Bewertung zu "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" von Thomas Brussig
Michael Ehrenreich wohnt mit seiner Familie in Berlin, genauer gesagt in Ost-Berlin und noch genauer gesagt eben "Am kürzeren Ende der Sonnenallee". Michael ist ein ganz normaler Jugendlicher, es ist klar das er nach dem Ende der Schule 2 Jahre zur Armee geht, er wird die Frage danach natürlich mit ja beantworten, so wird es von ihm erwartet. Mario, Michas bester Freund, hingegen hat anderes vor. Armee? Niemals! Sich ans System ketten? Niemals! Das Thema beschäftigt die beiden Freunde täglich. Michas Eltern lieben alle Dinge die der Westen hat, Westfernsehen, Westkaffee, Weststrumpfhosen, gut, dass es Onkel Heinz gibt. Onkel Heinz ist der Bruder der Mutter und wohnt im Westteil der Stadt, er kommt oft zu Besuch und schmuggelt "heiße" Ware, wie zum Beispiel Kaffee und Strumpfhosen, allerdings nur in seiner Größe, da er sie ja sonst zum Schmuggeln nicht anziehen könnte. Michas Mutter träumt davon selbst einmal in den Westen zu reisen, als ein Bus mit West-Touristen in der Nähe ist, wittert sie ihre Chance.
Herr Ehrenreich hingegen hat bescheidenere Träume, er träumt von einem Telefon, dazu wie auch sonst zu allen Belangen des Lebens nimmt er sich vor eine Eingabe zuschreiben.
´Nach Außen leben die Ehrenreichs aber ein Leben wie es sich für den damaligen DDR-Bürger gehört, es werden Quartiergäste zu den Jugendfestspielen aufgenommen, Fahnen gehisst und immer laut das System gelobt, denn man vermutet, der Herr Nachbar sei bei der Stasi, warum sollte er sonst ein Telefon haben? Und so komische Arbeitszeiten?
Michas Schwester wäre auch noch zu erwähnen, sie hat jede Woche eien neuen Freund, mal ist er gläubig, mal in der Partei und mal beim Theater.
Micha ist aber lieber draußen mit seinen Freunden, überspielt Schallplatten oder er geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach, die schöne Miriam aus der Schule anhimmeln. Miriam ist Michas Traum, er würde gern mit ihr gehen, doch er weiß nicht wie er es anstellen soll.
Ansonsten ist Michas Alltag geprägt von Dingen die Jungendliche damals so taten, er geht zu Tanzveranstaltungen seiner Schule. zu FDJ-Versammlungen und hilft seinem freund Wuschel dabei endlich die neue Platte "Exile on Mainstream" der Rolling Stones auf dem Schwarmarkt auftreiben zu können.
Alles in allem ein wirklich gutes Buch, man könnte noch seitenweise weiter schreiben. Es spiegelt den Alltag der Jugendlichen in den 1970er Jahren in der damaligen DDR super wieder, man fühlt sich, als wäre man dabei gewesen. Jede Figur hat eine eigene Geschichte und doch gehören sie alle irgendwo zusammen, ich liebe jede Einzelne. Das Buch ist flüssig geschrieben, es lässt sich in einem Rutsch lesen. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut und jeder kann die erzählten Episoden denke ich gut nachvollziehen.
Am Anfang des Buches findet man schnell in die Geschichte hinein