Bewertung zu "Die Geschichte der legendären Länder und Städte" von Umberto Eco
„Hier interessieren uns jedoch Länder und Örtlichkeiten, an die sich heutzutage oder in der Vergangenheit Hirngespinste, Utopien und Illusionen geknüpft haben, weil viele Menschen wirklich glaubten, dass sie irgendwo existierten oder existiert hätten.“ So erklärt Umberto Eco die Intention eines seiner letzten Werke im Vorort. Ein äußerst spannendes Thema, das mich mit hohen Erwartungen an dieses Sachbuch herangehen ließ. Das Buch ist in 15 Kapitel untergliedert, die sich beispielsweise mit den Ländern der Bibel, Atlantis, Mu und Lemuria oder dem Schlaraffenland beschäftigen. In jedem Kapitel finden sich unterstrichene Begriffe, zu denen am Ende des jeweiligen Kapitels ein Quellentext zu finden ist. Und damit sind wir schon bei meinem ersten Kritikpunkt: So interessant die Quellentexte auch sind, erschweren sie dennoch den Lesefluss, denn sie sind teilweise zusammen länger als das eigentliche Kapitel und auch häufig nicht sonderlich zugänglich. Das hat mich bei der Lektüre ziemlich gestört. Gut gewählt und sehr schön anzusehen ist das umfangreiche Bildmaterial zu den einzelnen Themen.
Was mir außerdem negativ aufgefallen ist: Ecos Schilderungen sind mir zu lehrbuchartig. Es fehlt eine gewisse Begeisterung, die der Leser bei dem Thema erwartet. Bei mir hat dies dazu geführt, dass ebenfalls keine richtige Begeisterung aufkommen mochte, wenn mich auch einige Themen, insbesondere zu den Ländern Homers und zu Atlantis, wirklich brennend interessieren. Zwei Wochen nach der Lektüre des Buches muss ich feststellen, dass eher wenig hängengeblieben ist. Nichtsdestotrotz sind die Schilderungen interessant und haben das eine oder andere Mal Erstaunen bei mir ausgelöst. Unglaublich etwa, dass es immer noch Menschen gibt, die daran glauben, dass das Erdinnere von einer uns unbekannten Spezies bewohnt wird!
„Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ ist ein schönes und interessantes Buch, das die Belesenheit seines Autors widerspiegelt, dem jedoch etwas fehlt, um den Laien zu begeistern.