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Schnatterinchen

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Cover des Buches Resurrection Inc.: der Science Fiction Klassiker von New York Times Bestseller Kevin J. Anderson (ISBN: 9783959620031)

Bewertung zu "Resurrection Inc.: der Science Fiction Klassiker von New York Times Bestseller Kevin J. Anderson" von Kevin J. Anderson

Resurrection Inc.: der Science Fiction Klassiker von New York Times Bestseller Kevin J. Anderson
Schnatterinchenvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Tolle Empfehlung
Tolle Geschichte

Resurrection Inc. Ist der Debütroman von Kevin J. Anderson, New York Times Bestseller Autor, bekannt wie ein bunter Hund unter den deutschen Phantasten oder Science Fiction Fans. Mit seinen zahlreichen Beiträgen bei Akte X oder einzelner Star Wars Episoden hat er sich einen Namen geschaffen und wird mit Jonathan Maberry zusammen in einem Atemzug genannt.

Ca. 1980 ist der Roman erschienen. Wenn man davon ausgeht, dass Anderson bereits Jahre vorher daran gearbeitet hat, wird man fast blass bei all diesem Wissen und gegenwärtigen Gedanken, die schon damals auf Papier festgehalten worden ist. Ein mulmiges Gefühl mischt sich unter die Spannung beim Lesen seines Einzelbandes. Die Thematik des Internets, der Strom, dem man sich unterordnen und anpassen muss, die Gefahren dabei, in einer eigenschlossenen Welt zu verharren, sich von der Außenwelt dadurch abzutrennen und zu einem willentlichen Opfer des Netzes zu werden – exsitiert heute noch. Kinder, Kleine wie Große, Jugendliche verfallen ihr: Der Sucht nach Informationen, nach Medien, dem Gefühl der Kontrolle, über alles Bescheid wissen zu wollen. Dass diese Kontrolle außer Acht gelassen werden kann, dass sie zur Gefahr wird – davor warnen auch hierzulande seit Jahren Wissenschaftler, Profisportler und Politiker. Dass Kevin J. Anderson dieses Thematik aufgreift, bereits damals, und genau das Potential darstellt, wo es – Scifi-like – enden kann: Bei der Auferstehung der Toten und Kontrolle des Staates – zeigt sein Debut.

Fantastische Elemente, wie Charaktere fügen sich in eine ganz eigene Welt  hinein. Shakespeare oder Edgar Allan Poe Zitate vermischen sich in seine Geschichte und kleben wie Honig an den Seiten – viele Einflüsse namenhafter Autoren haben ihn dazu animiert und offenbar auch inspiriert.

Danal als kleiner Antiheld spielt die Hauptrolle, nur, dass er kein gewöhnlicher Aufersteher ist. Er entwickelt ein Eigenleben, kann selbstständig denken, sich auch wieder zurückerinnern an sein altes Leben. Nur stellt er dabei nicht nur eine Gefahr für sich selber dar, sondern auch für das Experiment des Staates an sich. Gefangen im Körper eines Toten, der auf diverse Befehle reagiert, muss er sich durchsetzen lernen. Dabei trifft er selbstverständlich auch auf Gegner des Staates und damit des Projektes.

Das Buch thematisiert außerdem die Frage: Was ist der Mensch, was für eine Identität hat er bei seiner Widersauferstehung, vor und nach seinem Tod? Was ist er wert? Und kaum hat man diesen Roman unweigerlich zu Ende gelesen, steht eine weitere Frage im Raum: Was ist der Mensch heutezutage wert?

So viele gegenwärtige Parallelen, die sich in unserer heutigen Welt, im Jahr 2016 widerspielgen im Zusammenhang mit den oberen genannten Themen spielen eine große Rolle. Es ist sehr faszinierend zu lesen, dass diese Erkenntnisse bereits vor mehr als 30 Jahren vorher eine Rolle bereits in den Köpfen von Anderson (oder möglicherweise auch anderen) spielte.

Fazit?

Ein spannendes Buch, leider gerät man zu Beginn in einen Strudel an Informationen, der den Lesegenuss etwas hemmt, trotzdem: Es lohnt sich, da hilft wirklich nur: Dran bleiben, denn diese Geschichte ist wirklich einmalig und vor allem: Sie ist als bester deutscher Roman sogar noch nominiert für den deutschen Phantastik Preis in der Kategorie: Internationaler Roman, abgestimmt werden, kann hier.

http://www.deutscher-phantastik-preis.de/

 

 

Cover des Buches 666 (ISBN: 9783959623131)

Bewertung zu "666" von M.H. Steinmetz

666
Schnatterinchenvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein absolutes Muss für jeden Fan von Horror, genialem Schreibstil und Interesse an einer Szenerie der etwas anderen Art.
Ein Muss für eine spannende Unterhaltung, gelungener Auftakt einer Trilogie!

Was im Prolog mit Flucht aus dem Hause ihre Kindheit beginn, ist für Lucys Geschichte in dem Auftakt von Steinmetz‘ Trilogie nur der Anfang einer ganz großen Story, die sich nur minder mit wenigen Worten beschrieben lässt. Ihre Zusammensetzung aus Brutalität, Leidenschaft, inhaltlicher Geschichte, phantastischen Elementen und dem hervorragenden Schreibstil lassen daraus eine rasante, zum Lesen dazu verdammte Story in ihrer nahezu perfekten Komposition entstehen, die dafür sorgt, das Buch kaum aus der Hand legen zu können. Oder in meinem Fall den Reader.

Nach der Flucht aus dem Hause ihrer Pflegefamilie will Lucy gemeinsam mit ihrem Kumpel Bacon „[…] Musik [machen], wie sie noch nie zuvor jemand gemacht hatte.“ (S. 18). Mit ihren 23 Jahren steht sie dann mittlerweile schon seit sechs Jahren als Sängerin von Hell’s Abyss auf der Bühne, hier setzt die sich abspielende Story von Steinmetz an. Hier beginnt sie. Schnell passiert für Lucy und den Leser bereits ein heftiger Schock. Ein Toter liegt in der Badewanne ihres Hotelzimmer, sie selbst ist nackt, kann sich an nichts mehr erinnern und bekommt – wie jeder andere in dieser Situation – Panik. Sie kompensiert es nur anders, als andere. Selbstverständlich nimmt die Polizei ihre Ermittlungen auf, und wie es der Zufall auch will, ist neben dem Hotelzimmer, aus welchem Lucy letztlich flüchtet, ein Symbol gekennzeichnet, dass dem von ihrer Band verdammt ähnlich sieht. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Polizei auch Lucy gleich ins Visier nimmt.
Besagtes Symbol „[wird von]weniger seriösen Gruppierungen verwendet, die sich dem absolut Bösen zugetan haben.“ (S.96) Eben jene befassen sich mit Ritualen, die die Beteiligten mit Gewalt und Schmerzen in Ekstase versetzen lassen. Auch Lilith selbst stellt die Symbolik dar. Es deutet alles darauf hin, dass es bald zu einer Entscheidungsschlacht zwischen dem Guten und Bösen geben wird. Und auch soll. Was Lucys Band davon betrifft, erfährt man erst im Laufe der Handlung, erst gegen Ende auch verdichtet sich auch alles, was auf einen spannungsgeladenen zweiten Teil hindeutet. Derzeit schreibt Steinmetz ihn, nächstes Jahr werden wir als Leser mehr darüber erfahren. Und ich vor allem.

Die Figur der Lucy ist hier besonders faszinierend und dramatisch zugleich. Was anfänglich nur eine beschönigende Darstellung einer jungen Frau, die es nicht einfach in ihrem bisherigen Leben hatte, sich andeutete und bei der damals ihre Mutter bereits wusste: „Du bist eine Ausgeburt der Hölle, das bist du und nichts anders!“ (S. 161), entwickelt sich zu einer gesteigerten, bühnenreifen Figur, die in diesem Auftakt „666“ ein stetes Verbindungsgleis zur biblischen Herkunft darstellt: „666 ist die Bezeichnung oder der Name für das im letzten Buch der Bibel beschriebene „wilde Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. […] Es steigt aus dem Meer auf und ist ein Symbol für das weltweite politische System, das „über jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation“ regiert[…]. Der Name 666 steht dafür, dass dieses politische System aus Gottes Sicht voll und ganz gescheitert ist.“ (Quelle: http://www.jw.org/de/bibel-und-praxis/fragen/was-bedeutet-666/) Lucy ist die Tochter eines „[…]Inkubus, der nach den Seelen der Menschen trachtet!“ (S.163) Sie soll der Schlüssel in einem Initiationsritus sein, um Lilith später den Weg zu ebnen für die Schlacht.
Steinmetz arbeitet hier mit einem bekannten biblischen Hintergrund, der in anderen Versionen in diversen Serien wie „Supernatural“ Einzug und die breiten Massen begeistert hat, in einer völlig neuen Variante. Erstaunlich ist dabei, wie lebendig und fesselnd es von dem Autoren beschrieben wird. Jede Szene ist mit Details gespickt, die mit ihrem Reichtum an bildhaften Vergleichen zu einer Plastizität führen, die seinesgleichen nur noch schwer zu finden ist.

„666“ wird vorzugsweise aus dem allwissenden Erzähler heraus, beschrieben, der schwer darauf bedacht ist, Lucs Sichtweise uns als Leser nahe zu bringen. Empathie kann da durchaus an so mancher Stelle auch empfunden werden. Unterbrochen wird das Ganze mit den Ermittlungen von Martinez und Eldritch, den zwei Ermittlern, die bis zum Ende hin an den Morden dran sind. Zu Eldritch hegt Lucy übrigens eine besondere Beziehung. Zur Steigerung aller blanken Nerven fiebern die Medien mit der Polizei mit, den Mörder zu finden. Am besten aller Morde. Denn bei einem Toten, der „nur“ in der Badewanne liegen bleibt, bleibt es nicht. Einschübe vom „New York Citylife News Ticker“ nutzen die Geschehnisse, sei es das Bandleben oder die gefundenen Leichen, als Verkaufsschlager und merken dabei nicht, wie sehr sie die Gefahr für die Bevölkerung schüren. Meiner Ansicht nach, ist das hier der Fall. Und wird im zweiten Teil sicherlich eine Rolle übernehmen, denn gerade sie verkennen die Bedeutung des ganzen Ausmaßes.

Eine winzige Kritik sticht mir hier lediglich in den Magen: Warum schalten unsere beiden Ermittler nicht ab einem gewissen Punkt ihren Commissioner, ihren Vorgesetzten, ein? Dass Eldritch bezüglich Lucy einiges verschweigt, ist nachvollziehbar, doch beide tappen im Dunkeln, wird aufgrund der Mediensituation nicht etwas Druck seitens deren Chef gemacht? Will er nicht irgendwann Ergebnisse haben? Dieser Punkt fehlt, auch, wenn es nahezu für mich nichts an meinem großartigen Gefühl beim Lesen dieser Geschichte, ändert.

Aber: Bildet euch selbst eine Meinung, diese Geschichte wird euch definitiv gut unterhalten!

Cover des Buches Wunderbare Wünsche (ISBN: 9783492703352)

Bewertung zu "Wunderbare Wünsche" von Lindsay Ribar

Wunderbare Wünsche
Schnatterinchenvor 9 Jahren
Kurzmeinung: … ist ein wunderbares Buch für Jugendliche, die mehr über eine phantasievolle Welt wissen wollen, in der Dschinns leben.
Ganz nett...

… ist ein wunderbares Buch für Jugendliche, die mehr über eine phantasievolle Welt wissen wollen, in der Dschinns leben. Das eigentliche Hauptaugenmerk liegt hierbei jedoch auf eine sich langsam entwickelnde Zuneigung zwischen beiden Hauptprotagonisten. Margo und Oliver, dem Dschinn.

Alles fing damit an, dass Margo unbedingt in einem Musical die Hauptrolle bekommen wollte. Das wird schnell zur Nebensache, als sie einen Ring findet und seitdem jemanden ständig um sich hat: Oliver. Erst kann sie ihm nicht glauben, was er erzählt. Dann doch. Oliver ist ein Dschinn, der ihr drei Wünsche erfüllen will, bevor er frei gelassen wird von ihr, sozusagen.
Für Margo ist es schwer, drei Wünsche zu finden. Als dann noch Olivers Erzfeind Xavier auftaucht, merkt sie schnell, dass drei Wünsche einfach nicht ausreichen, um Oliver möglicherweise retten zu können. Xavier ist auch ein Dschinn und hat es am Ende sogar noch auf Margo abgesehen.
Ab mehr als zwei Drittel des Buches beginnt es an Fahrt und ist spannend genug, um es bis zu Ende zu lesen. Leider aber stand die phantastische Geschichte nicht im Vordergrund und deren Handlung sondern die sehr platt geschriebenen Gefühle zwischen Margo und Oliver. Ich will nicht sagen: Ich bin kein Freund von Liebesgeschichten inmitten von Büchern, sondern: Wenn die eigentliche Handlung durch die Liebesallüre dadurch in den Hintergrund rückt, finde ich es nicht gut oder gar förderlich. Fernab dessen gab es für mich Anfangsschwierigkeiten in das Buch hinein zu finden. Der Schreibstil ist sehr platt, sehr einfach – ab und an wird er gepusht durch den einen oder anderen Relativsatz oder diverse andere rhetorische Mittelchen, die die Spannung steigern sollen – beispielsweise durch Anaphern etc. Von Tiefgang kann keine Rede sein.
Die Figuren bleiben fast konturlos, man erfährt über Margo erst dann etwas, als es um ihre Familiengeschichte geht nach dem ersten Drittel, erst ab dem Zeitpunkt empfindet man wirkliche Empathie mit ihr. Ganz anders ist es bei Oliver. Er kommt ganz nett rüber, etwas anders als andere – er ist ja ein Dschinn. Aber das ist auch das Einzige. Leider. Auch alle anderen Randfiguren wie Xavier bleiben nicht minder blass.
Es ist ein sehr leichtes Buch für zwischendurch bei dem man ohne große Erwartungen herangehen sollte, auch wenn das Cover gern andere Erwartungen schürt. Nichtsdestotrotz ist es eine angenehme Geschichte – nur eben ohne das besondere Etwas.
Schade. Aber warten wir den zweiten Teil von Ribar mal ab.

Hier geht’s zum Verlagslink: http://www.piper.de/buecher/wunderbare-wuensche-isbn-978-3-492-70335-2

Vielen Dank an dieser Stelle dem PIPER Verlag für das Zusenden des Rezensionsexemplares!

Cover des Buches Der Tod kann mich nicht mehr überraschen (ISBN: 9783943408072)

Bewertung zu "Der Tod kann mich nicht mehr überraschen" von Heike Vullriede

Der Tod kann mich nicht mehr überraschen
Schnatterinchenvor 10 Jahren
Ergreifendes Gefühlschaos

Wie es ist, Hilfe zu benötigen, erleben Menschen in mehr oder weniger anerkannter Weise in Form einer Pflegestufe. Der Staat unterstützt sie. Wie ergeht es aber denen, die sich bloße Unterstützung innerhalb der eigenen vier Wände, innerhalb der jahrelang gehegten Freundschaften oder der Familie, innerhalb des eigenen Geflechts, erhoffen?


Wer ist der wirkliche Freund, wer der, dem man selbst nur als Mittel zum Zweck dient? Woran merkt man es und warum fällt es uns oft zu spät auf, wem man wirklich wichtig ist?

Marvin steht mitten im Leben als ihn eine Nachricht plötzlich ereilt: Er bekommt die Diagnose einer tödlichen Krankheit. Glioblastom. Plötzlich sieht sich der, zur Zeit im Trenungsjahr lebende Mann, einer schwierigen Situation ausgesetzt, der er anfangs noch optimistisch entegegensieht, wohlwissend, familiär bedingt guten Rückhalt zu haben.

Doch das lässt nach.

Kaum ein Mensch interessiert sich noch für ihn als Person, als Mensch, der leidet und dem das Desinteresse noch viel unglaublicher erscheint als dem Leser. Dies wird so realistisch dargestellt und geboten, das Marvin einem nur noch leid tun kann.


Es gibt in Vullriedes Werk sämtliche Formen der Einsamkeit, sämtliche Tücken der Manipulation und der menschlichen Schauspielkunst. Erschreckend ernst, glaubwürdig und sehr bildhaft und teilweise umgangssprachlich hat es Vullriede auf den Punkt gebracht: Es gibt nur wenig gute Freunde und je früher man diese erkennt, umso bedeutsamer weiß man sämtliche Momente mit diesen Menschen zu schätzen.


Kaum Schachtelsätze sind vorhanden, klare offene Worte sind verwendet worden und geben dem Leser so mehr denn je das Gefühl von Realität. Figuren mit Ecken und Kanten sind gezeichnet worden, ein Geflecht aus Worten und Leben ist entstanden, auf das die Autorin nur stolz sein kann.


Ein sehr bewegendes Buch ist es - „Der Tod kann mich nicht mehr überraschen“. In der Tat – auch mich als Leser kann er kaum noch überraschen, denn nicht das Sterben ist das Schlimmste, sondern nur die Vorstellung an sich.

Cover des Buches Notizen einer Verlorenen (ISBN: 9783943408225)

Bewertung zu "Notizen einer Verlorenen" von Heike Vullriede

Notizen einer Verlorenen
Schnatterinchenvor 10 Jahren
Notice!

Die „Notizen einer Verlorenen“ sind Ende 2013 im Luzifer Verlag erschienen. Dafür, dass es sich um einen Psychothriller handelt, zeigt der Verlag ganz neue Wege im Sinne des Horrors auf.

Dies gelingt.

Die Brücke zwischen einer subtilen, monotonen Abhandlung über das Thema Suizid oder die aktive Sterbehilfe wird hingezogen zum Horror, im engeren Sinne sind damit Thematiken gemeint die Fragen aufwerfen wie: Inwieweit und wodurch ist ein Mensch manipulierbar? Wann fängt aktive Sterbehilfe an, wo sind die Grenzen und ab wann geht man einen Schritt zu weit?

Der Schreibstil ist sehr eindringlich, klar und wenig durch Schachtelsätze gekennzeichnet. Fernab dessen muss man auch sagen, dass die Geschichte an sich permanent in Bewegung ist. Es gibt keinerlei Pufferzonen für den Leser, was erstaunlicherweise aber kein Nachteil ist, sondern lediglich die eigene Aktivität als Leser so steigert, dass man am besten sofort bis zum Schluss lesen muss.

Ein Sog aus Gedanken und Beschreibungen aus der Sicht von Sarah, der Protagonistin, Erzählerin und der für mich als Schlüsselfigur gezeichneten Frau, entsteht und wirkt wie ein Kokon. Die Sicht wird klarer auf das Ende hin, je mehr Zeit vergeht und je mehr man liest. Sobald es aber "Plopp" macht, die Hülle gen Ende fast geplatzt ist, kommt er, der Überraschungseffekt und das Ende bekommt einen merkwürdigen Touch.

Doch der Kreis der Erzählung schließt sich.

Anfangs werden Sarahs Notizen, in Form eines Tagebuchs, neben einer Maschine, die ihr das Leben kostete, gefunden. In diesem Tagebuch gibt Sarah ihre letzten Wochen wieder. Das überraschende Ende bildet mit dem Anfang nahezu einen Rahmen vollkommener Stabilität. Schon nach den ersten Seiten ist klar, dass Sarah keine Wahl hatte. Die einen nennen es Schicksal, die anderen würden es eher in die Richtung der gewollten Manipulation einordnen. Denn ein Jeder ist selbst dafür verantwortlich, inwiefern er sich (zu stark) manipulieren lässt oder nicht.

Für mich ist es eine Mischung aus beidem.


Die „Notizen einer Verlorenen“ lassen sich inhaltlich kaum wiedergeben, ohne dem Thriller zu viel vorweg zu nehmen. Es ist ein sehr komplexes Werk auf wenigen Seiten, eindringlich, charmant. Es regt sehr zum Nachdenken und Überdenken manch eigener Handlungen an.

Fazit? Empfehlenswert.

Cover des Buches Im Licht des Blutmondes (ISBN: 9783956670145)

Bewertung zu "Im Licht des Blutmondes" von Jeanette Peters

Im Licht des Blutmondes
Schnatterinchenvor 10 Jahren
* Versklavt, verkauft -- fast verbraucht? *

Versklavt, verkauft, fast verbracht - das sind zentrale Themenschwerpunkte in "Blutmond" von Jeannette Peters. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie um das Leben von verschiedensten Vampiren, deren Facettenreichtum bei Weitem die „Twilight-Klischees“ übertrifft.
Joleen hat, in diesem ersten Teil von Peters, als Hauptprotagonistin die Rolle, um die sich alles dreht, wendet und windet. Sie wird an Zacharias' Vampirclan verkauft - von ihrer eigenen Mutter. Sie ist das
erste Kind des Clans, das für deren Zwecke erzogen werden soll. Das Heranzüchten von Blutsklaven und Bluthuren steht im Fokus hierbei.
Die Frage, was für einen gewaltigen Hass eine Mutter dem eigenen Kind gegenüber empfinden kann, bleibt im Raum stehen und treibt den Leser schier in Fassungslosigkeit und Entsetzen. Denn Martina, Joleens Mutter, wird dem Clan und ihrer Tochter nicht den Rücken kehren.

Sie wird, aus der immer noch fortwährenden Liebe der, damals noch fünfjährigen, Joleen heraus, aus dem Leben geholt und in einen Vampir verwandelt. Man sollte meinen, sie würde Dankbarkeit
empfinden, dass ihre Tochter ihr das Leben gerettet hat. Doch weit gefehlt.
Sie bestimmt nachhaltig Joleens Leben und ist eine der größten Gefahren für diese.

Die vielen wörtlichen Reden, gepaart mit ausführlich beschriebenen Sexszenen, tragen dazu bei, einen unglaublichen Lesefluss hervorzurufen. Doch manch eine Erklärung über das Leben der Vampire hätte dem personalen Erzähler sicherlich noch einiges an Punkten gebracht, ebenso einige weniger beschriebenen Phasen des Detailreichtums beim Sex. Nichtsdestotrotz ist
auch dieser sehr facettenreich beschrieben und Szenen des, weit in Literatur umstrittenen, Bereiches des SM / BDSM variieren das Ganze in ihren harten und weichen Formen. Es sorgt unter anderem auch für eine gewisse Abwechslung, doch das Gefühl, dass Figuren sich ausschließlich durch Sex definieren bzw. wachsen, bleibt, auch wenn ich mir durchaus dessen bewusst bin, dass die verschiedensten Handlungsstränge, mit überlagernden Gefühlen, zum Reife- und Wachstumsprozess von Joleen durchaus einen großen Beitrag geleistet haben.

Die Autorin wechselt immer nach kurzer Zeit den personalen Erzähler. Es wird stets aus der Sicht der Clan-Mitglieder um Zacharias geschrieben, jeweils in Joleens Altersabschnitten. Es ist hierbei die Rede von Perspektivwechseln der Sichtweisen von agierenden Nebenfiguren - Vampire um Zacharias, zu nennen wären unter anderem: Zacharias, Fayn, Cirruy, Agente, Nikolaus und auch Martina. Denn für einige Jahre ist Martina von Nikolaus´ Seite nicht mehr wegzudenken. Nach kurzer Gewöhnung sind
die, inhaltlich aufeinander aufbauenden, Perspektivwechsel auch kein Störungsfaktor im Lesefluss mehr.

Peters´ erzählt hier den Kampf um das Leben eines kleinen Mädchens, das der Mutterliebe, aus Sicht dieser, nicht würdig ist und fortwährend um diese kämpft. Nur schwer schafft sie es, sich von dieser Liebe zu lösen. Zach's Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil davon. Kann es möglich sein, dass die Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir existiert? Oder zwischen Blutsklaven und Vampiren?

Die Liebe ist im ersten Teil nur einer der zentralen Punkte auf den 423 Seiten.
Doch in erster Linie ist es keine schnulzige, alles rettende, Liebe. Keine, die nur aufgrund von märchenhaften Beschönigungen besteht. Es sind Liebesstufen, die aufeinander aufbauen und voneinander abhängig sind und zu der Charakterentwicklung von Joleen gehören. Es geht um die Liebe zwischen Mensch und Vampir, Mutter und Tochter, Blutsklaven und Vampiren, es geht um die freundschaftliche Liebe zwischen Vampiren untereinander und um Menschen, die ihr Blut, zur Lust der Vampire, zur Verfügung stellen. Das Blut brauchen diese zum Leben, zum Fühlen. Und es geht in diesem Buch immer um Gefühl.

Schlagworte, die das Buch behaften wie ein klebriger Honig, ohne dass sie zu viel verraten würden, wären hierbei: Rache, Blutlust, Blutrausch, Clans und Kampf.


Adaptiert man die fantastisch erzählten Fakten und die dualen Systeme der Bluthuren und Blutsklaven in das heutige, reale Gesellschaftssystem des 21. Jahrhunderts und des Jahres 2013, landet man in einigen Punkten im Bett der Kritik des Rotlichtmilieus.

Übrigens: Erklärende Beschreibungen, warum Themen wie das „Swingen“ oder Formen des SM / BDSM nichts mit dem, auch in unserer Gesellschaft negativ behafteten, Wort "Vergewaltigung" zu tun haben, folgen bei Peters.
Fazit? Kritik am hiesigen realen System wird in einer fantastischen Twilight-fernen Gegend gesucht. Vampire, die nach Blut und Menschlichkeit lüstern, stehen im Fokus. Warum sie weiter um ihre eigene Existenz bangen müssen und das Gefühl der Angst auch noch beim Leser nach Ende des ersten Teils bleibt, erfahren Sie beim Lesen von "Blutmond" von Jeannette Peters.

Cover des Buches Mission Herodes - Die vier Reiche (ISBN: 9783000415609)

Bewertung zu "Mission Herodes - Die vier Reiche" von Patrick R. Ullrich

Mission Herodes - Die vier Reiche
Schnatterinchenvor 11 Jahren
Eine stete Bemühung

„Nichts geschieht aus nur einem Grund.“
Dieses Zitat stammt vom Autoren selbst, von der Chaosthteorie ist’s schon ne weise Erkenntnis vom Herrn Ullrich. „Mission Herodes“ ist das Prequel zum Auftakt der Tetralogie „Die vier Reiche“. Es ist eine Real Fantasy Saga des 20. Jahrhunderts. Was das sein soll?
Nehmen wir das oben erwähnte Jahrhundert, den historischen Hintergrund gegen Ende des ersten Weltkrieges, lassen tolkiensche Geschöpfe wie Zwerge, Orks und Harry Potters Freund „Dumbledore“ in ähnlicher Gestalt wirken und magiersche Fähigkeiten unter Beweis stellen und wird die Feder geführt von Ullrich, et voilá: Dann haben wir die Real Fantasy, welche keinem Abklatsch all des bereits genannten gleichkommt.
Mehr noch – der Hintergrund der Story provoziere gerade zu, dass jene Geschöpfe sich der Mission der Welt stellen.

Es gibt einen Kontinent und menschenlose und von Menschen bevölkerten Ländereien. Thule und Borkenland zählen zu Letzterem. Wogegen Elbmarken, das Höhlenreich und die Zwergenlande wohl zu Ersterem gehören.

Njörndaal, zu den Menschendörfern zu zählen, ist klein und erinnert sehr an ein Dorf, welches einem Dorfklischee nur zu gut beikommt. Nur hierbei gibt es einen Unterschied, es gibt zwar Streit, doch auf anderer Ebene, es gibt zwar Gerede, doch ohne Gelebe. Hier eine kurze Erklärung: Es fühlt sich in mehrfacher Hinsicht oberflächlich an wie ein Dorf, Figuren agieren zumindest so, doch Umrisse geraten ins Farblose, Schwenker und Vergleiche werden gezogen, sodass man den Eindruck hat, das Lyrische in der besonderen Sprache steht im Fokus, nicht aber die Umgebung, das Vermitteln von Gefühl, Raum und Zeit beim Lesen. Was ich damit sagen will? Njörndaal ist etwas Besonderes. Mit Menschen, welche weniger Fehler und mehr Tugenden haben, gestaltet sich so ein oberflächlich normales Schein-Dorfleben. Aufgerüttelt wird dieses durch ein kleines Mädchen, das der Köhler Mors im Wald entdeckt und mit nach Hause zu seiner Frau Ariane und ins Dorf bringt. Doch die „[Kind's Träume hatten die]beunruhigende Eigenart […], in Erfüllung zu gehen.“ (S. 22). Diese als Eigenart bezeichneten Träume des Kindes, welches noch namenlos ist, nehmen eine perpetuuische, sich selbst steigernde Wandlung an im Fortschreiten der Handlung.

Es erregt zudem Aufmerksamkeit. Wie sollte es hierbei auch anders sein? Sowohl für die „gute“, als auch die „böse“ Seite. Beide Seiten haben eine Absicht – das Kind in den eigenen Besitz zu bekommen. Um nicht vorwegzugreifen, wie es ausgeht, wird hier nichts erwähnt. Bedenken sollte man dennoch eines: Das, was sich einzigartig als gut erweist, kann im nächsten Moment kippen, denn jeder Person, jede Seele, welche sich klar auf einer Seite positioniert, kann genauso schnell zur anderen wechseln oder im Zwiespalte stehend, Zweifel an der eigenen Mission säen.

Geistgreifer Wenduul, Ehrenbürger von Felsenherz, formal erster Magier des Königs der Zwerge, gesegnet mit auffallend „stechend grünen Augen“ (S. 37), sucht verzweifelt nach einem Nachfolger und glaubt diesen in den umstrittenen Fähigkeiten des Kindes gefunden zu haben, welche sich bisweilen noch unschlüssig sind, ob im Guten oder schlechten Sinne zu handeln. Denn Wut und Zorn, ebenso wie Freude, wenn auch gar ab und an der kindlichen Natur, lassen es handeln. Doch auch seine Liebe kommt nicht zu kurz, so ist es Ariane für ihren steten Glauben und Mors für sein starkes, temperamentvolles Auftreten, sehr dankbar, entschließt sich aber Njörndaal zu verlassen, eingeengt von seiner Natur und von des Dorfes Boswillen. Als sie sieht, dass selbst ihre geliebte Ariane noch Angst bekommt vor ihr, war der Wille gefestigt. Es flieht, weg von all jenen Leuten, welche sie ohnehin nie mochten oder gar nett behandelten. Dabei war es nur um deren Wohl besorgt! Auch mit seinen Träumen …

Ein ab und an falsch gesetzter Gutwille Verständnis für das Kind aufbringen zu wollen, der zu Unglaubwürdigkeit und einem Schmunzeln in mir führte, war schlichtweg störend. Dies zog sich bedauerlicherweise durch das gesamte Werk.

So macht sich Wenduul auf, das Kind zu sich in seine Obhut zu bringen, bevor es in die falschen Hände gerät. Die Gegenseite bleibt nicht untätig und Gordred, der ehrgeizige Haushofmeister Kelebs und Kanzler des Reiches, ließ seine Mitstreiter nicht lange ohne Kunde über den Verlauf der Dinge. Keleb Feuerbart, von 31 jungen Jahren, ist der König von Thule. Zwar dient Wenduul ihm, dennoch ist eine freundschaftliche Basis zwischen beiden und beiderseits das Misstrauen gegen Kanzler Gorded vorhanden.

Gleich zu Beginn des Prequels ist ein kurzer Ausschnitt aus dem „Elfengeflüster“ zu lesen, in welchem die Elfen über den Verlauf der noch anstehenden beziehungsweise selbst am Ende von „Mission Herodes“ noch ausstehenden Verlauf der Dinge philosophieren. Die Elfen als „wundersam“ (S. 43) bezeichnet wollen abwarten und den Dingen ihren Lauf lassen, dem Menschen ihren Schicksal sozusagen überlassen.

Landschaftsbeschreibungen sowie die vielgestaltige Art und Weise die Sichtweisen aller handelnden Personen darzustellen, vermag besonders durch die altertümliche Sprache und des Autors Verspieltheit einen eigenen Touch zu bekommen, sodass ein hastiger Lesefluss, gleichklingend und einem Märchen nahekommend, entsteht.

Eine Besonderheit ist hier auch hervorzuheben: Die zwiespältigen Dialoge zwischen Meistermagier Wenduul und seinem hölzernen Stück, der per Berührung gedanklich mit dessen Besitzer und Meister kommuniziert, sind nicht nur amüsant, sondern auch süffisant und geben dem Werk einen ganz eigenen Stempel, welcher nicht nur mir als Leser, sondern auch sicher vielen anderen Lesern, ein breites Grinsen oder gar ein Lächeln über die Lippen zaubern kann. Nichtsdestotrotz geben die Dialoge vom Inhalt her über Wenduuls Vergangenheit mehr preis, als ihm wohl lieb ist, denn sein sonst so groß angelegter Panzer, gerät hierbei in den Hintergrund. Was bleibt ist die Wahrheit, ehrliche Dialoge zwischen einem Wissenden und Weisen, wenn auch allmählich Greisen. Denn auch Meister Wenduul hat eine schwere Vergangenheit, auch selbstverständlich mit Fehlern behaftet, zu tragen.

Gerade bei der Suche nach dem Kind begegnet man als Leser der Vielschichtigkeit der Geschichte. Begriffe wie „Sturmbannführer“oder „Sturmmann“, die Vision von Verbrennungen, Panzern, Lagern und all diese Figuren einte eines – „[...dies war] ein übergroßes Verlangen, die völlige Abwesenheit von Skrupeln und – sehr spezielle Fähigkeiten.“ (S. 78). In Kelebs Reich erwachten sie, die Schläfer, die Prototypen der uns bekannten SS. Jeder Herrscher braucht Handlanger, Figuren, welche seine Befehle ausführen, ohne dass man sich selbst die Hände schmutzig machen musste, so gehörten die Schläfer jedoch keineswegs zu Keleb, sondern zu den Eugenier. Jener Orden, welcher narzistische Züge durchaus bereits in der Vergangenheit vertrat, wie König Keleb bei dem Hinweis Luthiens, des Elfen, welcher ihm eine Kunde aus dessen Reich überbrachte, herausfand. Denn die früheren Aufzeichnungen des eugenischen Ritterordens gaben einen Pseudobezug über real historische Gemeinsamkeiten mit der uns bekannten Zeit des Nationalsozialismus. Soll auch hier heißen: Es war nicht immer klar, was war.

Ein brisantes und spannendes Thema, mit welchem sich Ullrich hier auseinandersetzt und das auf einer fantastischen Ebene, mit welcher vielleicht Kinder die Gefährlichkeit dessen, was sich hier verbirgt, spielerisch auf dieser Ebene nähern, lernen können. Vielleicht. „[Bereits zu Zeiten des Egenier Königs] wehklagten die Mütter von blonden Knaben und Mädchen, denn die Ritter entrissen sie den Familien und nahmen sie mit sich. Nur solche von gutem Wuchs und mit blauen Augen wählten sie und nicht selten knüppelten sie die Kranken und Dummen, Lahmen und Blinden nieder und zu Tode, denn sie entsprachen nicht dem Bilde Araas’ und ihr Leben erschien ihnen nicht wert.“ (S. 132).
Was bring dieses Kind, was wird es für ein Schicksal tragen?
Wie viel Vertrauen ist gerechtfertigt, ab wann werden vielleicht die Elfen einschreiten?
Was werden die Orks von dem Nachkömmling Wenduuls halten – was wird das Kind selbst mit seiner Aufgabe anfangen können?

Es bleiben Fragen zurück, mit Vorfreude auf reine Neugier über den weiteren Verlauf der Dinge im Reiche Thule, Zwergenland, dem Höhlenreich, der Elbmarken und dem Borkenland.

Fazit? Ullrich war jedenfalls stets sehr bemüht ein fantastisches Innenleben mit dem Reallive zu verbinden.

Cover des Buches Neukölln ist nirgendwo (ISBN: 9783944343747)

Bewertung zu "Neukölln ist nirgendwo" von Ramon Schack

Neukölln ist nirgendwo
Schnatterinchenvor 11 Jahren
Schilderungen in Erzählform

Die Süddeutsche, Die Welt, Berliner Zeitung und das Handelsblatt und noch viele mehr kennen ihn, lesen ihn – es ist die Rede von Ramon Schack. Der am 18. Juni 1971 in Kiel geborene Journalist brachte dieses Jahr sein erstes Werk auf den Markt.

Mit Studienrichtungen wie Politische Wissenschaft und Osteuropastudien setzt er bereits früh seine Füße in die inhaltliche, schwerpunktmäßige politisch journalistische Richtung, in welche viele seiner bisher veröffentlichten Artikel sich einordnen lassen.

Heinz Buschkowsky brachte im September 2012 sein Werk „Neukölln ist überall“ heraus, gerüchteweise: um seinen politischen Erfolg zu manifestieren.

Dann stellt sich jedoch unweigerlich die Frage – hinnehmen oder ergänzen? Berauschend hochloben oder kritisieren?

Ramon Schack – wohnhaft im oben angesprochenen „Problemkiez“ von Berlin, nimmt es nicht hin. Seit mehreren Jahren lebt er bereits in Neukölln und erlebt nicht nur Vielschichtigkeit, kulturelle Neuerungen und Strömungen hier, sondern auch die üblichen Nachbarschaftsvorkommnisse zwischen seiner Nachbarin Frau W. und Nachbarin Chantal. Beide sind ebenfalls Bestandteil des Buches, ein wohlgemeinter Puffer zwischen weiteren Erzählungen in Form von Kurzgeschichten, verschiedenster Menschen.

Alle Kurzgeschichten haben eines gemeinsam: Sie handeln vom ganz persönlichen Bild von Neukölln, ein Gegenwartsbericht in subjektivem Maße.

Es spielt keine Rolle, wer berichtet – ob Anka, die Putzfrau, oder ein Heizungsbauer, egal, ob Jurastudent Erkan oder Carola die Politologin, Rentner Günther oder Musikproduzent / DJ Peter – Alteingesessene, Zugezogene, Weggezogene, Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund berichten und geben alle ihr ganz persönliches Bild von ihrem (ehemaligen) Bürgermeister Buschkowsky preis.

Es sind Menschen der unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten, Menschen einer Gesellschaft, die sich weiterentwickeln und versuchen Schritt zu halten mit der Zeit. Jeder hat seine ganz eigenen Probleme, Befindlichkeiten – es sei jedoch erwähnt: es sind maßgeblich andere Probleme als in Buschkowskys Werk benannt.


Die Kurzgeschichten sind teilweise als Interviews getarnt, jedoch ohne Fragen.

Schack versucht, möglichst neutrale Beschreibungen detailreich wiederzugeben. Emotionale Nähe erreicht er dadurch, Nüchternheit und Facettenreichtum tragen dazu bei.


Cover des Buches Seelenband (ISBN: 9783944343006)

Bewertung zu "Seelenband" von Stephanie Urbat-Jarren

Seelenband
Schnatterinchenvor 11 Jahren
Mit einem Band vereint - und doch verneint.

Es fesselt dich.

Lässt dich nicht los.

Bringt deine Gefühle in Wallung.

Hält deinen Verstand in Stallung.


Genau so empfindet es die Protagonistin des neuesten Werkes von Stephanie Urbat-Jarren.

Genau darum geht es in „Seelenband“. Es geht um die bewusste, realistisch angebrachte Darstellung des Innenlebens einer Geliebten, der Affäre irgendeines Mannes.

Es geht trotz des dargestellten Beispiels von Frau Urbat-Jarren, vor allem darum, dass sich nichts an der Stellung einer bloßen Geliebten ändern wird, trotz all der Hoffnung, trotz all der Überzeugungsarbeit des Mannes, dem – in der herkömmlichen Art und Weise, zwei Frauen ihr Herz schenken. Zwei Frauen schenken ihm ihren Glauben und er handelt trieborientiert, seinem Verständnis nach natürlich loyal, ehrlich – denn er kann seine Gefühle nun nicht ändern.

Richtig?

Das, was bei vielen Frauen ein ewiger Kreislauf ist, aus dem nur die wenigsten herausfinden, wird hier dargestellt. Der ewige Kreis, welcher sich nicht öffnet.

Nach Beendigung dieses wohltuenden, mich zu Tränen rührenden Romanes bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass genau solchen Frauen, welche tief in ihrem Herzen wissen, sie sollten dem Verstand dennoch eine Chance geben, es jedoch noch nicht tun – diese Frauen sollten sich dieses Werk kaufen müssen, um sich und ihrer Seele wenigstens noch eine kleine Chance einzuräumen, um von der Stellung als Geliebte endlich loszukommen.

Überzeugt war ich nicht von Anfang an.

Der Titel mag interessant, und anders klingen in Bezug auf die Handlung, welche sich auf dem Buchrücken befindet, doch ich war skeptisch.

Vom Aufbau her, was die Kapitelüberschriften betrifft, ähnelt es sehr den Entstehungsgründen der üblichen Anfänge von Affären, an sich also nichts besonderes außer – der subtilen Sexualität. In Urbat-Jarrens Fall sind diese wiederum hübsch verpackt in Erzählungen aus der Ich Perspektive unserer Protagonistin; beginnend mit dem „Vorspiel“, dem „Vorher“, das Finden des „Traummannes“ und dem „[... Ersten] Mal“ (S. 51). Hier sind bereits die Stufen der Entwicklung eines „Seelenbandes“ erkennbar, vertretbar.

Die Situation wird nicht mit Belehrungen und Weisheiten, nicht mit den Worten, welche wohl eine beste Freundin jeder Geliebten erzählen würde, geprägt oder gar dargestellt. Sie wird untermalt mit dem Innenleben der Figur.

Hierbei ist zu beachten: Es spielt keine Rolle, wer es ist. Aus welchem Milieu, welcher Stadt oder welchem Land sie kommt. Jede Geliebte kann sich in der von Urbat-Jarren geschaffenen Figur wiederfinden – sei es als die verträumte, hoffnungsvolle Nachbarin von Nebenan, oder als die Bäckersfrau, welche noch nie an eine intensive Liebe geglaubt hat und dann plötzlich passiert es: Sie wird eingesogen. Sie „[...] verstand selbst nicht mehr, wie ein Mann es schaffen konnte, [sie] so sehr zu beeinflussen.“ (S. 72)

Faszinierend sind die intensiven Gefühlsbeschreibungen – in kleinen in sich verpackten „Konferenzen“, wirken sie in sich selbstständig und besprechen dennoch die stimmige Gefühlslage der sich steigernden Bindung zum Geliebten. Gerade dadurch, dass der Leser von außen nüchtern betrachtet, Einblick in diese Lage bekommt, gerade diese Symbolhaftigkeit und Personifizierung der verschiedensten mit Affären einhergehenden Gefühlen wie Wut, Verzweiflung, Erotik, Fantasie, Liebe, des Ausdruck Hohnes, der Romantik, der Gleichgültigkeit und Euphorie, der Kraft und des Vertrauens, der Zuversicht, des Wahnsinns und der Trauer, wird eine Akzeptanzd und Verständnis einer Geliebten geschaffen.

Denn: „[Diese] Geschichten waren immer Dialoge zwischen den verschiedenen Gefühlen und der Seele.“ (S.22)

Fazit?

Wer keine subtile Frauenromantik lesen will, ist hier richtig.

An alle Ehemaligen oder Noch-Geliebten – lest dieses Buch und ihr werdet befreit sein und die sonst so unsicheren, verschwommenen Dinge klarer sehen.

Für all diejenigen, welche sich zwar nicht als Herzspieler sehen, doch aber als entscheidungsunfreudig, lasst euch gesagt sein: Ihr versteht nur dann eure Geliebte, eure Heimlichkeit, wenn ihr „Seelenband“ von Stephanie Urbat-Jarren lest.

Nur dann öffnet sich auch euer Herz.


Abschließend bleibt für mich übrigens noch eine Frage – Ist es möglich, dass unsere Stephanie Urbat-Jarren, nicht selbst einmal Geliebte eines Mannes gewesen ist?

Wer sich mit ihrer Biographie und den Hintergrundinformationen der starken, fantasiereichen Figur in Ihrem Werk befasst, stellt schnell fest – es gibt Parallelen.

Und das liegt nicht ausschließlich an dem guten, sich flüssig lesenden Schreibstil und dem unbewussten Verständnis, trotz der von ihr erwähnten Recherchen hinsichtlich des Innenleben diverser Geliebter.

Cover des Buches Geraubte Seele (ISBN: B006RLZF88)

Bewertung zu "Geraubte Seele" von Zoe Zander

Geraubte Seele
Schnatterinchenvor 11 Jahren
Verkleidung, Gewalt mit Details -Zoe Zander & „Geraubte Seele“

Zoe Zander – eine Person, welche sich mit einem Pseudonym einen Namen machen will.

Der Debutroman: „Geraubte Seele“ ist schonungslos und eindringlich, er raubt einem jeglichen Schlaf.

Was vom Cover her eher an ein Graphic Novel erinnert, ist ein Novel im andersartigen Sinne.

Auf nicht einmal knapp hundert Seiten wird ein Eindruck der vollständigen Einsamkeit, des Verlassenseins, einem einzigen Wunsch: Rache zu verüben, geschaffen. Knappe, präzise aneinander gereihte Sätze, detailliert beschriebene Szenen, welche unter die Haut gehen lassen den Leser emotional an Handlungen und Gefühlen von Alex' teilhaben.

Alex ist die Hauptfigur, die Antiheldin, die Figur, welche sich mithilfe des Buches in die Realität, in unsere Realität, kämpft und anschaulich zeigt, dass auch ihr Leben, das Leben einer Edelhure, weder einfach, noch billig ist. Dass es Gründe gibt, warum Menschen sich von ihren Gefühlen leiten lassen, ist klar – doch gibt es Gründe, seinen eigenen Körper zu verkaufen? Drei Tage vor einem anstehenden Treffen zu hungern, sich selbst zu belügen, zu verkaufen und missbrauchen zu lassen – und das alles freiwillig?

Gibt es Gründe, alles von Bord zu werfen, kein Licht mehr in sein Leben zu lassen und sich den Trieben anderer vollständig, nackt in sämtlichen Varianten hinzugeben?

Platon's These „Gute Menschen brauchen keine Gesetze, um gezeigt zu bekommen, was sie nicht dürfen, während böse Menschen einen Weg finden werden, die Gesetze zu umgehen.“ bekommt mit „Geraubte Seele“ einen eigenen Touch.


Alex ist verkauft worden an ein Bordell. Wegen einem Mann, blieb für einen Mann – lässt vieles mit sich machen. Schonungslos wird man gleich zum Romanbeginn in eine Petplay Szene eingeschleust, wird zum weiterlesen aufgefordert aufgrund der sich unablässig, durchziehenden Sogwirkung der detailreichen Wortgewalt Zoe Zander's.

Aufstaffiert wird der Inhalt durch den Hurenalltag der Antiheldin, welche tagsüber, tagelang ihren Schmerzen der SM / BDSM Treffen erliegt, um nachts alle paar Wochen einen Termin erneut wieder wahrzunehmen. Kalt, gefühllos, attributlos, doch nicht wertlos werden Beschreibungen vermittelt. Knappe, kurze Sätze sprechen von Dringlichkeit, einem Hilferuf von Alex'. Manifestiert wird dieser Eindruck sehr gut durch die Ich-Bezogenheit der Erzählweise. Dies wird gewahrt trotz der nicht gegenwärtigen Sprache. - Doch die Vergangenheit bleibt bekanntlich immer ein Teil der Gegenwart, oder?

Auch die Struktur ist sehr darauf fixiert. Kapitel gibt es nicht, dafür allerdings Absätze, um Personen- und Tempowechsel wahrzunehmen, sie zu steigern. Doch gerade das ist es, was den Debutroman ausmacht – ständiger Wechsel, Tempo im gesteigerten Sinne der Beschreibungen, welche nach Ende des Werkes mich als Leser schlucken ließen und ich mich zeitweise fragte: Ist es nicht eher eine lange, ausführliche Kurzgeschichte?

Betrifft Alex' Schicksal nicht auch Andere?

Wurden nicht viel mehr Menschen ihrer Seele beraubt?

Haben nicht mehrere Seelen den Körper verloren?

Man verliert sich oft in Alex' Körper.

Auch, wenn so manche Gedanken unausgesprochen bleiben, nicht geschrieben stehen – Zoe schafft Freiheit und Raum für den Leser. Platz für Ideen.

Letztlich gelingt Alex' dies auch.

Am Ende. -

Den Grund die Gewalt, Befehle, das Unterdrücken der eigenen Emotionen zuzulassen, wird mit „Rache“ benannt. Einem starken Wort. Ausdrucksraffiniert. Unangenehme Aufträge zu ertragen, gehört zu ihrem Job, gehört zu ihrem Ziel ihrem damaligen Peiniger, ihrem ehemaligen Geliebten das Handwerk zu legen. Als Wahnsinn beschrieben, und auf Seite 43 dargestellt als „der kleine Tod“, finanziert sich die in einer WG lebende Studentin dadurch, schafft sich selbst Narben und zwingt sich und ihren Körper stets zum Selbstheilungsprozesses. Welche Rolle ihr damaliger Mitbewohner, gleichnamig, jedoch einnimmt, dem will ich nicht vorweggreifen. Nur so viel: Der Wahnsinn geht nicht spurlos an ihm vorbei.


In „Geraubte Seele“ finden sich viele Rachemotive, Hinweise, welche darauf hindeuten, es wird dazu kommen. Alex wird sich rächen. Spannend ist hierbei: Sie lässt weiterhin körperliche Nähe von ihm zu, schottet sich gedanklich jedoch ab. Psychologisch gesehen, eine Selbstlüge? Nicht zwangsläufig. Geht man davon aus, dass Sie zielorientiert vorankommen will, ist es ein Mittel zum Zweck. Denn: Wie bereits oben im Platonschen Zitat erwähnt, war der Rachebestimmte derjenige, welcher verantwortlich ist, dass Alex' dort ist, wo sie jetzt ist. Dass sie das macht, was sie macht. Dass sie es mit sich machen ließ, was geschehen ist – ohne Beistand. Ohne Hilfe. Und das alles anfangs aus Liebe.


Fazit?


Missbrauchte Liebe, Raub der Gefühle in Form des Unterdrückens. Beides zusammen? Eine sich und durch andere beraubte Seele, welche sich frei kämpft aus all den Zwängen der Gesellschaft, sich verziert und verkleidet, vulgäre Sprachweise auffährt, um dem Leser sich der Realität und seiner Umwelt bewusst zu werden, was es bedeutet – beraubt zu werden, missbraucht zu werden, dass es nicht nur Triebe sind, welche die Menschen steuern.

Alexandra Gerin – eine Figur, erschaffen zur Macht, zur Verwirklichung vieler Sexfantasien, welche sich durch die SM / BDSM Szene von einem zum nächsten Auftrag hangelt, authentisch, real und klar. Unverblümte Schreibweise, vulgäre Sprache. Nahegehend.

Dafür, dass es seitenweise Beschreibungen hagelte, war der Schluss zwar überraschend, jedoch zu hektisch und zu kurz. Der Detailreichtum vom Anfang zerbröckelt schlagartig, sehr schade.


Über mich

  • 25.01.1992

Lieblingsgenres

Historische Romane, Krimis und Thriller, Fantasy, Biografien, Erotische Literatur, Science-Fiction, Jugendbücher, Literatur, Unterhaltung

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