Das Geflecht: An der Grenze hat mich nun ein paar Monate lang begleitet. Es ist definitiv ein Buch zum langsam lesen.
Zu Allererst muss ich einfach die Widmung hervorheben: „Für alle, die nicht ganz zu passen scheinen. Ihr seid nicht allein!“ Das ist so schön und hat mich echt zu Tränen gerührt.
Zu Beginn der Geschichte tauchen wir in Danylas Perspektive ein. Sie hat einen Fremden mit ihrem Pfeil und Bogen angeschossen und damit eine Schuld auf sich genommen. Wir folgen ihr durch das Buch und begleiten sie dabei, wie ihre Welt auf den Kopf gestellt wird und sie dabei aus ihrer sicheren Umgebung gerissen wird.
Im Laufe der Geschichte bekommen wir auch Einblick in den Kopf des Fremden, der nicht nur für Danyla fremd ist, weil sie ihn nicht kennt, sondern weil er offensichtlich von einem anderen Planeten kommt.
Es werden auch noch weitere Erzählstimmen miteinbezogen, um ein allumfassendes Bild der Welt, der Konflikte und Denkweisen unterschiedlicher Spezies zu bekommen.
Mit jeder Seite werden neue Fragen aufgedeckt und gleichzeitig eine Welt gezeichnet, die detailreich und durchdacht erscheint. Viele Konflikte, die es in unserer Welt gibt, werden auf eine Zukunft und einen anderen Planeten übertragen und von unterschiedlichen Sichtweisen her beleuchtet.
Ich fand die Analysen spannend, die natürlich nicht als solche daherkommen, sondern als Gedanken verschiedener Gruppen im Buch.
Durch die mir unbekannte Welt musste/durfte ich mit viel Konzentration lesen, was ich genossen habe, weil ich so viel Neues entdeckt und mich gefreut habe, eine meiner Meinung nach sehr innovative Geschichte vor mir zu haben.
Ich hatte beim Lesen auch das Gefühl, dass Jol sich mit den ein oder anderen linken Konzepten und Theorien beschäftigt hat und fand es schön, diese auf eine fiktive Geschichte, eine dort wahre Lebenswelt heruntergebrochen zu sehen.
Etwas zur grafischen Umsetzung möchte ich noch kurz erwähnen. Am Rand jeder Seite ist ein Pfeil, der als Daumenkino weiter nach unten schießt, ehe er verblasst. Ich finde, das ist ein wunderschönes, kleines Detail. Es passt zur Geschichte und für mich ist so etwas viel ansprechender als ein schön gestalteter, bunter Buchschnitt, den niemand sieht und der nur Deko ist. Das Detail spiegelt für mich ebenfalls die innovativen Ideen des Buches wider.
Der Roman ist so vielschichtig und ich freue mich, dass es einen zweiten Band geben wird.