Ein vielstimmiger, poetischer Roman über Israel, der nachdenklich macht und versöhnlich stimmt.
Ein vielstimmiger Roman über Hoffnung, Mut und Mitgefühl
Im Roman kommen viele Stimmen zum Tragen: Die palästinensische Journalistin Layla schreibt an der Reportage über einen Engel, der als Terrorist in einem israelischen Gefängnis einsitzt. Der israelische Doktorand Lior wohnt mit einem Polizisten zusammen, der dem Freund zuliebe seine Vorbehalte gegenüber der Palästinenserin zurückstellt.
Desweiteren gibt es einen gewieften Straßenjungen, einen fürsorglichen Teppichhändler, eine Wahrsagerin und weitere starke Charaktere, die ihren Teil zur Romanhandlung und Laylas Reportage beitragen. Manche sind über bitteren Erfahrungen hart geworden, aber dennoch anständig geblieben.
Die Vielstimmigkeit und Vielfalt der Perspektiven ist eine der großen Stärken des Romans. Wer den Figuren und Ereignissen folgt, dem fällt es immer schwerer, die Welt in Gut und Böse, Opfer und Täter, Besatzer und Verfolgte einteilen – ganz so als habe der Leser, die Leserin Kontakt zu dem Engel gehabt, von dem im Buch die Rede ist.
In einer poetischen, klaren Sprache, da und dort einer Prise feinem Humor und einer eindringlichen Erzählstimme führt uns die Autorin durch die Geschichte. Man hat das Gefühl, direkt in die Figuren hineinzuschauen die Welt durch ihre Augen zu sehen, mit ihren Herzen zu fühlen. Egal ob Israeli oder Palästinenserin.
Dabei blendet der Roman die momentane Wirklichkeit nicht aus. Es gibt Attentate und Tote, willkürliche Hausdurchsuchungen und Kontrollen, Verhaftungen. Aber es gibt auch Hoffnung: die Hoffnung, dass Frieden möglich wäre, wenn die Menschen einander auf Augenhöhe begegnen und das Gemeinsame erkennen würden statt nur das Trennende zu sehen. Beide Seiten teilen die Erfahrung von Trauma und Bedrohung, beide wollen in Sicherheit leben.
Der Roman ist realistisch und magisch zugleich. Er bietet keine einfachen oder romantischen Lösungen an, aber er appelliert eindringlich an die Empathiefähigkeit der Menschen.