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StefanSchweizer

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Abrechnung (ISBN: 9783222151033)

Bewertung zu "Abrechnung" von Peter Longerich

Abrechnung
StefanSchweizervor 6 Tagen
Kurzmeinung: Informativ, aber kein klares Narrativ
Forschungsdesiderat geschlossen, aber ohne roten Faden

Peter Longerich schätze ich seit langer Zeit als einen der deutschsprachigen Historiker, der sich ausgezeichnet in der Geschichte des Nationalsozialismus auskennt. Nun hat er einen Teilausschnitt aus der Geschichte kurz nach der "Machtübernahme" herausgepickt, den sogenannten "Ruhm-Putsch". Die SA wurde angeblich Hitler, der Reichswehr und der SS zu gefährlich. Leider verschweigt - oder aber schlimmer noch ignoriert - er einen Aspekt; den zentralen inhaltlich-konfliktären Streit zwischen Hitler und Röhm, der nicht wie im Buch behauptet um die Frage einer SA-Armee oder dem Erhalt der Reichswehr ging, sondern eine übergeordnete philosophisch-weltanschauliche Grundlage besaß: Während Hitler nach der vollzogenen NS-Revolution in eine lange Phase der Evolution, die durch den 2. Weltkrieg verhindert wurde, übergehen wollte, bestand der Militär Röhm auf einer permanenten Revolution. Dieser Aspekt ist leider im Buch völlig ausgeblendet.

Zum Inhalt: 1934, ein Jahr nach der »Machtergreifung«, gerät das NS-Regime in eine schwere Krise. Die politischen Erfolge bleiben aus, die erste Euphorie unter den Anhänger:innen ist verflogen. Ernst Röhm baut seine »Sturmabteilung« weiter aus und fordert eine Fortsetzung der »nationalsozialistischen Revolution«, gleichzeitig formieren sich ultrakonservative Kräfte. Im Juni 1934 hält Hitler blutige Abrechnung: Er lässt Röhm und die SA-Spitze kaltblütig liquidieren. Doch die Morde eskalieren. Peter Longerich rekonstruiert die komplexen Hintergründe des sogenannten »Röhm- Putschs« und zeigt zum ersten Mal anhand der umfassenden Auswertung zeitgenössischer »Stimmungsberichte«, wie die Bevölkerung auf das Morden reagierte. Sein Fazit: Die »Nacht der langen Messer« war ein Zentralereignis in der Geschichte des Dritten Reiches, das Hitlers Durchbruch zur Alleinherrschaft ebnete.

Longerich nimmt sich, meines Erachtens recht unsystematisch in das Gesamtnarrativ des Buchs eingebettet insbesondere Berichte der Staatspolizei mit wenigen ausgesuchten Schwerpunkten vor. Hier hätte eine Begründung notgetan, wieso ausgerechnet die Berichte dieser Orte ausgewählt wurden methodisch gutgetan. Überhaupt ist m.E. das Gesamtnarrativ des Buchs eine wenig problematisch. So bleibt ein wenig ein ratloser, bereits wissender Leser zurück, der sich fragt, wieso diese Geschichte noch einmal mit etwas anderen Gewichtungen erzählt wird und wieso dabei wesentliche Aspekte nicht ausreichend thematisiert wurden. Insgesamt dennoch recht kurzweilig, informativ und mit schönen Bildern. Den Molden Verlag sollte man sich merken!

Cover des Buches Zerborstene Zeit (ISBN: 9783406776601)

Bewertung zu "Zerborstene Zeit" von Michael Wildt

Zerborstene Zeit
StefanSchweizervor 22 Tagen
Kurzmeinung: Informativ, spannend geschrieben, aber das Gesamtnarrativ als roter Faden fehlt
Gute Ergänzung

Mit großem Interesse habe ich Michael Wildts "Zerborstene Zeit" aus dem Beck Verlag gelesen. Obwohl ich beinahe einen Überblick über die gesamte neuere Literatur über diese historische Epoche besitze, fällt mir eine richtige Einschätzung nicht ganz einfach. Wildt gelingt es, den Leserinnen und Lesern die Zeit von 1918 bis 1945 plastisch, anschaulich und verständlich zu vermitteln. Dabei benutzt er eine im modernen Geschichtsdiskurs vorherrschende Methode. Er orientiert sich sowohl an der historischen Schilderung der Ereignisse von oben und gleitet dort souverän wie aus der Vogelperspektive über die historischen Ereignisse. Dieses ergänzt er mit der Perspektive von unten, d.h. er schildert anhand ausgesuchter Beispiele "kleiner Leute" die historische Globalanalyse zu perfektionieren und holistisch zu machen. Dieser hehre Anspruch wird m.E. leider nicht ganz ausgefüllt, denn manche Teile und die Anordnung der Perspektive von oben und der von unten wirkt an manchen Stellen etwas konstruiert, nicht organisch und passt z.T. nicht wirklich.

Zum Inhalt: Deutschland zwischen 1918 und 1945 – ein Zeitraum von knapp dreißig Jahren, in dem gleich zweimal für Millionen Menschen eine «neue Zeit» anbricht: 1918 nach dem Ende des verlorenen Ersten Weltkriegs und 1933 mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler. Als eine «zerborstene Zeit» schildert Michael Wildt diese Jahre in seiner atmosphärisch dichten Darstellung, die die Ereignisstränge der «großen» Geschichte mit den Erfahrungen und Lebenswelten der Zeitgenossen verbindet.
Die Straßen Berlins in den Tagen der Novemberrevolution, das Ruhrgebiet 1923 während des Einmarschs der französischen Truppen, Varieté-Shows, die schwarze Community in Deutschland, Lemberg 1941 und Hamburg beim Bombenangriff am Altjahrsabend 1944 – das sind nur einige der Orte, an die Michael Wildt uns in seinem neuen Buch mitnimmt. Es entführt uns in Hinterhöfe, private Heime und Baracken, und es lässt Zeitzeugen wie Käthe Kollwitz und Victor Klemperer, aber auch den unbekannten katholischen Gastwirt oder die national gesinnte Lehrerin zu Wort kommen. Kein anderes Werk hat bislang das «oben» und das «unten» der Geschichte so intensiv in eine kollektive Erzählung überführt wie dieses eindrucksvolle Panorama Deutschlands und der Deutschen im «Zeitalter der Extreme».

Fazit: Insgesamt ist Wildts Werk für alle historischen Experten über die Epoche des 27jährigen Krieges von 1914-1945 interessant. Der ganz große Wurf ist dabei wie gesagt aus meiner Perspektive nicht gelungen, da gibt es andere Beispiele, wie z.B. Overbys "Weltenband" oder der "Hitler-Putsch 1923" von Niess. Als Ergänzung für die Bibliothek durchaus geeignet.

Cover des Buches Welt in Aufruhr (ISBN: 9783737101608)

Bewertung zu "Welt in Aufruhr" von Herfried Münkler

Welt in Aufruhr
StefanSchweizervor 3 Monaten
Kurzmeinung: Kompakt, gut, aber ein wenig antiquiert
Klassische politische Theorie

Herfried Münkler ist ein Großmeister der Politischen Ideengeschichte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er lange Zeit als politischer Berater von Kanzlerin Merkel galt. In seinem neuen Buch "Welt in Aufruhr" analysiert er die neue globalpolitische Lage, die herrschenden Kriege und eruiert potenzielle Konstellationen, die in Zukunft eintreten könnten.

Zum Inhalt: Spätestens seit dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan und dem russischen Überfall auf die Ukraine wissen wir, dass die bislang geltende Ordnung an ihr Ende gekommen ist. Die Welt ist in Aufruhr. Doch wie wird sie sich neu sortieren, und wie wird sie im 21. Jahrhundert aussehen? Vor welchen Umwälzungen, Brüchen und Umbrüchen stehen wir?
Eine auf Werten und Normen fußende Weltordnung durchzusetzen, übersteigt die Fähigkeiten des Westens. Die USA, einst «Weltpolizist», befinden sich trotz internationalen Engagements auf dem Rückzug; die UN, der man diese Rolle ebenfalls zugedacht hatte, blockiert sich selbst. Und die Europäer sind schlicht nicht imstande, eine Weltordnung zu hüten. Eine prekäre, risikoreiche Lage, in der auch ein Blick in die Geschichte und auf frühere weltpolitische Konstellationen hilfreich ist, um Hinweise auf die künftige, sich jetzt herausbildende Ordnung zu erhalten. Herfried Münkler zeigt in dieser gedankenfunkelnden geopolitischen Analyse, wo in Zukunft die Konfliktlinien verlaufen. Viel spricht dafür, dass ein neues System regionaler Einflusszonen entsteht, dominiert von fünf Großmächten. Wo liegen die Gefahren dieser neuen Ordnung, wo ihre Chancen? Wäre es ein austariertes Mächtegleichgewicht – oder Chaos? Und wie sollten sich Europa und Deutschland in den zu erwartenden globalen Auseinandersetzungen verhalten? Ein aufregender, Maßstäbe setzender Ausblick auf die Machtkonstellationen im 21. Jahrhundert.

Münkler bedient sich der Analyse des Politischen Ist-Zustands alter Modelle politischer Ideengeschichte. Ein besonderes Schwergewicht legt er dabei auf Schmidt, der heute nicht frei vom Dünkel ist, zu eng mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben. Münkler sieht eine neue Weltordnung heraufziehen, die von fünf Mächten beherrscht wird. Alles in Allem ist "Welt in Aufruhr" eine sehr interessante Lektüre, auch wenn die Ansätze und Theoriebildungsmodelle Politischer Ideengeschichte für die heutige Zeit nicht mehr ganz probat erscheinen. Dennoch sei das Buch jedem empfohlen, der versucht einen Kausalnexus zwischen Geschichte und dem politischen Ist-Zustand herzustellen.

Cover des Buches Triumph der Gewalt (ISBN: 9783608986488)

Bewertung zu "Triumph der Gewalt" von Ralf Zerback

Triumph der Gewalt
StefanSchweizervor 3 Monaten
Kurzmeinung: Packende Schilderung der "Kampfzeit"
Der Weg an die Macht

"Triumph der Gewalt" ist ein solide erarbeitetes, fundiertes und gut lesbar geschriebenes Geschichtsbuch über einen der wichtigsten Zeitpunkte des 20. Jahrhunderts. Es geht um zwei höchstspannende Jahre, in denen es die Nationalsozialisten schafften, auf offiziell demokratischen Weg an die Macht zu gelangen. Dass dieser demokratische Weg mit Blut gepflastert war und insofern doch nicht ganz dem Legalitätscharakter entsprach, zeigt Zerback eindrucksvoll auf.

Zum Inhalt: Intrigen, Machtkämpfe, Terror: Packend schildert Ralf Zerback in historischer Nahsicht drei turbulente deutsche Jahre, die das Ende der Demokratie markieren. Mit einem Sinn für die Stimmungen der frühen 30er Jahre zeigt er, wie schon einmal Rechtspopulisten die Gesellschaft spalteten und einen totalen Machtanspruch durchsetzten – eine erschütternde Erzählung vom Ende der Demokratie und dem Weg in die Diktatur. Ralf Zerback erzählt erstmals den politischen Umbruch und die Ereignisse der Jahre 1932 bis 1934 als eigenen Wendepunkt. Straßenkämpfe, Populismus und Propaganda kennzeichnen das Ende Weimars  und die blutige Durchsetzung des totalitären Machtanspruchs der Hitlerdiktatur. Der Autor führt die Leser durch das Labyrinth rund um die Wilhelmstraße, das Berliner Regierungsviertel. Packend schildert er das Intrigenspiel der führenden Politiker der Zeit: Brüning, von Papen, Schleicher, Hindenburg, Goebbels und Hitler. Mit der »Machtergreifung« der Nationalsozialisten war der Machtkampf nicht zu Ende. Zum einen setzte sich der politische Kampf fort, zugleich aber und dann verstärkt im Widerstand. Ralf Zerbacks erzählendes Buch endet mit der Entmachtung der SA und dem Tod Hindenburgs, als das NS-Regime die totale Macht erobert hatte. Ein mahnendes Buch über politische Gewalt, das zeigt, warum die Errichtung einer Diktatur in so kurzer Zeit möglich war.

Für mich ist "Triumph der Gewalt" eines der besseren Geschichtsbücher über die Epoche der Machterlangung der Nationalsozialisten. Zerback analysiert feinsinnig, ist sich in seinem Urteil sicher und vermag es, den Leser auf eine historische Reise mitzunehmen, deren Erkenntnisse für die heutige Zeit äußerst wichtig sind. Ein kleines Manko bleibt: Der Autor vertraut dem Demokratieverständnis der Leser nicht wirklich und nimmt sie deshalb an manchen Stellen zu sehr an der Hand, sodass diese sich etwas bevormundet oder aber entmündigt fühlen. Dennoch eine absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Rudolf Hess (ISBN: 9783406652912)

Bewertung zu "Rudolf Hess" von Manfred Görtemaker

Rudolf Hess
StefanSchweizervor 4 Monaten
Kurzmeinung: Neue Dokumente, aber zu wenig neue Erkenntnisse
Eine deutsche Biografie

Manfred Görtemakers "Rudolf Hess" ist eine solide, in typisch deutschem Duktus verfasste Biografie. So werden die Lebensereignisse schön in chronologischer Form aufbereitet und in gut lesbarer Sprache präsentiert. Dabei fällt ein Detailreichtum auf, der ein wenig irritiert. Wir erfahren genau, welche Mitarbeiter wann wie und inwiefern zu Diensten waren, aber die Person des Rudolf Hess kommt beinahe ein wenig kurz und vor allem bleibt sie blass und unfassbar. Das ist wahrscheinlich weniger der Unfähigkeit des Autors als dem Protagonisten der Biografie zuzuschreiben.

Zum Inhalt: "Welch ein Anblick für die Welt", notierte Joseph Goebbels geschockt in seinem Tagebuch. "Ein geistig zerrütteter zweiter Mann nach dem Führer. Grauenhaft und unausdenkbar." Da war Rudolf Hess soeben zu seinem mysteriösen Flug nach England aufgebrochen, um im Alleingang Frieden zu stiften. Wer war dieser von Rätseln umgebene Mann, der wie ein Schatten Hitlers wirkte, in Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und nach seinem Tod in Spandau zu einer Ikone der Neonazis werden sollte? Manfred Görtemaker legt die erste grundlegende Biographie vor, die mit neuen Quellen einen außergewöhnlich präzisen Einblick in die Chefetage des NS-Regimes ermöglicht. Der Potsdamer Zeithistoriker Manfred Görtemaker hat fast zwanzig Jahre lang an dieser akribisch recherchierten Biographie gearbeitet. Erstmals konnte er ca. 4.100 Briefe und 50.000 Blatt Schriftwechsel aus dem Hess-Nachlass im Berner Bundesarchiv auswerten, mit einer Sondergenehmigung die Papiere von Lord Selkirk of Douglas, dem Sohn des Duke of Hamilton, zu dem Hess nach Schottland flog, einsehen sowie eine beeindruckende Zahl von weiteren bislang unerschlossenen Archivalien heranziehen. Das Resultat ist ein ungemein plastisches Lebensbild des Mannes, der von Anfang an mit Hitler durch dick und dünn ging, dessen wachsende Machtfülle wie ein Alter Ego verwaltete und über dessen Einfluss als "Stellvertreter des Führers" sich kein Rivale Illusionen machte.

Die Lektüre lohnt sich für Interessierte am 2. Weltkrieg und 3. Reich auf jeden Fall. Leider hat die vom Verlag und im Buch mehrfach herausgestellte und betonte Auswertung von ganz neuen, zahlreichen Briefen und Schriftwechseln für mich keine wesentlich neuen Erkenntnisse bedeutet. Vielmehr verfestigt Görtemaker das bereits in der Forschung bestehende Hess-Narrativ und erweitert dies an einigen Ecken und Enden minimal. Dennoch für alle Interessierte ein lohnenswertes Buch.

Cover des Buches Der Zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten (ISBN: 9783806246131)

Bewertung zu "Der Zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten" von Jeremy Black

Der Zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten
StefanSchweizervor 4 Monaten
Kurzmeinung: Wunderbar gemachtes Buch als Ergänzung zur Literatur über den 2. Weltkrieg
Aufschlussreiche Karten

Ich bemühe mich aus beruflichen Gründen, die meisten Neuerscheinungen,  die den 2. Weltkrieg betreffen zu lesen. Dabei treten mitunter Ermüdungserscheinungen ein, da manche Historiker zwar Neues ankündigen, aber nur alten Wein in neuen Schläuchen präsentieren. Wem es ähnlich wie mir ergeht, der sollte unbedingt auf das bei wbg Theiss erschienene Buch von Black "Der zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten lesen.

Zum Inhalt: Die Schlachten des Zweiten Weltkriegs wurden in Eurasien ausgetragen, in zuvor unvorstellbarem Ausmaß waren unterschiedlichste Staaten beteiligt. Woher aber wussten Politiker, hohe Militärs und letzten Endes auch die Bevölkerung, wer wo genau kämpfte? Jeremy Black, einer der bedeutendsten Militär- und Kartographie-Historiker, erläutert das anhand von 100 teils bisher unveröffentlichten historischen Landkarten. Ob für Seeschlachten, den Luftkrieg oder die Propagandamaschinerie: Sowohl Hitler als auch die Alliierten waren für strategische Planungen abhängig von möglichst genauen Karten. Ebendiese Landkarten stellen heute Artefakte dar, die den 2. Weltkrieg, seinen Verlauf und die Ereignisse verständlich machen.

Blacks "Der zweite Weltkrieg in 100 historischen Originalkarten" ist für den kundigen, aber auch nur interessierten Leser äußerst aufschlussreich und aussagekräftig. Es zeigt in hervorragender Druckqualität originale historische Karten, die den Zweiten Weltkrieg geprägt haben. Dadurch ist es möglich, viele Entscheidungsschlachten, strategische und taktische Entscheidungen der Militärs auf beiden Seiten besser nachzuvollziehen. Die Begleittexte der Karten sind logisch stringent auf einem großen Wissensfundus geschrieben. Auch noch interessant ist die heuristische Klassifizierung des Kartenmaterials in a) unerlässliche Instrumente zur Kriegsführung b) militärgeschichtlich bedeutsame Dokumente und c) Propagandainstrumente zu Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Wer sich intensiv mit dem 2. Weltkrieg auseinandersetzt, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Cover des Buches Weltenbrand (ISBN: 9783737101455)

Bewertung zu "Weltenbrand" von Richard Overy

Weltenbrand
StefanSchweizervor 4 Monaten
Kurzmeinung: Das neue Narrativ des 2. Weltkriegs
Opus Magnus zum 2. Weltkrieg

Overys "Weltenbrand" ist für mich das neue Narrativ über den 2. Weltkrieg, und ich versuche beinahe alle vorhandene Literatur dazu aufzuarbeiten. Overy gelingt es im Gegensatz zu vielen seiner europäischen Historikerkollegen den Gegenstand aus einer neutralen Übersichtsperspektive höherer Ordnung zu schildern. Mit "Weltenbrand" ist ihm sein Opus Magnus gelungen, erzählerisch, aber auch vom methodischen Ansatz her. Es gab zwar bereits mit Beevor Ansätze den 2. Weltkrieg zu Beginn der 1930er Jahre aus asiatischer Sicht aufzurollen, was letztlich aber defizitär blieb. Overys Aufhänger für die Erklärung des 2. Weltkriegs lautet: Imperialismus.

Zum Inhalt: Richard Overy zeichnet ein umfassendes, neues Bild des Zweiten Weltkriegs – als das letzte Aufbäumen des Imperialismus. Er zeigt ihn als den alles Vorangegangene übertreffenden imperialistischen Krieg – in dem Achsenmächte ebenso wie Alliierte danach strebten, Imperien zu festigen, zu verteidigen, zu erweitern oder auch erst zu schaffen. Ein weltumspannendes, zeitlich weit ausgreifendes Geschehen und eine Perspektive, in der etwa der Krieg im Pazifik stärker als bisher üblich in den Blick gerät; beginnend bereits 1931 mit dem Einfall des Japanischen Kaiserreichs in die Mandschurei, der die Richtung vorgab für das exzessive Expansionsstreben Italiens und Nazideutschlands. Overy schildert die Ereignisse, die in die Katastrophe führten, ebenso wie die Folgen für die neue Weltordnung nach 1945; er zeigt die geopolitisch-strategische wie die menschliche Dimension dieses Krieges, mit dem das imperialistische Zeitalter sein Ende finden sollte.
Das Opus magnum eines der bedeutendsten Historiker des Zweiten Weltkriegs, das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung – und eine Neubewertung dieses zerstörerischsten aller Kriege, die uns auch unsere Gegenwart mit anderen Augen sehen lässt.

Overys innovative Leistung besteht darin, dass er den 2. Weltkrieg als Anfang vom Ende des Imperialismus sieht. Dabei gibt es letztlich drei Parteien. Die alten Imperialisten wie England und Frankreich, die neuen Imperialisten wie Deutschland, Italien und Japan und die USA, die jeglichen Imperialismus verurteilten. Letztlich endete der 2. Weltkrieg mit der Niederlage aller Imperialisten, denn nach 1945 befreiten sich die noch vorhandenen Kolonien von den Herkunftsländern, auch wenn dies ein schmerzhafter Prozess der Loslösung bis in die 1960er Jahre war. Jeder, der sich für den 2. Weltkrieg interessiert, sollte dieses Buch gelesen haben.

Cover des Buches Querfront (ISBN: 9783948972943)

Bewertung zu "Querfront" von Stefan Schweizer

Querfront
StefanSchweizervor einem Jahr
Cover des Buches Siegfried (ISBN: 9783948987602)

Bewertung zu "Siegfried" von Michael Seitz

Siegfried
StefanSchweizervor einem Jahr
Cover des Buches Götterdämmerung (ISBN: 9783948987091)

Bewertung zu "Götterdämmerung" von Michael Seitz

Götterdämmerung
StefanSchweizervor einem Jahr

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