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SelmaNentwig

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Cover des Buches Atlas der unentdeckten Länder (ISBN: 9783871348259)

Bewertung zu "Atlas der unentdeckten Länder" von Dennis Gastmann

Atlas der unentdeckten Länder
SelmaNentwigvor 8 Jahren
Kurzmeinung: “Some dance to remember. Some dance to forget.” Check in!
Jäger verlorener Schätze


Da saß er also. Auf einem Plastikstuhl im Morgenland. Zwischen Subway und Kentucky Fried Chicken. Nüchtern betrachtet war er auf eine Werbe-kampagne hereingefallen. Man sollte das Morgenland nie vor dem Abendland loben.

Wie war er nur dahin geraten? Dennis Gastmann wollte Abenteuer. Mehr als nur Trevi-Brunnen und Sagrada Familia. Nein, auch nicht mit dem Selfie-Stick durch Angkor Watt. Die Welt stand ja offen. Es musste doch noch mehr geben! Das große Unbekannte. Dafür war er durchaus bereit, Unsicherheiten zu ertragen. Träumer sind die wahren Idealisten. 

In seinem aktuellen Buch lässt er uns teilhaben an seinem Streifzug durch entlegene Gebiete. Muss man dafür nicht auf den Mond? Nein es gibt sie noch, scheinbar vergessene Regionen dieses Planeten in denen die Einwohnerzahl die Zahl der Touristen noch deutlich übersteigt. 

Ich empfehle diese besondere Lustreise langsam zu lesen. Wie eine gute Schokolade. Nicht in einem Haps! 11 kleine feine Stückchen auf der Zunge zergehen lassen. Mit kleinen Pausen. Dann wird die Vielfalt deutlich. Jeder Bissen schmeckt anders. Nach Passionsfrucht, Betelnuss und Kamelmilch. Hier und da ein bitterer Beigeschmack, ein bisschen Wodka im Abgang. Der Rote Messwein ist auch fein.  Zuweilen eine Prise Kichererbse. Man riecht förmlich das Blau von Palau, vereinzelt frittiertes Allerlei, ach ja, ein Spiegelei ist auch dabei.

Die Zeilen sind mit reichlich Gespür geschrieben, wie ein Lied mit ganz viel Gefühl gesungen werden sollte. Nur haben wir hier keine Strophen, keinen Refrain. Nichts wiederholt sich. Der Aufbau der Kapitel ist nicht fortlaufend. Nur die ersten 3 stehen irgendwie im Zusammenhang. Kein Schema, kein rundes Bild. Teilweise eine Herausforderung für den Leser. Kartenmaterial findet man leider nicht.

Aber immer wieder gelingt es dem Autor zu zeigen, dass sich die Bewohner seiner Ziele an ihre oft schwierigen Lebensumstände angepasst haben. Wie eine Wüstenmaus oder ein Chamäleon. Das berührt. Zudem der aufmerksame Blick auf die Mitreisenden die alle nur das eine suchen, die große Freiheit. 

Gerade als privilegierter Reisender ist es eine Gratwanderung nicht abschätzig und allzu kritisch zu berichten. Darauf versteht sich der Autor großartig. Respekt ist das Zauberwort. 

Gastmann hat die Kontinente nicht neu vermessen, aber mich weitergebildet und ganz beiläufig wunderbar unterhalten. Das liegt vor allem an unzähligen kleinen Nebensätzen wie: „Das eine Frau die Ofen genannt wird, zu Depressionen neigt, ist verständlich.“ 

Fragt man sich am Anfang noch, wie viel Wahrheit das Machwerk enthält, so ist man am Ende überzeugt, dass so viel reine Vorstellungskraft schier unmöglich wäre. Es wirkt, echt, ernst und entspannt zugleich, wie Angelo der letzte Protagonist des Buches. 
Der Text spielt mit den Kontrasten. Und so ist sie nun mal die Welt:
 
„Blassbrauner Klotz vor ernüchternd grauer Straße, brav eingefangen aus spitzem Winkel….keine Traumgebilde…“
„Puaiti“ bedeutet kleine Blume und so hatte sie sich an jenem Morgen eine weiße Tiaréblüte hinter das linke Ohr gesteckt…frangipanigelbe Bänder ins Haar geflochten…die im Südseewind….“

Am Ende steht fest: Nichts ist unentdeckter als der Ozean. Der Reichtum der Urwälder und die Zahl der Amazonasvölker bleiben uns hoffentlich noch lange verborgen.

Zufrieden schlägt man die letzte Seite um. Ein Foto des Autors in Abendsonne. Dankbar lächelt man ihm zurück. Er schaut nach rechts oben. Ich bin irritiert. Was heißt das jetzt? Finden Sie es heraus!

Cover des Buches Sag, es tut dir leid (ISBN: 9783442481934)

Bewertung zu "Sag, es tut dir leid" von Michael Robotham

Sag, es tut dir leid
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Beeindruckend kluger Schreibstil, spannend und düster...
Cover des Buches Miss Blackpool (ISBN: 9783462046908)

Bewertung zu "Miss Blackpool" von Nick Hornby

Miss Blackpool
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Nostalgischer Spaß
Barbara (and Sophie)

„Sie wollte keine Schönheitskönigin sein, aber wie das Leben so spielt, war sie gerade dabei, eine zu werden.“ 

Ja wie das Leben so spielt: Königinnen sind selten lustig. Aber Barbara Parker will lustig sein, sie will Fernsehkomikerin werden. Also verzichtet sie auf die glitzernde Schärpe und verlässt mit 19 ihre Heimatstadt Blackpool. 

Sie will RAUS aus der klimatisch rauen Küstenstadt in der es keinen Hafen gibt. REIN ins Swinging London! Sie will das pralle, das echte Leben spüren. London 1964 ist cool. Kulturell, politisch und modisch im Umbruch. Die Zeit von Twiggy und den Beatles. Plissee-Kleidern in Kanariengelb mit Schleife.
Barbara ist mutig und glaubt an sich, sie träumt vom großen Durchbruch und würde alles dafür tun zu unterhalten, zu singen und auf einer Bühne zu stehen. Sie will doch nur spielen! 

Ihre ersten Schritte sind holprig aber:
„Es half auch nicht, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie sich, wenn sie in Blackpool geblieben wäre, jetzt nach London sehnen würde. Das verstärkte nur das Gefühl, dass sie niemals irgendwo glücklich sein würde.“

Sie gibt dem Zufall eine Chance und nur so können Wunder passieren. Es ist Glück, dass sie Glück hat und Talent, Charme und Biss. Doch Erfolg wird aus Übermut gemacht und so bekommt sie die Hauptrolle in der Sitcom Barbara (and Jim). Als Sophie Straw springt sie auf das Riesenrad der Karriere auf, in dem man sich immer bewegen muss, bevor es nach dem Höhepunkt irgendwann wieder nach unten geht. Doch wann ist man am Höhepunkt?

Zwischen Erwartung und Realität, Schein und Sein, liegen Welten. So auch hier.

„Sie hatte in einer Stadt leben wollen, die sich jung anfühlte aber jetzt fand sie, dass diese Leute auch etwas Unstetes an sich hatten, als hätten sie was angestellt und wären damit durchgekommen.“

Wie ein großer Fisch in einem kleinen Teich fühlt sie sich manchmal, umringt von dicklichen Herren, beäugt wie eine Trophäe.
 
Barbaras persönliche Geschichte verliert lose den roten Faden. Streckenweise rückt sie ganz in den Hintergrund. Das ist sicherlich Absicht, denn auch die fiktiven und realen Figuren der Serie verschwimmen. Schließlich konzentriert sich die Handlung auf das Zusammenspiel des ganzen Ensembles. Auf die Macher und Darsteller vor und hinter den Kulissen einer erfolgreichen Serie. Wir begleiten die Protagonisten durch die letzten 50 Jahre, durch Höhen und Tiefen. Besonders gelungen ist das finale Wiedersehen im letzten Kapitel. Am Ende ist man überzeugt, alles habe sich im Detail bis in den letzten Dialog genauso abgespielt.

In Anlehnung an die beliebte BBC-Sitcom „Steptoe and Son“ geht es im Kern von „Miss Blackpool“ um die Beziehung zweier Drehbuchschreiber. Bei Hornby heißen sie Tony Holmes und Bill Gardener, (erinnern an Ray Galton und Alan Simpson).

Schon vor deren Verfilmung (wer weiß?) ist Hornbys Geschichte großes Kino. Am Schluss des Buches dachte ich lange über die Entwicklung von Comedy nach. Von Stan Laurel & Oliver Hardy bis hin zu Joko & Klaas.

Bevor der letzte Vorhang fällt, stellt Sophie ernüchtert fest:
„Unterhaltung hat die Weltherrschaft übernommen, und sie war nicht sicher, ob die Welt davon besser geworden war.“

Applaus, applaus für diese Worte. Ein eleganter Erzähler mit feinem hintergründigem Humor ist dieser Nick Hornby.

Dem „Spiegel“ hat dieser Roman überhaupt nicht gefallen. Schade. Dabei fällt mir noch ein Zitat aus dem Buch ein:
„Wie schrecklich war doch Bildung, wenn sie einen Geist hervorbrachte, der Unterhaltung verachtete, und damit alle Menschen, denen sie etwas wert war.“

Ich fühlte mich wunderbar unterhalten.

Cover des Buches The most beautiful place - Der allerschönste Platz (ISBN: 9783943079371)

Bewertung zu "The most beautiful place - Der allerschönste Platz" von Claudia von Holten

The most beautiful place - Der allerschönste Platz
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Zweisprachiger Reiseführer mit Flügeln, Borsten und buschigen Schwänzen
Fabelhafter Ausflug zu den allerschönsten Plätzen Londons

Exotische Grauhörnchen, Halsbandsittiche, Wanderfalken und Skorpione? Nein wir befinden uns nicht in einem Zoo, sondern mitten im quirligen London. Die Autorinnen Claudia und Annika von Holten entführen uns in einen Großstadtdschungel in dem Wildtiere die Hauptrolle spielen. Wer hätte gedacht, dass zwischen Tower, Themse und Trafalgar Square tatsächlich tausende Füchse leben?


Die Handlung:
Einmal im Jahr kommen alle Tiere von London zusammen. Jäger und Gejagte feiern gemeinsam ein Friedensfest und vergessen ihren Streit. Für eine spezielle magische Nacht im Park. Doch dieses Mal ist alles anders. Sie diskutieren und verteidigen ihren allerschönsten Platz. Ihren Lebensraum. Jeder hat eigene Bedürfnisse und findet natürlich seinen persönlichen Lieblingsort am allertollsten. Es wird lautstark geschnattert, sich aufgeplustert, gezwitschert und gebrüllt. Wird es bei all der Dramatik ein Happy End geben?

Die belehrende Absicht, in der Tiere menschliche Eigenschaften besitzen, ist in der Pointe wunderbar gelungen.
Die zweisprachige englisch-deutsche Fabel ist kindgerecht liebevoll illustriert. Meinem Sohn gefiel ganz besonders der ergänzende Stadtplan. Von der Geschichte war er insgesamt fasziniert und wollte alles unbedingt genau wissen. Nun wird er das Buch definitiv mit nach London nehmen. Dann kann er sein eigenes „Most-beautiful-place-Foto“ auf der dafür vorgesehenen Seite einkleben.

Für wen ist das Buch geeignet?
Hier gehen die Meinungen auseinander, weil sich das niemals pauschal beantworten lässt.


Bereits für Kindergartenkinder zum Vorlesen empfehlenswert.
Für Grundschulkinder die bereits lesen können, sind die Sätze zum selbst Lesen tatsächlich etwas „verschachtelt“, aber dafür niemals langweilig, immer wieder entdecken die Kinder neue Worte und originelle Beschreibungen. Kürzere Sätze hätten Figuren und Atmosphäre niemals so märchenhaft in Szene gesetzt.
Der Verlag hat die Hörfassung im Internet zugänglich gemacht. Dadurch erhält die Geschichte einen ganz besonderen Zauber. Mit meinem 8 jährigen Sohn habe ich gehört, gelesen und vorgelesen. Die Adjektive haben selbst meinen Sprachschatz noch bereichert. Dadurch wird der Text auch älteren Kindern von 10-12 Jahren noch gefallen. Das Büchlein wird so nicht im Regal verstauben, sondern uns über Jahre begleiten. Erwachsene finden auf den letzten Seiten hilfreiche Informationen zu den Tieren und Plätzen Londons. Außerdem enthält es ein Rezept zu den beliebten britischen Scones.


Meiner Meinung nach, hätte man Idee und Gestaltung nicht besser umsetzen können. Für die Sprachförderung von Kindern ideal.

Cover des Buches Limbi (ISBN: 9783593392233)

Bewertung zu "Limbi" von Werner 'Tiki' Küstenmacher

Limbi
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein unterhaltsamer Weg sich glücklich zu denken
Limbify your life

Das Glück kam durch den Briefkasten. Und nun?

Im Klappentext (auf der frischen Trendfarbe „Frühlingswiese“) heißt es:
„Das wird Ihr Leben revolutionieren, versprochen!“
Will ich das? Bitte keine Revolution! Ich will so bleiben wie ich bin. Tendenziell bin ich gerade glücklich und eher selten vor dem Regal Lebenshilfe anzutreffen. Muss man also unbedingt unglücklich sein um dieses Buch zu verstehen?
Nein.

Herr Küstenmacher verrät mir, wie meine neunmalkluge Großhirnrinde und mein bockiger Limbi ein besseres Team werden. Das kann nicht schaden. Fakten und Feeling zusammen bringen, das klingt schön. Sachlich bleiben und dabei gut auf sein „Bauchgefühl“ hören. Das Bauchgefühl, welches eigentlich ein kleiner launischer Knubbel am Ende der Wirbelsäule ist. Mein neuer Freund. Freund Limbi.


Limbi=
L atent
I mpulsiver
M enschenfreund
B esonderer
I ntelligenz?

Limbi braucht eine stimulierende Umwelt um uns zu motivieren und zu unterstützen. Flotte Karotten für seine Marotten. Das ist beeinflussbar. In übersichtlichen Kapiteln, wie Körper, Geld, Zeit, Liebe u.a. nimmt uns der Autor an die Hand und wedelt hier und da mit dem Zeigefinger. Er darf das, er ist ein Bestsellerautor.

Immer wieder wird graue Theorie mit hübschen Karikaturen und anschaulichen Beispielen untermalt. Das erfreut den Leser. Das liebevolle Design, die farbliche Gestaltung, der neurowissenschaftliche Part und viele kleine Gimmicks sind das Produkt eines kreativen Teams.

Dies ist ein Ratgeber-Buch. Wir erwarten Rat, es liefert Antworten. Ich fühlte mich kurzweilig gut unterhalten. Die meisten Dinge betrachte ich sehr ähnlich, einige Punkte waren neu und hilfreich.
Beispiel:

"Bis zu einer bestimmten Schwelle wächst das persönliche Wohlbefinden mit dem Einkommen. Wird diese Schwelle überschritten, bringt zusätzliches Geld jedoch eher zusätzlichen Stress, das Glücksgefühl stagniert."

Wie beruhigend.

Wie viele der zahlreichen Glücks-Bücher enthält es geschickt gebündelte Zitate anderer Philosophen. Zum Glück nicht für jeden Bereich. Unser Körper (auch Limbi) hat ein Recht auf Geheimnisse und wir sollten nicht alles erklären wollen. Zu viele Ratschläge können auch unglücklich machen. Wo bliebe dann unsere Intuition? Wo ein natürlicher Instinkt? Wo bliebe Platz für Limbi?

Doch wenn wir erstmal beschließen glücklich zu sein, ist das durchaus förderlich für unser Leben. Also los!

Cover des Buches Erlöse mich (ISBN: 9783442313174)

Bewertung zu "Erlöse mich" von Michael Robotham

Erlöse mich
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Intelligente Schnitzeljagd
Die unsichtbaren Augen von London...

Marnie ist unsere Hauptfigur. Bei Hitchcock ist „Marnie“ ein mit psychologischen Elementen gespickter Thriller. Darauf dürfen wir uns auch hier freuen. Nur soviel sei verraten: Im allgemeinen  Kern der Handlung verbirgt sich eine tief verwurzelte Sehnsucht nach Liebe, die uns alle verbindet. Immer gern genommen. Wer nun aber bei Robotham einen seelischen Spannungsbogen erwartet, wird überrascht sein. Dem Autor gelingt gar ein feiner Spannungskreis. Ein schlüssiger Reigen des Wahnsinns.


Marnie erscheint uns als tapfere Mutter zweier Kinder. Ihr Mann Daniel ist seit 13 Monaten verschwunden. Finanziell ist sie abgebrannt, psychisch schon länger angeschlagen, aber sie kämpft. Überdies fühlt sie sich ständig beobachtet. Voyeurismus, Stalking, eine Obsession? Ein geheimnisvoller Seher ohne gesehen zu werden. Clevere Perspektivwechsel. Man rauscht durch die Seiten. Keine Durststrecken. Bizarre Todesfälle kommen ans Licht. Aus der Dunkelheit ploppen immer mehr zwielichtige Verdächtige auf. Auch Marnies hübsche Fassade bröckelt. Der Leser rätselt. Ist die liebenswerte Marnie das Opfer? Oder doch der Täter? Ja. Nein. Doch. Vielleicht? Der Psychologe Joe O´Loughlin hilft. Freunden der Reihe wird die Figur bereits vertraut sein. Über ihn heißt es im Buch:

„Er macht den eigenen Kopf frei und versucht, sich auf den eines anderen zu konzentrieren, sucht nach einer Architektur in den Details, einer mentalen Fußspur, der er folgen kann. Die Frage, warum Dinge geschehen fasziniert ihn: Wie kleine Begebenheiten sich addieren und Schicht für Schicht übereinanderlegen.“

So ging es auch mir, bis zur allerletzten Seite.

„Menschliches Verhalten scheint willkürlich, doch man kann es kartographieren, bildlich darstellen.“
Oder verpackt es in einen raffinierten Thriller!

Normalerweise steht da mein Nachttisch, darauf liegt ein Buch, fertig. In den letzten Tagen war das anders: Nachttisch, Buch und…. oha! Ein paar Augen… Augen die einen verfolgen, Figuren die einem erscheinen. Keine Sorge, man hört keine Stimmen, aber immerhin: Die Geschichte hat einen gewaltigen Sog, eine Handlung die fesselt und uns gefangen nimmt. 

Der deutsche Titel ist meiner Meinung etwas missglückt, aber auf den Inhalt kommt es an.

Dies war mein erster Robotham. Ganz sicher nicht mein letzter. Unbedingte Empfehlung!

Cover des Buches Untreue (ISBN: 9783257069082)

Bewertung zu "Untreue" von Paulo Coelho

Untreue
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Coelho bleibt sich leider selbst nicht treu.
Eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs...

Linda lebt in Genf, ist 31 Jahre alt und hat schon alles. Haus, Baum, Mann, hübsche 68 Kilo und Kinder. Kaum noch Platz für Wunder. Zeit für einen Hund?
Sie wollte Sicherheit und erstickt an Langeweile. Eigentlich sollte sie glücklich sein. Ist sie aber nicht. Weil es an Herausforderungen fehlt. Durchaus vorstellbar.
Als Journalistin hört sie von einem Interviewpartner den Satz: „Mir geht es überhaupt nicht darum, glücklich zu sein. Ich ziehe es vor, voller Leidenschaft zu leben, auch wenn es gefährlich ist denn man weiß nie, wohin es führt.“ Oha! Der wunde Punkt. Unsere traurige Hauptfigur kommt ins Grübeln. Die böse Routine steht ihr im Weg, bei der ersehnten Leidenschaft. Sie steckt in einer Sackgasse. Eine Depression bahnt sich Raum. Linda will sich vom angesammelten Staub befreien. Leidenschaft, ein Privileg der Jugend? Eine aktuelle Frage, welche neugierig auf die nächsten Seiten macht. Zunächst.
Linda verwechselt Leidenschaft mit Lust und wir werden Zeuge einer seltsamen Affäre, welche sie mit ihrer Jugendliebe beginnt. Wer keine Probleme hat, der schafft sich welche. Sie hat nicht den Mut, ihre Sicherheitsleine zu kappen, also betrügt sie. Nicht unbedingt munter, aber sie betrügt. Nicht nur ihren Mann, sondern auch sich selbst. Coelho betrügt den Leser. Die Figuren bleiben farblos, die Kinder ohne Alter und Gesicht, die ganze Handlung wirkt schwach. Kein roter Faden. Kein Plot. Ein provokativer Roman. In der Tat! Denn man ist von Coelho anderes gewohnt und kann dieses Buch irgendwie überhaupt nicht fassen. Der Autor ist sich hier buchstäblich selbst UNTREU. Der Schreibstil wirkt flach, kitschig, streckenweise wie vom Praktikanten geschrieben. Im zweiten Teil des Romans wird es etwas besser. Doch insgesamt bleibt dieses Buch wie Lindas Ehe: Es heißt nicht, dass ES schlecht ist, die Enttäuschung hat vielmehr mit dem Fehlen von Leidenschaft zu tun, dem Mangel an Spannung.
Coelho trägt einen großen Namen und das wohl nicht zu Unrecht, über die Jahre sicherlich verdient. Als Leser fahre ich doch manchmal lieber mit unbekanntem Fuhrwerk durch einen abenteuerlichen Dschungel, als mit einem berühmten Auto(r) durch öde Steppe. Schade.

Cover des Buches Dschungeljahre (ISBN: 9783865915856)

Bewertung zu "Dschungeljahre" von Doris Kuegler

Dschungeljahre
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Cover des Buches Ausgerechnet Mallorca (ISBN: 9783849583934)

Bewertung zu "Ausgerechnet Mallorca" von Selma Nentwig

Ausgerechnet Mallorca
SelmaNentwigvor 9 Jahren
Cover des Buches Schloss aus Glas (ISBN: 9783453351356)

Bewertung zu "Schloss aus Glas" von Jeannette Walls

Schloss aus Glas
SelmaNentwigvor 9 Jahren

Über mich

Autorin von "Ausgerechnet Mallorca"

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Biografien, Krimis und Thriller, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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