Bewertung zu "Zum Glück gibt es Umwege" von Anne Buist
Titel: "Zum Glück gibt es Umwege"
Autor: Graeme Simsion & Anne Buist
Genre: Jakobsweg-Roman
Verlag: Fischer Krüger
Seitenzahl: 400
Klappentext:
Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Hinreißend witzig: zwei unwiderstehliche Helden auf dem Jakobsweg.
Zoe, Künstlerin und Yogaexpertin, flüchtet aus Kalifornien nach Frankreich. Martin, Technikfreak aus England, will den von ihm entwickelten Wanderkarren für Rückengeschädigte einem Praxistest unterziehen. Als sie sich auf dem Jakobsweg begegnen, sind sie erstmal ganz schön genervt voneinander. Aber schräge Reisegefährten, Wetter- und Seelenkatastrophen, die Kapriolen des Wanderkarrens schweißen zusammen. Werden Martin und Zoe, grundverschieden wie sie sind, auf dem Camino einen gemeinsamen Weg finden?
Ein Roman über Neuanfang und Sinnsuche, übers Wandern und Zu sich selbst finden und darüber, wie wir mit einem Lächeln Erfüllung finden.
Buch:
Ich habe “Zum Glück gibt es Umwege” im Rahmen einer Leserunde (Vielen Dank nochmals, dass ich teilnehmen durfte) als Hardcover-Ausgabe erhalten. Da ich schon lange den Wunsch habe den Jakobsweg, allerdings den Camino Portugues, selbst zu laufen, habe ich mich ganz besonders auf dieses Buch gefreut. Auch das Cover hat mir direkt gefallen: eine schöne Landschaft und ein großer, auffälliger Titel, was will man mehr. Da bekommt man direkt Lust aufs Wandern und die Freiheit. Die Kapitellänge war für meinen Geschmack perfekt, 5-10 min Lesezeit pro Kapitel empfinde ich immer als sehr angenehm. Zudem hat es mir gefallen, dass das Buch aus Sicht zweier komplett verschiedener Protagonisten verfasst wurde und daher auch die Kapitel auf diese beiden Charaktere, Zoe und Martin, aufgeteilt sind.
Schreibstil:
Der Schreibstil von Graeme Simsion und Anne Buist war in meinen Augen perfekt für diese Art von Buch. Er war einfach und flüssig zu lesen und zudem an einigen Stellen unterhaltsam. Außerdem hat sich die Geschichte sehr langsam entwickelt und es gab keine großen Sprünge oder Geschehnisse. Dies habe ich jedoch nicht als langweilig empfunden, vielmehr hat es für mich gut zum Laufen gepasst. Landschaftlich hätte ich mir wohl ein paar Beschreibungen mehr gewünscht, dass ich mir den Jakobsweg auch besser vorstellen kann. Auch über Bilder im Buch hätte ich mich sehr gefreut, da die beiden Autoren ja selbst schon einmal diesen Weg gegangen sind. Allerdings hatte ich auch so eine gute Vorstellung von der Geschichte, die Karte zum Weg war hierbei auch sehr hilfreich. Die beteiligten Charaktere haben mir sehr gut gefallen! Viele von ihnen sind etwas überspitzt dargestellt und sie sind sehr vielfältig und verschieden. Diesen Charakteren ist man im Laufe des Weges auch immer mal wieder begegnet, sie waren jedoch nicht dauerhaft präsent, da jeder den Weg für sich in seinem eigenen Tempo bewältigt hat. Dies habe ich als sehr realistisch und sympathisch empfunden. Es war auf jeden Fall spannend die Entwicklung und Interaktion der vielen Charaktere zu beobachten!
Handlung:
Das Buch handelt natürlich vom Jakobsweg (Chemin de Cluny, Camino Frances, Camino del Norte, Camino Primitivo). Hierbei geht es vordergründig darum wie die beiden Protagonisten Zoe und Martin den Weg bestreiten. Zoe ist ein unglaublich spontaner und recht unorganisierter Mensch. So hatte sie eigentlich geplant nach dem Tod ihres Mannes eine alte Schulfreundin in Frankreich zu besuchen. Dort hat sie jedoch gemerkt, dass sie noch nicht so weit ist und die Trauer noch nicht verarbeitet hat. Der Muschelanhänger an einer Kette war dann der Ausschlag: Zoe begibt sich (vollkommen unerfahren, ohne großes Budget und ohne Plan) auf den Jakobsweg. Dort hofft sie vor allem den Tod ihres Mannes, aber auch das Verwürfnis mit ihrer verstorbenen Mutter verarbeiten zu können. Martin hingegen ist Ingenieur und im Gegensatz zu Zoe plant er alles Voraus. Er hat einen Wanderkarren entworfen, der körperlich angeschlagenen Menschen das Tragen von Gepäck erleichtern soll. Diesen möchte er jetzt selbst in einer langen Testphase auf dem Jakobsweg testen. Er erhofft sich, dass er in Zukunft seinen Lebensunterhalt mithilfe dieses Karrens bestreiten kann, hierfür legt er einen Blog an und dokumentiert seine lange Reise. Die beiden begegnen sich bereits in Cluny und sind sich auf Anhieb unsympathisch. Auf dem Weg begegnen sie sich immer mal wieder und merken mit der Zeit, dass ihre erste Einschätzung voneinander hauptsächlich aus Missverständnissen und Vorurteilen beruht. Beide haben jedoch persönlich viel zu verarbeiten und durchgehen eine langsame, aber deutliche Entwicklung. Werden Martin und Zoe auf dem Jakobsweg einen gemeinsamen Weg finden?
Meinung:
Mir hat “Zum Glück gibt es Umwege” wirklich gut gefallen. Ein perfektes Buch, um zur Ruhe zu kommen und abzuschalten. Die Geschichte plätschert einfach so dahin und es gibt wenig zum drüber aufregen. Man beobachtet einfach die verschiedenen Charaktere beim Laufen und entspannt sich selbst dabei, denkt vielleicht sogar über das eigenen Leben dabei nach und besinnt sich etwas. Ich habe es zumindest als sehr inspirierend empfunden. Man fokusiert sich auf das Wesentliche. Eigentlich braucht man im Leben ja auch gar nicht viel, Familie und Freunde auf die man sich verlassen kann, sind viel wichtiger als irgendwelche Luxusgüter etc. Die beiden Protagonisten haben mir auch, jeder auf seine eigene Art, sehr gut gefallen. Man kann bei ihnen eine schöne Entwicklung verfolgen. Zudem habe ich die Geschichte als sehr realistisch empfunden, genau so stellte ich mir das Leben auf dem Camino vor :) Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch: die Beschreibungen zur Natur hätten genauso wie die emotionalen Momente etwas ausführlicher sein dürfen, dann hätte ich wohl so richtig darin abtauchen können :) Aus diesen Gründen vergebe ich sehr gerne 4 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung! Mich hat die Lust aufs Wandern jetzt definitiv auch gepackt ;)