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RyekDarkener

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Kurze Antworten auf große Fragen (ISBN: 9783608963762)

Bewertung zu "Kurze Antworten auf große Fragen" von Stephen Hawking

Kurze Antworten auf große Fragen
RyekDarkenervor 5 Jahren
Kurzmeinung: Aktuelle Wissenschaft auch (und gerade) für Nicht-Wissenschaftler. Stellt die wichtigen Fragen und zeigt mögliche Antworten auf. Must Read.
Cover des Buches QualityLand (ISBN: 9783550050237)

Bewertung zu "QualityLand" von Marc-Uwe Kling

QualityLand
RyekDarkenervor 5 Jahren
Kurzmeinung: Unterhaltsam. Informativ. Komisch. Erschreckend. Must Read für Generation X-Z und Generation Facebook. Enthält Werbepausen. ;)
Lest dieses Buch. Denn es ist sehr gut.

Was mir sofort wohltuend aufgefallen ist: Der Autor hat Mitleid mit Lesern, die eine geringe Aufmerksamkeitsspanne haben. Also mit denjenigen, die Smartphones und Social Networking im Sinne des Wortes mit der Muttermilch aufgesogen haben. Danke dafür! Immer dann, wenn es schwer werden würde, sich den Inhalt zu merken, kommt eine auflockernde Werbepause. ;)
Aber auch an diejenigen, die noch richtig Lesen und Schreiben gelernt haben – Buchstabe für Buchstabe – hat Marc-Uwe Kling gedacht. Die Geschichte hat einen Plot, der die Handlung konsequent vorantreibt, glaubwürdige und unterhaltsame Charaktere und einige sehr interessante Twists. Die Dialoge sind den Personen angemessen und treffen auf den Punkt. Damit meine ich nicht die Protagonisten, sondern den Leser, der sich mehr als einmal ertappt fühlen wird in seinem unreflektierten Konsum- und Kommunikationsverhalten. Trotzdem ist die Geschichte alles andere als ein erhobener Zeigefinger oder platte Gesellschaftskritik. Sie zeigt auf sehr unterhaltsame Weise die Sackgasse, in die wir uns selbst dank moderner Technik und angeblich alternativloser Digitalisierung gerade hineinmanövrieren. Dass wir jeden Tag und bei jeder Gelegenheit unseren gesunden Menschenverstand abgeben, um Maschinen und Algorithmen für uns denken zu lassen. Zum Wohle des Konsums und immerwährender Glückseligkeit mit einem zu unserem Level passenden Partner.
Die Story ist übertrieben – aber weit weniger als auf den ersten Blick vermutet. Sie ist informativ, ohne ein Infodump zu sein. Sie zeigt eine mögliche, absolut unlustige Perspektive des Weges auf, auf dem wir uns gerade befinden: Digitalisierte Sklaverei in einem Umfang, von dem historische Diktatoren nicht zu träumen wagten.

Ein kurzweiliges, informatives und trotzdem erschreckendes Buch. Für alle, die Ihre Daten und ihre Seele noch nicht vollständig an "The Shop" verkauft haben.

Cover des Buches Der goldene Kompass, Tl. 1-5 (ISBN: 9783833712937)

Bewertung zu "Der goldene Kompass, Tl. 1-5" von Philip Pullman

Der goldene Kompass, Tl. 1-5
RyekDarkenervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Interessanter Plot, wirkt zum Ende hin gehetzt und teilweise unlogisch. Einiges Potential verschenkt. Habe den zweiten Teil begonnen.
Cover des Buches Der Report der Magd (ISBN: 9783492311168)

Bewertung zu "Der Report der Magd" von Margaret Atwood

Der Report der Magd
RyekDarkenervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Beeindruckend, poetisch, verstörend, hochaktuell.
Heute nicht weniger aktuell als 1985

Die Geschichte der Magd ist hinlänglich bekannt. Sie war zur Zeit, als sie veröffentlicht wurde, ein wichtiges Buch. Und sie ist es heute mehr denn je.
Die Handlung lässt sich, ohne zu spoilern, kurz umreißen: Eine von den Frauen, deren Aufgabe es geworden ist, unter allen Umständen für Nachkommenschaft zu sorgen, wird für eine Weile ihres Lebens begleitet. Das Buch erzeugt seine Faszination nicht durch die actiongeladene Handlung einer wehrhaften Protagonistin, sondern durch den Blick durch die Augen und in den Kopf von Desfred, der Magd.

Desfred erschreckt, trotz ihrer Intelligenz und Schlauheit, oft durch vollkommen nachvollziehbare Naivität. Ich finde sie extrem zwiespältig. Ihr Wissen und ihre Gefühle finden auf einer Metaebene statt, aus der sie sich nicht herauswagt. Sie ist durchaus differenziert in ihren Betrachtungen. An die Zeit 'davor' denkt sie nicht mit verklärter Historienbetrachtung zurück. Es gab #meetoo und die Unterdrückung von Frauen in Gesellschaft und Beruf. Nun haben alle Frauen, die gebärfähig sind, Schutz und eine Aufgabe. Desfred hat nie verstanden, wofür ihre unangepasste Mutter gekämpft hat. Sie hat nie verstanden, dass der Kampf um Freiheit nicht irgendwann gewonnen sein wird, sondern dass Freiheit nur dann funktioniert, wenn eine Mehrheit sich dafür einsetzt. Jeden Tag.

In der schönen neuen Welt der Mägde ist es durchaus nicht so, dass die Männer die Gewinner sind. Sie mögen ihre herrschende Position zementiert haben, aber sie zahlen einen hohen Preis dafür. Denn das genormte Verhalten ist allgegenwärtig und die häufigste Strafe für Abweichung ist – geschlechtsunabhängig – der Tod. Wer kann, entflieht zumindest für eine Zeit in eine Parallelwelt, die eigentlich verboten ist. Dort trifft Desfred eine frühere, rebellische Freundin. Die letztendlich ebenfalls aufgegeben hat.

Die Frauen nehmen aktiv und unterstützend an einem System, das ihnen alle Freiheiten genommen hat, teil. Zum Beispiel als 'Tanten' bei der Umerziehung ihrer Geschlechtsgenossinnen zur 'Magd'. Reiner Zufall oder Zwang? Ich denke, dass das von der Autorin gewollt ist. Ein zarter Hinweis darauf, wer seit jeher den größten Teil der Erziehung auf der Welt verantwortet. Keine Schuldzuweisung, kein erhobener Zeigefinger, schlicht Fakt. Und ganz sicher keine Entschuldigung für das, was passiert. Die Ambivalenz des menschlichen Daseins auf den Punkt gebracht. Anpassung war und ist immer bequemer als für seinen eigenen Standpunkt zu werben.
Daher fände ich die Reduzierung dieses Buches auf die Aussage, dass hier in dystopischer Weise von der Entrechtung der Frauen erzählt wird, viel zu kurz gesprungen. Die Welt, in der Desfred lebt, ist eine einsame, verrückte, kalte Welt. Für die, die herrschen, genauso wie für die, die beherrscht werden.
Desfreds Mutter steht für das, was Desfred nie verstanden hat. Was sie als selbstverständlich hinnahm, bis es ihr und allen anderen Menschen ohne großen Widerstand genommen wurde.
Wenn man bedenkt, dass zur Zeit, als dieser Roman geschrieben wurde, der Umgang mit elektronischen Bezahlsystemen eher die Ausnahme darstellte, kann man die betreffende Passage, die das vorwegnimmt, was heute als Digitalisierung bezeichnet wird, prophetisch nennen. In der Welt von Online-Transaktionen braucht es genau eine Sekunde, um jeden beliebigen Menschen und jede beliebige Menschengruppe zur Geisel zu nehmen.
Darum geht es letztendlich. Das, was uns Menschen zu Menschen macht, zur Geisel zu nehmen. Für die Erfüllung eines oft religiös verbrämten Zieles einer selbsternannten Elite.
Das verstörende an diesem Text ist nicht das Schicksal von Desfred. Sondern die Selbstverständlichkeit und Reibungslosigkeit, mit der Systeme etabliert werden können, die Desfreds möglich machen.

Cover des Buches The Three-Body Problem (ISBN: 9780765382030)

Bewertung zu "The Three-Body Problem" von Cixin Liu

The Three-Body Problem
RyekDarkenervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Interessanter Plot, der aber im Text untergeht.
Sehr gute Ideen, aber an der Umsetzung hapert es

Wenn man ein preisgekröntes Buch in die Hand nimmt, kommt damit eine bestimmte Erwartungshaltung bezüglich Idee, Inhalt und Umsetzung.

Der im Roman beschriebene Kontakt zu einer außerirdischen Zivilisation ist eingebettet in ein sowohl historisches Umfeld als auch in einen Ausblick, wobei der Ausblick als Cliffhanger für die folgenden Romane zu verstehen ist. Der historische Start bietet dem Leser Einblicke in die Chinesische Kulturrevolution und macht das persönliche Schicksal eines Protagonisten zum Ausgangspunkt eines Prozesses, der die Erde verändern wird.

Neben der Haupthandlung gibt es eine Menge zeitliche und örtliche Sprünge, in der ersten Hälfte hauptsächlich in die virtuelle Welt eines Computerspieles, in der zweiten zur Welt der Außerirdischen. Während der eigentliche Plot der Geschichte durchaus interessant ist und ungewöhnliche Aspekte liefert, krankt der Text meiner Meinung nach daran, dass der Autor zu viel auf einmal gewollt hat. Passagen, die den Leser gut in die Handlung mitnehmen, kontrastieren mit großen Teile des Textes, der allgemein Infodump genannt wird. Der Autor macht sich die Mühe, dem Leser sein Buch zu erklären. Aus “Show” wird “Tell” bis hin zur Erklärung komplexer physikalischer Zusammenhänge und Theorien in allgemeinverständlicher Sprache. Das Buch ist über weite Teile ein ziemlich gut gemachtes populärwissenschaftliches Fachbuch. Aber eben nicht ein Roman. Dazu kommt, dass die Motivationen der Hauptcharaktere für meinen Geschmack zu ausführlich erklärt werden. Und dass zu viele Teile nur deshalb ineinandergreifen, weil genau im richtigen Moment das notwendige Element vorhanden ist (Deus ex Machina). Jeder Roman lebt davon, das auch Zufälle der Handlung die Richtung geben, aber ab einer bestimmten Menge unwahrscheinlich erscheinender Zufälle verliert die Glaubwürdigkeit der Geschichte. Ursache dieses Eindrucks kann auch sein, dass einige dieser Elemente en passant und sehr klischeehaft eingeführt werden. Das ist schade, denn der Plot ist es durchaus wert, erzählt zu werden.
Über den kompletten Text gesehen trägt ein großer Teil nicht zur Handlung bei, sondern ist nur schmückendes Beiwerk. Es entsteht der Eindruck, dass der Autor im Roman diverse Erzähltechniken und Perspektiven ausprobiert hätte, sich aber für keine entscheiden konnte oder wollte, und darüber hinaus sein profundes naturwissenschaftliches Wissen unterzubringen versucht hat.

Cixin Lius “The Tree Body Problem” hat mich als Roman nicht überzeugt, obwohl ich die zugrunde liegende Idee sehr interessant finde. Dennoch ist das Buch lesenswert für jemanden, der sich für die Themen Chinesische Kulturrevolution, Quantenphysik, “wie funktioniert ein Computer”, Stringtheorie, Kosmologie oder Philosophie interessiert und das alles in einem Roman eingebettet serviert bekommen möchte.

Deutscher Titel: Die drei Sonnen

Cover des Buches Verraten (ISBN: 9783763370788)

Bewertung zu "Verraten" von Irmgard Braun

Verraten
RyekDarkenervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Kurzweiliger Regionalkrimi mit viel Lokalkolorit und einem ungewöhnlichen Ermittlerteam.
Jeder könnte der Mörder sein …

… denn fast jeder, der auf der Feier war, hatte einen mehr oder minder guten Grund, Oliver Baudel den Schädel einzuschlagen.
Privatdetektivin Monika Trauter trifft auf eine Gruppe, in der jeder jeden gut kennt, oft zu gut. Sie soll, als Außenstehende, in diesem Fall privat ermitteln. Was am Anfang einen fast aussichtslosen Eindruck macht, entwickelt sich zu einem interessanten Katz- und Maus-Spiel, bei dem die gemeinsame Leidenschaft für das Klettern, um in der Marketingsprache zu bleiben, die Zielgruppenaffinität erzeugt, die Monika braucht. Über diesen Hebel erhält sie nach und nach Zugang und sehr interessante Einsichten in ein Geflecht aus Beziehungen, alten Rechnungen und offenen Feindschaften. Ihr Enkel ist dabei eine wertvolle Unterstützung. Je näher sie dem vermeintlichen Täter kommt, desto gefährlicher wird der Auftrag auch für sie selbst.

So viel zur Story, ohne zu spoilern. Zum Roman selbst zu sagen ist noch, dass er solide gemacht ist und für Freunde des Klettersports und Krimis gute Unterhaltung bietet. Die Figuren sind gut gezeichnet und authentisch, die Handlung nachvollziehbar und dennoch nicht so, dass der Mörder schon am Anfang bekannt ist. Es bleibt interessant bis zum Ende.
Aus meiner Sicht im besten Sinne das, was man als gute Hausmannskost bezeichnet.

Cover des Buches Ersticktes Matt (Floodlands 1) (ISBN: B01J2MYUIO)

Bewertung zu "Ersticktes Matt (Floodlands 1)" von Nina C. Hasse

Ersticktes Matt (Floodlands 1)
RyekDarkenervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine verzweifelte Suche nach einem Serienmörder. Und nach der eigenen Identität. In einem trostlosen Steampunk New York.
Ein undurchsichtiger Gesichtsanalytiker auf der Suche nach sich selbst

Das Setting der Geschichte ist ein typischer Kriminalroman, die Jagd nach einem Serienmörder, der am Tatort so gut wie keine verwertbaren Spuren hinterlässt. Auch das Mordwerkzeug, obwohl immer das gleiche, führt die Ermittler nicht weiter. Und so erzählen die handelnden Personen zuerst mehr über sich als über den Mörder, den sie suchen. Was auf den ersten Blick oft belanglos wirkt, fügt sich allerdings im Laufe der Geschichte zu einem Netzwerk, das die Geschichte trägt. Die dystopische Stimmung wird von der Kulisse der Floodlands verstärkt, einem Elendsviertel New Yorks, geschaffen durch globale Erwärmung und permanent vom Untergang bedroht. Es steht, in dieser Steampunk-Welt, stellvertretend für alle Akteure, die über den ganzen Roman hinweg mit mehr oder weniger großem Erfolg gegen den eigenen Untergang kämpfen.
Die Autorin führt den Leser hauptsächlich im Körper von Remy Lafayette durch die Handlung. Der Protagonist ist ein Mann mit vielen Facetten, die er zögerlich preisgibt. Mich lässt er am Ende der Geschichte mit etlichen Fragen zurück. Das ist gewollt, denn "Ersticktes Matt" ist zwar in sich abgeschlossen, wir werden Remy aber wahrscheinlich in weiteren Texten begegnen. Auch die anderen Figuren zeigen immer nur so viel von sich selbst, wie gerade nötig ist, um die Handlung weiterzuführen. Remy ist beileibe nicht die einzige interessante Person.
Die Geschichte hat viele Wendungen und führt den Leser mehr als einmal in die falsche Richtung. Erst gegen Mitte tauchen die ersten Spuren auf, die ich als solche identifizieren konnte. Danach geht es zügig zur Aufklärung des Falles. Auch hier treten der Mord und der Mörder oft zurück, um dem Leser Einblicke in das Wieso und Warum zu geben. Gelegentlich entsteht der Eindruck, als sei die ganze Geschichte wie eine Leinwand, hinter der sich, kaum erkennbar, monströse Schatten bewegen, die eine zusätzliche Geschichte erzählen.
Zusammenfassend hat mir der Roman sehr gut gefallen. An manchen Stellen hätte sich die Autorin für meinen Geschmack etwas kürzer fassen können, aber der Detailreichtum ist wohl ein Charakteristikum für das Genre. Man kommt schnell in die Stimmung und die Personen hinein und kann der Geschichte bis zum Ende gut folgen. Wenn ich den Text verschlagworten müsste, würde ich an Film Noir, Steampunk, Kriminalgeschichte, gebrochene Helden denken. Und ein wenig an Regionalkrimi, wegen des fokussierten und teilweise detailliert beschriebenen örtlichen Bezuges.

Der Roman ist bei Amazon erhältlich. Für mich ein gutes Beispiel, das Schriftsteller auch ohne Verlag lesenswerte Texte vorlegen. Außerdem gefällt mir die faire Preisgestaltung: 14,90 EUR für das Buch und 3,99 EUR für das E-Book. Daran können sich andere ein Beispiel nehmen. Ich habe das Buch gekauft, weil ich nicht auf DRM stehe.

Wer gerne gute Krimis liest, sollte sich "Ersticktes Matt" auf jeden Fall absehen.

Cover des Buches Der Galgen von Tyburn (ISBN: 9783423216685)

Bewertung zu "Der Galgen von Tyburn" von Ben Aaronovitch

Der Galgen von Tyburn
RyekDarkenervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Hat mich nicht überzeugt. Viel Lokalkolorit, aber zu wenig Handlung.
Wo ist der Plot?

Peter Grant ist in der Zwickmühle. Er soll etwas für die Verwandtschaft seiner Flussgottfreundin tun. Diese Verwandtschaft ist anscheinend nicht nur in eine Drogenparty in einem exklusiven Londoner Gebäude verwickelt, sondern hat wohl auch den Stoff besorgt.
So weit, so schön. Peter ist also wieder zurück in London und macht seinen Job. Natürlich laufen ihm seine alten Bekannten Lesley und der gesichtslose Magier über den Weg, die irgendwie in diese Sache verwickelt sind. Wobei es nur am Rande um Drogen geht, sondern um einen verschollenen Text, der irgendwie in Bezug zu dieser fehlgeschlagenen Party steht.
Hier sehe ich den ersten Kritikpunkt an der Geschichte. Anstalt dass sich Peter Grant zusammen mit seinem Chef darauf fokussiert, diesen Fall endlich weiter voranzutreiben, startet das Buch mit einer Situation, die zuerst einmal nichts mit den zentralen Fragen der Storyline zu tun haben. Ok, geschenkt, das ist durchaus ein üblicher Anfang eines Romans. Ich habe allerdings irgendwann in der Geschichte den Überblick verloren. Das magische Spielfeld erfährt eine erhebliche Erweiterung, neue Mitspieler tauchen auf, und selbst das, was bekannt erschien, zieht immer weitere Kreise. Was nicht schlimm wäre, wenn es denn die Geschichte in irgendeiner Weise voranbringen würde. Was es, für mich, nicht getan hat. Das Buch enthält jede Menge locker geschriebenen Text, ein paar Höhepunkte, magische Duelle. Bei denen jeder Gegner auch in scheinbar aussichtsloser Situation entkommt. Das ist mir zu wenig. Der Autor ergeht sich in durchaus gut geschriebenen und kurzweiligen Bemerkungen über die Londoner Polizei im Allgemeinen und seine Bekanntschaften und Gegner im Besonderen, aber von einer handwerklichen Warte aus betrachtet ist ein erheblicher Teil des Buches Infodump. Nett geschrieben, ja, aber Infodump. Mir ist das sauer aufgestoßen.

Mein Fazit: Das Buch ist stilistisch so geschrieben, wie ich Belletristik schätze, aber inhaltlich hat es mich insgesamt enttäuscht. Da hätte doppelt so viel Plot hineingepasst.
Unterm Strich drei Lovelybooks-Sterne, wovon einer für die handwerklich lesenswerte Schreibe ist.

Cover des Buches The Dirty Streets of Heaven (ISBN: B015K3HL94)

Bewertung zu "The Dirty Streets of Heaven" von Tad Williams

The Dirty Streets of Heaven
RyekDarkenervor 8 Jahren
Kurzmeinung: Toller Protagonist, interessanter Plot, konnte wegen Klischeealarm nicht ganz überzeugen. Druckqualität kaum zumutbar.
Konnte mich trotz guter Ideen nicht ganz überzeugen.

Ein Engel in menschlicher Gestalt? Als himmlischer Anwalt, um die Seelen der Verstorbenen gegen die Gegenseite zu verteidigen, die ebenfalls einen Anwalt schickt. Gewissermaßen als Vorletztes Gericht?
Eigentlich eine tolle Idee. Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich durch das Cover des dritten Teiles, und zwar durch das deutsche Cover. Da man mehrteilige Romane üblicherweise bei Teil eins anfängt, habe ich mir die englische Version im Taschenbuchformat besorgt. Was dazu führt, dass ich bei der Rezension einen Stern abziehe, wegen einer Fontgröße, in der die IBAN auf Rechnungen gedruckt wird, damit man sich leichter verschreibt. Nein. Finde ich nicht lustig. Sondern voll blöd.
Zurück zum Thema. Tad Williams erschafft in seinem Roman "The Dirty Streets of Heaven" einen Haupt-Protagonisten, den ich im Kopfkino gut nachvollziehen kann. Zynisch, berechnend, jemand, der auf der Erde und im Himmel schon einiges erlebt hat. Alles andere als das, was man sich landläufig unter einem Engel vorstellt. Und auch seine Gegenspieler sind nicht ohne, tragen ironischerweise sogar viele von Bobby Dollars (Doloriel in seinen Kreisen genannt) Eigenschaften.
Himmel und Hölle befinden sich in einem, für beide Seiten unbefriedigendem, Waffenstillstand. Wer die Bibel kennt, weiß seit wann. Hinter den offiziellen Kulissen tobt dieser Krieg mit unverminderter Härte weiter.
Eigentlich die Gelegenheit für eine Story, die an den Lesesessel nagelt. Der große Plot ist interessant und voller Überraschungen. Die Geschichte wird von Bobby D. selbst erzählt. Und Angel D. hat viel zu erzählen. Wir erfahren nicht nur von den Auseinandersetzungen, sondern auch sehr viel Lokalkolorit. Etwas, was mir als Leser sehr liegt, ich stehe auf eine gewisse Langatmigkeit.
Trotzdem hadere ich mit der Geschichte. Zuallererst, weil Tad Williams den wichtigsten Mitprotagonisten ohne Not ab der Mitte des Romans demontiert und auf ein ganz bestimmtes Rollenklischee reduziert. Mir erschien das so nicht glaubwürdig, obwohl der Weg des Mit-Protas durchaus der Geschichte folgt. Da war mir einfach zu viel Hollywood-Schrott für die Masse dabei.
Und das ist auch gleich der zweite Kritikpunkt. Die Geschichte wird zur Mitte hin extrem mainstreamlastig, um sich gegen Ende mit Mühe wieder auf den Level zu begeben, den sie am Anfang hatte.
Ich schreibe absichtlich nicht viel zu den Details. Es geht um Himmel gegen Hölle, aber mit Facetten, die man so nicht oft findet. Es gibt einige überraschende Wendungen, leider aber auch viele (aus meiner Sicht zumeist unnötige) vorhersehbare. Bobby Dollar überstrahlt als Ich-Erzähler die Handlung, so dass sich im Schatten einige interessante Gegner aufbauen. Das Buch ist auf Fortsetzung angelegt. Und es hat mein Wissen der gesprochenen und geschriebenen englischen Sprache erweitert – nicht alles, was da gedruckt wurde, wird sich in einem politisch korrekten Wörterbuch wiederfinden. ;)

Fazit:
Gefallen hat mir der interessante, abwechslungsreiche Plot sowie die Handvoll wichtigster Charaktere.
Nicht gefallen hat mir, dass der Autor sich nicht getraut hat, das Ungewöhnliche konsequent durchzuhalten. Zugunsten von, aus meiner Sicht völlig unnötigem, vorhersagbarem Mainstream.

Deshalb vergebe ich, was den Text angeht, drei Sterne. Hat gefallen, hätte aber besser sein können.
Einen Stern ziehe ich ab wegen der Druckqualität.

Cover des Buches Fingerhut-Sommer (ISBN: 9783423216029)

Bewertung zu "Fingerhut-Sommer" von Ben Aaronovitch

Fingerhut-Sommer
RyekDarkenervor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch, das sich in einem Zug lesen lässt, gut unterhält, und mit einem Schlenker der großen Storyline überrascht.
Eine unvorhergesehene Wendung

Eigentlich habe ich mit diesem Teil eine weitere Zuspitzung der Situation erwartet, zumindest ein Semi-Finale. Das genaue Gegenteil passiert. Viele der bisherigen Hauptakteure verschwinden mehr oder weniger in der Versenkung. Und Peter Grant fährt aufs Land. Natürlich nicht, um Urlaub zu machen. Sondern um, in seinem unnachahmlichen Stil, über sich, das Land, die Leute und seinen Fall zu berichten. Hier kommt der Leser, wie auch in den Teilen zuvor, auf seine Kosten. Ich mag die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird und habe das Buch ohne groß zu stolpern in drei Tagen zu Ende gelesen.
Der Autor macht hier, außerhalb von London, so etwas wie eine zweite Frontlinie auf. Was, zumindest für mich, nicht aus den vorhergehenden Bänden ersichtlich ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit der englischen Sagenwelt nicht so vertraut bin.
Auf dem Weg zur Lösung des Falles kommen viele zuerst unwichtige Details zur Geltung, die der Sache überraschende Wendungen geben. Für mich ein wenig zu viel des Guten, den geschätzten Kommissar Zufall so weit in den Vordergrund zu holen. Aber da die gesamte Story märchenhaft ist, kann ich das durchaus verzeihen. Es hat mein Lesevergnügen nicht beeinträchtigt.
Was ich allerdings als wenig ausgearbeitet und überhastet bemängele, ist das Ende der Geschichte. Es kommt für mich aus heiterem Himmel und ergibt sich nicht aus der vorhergehenden Handlung. Zumindest nicht in der Art und Weise, wie es stattfindet. Hier hätte ich mir beim Autor mehr Sorgfalt sowie Nähe zur restlichen Geschichte gewünscht, und dass er die Erzählstränge für den Leser nachvollziehbar besser in der Hand gehalten hätte.
Insgesamt erweitert dieser Roman die Welt der Erzählung, bringt neue Akteure ins Spiel und lässt sehr viel Raum für interessante folgende Handlungsstränge.

In den vier Sternen ist ein halber Sympathiestern enthalten.

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