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SiCollier

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Cover des Buches Fantasyland (ISBN: 9783442159680)

Bewertung zu "Fantasyland" von Kurt Andersen

Fantasyland
SiColliervor 4 Monaten
Kurzmeinung: Das war nix. Verschwendetes Geld, verschwendetes Papier, verschwendete Zeit.
Diese „Fantasy“ war nicht mein Fall

Wenn ich glaube, dass etwas wahr ist, egal warum oder in welcher Weise, dann ist es wahr, und niemand kann mir das Gegenteil beweisen. (Seite 84)

  

Meine Meinung

 Ne - das war nix. Gar nix. 

 Normalerweise schreibe ich nur eine Rezension, wenn ich ein Buch ausgelesen habe. Bei diesem hier mache ich eine Ausnahme. Ich habe mich so darüber geärgert, daß dieser Ärger raus muß. Obwohl es das Buch eigentlich gar nicht wert ist, daß ich ihm nach der verschwendeten Lesezeit noch die Zeit für das Schreiben dieser Meinung widme. Aber was solls. Darauf kommt es jetzt auch nicht mehr an. 

 Aber vielleicht wäre es ja noch etwas geworden, hätte ich das Buch ausgelesen? Aber noch weitere rund 550 Seiten von diesem (soll ich es Machwerk nennen?) Buch halte ich nicht durch; 145 gelesene Seiten genügen vollauf, um zu verstehen, daß es dem Autor nicht um eine „neu erzählte Geschichte Amerikas“ geht, sondern einzig und allein darum, seinen Haß auf die Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen in aller Breite und Deutlichkeit auf jeder Seite mehrfach herauszustellen. Ich habe schon viel gelesen, auch Religionskritisches, aber so etwas noch nicht. 

 Mit Verschwörungstheorien befasse ich mich normalerweise nicht - aber genau als eine solche kommt mir dieses ganze Buch vor: eine einzige Verschwörungstheorie.

 In der Danksagung schreibt der Autor davon, daß ihm der Lektor zu „größerer Klarheit und mehr Präzision“ verholfen habe. Dumm nur, daß so gut wie keine „Präzision“ zu erkennen ist. Von einem seriösen und präzisen Sachbuch erwarte ich, daß Behauptungen belegt und die Angaben mit Quellenhinweisen versehen werden. Beides fehlt hier. Es gibt zwar ein Personen- und ein Sachregister, jedoch keinerlei Quellenangaben oder gar ein Literaturverzeichnis der verwendeten oder weiterführenden Literatur. Im Text fand ich immer wieder schwammige Angaben wie „ein führender Puritaner“, der behauptet habe, daß die Indianer nicht nur „Ungläubige“, sondern sogar „Soldaten des Teufels“ seien (vgl. S. 65f). In der Anmerkung dazu findet sich nicht etwa ein Quellenhinweis, wer denn dieser „führende Puritaner“ gewesen sei und wo man das nachlesen kann, sondern es wird auf die Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ von Martin Luther hingewiesen. Was das in diesem Zusammenhang sollte, erschließt sich mir nicht - wie übrigens die ganze Behauptung. Ich habe schon etliche seriöse Sachbücher über die Geschichte Amerikas gelesen - aber von dieser, fast schon, Gleichsetzung der Indianer mit dem Teufel ist mir noch nirgends auch nur ein Wort begegnet. Nachprüfen kann ich die Angaben Andersens nicht - wie gesagt: keinerlei Quellenhinweise. (Die einzigen Hinweise auf Quellen gibt es, wenn er aus einem Buch direkt zitiert und dabei Titel und Verfasser im laufenden Text angibt, allerdings nicht im zitierten Beispiel.)

 Wenn das einer der „einflussreichsten Klulturjournalisten der USA“ ist, dann wundert mich nichts mehr. Zumal er selbst anscheinend entsprechend dem Motto, wie es es über der Rezension aus seinem Buch zitiert habe, denkt und schreibt. Es erstaunt mich dann allerdings auch nicht mehr, daß ein Donald Trump Präsident wurde, zum Aufruhr aufrufen kann und sich anschickt, dieses Amt nochmals zu ergattern. Armes Amerika. Dem ist wohl nicht mehr zu helfen.

 

Mein Fazit

 Das war nix. Verschwendetes Geld. Verschwendetes Papier. Verschwendete Zeit.

 

Cover des Buches Eyes of Eagles (ISBN: 9780786049172)

Bewertung zu "Eyes of Eagles" von William W. Johnstone

Eyes of Eagles
SiColliervor 5 Monaten
Kurzmeinung: Ein knallharter Western - furioser Start der Eagles-Serie.
Remember the Alamo!

„Ich bin, was ich bin und kann mich nicht mehr ändern als ein Adler.“* (Seite 85)


Zum Inhalt (eigene Angabe)

Jamie Ian MacCallister wird mit sieben Jahren zum Waisen, als seine Eltern von Shawnee getötet werden und er von ihnen verschleppt wird. Nach einigen Jahren kann er, nunmehr ein ausgebildeter Krieger, fliehen.

Als er Kate kennenlernt, ist es bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Doch ihr Vater und ihre Brüder sind Räuber und Wegelagerer. So bleibt beiden nichts anderes übrig, als in den Westen zu ziehen - nach Texas. Dort wollen sie in Ruhe leben. Aber wie das so ist, zwielichtige Gestalten wie die Verwandten Kates geben keine Ruhe. Und dann sind da die Freiheitsbestrebungen der amerikanischen Einwohner von Texas. Schließlich kommt es zur legendären Schlacht von Alamo - einer Schlacht ohne Überlebende Texaner...

 

Über den Autor

William Wallace Johnstone wurde am 28. Oktober 1938 in Missouri geboren. Mit 15 verließ er die Schule, um auf einem Rummelplatz zu arbeiten. Im weiteren Verlauf war er als Deputy Sheriff und in der Army tätig. Nach seiner Rückkehr ins zivile Leben war er 16 Jahre lang Radiomoderator, bevor er hauptberuflich Schriftsteller wurde. Er hat etwa zweihundert Bücher geschrieben, seit den frühen 80er Jahren hauptberuflich. Er verstarb im Februar 2004.


Meine Meinung

Meine Güte, was für ein Buch! Und vor allem keines für zart besaitete Leser mit schwachen Nerven - denn die Handlung spielt in der Frontier. Da gilt das Gesetz des Stärkeren und/oder Listigeren, nicht das Recht der Juristen, die auch mal einen Verbrecher frei sprechen können. Die Menschen sind so unerbittlich wie es die Natur ist - nur mit Härte gelingt das Überleben. Das beginnt schon auf den ersten Seiten, als um 1807 herum die kleine Farm der MacCallisters von Shawnee überfallen und die Familie abgeschlachtet wird - bis auf den etwa siebenjährigen Jamie, den man als Gefangenen mitnimmt . Jamie kennt künftig nur ein Ziel: er würde fliehen. Irgendwie und irgendwann - sowahr er Jamie MacCallister ist. So nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die schließlich hin zur legendären Schlacht am Alamo und darüber hinaus führen wird. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals einen solch dramatischen Startband einer Reihe gelesen zu haben wie diesen hier.

Jamie wird von den Shawnee erst als Sklave gehalten, bis er seine Fähigkeiten als Krieger und Jäger beweist. Einige Jahre später ist er einer der besten Krieger des Stammes, der aber noch immer nur ein Ziel hat: fliehen und zurück in seine Welt. Als ihm dies schließlich gelungen ist, wird er wieder und wieder auf seine Ausbildung und Fähigkeiten als Krieger zurückgreifen müssen, will er nicht sterben, denn bei seiner Flucht wie danach hat er sich etliche Feinde gemacht. Die Kämpfe sind hart und erbarmungslos - und lesen sich dennoch teilweise wie eine Westernkomödie. Immer wieder mußte ich lachen, wie der Autor die „Begegnungen“ anlegt und beschreibt. Es war wohl auch das erste Mal, daß ich bei der Beschreibung eines Rachefeldzuges laut aufgelacht habe und dauernd grinsen mußte (vgl. z. B. Seite 224ff).

Zur Erholung gibt es genügend ruhige Szenen bzw. Jahre, in denen die Figuren ihr Leben leben und die Leser dies genießen können. Im Laufe der Zeit kommt so eine recht bunte Truppe zusammen, die sich in der Wildnis von Texas ein Leben und eine Zukunft aufbauen will. Jamie, der ob seiner, ähm, endgültigen Art, mit Feinden umzugehen, einen immer legendäreren Ruf genießt; da ist seine Frau Kate, die ihm, was trockenen Humor oder gar Zynismus betrifft, in nichts nach steht, und die mindestens neun Kinder will. Oder ihre Nachbarn, die entflohene Sklaven sind und einige andere, die in den Big Thickets im Südosten von Texas eine neue Heimat gefunden haben.

Bei wachsender Figurenzahl hätte ich mir eine Personenliste gewünscht, da viele historische Ereignisse im Buch vorkommen, wäre auch eine Landkarte nicht ganz verkehrt - nun, Erstere kann man sich erstellen und Letztere habe ich in meinem Atlas gefunden. Wie aus dem Buchrückentext ersichtlich, mündet die Handlung die Schlacht um Alamo, jene legendäre Schlacht, die der Startschuß zur Löslösung Texas von Mexiko war. Diese wird überaus ausführlich beschrieben. Wenn es dann zur Entscheidung kommt, hebt ein Gemetzel an, das selbst die Beteiligten sich übergeben läßt. Auch wenn der Autor nicht jedes Detail beschreibt, so weiß man als Leser doch recht genau, was da geschieht. Und es ist gut recherchiert - die Schlacht war (mindestens) so blutig wie im Buch beschrieben. Wie gesagt - nichts für zartbesaitete Leser.

Ich habe mich die ganze Zeit über gefragt (schon seit dem ersten Lesen des Buchrückentextes), wie der Autor es schafft, daß eine Schlacht, die keine Überlebenden kannte, doch zumindest einer überlebte, denn wie sonst könnte Jamie im nächsten Band wieder auftauchen? Nun, wie der Autor dies bewerkstelligt hat, werde ich hier selbstverständlich nicht verraten; es deutete sich irgendwann an und war vom Autor äußerst geschickt und glaubwürdig gelöst.

Wenn ich das richtig überblicke, hat Johnstone die Geschehnisse historisch weitgehend richtig in seinen Roman eingebaut. Es bleibt nicht aus, daß dabei ein gewisser Patriotismus zutage tritt, den ich allerdings als „gesunden Patriotismus“ bezeichnen würde. Wenn ich da an die Gestalten denke, die heute in Amerika behaupten, sie wären Patrioten (ein Donald Trump etwa) - deren „(kranker) Patriotismus“ hat mit dem der Menschen der Frontier, die mit ihren Taten Amerika erst geschaffen haben, wenig bis nichts zu tun.

Am Ende angelangt hatte ich das Gefühl, Jahre durchlebt und unzählige Kämpfe ausgefochten zu haben. Es ging mir gefühlsmäßig ähnlich wie Jamie Ian MacCallister (abgesehen davon, daß ich nicht auf ein Pferd gestiegen bin, sondern lediglich das Buch geschlossen und weggelegt habe): „Schließlich stieg er auf sein Pferd, ritt davon und ließ alles hinter sich. Außer den Erinnerungen. Die würde er mit ins Grab nehmen.“ (S. 466f)

 

 

Mein Fazit

Furioser Start einer Bücherserie, der in der Schlacht um Alamo seinen blutigen Höhepunkt findet. Erstklassiger, klarer, harter und erbarmungsloser Western - nichts für zartbesaitete Leser.

 

 

Originaltexte

* = I am what I am and can no more change than the eagle. (S. 85)

** = Finally, he mounted up and rode away, leaving it all behind him. Except for the memories. Those, he would take to the grave. (S. 466f)

 

 

Cover des Buches RETURN OF THE SPANISH (THE SPANISH BIT SAGA BOOK, NO. 18) (ISBN: 9780385263023)

Bewertung zu "RETURN OF THE SPANISH (THE SPANISH BIT SAGA BOOK, NO. 18)" von Don Coldsmith

RETURN OF THE SPANISH (THE SPANISH BIT SAGA BOOK, NO. 18)
SiColliervor 5 Monaten
Kurzmeinung: 1720. Eine spannende Geschichte um die Rückkehr der Spanier und die sich daraus ergebenden Konflikte.
Wenn ein Abenteuer in einer Katastrophe endet

Das war das Jahr 1720, nicht die primitiven Zeiten der Erforschung und Kolonisation.* (Seite 2)

 

Zum Inhalt (eigene Angabe)

Es ist das Jahr 1720. Es ist einige Jahre her, daß White Fox seine Verwandten im Pueblo besucht hat; so macht sich die ganze Familie nach dem Sonnentanz auf den weiten Weg dorthin, wo man freudig empfangen wird. Kurz nach der Ankunft dort trifft ein spanisches Expeditionscorps ein, das weiter nach Norden reisen will um festzustellen, ob es dort noch oder wieder Franzosen gibt.

Strong Bow, der jüngste Sohn von White Fox, schließt sich ihnen als Führer an. Doch Pedro de Villasur, der Anführer der Spanier, mißtraut Strong Bow, wie er allen Einheimischen mißtraut. Zerfressen von Ehrgeiz und Suche nach militärischem Erfolg, schlägt er alle Ratschläge in den Wind und sieht die Welt nur so, wie er sie sehen will. Das kann nur in eine Katastrophe münden.

Dies ist Band 18 der 29-bändigen Spanish-Bit-Saga, von der nur die ersten 4 Bände auf Deutsch erschienen sind.

 

 

Meine Meinung

Nur noch knapp hundert Jahre oder elf Bände, bis zum Ende der Serie! Der Gedanke ist etwas erschreckend, bin ich doch jetzt schon so lange Zeit in der Welt des Volkes zuhause, daß ich mir gar nicht vorstellen kann, diese (Zeit-) Reise eines Tages einfach aus dem Grund beenden zu müssen, weil ich den letzten Band gelesen habe. Und das, obwohl die Reihe, wenn man es genau nimmt, etwa ab dem vierten Band ein Thema mit Variationen ist. Stehen bis dahin im Wesentlichen die vom ersten Band an bekannten Figuren im Fokus, beginnt ab da der Übergang auf die nächste Generation und in den folgenden Bänden durch die Jahrzehnte und Jahrhunderte. Die Geschehnisse werden zu Legenden und verschwinden immer mehr im Dunkel der verfließenden Geschichte. Immer wieder mag es dem Leser wie den Figuren ergehen, wenn Ereignisse der Vergangenheit auf die Gegenwart einwirken, daß an die eigentlichen Ursachen nur noch dunkle Erinnerungen vorhanden sind.

Diese spielen in diesem Band hier weniger eine Rolle, eher solche an Ereignisse, die etliche der Figuren noch selbst erlebt haben. Zum Beispiel den Pueblo-Aufstand (um 1680, Band 14) oder die Expedition mit den Franzosen (etwa 1707, Band 16). Es ist seltsam, sich South Wind und White Fox als älteres Ehepaar vorzustellen, waren sie vor drei Bänden doch  noch in ihren Zwanzigern. Nun ist deren Sohn Strong Bow an der Reihe, das Abenteuer seines Lebens zu bestehen. Jedenfalls denkt er, es sei ein Abenteuer, ein spanisches Expeditionscorps als Führer zu begleiten. 

In Band 14 („Trail from Taos“, angesiedelt 1680) waren die Spanier im Rahmen des Puebloaufstandes aus Santa Fé vertrieben worden. Inzwischen sind sie zurück und haben anscheinend dazu gelernt. Jedenfalls haben sie zumindest die gewaltsamen Versuche, die Indianer zu christianisieren, aufgegeben. Was nicht bedeutet, daß sie für die Einheimischen viel übrig haben. Es gibt bei den Spaniern Gerüchte, daß die Franzosen sich am Platte River aufhalten würden. Pedro de Villasur wird mit einer Mannschaft los geschickt, das auszukundschaften. Dumm nur, daß der eingebildet ist und sich nicht an die Vorgaben hält.

Davon und von der Art der Spanier überhaupt ahnt Strong Bow natürlich nichts. Begeistert, etwas Neues zu erleben, meldet er sich als Führer zum Platte - nicht wissend, daß dies sein ganzes Leben völlig verändern wird.

Interessant an diesem Buch ist, daß Coldsmith zwei völlig verschiedene Welten beschreibt: die der Spanier und die der Indianer. Da treffen buchstäblich Welten aufeinander, so daß eine Katastrophe praktisch nicht zu verhindern ist - wie die Geschichte Amerikas zahlreich belegt. Während Strong Bow seinen Auftrag wörtlich ausführt, mißtraut ihm Villasur ständig und unterstellt ihm Zusammenarbeit mit den Franzosen - die es in der Gegend aber überhaupt nicht (mehr) gibt. Sehr gut wird dieser Kontrast und das gegenseitige Mißverstehen deutlich. Villasur verrennt sich mehr und mehr in seine Vorstellungen, wo die Franzosen zu finden seien und wer alles mit ihnen kooperiere, während Strong Bow zwar merkt, daß Villasur ihm nicht traut, sich aber überhaupt nicht vorstellen kann, weshalb. Den Gipfel das „falsch verstehen Wollens“ bildet dann übrigens der Epilog, dies nur am Rande.

Tragisch wird diese Entwicklung schließlich beim Zusammentreffen mit den Pawnee, wodurch das Schicksal seinen Lauf nimmt und es plötzlich nicht mehr um Erforschung, sondern um die Rettung des nackten Lebens geht. Die Katastrophe ist nicht mehr vermeidbar.

Faszinierend immer wieder die Toleranz (bei aller Feindschaft), die die Stämme gegenüber den Mythen - wir würden sagen Religion - der anderen haben. Man erzählt sich etwa gegenseitig die Schöpfungsgeschichte des Stammes und hört gerne die der anderen. Dann versucht keiner, dem anderen die seine aufzuzwingen, sondern man akzeptiert diese wie auch die Gebräuche der anderen und nimmt die so als gegeben hin. Wäre solche eine Denk- und Handlungsweise heute weiter verbreitet, würde mancher Konflikt erst gar nicht entstehen.

Die Handlung entwickelt sich, wie vom Autor gewohnt, folgerichtig und geradezu zwangsläufig auf den Höhepunkt zu, daß ich mich immer wieder gefragt habe, wie er das letztlich auflösen und den fast unentwirrbar erscheinenden Knoten durchtrennen will. Das Buch entwickelte solch einen Lesesog, daß ich es kaum aus der Hand legen und in weniger als drei Tagen ausgelesen hatte. Wieder kann ich nur betonen, daß Coldsmith mit selten gutem Einfühlungsvermögen die Welt der Plains (hier) im frühen 18. Jahrhundert zum Leben erweckt hat, daß man als Leser meint, mitten drin dabei zu sein. Zum Glück im heimischen Lesesessel, so daß man weder abgeschossene Pfeile noch fliegende Äxte zu fürchten hat.

 

 

Mein Fazit

Die Spanier sind zurück und damit der Zusammenprall völlig unterschiedlicher Kulturen. Coldsmith gelingt es wiederum, dies eindrücklich zu beschreiben und in eine spannende Geschichte zu gießen, deren Ende eine Fortsetzung im nächsten Band nahelegt. Meine Begeisterung für diesen Autor wächst von Buch zu Buch.

 

Originaltext

* = This was 1720, not the primitive days of exploration and colonization. (Seite 2)

 

 

Cover des Buches Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen (ISBN: 9783863343743)

Bewertung zu "Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen" von Matthias Huff

Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen
SiColliervor 5 Monaten
Kurzmeinung: Ein Buch über Leben, Musik und Glauben des Johnny Cash.
Johnny Cash als religiös geprägter Musiker

„Meine Arme“, sagte er, „sind zu kurz, um mit Gott zu boxen.“ (Seite 13)

 

Meine Meinung

Es ist nun inzwischen über vierzig Jahre her, daß ich Johnny Cash live auf einem Konzert in Mainz erlebt habe - und schon zwanzig Jahre sind seit seinem Tod vergangen. Zeit also, sich neben dem Hören seiner Musik auch etwas näher mit seinem Leben zu beschäftigen. Meine Kenntnis seiner Biographie beschränkte sich bisher weitgehend auf das, was im Film „I Walk the Line“ zu sehen war, so daß ich auf neue Erkenntnisse hoffte.

Eines wurde mir recht bald klar: heutzutage hätte Johnny Cash keine Chance, denn er „hätte nicht einmal die erste Konzeptphase einer modernen marktforschungsgetriebenen Markenbildung überstanden.“ (vgl. S. 43) Hiermit ist allerdings auch eines der großen Probleme unserer Zeit angesprochen (was für meine Begriffe ganz allgemein Gültigkeit hat): heute sollen stets möglichst alle angesprochen werden, man will möglichst bei niemandem auch nur im Geringsten anecken. „Stromlinienform“ ist angesagt. Ein sehr großer Teil der ganz großen Künstler früherer Zeiten (aber beispielsweise auch Politiker etc.) hätte heute keine Chance. Was für ein Verlust! Wie gut, daß Johnny Cash (fast schon) aus einer anderen Zeit kommt.

Wie der Untertitel des Buches zeigt, liegt ein (oder das) Hauptaugenmerk dieser Biographie auf dem Glaubensweg des Künstlers. Auch dieser war durchaus nicht geradlinig, sondern von vielen Höhen und Tiefen, von Seiten- und Irrwegen gekennzeichnet. Durchgehend jedoch läßt sich sagen, daß er ein gläubiger Mensch war, der dies auch in seiner Musik zum Ausdruck bringen wollte - so man ihn denn ließ. Was mich teilweise etwas irritiert hat, waren die vielen Bibelzitate im Buch, von denen mir von etlichen der Zusammenhang mit dem Buchtext nicht klar wurde. Teilweise jedoch waren sie eine gute Ergänzung, wenn sie in direktem Bezug zu Aussagen des Buches oder gar einigen behandelten Liedtexten standen.

Apropos: immer wieder werden sehr starke Parallelen zwischen den Liedtexten und dem Leben von Johnny Cash gezogen. Manches Mal habe ich mich gefragt, ob da nicht zu viel Interpretation hineingelegt wird. Interessant für mich persönlich fand ich, daß Johnny Cash ein mehr oder weniger strenger Christ war, der sich jedoch nicht konfessionsgebunden fühlte, der wußte, daß er Fehler hatte und dennoch nie sein Christentum aufgegeben hat. Er konnte es sich offensichtlich auch leisten, durch sein öffentliches Bekenntnis finanzielle Einbußen hinzunehmen. 

Insgesamt fand ich das Buch gut lesbar und eine gute Mischung von (mir) bekanntem mit (für mich) völlig neuen Erkenntnissen über das Leben von Johnny Cash und June Carter Cash. Hängen bleiben wird bei mir sicherlich, daß Johnny Cash mehr Tiefs hatte, als mir bewußt war und daß das „glänzende Bild“ so manchen Riß bekommen hat. Was allerdings nicht bedeutet, daß ich seine Musik nun weniger mögen würde, eher im Gegenteil.

 

Mein Fazit

Eine gut lesbare Biographie über Johnny Cash, die den Schwerpunkt auf seine Glaubensreise mit ihren Höhen und Tiefen legt. Sicherlich nicht nur für Fans von Interesse.

 


Cover des Buches Bergleuchten (ISBN: 9783746639840)

Bewertung zu "Bergleuchten" von Karin Seemayer

Bergleuchten
SiColliervor 7 Monaten
Kurzmeinung: Umrahmt von einer fesselnd erzählten Liebesgeschichte entwirft die Autorin ein überaus lebendiges Bild vom Bau des Gotthardtunnels.
Ein Tunnelbau und seine Faszination

Dieser Tunnel wird ein Jahrhundertbau. Er wird Europa verändern. (Seite 47)


Meine Meinung

Bergleuchten. Es sei zugegeben, daß ich mit diesem Titel und diesem Cover so manchen Romaninhalt verbunden habe, aber gewißlich nicht das, was mich dann erwartet hat. Dabei passen Titel wie Coverabbildung, wie man so schön sagt, wie die Faust aufs Auge. Die Abbildung entstammt einem Werbeplakat der SBB für die Gotthardbahn, und auch der Buchtitel wird bald verständlich.

Von der Autorin hatte ich bisher die großartige und unbedingt empfehlenswerte Amisch-Trilogie gelesen. Ich war einerseits gespannt, wie sie an dieses so ganz andere Thema (Eisenbahntunnelbau) herangeht und andererseits, ob dies mit ähnlich hohen Niveau wie bei den Amisch-Büchern geschieht. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Antwort auf Letzteres lautet eindeutig „ja“. Die Autorin bringt dem Leser ein eisenbahnhistorisches Thema so gekonnt nahe, daß man in einen spannenden Roman verpackt quasi nebenbei eine ganze Menge über den Bau von Tunneln lernt. Sicher baut man die heute ganz anders als im 19. Jahrhundert, aber die grundlegenden Probleme wie Wassereinbruch oder Belüftung sind heute die selben wie damals.

Schade allerdings, daß der Verlag dieser inhaltlich so guten Publikation nicht die notwendige Sorgfalt hat angedeihen lassen. Selten habe ich ein Buch gelesen, das dermaßen vor Satzfehlern strotzt wie dieses - offensichtlich hat man das Korrektorat eingespart. Dabei hätte man beim Lesen des Manuskriptes schon erkennen können, daß Sparen am falscher Stelle dem Endergebnis abträglich ist. Auch wäre eine Landkarte für Menschen wie mich, die von der Geographie der Schweiz eher wenig Ahnung haben, sehr hilfreich gewesen. Eine einfache Zeichnung hätte es schon getan; ich habe meine Eisenbahnbibliothek „befragt“ und bin fündig geworden.*

Über den Bau von Eisenbahntunneln habe ich mir, es sei zugegeben, nie sonderlich Gedanken gemacht, obwohl ich mich seit meiner frühen Kindheit für die Eisenbahn an sich interessiere. Das könnte sich nach der Lektüre dieses Romans allerdings ändern. Die Autorin hat auf grandiose Weise ihre Romanhandlung mit Informationen über den Bau eines Tunnels verbunden, so daß man am Ende des Buches eine ungefähre Vorstellung davon hat, mit welchen Problemen die Tunnelbauer zu rechnen haben und was zu berücksichtigen ist. Es versteht sich, daß das nicht so weit geht, daß man selbst einen Tunnel bauen könnte, aber in groben Zügen kann man die Thematik nachvollziehen.

Recht bald wird deutlich, daß es bei so einem Unterfangen nicht nur beim Bau, sondern auch in der Umgebung Schwierigkeiten auftreten. Göschenen war ein „verschlafenes Bergdorf“; doch als der Bau begann, strömten hunderte, wenn nicht gar tausende fremder Arbeiter, meist aus Italien, hierhin, und alles veränderte sich. Diese mußten untergebracht und versorgt werden und wollten ihre Freizeit verbringen. Zudem waren nicht alle Einheimischen mit dem Bau einverstanden, vor allem nicht die Fuhrhalter, die um ihre Existenz bangten. Streitigkeiten und unschöne Szenen bleiben nicht aus, Freunde entzweien sich, neue Bündnisse entstehen. 

Es ist eigentlich wie heute noch: die Einen sind dafür, die Anderen dagegen und bringen dies mehr oder weniger drastisch zum Ausdruck. Und dann gibt es die, welche die Gunst der Stunde für ihr Geschäft nutzen und auch die letzte freie Kammer zu Wucherpreisen vermieten. Also eigentlich nichts Neues und alles wie seit Jahrhunderten gehabt.

Nun wird die Handlung nicht von einer Baustelle, sondern von Figuren getragen. Viele davon haben historische Vorbilder, wie auch die meisten der geschilderten Ereignisse historisch belegt sind. Man mag gar nicht glauben, daß die Familie Herger mit Helene, Piero oder Peter Gisler fiktive Gestalten sind, so gut hat die Autorin deren Schicksal ins Buch eingewebt. Man freut sich mit ihnen, hadert mit ihnen, leidet mit ihnen. Und das ist auch mein einziger Kritikpunkt: es ist eine Menge Drama enthalten, so daß es mir mit dem Dramafaktor irgendwann zu viel des Dramas wurde. Etwas weniger davon hätte mir besser gefallen, die Nerven geschont und der Qualität des Buches keinen Abbruch getan. Aber das ist möglicherweise Ansichtssache.

Es mag seltsam klingen, aber bei allem Drama wurde das Buch dann plötzlich doch hochemotional. Erstaunlich deshalb, weil zu meinem eigenen Erstaunen das Emotionalste in diesem Buch - ein Loch war. Ein einfaches Loch durch Fels und Gestein. Ein Nichts - und manchmal doch Alles.

Davon (vom Dramafaktor) abgesehen hat mir der Roman außerordentlich gut gefallen. Sollte ich jemals durch den Gotthardtunnel fahren (was allerdings eher unwahrscheinlich ist), werde ich sicherlich an dieses Buch denken und eine Vorstellung davon haben, wie er erbaut wurde.

 

Mein Fazit

Umrahmt von einer fesselnd erzählten Geschichte um Helene Herger und ihre verbotene Liebe Piero entwirft die Autorin ein überaus lebendiges Bild vom Bau des Gotthardtunnels und der Leistung, die dahinter steckt. Sei es die der Ingenieure, vor allem aber die der einfachen Arbeiter. Unbedingt lesenswert.

 

* = „Enzyklopädie des Eisenbahnwesens in 10 Bänden“ von Dr. Freiherr von Röll, Band 5, Karten Seiten 355 und 362, Artikel „Gotthardbahn“ und „Gotthardtunnel“; 2. neu bearbeitete Auflage, Urban & Schwarzenberg Berlin/Wien 1914; Nachdruck Archiv Verlag, Braunschweig 2000

 

Cover des Buches Fort de Chastaigne (ISBN: 9780745119458)

Bewertung zu "Fort de Chastaigne" von Don Coldsmith

Fort de Chastaigne
SiColliervor 7 Monaten
Kurzmeinung: Franzosen und Indianer gemeinsam auf Expedition - die verschiedene Weltsicht bringt Probleme mit sich, die in die Zukunft wirken.
Am Wendepunkt der Zeit

Sind die Probleme einer Situation in direkter Proportion zu deren Erwünschtheit? Es schien absolut möglich. (Seite 64)


Zum Inhalt (eigene Angabe)

Etwa fünfzehn Jahre nach den Ereignissen aus „Song of the Rock“ reisen White Fox mit seiner Frau South Wind und ihrem jugendlichen Sohn Red Horse als Führer einer französischen Expedition den Missouri hinauf. Erstaunt stellen sie dabei fest, daß es zwischen den Franzosen Spannungen gibt, die sie nicht verstehen können. Da sind einerseits die Soldaten mir ihrem offiziellen Anliegen, Handel mit den Stämmen zu treiben, und andererseits die Voyageure, die auf eigene Faust Geschäfte machen wollen und vor Gewalttaten, die die ganze Mission gefährden, nicht zurück schrecken.

Dies ist Band 16 der 29-bändigen Spanish-Bit-Saga, von der nur die ersten 4 Bände auf Deutsch erschienen sind.

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

 

Meine Meinung

Es mögen so sechzehn, siebzehn Jahre vergangen sein, seit wir White Fox und South Wind nach ihren Erlebnissen im „Song of the Rock“ verlassen haben. Ihr ältester Sohn ist an der Schwelle zum Krieger, als der gewöhnliche Jahresablauf unterbrochen wird. Während der Feierlichkeiten zum Sonnentanz tauchen plötzlich Fremde auf. Fremde Weiße. Franzosen.

Doch bevor das Fremde bestimmend wird, gilt es innezuhalten. Erinnerungen kommen hoch an längst vergangene Zeiten, als White Fox durch die Ankunft der Besucher an seine Vorfahren erinnert wird. An seinen Großvater Woodchuck, der seinerzeit mit Sky Eyes zum Stamm kam. Es tauchen Namen wie Looks Far oder Pale Star auf, die alle nicht mehr unter den Lebenden weilen. So beginnt das Buch mit einer gewissen Melancholie, haben wir doch vor nicht gar zu langer Zeit (bzw. wenigen Vorgängerbänden) von den Geschicken der Verblichenen gelesen, mit ihnen gelitten und uns mit ihnen gefreut. Aber in einer Saga, die mehrere Jahrhunderte überspannt, sind wir immer nur kurz zu Besuch bei einer Generation und können nicht auf Dauer verweilen.

In diesem Band scheint sich ein Bruch anzudeuten, in der Historie wie im Stil. Wobei Letzteres, schaue ich auf die Inhaltsangaben zu den nächsten Bänden, auf dieses Buch beschränkt zu sein scheint. In allen bisherigen Bänden war die Erzählweise sehr handlungsbezogen, ohne große „philosophische“ Überlegungen oder ausladende Beschreibungen; das ist auch hier so. Es gab immer klare Handlungsträger im Mittelpunkt, aus deren Sicht berichtet wurde. Hier nun scheint es mir, als ob die Handlung selbst im Mittelpunkt steht und die Figuren, selbst die Hauptfiguren, Nebensache und nur dazu da sind, die Geschehnisse zu zeigen, zu deuten und fortzuführen.

Und noch etwas ist in diesem Buch anders: Coldsmith hat es hier zum ersten Mal geschafft, mich mit einer Entwicklung völlig zu überraschen, die so über weite Teile des Buches nicht absehbar war. So wenig ich unvorhergesehene Wendungen auch mag, hier war die absolut passend und sehr gut und sinnvoll in den gesamten Handlungsbogen integriert.

Coldsmith schreibt, was die Sympathie betrifft, aus Sicht und auf Seiten der Indianer, auch wenn die meisten Franzosen hier ebenfalls eher erfreuliche Figuren sind. Durch die gemeinsame Reise den Missouri hinauf werden immer wieder die Unterschiede im Denken und Handeln zwischen „weiß“ und „rot“ sichtbar. Deutlich wird dabei nicht nur die größere Naturverbundenheit der Indianer, sondern auch die völlig andere Denk- und Lebensweise, von der man auf „weißer“ Seite einiges lernen könnte, wäre man nicht so überheblich, sich selbst als absolut vollkommen zu betrachten. Was in späteren Jahrzehnten und Jahrhunderten zu entsprechenden Konsequenzen führen wird.

Red Horse, der hier auf seiner ersten großen Reise zusammen mit seinen Eltern unterwegs ist, hat am Ende viel gelernt - über sich, über die Menschen, über Lebensweisen. Ich schätze, das wird ihm im nächsten Band der Reihe „Quest for the White Bull“ helfen, die dann anstehenden Gefahren zu meistern. Doch bis dahin mag er noch einige Jahre lang seine Jugend genießen.

 

Mein Fazit

Gekonnt führt Coldsmith die Geschichte seines Volkes zu Beginn des 18. Jahrhunderts fort. Besonders deutlich wird hier die recht verschiedene Weltsicht der „Weißen“ und der Indianer. 

 

Originaltext
* = Does a situation have problems in direct proportion to its desirability? It seemed entirely possible.

 

Cover des Buches SONG OF THE ROCK (Spanish Bit Saga, 15) (ISBN: 9780385245753)

Bewertung zu "SONG OF THE ROCK (Spanish Bit Saga, 15)" von Don Coldsmith

SONG OF THE ROCK (Spanish Bit Saga, 15)
SiColliervor 9 Monaten
Kurzmeinung: Eine Visionssuche entwickelt sich zum Abenteuer des Lebens.
Wenn der Mythos auf die Realität trifft

Nichts ist jemals so, wie wir dachten, daß es sein würde, daher tun wir, was wir müssen. (Seite 48)

 

Zum Inhalt (eigene Angabe)

Zehn Jahre nach dem Ende des Handels mit den Spaniern ist das Volk zwangsweise wieder zu den alten Gebräuchen zurückgekehrt. White Fox, der den Krieg in Santa Fé als Teenager selbst miterlebt hat, ist davon noch immer geprägt. So macht er sich auf eine traditionelle Visionssuche - ausgerechnet am Medicine Rock, dem Felsenabhang am Fluß, der schon mehrfach in der Serie eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Auf den ersten Blick erscheint die Visionssuche erfolgreich, auch wenn er eine Ahnung von etwas abgrundtief Bösem, das in der Nähe wohnen muß, erhalten hat, denn er hat den Biber als sein Schutztier erkannt - und das hilft ihm gleich und rettet ihm das Leben, als er unerwartet angegriffen wird. Von einer jungen Frau, wie er verwundert feststellt.
Nur knapp dem Tod entronnen, berät er sich zuhause mit dem alten Medizinmann Looks Far. Beide kommen zu dem Ergebnis, daß sich die junge Frau in tödlicher Gefahr befindet und Hilfe bedarf. So macht sich White Fox auf die Reise zurück zum Medicine Rock. Doch nichts entwickelt sich wie geplant. Bald geht es um Leben und Tod.

Dies ist Band 15 der 29-bändigen Spanish-Bit-Saga, von der nur die ersten 4 Bände auf Deutsch erschienen sind.

  

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.


Meine Meinung

Damals in der „Guten alten Zeit“ - wer kennt nicht diesen Ausdruck oder hat ihn nicht selbst bei der einen oder anderen Gelegenheit benutzt. Die Zeit, in der alles besser war, die Zeit, in der es Mythen und Legenden gab - die Zeit, die zu solchen geworden ist?! Doch was ist, wenn Mythen keine Mythen und Legenden keine Legenden sind? Doch dazu später.

Die Spanish-Bit Serie ist nun mit diesen fünfzehnten Band so weit fortgeschritten, daß es in der Welt der Elk Dog People in der Tat ein damals gibt, das bekannt ist und von Generation zu Generation tradiert wird (und welches idealerweise, zumindest in groben Zügen, der Leser kennen sollte). Wobei die Anfänge um Heads Off inzwischen im Dunkel der Geschichte versunken sind. Kein Wunder - sind seither doch einhundertfünfzig Jahre vergangen. Und doch lohnt es sich zurückzudenken -  wenigstens fünf Generationen, immerhin rund einhundertünfundzwanzig Jahre (vgl. Band 5 „Man of the Shadows“). An die Zeit des Winters 1565/1566, als Eagle verletzt und alleine in einer Felshöhle überwinterte und entgegen allen Erwartungen überlebte. Denn es müssen die selben Felsen sein, die hier eine wesentliche Rolle spielen, nicht nur als Ort der Handlung. Ob es tatsächlich der „Old Man“ von damals ist, der noch immer in den Felsen haust, auch wenn er sich nun „Small Fox“ nennt oder ob es ein anderer ist? Wer kann das schon so genau sagen, wenn hier möglicherweise der Trickster am Werk ist, um den Lebenden wieder einmal zu Hilfe zu eilen?!

Es mögen auch Erinnerungen an eine Zeit zwei Generationen früher auftauchen (um 1625), als Looks Far, der heute alte Medizinmann, noch jung war, die Blue Paints einfielen und alle, derer sie habhaft werden konnten, ermordeten, und er auf seine wohl gefährlichste Mission ging, von der das Überleben aller abhing. Wie wir wissen, war er erfolgreich - sonst gäbe es die Ereignisse dieses Bandes hier nicht (vgl. Band 8 „The Sacred Hills“). Es ist inzwischen also so, daß man den Roman (und auch die folgenden natürlich) zwar auch ohne die Kenntnis der Geschichte der Elk Dog People lesen kann, aber viele Anspielungen nicht verstehen wird, weil es hier wie im richtigen Leben ist: die Vergangenheit beeinflußt die Gegenwart und wirkt so fort in die Zukunft. 

Ähnlich wie seinerzeit beim „Old Man“ geht es hier Small Fox bei seiner „Hilfestellung“ nicht unbedingt um körperliches, sondern um geistiges Wachstum. Nicht jedem Übel ist mit Gewalt beizukommen, manchmal ist die einzige Möglichkeit, seinen Verstand zu gebrauchen und die Mittel des Geistes einzusetzen. Aber das muß gelernt - und vor allem erst einmal verstanden und akzeptiert werden.

Wie schon in früheren Büchern, gelingt es Don Coldsmith auch hier wieder, die Welt der Elk Dog People so treffend zu schildern, daß sie im Kopf zum Leben erwacht und die Figuren dermaßen real erscheinen, daß ich kaum glauben kann, daß sie der Fantasie des Autors entsprungen sind. In mancher Hinsicht hat mich dieses Buch auch an Vella Munns „Navajo Nights“ erinnert, denn dort wie hier wurde die reale Welt mit der Vorstellungswelt der Indianer auf eine Weise vermischt, daß man kaum noch unterscheiden kann, wo die eine Welt aufhört und die andere beginnt. Aber vielleicht sind es auch keine zwei sauber getrennten Welten, sondern sie sind in eine verwoben und man hat nur Mühe, das zu erkennen?

Mehr als ein Mal fragen sich White Fox und South Wind, die „Helden“ dieses Buches, wo diese Grenze verläuft, ob sie verrückt werden, sich etwas einbilden oder etwas tatsächlich erleben. Dem Leser wird es genau so ergehen, und so, wie die Figuren für sich die Antwort finden müssen, wird auch der Leser entscheiden müssen, ob die beiden verrückt sind, sie sich die Gefahren einbilden - oder ob es doch Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die (noch?) nicht restlos erklärbar sind.

 

Mein Fazit

Die Visionssuche von White Fox entwickelt sich völlig anders, als vorauszusehen war. Indem er einer jungen Frau helfen will, stehen beide einer dunklen Gefahr gegenüber, von der nicht klar ist, wie ihr zu begegnen ist. Coldsmith erweckt eine lange entschwundene Zeit, in der es zwischen Mythen und realer Welt noch eine Verbindung gab, anschaulich zum Leben. Wie kaum ein anderer schildert er die Welt, das Denken und Handeln der ursprünglichen Einwohner Amerikas, wie es damals (vermutlich/möglicherweise) war. Immer wieder einfach nur Großartig.

 

Originaltext

* = Nothing is ever just as we thought it would be, so we do what we must.

 

Cover des Buches Cherokee Rose (A Place to Call Home Book 1) (English Edition) (ISBN: B002PXFYII)

Bewertung zu "Cherokee Rose (A Place to Call Home Book 1) (English Edition)" von Crystal Lacy

Cherokee Rose (A Place to Call Home Book 1) (English Edition)
SiColliervor 10 Monaten
Kurzmeinung: Etliche Ungenauigkeiten und übermäßige Missionierung trüben leider die Lesefreude.
Der „Trail of Tears“ etwas schöngefärbt

„Chief Pathkiller, es ist meine Hoffnung, daß sowohl meine Frau als auch ich nicht mehr unter den Lebenden weilen werden, wenn diese furchtbaren Dinge geschehen werden.“* (Seite 78)


Zum Inhalt (eigene Angabe)

Das Buch beginnt um 1790, als die ersten im Buch auftauchenden Figuren geboren wurden, so daß deren Herkunft kurz erzählt wird. Die eigentliche Handlung setzt dann 1801 ein, als Rosie/Naya nach dem Tod ihrer Eltern von den Cherokee adoptiert wird. Als deren Tochter Cherokee Rose etwa achtzehn Jahre als ist, kommen die Hauptereignisse, um die sich die Handlung dreht, in Schwung: die Vertreibung und gewaltsame Umsiedlung der Cherokee ins Indian Territory im Winter 1838/1839 auf Grund des Indian Removal Act von 1830. Zusammen mit rund vierzehntausend anderen Cherokee muß sie den Weg der Tränen - den Trail of Tears gehen, an dessen Ende über viertausend Tote zu beklagen sein werden.

Einziger Lichtblick ist Lieutenant Britt Claiborne, dessen Großmutter eine Cherokee war. Im Rahmen seiner Möglichkeiten versucht er zu helfen. Dabei kommen sich Cherokee Rose und Britt Claiborne näher. Doch haben sie wirklich eine Zukunft, sollten sie überleben?

 

Meine Meinung

„Trail of Tears - Pfad der Tränen“ - wer je davon gehört oder gelesen hat, wird es wohl nie mehr vergessen können. Als ich auf diese Trilogie, deren erster Band sich eben damit beschäftigt, gestoßen bin, war mein Interesse geweckt. Nun, nach dem Auslesen, bin ich etwas zwiegespalten. Die Handlung an sich gefiel mir durchaus, die Geschichte gut und flüssig lesbar (abgesehen von manchen Dialogen, die ich etwas, hm, gestelzt und eher unglaubwürdig fand), der historische Verlauf im Großen und Ganzen richtig dargestellt. Aber im Einzelnen liegt dann das Problem.

Das fängt damit an, daß es im Jahr 1809 eher unwahrscheinlich war, das Kongreßmitglieder per Zug reisen konnten (vgl. S. 86) - die erste Eisenbahnstrecke in Nordamerika ging 1826 in Betrieb. Es gibt wohl weitere solche Ungereimtheiten; so wurde, wenn ich das richtig im Kopf behalten habe, am Stausee Chickamauga in Tennesse Rast gemacht - dumm nur, daß der Staudamm dazu erst im 20. Jahrhundert erbaut wurde, es damals diesen See also noch gar nicht gab; die Stadt Gatlinburg gab es zur Zeit, da sie im Buch vorkommt (1801, S. 23ff) ebenfalls noch gar nicht. Dergleichen gibt es noch mehr Ungereimtheiten. Zwar heißt es in der Titelei, daß dies ein Werk der Fiktion sei und historische Personen im Roman nicht unbedingt so sprachen und handelten, wie im Buch, doch wenn in einem Roman Fehler wie die Beschriebenen sind, untergräbt das die Glaubwürdigkeit insgesamt.

Was mich persönlich allerdings deutlich mehr gestört hat, war der missionarische Eifer des Buches. Ich habe schon etliche von Pastoren geschriebene Bücher gelesen, aber so aufdringlich wie hier fand ich es extrem selten bis noch nie. Zumal ich den Eindruck hatte, daß man da heutiges Denken und Reden in die Vergangenheit projiziert hat. Es ist immer wieder von „wiedergeborenen Christen“ die Rede. Ich bin mir nicht sicher, ob der Begriff zu der Zeit, in der die Handlung des Buches angesiedelt ist, schon dermaßen „inflationär“ verwendet wurde. Es wurde an einer Stelle im Buch (s. 270) ein Vers aus dem Buch Hiob zitiert, frei übersetzt „Der Herr hat gegeben - der Herr hat genommen. Gepriesen sei der Name des Herrn.“ (Hiob 1.21) Es gibt naturgemäß viele Tote in diesem Buch, aber daß so gut wie alle Anverwandten genau nach diesem Vorbild denken und handeln? In der Hinsicht ist das Buch voll von Hiobs - da sind die Autoren in ihrem Anliegen, einen christlich geprägten Roman zu schreiben, weit über das Ziel hinausgeschossen, denn dies wirkt auf mich völlig unglaubwürdig. Ich habe mich an Monumentalfilme erinnert gefühlt, die im alten Rom zur Zeit der Christenverfolgung spielen und alle freudig in die Arena des Colosseums getrieben werden.

Wenn man das Buch als evangelikale Predigt verstehen will, mag das noch angehen. Für einen historischen Roman erscheint mir eine solche Schreibweise jedoch nicht sonderlich angebracht, zumal ich - wenn man an all das Leid denkt, das die Cherokee seinerzeit erleiden mußten - eine solch klaglose Hinnahme (nach der Erkenntnis, daß die tote Ehefrau nun im Himmel ist, folgt augenblicklich die Freude und das Lob darüber) eher die große Ausnahme denn die Regel ist. Auch unter Christen. Es mag auch sein, daß der Begriff „Schamane“ die genaue („weiße“) Bezeichnung für einen Medizinmann eines Stammes ist, jedoch bezweifle ich, daß dieser Begriff innerhalb des Stammes oder gar vom Medizinmann selbst verwendet wurde.

Schließlich sei noch erwähnt, daß die Autoren die Historie etwas schöngefärbt haben. Die Cherokee erhielten eben keine Zeit zur Vorbereitung, die Soldaten stürmten ins Haus, enteigneten die Familien und gaben rund eine Stunde Zeit zu packen, was man mitnehmen wollte. Und manchmal nicht mal das - da blieb den Vertriebenen nur noch das, was sie auf dem Leib trugen. Es ging auch nicht sofort auf die Reise, viele mußten wochen- oder gar monatelang in Lagern, für die auch die Bezeichnung „Konzentrationslager“ auftaucht, dahin vegetieren. Von den etwa vierzehntausend betroffenen Cherokee sind etwa viertausend ums Leben gekommen, moderne Schätzungen sprechen auch von bis zu achttausend Toten, ein guter Teil davon schon den den Lagern. 

Nach so viel Negativem sei als Positives erwähnt, daß der prinzipielle Verlauf der Handlung den historischen Überlieferungen entspricht, wenngleich vieles verkürzt und sehr vereinfacht dargestellt, manches auch weggelassen wurde. Allerdings ist dies hier ein Roman, kein Sachbuch, da sei das verziehen. Übrigens scheint der im Buch vorkommende Pastor Layne Ward ein Vorbild im realen Leben mit Familiennamen Evans gehabt zu haben.

Gut war diese „Verkürzung“ sicherlich auch in der Darstellung des unsäglichen Leids, das die Menschen erdulden mußten. Die Grausamkeit der Soldaten und des Weges kommt zwar immer wieder durch, wird aber nicht groß ausgebreitet, so daß es für den Leser in erträglichem Rahmen bleibt. Die Reise selbst fand übrigens nicht, wie die Beschreibungen im Buch annehmen lassen würden, in einem einzigen langen Treck von rund vierzehntausend Cherokee statt, sondern John Ross hat Gruppen von rund tausend Menschen zusammengestellt, die sich dann gemeinsam auf den Weg machten. 

Am Ende bin ich wie gesagt, zwiegespalten. Selten habe ich an einem Roman so viel kritisiert wie hier, dennoch bereue ich es nicht, ihn gelesen zu haben. Denn trotz allem habe ich mich (so weit das bei so einem ernsten Thema geht) gut unterhalten gefühlt. Ich will auf jeden Fall wissen, wie es den Überlebenden des Trecks in der Zukunft ergeht, weshalb ich auch die beiden Folgebände lesen werde. Ob es dann allerdings zu weiteren Büchern der Autoren kommen wird (manche würden mich vom Thema her interessieren), ist eine ganz andere Frage.

 

Mein Fazit

 

Eine Roman über den Trail of Tears der Cherokee im Winter 1838/1839. Etliche Ungenauigkeiten und übermäßige Missionierung trüben leider die Lesefreude.

 

Originaltext

* = „Chief Pathkiller, it is my hope that both my wife and I will not be among the living when this horrible thing happens." (S. 78)


Zweieinhalb Sterne - macht mit gutem Willen aufgerundet deren drei.

 

 

Cover des Buches TRAIL FROM TAOS (The Spanish Bit Saga Book 14) (ISBN: 9780553287608)

Bewertung zu "TRAIL FROM TAOS (The Spanish Bit Saga Book 14)" von Don Coldsmith

TRAIL FROM TAOS (The Spanish Bit Saga Book 14)
SiColliervor 10 Monaten
Kurzmeinung: Heftige Kämpfe und Stoff zum Nachdenken - Coldsmith erweckt eine lange vergangene Zeit zum Leben.
Ein Sturm weht die alten Zeiten davon

Aiee, dachte Rote Feder. Kein Wunder, daß die Visionen so verschwommen sind. Die ganze Welt ist verrückt geworden.* (Seite 108)

 

Zum Inhalt (eigene Angabe)

Seit über zwanzig Jahren gibt es die jährliche Handelsreise nach Santa Fé. Doch dieses Jahr ist alles anders. Schon als die Gruppe im Pueblo von Blue Corn, dem Vater von Red Feathers Frau Moonflower, ankommt, ist die Stimmung seltsam angespannt. Drohendes Unheil liegt in der Luft, auch wenn man nicht so recht weiß, was kommen wird.

Aber das wird bald klar: in Santa Fé ist nichts mehr, wie es war. Nur der Händler Gutierrez ist unverändert, aber er warnt Red Feather vor den Spaniern. Es herrscht ein neuer Kommandeur, die Truppen sind andere, und die Padres „missionieren“ mit grausamer Härte. So kommt es, wie es kommen muß: Red Feather landet im Gefängnis.

Doch von außen naht weit größeres Ungemach: durch jahrzehntelange Unterdrückung hat sich ein großes Wutpotential bei den Pueblo-Indianern aufgestaut. Aus den friedlichen Bauern wurden haßerfüllte Krieger, die in großen Scharen Richtung Santa Fé ziehen. Die Konfrontation wird furchtbar.

 

Über den Autor

Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.

 

Meine Meinung

Den „Helden“ des Vorgängerbandes „The Flower in the Mountains“ habe ich am Ende meiner Rezension ein paar ruhige Jahre „vor dem Sturm“ gewünscht. Knapp zwanzig solcher Jahre waren ihnen vergönnt, doch nun bricht ein Orkan los, der so gewaltig ist, daß er es in die Geschichtsbücher geschafft hat. Zum ersten Mal griffen die an und für sich friedlichen Pueblo-Indianer zu den Waffen - der Pueblo-Aufstand des Jahrs 1680 ist Gegenstand dieses Bandes der „Spanish Bit Saga“. So tritt das Volk erstmals seit der Ankunft von Der-ohne-Kopf im Jahre 1540 aus dem Dunkel der Geschichte heraus ins Licht und wird in historischen Ereignissen sichtbar.

Jedenfalls hier im Buch, denn natürlich sind das Volk und seine Protagonisten fiktiv, aber erstmals werden sie hier in historische Ereignisse verwickelt, die tatsächlich stattgefunden haben. Im Pueblo-Aufstand von 1680 erlitten die Spanier eine vernichtende Niederlage und wurden für über zehn Jahre aus der Gegend zurück nach Mexiko vertrieben.

Doch von diesen weltgeschichtlichen Ereignissen weiß weder Red Feather noch die anderen seiner Reisegruppe etwas. Sie wollen einfach wie jedes Jahr nach Santa Fé, um Felle gegen Gebrauchsmaterialien einzutauschen. Blue Corn, sein Schwiegervater, warnt ihn, daß er dieses Jahr besser nicht reisen sollte, doch Red Feather versteht die Situation nicht. Wie sollte er auch, ist er doch das freie Leben auf den Plains gewöhnt und hat seit über zwanzig Jahren nur gute Erfahrungen mit den Spaniern gemacht. Doch die Welt hat sich in den vergangenen zwölf Monaten massiv verändert, das muß er leidvoll einsehen, als er mit seinem Sohn im Gefängnis landet - weil er ein Indianer ist.

Wie gewohnt, erzählt Coldsmith stringent in einer ausgewogenen Mischung von Handlung und Ruhe. Immer noch erstaunt es mich, wie gut es Coldsmith gelungen ist, auf knapp einhundertachtzig Seiten eine Geschichte auf eine Weise zu erzählen, daß ich das Gefühl habe, einen Vierhundertseiten-Roman gelesen zu haben. Kein Wort zu viel und kein Wort zu wenig.

Am Ende des Buches ist eine Welt untergegangen und für alle Beteiligten steht ein Neuanfang bevor. Red Feather wird in diese Turbulenzen hineingeworfen und steht dem Ganzen zunächst fassungslos gegenüber. Sehr gut kam für mich durch, wie ihn alles verwirrte, weil es allem widersprach, was er bisher erlebt und gewußt hatte. Es prallen mit Härte die Welt der Spanier und der Indianer aufeinander - unser Held muß erstmals erleben, daß Traditionen nichts gelten, daß man mit manchen Menschen nicht reden kann, daß sich Dinge auf eine Weise verändern, wie man sie sich niemals hätte vorstellen können. (Eine Beschreibung, wie sie auf unsere heutigen Tage fast genau so zutrifft.)

Ich hatte bewußt einige Zeit seit dem Lesen des Vorgängerbuches vergehen lassen, denn auf Grund des Klappenextes schwante mir schon, daß sich auch für das Volk die Welt und die Bedingungen verändern werden. Wie man aus den Geschichtsbüchern weiß, nicht zum Guten. Wenn ich mir die Geschichte der Indianerkriege so ansehe, dauert es wohl noch eine Weile, bis diese auch auf den Plains so „richtig“ losgehen, doch ob nach diesen ersten Erschütterungen ein nahezu unbesorgtes Leben wie zuvor möglich ist, wird sich in den nächsten Bänden zeigen. Denn, wie stellt Red Feather so richtig fest: „Onkel,“ sagte er ruhig, “du hast recht. Diese sind schlechte Zeiten.“** (S. 11)

 

Mein Fazit

Die Welt des Volkes verändert sich - und nicht unbedingt zum Besseren. Im Konflikt mit den Spaniern wird die eigene Lebensweise infrage gestellt. Heftige Kämpfe und Stoff zum Nachdenken - Coldsmith erweckt eine lange vergangene Zeit zum Leben.

 

Originaltexte

* = Aiee, thought Red Feather. No wonder that the visions are confused. The whole world has gone mad.

** = „Uncle,“ he said quietly, „you are right. These are evil times.“

 

 

Cover des Buches Love is on the Air (ISBN: 9783961400997)

Bewertung zu "Love is on the Air" von Denise Hunter

Love is on the Air
SiColliervor einem Jahr
Kurzmeinung: Schwierige Themen in einer gut erzählten Geschichte - lesenswert.
Wenn ein Irrtum zum guten Ende führt

Allen tat es so leid. Jeder bot ihr Hilfe an. Jeder wollte für sie beten. Sie hatte bisher nicht gewusst, wie leer solche Worthülsen waren. (Seite 175)

 

Meine Meinung

Es ist einige Zeit her, daß ich die ersten beiden Romane der Blue Ridge Serie gelesen habe; Zeit also für die restlichen beiden. Nachdem ich die Vorgänger nochmals gelesen hatte, kam ich hier gut in der Geschichte an, zumal diese nur kurze Zeit nach den Ereignissen von „Der Duft von Pfirsichen“ einsetzt. Nachdem Bradys Schwester Zoe ihre Probleme geklärt hatte, sind nun seine an der Reihe. Und die kommen aus einer ganz anderen Richtung, als er je vermutet hätte. Von seiner Schwägerin Heather wird er gewarnt, daß Audreys Eltern das Sorgerecht für seinen wenige Monate alten Sohn beantragt haben. Zudem sei er gar nicht der leibliche Vater des Babys. Damit wird eine Entwicklung in Gang gesetzt, die keiner der Beteiligten zu diesem Zeitpunkt auch nur geahnt hätte.

Bradys alte Freundin Hope hilft ihm bei der Betreuung Sams; als der Anwalt einen Ring an ihrem Finger sieht und diesen für einen Verlobungsring hält, scheint sich alles zum Guten zu wenden: wenn es denn eine Verlobung wäre. Und noch besser wäre es natürlich, wenn sie zum Zeitpunkt des endgültigen Gerichtsentscheides schon verheiratet wären.

Dumm nur, daß es sich um einen Irrtum handelt. Aber was wäre, wenn es kein Irrtum wäre? Brady und Hope also eine Vernunftbeziehung eingingen, die in eine Vernunftehe münden würde, die ihm das Sorgerecht für Sam und ihr eine Familie ohne emotionale Bindung brächte? Dann wären doch alle zufrieden - oder nicht? Gesagt, getan. Aber so einfach ist das Leben halt nicht.

Von Vorteil ist es, den direkten Vorgängerband zu kennen, da für die Handlung hier wesentliche Dinge zwar an passender Stelle eingeflochten werden, aber manches halt doch besser verständlich ist, wenn man die Vorgeschichte kennt. 

Auch hier fiel mir wieder die für meine Begriffe im ganzen Buch durchgehaltene Realitätsnähe auf, wenn man daran denkt, daß das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist. Das ist mit einer der Gründe, weshalb ich die Bücher der Autorin so gerne lese - Handlung wie Figuren geben nicht das Gefühl, als ob sie in einer „christlichen Blase“ angesiedelt wären, sondern es fühlt sich an „wie aus dem richtigen Leben“

Wie bei der Autorin zu erwarten, plätschert die Handlung des Buches nicht einfach so bis zum glücklichen Ende dahin, sondern es gibt Probleme, deren nicht zu wenige und vor allem nicht zu wenig gewichtige zu meistern. Dieses Mal waren mir deren fast etwas zu viele, obwohl es sich alles folgerichtig entwickelt hat. Eines ergibt das Nächste, lange Verdrängtes aus der Vergangenheit wird plötzlich aus dem Dornröschenschlaf geweckt und drängt an die Oberfläche, wo es ungeahnte Entwicklungen und Folgen zeitigt und die Schwierigkeiten letztlich aus einer Ecke kommen, aus der man sie eigentlich nicht erwartet hat. Mit anderen Worten: auch wenn man annehmen darf, daß es am Ende irgendwie gut ausgehen wird, ist der Weg dorthin eher mit Dornen denn mit Rosen gepflastert. Wie so oft im „richtigen Leben“ eben auch.

Im Vergleich zum direkten Vorgängerband hat mir dieser besser gefallen, was auch mit am Fehlen einer so bösen Figur wie Kyle gelegen hat. Am Ende habe ich das Buch zufrieden geschlossen und freue mich auf den Abschlußband der Reihe.

 

Mein Fazit

Wieder hat es die Autorin geschafft, auch schwierige Themen in eine gut erzählte Geschichte zu verpacken, die mir neben schönen Lesestunden auch etliche Anstöße zum Nachdenken bereitet hat.



Bewertung eigentlich 4,5 Sterne ergibt aufgerundet eben 5

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