... das sind die drei Werte, die von Autorin Vanessa Walder hier hochgehalten und von allen Seiten beschnüffelt werden. Dabei wählt sie einen Weg, der mir im Traum nicht einfallen würde: Sie betrachtet diese fundamentalen Themen aus der Tierperspektive. Was ihre philosophischen Überlegungen auf kindlich-naives Niveau runterbricht, ohne dass dabei Anspruch und Weisheit verloren gingen. Ein kleines Kunststück für sich.
Dass sie sich bei der Prämisse eifrig beim Dschungelbuch bedient hat, stört wohl keinen. Die großen Themen der Menschheit sind nun mal zwangsläufig auch die, die schon behandelt wurden. Auf das Wie kommt es an und das ist hier neu und liebevoll und unaufdringlich und überraschend.
Denn ja: Wir Erwachsenen wissen, welche Hauptfigur wir hier serviert bekommen, doch welchen Weg der Kleine gehen muss und zu welchem Ziel er gelangen wird, das bleibt auch für uns lange offen und ist dann gleichzeitig überraschend und vollkommen logisch wie es nur in den perfekt inszenierten Geschichten sein kann.
Was prägt uns mehr, was macht uns aus? Die Gene oder die Umgebung? Was ist wichtiger Blut oder Herz? Sicherheit oder Freiheit? Muss man sich sagen lassen, wer Freund und wer Feind ist oder darf man alles neu definieren? Muss man Ende vielleicht sogar alle Regeln brechen (und Zäune überspringen), um festzustellen, wer wir sind und was wirklich zählt?
Bei alldem ist "Das wilde Määäh" ein lustiges, liebevolles Kinderbuch voll ulkiger Charaktere und unwahrscheinlicher Helden. Ohne dass es Gewalt oder böser Mächte bedarf, ist die Geschichte immer spannend, aber nie gruselig oder zu aufregend für Kinder ab 8 Jahren. Zum Vorlesen vielleicht etwas früher, aber dann geht vermutlich eine Ebene verloren.
Ein kleines Meisterwerk!
Puh, hier hagelt es ja richtig negative Bewertungen, für die eigentlich weder das Buch noch die Autorin etwas kann. Nein, eine Geschichte von Land und Meer ist keine Liebesgeschichte, aber es ist eine Geschichte über die Liebe und etwas anderes behauptet die Autorin nicht. Ich sehe auch keinen fröhlichen Cover. Im Gegenteil: Die Frau in der Silhouette stützt die Arme in den Rücken, als hätte sie die ganze Zeit schwer getragen und nun Schmerzen. Die Stimmung wirkt wie kurz vor einem heftigen Gewitter. Und das ist eigentlich das, was das Buch erzählt. Familiengeschichten, Bande, Liebesgeschichten, Geschichte an sich. Vor, nach, während Gewittern. Dass der Klappentext missverständlich ist, hat der Verlag zu verantworten. Aber das heißt nicht, dass hier kein sprachlich schöner Roman vorliegt mit einer Handlung, die zu packen weiß. Vielleicht mögen einige hier ihre harschen Wertungen überdenken?
