Schreibschnegels avatar

Schreibschnegel

  • Mitglied seit 07.08.2013
  • 1 Freund*in
  • 110 Bücher
  • 28 Rezensionen
  • 105 Bewertungen (Ø 4,06)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne35
  • 4 Sterne42
  • 3 Sterne27
  • 2 Sterne1
  • 1 Stern0
Sortieren:
Cover des Buches Anarchie Déco (ISBN: 9783596002214)

Bewertung zu "Anarchie Déco" von J. C. Vogt

Anarchie Déco
Schreibschnegelvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Viel mehr als ein magischer Krimi – voller gesellschaftlich aktueller Gedanken, lebendiger Figuren und origineller Ideen!
Ein spannender Ausflug in ein magisches Berlin

„Babylon Berlin mit Magie“ – so wird „Anarchie Déco“ von J. C. Vogt vom Verlag beworben und das machte mich sofort neugierig. Ich finde die 1920er-Jahre in Berlin unheimlich spannend und liebe auch magische Detektivromane à la „Die Flüsse von London“. Aber mit „Anarchie Déco“ habe ich viel mehr bekommen als einen magischen Krimi.

Die Geschichte dreht sich um die Physikerin Nike und den Bildhauer Sandor, die an der Front der Experimente rund um Magie, Wissenschaft und Kunst stehen. Der wissenschaftliche Nachweis von Magie rüttelt die ganze Gesellschaft auf, doch noch ehe die Regeln ihrer Anwendung ganz durchschaut sind, wird sie schon für Mord und politische Intrigen missbraucht. Nike und Sandor helfen der Berliner Polizei bei den Ermittlungen und bringen sich dabei erwartungsgemäß selbst in große Gefahr. Um gegen ihre magisch sehr viel versierteren Kontrahenten bestehen zu können, müssen die beiden trotz ihrer Unterschiede lernen, zusammenzuarbeiten – und zusammen Magie zu wirken.

So weit, so vorhersehbar. Aber auch wenn die Geschichte stellenweise etwas berechenbar ist, konnte ich das Buch doch nicht aus der Hand legen. Das lag zum einen an den Charakteren. Nike habe ich schnell ins Herz geschlossen – ihre Frustration mit der Männerdomäne Wissenschaft und ihren prekären Lebensverhältnissen, ihre gespaltenen Gefühle gegenüber ihrem Geschlecht und ihrer Sexualität, das Verhältnis zu ihrer Mutter, all das fand ich sehr glaubwürdig und lebendig erzählt. Das Highlight war für mich aber Georgette, eine sehr schillernde Nebenfigur, die mir genauso den Kopf verdreht hat wie Nike. Ich bin sehr gern mit ihnen durch das Berliner Nachtleben gestreunt.

Zum anderen hat mich das Setting sofort gepackt und nicht mehr losgelassen. Man merkt sofort, wie viel Recherche in dieses Buch geflossen ist – von den ganzen historischen Persönlichkeiten über den Berliner Jargon bis hin zu den zeittypischen (und hochaktuellen) politischen und gesellschaftlichen Konflikten. Ich fand es sehr spannend, wie die Magie in diese Welt integriert wurde, und würde liebend gern weitere Bücher darüber lesen.

Was ich leider bis zum Schluss nicht ganz begriffen habe, war die Funktionsweise der Magie. Da Nike so analytisch an alles herangeht und für alles Erklärungen liefern möchte, habe ich erwartet, dass auch für die Magie eindeutige Regeln herausgearbeitet werden. Und es gab auch welche, aber vielleicht bin ich einfach nicht physikaffin genug, um sie so richtig zu verstehen. Das fand ich schade, weil mir das Magiekonzept an sich mit seiner wissenschaftlichen Basis gut gefallen hat. 

Womit ich dagegen rundum zufrieden bin, ist die Auflösung am Ende. Der finale Showdown ist absolut filmreif und alles kommt super zusammen. Und ich war sehr glücklich, dass das am Anfang etablierte Schwarz-Weiß-Denken (Wissenschaft/Kunst, Frau/Mann) aufgelöst wurde. Auch da zeigt sich, wie modern so ein historischer Stoff sein kann. 

Insgesamt war „Anarchie Déco“ nicht das Buch, das ich erwartet habe, sondern viel besser – originell, gut recherchiert, schön geschrieben und mit einprägsamen Charakteren, mit denen ich gern mal um die Häuser ziehen würde. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!

Cover des Buches Breath of Life. Zwischen Liebe und Tod (ISBN: 9783646605259)

Bewertung zu "Breath of Life. Zwischen Liebe und Tod" von Christin C. Mittler

Breath of Life. Zwischen Liebe und Tod
Schreibschnegelvor 5 Jahren
Kurzmeinung: Glaubwürdige Charaktere, wunderschöner Schreibstil und eine unvorhersehbare Story!
Im Visier des Todes

Siebzehn wird man nur einmal im Leben und Zoes Geburtstag wird auch tatsächlich unvergesslich: Erst schenken ihre Eltern ihr ein Fahrrad und erlauben ihr damit zum ersten Mal nach ihrem schweren Autounfall wieder mehr Autonomie, dann schmuggelt sie sich mit Freunden auch noch in den coolsten Club der Stadt. Der Abend nimmt allerdings eine unerwartete Wendung, als Zoe von einem unerklärlichen Impuls nach draußen getrieben wird und dort einem toten Junkie mit ihren Händen wieder Leben einhaucht. Diese seltsame Gabe ist nicht neu – seit Zoe beim Unfall fast gestorben ist, überfällt sie regelmäßig der Drang, halbtote Pflanzen und Tiere zu heilen. Doch diesmal wird sie dabei beobachtet, und zwar ausgerechnet von Nate, ihrem Freund, der nach dem Autounfall spurlos verschwunden ist. Zoe verlangt nach Erklärungen, aber Nate hüllt sich zunächst in Schweigen. Auch er ist unauflöslich in das Wechselspiel von Leben und Tod verstrickt. Zoe lässt sich jedoch von keiner übernatürlichen Macht von ihrer großen Liebe fernhalten, auch wenn jeder Kuss sie in die Arme des Todes treiben kann …

„Breath of Life“ fesselt von der ersten Seite an durch einen intensiven Erzählstil, der den Leser tief in Zoes Gefühlswelt hineintauchen lässt. Christin C. Mittler beschreibt Zoes Wahrnehmungen mit einer Eindringlichkeit, die einem beim Lesen den Atem nimmt. Die Geschichte ist ganz klar auf die Protagonistin ausgerichtet und man erfährt erst nach und nach von den größeren Zusammenhängen. Das rückt Zoes Beziehungen zu ihrer Familie, ihren Freundinnen und zu Nate in den Vordergrund und macht es leicht, sich mit ihr zu identifizieren. Besonders der Umgang zwischen ihr und ihrer besten Freundin Lea kommt dabei sehr realistisch rüber und macht Spaß zu lesen. 

Die Autorin erzählt konsequent und glaubwürdig. Die Folgen von Zoes Unfall werden nicht beschönigt und auch Magie kann nicht alles heilen. Trotzdem ist gerade die Darstellung von Leben und Tod und Zoes Heilkräften faszinierend und einzigartig. Dabei ist die Story alles andere als flach und vorhersehbar. Man weiß bis zum Schluss nicht, wie der Konflikt zwischen Liebe und Tod aufgelöst wird und welche Rolle Zoe wirklich dabei spielt. Das macht es schwer, das Buch beiseitezulegen. 

„Breath of Life“ ist ein in sich geschlossener Einzelband, den man wegen der glaubwürdigen Charaktere, des schönen Schreibstils und der überraschenden Story gern mehrmals lesen kann. 

Cover des Buches Symptoms of Being Human (ISBN: 9780062382863)

Bewertung zu "Symptoms of Being Human" von Jeff Garvin

Symptoms of Being Human
Schreibschnegelvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Bewegender Jugendroman. Guter Einstieg für alle, die nicht wissen, was genderfluid bedeutet, aber die Geschichte selbst ist etwas flach.
Einblick in eine nicht-binäre Welt

Jeden Morgen aufwachen und nicht gleich wissen, ob man ein Mädchen oder ein Junge ist – klingt wie Science-Fiction, ist aber der Alltag für genderfluide Menschen. So wie für Riley in Jeff Garvins Jugendbuch „Symptoms of Being Human“: Manchmal fühlt sie sich wie ein totales Mädchen und möchte am liebsten Blümchenröcke tragen, manchmal sitzt er aber auch breitbeinig im Stuhl und redet mit so tiefer Stimme wie möglich. 

Noch schwieriger, als die richtigen Pronomen zu benutzen, ist es aber, von anderen Jugendlichen (und Erwachsenen) akzeptiert zu werden. An Rileys alter Schule war daran nicht zu denken, doch mit dem Wechsel von privater zu öffentlicher Schule fängt ein neues Kapitel an. Zumindest das punkige Mädchen Bec scheint sich nicht daran zu stören, dass Riley sich nicht als Mädchen oder Junge zu erkennen gibt. Ein Coming-out liegt trotzdem in weiter Ferne – vor allem da Rileys Vater wieder in den US-Kongress gewählt werden will und auf seine konservativen Wähler angewiesen ist. So muss Riley alles in sich begraben. Bis Psychotherapeutin Anna vorschlägt, einen Blog zu starten und sich anonym im Internet mitzuteilen. Gesagt, getan – und plötzlich wird Riley über Nacht zum Star in der LGBTQ-Community. Auch das Internet ist jedoch nicht so anonym, wie man denkt …

Daran, wie schwer es mir gefallen ist, diese Inhaltsangabe zu schreiben, ohne feminine oder maskuline Personalpronomen zu benutzen, merkt man, dass das Deutsche ein Problem mit Nicht-Binärem hat. Wo im Englischen zumindest das singuläre „they“ herhalten kann, um eine Person geschlechterneutral zu bezeichnen, muss man sich im Deutschen mit Konstruktionen aus Schrägstrich, Gender-Gap oder Sternchen behelfen. Dass das im Kopf nicht so gut geht, hab ich beim Lesen dieses Buchs gemerkt – immer wieder hab ich Riley als Jungen oder Mädchen eingeordnet und es erst später gemerkt. Jeff Garvin lässt Rileys biologisches Geschlecht sehr konsequent offen, denn trotz der aufdringlichen Fragen anderer Charaktere und des unwillkürlichen Rätselns des Lesers geht es niemanden etwas an. Obwohl sich Rileys Geschichte ums Geschlecht dreht, ist es komplett überflüssig für die Handlung. 

Die Handlung ist im Übrigen schlicht und zum Teil vorhersehbar. Manches kam mir zu sehr wie ein bequemer Zufall vor. Die Stärke dieses Romans ist definitiv nicht der Plot, sondern der Hauptcharakter. Rileys Erfahrungen nehmen einen sehr mit, sodass man doch immer wissen will, wie es weitergeht. Das Buch ist nicht immer leicht zu lesen – es werden auch schwierige Themen wie Selbstmord und sexuelle Gewalt angesprochen, wenn auch nicht in expliziter Form dargestellt. Am Ende hat es sich für mich jedoch gelohnt, allein wegen des wertvollen Einblicks in eine nicht-binäre Gedankenwelt. Es gibt eben mehr im Leben als Schwarz und Weiß.

Cover des Buches Die Schönheit der Nacht (ISBN: 9783426654064)

Bewertung zu "Die Schönheit der Nacht" von Nina George

Die Schönheit der Nacht
Schreibschnegelvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein bestechender Einblick in die Psyche zweier Frauen und den gesellschaftlichen Rahmen, in dem sie sich bewegen. Sinnlich und klug.
Von der Entfaltung der Frauen

Ziemlich genau in der Mitte des Romans sitzen die beiden Protagonistinnen Claire und Julie nachts gemeinsam im Garten und betrachten die Sterne. Julie sagt: „Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen. Noch nie. Es gibt so viel ‚noch nie‘ in meinem Leben. So viele Möglichkeiten, die ich nicht sehe oder nicht gesehen habe.“ Diese Möglichkeiten zu finden und den Mut zu fassen, sie zu erforschen – darum geht es in der „Schönheit der Nacht“. 

Mit Claire und Julie entwirft Nina George zwei Frauen, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben: Die Mittvierzigerin Claire hat einen Sohn großgezogen und eine wissenschaftliche Karriere aufgebaut, sie gilt selbst in ihrer Familie als unterkühlt und sehr rational. Die 19-jährige Julie hingegen steht ganz am Anfang ihres Lebens, voller Fragen und Leidenschaften, die sie selbst nicht versteht. Doch durch einen Zufall begegnen sich die beiden, als sie ihre jeweiligen Fassaden gerade nicht aufgesetzt haben: Claire auf dem Weg von einer Nacht mit einem Fremden, Julie beim heimlichen Singen in einem Hotelzimmer. Unverhofft erhascht jede Frau einen intimen Einblick in die Geheimnisse der anderen. Halb so schlimm, wenn es bei dieser einen Zufallsbegegnung bleiben würde. Doch dann stellt sich heraus, dass Julie die neue Freundin von Claires Sohn Nico ist, und Claires Ehemann Gilles lädt Julie kurzerhand ein, zusammen mit der Familie für mehrere Wochen in die Bretagne zu fahren …

Ein Seitensprung, dessen Zeugin die Freundin des Sohnes wird – was der Ausgangspunkt für ein kitschiges Familiendrama oder einen Krimi sein könnte, entspinnt sich unter der feinfühligen Feder von Nina George zur Reise in die Psyche der beiden Protagonistinnen. Schicht um Schicht löst die Autorin vom Charakter ihrer Figuren ab, bis der glühende, lebendige Kern zum Vorschein kommt. Vor dem Hintergrund der sommerlichen Bretagne finden Claire und Julie auf neue Weise zueinander und zu ihrem Leben. 

Der Roman fesselt mit seiner sinnlichen Sprache, die jeden Satz zu einem Genuss macht. Doch was ihn zu einer bedingungslosen Leseempfehlung macht, ist der scharfäugige Blick der Autorin auf die Gesellschaft und das enge Korsett, in das Frauen darin geschnürt werden. Präzise schildert Nina George hier Mechanismen, die Frauen in Partnerschaften klein halten und schon von Kindesbeinen an dazu trainieren, eine bestimmte Rolle zu spielen. Ein Leitmotiv des Romans ist das Zusammenfalten, das sowohl Claire als auch Julie nur zu gut kennen – sie falten ihre Wünsche und Bedürfnisse zusammen, um den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen, bis sie sich selbst die Luft zum Atmen abdrücken. So regt das Buch besonders die Leserinnen dazu an, einmal das eigene Leben Revue passieren zu lassen – wie frei sind wir wirklich?

Cover des Buches Every Day (ISBN: 9780307931887)

Bewertung zu "Every Day" von David Levithan

Every Day
Schreibschnegelvor 6 Jahren
Cover des Buches The Bane Chronicles (ISBN: 9781406360585)

Bewertung zu "The Bane Chronicles" von Cassandra Clare

The Bane Chronicles
Schreibschnegelvor 8 Jahren
Cover des Buches City of Fallen Angels (ISBN: 9783401506708)

Bewertung zu "City of Fallen Angels" von Cassandra Clare

City of Fallen Angels
Schreibschnegelvor 8 Jahren
Cover des Buches Simon vs. the Homo Sapiens Agenda (ISBN: 9780141356105)

Bewertung zu "Simon vs. the Homo Sapiens Agenda" von Becky Albertalli

Simon vs. the Homo Sapiens Agenda
Schreibschnegelvor 8 Jahren
Cover des Buches Von Männern, die keine Frauen haben (ISBN: 9783832197810)

Bewertung zu "Von Männern, die keine Frauen haben" von Haruki Murakami

Von Männern, die keine Frauen haben
Schreibschnegelvor 8 Jahren
Cover des Buches Weil ein Aufschrei nicht reicht (ISBN: 9783596030668)

Bewertung zu "Weil ein Aufschrei nicht reicht" von Anne Wizorek

Weil ein Aufschrei nicht reicht
Schreibschnegelvor 8 Jahren

Über mich

  • 14.08.2013

Lieblingsgenres

Fantasy, Science-Fiction, Jugendbücher, Literatur, Unterhaltung

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks