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Rana

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Harte Jungs (ISBN: 9783847905301)

Bewertung zu "Harte Jungs" von Florentine Joop

Harte Jungs
Ranavor 11 Jahren
Für Teenager und Erwachsene der 90er Jahre!

Wir befinden uns in den 90ern und Charlotte, genannt Puppe, ist 21, wohnt in ihrer ersten eigenen Wohnung und studiert irgendwas mit Design oder Fotografie. So wirklich wichtig ist es noch nicht, was später einmal sein wird, denn Puppe genießt vor allem eins – ihr Leben! Und ihr Leben, das heißt Rock 'n' Roll, Punk, Metal und Grunge, Abhängen mit den wilden Jungs rund um ihren Freund Jan und manchmal auch mit Mädels, Trinken, Party feiern und auf verrauchte Konzerte gehen. Es ist eine Zeit der Veränderungen und des Erwachsenwerdens, Puppe lebt, liebt, riskiert etwas, gewinnt und verliert. Dazu läuft ihr ganz persönlicher Soundtrack mit Bands wie Pantera, Nine Inch Nails, Nirvana, Type 0 Negative und den Ramones.

Ich bin zwar etwas jünger als die Protagonistin des Romans, habe aber die 90er sehr bewusst als Teenager und angehende Erwachsene erlebt und konnte mich deshalb sehr gut in Charlotte und diese Zeit hineinversetzen. River Phoenix und Kurt Cobain waren für mich ebenfalls Stars, deren Tod mich bewegt hat, einige der Lieder aus der Playlist, die zum Teil im Inhaltsverzeichnis sortiert nach Kapiteln genannt werden, hörte ich (damals wie heute) mit großer Begeisterung. Liebeskummer, die erste große Liebe und der plötzliche Verlust von nahe stehenden Menschen prägten nicht nur die Hauptfigur des Romans, sondern auch mich.

Die Geschichte wird in der Gegenwartsform aus der ersten Person von Puppe erzählt. Der Stil ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig: der Satzbau ist knapp und schnörkellos, die Gedanken der Hauptfigur werden dem Leser direkt inmitten des Textes präsentiert, oftmals umgangssprachlich und flapsig formuliert mit Modewörtern, die entweder zeitlich den 90ern oder der Region um Hamburg zuzuordnen sind. Auch werden gern zur Betonung VERSALIEN verwendet, die einen beim Betrachten fast ANSCHREIEN. Nichtsdestotrotz kommt man gerade durch die direkte und offene Erzählweise von Puppe gut in die Handlung und befindet sich schnell inmitten der 90er.

„Das Bad: blau gekachelt mit Fischen und kleinen Wellen auf den Kacheln, nach Fa-Seife duftend, die mit einem Magneten am Seifenhalter hängt, und nach 00-WC-Reiniger, mit Plüsch-Klodeckelbezug und Plüsch-Badematte.“
(Seite 86)

Puppe ist kein typisches Mädchen, sie hat nichts übrig für großartiges Styling oder einen Prinzessinnenlook, Barbies bekamen früher von ihr stets einen resoluten Kurzhaarschnitt verpasst. Mit einer bewundernswerten (Nach-)Lässigkeit stiefelt sie in ihren Lieblings-Bikerboots durchs Leben, raucht, trinkt, feiert Parties, verliebt sich und liebt mit ganzer Seele, um dann doch irgendwann von der harten Realität eingeholt zu werden. Ihr zur Seite stehen vor allem ihr Freund Jan und seine Jungs-Clique, in der jeder irgendwie Musik macht, was zu vielen volltrunkenen und lauten Konzerten führt. Doch es gibt auch nachdenkliche Passagen in dem Buch, die von der Entwicklung und Reifung der Protagonistin zeugen.

„Mir entfährt ein tiefer Seelenseufzer. Wenn ich nur die Möglichkeit hätte, diese Bilder einzufangen, die mein Auge sehen kann. Vielleicht kann ich eines Tages all dies zeigen und somit für den kleinen Teil von Ewigkeit einfangen, der mir zusteht. was die Musik für mich in Töne umzusetzen vermag, das möchte ich irgendwann einmal in Bilder verwandeln. Eines Tages, wenn ich groß bin.“
(Seite 172)

Auch wenn die Geschichte um Charlotte vordergründig fiktiv ist, so stimmen doch einige Details und Rahmenbedingungen mit dem Leben der Autorin Florentine Joop überein, sodass man nicht umhin kommt, zwischen den Zeilen zu lesen. Gerade deshalb wirkt „Harte Jungs“ besonders lebensecht, wenn es ein paar Lücken in der Handlung gibt und die Erinnungen etwas verwaschen erscheinen.

Ausstattung:
Die Klappenbroschur ist schlicht in einer hellen Farbe gehalten und wirkt dadurch modern und frisch. Oben rechts auf dem Cover sieht man nackte Frauenbeine, die in schwarzen Bikerboots stecken, passend zur Hauptfigur Puppe, die zu jeder Gelegenheit ihre heiß geliebten Boots trägt. Der Schriftzug „Harte Jungs“ wurde typographisch auffällig in einer Schrift bestehend aus kleinen roten gebogenen Karos gesetzt und bildet so einen schicken Blickfang.

Fazit:
„Harte Jungs“ ist eine authentische Geschichte über das Erwachsenwerden mit allen Höhen und Tiefen, oftmals witzig, aber auch mit nachdenklichen Untertönen. Für Teenager und Erwachsene der 90er Jahre ist „Harte Jungs” vor allem eine unterhaltsame Zeitreise, bei der sich viel Bekanntes und auch Neues, gerade musikalisch, entdecken lässt.

Cover des Buches Blutrote Lilien (ISBN: 9783522502184)

Bewertung zu "Blutrote Lilien" von Kathleen Weise

Blutrote Lilien
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Blutrote Lilien" von Kathleen Weise

Wunderbar leichte, historische Jugendlektüre

Zum Inhalt:
Die junge Charlotte de Montmorency wird im Jahre 1609 am Pariser Königshof eingeführt und ist zunächst begeistert von all der Pracht und der Schönheit, die sie hier umgibt. Sie möchte vor allem ihren Verlobten, den Marquis de Bassompierre, vor der Hochzeit näher kennen lernen. Schon schnell muss sie aber lernen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, und jeder ihrer Schritte am Hofe überwacht wird und fatale Konsequenzen haben kann. Zunächst erweist die Königin Charlotte ihre Gunst durch die Aufnahme in ihre Ballettgruppe, doch dann wirft der König höchstpersönlich ein Auge auf sie und macht sie zu einer seiner Favoritinnen, mit der er sich vorzugsweise umgibt. Für Charlotte beginnt eine gefährliche Zeit, die einem Balanceakt gleicht, denn zum einen möchte sie weder König noch Königin verstimmen, geschweige denn ihre eigene Familie durch ein politsch unkorrektes Verhalten in Gefahr bringen. Und dann gibt es noch den Prinzen Condé und seinen Narren Angoulevent, den König der Spielleute, mit den beiden Charlotte mehr verbindet, als es auf den ersten Blick erscheint...

Sprache, Stil, Figuren:
Der Stil ist flüssig und angenehm zu lesen, dadurch, dass die Schrift auch ziemlich groß gehalten ist, fliegen die Seiten nur so dahin, und man hat das Buch innerhalb weniger, unterhaltsamer Stunden durch. Die Geschichte wird in der ersten Person aus der Sicht von Charlotte in der Vergangenheitsform erzählt. So sieht man Paris und den königlichen Hof mit ihren Augen, zu Beginn noch etwas naiv und überschwänglich, und dann doch etwas kritischer und hinterfragend. Charlotte ist ein sehr sympathischer Charakter, eigentlich ein junges Mädchen vom Land, muss sie sich in einem Haifischbecken der königlichen Intrigen und Verstrickungen behaupten, die sie zunächst noch gar nicht wahr nimmt. Doch gerade aufgrund ihrer frischen, unvoreingenommenen und ehrlichen Art, die von Schlagfertigkeit geprägt ist, schließt sie wichtige Freundschaften und beeindruckt schließlich den König selbst. Ihr zur Seite steht ihre Kammerzofe Manon, sie sorgt für ihr persönliches Wohl und gibt ihr immer eine ordentliche Portion Realismus mit auf den Weg, wenn Charlotte sich in den Wirren des Hofes zu verlieren scheint. Prinz Condé ist der Gegenpart zu Charlotte - für meinen Geschmack hätte ich gern mehr von ihm gelesen. Er ist mürrisch, rebellisch und ein absoluter Einzelgänger, der nur zu seinem Narren Angoulevent Vertrauen hat. Der wiederum hat seine Augen, Ohren und Verbündete überall und somit eine nicht zu unterschätzende Machtposition. Im Fokus der Geschichte steht meiner Meinung nach das Erwachsenwerden von Charlotte und das verwinkelte Treiben am Hofe, aber natürlich gibt es mit Prinz Condé auch etwas fürs Herz, auch wenn man das noch etwas ausweiten hätte können, deshalb auch einen Stern Abzug. Das Buch hätte für mich noch gut und gern 100 bis 200 Seiten länger sein können!

Fazit:
Wunderbar leichte, historische Jugendlektüre nach wahren Begebenheiten voller sympathischer, interessanter und auch liebenswerter Charaktere, die Lust auf mehr macht!

Ausstattung:
Der Umschlag wirkt wie ein antikes Stück Stoff, auf den viele kleine liebevolle Details wie Ranken, Herzen und Vögel aufgedruckt wurden. Diese schon fast niedliche Gestaltung wird erst auf den zweiten Blick mit Blutstropfen gebrochen, die wie aufgetropt aussehen, und so den ernsten Hintergrund der Geschichte unterstreichen. Der Einband unter dem Umschlag ist blütenweiß, zu dem die blutrote Schrift einen tollen Kontrast bildet. Öffnet man das Buch, findet man zu Beginn direkt einen eingeklebten Brief, und sobald man diesen liest, wird man direkt in die Geschichte hineinkatapultiert und kann sich dem Lesefluss kaum noch entziehen. Auf jeder Seite findet man neben der Seitenzahl eine kleine Ranke und die Kapitel werden ebenfalls von einem Detail des Umschlags eingeleitet. Insgesamt wurde das Buch toll gestaltet und ist ein wahres Schmuckstück im Bücherregal.

Cover des Buches Das unsichtbare Buch (ISBN: 9783833935985)

Bewertung zu "Das unsichtbare Buch" von Santiago García-Clairac

Das unsichtbare Buch
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Das unsichtbare Buch" von Santiago García-Clairac

Geschichte voller Freundschaft, Abenteuer und der Liebe zu Büchern

Zum Inhalt:
César ist schon wieder neu an einer Schule, muss sich wieder an eine neue Stadt gewöhnen, weil sein Vater für seine Bücher immer wieder eine andere Umgebung braucht, um kreativ zu sein. Dementsprechend mag César Bücher nicht besonders und die seines Vaters interessieren ihn erst recht nicht. In der Schule lernt er Lucía kennen, die ihn vom ersten Moment an unheimlich nervt. Lucía will Schriftstellerin werden und ist sehr neugierig auf Césars Vater und das Buch, an dem der gerade schreibt. Als Lucía César in einer brenzligen Situation hilft, bringt er ihr zum Dank ein paar Seiten aus dem neuesten Werk seines Vaters mit. Zusammen fangen sie an, die Geschichte zu lesen und erleben neben dem Gelesenen ihr ganz eigenes Abenteuer.

Sprache, Stil, Figuren:
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von César in der Gegenwartsform, so erfährt man unmittelbar seine Sicht der Dinge. Durch zahlreiche Dialoge ist man auch schnell über die anderen Figuren wie Lucía und Césars Bruder Javier im Bilde. Der Stil ist schlicht, umgangssprachlich und nah an der Zielgruppe der 8-9 Jährigen, sodass Kinder sich schnell mit den beiden Hauptfiguren identifizieren können, sei es der zurückhaltende und eher mürrische César oder die vorlaute, neugierige und mutige Lucía. In Einschüben, die kursiv dargestellt sind, findet man Auszüge aus dem Buch von Césars Vater, die ebenfalls eher einfach gehalten sind, jedoch mit wenigen Worten eine schöne Geschichte zaubern.

Fazit:
Mit seinen 144 Seiten ist das Buch ein schöner Happen für zwischendurch - die Geschichte ist sehr kindlich, liest sich aber trotzdem flott und unterhaltsam durch und hat ein pfiffiges Ende. Eine feine Geschichte voller Freundschaft, Abenteuer und der Liebe zu Büchern.

Ausstattung:
Das schmale Hardcover hat ein tolles Eyecatcher-Cover, das mich gleich begeistert hat. Im Innenteil befinden sich einige einfache, comicartige Zeichnungen, die die Geschichte illustrieren. Ingesamt eine rundum gelungene Ausstattung.

Cover des Buches Glanzlichter (ISBN: 9783931989453)

Bewertung zu "Glanzlichter" von Annika Funke

Glanzlichter
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Glanzlichter" von Annika Funke

Eine traumhafte Reise ins Reich der Tiere

Das überformatige Hardcover ist quadratisch, in einem glänzenden Tiefschwarz gehalten, worauf schlicht eine Zeichnung der Künstlerin gesetzt wurde, die dadurch direkt zu einem besonderen Blickfang wird. Im Inneren befinden sich nach Widmung und kurzem Zitat die Tiere. Das komplette Format der Zeichnungen inklusive Papierweiß wurde erhalten, indem diese auch im Innenteil auf Schwarz gesetzt wurden. Es wird bewusst mit dem Schwarz-Weiß-Kontrast gespielt, mal stehen die Bilder zentriert und mal aus der Mitte gerückt, immer auf das Motiv abgestimmt. Auch die Blickführung wurde bei der Gestaltung des Innenteils beachtet, die Tiere blicken sich oftmals über den Bund hinweg an und erzählen so eine ganz eigene Geschichte.

Auf der ersten Seite sieht man einen Wolf, der einen direkt mit seinem Blick bannt. Es fällt fast schwer, weiter zu blättern, so intensiv hat man den Eindruck, der Wolf würde einen wirklich anschauen. Nach ihm folgen europäische Tiere wie ein Uhu, ein Reh und ein Otter, Bären geben sich ein Stelldichein, bis sich schließlich die afrikanische Tierwelt auf den Seiten entfaltet - Löwen, Zebras, Giraffen, Elefanten... sie alle sind vertreten. Festgehalten in verschiedensten Ausdrücken, neugierig, zärtlich, intensiv, zeigen sie sich dem Betrachter in ihrer natürlichen Pracht und wirken dabei so lebendig, als könnte man sie anfassen. Die Kohlezeichnungen haben gerade aufgrund ihrer Einfachheit einen besonderen Zauber, so dass sich im Kopf ganz eigene Bilder formen.

Wenn man dieses wunderbare Buch öffnet, begibt man sich auf eine Reise in das Reich der Tiere quer durch Europa bis nach Afrika, wo ganz offensichtlich das Herz der Künstlerin schlägt - ein Bildband zum Träumen, Verweilen und immer wieder darin Versinken! Das Motto des Verlags Mit Herzblut erdachte, mit Liebe gemacht! merkt man jeder einzelnen Seite an.

Cover des Buches Das Vermächtnis der Feen (ISBN: 9783522501408)

Bewertung zu "Das Vermächtnis der Feen" von Brigitte Endres

Das Vermächtnis der Feen
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Das Vermächtnis der Feen" von Brigitte Endres

Die Unendliche Geschichte im Feenreich

Zum Inhalt:
Die junge Halbwaise Josie besucht in Chicago ihren Vater Taddy, einen Wissenschaftler, der hier an einem Forschungsprojekt zum Thema DNS arbeitet. Schon seit längerem hat sie seltsame Träume von bedrohlichen Schatten und auch hier in Amerika wird sie das Gefühl nicht los, dass etwas Seltsames um sie herum geschieht. Mehrmals begegnet sie einem besonderen Vogel, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hat. Sie weiß nicht, ob sie ihren Augen trauen kann, als sich dieser eines Morgens in einen kleinen Mann verwandelt. In einem Park bekommt sie sogar eine kunstvolle Fibel, einen kleinen Anstecker, von ihm und weiß das Ganze gar nicht einzuordnen. Da Taddy nicht an Zufälle oder fantastische Begebenheiten glaubt, kann sich Josie ihm nicht richtig anvertrauen. Zum Glück lernt sie schon zu Beginn ihres Aufenthalts die gleichaltrige Amy kennen, mit der sie unheimlich viel gemeinsam hat: beide sind Synästhetikerinnen, die Musik in Farben wahrnehmen, haben jeweils eine Großmutter, die mit dem Schreiben ihr Geld verdient und sie sehen sich außerdem noch sehr ähnlich. Doch während Josies Großmutter Moma Fantasyromane mit Happy End verfasst, hat sich Amys Großmutter Edna dem Schreiben von Horror-Drehbüchern gewidmet. Vor kurzem ist Edna bei einem Unwetter verschwunden und Amy seitdem auf sich allein gestellt. Als Amy schließlich Josie ins Vertrauen fasst, stellen sie weitere Gemeinsamkeiten fest, die so frappierend sind, dass es kein Zufall mehr sein kann. Beide haben eine Drachenfibel erhalten und wie es aussieht, haben sie denselben Urgroßvater und sind demzufolge sogar miteinander verwandt. Der kleine Vogelmann, Druid Dubh wie er sich vorstellt, schickt die beiden auf eine Reise nach Irland, um Narranda, das Feeland, vor dem Untergang zu retten, denn die Macht des Bösen, das Reich Dorchadon unter der Führung des üblen Dykeron, droht es zu verschlingen. Seiner Aussage nach befindet sich Edna in den Klauen des Feindes und so zögern die beiden Mädchen nicht, nach Irland zu fliegen. Zum Glück ist auch Moma gerade dort, um für ihren neuesten Roman Recherchen zu betreiben. Sie wohnt dort bei Professor O'Reardon, der einer alten Barden-Familie entstammt. Doch als sie ankommen, wartet nicht nur Gutes auf Josie und Amy...

Sprache, Stil, Figuren:
Dem ganzen Roman merkt man die Liebe zur Fantasie, den mannigfaltigen Geschöpfen und auch zu Irland an. Die zahlreichen Figuren werden detailverliebt und lebendig beschrieben, seien es die Hauptfiguren oder die zahlreichen Nebenfiguren, die am Wegesrand auftauchen. Keine einzige bleibt blass oder ungenau.

"Das vollkommen nackte, kohlrabenschwarze Wesen von der Größe eines Maulwurfs hielt schützend die dünnen Ärmchen vor die Augen. Sein runder kahler Kopf saß auf einem langen dürren Hals. Dünne Beinchen strampelten unter einem ballonförmigen, speckig glänzenden Bauch. Sein langer Schwanz, der in einer zottligen Quaste endete, schlackerte unter seinen verzweifelten Befreiungsversuchen hin und her. Aus seinem breiten Maul ragten zwei Reihen scharfer Zähnchen, die seitlich von Vampirhauern flankiert wurden." (Seite 286/287)

Und auch die Landschaften und Stimmungen ziehen dem Leser bildhaft vor Augen, wenn sie auf poetische Art und Weise verdeutlicht werden. Als Inspiration haben alte irische Feengeschichten, aber auch deutsche Literatur wie "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende gedient, was ganz offen in die Handlung eingeflochten wurde. Gerade "Die unendliche Geschichte" spielt zum einen als absolutes Lieblingsbuch von Josie eine große Rolle und zum anderen ist schnell klar, dass es sich bei "Das Vermächtnis der Feen" um eine Variante davon handelt, die im Feenreich spielt und stärker die derzeitige Gesellschaft kritisiert. Die Handlung wurde in vier Teile untergliedert - Windy City, Eirinn, Dorchadon und Die Welt der Dinge. Jeder Teil wird mit einem passenden und wunderschönen Gedicht berühmter Künstler eingeleitet.

Das Buch strotzt geradezu vor lauter schönen Charakteren und wichtigen Gedanken, aber einer ist mir besonders im Gedächtnis haften geblieben, nicht nur, weil er sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch zieht. Er ist in Reimform, wodurch sich auch die Sprechweise vieler fantastischer Figuren auszeichnet.

"Bedenke stets des Wortes Macht,
und nutze es nie unbedacht!"

Fazit:
Eine unendliche Geschichte im Feenland, über Freundschaft und Schicksal, Geheimnisse, Schuld und Vergebung. Mir hat das Buch nach einem verzögerten Start richtig gut gefallen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.

Ausstattung:
Das Cover des Buches ist sehr auffällig in einem schönen strahlenden Grün, das den Bezug zu Irland und dem klassischen Feen-Thema unterstreicht, mit Schattenornamenten von Ästen, Blättern und einem Vogel - wahrscheinlich Druid Dubh, die zusätzlich lackiert wurden. Auch der Einband unter dem Schutzumschlag ist grün gehalten und ein grünes Lesebändchen rundet die gelungene Ausstattung ab.

Cover des Buches Schweigt still die Nacht (ISBN: 9783839001271)

Bewertung zu "Schweigt still die Nacht" von Brenna Yovanoff

Schweigt still die Nacht
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Schweigt still die Nacht" von Brenna Yovanoff

Gruselgeschichte in bester Stephen King-Manier

Zum Inhalt:
Mackie Doyle ist anders. Er weiß es, seine Familie weiß es, sogar die ganze Stadt weiß es, doch keiner spricht darüber. Denn Mackie Doyle ist eigentlich nicht Mackie Doyle - er ist ein Wechselbalg. Alle sieben Jahre verschwindet in der Kleinstadt Gentry ein Kind und wird durch ein anderes Wesen ersetzt, das diesem nur auf den ersten Blick ähnelt, aber dann ganz schnell seine Andersartigkeit enthüllt. Diese Geschöpfe haben meist eine kurze Lebensdauer, nur Mackie hat auf wundersame Weise schon viele Jahre überlebt. Obwohl jeder weiß, was er ist, hat er es geschafft, den Platz in seiner Familie zu behalten und sogar Freundschaften zu schließen. Seine Andersartigkeit versucht er stets mehr schlecht als recht zu verbergen: Er kann den Anblick von Blut nicht ertragen, reagiert auf die Berührung mit Eisen mit Schwächeanfällen und geheiligten Boden kann er überhaupt nicht betreten. Doch inzwischen spürt er immer stärker, dass das Leben in der Welt der Menschen, dem einzigen Leben, das er kennt und an das er sich erinnert, seinen Tribut fordert, seine Kräfte neigen sich dem Ende zu. Die Ereignisse spitzen sich zu, als ein weiteres Kind in der Stadt stirbt, er mit jedem Tag schwächer wird und schließlich ein Fremder, dem er scheinbar zufällig begegnet, ihm zuraunt "Muss da wirklich erst so ein armes Schwein wie ich kommen, um dir zu sagen, dass du stirbst?" (Seite 73)

Sprache, Stil, Figuren:
Die Geschichte um Mackie Doyle lebt ganz klar von der düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre - in der Ich-Perspektive von Mackie erzählt, taucht man schnell ab in die Kleinstadt Gentry, in der Aberglauben, Ignoranz und Furcht Tür an Tür wohnen. Jeder weiß um den faulen Kern der Stadt, doch keiner wagt es, offen und laut darüber zu sprechen. Verliert eine Familie ein Kind, so bleibt ihr nicht viel übrig, als das ohne großes Wehklagen zu akzeptieren oder wegzuziehen.

"Die Wahrheit lautet schlicht und einfach: Man kann eine Stadt verstehen, man kann sie kennen, lieben und hassen zugleich. Man kann ihr etwas vorwerfen, ihr grollen und es ändert nichts. Letzten Endes ist man doch nur ein Teil von ihr." (Seite 47)

Einzig Mackies Klassenkameradin Tate, deren Schwester vor kurzem ausgetauscht wurde, wagt den Angriff nach vorn und beginnt mit ihrer Suche nach der Wahrheit bei der offensichtlichsten Person, die ihr weiterhelfen kann: Mackie. Zwischen den beiden Außenseitern entwickeln sich zarte Gefühle, die manchmal etwas schwer nachzuvollziehen sind. Denn da gibt es noch die perfekte Alice, die Mackie schon seit Jahren bewundert. Aber vielleicht ist es auch gerade diese Perfektion, die er nie erreichen kann, die ihn zu dem oberflächlichen Mädchen hinzieht. Mackies engste Bezugsperson ist seine Schwester Emma, die ihn ohne wenn und aber von klein an liebt und alles für ihn tut. Als sie merkt, wie schlecht es ihrem Bruder geht, nimmt sie die Hilfe gefährlicher Wesen in Anspruch und löst damit eine unaufhaltsame Kette von Ereignissen aus...

"In dieser Geschichte ist Emma noch ein kleines Kind. Sie klettert aus dem Bett und tapst in ihrem Schlafanzug durchs Zimmer. Als sie die Hand zwischen die Gitterstäbe steckt, kriecht das Ding in der Wiege näher. Es versucht sie zu beißen, und sie zieht die Hand zurück, aber sie läuft nicht weg. Die ganze Nacht sehen sie einander in der Dunkelheit an. Am nächsten Morgen liegt das Ding immer noch zusammengekrümmt auf der mit Lämmern und Entchen bedruckten Matratze und starrt sie an. Das ist nicht ihr Bruder. Das bin ich." (Seite 19)

Die Haupt- und Nebenfiguren von Schweigt still die Nacht wurden nicht übermäßig gezeichnet und bei so manchem hätte man sich mehr Hintergrundwissen gewünscht, um Grundhaltungen und Vorgehensweisen besser zu verstehen. Doch mit viel Fantasie und mit dem Wissen, das zwischen den Zeilen steht, konnte ich mir alle sehr gut vorstellen und einige von den düster-sympathischen Figuren sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Ein ganz großer Kritikpunkt an dem Buch ist jedoch die sprachliche Gestaltung: um eine authentische Jugendkultur erstehen zu lassen, würde übermäßig die derzeitige Jugendsprache verwendet. Ich empfinde das eher als störend, da ich zum einen diese Sprache nicht verwende und zum anderen dadurch die Zeitlosigkeit dieses Buches gefährdet ist. Die Sprache wandelt sich genauso wie die folgenden Generationen und irgendwann ist dieses Buch einfach überholt. Es gibt deutsche Jugendbuchklassiker, die gerade durch eine neutrale, zeitlose Sprachgestaltung erst zum Klassiker werden konnten. Dies dürfte für dieses Buch leider schwierig werden, da zudem auch diskriminierende Schimpfwörter verwendet wurden, die meiner Meinung nach in einem guten Buch nichts zu suchen haben. Das hat meine Lesefreude ein wenig getrübt, mehr dazu kann man auch in der Lovelybooks Leserunde nachlesen.

Fazit:
Eine Gruselgeschichte in bester Stephen King-Manier - aus der Sicht eines Wechselbalgs eröffnen sich die Abgründe einer Kleinstadt, düster, melancholisch und manchmal auch erschreckend. Abgesehen von den oben genannten stilistischen Mängeln ein Buch, das mich sehr gut unterhalten und noch lange beschäftigt hat.

Ausstattung:
Das Cover ist klasse - ein alter Kinderwagen und verschiedene Gegenstände, die darüber hängen, mal Richtung Glücksbringer, mal absolut fahrlässig, das macht neugierig und bringt gut die Stimmung des Buches rüber. Der Hintergrund ist neblig und düster, während der Titel, der zusätzlich lackiert wurde, zu strahlen scheint. Das Titelmotiv wird auf dem Rücken wiederholt, dadurch ist das Buch auch im Regal ein wahrer Blickfang. Der Einband unter dem Schutzumschlag ist schlicht schwarz mit silberner Schrift, ein graues Lesebändchen rundet die sehr gelungene Ausstattung ab.

Cover des Buches Dolo (ISBN: 9783931989545)

Bewertung zu "Dolo" von Frauke Watson

Dolo
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Dolo" von Frauke Watson

Ein Plädoyer für die Fantasie!

Verlagsbeschreibung:
Dolo, der stolze Herr der Lüfte, ist nicht nur ein großartiger Beschützer, sondern auch das Wunder von Tausendland, der Heimat der Vorder-mitteltausendländischen Riesenrüsselschnäbler. Mit Dolo ist jeder Tag voller Abenteuer, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Unsichtbare Freunde sind vor allem echte Freunde. Man kann ihnen Geheimnisse anvertrauen und sie vestehen uns auch ohne Worte. Gute Freunde sind schwer zu finden - was macht es da schon, wenn sie unsichtbar sind!

Meine Meinung:
Die Geschichte handelt von einem unsichtbaren Freund und Riesenvogel namens Dolo und wird aus der Sicht des Mädchens erzählt, das mit ihm befreundet ist. Das Leben mit Dolo ist bunt und wunderbar, er beschützt seine kleine Freundin auf allen Wegen, spuckt blöden Kindern auf den Kopf, zeigt ihr fremde, faszinierende Länder und zusammen erleben sie viele spannende Abenteuer. Dolo aus der Reihe Unsichtbare Freunde ist ein Plädoyer für die Fantasie und das Gefühl, geliebt und beschützt zu werden, komme, was wolle. Wer hätte nicht gern auch noch heute als Erwachsener einen unsichtbaren Freund, der immer zu einem steht und mit dem man die Welt aus einer ganz neuen Perspektive entdecken kann?

Dolo hat ein quadratisches Format von ca. 17,5 x 17,5 cm und ist somit ein perfektes kleines Geschenkbüchlein, das man immer wieder gern zwischendurch zur Hand nimmt. Auf dem Titel ist Dolo mit seiner menschlichen Freundin zu sehen, die Farben erstrahlen warm und einnehmend und die Schrift wurde in Buntstiftoptik gesetzt. Die Gestaltung im Inneren wird konsequent gemäß des Covers fortgesetzt, sämtlicher Text und sogar das Verlagslogo sehen so aus wie mit Buntstift dahin gekritzelt und wirken so besonders charmant. Die Zeichnungen sind in angenehmen Farben gehalten, sie sind nie grell und bilden stets ein harmonisches Gesamtbild. Es lassen sich viele, liebevolle kleine Details entdecken, die auch noch nach dem zweiten und dritten Anschauen überraschen.

Cover des Buches Lumley (ISBN: 9783931989538)

Bewertung zu "Lumley" von Frauke Watson

Lumley
Ranavor 13 Jahren
Rezension zu "Lumley" von Frauke Watson

LEUTE und LUMLEY sind wichtiger als Sachen!

Verlagsbeschreibung:
Lumley ist cool und der beste Freund, den man sich wünschen kann. Er ist zwar ziemlich schüchtern, wenn es um Menschen geht, aber bei Monstern kennt er kein Pardon. Lumley sagt, dass es eine Zeit für ihn und eine Zeit für Freunde gibt. Aber wenn ich ihn brauche, ist er immer da.

Fast jedes Kind hat irgendwann einen unsichtbaren Freund.
Zeugt das von blühender Phantasie oder sind es Schutzengel, die uns ein Leben lang begleiten, aber nur von Kindern gesehen werden können?

Meine Meinung:
Lumley ist ein langer Lulatsch mit grüner Haut und türkisfarbenen Haaren. Er sieht aus wie ein koboldartiger Clown, zieht ständig Grimassen und verrenkt sich lustig die langen Arme und Beine. Für seinen menschlichen Freund ist er immer da, wenn dieser einsam ist oder sich ausgeschlossen fühlt, er beschützt ihn, tröstet ihn, wenn etwas kaputt geht, erzählt ihm viel Unsinn und zusammen haben sie viel Spaß. Doch Lumley ist es besonders wichtig, dass der kleine Junge auch echte Freunde hat und so zieht er sich diskret zurück, wenn welche zum Spielen vorbei kommen.
Ging es im ersten Band der Unsichtbaren Freunde-Reihe noch um das Entdecken fremder Länder und Erleben spannender Abenteuer, so bleibt Lumley in der realen Welt. Er steht treu zu seinem Menschenkind, sorgt aber auch dafür, dass sich dieser nicht in einer Fantasiewelt verliert oder Gegenstände für wichtiger als Personen erachtet. Die Botschaft des kleinen Büchleins ist schlicht zauberhaft:

Lumley sagt, Leute sind wichtiger als Sachen.
Aber ich finde LEUTE und LUMLEY sind wichtiger als Sachen!

Lumley ist wie Dolo ein quadratisches Büchlein im Format von 17,5 x 17,5 cm, dass sich bestens zum Verschenken an Kinder oder Liebhaber toller Geschichten mit außergewöhnlichen Zeichnungen eignet. Die gesamte Farbgestaltung ist angenehm warm und leuchtend, die kleinen und großen Charaktere und die Kulissen wurden detailverliebt ausgestaltet, sodass man schnell in die Welt von Lumley und seinem kleinen Freund eintauchen kann. Die Texte wurden in Buntstiftoptik gesetzt und verdeutlichen mit einfachen, einprägsamen Worten ein Gefühl der Freundschaft und des Zusammenhalts, aber auch eine wichtige Portion Realismus. Bitte mehr davon!

Cover des Buches Drei Wünsche hast du frei (ISBN: 9783426283363)

Bewertung zu "Drei Wünsche hast du frei" von Jackson Pearce

Drei Wünsche hast du frei
Ranavor 14 Jahren
Rezension zu "Drei Wünsche hast du frei" von Jackson Pearce

Wie etwas Ganzes noch ganzer wird

Zum Inhalt:
Violas Welt liegt in Trümmern, seit sich ihr Freund Lawrence von ihr trennte und damit sein Schwul-Sein bekannt gab. Seitdem kommt es ihr so vor, als wäre sie nicht mehr vollständig, weil ihr etwas Wichtiges fehlt. Alle außer ihr haben in der Schule ihren Platz gefunden und gehören einer mehr oder weniger coolen Clique an, doch ohne Lawrence, der nun zu einer Art schwulen Star aufgestiegen ist, denkt sie, sie wäre unsichtbar.

"Alles, was ich in der Shakespeare-Stunde heute gelernt habe, ist: Manchmal muss man sich in den falschen Menschen verlieben, um den richtigen Menschen zu finden. Eine nützlichere Lektion wäre gewesen: Manchmal liebt der richtige Mensch einen nicht wieder. Manchmal ist der richtige Mensch schwul. Und manchmal ist man selbst nicht der richtige Mensch. Danke für absolut gar nichts, Shakespeare." (Seite 7)

Den einzigen Ausgleich findet sie in der Malerei, doch auch mit ihren Bildern ist sie nicht wirklich zufrieden. Eines Tages wird ihr Wunsch, wieder sichtbar und Teil eines Ganzen zu werden so stark, dass sie damit versehentlich einen Dschinn beschwört, der ihr drei Wünsche gewährt. Doch Viola möchte es sich nicht so einfach machen, für sie sind die Wünsche kein akzeptabler Ausweg aus ihrer Situation. Und so muss der Dschinn, der am liebsten wieder schnell nach Hause, in die Dschinn-Stadt Caliban, möchte, da er auf Erden gegen seinen Willen altert, bei Viola ausharren und darauf warten, dass sie ihre Wünsche ausspricht. Erst wenn der letzte vollendet ist, ist seine Rückkehr gewiss und Viola wird ihn wieder vergessen. Der Dschinn und Viola verbringen deshalb einige Zeit miteinander und freunden sich an, die Grenzen zwischen Dschinn und Herrin beginnen, sich aufzulösen. Als Viola allerdings in einem unbedachten Moment einen Wunsch ausspricht, hat das ungeahnte Folgen. Nun möchte sie erst recht keinen weiteren Wunsch mehr aussprechen. Das erregt den Unmut der Ältesten der Dschinn, die den innigen Kontakt zwischen Mensch und Dschinn nicht tolerieren...

Sprache, Stil, Figuren:
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von den beiden Hauptfiguren Viola und Dschinn in der Gegenwartsform erzählt. So erfährt man als Leser schnell, wie beide ihre Umwelt wahrnehmen und worum ihre Gedanken hauptsächlich kreisen. Die Sprache ist sehr jugendlich und direkt und spricht hauptsächlich junge Leser an, jedoch sind es vor allem die leisen, nachdenklichen Zwischentöne, die ständig mitschwingen, die Drei Wünsche hast du frei auch für Erwachsene interessant machen. Viola fühlt sich seit sich Lawrence von ihr getrennt hat, wie zerbrochen. Ständig ist sie auf der Suche nach etwas, dass ihr Herz wieder heilen und sie zum ganzen Menschen machen kann, und bemerkt dabei nicht, dass sie sich dadurch selbst ins soziale Abseits manövriert hat, aus dem sie nur noch ihre Umgebung beobachtet, aber nicht mehr aktiv teilnimmt. Sie ist ohnmächtig angesichts ihrer Unsichtbarkeit und kann nicht aus ihrer eigenen Haut, so unglücklich ist sie. Es hilft auch nicht, dass ihr Lawrence nach wie vor als bester Freund zur Seite steht und unheimlich viel Rücksicht auf ihre Gefühle nimmt, wodurch er selbst mit seinen Sehnsüchten zu kurz kommt. Dschinn wiederum ist zu Beginn recht unmotiviert, als er seine neue Herrin Viola kennen lernt und merkt, dass sie ihre Wünsche nicht so schnell aussprechen wird. Ihn quält das Dasein auf der Erde, beschleunigt es doch seinen Alterungsprozess und er kann nicht umhin, minutiös zu beobachten, wie der Zahn der Zeit an ihm nagt, indem er zum Beispiel andauernd die Länge seiner Haare prüft. Doch je mehr Zeit er mit Viola verbringt, umso mehr wächst sie ihm ans Herz, da sie in ihm nicht den Wünsche-Erfüller, sondern einen Freund und Gefährten sieht, der ihr zur Seite steht. Und plötzlich ist ihm nicht mehr wichtig, zurück in die Heimat der Dschinns, dem steril-perfekten Caliban, zu gelangen, viel mehr beginnt in ihm selbst ein dringlicher, gefährlicher Wunsch zu reifen... Der Schwerpunkt der Geschichte liegt auf der Beziehung zwischen Viola und Dschinn, doch auch Lawrence ist ein interessanter Charakter, der einen besonderen Part einnimmt. Die restlichen Figuren bleiben eher blass, es wird trotzdem nicht versäumt, hinter die vermeintlich perfekten Fassaden des Königspaars an der Schule, Ollie und Aaron, zu schauen.

Fazit:
Ein zauberhaftes Märchen darüber, wie etwas Ganzes noch ganzer werden kann durch die Liebe zwischen zwei Welten, deren Brücke aus Freundschaft, Vertrauen und Mut besteht.

Ausstattung:
Die Bücher des PAN-Verlags zählen stets zu den Schmuckstücken in meinem Bücherregal und auch diese Gestaltung hat mich wieder stark begeistert - Drei Wünsche hast du frei ist flexibel gebunden, sieht also aus wie ein Hardcover, ist aber vom Material her etwas weicher, aber trotzdem stabiler als ein Taschenbuch. Auf dem Himmelblau-changierenden Grund wurden mit Lack Ornamente aufgebracht, die auf dem Titel ein Mädchen umrahmen, das Viola sein könnte. Pro Kapitelanfang wurde ebenfalls ein Ornament gesetzt. Insgesamt ist es eine sehr hochwertige Ausstattung zu einem unschlagbar günstigen Preis.

Cover des Buches Hex Hall - Wilder Zauber (ISBN: 9783802582394)

Bewertung zu "Hex Hall - Wilder Zauber" von Rachel Hawkins

Hex Hall - Wilder Zauber
Ranavor 14 Jahren
Rezension zu "Hex Hall 01" von Rachel Hawkins

Ein zauberhaft-witzig-spannendes Lesevergnügen!

Zum Inhalt:
Die junge Hexe Sophia Mercer, genannt Sophie, ist die Tochter einer Menschenfrau und eines Zauberers, den sie dank der Trennung ihrer Eltern schon vor ihrer Geburt nie kennen gelernt hat. Mit ihrer Mom schlägt sie sich durchs Leben und wechselt von einem Bundesstaat in den nächsten, wenn ihre Hexenkunst an der jeweiligen Schule auffliegt. Schließlich wird sie aufgrund eines dramatisch verpatzten Liebeszaubers, den sie aus Mitleid für eine Klassenkameradin wirkte, auf Hekate Hill geschickt, einem Internat für Hexen, Gestaltwandler und Elfen, die auffällig geworden sind. Vor Ort wird sie direkt von einem Gestaltwandler, der sich beleidigt fühlt, angegriffen, der arrogante und unverschämt gut aussehende Zauberer Archer eilt ihr zu Hilfe, und als Zimmergenossin wird ihr die einzige Vampirin unter den Schülern, Jenna, der man nachsagt, sie habe vor kurzem eine Mitschülerin umgebracht. Und um Chaos komplett zu machen, unterbreiten drei dunkle machtvolle Hexen Sophie das Angebot, sie in ihren Zirkel aufzunehmen, was sie vehement ablehnt und ihr drei gefährliche Feindinnen einbringt. Unbedarft wie Sophie aufgewachsen ist, fällt es ihr sehr schwer, sich in den Internatsalltag einzuleben und Archer gefällt ihr doch viel besser, als sie es sich eingestehen möchte, vor allem weil er an eins der Mädchen aus dem Zirkel vergeben ist. Dann legt sich ein tödlicher Schatten über Hex Hill und erneut werden Schülerinnen fast getötet und Jenna, die Sophie inzwischen lieb gewonnen hat, gerät wieder unter Verdacht...

Sprache, Stil, Figuren:
Der Grundton der Geschichte ist sehr umgangssprachlich und modern gehalten. Aus der Ich-Perspektive in der Vergangenheitsform erzählt, lernt man schnell Sophie und ihre Umgebung kennen, die man so durch ihre Augen betrachtet und genau wie sie sich erst in der Zauberwelt rund um Hexen, Gestaltwandler, Vampiren und Elfen zurecht finden muss. Es wird die authentische Sicht einer 16-jährigen vermittelt, die mit ihren Unsicherheiten, Ärgernissen und aufblühenden Gefühlen zu kämpfen hat. Da Sophie vieles aus einem ironischen Blickwinkel betrachtet und entsprechend kommentiert, wird neben Spannung und Romantik auch einiges an Witz geboten.

""Sophie Mercer", sagte Elodie mit tragender Stimme, "wir sind gekommen, um dich in unserer Schwesternschaft aufzunehmen. Sprich die fünf Worte, um das Ritual zu beginnen." Ich blinzelte sie an. "Seid ihr jetzt völlig durchgeknallt?" Anna stieß einen entnervten Seufzer aus. "Nein, die fünf Worte lauten: 'Ich akzeptiere euer Angebot, Schwestern'."" (Seite 89)

Der Kosmos von Hex Hall birgt einige vielschichtige und interessante Figuren. Da ist zuerst Sophie, die Hauptfigur, die völlig unvoreingenommen und unkontrolliert als Hexe aufgewachsen ist und bislang etwas naiv war, in dem was sie gezaubert hat, jedoch das Herz am rechten Fleck hat und redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist.

"Meine Füße stampften dumpf über das dichte Gras, und ich konnte nichts anderes denken als: was für eine Idiotin ich war.
Weiß nichts über Blockadezauber.
Weiß nichts über Tätowierungen.
Weiß nichts über große, blöde, böse italienische Augen.
Weiß nichts über ihren Dad.
Weiß nichts über das Hexesein.
Weiß nichts, weiß nichts, weiß nichts."
(Seite 120/121)

Die lesbische Vampirin Jenna bezeichnet sich selbst als die äußerste Außenseiterin, da sie in ihrer Art bis auf einen Lehrer die einzige ist und von allen mit Misstrauen und Verachtung gestraft wird. Nichtsdestotrotz geht sie offen auf Sophie zu, die hinter ihrer demonstrativ pinkfarbenen Fassade ein liebenswertes Mädchen entdeckt und sich mit ihr anfreundet. Fürs Herz ist der arrogante Archer mit von der Partie, der eigentlich mit der hübschen und gemeinen Elodie zusammen ist, jedoch ebenfalls Sophies Nähe sucht und ihr beim gemeinsamen Kellerstrafdienst immer näher kommt. Die Gegenspielerin von Sophie ist Elodie, eine machtvolle dunkle Hexe, die Sophie zwar widerwillig in ihren Hexenzirkel aufnehmen will, zugleich aber keine Gelegenheit auslässt, um ihr Steine in den Weg zu legen.

Fazit:
Hex Hall ist der spannende Auftakt zu einer fantastischen Internatsserie, die den Vergleich mit bereits bekannten und berühmten Reihen nicht scheuen muss. Originelle Charaktere und neuartige Ideen machen die Geschichte um Sophie Mercer absolut empfehlenswert - ein zauberhaft-witzig-spannendes Lesevergnügen!

Ausstattung:
Das kleinformatige Taschenbuch ist im typischen LYX-Stil gestaltet - man sieht ein schönes Mädchen mit blauen Augen und dunkelvioletten Haaren, in denen eine Rose steckt, die zusätzlich lackiert wurde. Im Hintergrund kann man vage eine Landschaft und ein Gebäude ausmachen. Der gesamte Einband ist in einem violetten Grundton gehalten, der durch ein rissartiges Muster und kleine Lichtreflexe aufgelockert wird. Insgesamt ist es eine sehr gelungene Gestaltung, die alle Blicke auf sich zieht.

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