SunCheeks
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SunCheeks´ Bücher
Zur BibliothekRezensionen und Bewertungen
Bewertung zu "Die Ermordung des Commendatore Band 2" von Haruki Murakami
Bewertung zu "Hard-boiled Wonderland und Das Ende der Welt" von Haruki Murakami
Bewertung zu "Kleines Mädchen mit komischen Haaren" von David Foster Wallace
Bewertung zu "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" von Haruki Murakami
Obwohl es natürlich auch in diesem Buch klassisches Murakami-Material gibt, ist es doch ein sehr untypischer Roman für ihn, denn die Spannung, die er aufbaut, löst er tatsächlich auch auf. Es gibt sogar Antworten. Das war richtig ungewohnt für mich als Murakami-Suchtleserin. Auch dass der Protagonist mehrere echte Freunde hat(te).. war was ganz Neues und dadurch erfrischend, wenn man sein Gesamtwerk betrachtet. Ansonsten hat der Roman mich nicht so sehr gefesselt wie andere Murakamis. Und was mir auch sehr übel aufgestoßen ist, waren die homophonen Untertöne, allein schon dadurch, dass er homosexuell sein mehrfach als unnormal bezeichnet. Sowohl in Gedanken zu sich selbst, als auch im Gespräch. Das hat mich sehr erschrocken und ich hoffe, dass es nicht Murakamis tatsächliche Einstellung ist - wobei das in die gleiche Schublade fällt, wie seine wiederkehrende Objektifizierung des weiblichen Körpers, womit er sich in dem Buch übrigens meiner Meinung nach etwas zurückhält. Was das betrifft, hab ich die Hoffnung aufgegeben, dass er als Mensch nicht tatsächlich so denkt, allein durch die Häufigkeit der Beschreibungen in seinen Romanen im Allgemeinen. Aber lesenswert ist der Roman allemal, ein Werk, das andere Bücher locker übertrifft und durch die Atmosphäre, die er immer wieder kreiert, in seinen Bann ziehen kann, wie nur Murakami es versteht.
Ob man die Liebesgeschichte und die Sexszenen nun braucht oder mag, ist letztendlich Geschmackssache, problematisch ist nur, dass beides schlecht gemacht ist und dadurch einfach nervt. Dass beide sich in dieser Situation so heftig verlieben und an nichts anderes mehr denken können, ist einfach unrealistisch und wirkt tatsächlich oft einfach lächerlich und störend. Dazu kam für mich persönlich der Eindruck, dass Deacon beim Sex übergriffig war, Finger und sonstige Gliedmaßen in Faith einführt, ohne auch nur im Geringsten in irgendeiner Weise ihr Einverständnis einzuholen - Faith ist in diesen Momenten meist komplett passiv und findest alles toll, was Deacon macht, vergöttert ihn danach noch mehr, obwohl sie sonst als so mutig und unabhängig dargestellt wird - und sorry, aber wenn ich auf sowas Lust habe, lese ich 50 SHADES OF GREY. Was mich aber VIIIIEL mehr gestört und aufgrund der ständigen Wiederholungen auch noch mehr entnervt hat, war die Tatssache, das jeder (!) Charakter, sogar Faith selbst, ihre therapeutische Arbeit mit Sexualstraftätern aufs Schärfste verurteilt. Abgesehen davon, dass das massiver Bullshit ist, ist es einfach unrealistisch, dass es jeeeeder denkt und auch noch ausspricht - selbst eins der Opfer im Krankenhausbett - ich glaube, da hat man andere Dinge im Kopf als zu sagen: „Wie konnten sie nur!“ Dazu kamen dann noch inhaltliche Wiederholungen und auch unlogische Dinge (warum behält sie ihren Vornamen und zieht zurück an ihren Heimatort, wenn Sie untertauchen will, just saying.. wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide Opfer entkommen) die man im Lektorat einfach hätte wegstreichen können. ABER: Als Thriller als solches absolut fesselnd. Am Ende geht alles etwas schnell, aber trotzdem meisterhaft gesponnen. Ich lese weiter und überblättere die Sexszenen, wenn sie diesen Charakter in Teil 2 behalten. Und noch was: Warum der Titel? Welche Dornen? Was hat der Verlag sich dabei gedacht?
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