegt auf meiner Welle, so das ich mir einige Male, vor Lachen den Bauch gehalten habe. Aber ich war auch wütend. Was Elisabeth und sehr viele Autisten erleben müssen, ist alles andere als lustig. Es schmerzte mich beim lesen zutiefst.Ich frage mich manchmal wer "autistischer" ist, die Autisten oder die Nicht-Autisten. Die Nicht-Autisten sind manchmal wie die Axt im Walde und selbst, bei Untersellung nicht böser Absichten, zumindest gedankenlos. Marlies hat einige dumme Sprüche in ihrem Leben gehört, Vorurteile umzingeln sie geradezu, Stigma und Ausgrenzung eingeschlossen. Fast schlimmer als hätte man Lepra. Marlies Hübner wollte den Autisten eine Stimme geben. Sehr erfolgreich, wie ich finde. Marlies, höre ja nicht auf damit. ein großes Dankeschön. Ich wünsche mir, das die Menschen mehr Toleranz zeigen, weniger wertend und behutsamer durch die Welt gehen. Das gilt für alle Lebewesen und die Welt selbst. Marlies Hübner hat mir für viele Dinge die Augen geöffnet, mich eingiges gelehrt. Zugegeben ist ein bisschen unbequem. Aber ehrlicher und sehr bereichernd.
Fazit: ein großartiges Buch von einer großartigen, wortgewaltigen Autorin. Informativ, sachdienlich und hautnah. Sehr empfehlenswert, klare Kaufempfehlung