Ich lese vor allem Bücher aus den Genres Fantasy, Mystery oder Krimi. Hin und wieder aber beschließe ich, nach Bücher aus anderen Genres zu greifen.
„Die Liebeserklärung“ war eines dieser Bücher.
Das Cover hat mich, abgesehen von der Farbe, nicht wirklich angesprochen – die Personen auf dem Cover waren mir nichtssagend und die überdimensionale Titel- und Autorkarte sieht ebenfalls für mich sonderbar aus. Der Inhalt hingegen hat mein Interesse sehr geweckt.
Corentin ist 27 Jahre alt und arbeitet gemeinsam mit seinem Patenonkel Yvan als Hochzeitsfilmer. Sie begleiten das Ehepaar an ihrem großen Tag und fangen alles mit ihren Kameras ein, was besonders erinnerungsträchtig für die beiden sein könnte. Eines Tages begleitet Corentin eine Frau namens Aline an ihrem großen Tag und hilft ihr bei einer ganz besonderen Überraschung für ihren frisch angetrauten Ehemann: Eine Liebeserklärung vor laufender Kamera! Von Alines Tat beeindruckt, beschließt Corentin andere Menschen auch dazu zu bringen, vor laufender Kamera so ehrlich wie nur möglich zu sein. Nebenbei versucht Corentin, sein eigenes Leben auf die Reihe zu bekommen, herauszufinden, wer er ist und was er will, und jemanden zu finden, den er mit vollem Herzen lieben kann.
Der Inhalt klingt unheimlich gut – ich bin noch nie über so eine Idee gestolpert. Ein Buch über Hochzeitsfilmer und Geständnisse vor der Kamera? Fürchterlich originell.
Kaum hatte ich das Buch letztendlich in der Hand, habe ich auch schon hineingeblättert. Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen und war sofort zutiefst überrascht vom Schreibstil des Autors.
Blondel erzählt knapp (das Buch ist zudem unheimlich dünn (159 Seiten)), schafft es aber trotz dessen eine wundervolle Atmosphäre voller Witz und Wärme zu erschaffen.
Auf gerade einmal 159 Seiten hat es Blondel geschafft, zahlreiche Hochzeiten und Charaktere unterzubringen – und keiner gleich der anderen. Das ist der Punkte, den ich wirklich sehr, sehr gerne an dem Roman mochte.
Jedes Brautpaar hat eine andere Sicht auf Hochzeit, auf das zukünftige Familienleben, auf Pflichten gegenüber seiner Familie und seinem Partner. Jede Hochzeit, jedes Brautpaar zeigt die unterschiedlichen Facetten der Eheschließung auf.
Aline Dulong und Christophe Célesta – sie heiraten nur wegen Christophes Eltern, insbesondere aufgrund seiner Mutter, Catherine, welche das ganze Geschehen fest in ihren Händen hält. Das eigentliche Brautpaar ist eher schüchtern und zurückhaltend und lässt sich von Catherines Anweisungen treiben. Nichtsdestotrotz sind die beiden unglaublich süß, was man aus Alines Liebeserklärung entnehmen kann.
„So sind wir zwei nun mal, Christophe. Wir sind diese Art von Pärchen. Das Pärchen, das keine Aufmerksamkeit erregt. Das Pärchen, von dem man sich fragt, ob es da war oder nicht. Aber weißt du was? Das kann uns egal sein.“
Laurence Martin und Laurent Martin – auf deren Hochzeit sitzt Corentin am „Tisch der Ausgestoßenen“, welcher sich aus den Gästen zusammensetzt, die man nur aufgrund von Nettigkeit und Zwang eingeladen hat. Zwei zusammenlebende Frauen, ein Muslime, eine stark schwitzende Frau, ein Mann, der aussieht wie eine Kreuzung aus Spitzmaus und Bisamratte. Und natürlich Yvan und Corentin, die Hochzeitsfilmer, die da sind, aber weder zur Familie oder zu Freunden gehören. Zudem begleitet Corentin, der aufgrund seiner sanften, stillen Art und Weise in meinen Augen ein wirklich sympathischer Protagonist ist, jemanden auf einen nächtlichen Spaziergang und beweist, wie sympathisch er doch ist. Corentin ist eine wirklich gute, liebenswürdige Person, obwohl er sich verloren durch das Leben bewegt.
„Alle haben mir Druck gemacht. Eine komische Sache, so eine Heirat. Fast wie ein Sturm.“
Fanny und Lise – ein homosexuelles Paar, welches sich in dem kleinen Dorf trauen lässt, in dem das Buch spielt. Ihre Hochzeit zeigt, die Homophobie mancher Menschen, insbesondere von denen, die in Dörfern wohnen. Und erneut beweist Corentin, dass er eine herzensgute Person ist. Zudem hebt sich diese Hochzeit von den anderen darin ab, dass sie eher unkonventionell ist. Und zwar nicht nur wegen des Brautpaares, sondern wegen der lockeren Atmosphäre und der fehlenden Ketten.
„Fannys Hand an Lises Wange. Fannys Kuss auf Lises Schulter. Alles ist in Corentins Kamera festgehalten.“
Anne Lecouseur und Luc Giret – ein schräges Paar (sie, die ordentliche Naturwissenschaftlerin; er, der Hippie (zumindest zu Schulzeiten)), das schon seit sehr langem zusammen ist und sogar schon vier Kinder zusammen hat. Ihrer Kinder zuliebe, entschließen sich die beiden nach all den Jahren, endlich zu heiraten, aber nur standesamtlich.
„Und spießbürgerlich, tja, mein Guter, das sind wir inzwischen geworden.“
Angélique Deleurs und Sébastien Erlanger – ein Paar, das den jeweils anderen so akzeptiert wie er/sie ist. Sébastien schneidet oft rassistische Themen an, was Angélique nicht gutheißt. Trotz allem liebt sie ihn, weil sie ganz genau weiß, dass sein Rassismus keiner grundlegend bösen Quelle entsprungen ist.
„Na ja, das Leben muss weitergehen, nicht wahr? Wenn auch vielleicht in eine falsche Richtung. Und außerdem mache mir keine Illusionen, wissen Sie.“
Zwischen all diesen Hochzeiten befinden sich die Geständnisse derer, die Corentin dazu bewegen kann, vor seiner Kamera zu sprechen. Diese Geständnisse richten sich alle an Corentin und helfen ihm dabei, sein inneres Chaos zu richten.
Im Großen und Ganzen mag ich Die Liebeserklärung wirklich sehr gerne. Es ist ein wunderschönes Buch voller süßer Stellen, mit einem wundervollen Protagonisten und einer unglaublichen Tiefe. Es ist ein Buch, welches die zahlreiche Facetten von Liebe und Hochzeit aufzeigt. Es ist ein Buch, das den Weg zum Finden seiner eigenen Persönlichkeit und Liebe aufzeigt.
Mir hat das Buch bis auf das Ende sehr gefallen. Ich fand, dass das Ende wie aus dem Nichts kam und einen Teil des Zaubers des Buches nahm.
Bis auf das enttäuschende Ende, welches dem Buch seinen 5.Stern gekostet hat, finde ich, dass Die Liebeserklärung ein wunderschönes, süßes Buch ist, welches ich nur weiterempfehlen kann.