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Spacerider

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Wissenschaft von Mittelerde (ISBN: 9783806245141)

Bewertung zu "Die Wissenschaft von Mittelerde" von Jean-Sébastien Steyer

Die Wissenschaft von Mittelerde
Spaceridervor einem Jahr
Für sprachgewandte Tolkien-Hardcore Fans mit einem breiten Allgemeinwissen

Erster Eindruck

Wenn man das Buch in der Hand hält, macht es echt was her, die Haptik ist toll. Es ist groß, schwer und sieht sehr edel aus. Auch ein erster Blick ins Buch ist vielversprechend. Die Gestaltung der einzelnen Unterkapitel ist ganz im Stil von Tolkien, mit einem Initial (schmückender Anfangsbuchstabe) am Anfang eines jeden Kapitels. Viele schöne Zeichnungen bereichern das Buch. Und auch die Kapitelübersicht am Anfang des Buches ist viel versprechend - was ich schon immer über Tolkien und Mittelerde wissen wollte.


Einleitung

Es heißt auf Seite 7 „… möchten wir mit einem gut lesbaren Werk einer breiten Öffentlichkeit Wissensinhalte nahebringen.“. Das hört sich gut an und stimmt mich positiv, dass das gar so wissenschaftliche Buch einer breiten Öffentlichkeit auf leichte Weise dargestellt werden soll. Dieser Eindruck soll sich aber bald ändern. Ich empfinde den Stil und die Schreibweise alles andere als einfach. Viele Wörter werden verwendet, die sich nicht in meinem alltäglichen Wortschatz befinden und die ich nachschlagen muss:

Eskapaistisch, Kohärenz, Paläontologie, Wissenschaftlicher Materialismus, narrativ, evozieren, Faksimile … um nur mal einige zu nennen.

Aber auch die Schreibweise ist nicht unbedingt einfach. Viele Passagen habe ich mehrfach gelesen, in der Bemühung sie zu verstehen.


Nach der Einleitung bin ich erstmal erschlagen, das ist definitiv kein Buch zum mal eben Lesen. Man muss voll bei der Sache sein und sich konzentrieren, aber nicht nur dass, wie sich heraus stellt, verlangt das Buch auch ein gewisses Hintergrundwissen zu Tolkien und seinen Büchern und eine fundierte Allgemeinbildung, wenn man nicht alles nachschlagen und sich ständig verlieren möchte.


Das Buch

Wir erfahren auf jeden Fall viel zu der Person Tolkien.
Tolkien hat der damaligen Zeit entsprechend eine Ausbildung, ein Studium genossen, dass sehr vom Studium und Erlernen von Sprachen geprägt war, was wiederum auch einen großen Einfluss auf ihn und seine Liebe zu Sprachen und deren Erfindung hatte. Er hat sehr viele Sprachen gesprochen und Sprachen so sehr geliebt, dass er selbst etliche Sprachen erfunden hat. Er hat sogar erst die Sprachen erfunden und dann seine Geschichten drum herum, getreu dem Motto, am Anfang stand das Wort.
Wir erfahren auch, wie und wo Tolkien aufgewachsen ist und wer seine Wegbegleiter waren.


Aber noch mal zurück zum Aufbau des Buches.
Das Buch ist in 6 große Teile eingeteilt und jeder dieser Teile hat viele Unterkapiteln (siehe Fotos)

1 Der Aufbau einer eigenen Welt

2 Verankerung in Raum und Zeit

3 Ein komplexes Umfeld

4 Großartige Lebenswelten

5 Erstaunliche Charaktere

6 Ein fantastisches Bestiarium


Insgesamt 36 Autoren waren an diesem Werk beteiligt, wenn ich richtig gezählt habe. Jeder dieser Autoren hat seinen eigenen Schwerpunkt und seinen eigenen Schreibstil. Einen gewissen Anspruch hat das Buch durchgehend, aber während sich mir manche Autoren fast gar nicht erschließen, weil sie zu viele Fremdwörter und Fachausdrücke verwenden und einfach zu kompliziert schreiben, fällt mir dies bei anderen Autoren einfacher. Klar, so ein wissenschaftliches Werk kommt nicht ohne Fachausdrücke aus, aber es fällt auf, dass es einigen Autoren gelingt, diese zu verwenden und ganz beiläufig zu erklären, ohne dass der Lesefluss gestoppt wird.


Nach der Lektüre dieses Buches bin ich restlos davon überzeugt, das Tolkien ein Sprach- und ein Universalgenie war. Er war bewandert in Geschichte, Mythologie, Geologie, Botanik, Chemie etc. etc.
Er hat seine Welt so detailliert und in sich schlüssig aufgebaut, dass es sich viele Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht haben, diese seine Welt zu erforschen und zu belegen bzw. zu widerlegen, als wenn es sich dabei um eine real existierende Welt handeln würde. Da wird über die großen, behaarten Hobbitfüße diskutiert und wie diese möglich sind oder wie Zwerge über 400 Jahre alt werden können und wie sie sich evolutionsmäßig entwickeln konnten.
Ja, es ist wunderbar, wenn seine Welt so detailliert, komplex und in sich so schlüssig ist, dass sie keine Widersprüche aufweist, aber es ist eine Fantasiewelt, die hier und da Bezüge zu unsere Welt hat, oder besser gesagt durch unsere Welt inspiriert wurde, aber es ist meiner Meinung nach eine Fantasiewelt, in der nicht alles wissenschaftlich erklärbar sein muss.


Abschließend sei noch zu sagen, ich habe auch etwas zum Buch recherchiert, es ist aus dem Französischen übersetzt. Das Buch ist nicht ganz neu, es ist schon aus dem Jahre 2019. Ja, es ist natürlich nicht „alt“, aber es hat schon einige Zeit gebraucht, diesen Schinken zu übersetzen, was mich nicht wundert. Was mich allerdings wundert, ist der enorme Preisunterschied. In Frankreich bei Amazon kostet das Buch im Original 35 Euro und als Taschenbuch ist es sogar für 11 Euro erhältlich. Ein Blick in die gebundene französische Version zeigt, dass es mit der deutschen Ausgabe identisch ist von der Aufmachung. Ab Juli 2023 soll das Buch in Deutschland 70 Euro kosten, das empfinde ich als eine Menge Geld gegenüber dem französischen Original, zumal es kein Bildband ist.


Fazit

Für wen ist dieses Buch gedacht?
Ich denke für richtige Tolkien-Fans, die auch die Bücher gelesen haben und sich durch die Lektüre seiner Werke hinreichend mit ihm und seiner Welt beschäftigt haben.
Für reine Filmfans ist das Buch meiner Meinung nach nicht so geeignet. Die Filme sind in meinen Augen nicht wirklich Tolkien, sie sind eine Interpretation und eine Sichtweise der Filmindustrie auf den Herrn der Ringe und den Hobbit, ohne dass Tolkien diese Filme absegnen konnte.
Man muss sich bei dem Buch darauf einstellen, dass es keine leichte Kost ist und es kein Buch ist, was man in einem Rutsch durchliest. Hier und da hätte ich mir mehr Skizzen und Bilder gewünscht.
Und was mich auch ein wenig stört, dass es hochwissenschaftlich ist. Tolkien hat aber eine Fantasiewelt erschaffen und da muss man nicht alles wissenschaftlich belegen oder zerlegen.

Es ist aber ein Buch, was uns einen tieferen Einblick zu der Person Tolkien und seinen Werken gibt und von daher sicher eine Bereicherung für den geneigten Leser.

Cover des Buches This Charming Man (ISBN: 9783847901167)

Bewertung zu "This Charming Man" von CK McDonnell

This Charming Man
Spaceridervor einem Jahr
Sind Vampire nur ein Mythos oder gibt es sie wirklich?

Das etablierte Team der „Stranger Times“ ist zurück, bestehend aus Ronnie, Ox, Hannah, Grace, Stella und dem stets fluchenden, saufenden und qualmenden Boss Banecroft. Gemeinsam versuchen sie ihre wöchentliche Zeitung heraus zu bringen, die sich mit allem anderen als normalen Nachrichten beschäftigt, kurzum, sie berichten über alles, über das andere Zeitungen nicht berichten, schlichtweg, weil es diese Dinge nicht gibt, nicht geben kann. Insbesondere Hannah steht Inspector Tom Sturgess zur Seite, der auch schon im ersten Buch mit von der Partie war und durch gewisse Umstände etwas ins Abseits seines polizeilichen Dienstes geraten ist.

In diesem Band dreht sich alles um hungrige, nach Blut dürstende junge Männer, mit gut ausgebildeten Eckzähnen. Vampire? Aber so etwas gibt es doch gar nicht, die gibt es nur im Film, oder gibt es sie vielleicht doch? Das gilt es zu klären.

Gleich der erste mysteriöse Todesfall ist ein junger Mann namens Philip Buttler, er scheint Opfer und Täter zu gleich. Man weiß nicht wirklich viel von Philip, außer das er bei einer Firma arbeitete, die eine Dating-App vertreibt. Und dann geht es Schlag auf Schlag, immer mehr durstige Männer die nachts durch die Straßen von Manchester ziehen, tauchen auf.

Das Team der Stranger Times versucht in der gewohnt chaotischen Art und Weise, der Sache auf den Grund zu gehen, Verbindungen werden auf gebaut, Informationen eingeholt und die Geschichte wird immer verworrener. Unendliche viele Personen und Orte tauchen auf, parallel laufende Handlungsstränge entwickeln sich.

Je weiter ich in der Story voran schritt, desto schwerer viel es mir, dem Plot zu folgen und all die ganzen Namen und Orte richtig zu zuordnen. Letztendlich hat sich das meiste dann aber im großen Showdown geklärt. Und auch wenn die Geschichte hier abgeschlossen ist, merkt man, das noch Potential für eine weitere Geschichte da ist ;-)


Was diese Buchserie um die „Stranger Times“ so einzig artig macht, ist die Wortgewandheit und der Witz des Autors. Das Buch liest sich leicht und flüssig und lässt einen oft schmunzeln.

Auch ein großes Lob geht meiner Meinung nach an den Übersetzer, der es schafft, den Witz ins deutsche zu übertragen, man hat nicht das Gefühl, dass etwas auf der Strecke bleibt.

1 Stern möchte ich dennoch abziehen, da mir diese Geschichte etwas zu wirr war. Während es mir in Buch 1 ohne Probleme gelang, der Story zu folgen, hatte ich in diesem zweiten Band schon hin und wieder Probleme.

Cover des Buches Die Psyche des Homo Digitalis (ISBN: 9783466347919)

Bewertung zu "Die Psyche des Homo Digitalis" von Johannes Hepp

Die Psyche des Homo Digitalis
Spaceridervor 2 Jahren
Mogelpackung - Inhalt passt nicht zur verlockenden Umverpackung

Motivation

Der Titel hat mich angesprochen und dazu bewegt, mehr zu erfahren.
Ich habe auch erstmal zum Autor recherchiert und fand den Werdegang des Autors durchaus interessant: Studium der Philosophie und Psychologie, Tätigkeit als freischaffender Künstler und Fotojournalist in Buenos Aires und schließlich eigene Praxis für Psychotherapie in München - um nur einige Punkte zu nennen. Hört sich super an.
Um zum Buch zurück zu kehren, wer möchte nicht wissen, wie uns das heutige Zeitalter beeinflusst? Und von welcher Neurose bin ich selbst vielleicht betroffen? Eine Antwort auf diese Frage hatte ich mir im Buch erhofft.


Das Buch 

Die Einleitung, ganze 26 Seiten an der Zahl, liest sich ganz gut und bereitet auf das kommende Thema vor, allerdings erscheinen mir so viele Seiten letztendlich doch etwas viel für eine Einleitung.
In der Einleitung heißt es u.a., dass man das Buch nicht von vorne bis hinten durchlesen muss, da die Kapitel in sich geschlossen sind. Man soll stattdessen, sich einfach ein passendes Thema heraussuchen, welches einen am meisten anspricht. Das finde ich gut! Was ich aber schon an dieser Stelle vermisse, ist eine Definition des Begriffs Neurose.

Das Buch gliedert sich in die 3 großen Bereiche Liebe, Arbeit und Sinn.
Die 21 versprochenen Neurosen sind auf diese 3 Bereiche aufgeteilt. Jede dargestellte Neurose ist ein in sich geschlossenes Kapitel mit Unterbereichen. 

Teil 1 „Liebe 4.0“ 

Schauen wir uns Teil 1 „Liebe 4.0“  mal näher an, dort finden wir folgende Neurosen:

1 Nutzer, Internetsucht // Die Cyber-Dependente Neurose

2 Angeben, Geltungssucht // Die Profilneurose

3 Lieben, Dauerverliebtsein // Die Dating-Neurose

4 Begegnung, Vereinsamung trotz Vernetzung // Die Isolations-Neurose

5 Sex, Maschinenliebe // Die agalamatophile Neurose

6 Marktwert, Bewertungszwänge // Die exhibitionistische Neurose

7 Erziehung, Erziehungswettstreit // Die perfektionistische Neurose


Mich persönlich sprach da ganz besonders Kapitel 2 an.
Gerade von dem Kapitel hatte ich mir persönlich viel versprochen. Ich hatte gedacht, dass das Kapitel sich auf Facebook, Instagram & Co. bezieht und wie dort jeder, der dort ein Profil hat, sich versucht zu profilieren und zu präsentieren.
Stattdessen hat der Autor Größen wie „Chiara Ferragni“ oder „Paris Hilton“ herausgegriffen und wie sie das Medium „Instagram“ für sich nutzen. Diese Personen beschreiben aber nicht den Normalfall bzw. den Otto-Normal-User. Die genannten Personen sind für mich so genannte Influencer, die die Raffinessen unserer heutigen digitalen Welt zu ihrem Vorteil nutzen und Geld damit verdienen. Das, was ich mir in Kapitel 2 erhofft hatte, habe ich dann in einem anderen Kapitel ansatzweise gefunden, ich glaube es war Kapitel 6 „Marktwert, Bewertungszwänge // Die exhibitionistische Neurose“.

Hier sind wir auch schon bei einem weiteren Punkt, der mir unangenehm aufgefallen ist.
Die Kapitelüberschriften enthalten nicht unbedingt das, was >>ich<< erwartet hätte und machen ein späteres wiederfinden auch nicht einfach, aber daran sind nicht nur die Kapitelüberschriften Schuld, sondern auch die ungeheure Informationsflut. Der Autor scheint sehr gut belesen zu sein und so verweist er in den knapp 400 Seiten des Buches auf insgesamt 307 Anmerkungen, den sogenannten Quellenangaben. Es gibt Seiten, da finden wir locker 3 Verweise auf einer einzigen Seite. Manchen Verweisen geht eine ausführliche Besprechung voraus und man ist dankbar für diesen Verweis, da einen das Thema interessiert, bei anderen hat man das Gefühl, es wird eine Essenz in Form eines einzigen kurzen Satzes wiedergegeben und man fragt sich „Ja und? Und nun?“. Und es folgt die nächste Essenz und die nächste … Man ist erschlagen, nach manchen Absätzen fragt man sich dann „Was habe ich gerade gelesen?“. Es ist nicht so, dass alles total unverständlich ist – auch wenn die Sprache etwas gehoben ist – aber es ist zu viel und um in der Sprache der Zeit zu bleiben, man fühlt sich zu getextet.

Was in Erinnerung bleibt, sind Beispiele aus dem Praxisalltag des Autors, das sind Geschichten von Leuten wie du und ich, die berühren und wo man sich selbst zum Teil wiedererkennt.

Und ja, es gibt durchaus interessante Informationen im Buch, die einen aufhorchen lassen und wo man gerne mehr drüber erfahren würde oder auch gerne in entsprechender Runde diskutieren würde, diskutieren, weil es einfach so spannend ist. 

Was dann aber auch wieder unangenehm aufstößt, ist die wie ich finde nicht ganz unparteiische Haltung des Autors gewissen Themen gegenüber. Anstatt weitestgehend objektiv auf zu zeigen, was es gibt und die Vor- und Nachteile bzw. Nebenwirkungen gegeneinander abzuwägen, hat man oft das Gefühl, dass gewisse Themen einfach nur verteufelt werden. Das ist sehr schade und man schreit innerlich auf, dass es doch bei sachgerechter Anwendung gar nicht so schlimm ist.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der Begriff Neurose meines Erachtens nahezu komplett auf der Strecke bleibt. Was ist eine Neurose? Was darf als Neurose bezeichnet werden?
Stattdessen habe ich das Gefühl, dass der Autor einfach nur einen reißerischen Titel gewählt, ebenso wie reißerische Kapitelüberschriften, um den Leser anzufixen.


Fazit

Wer glaubt, in diesem Buch etwas über Neurosen zu erfahren, wird wohl enttäuscht werden. Der Titel ist eine verlockende Umverpackung für einen teilweise interessanten Inhalt, aber halt einen anderen Inhalt. Es geht schlicht und ergreifend um das 21. Jahrhundert und welchen Einfluss die zunehmende Digitalisierung hat und was so alles möglich ist.

 

Cover des Buches Das Geheimnis der Spiegelung (ISBN: 9783833881756)

Bewertung zu "Das Geheimnis der Spiegelung" von Jochen Bendel

Das Geheimnis der Spiegelung
Spaceridervor 2 Jahren
Ein interessantes Lesebuch, aber kein Ratgeber

Motivation

Das Titelbild hat mich bei diesem Buch sehr angesprochen. Der dazu passende Titel nebst Untertitel hat dazu beigetragen, dass ich das Buch haben musste - möchte ich doch wissen, wie mein Hund und ich echte Partner werden können.

Überblick

Das Buch ist auf den ersten Blick sehr, sehr schön und modern gestaltet, mit vielen qualitativ hochwertigen Bildern, aber dazu später noch mehr.

Unterteilt ist das Buch grob in 3 Bereiche

  • Eine ausführliche Einleitung: Der gemeinsame Weg zum Dreamteam
  • Einem Hauptteil: Ich und Du = Wir
  • Hundeportraits - Zeig mir deinen Hund und ich sag dir, wer du bist

Einleitung - Der gemeinsame Weg zum Dreamteam

Der Autor Jochen Bendel beginnt die Einleitung in dem Buch mit einem Schwank aus seinem Leben und wie er und sein Partner ein altes Haus am Meer gefunden haben. Ein zugehöriges Bild vom Autor, eingemummt in eine Decke auf einem Sofa, mit seinen zwei Hunden stellen so gleich erstmal Nähe her und um Nähe soll es ja gehen, um Nähe zwischen Mensch und Hund im besonderen. Aber, wie wir im Buch erfahren, geht es um Spiegelung und wie unser Verhalten im Alltag sich auf unsere Fellnase - so bezeichnet der Autor liebevoll den treusten Begleiter des Menschen - auswirkt. 

Es folgen zwei Interviews zum Thema, die das ganze zwar zum einen auflockern und glaubwürdig machen, aber in ihrer Ausführlichkeit etwas klotzig wirken.

Jochen Bendel beschreibt u.a. die 5 Phasen der Liebe und wie sie in einer Beziehung gelebt werden und wie diese Phasen auch auf die Beziehung Mensch/Hund übertragen werden können.

Auch in der Einleitung finden wir schon viele, kleine Beispiele im Umgang mit den Fellnasen.


Hauptteil - Ich und Du = Wir

Der Hauptteil gliedert sich grob in 5 Unterkapitel, die die fünf gängigsten Menschentypen abbilden.
Es gibt den Gewohnheitsmenschen, den selbstlosen Altruisten, den Harmonie-Bedürftigen, den Unsicheren und den Hektiker.

Hauptbestandteil eines jeden Unterkapitels ist die reale Geschichte eines Mensch-Hund-Teams und des daraus resultierenden Problems. Jede Geschichte ist gut zu lesen und das aufgezeigte Problem und die Ursache dessen - so wie vom Autor beschrieben - leicht nachzuvollziehen. Die Lösung des ganzen fällt dann sehr knapp aus. Neben dieser Hauptgeschichte gibt es meist auch viele weitere, kleine Beispiele und Anekdoten.

Eingestreut in jedem Unterkapitel ist ein kleiner Test zum jeweiligen Typen, um heraus zu finden, ob man sich da selbst wieder findet. Abgeschlossen wird das Kapitel jeweils mit einer kleinen Zusammenfassung, was man als jeweiliger Typ in Bezug auf Spiegelung mit nehmen kann.


Hundeportraits - Zeig mir deinen Hund und ich sag dir, wer du bist

„… Zumindest bei Rassehunden könnte das sein, sagen Wissenschaftler. … aber allzu ernst nehmen darf man das ganze natürlich nicht …“

Der Autor und Rita Kampmann habe ihren Gedanken zu Hunderassen und ihren Besitzern freien Lauf gelassen und ihre Schlussfolgerungen in einer Art Horoskop - wie sie selber sagen - zusammen gestellt.

Es liest sich ganz witzig, aber die wenigen, dargestellten Hunderassen nehmen doch viel Platz ein, viele andere bekannte Hunderassen bleiben auf der Strecke und werden nicht erwähnt, so z.B. Australian Shepherd, Border Collie, Dogge, Schäferhund, Schnauzer und und und


Meine Meinung zum Buch

Das Buch liest sich sehr gut und ist leicht verständlich. Durch die vielen persönlichen Bekenntnisse des Autors entsteht eine gewisse Nähe. Die Bilder gefallen mir sehr gut, zumindest auf den ersten Blick, sie sind qualitativ sehr schön, aber, wenn man das Buch komplett durchliest, fällt auf, dass es eigentlich, von den abschließenden Hundeportraits mal abgesehen, nur Bilder vom Autor und seinen Hunden gibt. Selbst bei all den Geschichten und Beispielen zu den Hundebesitzern und ihren Lieblingen fehlen passende Bilder - das finde ich sehr schade.

Und ja, man muss es fast ganz durchlesen, damit sich einem das Thema vollständig erschließt. Es ist mehr ein Lesebuch, als ein richtiger Ratgeber. Jochen Bendel beschreibt zwar sehr schön und gut verständlich das Thema Spiegelung, aber wenn es um konkrete Lösungen geht und wie ein Problem letztendlich aufgelöst wurde, fehlt es mir einfach an der ein oder anderen Stelle an Informationen. - An der Stelle muss man sich dann einfach professionelle Hilfe holen.

Zudem finde ich das Buch auch unübersichtlich. Es ist einfach ein Wust, ein Schlauch an Text, halt wie in einem Lesebuch, aber es fehlt, dass Informationen in einer Art Schaukasten nochmal heraus gearbeitet werden, quasi eine Unterteilung in Geschichten mit viel Text und kurz und prägnant dargestellten Fakten . So fällt es schwer, den einen oder anderen Tipp, wieder zu finden.

Die Hundeportraits am Ende des Buches finde ich persönlich überflüssig. Für eine vernünftige Beschreibung zu knapp und unvollständig, da etliche Rassen fehlen, für einen kurzen, witzigen Einwurf hingegen nehmen die Portraits wiederum viel zu viel Platz ein, also nichts halbes und nichts ganzes.


Fazit

Eine durchaus interessante Lektüre zum durchlesen, die einem einen evtl. ganz neuen Blick auf seine Fellnase gibt und einem zum Nachdenken anregt oder man sagt, stimmt, ist mir auch schon aufgefallen, deswegen ist das so. Zudem beinhaltet das Buch sehr schöne Bildern aus dem Leben des Autors, Bilder die in dieser Fülle für ein Buch über Hunde im allgemeinen aber zu viel des guten sind.
Das Buch ist kein wirklicher Ratgeber - da fehlt es mir an konkreten Beispielen & Tipps zur Lösung eines Problems und es fehlt mir an Übersichtlichkeit im Buch.

Cover des Buches Bunte Schnurrbart-Tage (ISBN: 9783961771066)

Bewertung zu "Bunte Schnurrbart-Tage" von Shelly Brown

Bunte Schnurrbart-Tage
Spaceridervor 2 Jahren
Krankheit und die Kraft der Liebe

Der Inhalt in aller Kürze

Die zehnjährige Maddie geht in die 4. Klasse und auch wenn sie nicht zu den angesehensten in der Klasse gehört, ist sie aufgeschlossen, lustig und hat eine blühende Phantasie. 

Sie liebt es, sich Geschichten auszudenken und meistert so die ein oder andere ihr befremdliche Situation und bringt auf diese Art auch andere zum Lachen. Eine weitere Eigenart von ihr sind bunte Schnurrbärte, von denen sie immer ein paar in der Hosentasche hat und sich bei nahezu jeder Gelegenheit ansteckt und auch andere damit versorgt.

Seit einiger Zeit stolpert Maddie über ihre eigenen Füße und ihr Arm steht unnatürlich verwinkelt ab. Ihre Eltern handeln sofort und machen einen Termin im Krankenhaus aus, wo man bei Maddie einen Gehirntumor fest stellt. Ein Schicksalsschlag im Leben eines kleinen Mädchens, den Maddie hervorragend meistert.


Stil

Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein Kinderbuch mit einer Altersempfehlung ab 10. Jahr.  Das Buch ist einfach zu lesen und trotz des traurigen Themas immer wieder lustig. An mancher Stelle hätte ich mir etwas mehr Ausschmückung im Text gewünscht, aber, das Buch richtet sich vorrangig an junge Leser und kommt so ohne Umschweife auf den Punkt. Die Kapitel sind alle kurz gehalten. Die Sprache einfach.

Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Es handelt sich dabei um die Tochter des Autorenehepaars.


Was ist so einzigartig an der Geschichte?

Maddie ist lustig und mutig und immer gut drauf, egal wie ihr das Leben spielt.

Neben ihrer Krankheit hat Maddie auch Probleme mit einer Mitschülerin in ihrer Klasse. Ein Mädchen, das andere schikaniert und übel mit spielt. Aber anstatt bockig oder zurück gezogen zu reagieren, macht sie sich Gedanken und versucht immer wieder positiv zu handeln und wird auch im Umgang mit dieser schwierigen Mitschülerin immer mutiger.
Warum?
Maddie lebt in einer absolut liebevollen Groß-Familie mit ihren vier Brüdern und den sich kümmernden Eltern. Die Eltern sind lustig und besorgt, ohne dabei zu erdrücken oder Maddie einzuschränken. Sie nehmen ihre Tochter einfach ernst. Und selbst als die Diagnose Gehirntumor fest steht, und es nur noch zwei Wochen bis zur OP sind, machen sie kurz entschlossen ein Trip nach Disney World mit der ganzen Familie. Manch andere Familie hätte ihr Kind wahrscheinlich in Watte gepackt und Hausruhe verordnet. Zur Operation sagt der Vater eine bevorstehende Reise im Zuge der Veröffentlich seines ersten Buches ab. Die gesamte Familie, die Eltern und die vier Brüder, zeigen Maddie einfach ihre Nähe - wir sind für dich da! Diese Liebe spürt man einfach, sie ist so stark, dass sie aus Maddie einen ganz wunderbaren Menschen macht.
Des Weiteren hat sie in der Schule eine sehr nette Lehrerin, die Maddie und ihre Krankheit durch den Schulalltag bringt.

Hat Maddie zuvor mit ihren Schnurrbärten andere zum Lachen gebracht, bekommt sie dies nun zurück, von den Mitschülern sowohl als auf von der Familie. Und es geht sogar noch weiter. Im Netz machte „mustachesformaddie“ die Runde und unzählige Bilder mit Schnurrbärten erreichten Maddie.


Fazit
Ein Buch, wie man mit viel Liebe viel erreichen und sogar einem Tumor die Stirn bieten kann.

Cover des Buches Der Wolf und wir (ISBN: 9783710605970)

Bewertung zu "Der Wolf und wir" von Kurt Univ.prof. Kotrschal

Der Wolf und wir
Spaceridervor 2 Jahren
Buch über Geschichte, Mythen und potentielle Gefahren des Wolfes

Es ist mein erstes Wolfsbuch und mit Spannung habe ich mich an die Lektüre gemacht.

 

Der Autor Herr Kurt Kotrschal beginnt das Buch mit einer sehr berührenden Szene von ihm inmitten eines Wolfsrudels im Wolfsforschungszentrum (WSC) in Österreich. Das WSC ist ein zentraler Bestandteil des Buches, an dem Herr Kotrschal und Kollegen Forschungen rund um Wolf und Hund betreiben.

 

Das Buch ist grob in vier sehr unterschiedlich lange Kapitel unterteilt und die ersten drei Kapitel in viele Unterkapitel.

Kapitel 1: Wölfe, Hunde und Menschen - eine lange Beziehungsgeschichte (30 Seiten)

Kapitel 2: Die Rückkehr der Wölfe: Chancen und Herausforderungen (96 Seiten)

Kapitel 3: Wie Wölfe zu Hunden wurden (90 Seiten)

Kapitel 4: Zur Zukunft von Wölfen, Hunden und Menschen (8 Seiten)

 

Kapitel 1 führt uns in die Geschichte des Wolfes und die Wechselbeziehung zum Menschen ein, aus der schließlich auch der Beste Freund des Menschen, der Hund entstand. Wir erfahren aber nicht nur von der Entwicklung und der Geschichte des Wolfes, sondern auch von der Entwicklung des Menschen vom Nomaden bis zum Sesshaft werden und wie ähnlich sich Mensch und Wolf eigentlich sind. Lebten anfangs Wolf und Mensch größtenteils friedlich nebeneinander, wandelte sich dies insbesondere mit dem Sesshaft werden des Menschen und der Wolf wurde schließlich zum bösen Wolf, den es galt auszurotten. 

 

Kapitel 2 beschreibt die Rückkehr des Wolfes in unseren Lebensraum und die damit verbundenen Probleme. Wo verbreitet sich der Wolf oder sollte man besser sagen, wo darf sich der Wolf verbreiten? Eine zentrale Aussage dieses Kapitels ist u.a., dass sich der Wolf in den Alpenregionen, allen voran Österreich, aber auch Südtirol und Bayern, schwer tut auszubreiten, da in diesen Regionen die Wildtierkriminalität, sprich das illegale schießen des Wolfes, geduldet wird und der Wolf keinen Fuß fassen kann.
Weiterhin wird darauf eingegangen, wie wir den Wolf wieder in unserer Leben und unsere Umwelt integrieren können. Was müssen wir tun, um möglichst konfliktarm mit ihm leben können? Wo liegen die Probleme? Welche Chancen gibt es?

 

Kapitel 3 beschreit die Entwicklung des Wolfes zum Hund. Wie ging die Entwicklung von statten, welche Gemeinsamkeiten gibt es und wo unterscheiden sich Wolf und Hund? Es werden Beispiele der Forschung vom WSC gebracht, aber auch andere Forschungsergebnisse bleiben nicht unerwähnt. Ein Bestandteil ist auch die allgemeine Domestizierung von Tieren und deren Eigenschaften, also nicht nur der des Wolfes zum Hund.

 

Kapitel 4 ist sehr, sehr kurz im Vergleich zu den voran gegangenen Kapiteln und gibt einen Ausblick auf die Zukunft von Wölfen, Hunden und Menschen.
Ich empfinde es eher als ein Schlusswort, als ein wirkliches Kapitel.

 

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Lässt man sich auf den Schreibstil und die Sprache des Autors ein, erfährt man sehr viel über den Wolf und den besten Freund des Menschen, dem Hund.
Insbesondere Kapitel 1 und Kapitel 3 haben mir gut gefallen. Die geschichtliche Entwicklung des Wolfes in unserer Gesellschaft und das Leben mit ihm, in Kapitel 1, fand ich sehr anschaulich. Die Abhandlungen über Wolf und Hund in Kapitel 3 fand ich auch sehr interessant und aufschlussreich.
Lediglich Kapitel 2 hat mich nicht gänzlich überzeugt. - Warum?
Kapitel 2 fand ich schon durchaus sehr, sehr interessant, wurden doch die Probleme mit der Wiederkehr des Wolfes und seinem Bild in unserer Gesellschaft beleuchtet, aber …
… ich empfand dieses Kapitel als zu lang. Meiner Meinung nach gab es auch zu viele Wiederholungen, so dass der Wolf gerade in den Alpenregionen, allen voran Österreich, keinen Fuß fassen kann, da dort illegales Abschießen nahezu geduldet wird. Das ist natürlich absolut übel und sehr traurig, aber ich hatte das Gefühl, der Autor hat sich dort regelrecht fest gebissen und es hätte auf deutlich weniger Seiten auf den Punkt gebracht werden können.

Sprache und Schreibstil klingen überzeugend und wissenschaftlich fundiert, was das lesen aber nicht zwangsläufig einfach macht. Oft musste ich einen Satz oder Absatz zwei, dreimal lesen, damit sich mir dieser erschloss. Hin und wieder blieben auch Fragen offen.

Cover des Buches Blaukäppchen und der gute Wolf (ISBN: 9783505150098)

Bewertung zu "Blaukäppchen und der gute Wolf" von Nico Sternbaum

Blaukäppchen und der gute Wolf
Spaceridervor 2 Jahren
Nette Idee, könnte besser umgesetzt werden

Der Wolf hat von alters her und vor allem durch die uns bekannten Märchen ein sehr schlechtes Image. Die Idee hinter dem Buch, dem Wolf ein besseres Image zu verleihen, finde ich sehr gut. Die Umsetzung gefällt mir nicht wirklich.

Ich habe gerade erst das Buch „Der Wolf und wir“ von Kurt Univ.prof. Kotrschal gelesen und bin sehr für das Thema sensibilisiert.

Aber zunächst einmal, worum geht es in dem Buch?
Blaukäppchen trifft im Wald auf einen Wolf, auf einen sehr traurigen Wolf, der am Wegrand sitzt. Blaukäppchen spricht den Wolf an und fragt nach dem Grund seiner Traurigkeit. Alle Tiere haben Angst vor dem Wolf und keiner will mit ihm spielen. Blaukäppchen schreitet sofort helfend ein. Mit Pfote in Hand besuchen der Wolf und das Blaukäppchen ein Tier nach dem anderen und Blaukäppchen fragt die Tiere, warum sie Angst vor dem Wolf haben und so werden nach und nach Frosch, Hase, Eule, Reh, Schaf, Marienkäfer und Wildschwein besucht. Blaukäppchen beteuert jedes Mal, dass die Angst vor dem Wolf unbegründet ist und warum der Wolf so ist, wie er ist. Die Tiere werden sofort durch Blaukäppchens Antwort vom Gegenteil überzeugt und am Abend des Tages feiern alle glücklich und zufrieden miteinander ein großes Fest.
Das Buch endet schließlich mit einem Nachwort von Martin Rütter, Deutschlands Hundeprofi Nummer 1, das auf die Rückkehr des Wolfes in Deutschland eingeht und wohl in erster Linie an die Eltern gerichtet ist.

Die Illustrationen im Buch sind sehr schön, detailliert und passen zur Geschichte, d.h. sie geben die Geschichte im Bild wieder.

Ich habe das Gefühl, dass sich im Buch „Blaukäppchen und der gute Wolf“ das Thema von der einen Schublade „Böser Wolf“ in eine andere Schublade „Guter Wolf“ verlagert.
Fakt dürfte sein, dass der Wolf für uns und unsere Umwelt gut ist, keine Frage, da der Wolf Bestandteil eines Kreislaufes der Natur ist, aber sicher ist er nicht gut, im Sinne von Lieb, für alle Tiere im Wald - und so macht die Geschichte im Buch nur eine völlig neue Schublade auf, ein totales Schwarz-Weiß-Denken wie ich finde.

Klar, das Thema ist sehr komplex und dies einem Kind in einem Buch auf nur sehr wenigen Seiten beizubringen ist eine Herausforderung.
Was ich sehr schön finde, ist die Hilfsbereitschaft von Blaukäppchen gegenüber dem traurigen Wolf und dass das Blaukäppchen versucht dem Wolf zu helfen und mit Vorurteilen aufzuräumen, aber ...

… Blaukäppchen wechselt die Seiten und steht uneingeschränkt hinter dem Wolf, als anstatt vielleicht auch Bedenken der anderen Tiere zu zulassen. Während die Angst von Frosch und Marienkäfer sicher unbegründet sind, sind die Angst von Reh und Schaf durchaus legitim, wie ich finde. An dieser Stelle wäre es schön, wenn das Blaukäppchen zwischen den zwei Seiten vermitteln würde.

Was mich auch etwas stört, sind die wie ich finde, immer gleichen, knappen und etwas platten Dialoge, der Art:
„Oh nein, der gruselige Wolf, bringt euch in Sicherheit!“
„Wieso denn gruselig?“

„So ein Quatsch!“

Das Nachwort von Martin Rütter finde ich im großen Ganzen sehr gut. Er spricht sich für den Wolf aus, lässt aber nicht unerwähnt, dass es einfach Probleme gibt und dass man im Zuge der Rückkehr des Wolfes auch manche Tiere durch geeignete Maßnahmen schützen muss.
Nicht ganz teilen kann ich die Meinung, dass es sich bei dem Buch „Blaukäppchen und der gute Wolf“ um ein Lehrstück für Toleranz und gegen Schubladendenken handelt. Es werden meiner Meinung nach nur neue Schubladen aufgemacht.

 

Cover des Buches Der Flussregenpfeifer (ISBN: 9783570104330)

Bewertung zu "Der Flussregenpfeifer" von Tobias Friedrich

Der Flussregenpfeifer
Spaceridervor 2 Jahren
Viel zu viele Fakten bleiben auf der Strecke ...

Die Beschreibung des Buches hat mich mehr als neugierig gemacht:
„Der Flussregenpfeifer erzählt die völlig unwahrscheinliche, aber wahre Geschichte eines arbeitslosen Hamburgers, der sieben Jahre mit seinem Boot um die halbe Welt fuhr. Ein humorvoller, dramatischer Roman über wahre Freundschaft und Freiheitsliebe, starke Frauen und den Zufall als Wegweiser des Lebens.“

Ich habe dem Buch entgegengefiebert und mich gefreut, als ich diesen dicken Schmöker mit 500 Seiten endlich in den Händen hielt. Die ersten 100 Seiten habe ich auch regelrecht verschlungen, wenn gleich ich auch durch die unzähligen Nebenschauplätze oft abgelenkt wurde. Aber ich wollte mehr über unseren Helden Oskar erfahren.

Worum geht es im Buch? Und was erwartet man als Leser?

Die zweite Frage, was erwartet man als Leser, ist leicht und schnell zu beantworten, man erwartet mehr über die Reise und das Abenteuer des Oskar Speck zu erfahren.

Für die erste Frage, worum geht es im Buch, muss man etwas mehr ausholen …

Gleich zu Anfang wird man mit den ersten beiden Kapiteln direkt in die Geschichte hineingeworfen, super, es geht los. Man erfährt, wie Oskar aufbricht, mit welcher Ausrüstung, erfährt Eckdaten über seinen Reiseverlauf (Ulm, Passau) und die Beweggründe für seine Unternehmung. Das liest sich gut und verspricht mehr …

Dann kommt gleich der erste Szenewechsel, ein störender Nebenschauplatz, wie ich es empfinde, der sich im weiteren Verlauf aber zu einem eigenen und sehr gewichtigen Handlungsstrang entwickelt. Es geht um ein paar Deutsche, Nazis, mit Einfluss und Geld, die aus Oskar einen deutschen Helden und mit ihm das große Geld machen wollen – allen voran Konstanty von Stäblein.

Nach einem kurzen Blick auf Oskar, der mittlerweile in Wien ist, kommt gleich ein weiterer Szenenwechsel, ein weiter Handlungsstrang dazu. Es geht um die deutsche Gili Baum, die, da ihre Eltern verstorben sind, bei Onkel und Tante aufwächst. Gili spielt im weiteren Verlauf des Buches auch noch eine sehr wichtige und tragende Rolle.

Um der Verwirrung endgültig Genüge zu tun, werden nun Kapitelweise immer wieder Gespräche eingestreut, die in einem Krankenhaus stattfinden. Man erfährt zwar schnell, dass es einen Anschlag gab, aber weiterhin nichts Konkretes. 

Zwischendrin erfahren wir in einzelnen, aber zum Teil sehr kurzen Kapiteln immer wieder etwas von Oskar.
Oskar ist mittlerweile kurz vor Bratislava und lernt dort zwei weitere Ruderer, Henry May und Theo Fischer, kennen.
Die nächste Station ist dann kurz vor Gran, einer Stadt in Ungarn, wo er eine Begegnung mit einem Herrn Neweklowsky hat, dem Oskar seinen Namen „Flussregenpfeiffer“ zu verdanken hat und der wohl auch maßgeblich verantwortlich für die weitere Reiseroute von Oskar ist.
Auf wenigen Seiten (vier) erfahren noch etwas von Stromschnellen zwischen Rumänien und Bulgarien.
Es wird ein handschriftlicher Tagebucheintrag von November 1932 eingestreut, das wirkt authentisch und erzeugt Nähe zu Oskar.
Ein weiteres Kapitel, drei Seiten, beschreiben eine Szene vom 16. März 1933 an einem Abschnitt des Vardar nahe der mazedonischen Grenze.
Die nächste Station ist dann auch gleich im August 1933, sein zu Beginn der Reise erklärtes Ziel, Zypern. In Zypern beschließt Oskar, dass das hier doch nicht das Ende seiner Reise ist, sondern er weiter will und zwar bis nach Australien.

Es soll nun nicht der ganze Inhalt des Buches wiedergegeben werden, ich möchte nur veranschaulichen, wie wenig wir eigentlich von der Hauptperson, Oskar Speck, erfahren. Auf den ersten 100 Seiten erfahren wir sogar noch vergleichsweise viel und ich kam mit dem Lesen zügig voran, wobei ich auch hier schon gerne viel, viel mehr und detaillierter über die Reise erfahren hätte … Dann nehmen die anderen Handlungsstränge um Kontanty von Stäblein und Gili Baum zu.
In Bezug auf Oskar erfahren wir nochmal kurz von Problemen unterwegs am Euprhat bei Aqabah im Oktober 1933 und kurz darauf, 1935, ist Oskar auf Ceylon. Die nächste Station ist dann auch schon die Sera Bucht von Lakor, in Indonesien, kurz vor Australien, also eigentlich kurz vor Ende seiner Reise.
Im Buch habe ich bereits die ersten 300 Seiten hinter mich gebracht und eigentlich sollte nicht mehr so viel passieren, ist das erklärte Ziel Australien doch nun zum Greifen nah. Aber die Geschichte erfährt nun nochmals einen ganz neuen Charakter. Oskar rückt nun in den Mittelpunkt und es bahnt sich sogar eine Liebesgeschichte an, das liest sich nicht schlecht, erfährt man ja nun mehr von seinem Helden. Schade nur, dass dieser Teil ausschließlich der Feder des Autors entsprungen ist. Im weiteren Verlauf landet Oskar dann auch schwupp di wupp in Australien und schließlich in einem Internierungslager. Auch dem Lager kommt eine große Bedeutung im Buch zu. Es folgen Begebenheiten und Zufälle, wo ich überhaupt nicht mit klar komme, Szenen die es wohl nie gegeben hat und Zufälle die mehr als unwahrscheinlich sind …
Der Schluss des Buches passt schließlich zu der kreierten Geschichte vom Autor, stimmt mich aber nochmals unendlich traurig, dass hier die wahre Geschichte um den Abenteurer Oskar Speck so verzogen wird.

Der Plot im Buch mag unter dem Kapitel „frei erfunden“ noch halbwegs interessant sein und sicher seine Anhänger finden, auch wenn die Zufälle am Schluss für mich haarsträubend sind … Erwartet man hier aber einen Abenteuerroman und Tatsachenbericht, wird man herb enttäuscht. Ich reise selber sehr gerne, war schon rund um die Welt mit Rucksack und in Europa mit Fahrrad unterwegs. Ich besitze selbst einen aufblasbaren Kanadier, mit dem ich gelegentlich auf Flüssen paddeln gehe. Da fragt man sich dann unweigerlich, wie war die Strecke, gab es ein Wehr, musste eine Stelle umtragen werden, wie hat er den Abschnitt erlebt, wie war sein Tagesablauf, wie hat er genächtigt, wie hat er sich versorgt, wie hat er die Natur wahrgenommen, wie waren seine Kontakte zu Einheimischen und und und – tausende von Fragen.

Liest man das Nachwort des Autors, scheint dieser ausführlich recherchiert und sich mit der Geschichte um Oskar Speck beschäftigt zu haben und ist dafür sogar eigens nach Australien gereist. Warum, so frage ich mich, werden der Geschichte dann aber so viele – erfundene – (Neben)Schauplätze eingehaucht und warum bleibt das eigentliche Geschehen, die Reise im Boot so auf der Strecke? Mich hat die Reise zu Boot brennend interessiert. Und was macht man dann im Zeitalter von Internet & Co.? Man befragt Tante Google und versucht so, seinen Wissensdrang zu stillen. Da erfährt man dann auch, dass Oskar nicht wie im Buch beschrieben mit seiner einen Sonnenschein (der Name des Bootes) von Ulm nach Australien gefahren ist, sondern dass es einen Werbevertrag mit der Faltbootfirma gab, die ihm des Öfteren ein neues Boot zukommen ließ – dies ist nur ein „Fakt“ am Rande, der beim Lesen einen schalen Geschmack erzeugt. Im Zuge einer Leserunde erfuhren die teilnehmenden Leser, dass die Personen Kontanty von Stäblein und Gili Baum erfunden sind. Was darf man nun noch glauben? Ich jedenfalls bin sehr enttäuscht von dem Buch, ich hatte etwas total anderes erwartet. Einzig allein freut es mich, dass ich durch das Buch – und anschließenden, eigenen Recherchen –  von Oskar Speck erfahren habe, der mir bis dato völlig unbekannt war.

Cover des Buches Athos 2643 (ISBN: 9783608984941)

Bewertung zu "Athos 2643" von Nils Westerboer

Athos 2643
Spaceridervor 2 Jahren
Wie sieht es mit der Spezies Mensch in 600 Jahren aus?

Motivation

Das Buchcover, der Titel und auch die Beschreibung machten mich neugierig auf das Buch.

Inhalt

Wir befinden uns im Jahr 2643 auf dem kleinen Neptunmond Athos, auf dem ein ungeklärter Tod stattgefunden hat. Der Mond ist sehr, sehr klein mit nur 2 Kilometer Durchmesser und wird besiedelt von 7 Mönchen, d.h. 6, einer ist ja gestorben.
Inquisitor Rüd und seine Begleitung Zack werden nach Athos geschickt, um die Missstände dort zu klären. Zack ist eine KI in Form eines Hologramms und Rüd bedingungslos gehorsam. Die Geschichte im Buch wird aus der Sicht von Zack erzählt, was einem einen neutralen Blick auf die Dinge gibt.
Auf Athos angekommen, haben die Beiden natürlich mit etlichen Schwierigkeiten zu kämpfen …
Im Buch wird auch unsere Erde erwähnt und die noch lebenden Menschen. Weiterhin wird auf andere Lebensformen eingegangen und wie es um die Nahrung bestellt ist.

Stil

Hört sich so weit alles ganz gut an und ist es im Kern sicher auch, aber …
… es ist keine ganz leichte Lektüre und es ist mir zunehmend schwergefallen, dem Plot zu folgen.
Woran lag das? Ist es der Schreibstil?
Nein, der Schreibstil ist eigentlich ganz angenehm, flüssig und sieht auf den ersten Blick auch logisch aus. Es ist eher die Sprache, der Wortschatz. Der Autor bedient sich einer Fülle von Wörtern, neu-kreierte Wörter sowie Wörter, die nicht unbedingt dem täglichen Wortschatz entspringen und z.B. wissenschaftlicher Natur sind. Im Anhang befindet sich auch ein Glossar, super denke ich, aber leider fehlen dort etliche Erläuterungen. Anfangs habe ich versucht, alles zu verstehen, Wörter nachgeschaut, gegoogelt, Notizen gemacht, zurück geblätter und und und, aber irgendwann wurde mir das dann doch zu anstrengend. Hinzu kam, dass ich der Logik im zweiten Teil des Buches nicht mehr folgen konnte. Es wurde mir zu chaotisch, zu abstrakt. Zu viele offene Fragen taten sich auf.
Ich bin mir sicher, dass der Autor sich hinreichend Gedanken um die Story gemacht hat, sie aber nicht hinreichend zu Papier gebracht hat.
Die Geschichte selbst fand ich gar nicht so schlecht, da es in diesem Buch nicht wie in vielen anderen Büchern dieses Genres geht; es findet kein Krieg diverser Planeten und Lebensformen gegeneinander statt, sondern es wird über einzelne Menschen und ihre Umwelt geschrieben und den damit verbundenen Problemen.

Fazit

Mit leichter Berieselung zur Entspannung war es bei mir leider überhaupt nichts, das Buch fordert volle Konzentration und auch die Gabe, zwischen den Zeilen zu lesen.
Von daher nur drei Sterne.

Cover des Buches Frau Merian und die Wunder der Welt (ISBN: 9783570104309)

Bewertung zu "Frau Merian und die Wunder der Welt" von Ruth Kornberger

Frau Merian und die Wunder der Welt
Spaceridervor 3 Jahren
Wahrheit und Fiktion im Leben der wundervollen Maria Sybilla Merian

Maria Sybilla Merian wurde 1647 in Frankfurt geboren. Sie wuchs in Frankfurt und Nürnberg auf und bekam von ihrem Stiefvater eine künstlerische Ausbildung - soviel sei vorab und am Rande in eigener Sache angemerkt.

Inhalt
Im Buch erfahren wir, dass Maria die Mutter von zwei Töchtern ist und ihren Mann verlässt. Sie lebt zunächst bei Labadisten geschützt in einem Kloster, wo sie ihren Forschungsarbeiten nacht geht. Als sie genug Geld zusammen hat, geht sie mit ihren Töchtern zusammen nach Amsterdam, wo sie aus eigener Kraft ihren Lebensunterhalt bestreitet. Sie lebt dort als „selbstgemachte“ Witwe - selbstgemacht deswegen, weil sie vorgibt Witwe zu sein, um als alleinstehende Frau und Mutter zweier Kinder zur damaligen Zeit überhaupt in der Gesellschaft gesellschaftsfähig sein zu können.
Maria Merian widmet ihr ganzes Leben der Erforschung von Insekten, insbesondere von Schmetterlingen und Raupen. Sie beobachtet die Tiere, sie beobachtet ihren Lebensraum, ihre Fortpflanzung, ihr Fressverhalten und ihre verschiedenen Stadien und skizziert und beschreibt dies in Wort und vor allem Bild. Ein Höhepunkt in ihrem Leben stellt eine Reise nach Surinam da, wo sie zwei Jahre verbringt. Nach ihrer Rückkehr in die Niederlande bringt sich schließlich ein bedeutendes Buch heraus. Soweit die wahren Begebenheiten. Gespickt wird diese Handlung mit einer fiktiven Liebesgeschichte.

Bewertung
Insgesamt liest sich das Buch ganz gut. Der Schreibstil ist angenehm und die Sprache sehr schön beschreibend, man kann sich alles sehr gut vorstellen. Man erfährt Einiges über Frau Merian und das Leben um 1700 im Allgemeinen und das Malen und Präparieren von Schmetterlingen und Insekten im Speziellen. Das Leben einer Frau war von der Abhängigkeit zum Manne geprägt. Bildung war alles andere als selbstverständlich und wie im Falle der Frau Merian ein großer Glücksfall. Frau Merian hat einiges geleistet und großartige Werke hervorgebracht.
Gerade aber ihre Reise nach Surinam hätte im Buch durchaus ausführlicher behandelt werden können, aber …
… und das ist die große Frage, was ist über diese wundervolle Frau überhaupt bekannt?
Im Nachwort, das man aus meiner Sicht durchaus auch vorweg lesen kann, wird einiges klarer, so auch, was Wahrheit und was Fiktion ist und welcher Quellen sich die Autorin bedient hat und als Grundlage für den Roman dienten.
Ja, man sollte hier eher von Roman reden, als von Biographie, da doch ein zu großer Teil Fiktion ist. So nimmt im Buch viel Platz eine rein fiktive Liebesgeschichte ein und rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Liest sich diese Liebelei anfangs noch ganz gut, sozusagen als das Salz in der Suppe, zu dem eher gemächlichen und nicht sehr aufregenden Alltag von Maria, verändert dies, meiner Meinung nach, nach und nach den Charakter der Frau Merian zu sehr.
Nach allem, was man über Frau Merian aus dem Buch und gängigen Quellen wie Wikipedia erfährt, ist Maria aber eine absolut starke Frau, zu einer Zeit, wo dies für Frauen alles andere als üblich und möglich war. Von daher sollte dies nicht derart von einer fiktiven Liebesgeschichte beeinflusst werden.

Fazit:
Knappe vier Sterne.
Das Buch liest sich ganz gut, ist aber eher ein stilles, „seichtes“ Buch, was nicht negativ gemeint ist, aber es passiert auch nicht wirklich viel. Hinzu kommt die fiktive Liebesgeschichte, die leider alles etwas „verdreht“.

Über mich

  • 18.07.1965

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