In ihrem neuen Roman „Das Land der Anderen“ erzählt die französisch-marokkanische Autorin Leila Slimani die Geschichte von Mathilde, einer jungen Elsässerin, die sich am Ende des zweiten Weltkrieges in einen marokkanischen Offizier verliebt und sich mit ihm nach ihrer Heirat in der Nähe von Meknès auf einem abgelegenen Hof niederlässt. Doch Vorfreude und Neugierde gegenüber dem neuen Land weichen schnell Ernüchterung. Eindrucksvoll schildert Leila Slimani, wie es Mathilde in diesem für sie unbekannten Land ergeht: Rassismus seitens der französischen Kolonialgesellschaft, die Konfrontation mit einer fremden Kultur und deren patriarchalischen Traditionen, Unverständnis und Grobheit ihres eigenen Mannes, das harte Leben auf dem Hof, … Es ist beeindruckend, wie es Leila Slimani in einer so nüchternen Schreibweise gelingt, die politischen und gesellschaftlichen Umstände im Marokko der Nachkriegszeit in ihre Erzählung über eine Liebe zwischen zwei Kulturen einzubinden. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Protagonistin nicht permanent im Mittelpunkt steht – durch eine streckenweise multiperspektivisch angelegte Erzählung entsteht ein fesselndes Portrait über ein zerrüttetes Land. Absolute Leseempfehlung!
SarahV
- Mitglied seit 31.03.2016
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Bewertung zu "Das große Buch für Weltretter" von Martin Verg
Kima, Natur, Energie, Ernährung, Mobilität und vieles mehr - „Das große Buch für Weltretter“, herausgegeben von Martin Verg und im Edel Kids Book Verlag erschienen, behandelt eine Vielzahl von Aspekten rund um den Klimawandel und den Umweltschutz. Das Buch bringt jungen Leserinnen und Lesern die Komplexität des Themas strukturiert und in adressatengerechter Sprache näher. Besonders informativ sind die in jedem Kapitel enthaltenen Einführungstexte und Infografiken. Ergänzt werden diese durch passend ausgewählte Projekte und Aktionen, die die Bedeutsamkeit des Engagements für den Umweltschutz exemplarisch aufzeigen. Besonders gewinnbringend ist dabei, dass die einzelnen Abschnitte des Buches nicht der Reihe nach gelesen werden müssen. Junge Leserinnen und Leser können darin stöbern und lesen, was ihnen gerade ins Auge fällt. Das Stöbern im Buch lohnt sich allerdings nicht nur für die Kleinen. Auch erwachsene Leserinnen und Leser werden das ein oder andere Neue entdecken und interessante Anregungen erhalten, wie jede und jeder Einzelne dazu beitragen kann, unsere Welt zu retten. Ein sehr gelungenes Sachbuch.
Im Leben läuft nicht immer alles nach Plan: Der ehemalige Profi-Fußballer Kemal bekommt dies knallhart zu spüren. Er kehrt daher in seine Heimat nach Hawaii zurück. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das Urlaubsparadies, sondern um einen heruntergekommenen Stadtbezirk von Heilbronn, durch dessen Straßen Kemal streift auf der Suche nach… ja, nach was?! Genau diese Ziellosigkeit und das Gefühl von Einsamkeit ist es, was Cihan Acar in seinem Debüt gelungen ist, zu transportieren. Der Roman passt außerdem hervorragend in eine Zeit, in der Rassismus und fehlende Toleranz gegenüber von Migrantinnen und Migranten ein zentrales gesellschaftliches Problem darstellen. Die im Roman auf eindrückliche Weise geschilderte Eskalation zwischen Rechten und Migranten zeigt, wie schnell Ausländerfeindlichkeit ausarten kann und sollte uns eine Warnung sein, im Vorfeld etwas gegen solche Ressentiments zu tun.
In jeglicher Hinsicht ein gelungener und lesenswerter Roman!
Bewertung zu "Felix und die Quelle des Lebens" von Eric-Emmanuel Schmitt
„An dem Tag schloss Mama das Büro und verkroch sich in ihrem Zimmer.“ – Für den zwölfjährigen Felix, den Protagonisten in Eric-Emmanuel Schmitts Roman „Felix und die Quelle des Lebens“, beginnt damit eine schwierige Zeit: Die Depression seiner Mutter Fatou ändert für ihn sowie für das Café, das sie im Pariser Stadtteil Belleville betreibt, alles. Doch Felix und die Stammgäste des Cafés wollen nicht tatenlos zusehen. Und tatsächlich ergibt sich eines Tages die Hoffnung, dass Fatou ihren Lebensmut wiederfindet. Doch dafür steht Felix eine weite Reise bevor…
Eric-Emmanuel Schmitt lässt seinen Protagonisten für dessen Alter sehr reif erscheinen. Die weiteren Charaktere fallen durch außergewöhnliche und spezielle Eigenschaften auf. Diese Vielfalt an Persönlichkeiten ist nur eine Stärke des Romans. Der Autor versteht es – trotz der von Schwermut gekennzeichneten Thematik – eine kurzweilige und angenehm zu lesende Geschichte voller Hoffnung, Liebe und Freundschaft zu erzählen. Dabei gelingt es ihm in besonderen Maße, die Bedeutung der eigenen Herkunft hervorzuheben. Ein warmherziger Roman, den zu lesen sich lohnt.
Bewertung zu "Das Versprechen des Bienenhüters" von Christy Lefteri
Christy Lefteri ist für mich bisher die beste Neuentdeckung des Jahres. Inspiriert von den Geschichten, die ihr Menschen während ihrer Zeit als Freiwillige in einem Geflüchtetenlager in Athen erzählten, legt die eigentlich in London lebende Autorin mit „Das Versprechen des Bienenhüters“ einen zutiefst berührenden Roman über die Flucht von Nuri, einen Bienenhüter aus Syrien, und dessen im Krieg erblindeten Frau Afra vor. Stets mit einer Träne im Auge bin ich in kürzester Zeit durch diesen Roman geflogen. Christy Lefteris Art zu schreiben, hat mich betrübt und zugleich hoffnungsvoll gestimmt. Ein grandioser Debütroman!
Bewertung zu "Die Kinder des Borgo Vecchio" von Giosuè Calaciura
Das italienische Magazin Internazionale hat „Die Kinder des Borgo Vecchio“ von Giosuè Calaciura als „voller Farben“ beschrieben. Wenn, dann voller düsterer Farben, denn der preisgekrönte Autor nimmt uns mit in ein Stadtviertel irgendwo im Süden, in dem die Armut das Leben der Menschen beherrscht. Giosuè Calaciura konfrontiert den Leser darüber hinaus schonungslos mit Themen wie Gewalt, Kriminalität und Prostitution. Eine sprachgewaltige und bildhafte Lektüre, die schwer wiegt und beim Lesen eine zutiefst bedrückende Atmosphäre hinterlässt. Ein herausragendes literarisches Werk.
Meredith Mays "Der Honigbus" erzählt über weite Strecken nicht die Geschichte, die das helle und fröhliche Cover erwarten lässt. In ihrem autobiografischen Roman erzählt die Autorin von ihrer Kindheit, die sie in Folge der Trennung ihrer Eltern überweigend bei ihren Großeltern verbringt. Meredith fühlt sich allein gelassen und hat das Gefühl, ohne Familie zu sein. Einzig die Zeit, in der sich Meredith mit ihrem Großvater um dessen Bienen kümmert, geben ihr Halt. Die aufwühlende und zutiefst berührende Geschichte nimmt mit in die fasziniernde Welt der Bienen. Gemeinsam mit der jungen Meredith lernen die Leserinnen und Leser die Bedeutsamkeit dieser Geschöpfe kennen und sehen, wie Meredith durch die Zeit mit ihrem Großvater - Lektion für Lektion - trotz allem zu einer starken Frau heranwächst. Ein ganz besonderes Buch, das darüber hinaus dazu beiträgt, die bedrohliche Situation der Bienen ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Émile ist verliebt. Und als ihn Pauline, das Mädchen seines Herzens für die Sommerferien nach Venedig zu einem Konzert ihres Jugendorchesters einlädt, setzt er alles daran, sie tatsächlich dort Geige spielen zu sehen. Er nimmt sogar in Kauf, von seiner Familie im Wohnwagen begleitet zu werden. Es beginnt ein chaotischer Roadtrip... Ivan Calbérac, bereits bekannt als Regisseur und Drehbuchautor von "Frühstück bei Monsieur Henri", ist mit "Der Sommer von Pauline" erneut eine humorvolle Geschichte gelungen. In Form von Tagebuch-Einträgen lässt uns der Autor an Émiles Abenteuer teilhaben. Humorvoll und charmant erzählt er so eine Coming of Age-Story, die sich angenehm lesen lässt und eine unterhaltsame Lektüre bietet.
In "An den Ufern der Seine" nimmt uns Agnès Poirier mit an die Seine, nach Paris in die Jahre 1940-1950. Dort lässt sie uns in das Leben zahlreicher Intellektueller dieses Jahrzehnts eintauchen. Wir begleiten Sartre, De Beauvoir und Camus durch die Nachkriegszeit und lernen dabei weitere zahlreiche Persönlichkeiten kennen. Wir erfahren mehr über die Lebensweise, das Denken und das Schaffen der Pariser Intellektuellen in der Zeit von 1940-1950. Agnès Porier gelingt, einen detailreichen, informativen und sachlich fundierten Einblick in die Kunst- und Literaturszene jener Zeit zu geben. Ein gelungenes Porträt einer außergewöhnlichen Epoche! Dazu ein gelungenes Cover, ein Lesebändchen in den Farben der Tricolore. Es lohnt sich, das Buch in die Hand zu nehmen!
Affinity Konar behandelt in ihrem Roman „Mischling“ ein erschütterndes Stück Geschichte. Sie erzählt die Geschichte der eineiigen Zwillinge Perle und Stasia, die während des 2. Weltkriegs Opfer von Josef Mengeles menschenverachtenden Forschungen werden. Während das Cover dieses Buches äußerst treffend gewählt ist, konnte mich die Geschichte dahinter nicht mitreißen. Mir fiel es schwer, mich Konars Schreibweise zu öffnen und so sind viele Passagen und Textstellen inhaltlich an mir vorbeigezogen. Auch auf emotionaler Ebene konnte mich dieses Buch, obwohl es ein so grausames Thema behandelt, nicht einfangen.
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