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StephanSchwarz

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry (ISBN: 9783810510792)

Bewertung zu "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" von Rachel Joyce

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry" von Rachel Joyce

Harold Frey ist ein pensionierter Brauereimitarbeiter in Südengland, dessen Leben keine Überraschungen mehr bereit hält! Wirklich keine Überraschungen?? Nun eines Tages bekommt er Post, dass seine ehemalige Kollegin in Schottland in einem Hospiz im sterben liegt. Und Harold hat eine Schuld zu begleichen. So macht er sich auf den eg nach Norden nur zu Fuß und mit dem, was er gerade anhat. Hierbei begegnet er vielen Menschen und keiner ist so wie es zuerst scheint.

Der Schreibstil ist langsam und nicht mitreißend. Vielleicht ist das Absicht, um zu verdeutlichen, dass das Leben meistens ein ruhiger Fluss ist. Falls ja, so ist es gelungen!

Die Botschaft dieses Buches ist wunderbar: Man kann Menschen berühren und sich berühren lassen, wenn man offen ist und auf sie zugeht. Niemand ist so, wie er 7 sie scheint. Und jeder von uns hat die Wahl, jeden Tag sich neu auf sein Leben einzulassen. Es ist egal, was andere von Dir denken, solange Du mit Dir im reinen bist und andere nicht verletzt! Ja man muss sich nur trauen, sein Leben annehmen und zu sich finden. So wie Harold Frey am Ende seiner Reise, die ihn zwar zu seiner ehemaligen Kollegin, letzten Endes aber nur zu sich selbst führt!

Vom Schreibstil müsste ich 3 Punkte geben, von der Botschaft 5! Deswegen gibt es insgesamt 4 Sterne!!

Cover des Buches Das Rätsel von Damaskus (ISBN: 9783453131262)

Bewertung zu "Das Rätsel von Damaskus" von Lena Einhorn

Das Rätsel von Damaskus
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Das Rätsel von Damaskus" von Lena Einhorn

Lena Einhorn stellt in ihrem Werk die Hypothese auf, das Jesus und Paulus ein und die selbe Person ist. Jesus ist also nicht am Kreuz gestorben, sondern später als Paulus missionarisch bei den Heiden, also den Nichtjuden unterwegs gewesen. Zuerst allerdings stellt sich die Autorin der Frage, ob es Jesus wirklich gegeben hat und zählt die wenigen schriftlichen Beweise - außerhalb der Bibel - auf, von denen man mit etwas interpretatorischer Freiheit darauf schließen kann, das hier von Jesus gesprochen wird. Sie kommt zu der Schlussfolgerung, das die Zeitgenossen Jesu nichts oder fast gar nichts über Jesus berichten. Wobei es nicht einer gewissen Ironie entbehrt, das gerade der jüdische Talmud, also die gesammelte Aufzeichnung der jüdischen mündlichen Überlieferungen, einige Hinweise auf Personen enthält, die man mit Jesus gleich setzen kann.

Der Talmud wurde allerdings erst in seiner Gesamtheit ungefähr 500 Jahre nach Christi Geburt schriftlich festgehalten. Danach verfolgt die Autorin den Weg Jesu gemäß der Bibel und hinterfragt viele Zitat und versucht ihnen historische Deutungen zu geben, so fragt sie sich, ob Jesus nicht römischer Bürger war. Diese durften aber per Gesetz nicht gekreuzigt werden. Diese schmachvolle Hinrichtung war nur Sklaven und Nichtrömern vorbehalten. Pilatus will vielleicht aus diesem Grund nicht Jesus kreuzigen, so fragt sich Lena Einhorn. Ebenfalls erwähnt sie alle bisherigen Theorien, die beweisen sollen, das Jesus nicht am Kreuz gestorben ist. Nachdem sie den biblischen Lebensweg von Jesus nachgearbeitet und hinterfragt hat, vergleicht sie Paulus und Jesus. Dann stellt sie ihre oben genannte Hypothese auf und zählt sechs Beweise gegen und fünfzehn Beweise für diese Hypothese auf. Jeder Beweis wird dann noch von ihr genauer erklärt.

Ihre Beweise gegen ihre eigene Hypothese

Jesus und Paulus sind Personen unterschiedlichen Charakters
Jesus ist bedeutend toleranter als Paulus
Jesus sprach Aramäisch, Paulus Griechisch
Jesus wandte sich an Juden, Paulus an Nichtjuden
Paulus schreibt sehr wenig über das Leben Jesu
Paulus begegnet auf seinen Reisen den ehemaligen Jüngern ohne das diese ihn wiedererkennen.

Dann folgen diese Beweise für ihre Hypothese:

Paulus Begeisterung für einen Menschen, dem er nie begegnet ist und dessen Jünger er nie war.
Paulus Bekehrung kurz nach der "Kreuzigung" Jesu
Paulus stammt aus der gleichen Gegend wie Jesus
Paulus ist römischer Bürger (wie Jesus auch?)
Beide haben ein auffallend ambivalentes Verhältnis zu den Juden
Paulus reist wie Jesus in jungen Jahren nach Jerusalem
Bei beiden klafft eine große historische Lücke im Lebenslauf
Beide sind unverheiratet
Paulus hatte ein Gebrechen
Für beide ist die Auferstehung das zentrale Element
Paulus ist Jerusalem gegenüber seltsam abgeneigt, obwohl hier seine Heimatgemeinde ist.
Beide haben Jünger
Im Unterschied zu den Jüngern ist Paulus handelndes Subjekt im Neuen Testament
Die Gefangennahme und der Prozess gegen Paulus sind nahezu eine Kopie der Geschehnisse um Jesus Gefangennahme
Paulus verwendet auffällig oft dieselbe Terminologie und Metaphorik wie Jesus.

Ein Buch, das spannend und unterhaltsam geschrieben ist. Wer sich für die Ursprünge der christlichen Lehre interessiert, wird hier ein paar neue Ideen finden, die weder bewiesen noch widerlegt werden können. Wer Freude an mysteriösen Theorien hat, wird seine helle Freude an diesem Buch haben.

Cover des Buches Der islamische Weg nach Westen (ISBN: 9783570550007)

Bewertung zu "Der islamische Weg nach Westen" von Olivier Roy

Der islamische Weg nach Westen
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Der islamische Weg nach Westen" von Olivier Roy

Ein auf den ersten Blick sehr provozierender Titel, ein Titel den ich zuerst einmal als unmöglich abgelehnt habe. Der Islam auf den Weg nach Westen? Islam und westliche Werte passen nach landläufiger Meinung in ihrem Erscheinungsbild nun so gar nicht zusammen. Und genau darin liegt schon der erste Fehler, wie Olivier Roy sehr überzeugend darstellt. Er beweist, das wir falsch liegen, wenn wir im Westen annehmen, dass Demokratie und die Trennung der Religion vom Staat immer in ein Gesellschaftsmodell wie das unsrige führt. Laut dem Autor ist bei uns die Modernisierung und die Demokratie durch einen Wechsel vom Kollektiv zum Individuum getragen wurden, in den islamischen Ländern kann es aber ganz anders laufen, da kann die Individualisierung des Glaubens auch zum Fundamentalismus führen, als weiteres Beispiel hierfür nennt er hier die amerikanischen Protestanten und Freikirchen. Man mag das jetzt leichtfertig als französisch gefärbten Antiamerikanismus abtun, ich hingegen finde, das dieser Gedanke lohnt verfolgt zu werden.

Roy sieht viele Parallelen zwischen konservativ christlichen Werten und Forderungen von Imamen, die im Westen wirken. Wenn ein solcher Imam die Scheidung verurteilt, dann ist das eher westlich als islamisch geprägt und ruht nicht mehr auf dem Konzept der Scharia, wo die Scheidung auf Antrag des Ehemanns eine der traditionellen Säulen dieses Konzepts darstellt. Roy stellt fest, dass der Neofundamentalismus den Islam an moderne Individualisierungsmodelle und den freien Markt anpasst. Indem er vorgibt, jeden kulturellen Kontext zu ignorieren, und einen Verhaltenskodex zur Verfügung stellt, der in jedem Teil der Welt auf ähnliche Weise funktioniert, ist er ein perfektes Werkzeug der Globalisierung. Roy beschäftigt sich auch mit den Wurzeln des islamistischen Terrornetzwerkes, der Al Qaida.

Seiner Meinung nach sind die Terroristen entwurzelte Pessimisten, die wissen, das die sogenannten islamischen Staaten nicht ihrem Idealbild entsprechen. Ihr Kampf dient nicht mehr der Verteidigung eines Territoriums, sondern der Erschaffung einer neuen globalen und virtuellen Umma. Der Kampf ist jetzt eher eine spirituelle Reise, ja er ist der ultimative Beweis des reformierten Selbst. Als Beispiel führt Roy Mohammed Atta auf, der in seinem Testament festlegte, das er nicht auf die traditionelle Art beigesetzt werden wollte. Die Neofundamentalisten werden durch ihre Sorge um die Reinheit des Islams gezwungen das reale Leben, die bestehende Politik und die sie umgebenden Gesellschaften zu ignorieren. Die Religion wird objektiviert, als geschlossenes und ausdrückliches Set von Normen und Werten betrachtet, welches völlig losgelöst ist von der sie umgebenden und gelebten Kultur. Säkularisierung bedeutet also keinesfalls das Ende der Religion sonder nur das sich die Religion von den anderen Sphären des gesellschaftlichen Lebens trennt. Somit begünstigen die Neofundamentalisten die Trennung von Religion und Staat und damit sind sie auf dem Weg in den Westen.

Ein anspruchsvolles Buch, das einem die Augen öffnet und auch über das Wirkungsbild unserer eigenen Kultur im Rest der Welt reflektieren hilft. Unbedingt lesenswert!

Cover des Buches Die Identitätsfalle (ISBN: 9783406558122)

Bewertung zu "Die Identitätsfalle" von Amartya Sen

Die Identitätsfalle
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Die Identitätsfalle" von Amartya Sen

In Zeiten, in denen viele nur noch über das trennende und über Konflikte zwischen Moslems und der westlichen Welt reden, warnt der Nobelpreisträger Amartya Sen eindringlich vor dem Zuschnappen dieser Identitätsfalle. Für ihn völlig unverständlich und sträflich vereinfacht ist, das Menschen nur anhand eines Kriteriums, wie zum Beispiel ihrer Religion, beurteilt und in ein vorgefertigtes Schema gepresst werden. Als würden alle Moslems das gleiche denken und nicht auch andere Identitätsmerkmale haben, die ihre Meinung und ihre Weltsicht beeinflussen. Stellen Sie sich vor, sie werden nur auf Grund der Tatsache, dass ihr Nachbar, der im selben Haus wie Sie wohnt, ein Betrüger ist auch zum Betrüger abgestempelt. Die verbindende Identität wäre die gleiche Adresse. Jeder würde hier sofort einsehen, dass das völliger Unsinn ist. Der Autor argumentiert auf ähnliche Weise und fragt, wie eine wirkliche Identität aussieht. Man ist Mensch, Mann oder Frau, alt oder jung, politisch demokratisch oder autoritär eingestellt, Hobbytaucher, freiwilliger Feuerwehrmann, Sportkanone oder bekennender Couchgenießer. Jede dieser Eigenschaften führt zu Interessen und Einstellungen, die den anderen zuwider laufen kann. Also ist eine Person immer ein Gemenge aus vielen Interessen und Identitätsmerkmalen. Eine Vereinfachung auf nur eine Eigenschaft führt dazu, dass die Menschlichkeit verloren geht und man die „anderen“ nicht mehr als menschlich ansieht und so Hass und Gewalt sich ihren Weg bahnen können.

Billigt man den Menschen jedoch die Vielfalt aller möglichen Wahlfreiheiten und Identitäten zu, so ist der logische Schluss daraus, das Feindbilder nicht entstehen können. Es wird immer Gemeinsamkeiten geben auf den man aufbauen kann und friedvoll und mit Respekt vor den anderen umgeht. Man muss sich nur klar machen, dass einfache Lösungen meistens nur einfach aber keine Lösung sind.

Ein erfrischendes Buch, dass den im Westen so häufig diskutierten Kampf der Kulturen absagt und ein friedvolles Miteinander propagiert.

Cover des Buches Verborgene Universen (ISBN: 9783100628053)

Bewertung zu "Verborgene Universen" von Lisa Randall

Verborgene Universen
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Verborgene Universen" von Lisa Randall

Um es kurz zu machen, wer es in der Schule nicht erwarten konnte, den Physikunterricht in der Oberstufe abzuwählen, der wird mit diesem Buch keine Freude haben. Wer aber noch in kindliches Staunen über die Welt geraten kann und Interesse an modernster theoretischer Physik hat, der findet in diesem Buch wunderbar die neusten sich durchaus widersprechende Theorien. Neben der Allgemeinen Relativitätstheorie, welche die Gravitation durch die Krümmung der Raumzeit erklärt, wird auch die Quantenmechanik, also die Theorie nach der alle Materie aus Elementarteilchen (mit denen Wellenfunktionen assoziiert sind) besteht, sowie die Quantenfeldtheorie nach der sich Feldfluktuationen selbst in Teilchen (virtuelle oder reelle) manifestieren , kurz abgehandelt, bevor es dann ernst wird. Die Autorin betritt das Reich der Stringtheorie.

Wer schon bei der bei der Quanten- bzw. der Quantenfeldtheorie aus dem Staunen nicht mehr heraus kam, dem wird hier vollends klargemacht, dass Physiker keine trockene und langweilige Leute sind, sondern mit extrem viel Phantasie ausgestattet sind. Strings sind kurzgesagt extrem dünne Fäden, die entweder unendlich lang sein können, extrem winzig oder in sich selbst geschlossen auftreten. Eine Theorie besagt nun, dass alle Teilchen, wie wir sie kennen aus der Schwingung der String resultieren, also ein String oszilliert und es entsteht ein Elektron etc. Problematisch sind die Schwingungen, die Teilchen hervorbringen, die man noch nicht nachgewiesen hat. Und als wäre das noch nicht verrückt genug, soll es auch noch Branen geben. Wenn Strings Fäden sind, dann sind Branen so etwas wie Bettlaken, die fest gespannt oder auch schlaf sein können. Diese Branen können dreidimensional sein oder noch weit mehr Dimensionen haben. Auf die Branen können dann theoretisch die uns bekannten Kräfte (elektromagnetische, starke Wechselwirkung und schwache Wechselwirkung) beschränkt sein, während die Gravitation sich auch in höhere Dimensionen ausbreiten kann.

N-Dimensionalität ist anscheinend ein gerade beliebtes Thema bei den Physikern. Das n bei einer Dimension gibt an, wie viel Richtungsgrößen man braucht, um die Position eines Objektes in diesem n-dimensionalen Raum genau zu beschreiben. Das wir uns keinen 5 oder 6 dimensionalen Raum vorstellen können, besagt in diesem Zusammenhang nichts. Anhand der Methodik des Dualismus rechnen Physiker öfter in höher dimensionalen Räumen, da die Mathematik hier einfacher wird. Physiker sprechen unter anderem von aufgerollten Dimensionen, die dann in unseren täglichen Weltbild keine realen Auswirkungen mehr haben.

Die Autorin befasst sich mehrere Kapitel mit dem sogenannten Hierachieproblem: Warum ist die Gravitation so viel schwächer als alle anderen Kräfte. Lassen sie eine Eisenkugel los wird sie durch die Gravitation auf die Erde hin beschleunigt (die ganze Erdmasse zieht an der Kugel) Bringen sie nun einen Magneten in die Flugbahn, kann die gesamte Erdmasse nicht die Magnetkraft aufheben. Das ist wirklich sehr erstaunlich, wenn man die Erdmasse mit der Masse des Magneten vergleicht. Physiker haben sich bisher mit einer sogenannten Feinabstimmung beholfen, was allerdings so unwahrscheinlich ist, wie die Wahrscheinlichkeit mit einem 10seitigen Würfel eine 23stellige Zahl mit nur einem Versuch richtig zu erwürfeln. Diese Problematik lässt sich in n- dimensionalen Räumen umgehen, wobei die Zusatzdimensionen auch wie beschrieben aufgerollt oder unendlich sein können.

Es werden viele Teilchen vorgestellt, von denen ich zuvor noch nie gehört habe, das Higgsteilchen, das an der Übermittlung der Gravitationswirkung beteiligt ist, das Gaugino, das (S)Elektron (einen theoretischen Superpartner des Elektrons in einem Supersymmetrischen System) und viele weitere. Beruhigend an den ganzen wilden Theorien ist, das es Auswirkungen in unserer Welt geben muss, die man nachweisen kann und damit die Theorie überprüfen kann. So werden in Kürze Ergebnisse durch den neuen Teilchenbeschleuniger LHL der durch CERN betrieben wird, erwartet. Fragt man sich jetzt, was dem Ottonormalbürger diese ganze Theorie nutzen soll, so lassen Sie sich vergewissern, das ohne die Erkenntnisse und die Berücksichtigung der Allgemeinen Relativitätstheorie Ihr Navigationssystem sich jeden Tag um 10 Kilometer in der Genauigkeit verschlechtern würde!! Ihr Ferrari oder mein BMW mögen nicht schnell genug sein, um eine relativistische Berechnung zu rechtfertigen, aber Ihr GPS Signal ist es. So kann man gespannt sein, was für technische Errungenschaften sich aus diesen Theorien entwickeln. Wer also sich in die spannenden und durchaus märchenhaften Theorien und Phänomenen a la Alice im Wunderland begeben möchte, der wird mit diesem Buch seine helle Freude haben.

Cover des Buches Adolf H. Zwei Leben (ISBN: 9783250601074)

Bewertung zu "Adolf H. Zwei Leben" von Eric-Emmanuel Schmitt

Adolf H. Zwei Leben
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Adolf H. Zwei Leben" von Éric-Emmanuel Schmitt

„Adolf Hitler: durchgefallen“ mit diesem Satz beginnt Eric-Emmanuel Schmitt seinen philosophisch angehauchten Roman. Er beschreibt auf der einen Seite den Werdegang Hitlers zum größten Massenmörder der Geschichte und stellt der historischen Person eine Alternativpersönlichkeit gegenüber, getreu dem Motto, was wäre geschehen, wenn die Wiener Kunstakademie den jungen Hitler als Kunststudenten aufgenommen hätte. „Adolf H.: bestanden“ ist der Satz, an den sich der Lebensweg der imaginären Person Adolf H. von der realen Vita Hitlers trennt. Zur besseren Unterscheidung zieht der Autor diese Schreibweise durch seinen gesamten Roman durch. Die historische Person nennt er Hitler, die imaginäre Adolf H. Während der historische Lebensweg weitestgehend bekannt, jedoch sehr spannend und mit interessanten Einsichten gespickt ist, entwickelt sich der alternative Lebensweg Adolf H’s sehr mitfühlend und man leidet beim Tod der ersten Frau des Kunstmalers Adolf H. mit und freut sich auf der anderen Seite über seinen Erfolg. Wobei der Autor mit Hilfe der dichterischen Freiheit es sich nicht nehmen lässt literarische Rache an der realen Person zu üben, indem er den jungen Adolf H bei Freud sich auf die Liege legen lässt, damit dieser ihn heilen kann. Darüber hinaus stellt er ihm eine Frau mit dem Spitznamen Elf Uhr Dreißig und als zweite Ehefrau eine Deutschjüdin zur Seite, deren Vater den Traum eines zionistischen Israels in Palästina träumt und den Schwiegersohn verachtet, weil dieser nur Deutscher und kein Jude ist. Am Ende gleicht der virtuelle Adolf H. in nichts mehr der realen Person Hitlers, obwohl zum Anfang der Geschichte, beider Personen die selben Wesenszüge tragen. Adolf H ist menschlich und sympathisch, Hitler bis zum Schluss die Bestie, die alle Schuld nie bei sich, sondern immer nur bei anderen sieht. Gewiss kann sich eine Debatte darüber entzünden, ob die Gründe, die Schmitt für die Bösartigkeit Hitlers angibt ausreichen, um ihn annährend zu verstehen, aber ich persönlich halte manche seiner Ansätze für nachdenkenswert.

Schmitt spielt allerdings nicht nur mit der alternativen Geschichte, nein in meinen Augen sind zwei Botschaften von zentraler Bedeutung. Die erste und sehr erschreckende Botschaft lautet, dass der reale Hitler trotz aller Boshaftigkeit und perverser menschenverachtender Überzeugung ein Mensch war, und dadurch nichts anderes als alle anderen Menschen auch. Hitler fiel nicht von einem anderen Stern auf die Erde, er war Mensch nur ohne die positiven, menschlichen Seiten des Menschseins. Weitergedacht bedeutet das, dass ein kleiner Hitler in jedem von uns steckt und wir uns daran erinnern müssen, dass das Böse immer aus jedem von uns hervorbrechen kann, wenn wir unsere Menschlichkeit und unser Mitgefühl anderen gegenüber vergessen. Die zweite Botschaft ist wesentlich tröstlicher, sie besagt, dass der Mensch immer die Wahl hat sich zwischen dem Guten und dem Bösen zu entscheiden. Indem der Mensch immer Alternativen hat, ist er für seinen Weg und sein Handeln am Ende immer selbst verantwortlich. Nur man selber macht sich zu dem, was man ist.

Ich habe diese Buch in weniger als 15 Stunden durchgelesen und sage nur: Absolut empfehlenswert

Cover des Buches Die Bücherdiebin (ISBN: 9783764502843)

Bewertung zu "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak

Die Bücherdiebin
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Rezension zu "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak

Gäbe es 6 Sterne, würde dieses Buch 6 sterne bekommen, gäbe es 7 Sterne, würde dieses Buch 7 Sterne bekommen. Gäbe es 8 Sterne, ....
Ihr seht, ich bin total begeistert von diesem Werk. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich in den letzten 10 jahren ein Buch so sehr begeistert und gefesselt hat. Ein Buch voller Menschlichkeit und Wärme. Ja und sogar der Tod hat menschliche Züge, wer hätte das gedacht?
Die Handlung soielt im dritten Reich und ist doch so wunderbar geschrieben, das Grauen dieser zeit ganz nebenbei eingeflochten und man leidet, hofft und stirbt mit in diesem wunderschönen Werk.
Falls Ihr nur ein Buch lesen wollt, dann nehmt dieses, ihr werdet es nicht bereuen!

Cover des Buches Der Seelenbrecher (ISBN: B004X2X47W)

Bewertung zu "Der Seelenbrecher" von Sebastian Fitzek

Der Seelenbrecher
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Cover des Buches Kalte Asche (ISBN: 9783805208123)

Bewertung zu "Kalte Asche" von Simon Beckett

Kalte Asche
StephanSchwarzvor 12 Jahren
Cover des Buches Verwesung (ISBN: 9783805208673)

Bewertung zu "Verwesung" von Simon Beckett

Verwesung
StephanSchwarzvor 12 Jahren

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Autor beim Capscovil Verlag

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Krimis und Thriller, Comics, Sachbücher, Historische Romane, Fantasy, Unterhaltung

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