Sonoel
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Sonoels Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Das Geheimnis des Frühlings" von Marina Fiorato
Bewertung zu "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende
Bewertung zu "Die Pfeiler des Glaubens" von Ildefonso Falcones
"Die Pfeiler des Glaubens" ist eine akribische und gefühlsbetonte Darstellung des Lebens eines Mauren zur Zeit der Maurenaufstände und schließlich der Vertreibung derselben durch die Christen in der Zeit des 16./17. Jahrhunderts.
Protagonist ist der junge Bastard aus der Vergewaltigung einer Maurin durch einen Priester, Hernando Ruiz. Gebrandmarkt durch die auffallenden blauen Augen des Priesters, hat dieser ein schweres Leben in seiner Gemeinde und besonders mit seinem Stiefvater. Während die Mauren ihn als "Nazarener" beschimpfen, sehen die Christen in ihm eine christliche Seele in den Fängen seiner maurischen Umgebung, und bemühen sich besonders um seine religiöse Erziehung, was wiederum sein Leben mit den Mauren nicht einfacher macht.
Als die Unterdrückung der zwangsbekehrten Mauren, der "Neuchristen" durch die "Altchristen" immer schlimmer wird, schließen sich Rebellen mit Bergräubern, den Monfies, zusammen, und starten eine bewaffnete Revolte. Als für die Versorgung und den Transport der Beute wichtig werden auch der junge Maultiertreiber Hernando und sein Stiefvater Ibrahim mit einbezogen und lernen die Schrecken, aber auch Verlockungen der Aufstiegsmöglichkeiten im Krieg kennen. Dieser Krieg bringt Hernando die Begegnungen mit zwei Mädchen: mit der jungen Christin Isabel, und mit der Maurin Fatima. Und der Krieg stellt ihn immer wieder vor die Wahl, seinen Feinden und denen seines Volkes zu verzeihen und zu helfen, oder sich an ihnen zu rächen; auf seine Herkunft zu hören oder auf sein Gewissen. Die Kluft zwischen den Religionen zu vertiefen oder zu versuchen, sie zu glätten.
Dabei beschreibt der Roman sein ganzes Leben vom jungen Mann bis zum Greis Hernandos gesamtes Leben und seine Arbeit im Konflikt zwischen den beiden Religionen.
Obwohl wegen seiner Länge und des inhaltlichen Umfangs (hier wird schließlich ein ganzes Leben dargestellt!) eindeutig keine Lektüre für zwischendurch, hat dieses Buch es doch geschafft, mich über Tage hinweg zu beschäftigen und nicht mehr loszulassen.
Die Figuren sind glaubhaft dargestellt und verändern sich sehr durch ihr Älterwerden, die Erfahrungen die sie machen und den Einfluss, die andere auf sie nehmen. Sie sind glaubhaft und sehr menschlich. Auch Hernando hat Fehler, und diese machen es dem Leser umso leichter, sich in ihn hineinzuversetzen. Hin- und hergerissen zwischen seiner religiösen Pflicht und den Notwendigkeiten, sich selbst und seine Familie zu retten und ein besseres Leben zu ermöglichen, zwischen seinen Pflichten und seinen persönlichen Wünschen, versucht Hernando, den bestmöglichen Weg zu finden - und macht damit nicht selten Fehler. Diese machen seinen Charakter umso liebenswerter.
Dasselbe gilt für seine Familie und Freunde, für Widersacher und zeitweilige Mitstreiter. Lediglich die Darstellung der Christen gerät manchmal etwas zu einseitig.
Die historische und geografische Welt, in der sich dieser Roman bewegt, ist bunt und detailverliebt beschrieben, das Leben der Menschen verschiedener Klassen in Spanien wird lebendig dargestellt. Ich persönlich liebe Bücher, in denen ich völlig versinken kann und deren Situationen mich auch dann nicht loslassen, wenn ich grade nicht das Buch vor der Nase habe - und dieses Buch war eindeutig so eines. Der Autor legt besonderen Wert auf die Architektur (auch der Buchtitel bezieht sich darauf, auf die Architektur der von den Christen annektierten ehemaligen Moschee in Cordoba), auf die geschichtlichen Hintergründe der politischen Diskussionen zwischen krichlichen und weltlichen Mächten zum Umgang mit den immer noch als Ketzer betrachteten "Neuchristen", und auf - die Pferdezucht der Andalusier. Grade diese Vertiefung der für die Hauptstory "Mauren gegen Christen" eigentlich nicht notwendigen Geschichte Spaniens hat mir das Buch umso glaubhafter gemacht.
Die einzige Kritik an diesem Buch - obwohl man es nicht wirklich Kritik nennen kann, eher eine Warnung - es ist wirklich keine leichte Kost. Nichts für gemütliche romatische Stunden vor dem Kamin. Jemand, der nur bei Happy Ends wirklich glücklich ist, wird dieses Buch nach einem Kapitel schon aus der Hand legen! Dieses Buch ist schonungslos und beschönigt nichts. Beide Seiten des Krieges sind grausam (wobei die Christen als Herrscher mehr Gelegenheit haben, diese Grausamkeit auszuleben), und das wird auch ausgiebig geschildert, niemand ist fehler- oder sündenfrei. Es folgt für Hernando ein Schicksalsschlag nach dem anderen, nie ist er wirklich sicher.
Wer ein herzerwärmendes Buch lesen will, lässt hiervon die Finger. Wer ein Buch lesen möchte, das etwas für den Kopf bietet, ein bisher wenig beleuchtetes Kapitel der europäischen Geschichte kennenlernen will, über die menschliche Natur nachdenken will und damit leben kann, dass Menschen nunmal grausam zueinander sein können - der ist mit diesem Buch richtig beraten.
Bewertung zu "Diablo / Der Sündenkrieg" von Richard A Knaak
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- 23.10.1990