Wir befinden uns im Jahre 1942: In einer leicht abgewandelten, parallelen Dimension führt das Dritte Reich nicht nur mit seinen Armeen und Flotten Krieg gegen den Rest der Welt, sondern bringt auch leistungsstarke „Komputer“ zum Einsatz, die gleichermaßen im Kampf gegen ausländische wie inländische Feinde eingesetzt werden. In dieser alternativen Realität stehen zwei Reichsbürger im Mittelpunkt: Helene Bodenkamp, Programmiererin beim Nationalen Sicherheits-Amt (NSA), und Eugen Lettke, ebenfalls bei der NSA in leitender Funktion angestellt. Während Helene zunehmend unter Gewissensbissen leidet, als ihr klar wird, welchen Schaden ihre Arbeit anrichtet, setzt Eugen die Wunder der digitalen, vernetzten Welt ein, um seine niederen Ziele mit Nachdruck zu verfolgen. Doch wie weit können die beiden gehen, ohne dass ihre versteckten Machenschaften auffliegen und sie zur Rechenschaft gezogen werden?
Fazit: Wieder gelingt es Andreas Eschbach, ein brandaktuelles Thema in eine Geschichte zu verpacken, die zum Nachdenken anregt und auf Gefahren aufmerksam macht. Dies ist zugleich die wichtigste Essenz des Romans: Er lebt davon, dass unmittelbar Parallelen zur Gegenwart gezogen werden können. Stets mahnte mich eine innere Stimme an, dass der aktuelle Fortschritt schon viel, viel weiter vorangeschritten ist, als dies im Buch der Fall ist. Was geschieht, wenn diese Machtfülle, mit der uns Computer und die damit einhergehende Datenhaltung und -auswertung ausstatten, in die falschen Hände gerät? Wer stellt sicher, dass diese Macht nicht von einigen, wenigen Akteuren missbraucht und gegen mich oder einzelne Personengruppen eingesetzt wird? Hier lässt der Autor wahrlich nichts anbrennen: Schonungslos zeigt er die Möglichkeiten und die damit verbundenen Konsequenzen auf und macht deutlich, dass er selbst ein Mann vom Fach ist. So fragte ich mich ständig: Was könnte unternommen werden, um eine vergleichbare Entwicklung in der heutigen Zeit zu verhindern? Ist es unter Umständen nicht schon längst zu spät? Ein paar Denkanstöße gibt der Autor zwar, größtenteils wird es aber dem Leser überlassen, eigenständige Überlegungen anzustellen. Insofern ist „NSA“ ein Roman am Puls der Zeit, dessen Geschichte bei mir lange nachgewirkt hat.
Rodrik-Andersen
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Ein Mann erwacht auf einem Raumschiff. Er weiß nicht, wer er ist, wie er hierhergekommen ist und weshalb er im Weltraum gelandet ist. Und was noch schlimmer ist: Er ist allein im All unterwegs. Erst nach und nach kommen seine Erinnerungen zurück und offenbaren ihm seine Mission: Er muss die Welt retten, die dem Untergang geweiht ist, falls es ihm nicht gelingt, die Lösung in einem weit entfernten Sonnensystem zu finden. Unterstützung erhält er dabei von ganz unerwarteter Seite …
Fazit: „Der Marsianer 2.0“ – so lässt sich diese Geschichte und die Art und Weise, wie diese erzählt wird, am besten zusammenfassen. In der Tat gibt es auffällig viele Parallelen zum erfolgreichen Debüt-Roman des Autors: Da wäre ein Astronaut, der allein auf sich gestellt ist und auf keine menschliche Hilfe zurückgreifen kann. Dessen Leben am seidenen Faden hängt und der eine Vielzahl komplexer Problemstellungen lösen muss, um nicht den Löffel abzugeben und seine Mission „Rettung des Planeten Erde“ fortführen zu können und der sich mit Logik und Wissenschaft immer wieder aus dem Dreck zieht. Und dann wäre da noch das bewährte Rezept, die Geschichte aus Sicht eines blitzgescheiten, optimistischen und spitzbübischen Mannes zu erzählen. Gerade zu Beginn ist für Spannung gesorgt, weil man als Leser genauso gerne wie der Protagonist Ryland Grace herausfinden will, was dazu geführt hat, dass er in diese vertrackte und verhängnisvolle Situation geraten ist. Diese schrittweisen Enthüllungen vergangener Ereignisse auf der Erde holten mich ab und sorgten dafür, dass sich am Ende der Kreis schloss. Mehr möchte ich zum Inhalt nicht sagen, da dies das Leseerlebnis beeinträchtigen, wenn nicht sogar ruinieren würde. Letztlich bekommt der Leser vor allem serviert, was bereits „Der Marsianer“ ausgezeichnet hat. Überraschende Wendungen gibt es hingegen eher nicht. Kurz vor Schluss rechnete ich mit einer richtig bösen Überraschung, die sich dann aber (leider) doch nicht bewahrheitete. Am Ende kommt „Der Astronaut“ daher nicht an das Erstlingswerk heran, auch wenn sich die Leselust bei mir durchgängig auf hohem Niveau bewegt hat.
Durch einen tragischen Unfall entkommen Vögel aus einem geheimen Forschungslabor in Bochum. Kurz darauf setzt ein Vogelsterben ein, welches bald den gesamten Globus betrifft. Die damit verbundenen Folgen, die sich nach wenigen Monaten einstellen, sind für die Menschheit verheerend. Zudem ist die Sorge groß, dass das freigesetzte, tödliche Virus auf den Menschen überspringen und eine Pandemie auslösen könnte …
Wie aus dem Klappentext des Romans hervorgeht, hat sich der Autor eingehend mit den Auswirkungen eines globalen Vogelsterbens auseinandergesetzt. Seine Erkenntnisse lässt er in Gestalt von allen möglichen Schreckensszenarien in die Geschichte einfließen, die sich über einen längeren, mehrjährigen Zeitraum erstreckt. Immer wieder ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass ich mit solchen Konsequenzen für Mensch und Umwelt wohl eher nicht gerechnet hätte. Die Variable „Vögel“ wiegt eben im Ökosystem schwerer, als es im Alltag den Anschein erwecken mag. Insofern hat hier der Autor ganze Arbeit geleistet und mir die Augen geöffnet.
Was mir weniger zusagte war die Suche nach den Hintergründen, die zur Entstehung des tödlichen Virus geführt haben, und den damit verbundenen Intrigen. Hier verlaufen die Ermittlungen des Journalistenteams letztlich im Sande. Dies mag zwar realistisch sein, war für mich als Leser jedoch eher unbefriedigend, da dieser Handlungsstrang meiner Ansicht nach künstlich in die Länge gezogen worden ist. Zudem leidet die Handlung darunter, dass es keine richtigen Protagonisten gibt, aus deren Blickwinkel die Geschichte durchgängig erzählt wird. Folglich mangelte es an Charakteren, die mich hätten mitfiebern lassen.
Fazit: Ein spannender Auftakt versandet in einer öden, schwer nachvollziehbaren Spurensuche, wodurch das Vogelsterben ausgelöst worden ist. Zwar stellten die Journalisten Karola und Alex über weite Strecken die richtigen Fragen, letztendlich verliert sich deren Recherche in Belanglosigkeiten, die dem Unterhaltungswert des Werks eher schadeten. So bleibt ein nüchterner Roman übrig, der phasenweise eindrucksvoll aufzeigt, welche Folgen es haben kann, wenn eine Gruppe von Lebewesen aus dem Ökosystem entfernt wird. Und wie schwierig es sich selbst im 21. Jahrhundert gestaltet, sämtliche Auswirkungen einer solchen Katastrophe vorherzusehen, geschweige denn abzufangen oder gar zu verhindern.
16. Jahrhundert: Henry VIII. aus dem Hause Tudor ist König von England – und gedenkt sich von der katholischen Kirche loszusagen, um sich von seiner ersten, ungeliebten Königin Katharina von Aragon scheiden zu lassen. Damit leitet er die Reformation ein, die zahlreiche Umwälzungen mit sich bringt. In dieser Zeitenwende muss der junge Nick of Waringham die heruntergewirtschaftete Baronie seiner Familie in dem Wissen übernehmen, dass der König den Waringhams grollt. Als er zudem Mary, der ältesten Königstochter, zur Seite steht, die sich offen gegen ihren Vater und dessen Abkehr vom Papst stellt, begibt sich Nick in große Gefahr …
Fazit: Es war mir eine Freude, Nick of Waringham auf seinem Weg zwischen den Jahren 1529 und 1553 zu begleiten. Dabei hat mir besonders gefallen, wie es ihm gegen alle Widerstände gelingt, seiner Baronie zu neuem Glanz zu verhelfen und treue Vasallen für sein Haus zu gewinnen. Auch die Schilderungen des Alltags eingebettet in die Intrigen am königlichen Hof sagten mir zu, weil Henry Tudors Vermächtnis aus einem ungewohnten Blickwinkel erlebbar war. In der Tat kommt der damalige König von England bei der Autorin, die für das Buch akribische Recherche betrieben haben muss, überaus schlecht weg. Ganz im Gegensatz zur Rolle der ältesten Königstochter Mary, die später als „Bloody Mary“ in die Geschichte einging und deren Taten im Roman in einem erfrischend anderen Licht betrachtet werden. Insofern bot der Roman nicht nur ausgesprochen gute Unterhaltung, sondern brachte mir auch die Anfänge der englischen Reformation näher. Und der Schreibstil gestaltete das Lesen recht kurzweilig, obgleich es knapp tausend Seiten zu bewältigen galt.
Dean bricht 2018 bricht zusammen mit einem Freund zu einer Radtour um die Welt auf. Allerdings trennen sich die beiden aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bald wieder und Dean setzt seine Reise auf eigene Faust fort. Doch nicht für lange: Zwischen Bosnien und Montenegro wird er auf ein sichtlich mitgenommenes Kätzchen aufmerksam, das in der Wildnis wie verloren erscheint. Kurzerhand nimmt er es mit sich, päppelt es wieder auf und tauft es auf den Namen „Nala“. Bald sind die beiden Freigeister unzertrennlich und erleben auf dem Fahrrad und abseits davon zahlreiche Abenteuer.
Fazit: Eine wahre Geschichte, wie sie sich schon an anderer Stelle in leicht abgewandelter Form ereignet hat: Mensch und Katze begegnen sich, freunden sich an und stehen fortan einander bei – wobei stets der Mensch die größeren Vorteile aus dieser Verbindung zu ziehen vermag. Auch Deans Version liest sich angenehm locker und unaufdringlich und bietet gute Unterhaltung, die ab und an zu Herzen rührt. Allerdings vermochte es die Handlung nicht, mich richtig in den Bann zu ziehen, da sich gewisse Ähnlichkeiten zu anderen Buchtiteln auftaten, die ich zu diesem Zeitpunkt bereits gelesen hatte. Zudem drängte sich mir die Frage auf: Warum muss man aus Haustieren immer Kapital schlagen, selbst wenn es größtenteils zur Förderung und Unterstützung diverser Hilfsorganisationen eingesetzt wird? Aber eine Sache lässt sich mit Bestimmtheit festhalten: Ein Haustier wirkt oft als magischer Magnet, um mit allen möglichen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Wendy Tynes, eine bekannte TV-Reporterin, stellt Dan Mercer in einer Live-Sendung eine Falle, um ihn als Pädophilen zu überführen. Doch in ihrem Übereifer begeht sie Fehler, wodurch es gar nicht erst zur Anklage kommt. Daraufhin verliert sie ihren Job – und wird von Dan Mercer kontaktiert, der sie um ein Gespräch bittet. Zunehmend quält Wendy die unbequeme Frage: Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass Dan nicht nur unschuldig ist, sondern sie beide hereingelegt worden sind? Und wie hängen all diese Ereignisse mit dem Verschwinden der 17-jährigen Haley McWaid zusammen? Auf eigene Faust beginnt Wendy Nachforschungen anzustellen.
Abgesehen vom Prolog und Epilog, die wie Fremdkörper anmuten, wird die Geschichte durchgängig aus der Sicht der überaus taffen, wortgewandten Protagonisten erzählt, die in ihrer Rolle als Reporterin mit einer großzügigen Portion Neugier ausgestattet ist. Daher ist nur verständlich, dass sie anfängt, jene Story, die sie ihren Job gekostet hat, neu aufzurollen. Dabei stößt sie auf allerlei Ungereimtheiten, die sich nur schwer entwirren lassen. Die überraschenden Wendungen, die sich immer wieder einstellen und der Handlung eine neue Richtung geben, bewirken, dass sich die Spannung durchgängig auf einem hohen Niveau bewegt. Hinzu kommt die Klärung der Frage: Ist Dan Mercer wirklich unschuldig? All diese Aspekte, wie auch der gelungene Schreibstil des Autors, sind dafür verantwortlich, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe.
Fazit: Selten habe ich einen solch packenden Pageturner in Händen gehalten: Von Anfang bis Ende hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Insofern handelt es sich um einen Thriller der Superlative, weil sich der Autor prächtig darauf versteht, den Leser im Ungewissen zu lassen, wer für die begangenen Verbrechen verantwortlich ist und wohin sich die Story weiterentwickelt. Zudem überzeugt die Hauptfigur in Gestalt von Wendy Tynes mit ihren Charakterzügen und ihrem Drang, die Wahrheit zutage zu fördern, auf ganzer Linie. Wer auf der Suche nach Hochspannung ist, dem möchte ich diesen Roman daher wärmstens ans Herz legen.
Tom Smith, ein taufrischer FBI Field Agent, jagt den berüchtigten Terroristen „Green Man“, der in den vergangenen zwei Jahren mehrere spektakuläre Anschläge in den USA unternommen hat, um der Welt vor Augen zu führen, dass die Menschheit am Abgrund steht – wenn sie nicht gewillt ist, von ihrem selbstzerstörerischen Handeln abzuweichen. Doch kann Gewalt wirklich ein Weg sein, um die Menschen, die Wirtschaft und die Politik zur Umkehr zu bewegen?
Mit „Klima“ legt der Autor einen Thriller zu einem brandaktuellen Thema vor. Die Erde schlittert sehenden Auges auf eine unumkehrbare Umweltkatastrophe zu. Diese unfassbare Lage veranlasste „Green Man“ dazu, verschiedenste Anschläge in den USA zu unternehmen, die ihn inzwischen zu einem Held der weltweiten Öko-Szene gemacht haben. Selbst eine Heerschar von einigen hundert FBI-Agenten, die vom Präsidenten höchstpersönlich mit der Ergreifung des Terroristen beauftragt worden ist, konnte bislang keinerlei stichhaltige Hinweise ermitteln, die die Identität des Staatsfeinds Nr. 1 hätte eingrenzen können. Ein weiterer Anschlag auf einen Staudamm, der zig Menschen das Leben kostet, setzt dem ganzen die Krone auf. Während das FBI weiterhin vergeblich nach Indizien sucht, folgt Tom Smith seinen Instinkten – und hat plötzlich eine heiße Spur, als er einen Polizisten ausfindig macht, der nach erfolgter Sprengung des Staudamms einen Autofahrer angehalten hat. Zum ersten Mal sieht sich das FBI im Aufwind. Und „Green Man“ spürt, dass er seiner Ergreifung nicht mehr lang wird aus dem Weg gehen können ...
Was bleibt, abgesehen von der Story, zu sagen? Mich schlug dieser Roman von Anfang an vollkommen in seinen Bann. Der gelungene Schreibstil, die kurzen Kapitel, die vielschichtigen Charaktere, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird, sowie die sich abzeichnende Konfrontation von Öko-Terrorist und aufrechten Staatsbediensteten bilden einen perfekten Rahmen für Spannung. Alle Protagonisten mit ihren teils widersprüchlichen Beweggründen zeigen Schwächen und wuchsen mir, je länger ich las, immer mehr ans Herz. Dies wiederum sorgte dafür, dass ich mit sämtlichen Rollen mitfieberte.
Warum hat es das Buch trotzdem nicht zur Bestwertung geschafft? Zum einen verliert sich das Leben von „Green Man“, aber auch von Tom Smith und der Umweltaktivistin Ellen, zunehmend in Vergangenheitsbewältigung, was der Spannung und der Handlung gleichermaßen schadet. Zudem unterlaufen „Green Man“ ausgerechnet bei den Vorbereitungen zu seinem letzten Anschlagsziel viel zu viele Fehler, was den Ausgang nur allzu vorhersagbar macht. Und Tom Smith kann gegen Ende jeden Schritt von „Green Man“ vorausahnen, was schlicht und ergreifend unglaubwürdig wirkt. Zudem zeigt der Autor zum Abschluss (ungewollt?) auf, dass das Vermächtnis von „Green Man“ wohl doch von kurzer Dauer sein wird. Keiner der Hauptcharaktere scheint auch nur ansatzweise gewillt, seinen Lebensstandard zu überdenken, was mich als Leser tief enttäuscht hat. Hier hätte ich zumindest erwartet, dass der Autor aufzeigt, wohin die Reise gehen kann, wenn wir die Klima-Katastrophe noch gemeinsam abwenden wollen. Denn auch im Buch gilt: Alles wird einfach nur wieder den kommenden Generationen aufgebürdet …
Fazit: Starker Auftakt, vorhersehbares, wenig zufriedenstellendes Ende: Obgleich das Thema Klimakatastrophe viel Potenzial bietet, werden nur einige Randaspekte ausgeleuchtet – hier hätte der Autor ruhig mehr Zeit in die Hintergrundrecherchen investieren sollen. Auch dass Tom Smith jeden Winkelzug von „Green Man“ intuitiv erahnen kann, erscheint unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen spannenden Thriller zu einem top-aktuellen Thema, der es durchaus wert ist, gelesen zu werden. Als besonders bitter empfinde ich die Erkenntnis, dass die USA inzwischen mit dem Einsatz des Frackings zu den allerschlimmsten Hauptverursachern von CO2 und Methan gehören – ein Land, das lange Zeit wie kein anderes für Vernunft und Wissenschaft stand.
Inspektor Brunetti wird von einer älteren, gut situierten Dame darum gebeten, einen alten Fall wieder aufzurollen, bei dem ihre Nichte zu Schaden gekommen ist und die seither auf dem geistigen Level einer Siebenjährigen zurückgeblieben ist.
Inspektor Brunetti meets Cold Case: Eine Verbindung, die für mich nicht aufgeht. Die Handlung kommt nie wirklich in die Gänge, auch nicht, als im Rahmen der Ermittlungen ein Mord geschieht. Der Inspektor tappt unablässig im Dunkeln, was sich durch eine Vielzahl von Nebenschauplätzen nicht kaschieren lässt. Nur durch Zufall und durch die unfassbare Dummheit des Täters wird der Mordfall schließlich mehr schlecht als recht aufgeklärt. Hier hat sich die Autorin gewiss nicht mit Ruhm bekleckert. Abgesehen von einzelnen, augenzwinkernden Dialogen konnte ich persönlich dem Ganzen nur wenig abgewinnen.
Fazit: Wem es im Angesicht der zwischenmenschlichen Beziehungen des Inspektor Brunetti warm ums Herz wird oder wer einfach gern in die Stadt Venedig abtaucht, findet unter Umständen Gefallen an diesem Roman. Wer jedoch einen spannenden, tiefschürfenden Kriminalroman erwartet, der vielleicht auch mal einen Finger in die Wunde legt, dem rate ich hingegen zur vorsichtigen Zurückhaltung.
Die 17-jährige Molly muss Sozialstunden bei der Witwe Vivian ableisten. Anfangs ist sie darüber nicht sonderlich glücklich. Doch bald stellt sie fest, dass es sich bei der alten Frau um eine Waise handelt, die Ende der 20er Jahre ihre Familie verloren hat und deshalb von New York aus mit dem Zug in den Mittleren Westen verfrachtet worden ist, um bei einer neuen Pflegefamilie unterzukommen. Wie es der Zufall will lebt auch Molly bei Pflegeeltern, wo es immer wieder zu Reibereien kommt. Ob sie von Vivian und ihrem Beispiel lernen kann?
Der Roman, der sich auf Tatsachenberichten stützt, zeichnet sich durch die Anwendung des klassischen Ansatzes aus, bei dem zwischen Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart abwechselnd hin und her gesprungen wird. Dadurch werden zwei Geschichten parallel erzählt. Diese Vorgehensweise kommt insbesondere zum Tragen, wenn die Handlungsstränge letztlich zusammengeführt werden oder sich gegenseitig befruchten (Stichwort: Aha-Effekt). Falls es allerdings nur wenige Berührungspunkte gibt, dann besteht die Gefahr, dass keine der beiden Geschichten ihr jeweiliges Potenzial vollständig entfalten kann. Letzteres ist für mich bei diesem Roman passiert. Das mag auch der Grund sein, warum bei mir beim Lesen über weite Strecken kaum Spannung aufkommen wollte. Erst gegen Ende, als Vivian ihren Platz in der Welt gefunden hat und aufzublühen beginnt, fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Fazit: Bei „Der Zug der Waisen“ handelt es sich um einen unterhaltsamen Roman, der auf Tatsachenberichten beruht. Allerdings vermochten es die beiden Erzählstränge nicht, mich zu packen. Hätte sich die Autorin ausschließlich auf Vivians Werdegang konzentriert, wäre bestimmt eine spannendere und wahrhaft bewegende Geschichte daraus geworden.
In diesem Thriller treffen unterschiedlichste Akteure im Kongo aufeinander, um sich den Zugriff auf Rohstoffe zu sichern, die besonders für die Hightech-Branche von essentieller Bedeutung sind. So finden sich Vertreter chinesischer Investoren, russische Oligarchen, deutsche Politiker und Journalisten und Warlords auf dem afrikanischen Kontinent ein, um dort einen Handel abzuschließen, der nicht nur zum gegenseitigen Vorteil gereicht, sondern auch viel Sprengstoff bedeutet, sollte die Welt jemals davon erfahren …
Der „Todesdeal“ versprach Spannung und Unterhaltung abseits ausgetretener Pfade. Aus diesem Grund konnte ich nicht allzu lange widerstehen, als es in meine Hände gelangte. Und meine Erwartungen wurden keinesfalls enttäuscht. Der Thriller kommt vielschichtig daher: Es wird auf politische und wirtschaftliche Verflechtungen im Zuge der Globalisierung eingegangen, Hintergründe zur heiklen und instabilen Lage im Herzen Afrikas werden dargelegt und es wird die zwielichtige Rolle großer Industrienationen wie Deutschland, Russland und China ausgeleuchtet, wenn es darum geht, sich den Zugriff auf wertvolle Ressourcen zu sichern. Dabei verleiteten mich die angenehm kurzen Kapitel dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Hier hat der Autor vieles richtig gemacht.
Gestört haben mich manchmal die zahlreichen Zitate, die im Verlauf des Romans wiederholt aufgegriffen werden. Zudem wurde ich in der ersten Buchhälfte das Gefühl nicht los, dass der chronologische Ablauf der Handlung nicht stringent eingehalten wird. Ansonsten liegt der Fokus eindeutig auf der Story und nicht auf den Charakteren, die den Eindruck vermitteln, beliebig austauschbar zu sein – was vom Autor auch durchaus beabsichtigt gewesen sein kann.
Fazit: Bei der „Todesdeal“ handelt es sich um einen unterhaltsamen, spannenden und in vielerlei Hinsicht aufschlussreichen Thriller, der es schafft, komplexe, internationale Verwicklungen zu schildern und deren Auswirkungen aufzuzeigen. Auch die Einblicke in die verzwickte Stammeskultur von Ruanda und die politischen Mechanismen in China empfand ich als überaus interessant. Wer einem vielschichtigen Polit- und Wirtschaftsthriller nicht abgeneigt ist, der aktuelle Themen kritisch unter die Lupe nimmt, sollte diesen Roman auf jeden Fall näher in Augenschein nehmen.