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Sunnyfiny

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Mayra und das Geheimnis der Magie (Terrestra-Saga 2) (ISBN: B07J3BXPV9)

Bewertung zu "Mayra und das Geheimnis der Magie (Terrestra-Saga 2)" von Marita Grimke

Mayra und das Geheimnis der Magie (Terrestra-Saga 2)
Sunnyfinyvor 6 Jahren
Kurzmeinung: Ein gelungener zweites Band, der die Handlung mit einer Vielzahl interessanter Ideen aufmischt.
Großes Kopfkino

Alles könnte so schön sein: Mayra, eine 16-jährige Schülerin aus der technisch hochentwickelten Welt von Unionia, und Djuma, der Sohn des Königs von Terrestra, haben eine gewaltsame Konfrontation zwischen ihren Heimatplaneten abwenden können, den Weg für demokratische Wahlen bereitet und sind sich dabei auch persönlich näher gekommen. Doch der Frieden währt nicht lange. Auf Terrestra intrigieren Djumas Neider gegen ihn, während Mayra in ihrer eigenen Welt mit ihrer neuen Rolle als Berühmtheit fertig werden und um das kämpfen muss, was ihr wichtig ist - allem voran ihre Liebe zu Djuma.

Marita Grimkes zweiter Roman in der "Mayra"-Reihe zündet ein wahres Feuerwerk an Ideen. Immer neue Hindernisse stellen sich in Mayras und Djumas Weg, von Verschwörungen, marodierenden Banden, undurchsichtigen Geschäftsleuten oder einer reißerischen Fernsehshow, bis hin zu Mayras unerwartet wieder auf der Bildfläche aufgetauchten Schwarm aus Schulzeiten. Es gibt neue spannende Enthüllungen über Djumas Familie oder den Schlüssel zur Magie von Terrestra. Die Hauptpersonen wachsen an ihren Aufgaben, bleiben sich aber in den Grundzügen auf sympathische Weise treu. Weitere schon bekannte Figuren aus den Welten von Unionia und Terrestra werden ebenfalls weiter entwickelt und erhalten neue Facetten. Zum Beispiel ist mir Mayras im ersten Band eher unterkühlt dargestellte, hier aber fürsorglich in die Handlung eingreifende Mutter im Laufe von "Mayra und das Geheimnis der Magie" unerwartet ans Herz gewachsen. Sowohl in der bildhaften Handlung, bei der Szenen und Gespräche oft wie für Filmszenen ausgearbeitet scheinen und sich so  sehr flüssig lesen lesen lassen, als auch bei Details der Handlung, die tief ins Showbiz von Unionia eintaucht, klingt die Begeisterung der Autorin für Regiearbeit mit - großes Kopfkino.

Die turbulente Handlung des Buches führt allerdings auch zur aus meiner Sicht einzigen Schwachstelle des Buches, nämlich der, dass bei der Vielzahl an Wendungen oft die einzelnen Einfälle nicht sehr detailliert ausgearbeitet werden können, bevor es schon wieder weiter geht. So bleiben die vielen verschiedenen Akteure auf Terrestra und Unionia stellenweise etwas blass und in seltenen Fällen gar klischeehaft. Da es sich um einen zweiten Band handelt, ist allerdings gut möglich, dass diese Lücken im Laufe weitere Bücher weiter ausgestaltet und geschlossen werden.

Insgesamt ein gelungenes zweites Buch, das die Handlung mit einer Vielzahl interessanter Ideen aufmischt, die Protagonisten glaubhaft weiterentwickelt und neugierig macht auf weitere Abenteuer von Mayra und Djuma.

Cover des Buches Leben (ISBN: 9783499252754)

Bewertung zu "Leben" von David Wagner

Leben
Sunnyfinyvor 6 Jahren
Cover des Buches Throne of Jade (ISBN: 9780007258727)

Bewertung zu "Throne of Jade" von Naomi Novik

Throne of Jade
Sunnyfinyvor 9 Jahren
Kurzmeinung: Empfehlenswerte Abenteuerreihe... mit Suchtpotenzial!
"Soar on the wings of adventure"... jap, Klappentext passt.

Nachdem ich das erste, bekannteste Buch der Reihe vor einigen Jahren gelese habe, fiel mir durch Zufall der zweite Band in die Hände. Die Idee der Temeraire-Reihe ist so einfach wie genial: Die napoleonischen Kriege, plus Drachen, die als eine Art Luftschiffe (wenn auch nicht immer ganz physikalisch korrekt) ganze Besatzungen in Gefechte tragen. Marinekapitän William Laurence hat sich im ersten Band mit seiner neuen Position als "Kapitän" des frisch geschlüpften Drachen Temeraire abgefunden, sich im "Aerial Corps" einigermaßen eingelebt und ihren ersten gemeinsamen Kampfeinsatz überstanden. Doch schon steht ihnen die nächste Herausforderung gegenüber: Der chinesische Kaiser, dem Temeraires Ei gehörte, fordert den Drachen zurück und Laurence und Temeraire müssen die lange und gefährliche Reise nach China antreten...

Es ist absolut faszinierend, wie Naomi Novik aus zwei eigentlich ausgezehrten Themen, den napoleonischen Kriegen und dem guten alten Drachenstoff, eine frische, wunderbar temporeiche Serie erschafft. Die  Autorin muss sich an historische Eckdaten halten, wie die Schlachten von Trafalgar oder Austerlitz, und ihre Geschichte zwischen den Zeilen der Geschichtsbücher einfügen, doch das gelingt ihr grandios. Obwohl wir alle wissen (oder bei Wikipedia nachschlagen können) wer wann wen in welcher Schlacht schlug, werden die Bücher dadurch nie langweilig. Dies geschieht weniger durch einen komplizierten Plot - "Throne of Jade" ist hierfür ein gutes Beispiel, da die Ereignisse logisch aus dem ersten Band folgen und das Buch hauptsächlich einen Seetransport von A nach B beschreibt. Stattdessen sind es meiner Meinung nach die wunderbaren realistischen Charaktere, vor allem der mit vielen Fehlern, aber auch vielen guten Charaktereigenschaften ausgestattete Will Laurence, die das Buch so unwiederstehlich machen - man möchte einfach wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Auch wenn das ein ganz schönes Zeitinvestment verlangt: Es gibt sieben weitere Bände, der letzte davon noch in Arbeit, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie alle in den frühen Morgenstunden so begeistert verschlingen werde wie dieses Buch! :)

Wenn man kann, sollte man das Buch meiner Meinung nach im englischen Original lesen, weil die Autorin sich erfolgreich bemüht, die Sprache der historischen Periode anzupassen.
Das Buch kann auch gelesen werden, wenn man den ersten Band nicht kennt - ich habe es an einem armen Freund ausgetestet!
Und wer noch mehr Überzeugung braucht: Wenn die Gerüchte stimmen, dürften wir bald in den Genuss einer Peter-Jackson-Verfilmung der Temeraire-Bücher kommen...

Cover des Buches Kim (ISBN: B005D6W6DK)

Bewertung zu "Kim" von Rudyard Kipling

Kim
Sunnyfinyvor 10 Jahren
Kurzmeinung: Nicht ganz einfach zu lesen, aber all die Mühe wert! Eine Explosion von Farben und Eindrücken, und ein neues Lieblingsbuch.
Cover des Buches Der Schwarm (ISBN: 9783596164530)

Bewertung zu "Der Schwarm" von Frank Schätzing

Der Schwarm
Sunnyfinyvor 10 Jahren
Kurzmeinung: Als Hörbuchfassung prima Unterhaltung
Intelligente Actionstory

Ich habe dieses Buch in der Hörbuchfassung "gelesen" und fand es sehr spannend und mitreißend. Allerdings muss ich zugeben, manchmal zwischendurch abgeschaltet und mich einfach nur berieseln lassen zu haben, ohne genau zuzuhören. Was bei 10 CDs auch unvermeidlich war. Durch die gedruckte Version hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Den Plot fand ich intelligent konstruiert und die Grundidee faszinierend, aber mit einigen der Charaktere wurde ich nicht recht warm. Sie waren einfach zu sehr kinoheldenmäßig "larger than life", unerschrocken und alle irgendwie exzentrisch, dazu konnte ich keine Beziehung aufbauen. Außerdem störte mich die Art, in der exzessives Blutvergießen und die Zerstörung ganzer Landstriche mehr im Nebensatz und ohne irgendwelchen emotionalen Anspruch jenseits des Schockwerts "heruntergenudelt" wurden - aber ich vermute, dass dies für actiongewohnte männliche Leserschaft durchaus ein Plus sein könnte. Kopfkino bekommt 4 Sterne.

Cover des Buches Kim (ISBN: 9783423126021)

Bewertung zu "Kim" von Rudyard Kipling

Kim
Sunnyfinyvor 10 Jahren
Cover des Buches Mayra und der Prinz von Terrestra (ISBN: B00GPKHAZ2)

Bewertung zu "Mayra und der Prinz von Terrestra" von Marita Grimke

Mayra und der Prinz von Terrestra
Sunnyfinyvor 10 Jahren
Kurzmeinung: Sympathische Heldin und mitreißende Geschichte
Urlaub für die Seele

In ihrem Buch „Mayra und der Prinz von Terrestra“ erzählt Marita Grimke die Geschichte des Mädchen Mayra, die in der fernen Zukunft aus der hochtechnisierten Welt ihres Heimatplaneten Unionia, einer politischen Zentrale der Sternenföderation, zu einem anderen, 'primitiven' Planeten namens Terrestra reist. Terrestra ist eine verlorene Kolonie der Föderation, wo die Menschen abgeschnitten vom technischen Fortschritt in sehr einfachen Verhältnissen, aber in einer intakten Natur leben. Doch die Institution des terrestranischen Königtums wird durch die Ankunft der Föderations-Vertreter immer mehr strapaziert, und schließlich ist es an Mayra und dem freidenkenden Prinzen von Terrestra, sich den Umwälzungen zu stellen – und wenn es den Kampf gegen den magiebegabten König Philippus bedeutet.

Grimke und ich haben einen Manuskripttausch veranstaltet. An dieser Stelle möchte ich der Autorin ganz herzlich für ihre Initiative danken, dank derer ich ein Buch lesen konnte, das ich im Laden oder online wohl nie zur Hand genommen oder gekauft hätte. Unverhofft bin ich so zu einem sehr vergnüglichen Leseerlebnis gekommen.

Zwar haben sich meine „Befürchtungen“ vom Klappentext her größtenteils bestätigt: Es eine relativ heile Welt, die Grimke in ihrer Erstveröffentlichung heraufbeschwört. Aufeinanderprallen der Kulturen? Fehlanzeige. Nach Mayras Rettung aus misslicher Lage durch den geheimnisvollen Djuma fachsimpeln beide über Pferde, und schon bei diesem ersten Treffen ist Mayra hin und weg für den blonden, blauäugigen Jüngling. Obwohl sie erst 16 ist und Djuma 21 und an Lebenserfahrung deutlich reicher, wird diese Zuneigung schnell erwidert, und die beiden erkennen zahlreiche gemeinsame Interessen und Fähigkeiten, einschließlich Magiebegabung. Hier raste mir die Handlung oft ein bisschen zu schnell voran, sowohl was die Beziehung anging als auch die Entwicklung von Mayra vom keimfrei eingesperrten kleinen Mädchen, die den Star des Schuljahrgangs anschwärmt, zur selbstbewussten, vielseitig begabten und mutigen jungen Frau, die bei jeder Gelegenheit für Rechte und Gerechtigkeit eintritt. Oft wirkt zudem die mittelalterlich-fantasyartige Welt von Terrestra eher wie eine Art Biobauernhof, ein Gegenentwurf zu Mayras Heimatplaneten. Selbst schwerwiegende Probleme werden oft im Handumdrehen durch Naturheilmethoden oder im Zweifelsfall Magie gelöst, wodurch die Handlung oft an Spannung verliert.

Obwohl das Buch somit zahlreiche Aspekte berührt, vor denen ich normalerweise zurückscheue – süße Liebesgeschichte, reichlich Pferde- und Reitszenen, Highschool-typische Erzählstränge – habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen. Dies liegt zum großen Teil an den sympathischen Figuren. Da wäre natürlich Mayra, die starke, eigensinnige, doch oft auch sympathisch tollpatschige Heldin. Mit Djuma, dem gutaussehende Pferdetrainer mit Licht-und-Schatten-Vergangenheit, bin ich durch seine etwas stereotype Beschreibung wie aus einem Pilcherfilm nicht so ganz warm geworden. Aber dann gibt es noch die vielen gut ausgearbeiteten Nebenfiguren, die dieses Buch zum Leben und Atmen bringen – Mayras überkandidelte Senatorinnen-Mutter, ihr Informatik-hochbegabter, doch körperlich behinderter Schulfreund Fredi, ihre Stiefgroßmutter, die Besatzung der föderalen Station auf Terrestra...

Insgesamt kann Grimke wunderbar beschreiben, und oft hätte ich mir mehr davon gewünscht! Zum Beispiel ist mir Mayras durchdesignte, künstliche und in der Beschreibung (jedenfalls soweit mir bekannt) einzigartige Heimatwelt Unionia dank der ausführlichen Beschreibungen fast mehr ans Herz gewachsen als der Planet Terrestra, der weit weniger Beschreibung abbekommt und daher ein wenig austauschbar mit anderen Fantasywelten wie z.B. aus Tintenblut wird. Zwar lösen sich Probleme auf Terrestra oft viel zu einfach durch Magie, dennoch fiel mir positiv auf, dass der „Einklang mit der Natur“ Aspekt nicht überstrapaziert wird (wie ich durch diverse an 'Avatar' anklingende Fazits hier schon befürchtet hatte). Die Autorin scheut sich nicht, auch die weniger rosigen Seiten einer technologisch beschränkten Welt aufzuzeigen, wie Unterernährung, Armut, Krankheit, Intrigen am Königshof... Mein Gefühl ist, dass diese Schattenseiten in den kommenden Büchern eine größere Rolle spielen werden und die Handlung dadurch an Tiefe gewinnen wird.

Ein weiterer großer Pluspunkt dieses Buches ist die Sprache. Grimke erzählt gradlinig und präzise, mit einer angenehmen, an Filmszenen angelehnten Kapitellänge, die sich sehr flüssig lesen lässt. Außerdem hat ihre Sprache keine Spur der Selbstverliebtheit, die mich an den Texten anderer Romantik-Indie-Autorinnen oft abstößt.

Fazit: Kitschig? Ein bisschen, aber ab und zu braucht auch die Seele einmal Urlaub. „Mayra und der Prinz von Terrestra“ ist ein lesenswertes, leichtes Buch, das viele Mädchenträume wahr werden lässt. Der Romantik-Anteil ist ziemlich hoch, und Reitszenen und -jargon gibt es ebenfalls reichlich, weshalb ich dieses Buch auch eher jüngeren und pferdebegeisterten Leserinnen ans Herz legen würde. Dennoch machen dies eine gute Sprache, sichere Dramaturgik, originelle Einfälle zur Ausgestaltung der Welten Unionia und Terrestra, und Charaktere, die man einfach gern haben muss, mehr als wett. Ich bin sicher, dass sich die geplante Trilogie um Mayra im Verlauf noch steigern wird, und freue mich schon auf den nächste Band.

Cover des Buches Der Vogel ist ein Rabe (ISBN: 9783442541607)

Bewertung zu "Der Vogel ist ein Rabe" von Benjamin Lebert

Der Vogel ist ein Rabe
Sunnyfinyvor 10 Jahren
Kurzmeinung: Poesieperlen in einer ansonsten trüben Miesmuschel
In einem Zug ohne Überraschungen

Mit großen Erwartungen bin ich an Leberts vielbeachtetes zweites Buch "Der Vogel ist ein Rabe" herangegangen, zumal die Presse ihm die Erforschung der "Sorgen seiner Generation" attestiert. Insgesamt bin ich aber enttäuscht.

Von der Sprache her hätte ich fünf Sterne vergeben. Die Sätze sind kurz, schnörkellos und geradlinig und entwickeln trotzdem immer wieder eine ganz eigene Poesie. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen, um sie mir auf der Zunge zergehen zu lassen.

Warum nur drei Punkte? Für mich krankt dieses Buch an der langweiligen Handlung und den unausstehlichen Charakteren. Der Ansatz ist interessant. Im Zug nach Berlin trifft Paul (Anfang 20 und gelangweiter Student) den gleichaltrigen Henry, der nur so darauf brennt, die Geschichte seiner frisch gescheiterten Freundschafts- und Liebesbeziehung mit dem krankhaft dicken Jens und der krankhaft dünnen Christine loszuwerden. Das containment der Erzählung im Zugabteil funktioniert gut und es ist spannend zu verfolgen, wie Henrys Erzählung allmählich dort mündet, im Zug. Aber insgesamt ist die Handlung die einer klassischen Dreiecksgeschichte, wie man sie etwas verschnörkelter auch in diversen Schnulzen findet: Zwei befreundete Jungs begehren das gleiche ebenfalls befreundete Mädchen, die sich aber für keinen von ihnen wirklich interessiert. Am Ende bekommt einer von ihnen sie doch, und das Beziehungsdreieck zerbricht an Eifersucht und Vertrauensverlust. Solide, aber manche Wendungen fand ich trotzdem unlogisch. Zum Beispiel bleibt mir unverständlich, wie Liebesbeziehungen, die rein körperlich bleiben und im Wortlaut von "ficken, Arsch, Titten" abgehandelt werden, ausreichend seelische Schäden anrichten können, um die brutalen Racheakte, von denen das Buch auch handelt, zu rechtfertigen. Den Bordellbesuch fand ich als Schlüsselerlebnis unlogisch - warum sollte ein älterer Gönner einfach so einen herumstreunenden Studenten einpacken und ihm zwei Stunden im Luxus-Puff spendieren? Diese Szenen kamer mir eher vor wie eine Jungsfantasie als etwas, das im echten Leben vorkommen würde. Sogar in Berlin.

Aber wo die Handlung noch gut unterhält, sind die Charaktere einfach nur nervtötend. Henry, Christine und Jens (von denen das Buch hauptsächlich erzählt, da Paul sich sorgfältig zurückhält) kommen mir vor wie Karikaturen. Alle - Paul eingeschlossen - sind liebesbedürftig, aber nicht liebesfähig, meist mit sich selbst beschäftigt, und schlurfen mehr oder weniger ziellos durch ihr "Scheiß"leben. Sie bemitleiden sich ausgiebig selbst (vor allem Henry und Paul, die als Erzähler mehr Gelegenheit dazu bekommen) und ab und zu werden tiefenphilosophische Betrachtungen angestellt, die dann aber doch meist im eher seichten Wasser von "es ist wie es ist" münden. Selbst die körperlichen Wehwehchen der Figuren (Henrys psychosomatischer Dauerdurchfall, Jens' Fresssucht, Christines Anorexie) dienen nur dazu, diese Fehler weiter zu überzeichnen, da alle drei ihre Probleme nur auf ermüdende Weise zelebrieren, anstatt je dagegen anzukämpfen. In dieser Welt sind ohnehin alle Mädchen umwerfend hübsch und alle Jungs triebgesteuert. So gibt es auch keine überraschenden Handlungen - außer vielleicht in Pauls Plot - und keine Figur entwickelt sich irgendwie weiter. Selbst der "große Knaller" am Ende, als Paul ein düsteres Geheimnis preisgibt, ließ mich seltsam kalt, weil ich zu der Figur vorher keinerlei Beziehung aufbauen konnte. Dadurch, dass die Charaktere so phlegmatisch sind und nie aus ihren gewohnten Kreisen ausbrechen (auch wenn sie davon phantasieren), wird man zur Weißglut gebracht oder gelangweilt, bei mir überwog am Ende letzteres. Da alles beim Schlechten bleibt, fast durchgehend ohne Hoffnungsschimmer, konnte ich das Buch auch nur lesen, wenn ich richtig gute Laune hatte und einen Dämpfer verkraften konnte.

Man könnte noch einwenden, der Autor hätte es eben gekonnt verstanden, seine Figuren so zu überzeichnen, dass sie einem auf selbstverständlich schmerzhafte Art die Macken der eigenen Generation vor Augen führen. Aber gerade dem kann ich persönlich überhaupt nicht zustimmen. Ich zähle mich selbst (fast 21) zur "jungen Generation", aber in diesem Buch finde ich weder mich selbst noch irgendeinen Bekannten des gleichen Alters wieder. So doof und an uns selbst gescheitert sind wir einfach nicht, jedenfalls nicht durchgehend. Mich beschlich beim Lesen immer wieder das Gefühl, dass hier die Twens so dargestellt werden, wie etwas Ältere sie gern sähen - im materiellen Überfluss dank Überweisungen von Mama und Papa, aber doch mit dem eigenen Leben überfordert, ziellos und zu keinen anständigen menschlichen Beziehungen fähig. Mit dem vorhersehbaren Schluss "diese Jugend von heute!". Worüber man dann Spiegel-Diskussionsrunden starten kann. Und als junger Autor ist man ein gemachter Mann.

Insgesamt vergebe ich dank der schönen Sprache, wegen der ich das Buch doch nicht weglegen konnte, drei Sterne. Eine Jungenfantasie für Tage, an denen die Sonne lacht und man sich irgendwie zu gut fühlt.

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