Wendy Tynes, eine bekannte TV-Reporterin, stellt Dan Mercer in einer Live-Sendung eine Falle, um ihn als Pädophilen zu überführen. Doch in ihrem Übereifer begeht sie Fehler, wodurch es gar nicht erst zur Anklage kommt. Daraufhin verliert sie ihren Job – und wird von Dan Mercer kontaktiert, der sie um ein Gespräch bittet. Zunehmend quält Wendy die unbequeme Frage: Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass Dan nicht nur unschuldig ist, sondern sie beide hereingelegt worden sind? Und wie hängen all diese Ereignisse mit dem Verschwinden der 17-jährigen Haley McWaid zusammen? Auf eigene Faust beginnt Wendy Nachforschungen anzustellen.
Abgesehen vom Prolog und Epilog, die wie Fremdkörper anmuten, wird die Geschichte durchgängig aus der Sicht der überaus taffen, wortgewandten Protagonisten erzählt, die in ihrer Rolle als Reporterin mit einer großzügigen Portion Neugier ausgestattet ist. Daher ist nur verständlich, dass sie anfängt, jene Story, die sie ihren Job gekostet hat, neu aufzurollen. Dabei stößt sie auf allerlei Ungereimtheiten, die sich nur schwer entwirren lassen. Die überraschenden Wendungen, die sich immer wieder einstellen und der Handlung eine neue Richtung geben, bewirken, dass sich die Spannung durchgängig auf einem hohen Niveau bewegt. Hinzu kommt die Klärung der Frage: Ist Dan Mercer wirklich unschuldig? All diese Aspekte, wie auch der gelungene Schreibstil des Autors, sind dafür verantwortlich, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe.
Fazit: Selten habe ich einen solch packenden Pageturner in Händen gehalten: Von Anfang bis Ende hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Insofern handelt es sich um einen Thriller der Superlative, weil sich der Autor prächtig darauf versteht, den Leser im Ungewissen zu lassen, wer für die begangenen Verbrechen verantwortlich ist und wohin sich die Story weiterentwickelt. Zudem überzeugt die Hauptfigur in Gestalt von Wendy Tynes mit ihren Charakterzügen und ihrem Drang, die Wahrheit zutage zu fördern, auf ganzer Linie. Wer auf der Suche nach Hochspannung ist, dem möchte ich diesen Roman daher wärmstens ans Herz legen.
Rodrik-Andersen
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Tom Smith, ein taufrischer FBI Field Agent, jagt den berüchtigten Terroristen „Green Man“, der in den vergangenen zwei Jahren mehrere spektakuläre Anschläge in den USA unternommen hat, um der Welt vor Augen zu führen, dass die Menschheit am Abgrund steht – wenn sie nicht gewillt ist, von ihrem selbstzerstörerischen Handeln abzuweichen. Doch kann Gewalt wirklich ein Weg sein, um die Menschen, die Wirtschaft und die Politik zur Umkehr zu bewegen?
Mit „Klima“ legt der Autor einen Thriller zu einem brandaktuellen Thema vor. Die Erde schlittert sehenden Auges auf eine unumkehrbare Umweltkatastrophe zu. Diese unfassbare Lage veranlasste „Green Man“ dazu, verschiedenste Anschläge in den USA zu unternehmen, die ihn inzwischen zu einem Held der weltweiten Öko-Szene gemacht haben. Selbst eine Heerschar von einigen hundert FBI-Agenten, die vom Präsidenten höchstpersönlich mit der Ergreifung des Terroristen beauftragt worden ist, konnte bislang keinerlei stichhaltige Hinweise ermitteln, die die Identität des Staatsfeinds Nr. 1 hätte eingrenzen können. Ein weiterer Anschlag auf einen Staudamm, der zig Menschen das Leben kostet, setzt dem ganzen die Krone auf. Während das FBI weiterhin vergeblich nach Indizien sucht, folgt Tom Smith seinen Instinkten – und hat plötzlich eine heiße Spur, als er einen Polizisten ausfindig macht, der nach erfolgter Sprengung des Staudamms einen Autofahrer angehalten hat. Zum ersten Mal sieht sich das FBI im Aufwind. Und „Green Man“ spürt, dass er seiner Ergreifung nicht mehr lang wird aus dem Weg gehen können ...
Was bleibt, abgesehen von der Story, zu sagen? Mich schlug dieser Roman von Anfang an vollkommen in seinen Bann. Der gelungene Schreibstil, die kurzen Kapitel, die vielschichtigen Charaktere, aus deren Sicht die Handlung erzählt wird, sowie die sich abzeichnende Konfrontation von Öko-Terrorist und aufrechten Staatsbediensteten bilden einen perfekten Rahmen für Spannung. Alle Protagonisten mit ihren teils widersprüchlichen Beweggründen zeigen Schwächen und wuchsen mir, je länger ich las, immer mehr ans Herz. Dies wiederum sorgte dafür, dass ich mit sämtlichen Rollen mitfieberte.
Warum hat es das Buch trotzdem nicht zur Bestwertung geschafft? Zum einen verliert sich das Leben von „Green Man“, aber auch von Tom Smith und der Umweltaktivistin Ellen, zunehmend in Vergangenheitsbewältigung, was der Spannung und der Handlung gleichermaßen schadet. Zudem unterlaufen „Green Man“ ausgerechnet bei den Vorbereitungen zu seinem letzten Anschlagsziel viel zu viele Fehler, was den Ausgang nur allzu vorhersagbar macht. Und Tom Smith kann gegen Ende jeden Schritt von „Green Man“ vorausahnen, was schlicht und ergreifend unglaubwürdig wirkt. Zudem zeigt der Autor zum Abschluss (ungewollt?) auf, dass das Vermächtnis von „Green Man“ wohl doch von kurzer Dauer sein wird. Keiner der Hauptcharaktere scheint auch nur ansatzweise gewillt, seinen Lebensstandard zu überdenken, was mich als Leser tief enttäuscht hat. Hier hätte ich zumindest erwartet, dass der Autor aufzeigt, wohin die Reise gehen kann, wenn wir die Klima-Katastrophe noch gemeinsam abwenden wollen. Denn auch im Buch gilt: Alles wird einfach nur wieder den kommenden Generationen aufgebürdet …
Fazit: Starker Auftakt, vorhersehbares, wenig zufriedenstellendes Ende: Obgleich das Thema Klimakatastrophe viel Potenzial bietet, werden nur einige Randaspekte ausgeleuchtet – hier hätte der Autor ruhig mehr Zeit in die Hintergrundrecherchen investieren sollen. Auch dass Tom Smith jeden Winkelzug von „Green Man“ intuitiv erahnen kann, erscheint unglaubwürdig. Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen spannenden Thriller zu einem top-aktuellen Thema, der es durchaus wert ist, gelesen zu werden. Als besonders bitter empfinde ich die Erkenntnis, dass die USA inzwischen mit dem Einsatz des Frackings zu den allerschlimmsten Hauptverursachern von CO2 und Methan gehören – ein Land, das lange Zeit wie kein anderes für Vernunft und Wissenschaft stand.
Inspektor Brunetti wird von einer älteren, gut situierten Dame darum gebeten, einen alten Fall wieder aufzurollen, bei dem ihre Nichte zu Schaden gekommen ist und die seither auf dem geistigen Level einer Siebenjährigen zurückgeblieben ist.
Inspektor Brunetti meets Cold Case: Eine Verbindung, die für mich nicht aufgeht. Die Handlung kommt nie wirklich in die Gänge, auch nicht, als im Rahmen der Ermittlungen ein Mord geschieht. Der Inspektor tappt unablässig im Dunkeln, was sich durch eine Vielzahl von Nebenschauplätzen nicht kaschieren lässt. Nur durch Zufall und durch die unfassbare Dummheit des Täters wird der Mordfall schließlich mehr schlecht als recht aufgeklärt. Hier hat sich die Autorin gewiss nicht mit Ruhm bekleckert. Abgesehen von einzelnen, augenzwinkernden Dialogen konnte ich persönlich dem Ganzen nur wenig abgewinnen.
Fazit: Wem es im Angesicht der zwischenmenschlichen Beziehungen des Inspektor Brunetti warm ums Herz wird oder wer einfach gern in die Stadt Venedig abtaucht, findet unter Umständen Gefallen an diesem Roman. Wer jedoch einen spannenden, tiefschürfenden Kriminalroman erwartet, der vielleicht auch mal einen Finger in die Wunde legt, dem rate ich hingegen zur vorsichtigen Zurückhaltung.
Bewertung zu "Der Zug der Waisen" von Christina Baker Kline
Die 17-jährige Molly muss Sozialstunden bei der Witwe Vivian ableisten. Anfangs ist sie darüber nicht sonderlich glücklich. Doch bald stellt sie fest, dass es sich bei der alten Frau um eine Waise handelt, die Ende der 20er Jahre ihre Familie verloren hat und deshalb von New York aus mit dem Zug in den Mittleren Westen verfrachtet worden ist, um bei einer neuen Pflegefamilie unterzukommen. Wie es der Zufall will lebt auch Molly bei Pflegeeltern, wo es immer wieder zu Reibereien kommt. Ob sie von Vivian und ihrem Beispiel lernen kann?
Der Roman, der sich auf Tatsachenberichten stützt, zeichnet sich durch die Anwendung des klassischen Ansatzes aus, bei dem zwischen Szenen aus der Vergangenheit und der Gegenwart abwechselnd hin und her gesprungen wird. Dadurch werden zwei Geschichten parallel erzählt. Diese Vorgehensweise kommt insbesondere zum Tragen, wenn die Handlungsstränge letztlich zusammengeführt werden oder sich gegenseitig befruchten (Stichwort: Aha-Effekt). Falls es allerdings nur wenige Berührungspunkte gibt, dann besteht die Gefahr, dass keine der beiden Geschichten ihr jeweiliges Potenzial vollständig entfalten kann. Letzteres ist für mich bei diesem Roman passiert. Das mag auch der Grund sein, warum bei mir beim Lesen über weite Strecken kaum Spannung aufkommen wollte. Erst gegen Ende, als Vivian ihren Platz in der Welt gefunden hat und aufzublühen beginnt, fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Fazit: Bei „Der Zug der Waisen“ handelt es sich um einen unterhaltsamen Roman, der auf Tatsachenberichten beruht. Allerdings vermochten es die beiden Erzählstränge nicht, mich zu packen. Hätte sich die Autorin ausschließlich auf Vivians Werdegang konzentriert, wäre bestimmt eine spannendere und wahrhaft bewegende Geschichte daraus geworden.
In diesem Thriller treffen unterschiedlichste Akteure im Kongo aufeinander, um sich den Zugriff auf Rohstoffe zu sichern, die besonders für die Hightech-Branche von essentieller Bedeutung sind. So finden sich Vertreter chinesischer Investoren, russische Oligarchen, deutsche Politiker und Journalisten und Warlords auf dem afrikanischen Kontinent ein, um dort einen Handel abzuschließen, der nicht nur zum gegenseitigen Vorteil gereicht, sondern auch viel Sprengstoff bedeutet, sollte die Welt jemals davon erfahren …
Der „Todesdeal“ versprach Spannung und Unterhaltung abseits ausgetretener Pfade. Aus diesem Grund konnte ich nicht allzu lange widerstehen, als es in meine Hände gelangte. Und meine Erwartungen wurden keinesfalls enttäuscht. Der Thriller kommt vielschichtig daher: Es wird auf politische und wirtschaftliche Verflechtungen im Zuge der Globalisierung eingegangen, Hintergründe zur heiklen und instabilen Lage im Herzen Afrikas werden dargelegt und es wird die zwielichtige Rolle großer Industrienationen wie Deutschland, Russland und China ausgeleuchtet, wenn es darum geht, sich den Zugriff auf wertvolle Ressourcen zu sichern. Dabei verleiteten mich die angenehm kurzen Kapitel dazu, das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen. Hier hat der Autor vieles richtig gemacht.
Gestört haben mich manchmal die zahlreichen Zitate, die im Verlauf des Romans wiederholt aufgegriffen werden. Zudem wurde ich in der ersten Buchhälfte das Gefühl nicht los, dass der chronologische Ablauf der Handlung nicht stringent eingehalten wird. Ansonsten liegt der Fokus eindeutig auf der Story und nicht auf den Charakteren, die den Eindruck vermitteln, beliebig austauschbar zu sein – was vom Autor auch durchaus beabsichtigt gewesen sein kann.
Fazit: Bei der „Todesdeal“ handelt es sich um einen unterhaltsamen, spannenden und in vielerlei Hinsicht aufschlussreichen Thriller, der es schafft, komplexe, internationale Verwicklungen zu schildern und deren Auswirkungen aufzuzeigen. Auch die Einblicke in die verzwickte Stammeskultur von Ruanda und die politischen Mechanismen in China empfand ich als überaus interessant. Wer einem vielschichtigen Polit- und Wirtschaftsthriller nicht abgeneigt ist, der aktuelle Themen kritisch unter die Lupe nimmt, sollte diesen Roman auf jeden Fall näher in Augenschein nehmen.
Santa Barbara, Kalifornien, in den 70ern: Lew Archer, ein in die Jahre gekommener Privatdetektiv, wird von einem vermögenden Ehepaar beauftragt, ein gestohlenes Gemälde wiederzubeschaffen. Dies stellt sich als ein schwieriges Unterfangen heraus. Nicht nur ist besagtes Gemälde von zahlreichen Geheimnissen umgeben, sondern auch das darauf abgebildete Motiv. Zudem gibt der damit in Verbindung gebrachte Maler Rätsel auf. Schon bald tun sich Abgründe auf, die erste Todesopfer fordern. Und Lews neue Freundin, eine Journalistin, gerät bei ihren Nachforschungen in tödliche Gefahr.
Ich bin durch Zufall an diesen Roman geraten. Weder Autor noch Buchtitel sind mir davor ein Begriff gewesen. Nach den ersten Seiten war meine Neugier geweckt. Bei Lew Archer, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt, handelt es sich um einen vielschichtigen Charakter, der sich durch seine Beobachtungsgabe und seine Beharrlichkeit auszeichnet. Dabei versteht es der Autor, dessen Eindrücke auf unnachahmliche Weise zu schildern, die hinter die Kulissen blicken lässt und zugleich im Gedächtnis haften bleibt. So heißt es zum Beispiel auf der ersten Buchseite wie folgt: „Beide legten eine Verbissenheit an den Tag, die mich an Gefängnisinsassen auf dem Exerzierhof erinnerte.“ Hier wird bestes „Show, don’t tell“-Prinzip betrieben: Was geschieht, erschließt sich aus der Handlung heraus. Auch die stets schnörkellosen Überleitungen zwischen den einzelnen Szenen fielen mir positiv auf.
Ab Mitte des Romans beginnt die Geschichte allerdings zunehmend zäh zu werden. Zahlreiche Personen werden eingeführt, die meist nur wenig Aufschlussreiches zur Herkunft des Gemäldes und zur Aufklärung der Todesfälle beisteuern. Vereinzelt wird in diesen Momenten gesellschaftliche Kritik geübt, die aber kaum ins Gewicht fällt. (Exzessive) Gewalt- oder Sexszenen sucht man vergeblich, was ich als überaus erfrischend empfand, da der Fokus auf der Handlung gewahrt bleibt.
Je näher die Beantwortung der zentralen Fragestellungen rückt, desto mehr überschlagen sich die Ereignisse. Irgendwann stellte ich das Miträtseln ein. Mit der abschließenden Auflösung wusste ich kaum noch etwas anzufangen, da sie mich nur wenig überzeugte. Und wer einen tieferen Sinn im Titel dieses Werks erwartet, so wie es bei mir der Fall gewesen ist, der dürfte ebenfalls enttäuscht sein. Keine Ahnung, welche Absicht der Autor damit verfolgt hat.
Fazit: Bei „Der blaue Hammer“ handelt es sich um einen Detektivroman der alten Schule, der es vor allem am Anfang verstand, mich von seinen Qualitäten zu überzeugen. Das lag am vielversprechenden Protagonisten, aber auch an der schnörkellosen Erzählweise und am großartigen Schreibstil. Allerdings vermochte es die Geschichte nicht, mich durchgehend bis zum Ende hin zu fesseln. In Summe empfand ich es als ein kurzweiliges Lesevergnügen. Wer also klassische Detektivromane mag, wird sich bestimmt auch von diesem Roman gut unterhalten fühlen.
Der „Daemon“ hat sich über das Internet weltweit verbreitet und festgesetzt. Seine Anhänger nutzen es, um Schmarotzer auszumerzen und zugleich eine Gesellschaft aufzubauen, die den Menschen langfristig ein nachhaltiges Leben ermöglicht. Doch diejenigen, die zunehmend an Macht und Einfluss einbüßen, wollen diese Abkehr vom Status quo nicht hinnehmen und mobilisieren sämtliche Kräfte, um den „Daemon“ zu stoppen oder zu infiltrieren. Welche Seite wird sich am Ende durchsetzen?
Fazit: „Darknet“ ist ein gelungener Abschluss des Sci-Fi-Thriller-Zweiteilers. Allerdings reicht der Roman nicht mehr ganz an seinen Vorgänger heran. Das liegt zum einen daran, dass sich der „Daemon“ fest etabliert hat. Große, überraschende Wendungen, die den ersten Band besonders auszeichneten, bleiben also eher die Ausnahme. Stattdessen steht der Kampf zwischen den Anhängern des „Daemon“ und dem Establishment im Vordergrund, der auf beiden Seiten unbarmherzig und mit aller Härte geführt wird, was durchaus realistisch und glaubwürdig wirkt. Die Handlung gipfelt in den entscheidenden Fragen, ob sich der „Daemon“ mit seinem neuen Weltordnungssystem durchsetzt, wie dieses System grundsätzlich funktioniert und wie es von den Menschen gestaltet werden kann. Wer den Auftakt verschlungen hat, so wie es bei mir schon mehrmals der Fall gewesen ist, wird also auch an diesem Roman nicht vorbeikommen und bestens unterhalten werden.
Robert Langdon, weltberühmter Professor für Symbolologie, wird unter Vorspieglung falscher Tatsachen nach Washington D.C. gelockt. Dort wird er gezwungen, bei der Lösung des größten Geheimnisses des Freimaurerordens mitzuwirken – andernfalls stirbt sein Freund Peter Solomon durch die Hand eines vermeintlichen Irren, der sich bestens mit den Alten Mysterien auskennt.
Wer sich auf eine typische Robert Langdon-Geschichte freut, bei der alle möglichen Bauwerke und Kunstwerke einer Stadt in eine abenteuerliche Schnitzeljagd verwoben werden, wird höchstwahrscheinlich nicht enttäuscht. Dieses Mal steht die Hauptstadt der USA, Washington D.C., im Vordergrund, wobei es sich offenbar um ein Mekka für Freimaurer-Anhänger und -Fans handelt. Hier gelingt es dem Autor erneut, Kunstgegenstände und deren historischen Kontext lebendig werden zu lassen. Nennenswert ist auch die Behandlung der Noetik-Wissenschaft, die sich mit äußerst interessanten Fragestellungen auseinandersetzt.
Allerdings wurde ich mit dem Roman nicht so richtig warm. Das lag vor allem daran, dass neben der eigentlichen Handlung in Washington ständig Rückblenden eingestreut werden, die sich zwar gut lesen lassen, für den Fortlauf der Geschichte zumeist aber belanglos sind. Was also an Spannung auf der gegenwärtigen Zeitschiene aufgebaut wird, wird sogleich durch gedankliche Reisen in die Vergangenheit zunichtegemacht. Damit hat der Autor seinem Roman definitiv keinen Gefallen getan. Und ich habe mich nach über 700 Seiten gefragt, ob meine Zeit nicht bei einem anderen Buch besser aufgehoben gewesen wäre.
Fazit: Bei „Das verlorene Symbol“ handelt es sich mehr um eine Vergangenheitsbewältigung als um einen Thriller. Durch die regelmäßig eingestreuten Rückblicke, die keinen nennenswerten Beitrag zur eigentlichen Handlung leisten, geht ein Großteil der Spannung verloren. Auf 400 komprimierten Seiten hätte es bestimmt einen tollen Page-Turner gegeben. So blieb am Ende bei mir das Gefühl, viel warme Luft gelesen zu haben. Allerdings hat mich überrascht, dass die Hauptstadt der Vereinigten Staaten von Amerika eine solch große Menge an Kunstschätzen rund um den Freimaurerorden zu bieten hat, die für ungeschulte Augen wahrscheinlich nicht zu erkennen sind.
Als Matthew Sobol, genialer Kopf der Computerspielfirma CyberStorm, nach langer Krankheit verstirbt, kommen zwei Chefentwickler auf mysteriöse Weise ums Leben. Dies ruft Sergeant Pete Sebeck auf den Plan, der die Morde zusammen mit dem IT-Spezialisten Jon Ross untersucht. Bald stellt sich heraus, dass Matthew Sobol weit mehr getan hat, als Spiele zu entwickeln. Und den US-amerikanischen Behörden dämmert, dass sich wegen eines verteilten DEAMON-Netzwerks bahnbrechende Umwälzungen ankündigen, die in naher Zukunft die vorherrschende Weltordnung ins Wanken bringen könnten.
Keine Ahnung, wie oft ich diesen Roman bereits gelesen habe. Ich tippe auf dreimal, zuletzt vor rund fünf Jahren. Und obgleich mir bestimmte Szenen in Erinnerung geblieben sind, bin ich doch wieder überrascht worden, welche Wendungen die Handlung im Verlauf des Buches nimmt. Tatsächlich sind es so viele, dass einige davon zwangsläufig in Vergessenheit geraten. Dieser Umstand war meinem wiederholten Lesevergnügen gewiss nicht abträglich.
Bislang habe ich nur wenige Bücher in die Finger bekommen, denen das Kunststück gelungen ist, eine solch komplexe und vielschichtige Handlung – die es sich auch nicht nehmen lässt, auf technische Aspekte einzugehen – derart leichtfüßig in Szene zu setzen. Zurückzuführen ist dies wohl vor allem auf die zahlreichen, ganz unterschiedlichen Charaktere, aus deren Sicht die Geschichte abwechselnd im auktorialen Erzählstil erzählt wird. Jeder Pro- wie auch Antagonist hat seine eigenen, faszinierenden Seiten, die den Fokus auf neue Schwerpunkte lenken. Ansonsten zeichnet sich der Schreibstil durch kurze, knackige Sätze und unterhaltsame Dialoge aus, was das Leseerlebnis angenehm gestaltet. Dadurch schaffte es das Buch erneut, mich völlig in den Bann zu ziehen.
Allerdings gibt es mehrere, ziemlich brutale Gewaltszenen, die zwar die Radikalität von Matthew Sobols eingeschlagenem Weg unterstreichen, bei mir aber auch die Frage aufwarfen, ob sich diese Botschaft nicht auf andere Weise hätte unterbringen lassen.
Fazit: Bei „Daemon“ handelt es sich um einen kompromisslosen, erschreckend realistischen Science-Fiction-Thriller, der nicht nur IT-affine Leserinnen und Lesern oder die Zockergemeinde begeistern wird. Stellenweise konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, welche wahnwitzigen Winkelzüge sich Matthew Sobol vor seinem Ableben überlegt hatte, die sämtliche Hauptfiguren vor ungeahnte Aufgaben stellen. Tatsächlich flößt die Story auch ein wenig Angst ein, weil die beschriebenen technologischen Errungenschaften schon längst Eingang in unseren Alltag gefunden haben und die Welt über das Internet vernetzter ist denn je. Die sich anbietenden Chancen nehmen wir alle allzu gerne wahr, die Gefahren und Risiken werden hingegen ausgeblendet. Spätestens nach diesem Buch ist damit Schluss. Bleibt nur zu hoffen, dass der abschließende, zweite Teil „Darknet“ die Geschichte so fulminant fortsetzt, wie sie in „Daemon“ begonnen wurde. Wobei ich den Nachfolgeband ebenfalls schon mehrfach gelesen habe. Dieser Umstand stimmt mich sehr zuversichtlich …
Das Leben des Reverends Keith Schroeder gerät aus den Fugen als Travis Boyette über seine Türschwelle tritt und ihm eröffnet, dass ein Mann in wenigen Tagen für eine Tat hingerichtet wird, die in Wirklichkeit er begangen hat. Der Name des vermeintlich Unschuldigen: Donté Drumm, der seit über acht Jahren für den Mord an Nicole Yarber im Gefängnis sitzt. Dessen Anwalt Robbie Flak setzt derweil im US-Bundesstaat Texas alle Hebel in Bewegung, um die bevorstehende Hinrichtung seinen Mandanten abzuwenden. Je näher die Vollstreckung des Urteils rückt, desto mehr beginnt sich die Stimmung zwischen Weißen und Schwarzen in Dontés Heimatstadt Slone aufzuheizen. Unruhen kündigen sich an ...
Was soll ich zu diesem Buch sagen? Hier stimmt alles: Der auktoriale Schreibstil, die Handlung, die zahlreichen Charaktere, von denen ein jeder seinen Teil zur Story beiträgt, der Tiefgang, die Fortschreibung des Spannungsbogens aufgrund der geringen Zeit, die bleibt, um Dontés Hinrichtung aufzuschieben und seine Unschuld zu beweisen. Hier zieht der Autor alle Register, die ihm zur Verfügung stehen und schafft es einen Page-Turner abzuliefern, der auch wegen seines Kernthemas – der Todesstrafe – lange nachwirkt. Ein Meistwerk, in vielerlei Hinsicht.
Fazit: Bei „Das Geständnis“ handelt es sich um einen Justiz-Thriller der Superlative, der mit Grishams frühen Klassikern mehr als nur mithalten kann. Von Anfang an fieberte ich mit den Charakteren mit, die sich unverhofft in die Lage versetzt sehen, die Hinrichtung eines unschuldigen Mannes zu verhindern. Doch leider rinnt ihnen die Zeit zwischen den Fingern davon und das Justizsystem mit den dahinter stehenden Menschen verfolgt ganz eigene Pläne. Auf diese Weise gelingt dem Autor das Kunststück, das Thema Todesstrafe von allen Seiten auszuleuchten, was mit seelischen Abgründen einhergeht. Dabei lässt es sich Grisham keineswegs nehmen, durch seine Figuren Partei zu ergreifen. Aus diesem Grund ist es nicht nur ein spannender, sondern auch ein aufwühlender und nachdenklich stimmender Roman – eine Kombination, die nicht allzu oft anzutreffen ist. Prädikat: besonders wertvoll. Daher unbedingt zugreifen!