Bewertung zu "80 Days - Die Farbe der Lust" von Vina Jackson
Summer, Violinistin aus Leideschaft begiebt sich auf ein erotisches Abenteuer mit dem geheimnisvollen Dominik. Sie findet sich schnell in entsprechenden Etablissements wieder und wird in eine dunkle, fremde Welt voller Erotik gelockt. Als ihre Violine beschädigt wird, bietet Dominik ihr an ihr eine neue zur Verfügung zu stellen unter der Bedingung, dass sie sich um ein privates Konzert bemühen soll. Nackt...
Meine Meinung
Ähnlich wie Shades of Grey spaltet dieses Werk die Leserschaft und ich gehöre definitiv zu denen, die mit diesem Buch leider so gar nichts anfangen konnten. Außer dem Genre sehe ich zwischen den Büchern, die unweigerlich miteinander verglichen werden, keine Parallelen. Im Gegenteil empfand ich das Buch als aufgesetzt. Während des Lesens hatte ich permanent, dass Gefühl die Autorin möchte jede skandalöse oder anrüchige Szenerie übertrumpfen. Shades of Grey empfand ich zu keiner Zeit als reine Pornographie, ganz gleich wie viele intime Szenen aus der Trilogie hervorgingen. Neben den Sexszenen war man um wahrhaftige Gefühle der Protagonisten zueinander bemüht.
Hier allerdings geht es den Protagonisten lediglich um die Befriedigung ihrer Lust, die sich teilweise animalischer Widerwärtigkeit erfreute. Summer ist eine junge, selbstbewusste Frau, die ihre Sexualität genießt und vollends auslebt. An und für sich etwas, das ich absolut befürworte. Jedoch erschien mir Summer ohne jegliches Gefühl von Würde. Wie jemand solche Dinge mit sich machen lässt und diese auch noch genießt und als anregend empfindet, erschließt sich mir nicht. Ich bin dem Buch optimistisch entgegengekommen und habe immer versucht Beweggründe nachzuvollziehen. Hier jedoch ist mir dies nicht gelungen.
Summer erschien mir zu Beginn als absolut sympatisch, weil sie auf mich einen stolzen, freien und unabhängigen Eindruck machte. Jedoch wird dies durch ihre späteren Taten total in den Hintergrund gestellt. Ich hatte den Eindruck zwei völlig verschiedene Persönlichkeiten vor mir zu haben. Ihre beste Freundin ist ebenfalls ein sehr freigiebiger Mensch, der sich seiner sexuellen Anziehung durchaus bewusst ist. Ihre Freundschaft (wenn man dieses Wort überhaupt für angemessen hält) beruht auf Neid und Missgunst. Auch das Verhältnis, dass Domenik und sie anfangen ist für mich nicht nachvollziehbar. Wer solche Freunde hat, dem wird es an Feinden nicht mangeln.
Domenik, dessen Name überaus zutreffend ist, hat mich zutiefst angewidert, was nur der Tatsache zu verschulden ist, dass er Summer vielmehr auf ihre weiblichen Reize reduziert. Von echten Gefühlen ist weit und breit keine Spur, hier geht es nur darum sich seiner sexuellen Lust zu erfreuen. Der Schreibstil, der mehrfach in Rezensionen gelobt wurde, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Aufgrund des Genres konnte man bereits davon ausgehen, dass auf zärtliche Umschmeichelungen verzichtet wird. Da ich also darauf eingestellt war, konnte auch das mich nicht aus der Ruhe bringen, nur finde ich, dass die Sexszenen in dem vorhandenen sprachlichen Rahmen der Vugärsprache total untergegangen sind.
Wenn eine Sexszene aus 4 Sätzen besteht, lässt sich das Geschehen für den Leser leider nicht wirklich erschließen. Doch wirklich wütend gemacht hat mich nur die Tatsache, dass von Gefühlen nie die Rede war. Selbstverständlich bin ich mir des Genres bewusst und war auch darauf vorbereitet, dass ich nicht mit Herzchen und Blümchen rechnen kann. Doch ist es zuviel verlangt, dass Menschen, die auf so vielerlei Arten miteinander intim werden, Empfindungen füreinander haben? Eine der Sexszenen bei der Summer sich dann in einer ihr neuen Rolle wiederfindet, hat mir den Rest gegeben.
Mein persönliches Fazit
80 days ist Pornographie. Wer sich dieser Tatsache bewusst, auf das Schlimmste gefasst ist und es dennoch lesen möchte, soll es nach belieben tun. In diesem Fall kann ich allerdings keine Empfehlung aussprechen. Die Sexszenen waren mit zu undetailliert. Mir, als Leser, war ein Nachempfinden durch den Schreibstil rein gar nicht möglich.