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StillerStiller

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Cover des Buches Die drei Betrüger: Historischer Roman (ISBN: 9781796872071)

Bewertung zu "Die drei Betrüger: Historischer Roman" von Ursula Janßen

Die drei Betrüger: Historischer Roman
StillerStillervor 5 Jahren
Kurzmeinung: Eine vielschichtige Reise durch eine wenig bekannte Zeit und eine tolle Parabel auf die großen Fragen des Lebens
Eintauchen in eine Zeit, in der die Weichen für die unsere gestellt wurden...

Eine Rahmenhandlung, eine Binnenhandlung und als Leser steht man zu beiden Erzählungen (der knapp gehaltenen äußeren wie der auserzählten inneren) in einem Abstand von satten dreihundert Jahren. Dass diese Reise, die fast wie eine Odyssee anmutet - und nein, das ist kein Zufall, denke ich -, eine Menge Stoff zum Nachdenken bieten würde, habe ich mir nach den Erfahrungen mit "Die Spur des Emirs" bereits gedacht und wurde in keiner Weise enttäuscht. 'Die drei Betrüger' ist eine absolut lesenwerte Leseerfahrung, die jedem ans Herz gelegt sei, der gern auch unter die Oberfläche eines Romans eintaucht!
Ursula Janßens Roman ist kein typischer historischer Roman. Das Wort Parabel habe ich oben nicht zufällig verwendet, denn hier ist vieles verdichtet, die Spuren verschiedenster berühmter Schriften und ganzer Bibliotheken und historische Figuren von höchstem Rang geben sich ein Stelldichein in der gralsartigen Suche (auch das keine zufällige Assoziation, sondern von der Autorin sicherlich bewusst erzeugt) des fiktiven Protagonisten Hieronymus Bender. Und die Parallelen und die Moral, die sich aus seinen Erlebnissen für unsere heutige Zeit ziehen lassen, sind nicht zu übersehen.
Die Macht der Bücher bildet einen entscheidenen Aspekt in dieser Geschichte: Bücher, die ihre Wirkung entfalten und dann verlieren; Bücher, die nur Personen zugänglich sind, die sich fremden Sprachen öffnen; Bücher, die niemand lesen kann und von denen trotzdem eine geradezu unheimliche Sogwirkung ausgeht - und Bücher, die (vielleicht) gar nicht existieren, und die trotzdem die größten Geister beschäftigen und Unglaubliches auslösen können.
So wirft die Geschichte des Hieronymus Bender und der vielen anderen Bibliophilen und Bibliomanen, die in dieser Geschichte auftreten, viele Fragen auf. Offensichtlich die Frage nach der Existenz des berüchtigten Manuskripts, das Bender suchen soll. Die nach der Legitimität der drei großen monotheistischen Religionen. Etwas weniger offenkundig die nach der eigenen Haltung zu der Frage, ob es Gott überhaupt gibt. Und die Frage nach der Bedeutung einer vielleicht vollkommen sinnlosen, weil ziellosen Suche.
Aber besonders auch die Frage nach Glaube und Religion, nach unserem eigenen Bild von Frömmigkeit in früheren Zeiten wird auf den Prüfstand gestellt und vor dem Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges ein Panorama samt einer beachtlichen Riege historischer Figuren vor dem Auge des Lesers ausgerollt, die aufzeigen, welche Auswirkungen zügellose Kriege und das vorgeblich religiös begründete Streben nach Macht auf die Weltsicht der nachfolgenden Generationen gehabt haben.
Die protoaufklärerischen Ideen und die Selbstverständlichkeit, mit der arabische Gelehrsamkeit und die damals liberale islamische Religionslehre(n) in die Wahrnehmung der Gelehrten im Okzident jener Zeit hineinspielen, sind ein echtes Highlight dieser Geschichte, die auf so vielen verschiedenen Ebenen Reisen und Entwicklungen nachzeichnet und am Ende zwar keine fertige Antworten liefert, aber eines sehr deutlich zeigt:
Wer einfache Antworten erwartet und einfordert, der will und wird betrogen werden.

Cover des Buches Die Spur des Emirs: Ein apulischer Roman (ISBN: 9781983207525)

Bewertung zu "Die Spur des Emirs: Ein apulischer Roman" von Ursula Janßen

Die Spur des Emirs: Ein apulischer Roman
StillerStillervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Eine spannende Reise in weit entfernte Kulturen und Zeiten. Unaufgeregt, realistisch und fesselnd!
Eine Geschichte, die lange im Gedächtnis bleibt!

Die Spur des Emirs ist eine schwer zu beschreibende Mischung unterschiedlicher Genres, im Grunde aber 'einfach' eine Erzählung über das Leben. Das klingt nicht spannend? Ist es aber!

Die Geschichte lenkt den Blick auf die scheinbar alltäglichen Geheimnisse und Entscheidungen und zeigt, wie sehr das eigene Leben wächst, wenn man sich auf Abenteuer einlässt. Zugleich wird so unaufgeregt und ehrlich über die sehr authentischen Figuren des Romans berichtet, dass sie absolut glaubwürdig vor das geistige Auge des Lesers treten. Nicht als perfekte, sondern als reale Persönlichkeiten.

Die Autorin verschmilzt in ihrer Erzählung geschickt das Hier und Jetzt mit der Vergangenheit - was mir dabei am meisten imponiert hat: Es ist nicht die Ebene des mittelalterlichen Erzählers, sondern die Gegenwart, die vor allen Dingen fremd erscheint. Das einfache Leben in Apulien als krasser Bruch mit dem ganz und gar gewöhnlichen Leben der Hauptfigur in Deutschland wirft ein Schlaglicht auf die Frage nach dem, was uns glücklich macht, und was für uns wirklich einen Wert besitzt.
Auf der anderen Seite spiegeln die historischen Rückblenden (bei aller Exotik) extrem viel Vertrautes wider: Kriege, Konflikte, kulturelle Vorherrschaft und politische Verschränkunge zwischen Orient und Okzident.

Das Ende der Erzählung war einerseits spannend und führte die historische Spurensuche zu einem befriedigenden Ende, andererseits mied es einfache Antworten. Ich würde mich freuen, wenn Die Spur des Emirs nicht Lias letzte Geschichte bliebe.

Cover des Buches Akte Kronos (ISBN: 9783744810371)

Bewertung zu "Akte Kronos" von Matthias Bürgel

Akte Kronos
StillerStillervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein spannender Action-Krimi, authentisch und höchst unterhaltsam
Akte Kronos - Spannung und Action

"Akte Kronos" von Matthias Bürgel ist ein spannender Action-Krimi, der zweite große Fall des Polizisten David Sprenger, authentisch und höchst unterhaltsam.

Sprenger ist ein Querkopf und Ermittler mit Gespür. Er kennt die Spielregeln und lässt sich von ihnen trotzdem nicht daran hindern, das Richtige zu tun. So findet er sich bei weiteren -  eigentlich nicht angeordneten - Ermittlungen in einem angeblichen Selbstmord in der Rolle des Beschützers einer jungen Frau wieder, die zu viel weiß.

Sina Forgets Rolle ist lange Zeit undurchsichtig. Es scheint geradezu unmöglich, dass sie wirklich nicht ahnt, warum ihr jemand auf den Fersen ist und nach dem Leben trachtet. Doch ist sie abgebrüht genug, um ihre Verzweiflung nur vorzutäuschen? Und würde sie das Leben ihrer ältesten Freundin aufs Spiel setzen?

Die Suche nach der Wahrheit führt Sprenger und Sina auf eine atemlose Hetzjagd, bei der sie ihren Verfolgern oft nur eine Haaresbreite voraus sind. Und bei der sie schließlich auf Antworten stoßen, die viel größer sind als das Geheimnis, das sie zu verfolgen glaubten.

Matthias Bürgel schreibt auch seine Nebenfiguren mit viel Gespür und Glaubwürdigkeit. Im Finale führt er die Handlungsstränge überzeugend zusammen und klärt auch vermeintliche Zufälle logisch auf.
Ein rundum  empfehlenswerter Thriller, der Lust auf mehr macht!

Cover des Buches Neondunkel (ISBN: 9783745079784)

Bewertung zu "Neondunkel" von Solveig Engel

Neondunkel
StillerStillervor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein waschechter Psychokrimi zum Mitfiebern, Gruselstimmung und Spannung bis zur letzten Seite!
Ein waschechter Psychokrimi zum Mitfiebern

„NEONDUNKEL – Jeder bekommt, was er verdient hat.“ ist ein sehr spannender Krimi, dessen Handlung sich zu großen Teilen im Kopf der Protagonistin Dr. Melanie Glanz abspielt. Schnell bemerkt man, dass mit der Hauptdarstellerin irgendetwas nicht stimmt. Nur was? Lange rätselt man mit, was wohl wirklich passiert, was Einbildung ist, was ein Déjà-Vu. Am Ende glaubt man, sich als aufmerksamer Leser ein schlüssiges Bild zusammengebaut zu haben – trotzdem bekommt man noch „einen übergebraten“.

Für die „äußere“ Handlung lese man den Klappentext. Entgegen einiger anderer Rezensionen möchte ich anmerken, dass NEONDUNKEL in keiner Weise ein Wissenschaftskrimi ist. Wissenschaft, Labor, Teilchenbeschleuniger und schweres Wasser bilden hier nur das (hervorragend recherchierte) Bühnenbild – und das ist gut so! Solveig Engel hätte die Geschichte der Melanie Glanz auch in jedem anderen Setting (Politik, Krankenhaus etc.) unterbringen können, und es hätte funktioniert… wie bei jeder wirklich guten Geschichte eben.

Die Autorin kommt erfreulicherweise ohne langweilige Gewaltorgien, alberne Splattereffekte und unglaubwürdige Psychospezialabartigkeiten aus. Dafür erschafft sie umso mehr Gruselstimmung und Unbehagen. Melanie Glanz steckt sicherlich nicht in jedem von uns, aber ganz bestimmt kennt fast jeder eine Melanie Glanz...

Spannung und unerwartete Wendungen buchstäblich bis zur letzten Seite. Deshalb eine klare Empfehlung und fünf Sterne. Solveig Engel hat mit NEONDUNKEL nicht zu Unrecht den Indie-Autor-Preis der Jury 2018 gewonnen.

Cover des Buches Der Navajo-Code (ISBN: 9783743124226)

Bewertung zu "Der Navajo-Code" von Ingo Lackerbauer

Der Navajo-Code
StillerStillervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannender, hintergründiger Tech-Thriller mit vielen Facetten - tolle Unterhaltung!
Spannender, hintergründiger Tech-Thriller

Geheimnisse gehören zu Eva Grafs Leben schon lange dazu. Als Historikerin ist sie an Altem, Verlorenem, Vergessenem und Mysteriösem sowieso interessiert – aber seit sie Leiterin einer ganz besonderen Geheimorganisation geworden ist, sind die Geheimnisse, um die es geht, doch von ganz anderer Dimension...

Der zweite Fall des ungleichen Duos Dr. Eva Graf und Kolja Kleeberg, ehemaliger Polizeibeamter, führt den Leser erneut in historisch wie wissenschaftlich aufregende „Grenzregionen“. Von den USA und Deutschland der Dreißigerjahre bis in die Gegenwart, vom Münchner Untergrund mit seinen unerwarteten Überraschungen bis zu den Möglichkeiten der neuesten Hochtechnologie spannt der Autor den Bogen, der einen fast atemlos zurücklässt. Wissenschaftsjournalist Ingo Lackerbauer gelingt es dabei, ungewöhnliche Schauplätze ebenso zu wählen wie falsche Fährten zu legen. Auch die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren kommt nicht zu kurz – angesichts der dramatischen Veränderungen und Entscheidungen in diesem Teil dürfte auch diese Seite der Geschichte künftig sicher eine wichtige Rolle spielen.

Es ist übrigens nicht zwingend erforderlich, aber ganz sicher sehr sinnvoll, den ersten Teil der Eva-Graf-Reihe, Das Tesla-Artefakt, zu kennen. Nur so kann man neben dem zentralen Plot auch die Figuren und ihre Entwicklungen voll auskosten.

 Es wäre schade, über den Klappentext hinaus viel vom Inhalt zu verraten... also bleibt nur zu sagen, dass die Geschichte voller unerwarteter Wendungen und Offenbarungen steckt, Action ebenso bietet wie nachdenkliche, hintergründige Momente und nicht selten mit den Erwartungen des Lesers spielt, um dann geschickte Haken zu schlagen.

Hoffentlich folgen noch viele weitere so aufregende Fälle für Eva und Kolja!

Cover des Buches Projekt Optarmis: Eugenoi (ISBN: B0733117MN)

Bewertung zu "Projekt Optarmis: Eugenoi" von Gerd Hoffmann

Projekt Optarmis: Eugenoi
StillerStillervor 7 Jahren
Cover des Buches Projekt Optarmis: Ascension (ISBN: B01MCZPA8C)

Bewertung zu "Projekt Optarmis: Ascension" von Gerd Hoffmann

Projekt Optarmis: Ascension
StillerStillervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Spannende SciFi Story mit viel Realitätssinn und Suchtpotenzial!
Spannende SciFi Story mit viel Realitätssinn und Suchtpotenzial

Optarmis: Ascension ist der erste Teil einer Science-Fiction-Trilogie, die in der nahen Zukunft angesiedelt ist.
Die Geschichte spielt mit heute schon sehr real scheinenden Möglichkeiten des ›genetic engineering‹ und ist dabei angenehm zurückhaltend mit unplausiblen bis hanebüchenen Übertreibungen, wie sie in dem Genre gern bemüht werden. Nein, in dieser Geschichte bleiben auch die mehr oder weniger künstlichen Geschöpfe gerade deswegen glaubhaft, weil es eben nicht übersteigerte Superfähigkeiten allein, sondern auch ein durchdachtes Programm ›drumherum‹ sind, die sie von anderen Menschen unterscheiden.

Ohne von der Geschichte selbst zu viel vorwegzunehmen seien einige weitere Stärken benannt:
Die handelnden Figuren haben allesamt überzeugende Interessen und dabei werden schablonenhafte Charakterisierungen geschickt vermieden, Dass es auch unsympathische Figuren und klassische Antagonisten gibt, stimmt, allerdings wird die Grenze zwischen Gut und Böse doch mehr als ein Mal gründlich verwischt - so darf man sich als Leser durchaus selbst fragen, bis zu welchem Punkt die Handlungen der einen oder anderen Seite mit den eigenen Moralvorstellungen noch in Einklang stehen.
Gerade das Zulassen dieser ethischen Grauzonen macht das Buch zu mehr als einem simplen »Übermenschen«-Roman, und dass diese Frage dabei fast nie EXPLIZIT aufgeworfen wird, hat mich ganz besonders gefreut. So darf man sich als Leser wirklich selbst sein Bild und seine Gedanken machen, ohne mit der Nase auf die Moral der Geschichte gestoßen zu werden.

Die Interaktionen der Figuren waren unterhaltsam, oftmals sparsam in den Beschreibungen und gerade deswegen gefühlt »echt«.
Die Erzählweise insgesamt meidet überflüssigen »Fülltext« jeder Art. Es ist fraglos eine Geschmackssache, ob man dies als angenehm oder eher als Nachteil empfindet. Meiner Meinung nach unterstützt es den Fokus auf das Wesentliche dieser Geschichte und passt zu den übrigen Umgebungsvariablen (etwa dass die Geschichte in der jüngeren Vergangenheit und der näheren Zukunft spielt).

Einige Figuren der Geschichte bieten die Möglichkeit zur Identifikation, keineswegs nur die vermeintlichen Protagonisten. Vielmehr überraschen auch andere Figuren den Leser angenehm mit größerer Tiefe, als dies zu Beginn zu erkennen ist. Womit die letzte Stärke genannt sei, nämlich der Raum, der für die Entwicklung der Charaktere erkennbar geworden ist. Auf viele Fragen gibt es noch keine Antwort, einige Rätsel wurden noch nicht gelöst, und bei einer ganzen Reihe von Figuren sieht man das Potenzial *mehr* zu werden.

Ich freue mich auf den Nachfolger Optarmis: Eugenoi!

Cover des Buches Auf den Schwingen des Windes (ISBN: 9783743132146)

Bewertung zu "Auf den Schwingen des Windes" von Harry Baumann

Auf den Schwingen des Windes
StillerStillervor 7 Jahren
Kurzmeinung: 'Auf den Schwingen des Windes' ist eine ungewöhnliche, hoch unterhaltsame Mischung aus atemlosem Abenteuer, Romanze und Geschichichtsstunde.
Ungewöhnliche, hoch unterhaltsame Mischung

Der Roman 'Auf den Schwingen des Windes' von Harry Baumann ist eine ungewöhnliche, hoch unterhaltsame Mischung aus atemlosem Abenteuer, Romanze und Geschichtsstunde.
Wie so oft im wahren Leben zeigt der Roman das Schicksal der Hauptfiguren als Reise, bei der die Akteure zwar ein Ziel ins Auge fassen, aber immer wieder auf die Welt um sie herum und unerwartete Geschehnisse reagieren müssen - und das tun sie in diesem Roman oft ganz anders, als das der Leser möglicherweise erwarten würde. Dieser Bruch mit den Erwartungen und stereotypen Figuren anderer historischer Romane ist eine, vielleicht sogar die, große Stärke des Buches.
Sowohl die weibliche als auch die männliche Hauptfigur treten ausgesprochen klar als Individuen hervor... eine Aussage, die vielleicht einer Erklärung bedarf. Es ist für Autoren oftmals verführerisch bei der Schilderung vergangener Epochen und/oder fremder Kulturkreise eine sehr eingeschränkte Sicht einzunehmen - so dass bestimmte Merkmale meist ganz besonders betont und andere, oftmals weniger bekannte, gänzlich fehlen. Das hat natürlich unmittelbare Auswirkungen nicht nur auf die Glaubwürdigkeit und die empfundene Nähe der Protagonisten, sondern beeinflusst oft schon die Handlung der Geschichte ganz maßgeblich. Diesen Fehler macht Harry Baumann in beiden Fällen an keiner Stelle:
Seine Figuren sind so, wie sie sind, von ihrer Zeit und den Umständen geprägt, aber nicht durch sie allein bestimmt. Jeder trifft Entscheidungen und lebt mit den Konsequenzen. Jeder hat Schwächen, Stärken und vor allen Dingen die Fähigkeit, das Unerwartete zu tun und eben nicht nur eine 'Rolle' im Plot zu erfüllen. Besonders deutlich wird dies bei den Protagonisten, aber es gibt auch eine Vielzahl liebvoll ausgearbeiteter Nebencharaktere, die dieselben Züge erkennen lassen.
'Auf den Schwingen des Windes' bietet gerade in der heutigen Zeit einen interessanten Blick auf die Frage nach Heimat, kultureller Unterschiede und dem Umgang damit. In einer Gegenwart, in der das Fremde nur noch selten den Beiklang von Abenteuer und Neugier besitzt, sondern im Gegenteil meist negativ besetzt ist, öffnet sich hier ein Fenster in eine Zeit der Möglichkeiten. Dabei werden die Schattenseiten wie Sklaverei, religiöse Verfolgung und Unterdrückung durch die Kolonialmächte keineswegs ausgeblendet; sie werden aber auch nicht als Mittelpunkt des gesamten damaligen Lebens dargestellt, wodurch erneut eine einseitige Darstellung, die den erhobenen Zeigefinger immer erahnen lässt, vermieden wird.
Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann den, den man bei jedem "Piece of Life" anbringen kann: Es gibt keine Auflösung, keinen Showdown, keinen dramatischen Schlussakt im Sinne etwa eines Thrillers. Die Reise, die der Leser begleitet, beginnt und endet nicht im Roman und so bleiben natürlich Geschichten unerzählt, die sicher ebenso interessant wären. Zugleich sind es diese Realitätsnähe und Unmittelbarkeit, die 'Auf den Schwingen des Windes' zu einem so  spannenden und immer unvorhersehbaren Lesevergnügen machen.

Cover des Buches Das Tesla-Artefakt (ISBN: 9783738649628)

Bewertung zu "Das Tesla-Artefakt" von Ingo Lackerbauer

Das Tesla-Artefakt
StillerStillervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Packender Thriller mit Science Fiction-Elementen - absolut lesenswert!
Packender Science Fiction-Thriller

Nikola Tesla war ein schillernder Charakter mit der Mischung von Genialität und Verrücktheit, die förmlich nach einer mysteriösen Kriminalgeschichte verlangt. Kein Wunder, dass ein Wissenschaftsjournalist auf die Idee kommt, einen Thriller um eine von Teslas vermeintlichen Erfindungen zu stricken.

Der Autor spinnt eine Geschichte, die sich in mehreren Erzählsträngen entwickelt und welche, soviel sei vorweggenommen, am Schluss ein stimmiges Finale mit überzeugender Auflösung erreicht. Man glaubt Ingo Lackerbauer, dass er seine Story sorgfältig recherchiert und geplant hat – und, dass er am Beginn der Geschichte das Ende bereits kannte… das ist erwähnenswert, weil ich leider zu oft den Eindruck habe, dass diese Selbstverständlichkeit immer mehr aus der Mode kommt.

Der Roman beginnt mit der Ermordung Teslas durch geheimnisvolle Agenten. Dann werden wir im Schlepptau eines zwielichtigen Einzelkämpfers auf eine sehr spannend erzählte Reise ins ewige Eis geschickt, um ein verschollenes Flugzeugwrack mit begehrter Ladung aufzuspüren. Währenddessen wird die Protagonistin, scheinbar zufällig, in einen weiteren Mordfall verstrickt und gerät zwischen die Fronten obskurer Organisationen, die auf der Jagd nach dem Tesla-Artefakt sind. Der richtige Zeitpunkt, den LKA-Ermittler Kolja Blomberg für die reichlich folgenden Gefahren an Grafs Seite zu stellen.

Die Charaktere sind für meinen Geschmack gut und glaubhaft eingeführt. Dabei bietet die wichtigste Figur, die frischgebackene Museumskuratorin Dr. Eva Graf, genügend Möglichkeiten der Identifizierung.

Gefehlt hat mir im Tesla-Artefakt nichts. Wenn ich einen Wunsch hätte, dann den, mehr über die Hintergründe der konkurrierenden "Gesellschaften", Teslas Gedankenwelt und das Artefakt zu erfahren… Aber es muss ja auch etwas für weitere Geschichten mit dem Ermittlerpaar Graf und Blomberg übrig bleiben.

Eva Grafs erster Fall war spannend, war angehm zu lesen, hatte kaum Längen und eine – wenn man grundsätzlich bereit ist, sich auf Verschwörungsgeschichten und Grenzwissenschaftliches einzulassen – glaubhafte Story mit einem interessanten Aufhänger, der sogar noch für den ein oder anderen Spin-Off reichen würde.

Deshalb eine klare Leseempfehlung, fünf Sterne für das Tesla-Artefakt und die Erwartung, dass der Nachfolgeroman "Der Navajo-Code" ebenfalls ein Lesevergnügen wird!

Cover des Buches Dracula (ISBN: 9783446173330)

Bewertung zu "Dracula" von Bram Stoker

Dracula
StillerStillervor 7 Jahren
Kurzmeinung: Eine möglichst "nahe" Übersetzung in einem liebevoll gestalteten Hardcover.
Genialer Klassiker, sorgfältig übersetzt in stimmiger Hülle - 6 Sterne

Eine möglichst "nahe" Übersetzung in einem liebevoll gestalteten Hardcover... perfekt wär's ohne die etwas(!) albernen Blutstropfen ;-) 

Über die Geschichte, Erzählkunst und die literarische Bedeutung des Klassikers gibt es nichts zu rezensieren...

Ein 6-Sterne-Klassiker.

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Autoren von INFORMIUM, GREEN MAMBA und der Peter Conrad-Reihe - Spannung und Verschwörung in den Zeiten des Kalten Krieges

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Historische Romane, Krimis und Thriller

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