Kurzbeschreibung:
Nachdem Miss Alexia Tarabotti in Notwehr einen Vampir getötet hat, steht sie nun dem Alpha-Werwolf Lord Maccon gegenüber – dem Chefermittler der Queen für übernatürliche Angelegenheiten. Als dieser sich weigert, sie in die Ermittlungen einzubeziehen, beschließt Alexia, selbst nachzuforschen, was hinter dem Angriff auf sie steckt. Und plötzlich befindet sie sich nicht nur tief in einer Intrige gegen das Britische Empire – sie sieht auch ihr Herz durch den attraktiven Lord Maccon bedroht … (Quelle blanvalet)
Meine Meinung:
Als ich das Cover des Romans Glühende Dunkelheit von Gail Carriger sah, war es um mich geschehen, denn ich bin durch und durch eine coverorientierte Käuferin. Wenn mich dann noch der Klapptext, sowie das Genre anspricht, wandert das Buch zur Kasse, so war es auch in diesem Fall. Hinzu kommt, dass ich unbedingt einmal etwas aus der Steampunkecke lesen wollte. Also stürzte ich mich voller Vorfreude auf das Schätzchen und was will ich sagen nach etwa zwanzig Seiten war meine Lesefreude schon etwas getrübt, denn die Autorin oder deren Übersetzerin, ich kann ja nur für die deutsche Ausgabe sprechen, sprang kunterbunt in den Perspektiven hin und her. Auf einer einzigen Buchseite las ich den Text aus Alexias Sicht, nach drei Sätzen aus Lord Maccon Perspektive und sein Beta Professor Lyall, ein Dr. Watson-Verschnitt, plapperte auch dazwischen. Ich kam mir vor, als würden abwechselnd verschiedene Persönlichkeiten von mir Besitz ergreifen und kaum hat man sich an eine gewöhnt, quasselt schon die Nächste los. Nicht falsch verstehen ich mag Perspektivwechsel, aber diese sollten für den Leser klar erkenntlich und nicht so sprunghaft sein, denn das wiederum verursacht Kopfschmerzen.
Zum Thema Steampunk möchte ich erwähnen, dass ich das Gefühl hatte, Glühende Dunkelheit wurde aus marketingstrategischen Gründen in das Genre gequetscht, denn teilweise fand ich hier die dampfbetriebenen Gerätschaften, die eigentlich diesem Genre den Namen geben, etwas weit hergeholt und war mir nicht so sicher, ob die Autorin selbst überhaupt so genau wusste, was sie da beschrieb. Und Objekte wie Zeppeline sind jetzt nicht wirklich bahnbrechend, wenn man bedenkt, dass der Erste im realen Leben 1900 aufstieg. Ich denke eher, dass der Roman in Richtung Gaslight-Romancy anzusiedeln ist. Wer also gerne Steampunk liest, der könnte hier enttäuscht werden.
Zu den Protagonisten kann ich sagen, dass Alexia häufig sehr anstrengend war und die Tatsache, dass sie mit 26 als alte Jungfer gilt, entlockte mir nach der zehnten Erwähnung nur noch ein müdes Lächeln. Auch der ständige Einwurf, dass sie Halbitalienerin ist und aufgrund ihres dunklen Teints und der nicht damenhaften Nase im eher blässlich, viktorianischen England als hässlich gilt, hatte sich meiner Meinung nach irgendwann einmal erschöpft. Trotzdem brachte sie mich des Öfteren zum Schmunzeln. Vor allem die Situationen mit Lord Maccon, waren doch sehr amüsant. Z.B. als sich dieser sich in ihrem Beisein von seiner Werwolfsform in einen Menschen zurückverwandelte, diese Wölfe sich ihre Kleidung nicht ans Bein binden und sie sehr tough auf seine Nacktheit reagiert hat, man bedenke die Zeit. Was mir allerdings weniger gefiel und Alexia auch etwas unsympathisch wirken ließ, war ihre ständige Kritik an der besten Freundin, weil diese einen etwas gewöhnungsbedürftigen Kleiderstil pflegt.
Lord Maccon erfüllt alle Klischees, die einen gestandenen Werwolf so ausmachen, einschließlich der Verwandlung bei Vollmond, keine Kontrolle im Wolfszustand usw. Im Großen und Ganzen sehr stereotyp gehalten, na ja ich möchte an dieser Stelle einwerfen, dass durch den Roman einige stereotype Gestalten geistern. Aber im Fall des Lords mochte ich ihn durch das Zusammenspiel mit der Jungfer Alexia dann doch ganz gerne, man sollte halt eine Vorliebe für düstere und gefährliche Typen haben. Ich muss zugeben zwischen Alexia und ihrem Lord knisterte es schon gewaltig.
Was mich persönlich beim Lesen von Glühende Dunkelheit am meisten verwirrt hat, war die seltsame Interpretation des Vampir- bzw. Werwolfsmythos und warum diese Wesen existieren. Ich hab ja schon viele Romane zu diesem Thema gelesen, aber dieser hier wartet für mich mit der verwunderlichsten Erklärung auf. Für manchen Leser kann das ein Nachteil sein, aber so manch anderen könnte die etwas außergewöhnliche Neudeutung gefallen.
Zum Sprachstil: Ich bin ein Fan des Sherlock Holmes Filmes mit Robert Downes Jr., daher konnte bei mir der etwas altertümlich anmutende Sprachstil, der in diesem Werk gepflegt wird, sehr punkten und er passt meiner Meinung auch dazu. Es spielt ja im 1900 Jahrhundert und da erwarte ich für meinen Teil sogar eine an diese Zeit angepaßte Sprache. Natürlich bis zu einem gewissen Maße angepaßt, denn Originalliteratur aus dieser Epoche ist mit unter gar nicht so leicht zu lesen. Wer sich aber schon bei Sherlock Holmes damit nicht anfreunden konnte, dem rate ich von der Lektüre dieses Buches ab.
Fazit:
Glühende Dunkelheit ist trotz vieler Verwirrungen und wenn man die ständigen Perspektivwechsel ignorieren kann, durchaus lesenswert, zwar nicht großes Kino, aber für den Strand oder trübe Regentage gut geeignet.